Gefühl: Unterschied zwischen den Versionen

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==Gefühl als hilfreiche Tugend==
'''Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz'''
Gefühl ist jetzt natürlich keine Tugend, ist auch keine Eigenschaft. Gefühl ist etwas, was Menschsein ausmacht. Der Mensch ist ein denkendes Wesen, er ist ein handelndes Wesen, er ist ein fühlendes Wesen. So wie Vedanta sagt, es gibt drei Aspekte des Menschseins, das ist Iccha, das ist Kriya und das ist Jnana. Iccha ist in diesem Kontext das Wünschen und das Fühlen. Kriya ist das Handeln. Jnana ist das Verstehen. Oder wie man auch sagt, Bauch, Herz und Kopf. Bauch steht auch für das Handeln, Herz steht hier für das Gefühl, Kopf steht für die Einsicht und für die Erkenntnis. Natürlich, so getrennt ist das alles nicht, es gibt ja auch das Bauchgefühl und heute wissen wir, dass die Emotionen letztlich irgendwo auch sichtbar gemacht werden können über irgendwelche Hirnfunktionen und irgendwelche Messgeräte, wo man erkennen kann, bei bestimmten Gefühlen sind bestimmte Teile des Hirns aktiver als andere. Also, alles hängt mit allem zusammen. Der Mensch besteht aus Gefühlen. Und was ist die Ursache von Gefühlen? Wenn wir die Evolutionsbiologen fragen würden, die würden sagen: „Gefühle sind eine Art Wissen, eine Art Information, in Verbindung mit Energie.“ Menschen haben z.B. Ängste, das sind z.B. Gefühle, das zeigt, man muss vorsichtig sein, man muss aufpassen. Da ist die Information, da ist eine Lage, wo es etwas schwierig ist, da ist eine Energie dabei, eine Wachsamkeit, eine Achtsamkeit. Oder Ärger, ein anderes Gefühl, will einem irgendwo sagen: „Da geht jemand über seine Grenzen hinaus, beachtet deine Grenzen nicht, irgendwie ist dort jemand Aggressives, du musst dich zur Wehr setzen.“ Oder Niedergeschlagenheit, nach einer Periode der Anstrengung und des Bemühens und der Kooperation gab es vielleicht eine Enttäuschung oder ein Ausgepowert-Sein, dann muss der Mensch sich regenerieren. Um sich zu regenerieren, hat die Psyche die Fähigkeit zur Niedergeschlagenheit entwickelt, so dass man etwas Ruhe gibt und sich Zeit gibt, sich zu regenerieren, die Sachen zu verarbeiten. Oder Eifersucht, ein anderes Gefühl, hat auch wieder den Sinn, die Zweierbeziehung irgendwo zusammenzuhalten. Oder es gibt den Ekel, auch als Gefühl. Das ist irgendwo so eine Information, ursprünglich etwas, was nicht gut ist zum Essen oder nicht gut ist, in der Nähe zu sein, weil es ungesund ist, um einen davon abzuhalten, hat die Natur dieses Gefühl entwickelt. Ebenso gibt es dann Enthusiasmus und es gibt Begeisterung, es gibt Freude und es gibt auch Liebe, Angezogen-Sein usw., das sind alles verschiedene Gefühle, die alle ihren biologischen Sinn haben. Und ein Aspekt des Umgangs mit Gefühlen, ist erstmal anzunehmen: „Ja, ich bin ein Mensch und der Mensch ist ein Wesen mit Gefühlen und alle meine Gefühle machen irgendwo Sinn.“ Zweiter Aspekt von Gefühlen ist letztlich ein spiritueller. Yogis würden sagen, deine wahre Natur ist Sat, Chid und Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Du bist nicht beschränkt auf den Körper, du bist das unsterbliche Selbst, deine wahre Natur, unendliches Sein, Bewusstheit, unendliche Bewusstheit. Und diese Bewusstheit ist nicht einfach eine abstrakte Bewusstheit, sie ist Ananda und Ananda ist Freude, Ananda ist Liebe. Deshalb würden Yogis Liebe und Freude auch nicht als Gefühle bezeichnen, sondern als deine wahre Natur. Und im Grunde genommen, alle anderen Emotionen sind irgendwo Reflektionen dieses Urgefühls von Liebe und Freude. Und du kannst alle anderen Gefühle als kleine Reflektionen dieses Ur-Seins begreifen. Und dann kann man eben Ärger, Angst und alles andere auch in