Sinnesorgane
Als Sinnesorgane bezeichnet man die Organe mit denen der Mensch die Außenwelt wahrnimmt. Im Yoga unterscheidet zwischen Handlungsorganen und Wahrnehmungsorganen, sie werden auch als Sinnesorgane bezeichnet. Die fünf Wahrnehmungsorgane sind das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Man könnte auch sagen Augen, Ohren, Nase, Mund und die Haut.
Sinnesorgane aus yogsicher Sicht
Im Yoga spricht man nicht nur von den physischen Sinnesorganen, es gibt auch die Astralen, das sind die geistigen Fähigkeiten. Man kann auch hören ohne die Ohren, sehen ohne die Augen und fühlen ohne die Haut, nämlich mit dem Geist. Du kannst dir alte Sinneseindrücke wachrufen und auch im Traum kannst du sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Es gibt dann noch die fünf Handlungsorgane. Das sind die Füße, die Hände, der Mund, die Geschlechtsorgane und die Ausscheidungsorgane. Damit sind nicht nur die physischen Organe gemeint, sondern die fünf Arten von Tätigkeiten die der Mensch ausführen kann. Die Füße stehen für das sich Fortbewegen, die Hände für das Gestalten. Der Mund steht für das Reden und Kommunikation. Die Ausscheidungsorgane stehen für Abfallerzeugung. Die Geschlechtsorgane stehen für alles Kreative und Schöpferische.
In diesem Sinne sind die Sinnesorgane Symbol für die fünf Kategorien wie man etwas wahrnehmen kann und die fünf Kategorien wie man etwas tun kann. Letztlich steht es auch für die verschiedenen Weisen wie man denkt. Man kann in Bildern, Worten und Gefühlen denken. Es kann einem schmecken, oder auch nicht und da kommt die emotionale Komponente mit ins Spiel, man kann etwas riechen und über das Riechen auch etwas denken. In diesem Sinne prägen die Sinnesorgane auch das Denken und das Wünschen. Man will sich fortbewegen, man will etwas tun, sich etwas einverleiben, man will Geschlechtsverkehr haben und man will tasten, fühlen. In diesem Sinne, Sinnesorgane sind mehr als nur Türen zur Umwelt, sondern sie prägen auch Denken, Fühlen und Bewusstsein. Yoga sagt aber auch, Bewusstsein ist über Denken, Fühlen und die Sinnesorgane hinaus möglich. Du bist reines Bewusstsein, jenseits aller Sinnesorgane.
Videovortrag zu Sinnesorgane
Lass dich inspirieren durch die Ausführungen zum Thema Sinnesorgane:
Sinnesorgane - was ist das? Einige Informationen zum Thema Sinnesorgane in einem kurzen Spontan-Videovortrag. Sukadev, Gründer von Yoga Vidya e.V., behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Sinnesorgane und streut einige Yoga Überlegungen mit ein.
Reize über die Sinnesorgane
- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -
Ohren, Augen, Zunge, Nase und Haut sind die fünf Jnana Indriyas, die Organe der Wahrnehmung. Sprachorgan, Hände, Füße, Genitalien und After sind die fünf Karma Indriyas, die Handlungsorgane. Wer seine Indriyas nicht gezügelt hat, wird zu ihrem Sklaven und wird sein Ziel nicht erreichen.
Eine schöne Analogie steht in der Katha Upanishad:
Der Körper wird mit einem Wagen verglichen. Jivatma (die individuelle Seele) ist der Besitzer des Wagens. Der Intellekt ist der Lenker. Die Gedanken bilden die Zügel. Die Indriyas sind die Pferde. Wer dank seiner Vernunft als Lenker diese ungestümen Pferde unter Kontrolle hat, erreicht das Ziel, den Bereich der ewigen Seligkeit. Der Unachtsame wird von den wilden Rossen (den Indriyas) fortgetragen, überschlägt sich und bleibt auf der Strecke.
Die Übung von Pratyahara (Zurückziehen der Aufmerksamkeit, dem 5. Glied im Ashtanga Yoga) besteht darin, die Sinnesorgane von den ihren jeweiligen Sinneswahrnehmungen abzuziehen. Sie werden schrittweise von der äußeren Wahrnehmung nach innen gelenkt. Auch die Gedanken werden dann von ihnen abgezogen. Damit dir dies leichter fällt, ist es hilfreich eine Weile auf bestimmte Außenreize ganz oder weitgehend zu verzichten, wie zum Beispiel Parfüme als Wohlgerüche, besondere Leckerbissen, luxuriöse Umgebung.
Die Beherrschung der nach außen gerichteten Sinne und der automatischen Reaktion auf Außenreize ist sehr wichtig. Fehlt diese Grundlage und sind sie stürmisch, dann kannst du dich nicht konzentrieren. Beobachte sie sorgfältig und erziehe sie durch geeignete Methoden, wie zum Beispiel ab und zu Fasten, Schweigen, Tratak, bewusster Verzicht auf Sexualität für eine Weile und so weiter. Zeitweiser Verzicht auf Sexualität hält die Zeugungsorgane in Schach, Mauna (Schweigen) das Sprachorgan, Tratak (meditatives Starren auf einen Punkt) die Augen.
Wenn du eine Weile geduldig übst, werden die Sinnesorgane dir keine Probleme mehr bereiten und du kannst sie beherrschen und frei entscheiden.
Sind die Sinnesorgane einigermaßen beherrscht, führt dies zum nächsten Schritt, zur gedanklichen Konzentration und bewussten Gedankenlenkung. Die Sinnesorgane können nicht unabhängig vom Denken wirken.
Viveka Chudamani - Die Sinnesorgane
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 92 von Sukadev Bretz -
Ohren, Haut, Augen, Nase und Zunge werden Wahrnehmungsorgane genannt, weil sie Sinnesobjekte wahrnehmen. Mund, Hände, Füße, Geschlechts- und Ausscheidungsorgane werden Handlungsorgane genannt weil sie für Tätigkeiten gebraucht werden.
Hier spricht Shankaracharya über die fünf Wahrnehmungsorgane auch „jnanendriyas“ gennant und hier, in diesem Kontext, „Buddhindriya“ genannt. Es geht um die Handlungorgane „Karma indriyas“ auch „karmendriya“ genannt.
Die fünf Wahrnehmnungsorgane
Es gibt fünf Wahrnehmungsorgane und fünf Handlungsorgane. Das soll dir auch zeigen, dass du die Welt in fünf Kategorien wahrnehmen kannst: sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Es ist eine gute Sache dir bewusst zu machen, dass das ist, wie ich die Welt wahrnehme. Du kannst sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Es ist nicht so, dass die Welt aus Farben oder Klängen, riechendem, schmeckendem und fühlendem besteht. Sondern du kategorisierst die Welt über diese fünf Wahrnehmungen.
- Es gibt in Wirklichkeit keine Farben. Es gibt vom physikalischen Standpunkt aus gesehen nur verschiedene Schwingungs-Frequenzen und du kannst diese Schwingungsfrequenzen wahrnehmen. Du kannst ein Spektrum des elektromagnetischen Spektrums wahrnehmen als Farben. Aber es gibt keine Farben.
- Genauso gibt es keine Klänge. Es gibt bestimmte Luftschwingungen. Diese kommen auf dein Ohr und diese nimmst du wahr als Klänge.
- Es gibt auch keine Gerüche. Es gibt bestimmte Partikel in der Luft. Manche davon interpretierst du als Gerüche.
- Es gibt auch keinen Geschmack. Es gibt bestimmte Moleküle die bestimmte Geschmackszellen auf deiner Zunge stimulieren und die interpretierst du als Geschmack in Zusammenarbeit mit dem was die Nase an das Gehirn übermittelt.
Die Welt ist nicht so wie du sie wahrnimmst
In diesem Sinne geschehen die fünf Wahrnehmungen die du machst, über deine Sinnesorgane. Die Welt ist nicht so wie du denkst. Angenommen du würdest ein Sinnesorgan verlieren, ist die Welt ganz anders.
Angenommen du triffst mal jemanden der blind geboren ist, unterhalte dich mal mit ihm oder mit ihr. Wie ist seine/ihre Wahrnehmung? Eine ganz andere. Noch nie etwas gesehen. Weiß nicht wie sehen ist. Oder angenommen jemand ist taub geboren du kannst mit ihm/ihr über Schreiben oder Gebärdensprache kommunizieren. Es ist eine hoch faszinierende Sache über die Erfahrung von Menschen zu hören, die nicht hören können. Die Welt nimmst du über die Sinne wahr. Aber sie besteht nicht aus Sinneswahrnehmungen. Wenn du darüber ein bisschen nachdenkst, dann weißt du auch, die Welt wie ich sie wahrnehme, ist nicht so wie ich sie wahrnehme.
Die fünf Handlungsorgane
Dann gibt es die fünf Handlungsorgane, er nennt hier Mund, Hände, Füße, Geschlechts- und Ausscheidungsorgane. Die stehen symbolisch auch für die fünf Dingen die der Mensch macht. Im Grunde genommen hat sich in den letzten 1.000 Jahren oder zigtausend Jahre nichts geändert.
- Der Mensch geht durch die Gegend. Dafür stehen die Füße. Natürlich hat der Mensch von heute Erweiterungen für dieses Bewegungsinstrument. Es gibt Fahrräder, Autos, Flugzeuge, Züge, Raketen und so weiter aber im Grunde genommen ist das auch nur eine Art der Fortbewegung.
- Dann hat der Mensch den Mund, das steht für Kommunikation und auch das Essen. Der Mensch liebt es zu kommunizieren. Heute kann man nicht nur über den Mund kommunizieren sondern auch über e-mail, Messages, Social Media über Videos und so vieles andere. Aber im Grunde genommen macht der Mensch heute nichts anderes als vor 50.000 Jahren. Er kommuniziert. Nur über andere Medien.
- Als drittes hat der Mensch die Hände. Die Hände sind dafür da um Dinge zu bewegen und zu verändern und einiges zu bewirken. Natürlich haben wir heute nicht nur die Hände, wir haben Maschinen, Bagger, Roboter und so weiter. Im Grunde genommen alles Modifikationen der Hände.
- Dann haben wir die Geschlechtsorgane. Das steht für Zeugung, Nachkommenschaft, Sexualität auch Kreativität. Der Mensch will auch etwas Neues zeugen und schaffen.
- Schließlich haben wir die Ausscheidungsorgane. Der Mensch schafft auch jede Menge Müll. Dafür stehen die Ausscheidungsorgane. Man könnte auch sagen, der Mensch ist ein ganz besonderes Müll erzeugendes Tier. Kein anderes Tier erzeugt wirklich Müll. Ein Hund erzeugt Kot und das erzeugt wiederum Dünger. Der Mensch schafft viele Abfallprodukte, die die Erde zu zerstören drohen. Man nimmt an, dass es in 10 – 20 Jahren mehr Plastikgewicht gibt als Fische. Der Mensch erzeugt Müll, der anderen Lebewesen das Leben unmöglich macht.
Löse dich von der Verhaftung
Im Grunde genommen haben wir Wünsche und Motive von fünf Wahrnehmungsorganen, wir wollen schönes sehen, schönes riechen, gutes schmecken, gutes hören und angenehmes fühlen. Wir wollen durch die Gegend gehen, mit den Füßen Neues erkunden, wir wollen einiges tun und bewegen, spielen oder was auch immer, dafür stehen die Hände.
Wir wollen kommunizieren, dafür steht der Mund wir wollen uns fortpflanzen, geschlechtliche Freuden haben, dafür stehen die Geschlechtsorgane und kreativ sein, Neues zeugen und wir müssen ausscheiden. Wenn du magst, kannst du heute darüber nachdenken und all deine Wünsche und alles was du hast einteilen in fünf Wahrnehmungsorgane und fünf Handlungsorgane.
Die ganze menschliche Zivilisation ist nicht so kompliziert. Der Mensch verfeinert oder verkompliziert seine Sinneswahrnehmungen und die Objekte der Sinneswahrnehmungen und der Mensch bewegt sich, tut Dinge, pflanzt sich fort, scheidet aus, kommuniziert. Im Wesentlichen war es das. Kultur und Zivilisation ist nicht so viel mehr. Denke mal darüber nach und löse dich von der Verhaftung.
Siehe auch
Weitere Stichwörter im Kontext von Sinnesorgane
Begriffe aus den Gebieten Naturheilkunde, Anatomie, Medizin und Psychologie, die im weitesten Sinn etwas zu tun haben mit Sinnesorgane, sind zum Beispiel
Literatur
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- James Swartz: Yoga der Liebe
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
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Zusammenfassung
Sinnesorgane wird man sehen können im Kontext von Körperteil, Anatomie, Physiologie, Medizin.