Beziehung setzen, dass es irgendwo ein Lechzen nach Liebe ist, eine Sehnsucht nach Liebe und Freude und eben im Moment diese Liebe und Freude so nicht anwesend sind. Daher kann man also sagen, eine andere Weise, deine Emotionen und deine Gefühle zu sehen, ist Reflektion deiner wahren Natur, Spiegelung deiner wahren Natur. Es gibt natürlich einen weiteren Aspekt von Gefühlen. Das ist, Gefühle, so sehr sie dir helfen und so sehr sie sinnvoll sein können, irren sich natürlich auch. Ein Bauchgefühl ist gut, aber es kann sich auch irren. Und die Gefühle zu anderen Menschen können dich auch verwirren. Und Gefühle von Ärger und Angst und Depression können dich lähmen oder in die Aggression bringen, dich zu Handlungen veranlassen oder dich von Handlungen abhalten auf eine Weise, die du nicht magst. Deshalb ist es wichtig, auch den Verstand zu nutzen, auf Sanskrit würde man sagen, die Buddhi, den Verstand, das Unterscheidungsvermögen. Mit Verstand und Unterscheidungsvermögen kannst du die Informationen der Gefühle annehmen und du kannst dann schauen, was ist sinnvoll, was ist nicht sinnvoll. Liebevoll deine Gefühle annehmen und ihnen danken, dass sie da sind, die Informationen nutzen und auch die Energie der Emotionen, der Gefühle nutzen, aber manchmal auch sagen: „Nein, das ist nicht richtig, so will ich nicht handeln, so will ich es nicht machen.“ Oder: „So werde ich jetzt die Energie der Emotionen umwandeln.“ Dann gibt es natürlich die höheren Gefühle. Die höheren Gefühle, ich sagte schon, Liebe und Freude als Ausdruck der Seele, aber auch die Gottesliebe, das Berührt-Sein, das Staunen, mystische Erfahrungen. Auch das sind Gefühle, aber es sind höhere Gefühle, höhere Widerspiegelungen deiner wahren Natur. Und es ist auch gut, immer mehr die höheren Gefühle in dir zuzulassen und zu ermöglichen, der Mensch ist nämlich ein gefühlsbetontes Lebewesen. Gefühlsleere gibt es nicht und das, was man als Gefühlsleere bezeichnet, ist kein schönes Gefühl. In dem Maße, in dem du selbst die höheren Gefühle ermöglichst, in dem Maße werden andere Gefühle nicht so schnell sich breitmachen. Du kannst dir irgendwo zur Gewohnheit machen, öfters mal Schönheit zu spüren. Z.B. kannst du Pflanzen anschauen oder vielleicht hast du den ein oder anderen Kunstgegenstand oder Darstellungen des Göttlichen. Vielleicht kannst du eine Kerze anzünden, vielleicht hast du schöne Pflanzen, vielleicht liebst du den Himmel, da kannst du das öfters mal anschauen. Und schaue es an und spüre dann diese Freude, wenn du Schönheit genießt. Sicherlich kennst du den einen oder anderen Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst, zu dem du Liebe spürst. Nimm dir immer wieder einen Moment, vom Herzen diese Liebe auch zu spüren. Öfters mal höre Mantras zu oder spirituellen Gesängen oder singe selbst und spüre das vom Herzen her, spüre es mit Liebe. Öfters sei dir bewusst, dass viele großartige Dinge in deinem Leben sind. Dankbarkeit, spüre Dankbarkeit. Wenn du diese Dinge öfters machst und so positive Gefühle, höhere Gefühle in dir hervorrufst, dann wirst du insgesamt schönere und angenehmere Gefühle haben. Wenn du dich zu sehr damit beschäftigst, was Menschen alles falsch machen und was sie besser machen sollten und was in der Welt alles schiefgeht und wie schlimm alles ist, das hilft dir nicht, positive Gefühle zu bekommen. Und wenn es zu viel ist, dann lähmt es dich sogar. Man muss nicht die Augen vor der Welt verschließen, ich lese auch öfters im Internet Nachrichten und schaue, was los ist. Aber ich mache es mir auch zur Gewohnheit, immer wieder ein Gefühl der Nähe zu Gott hervorzurufen und immer wieder die Schönheit in der Natur zu genießen, immer wieder Liebe und Freude zu spüren. Das kannst du auch und du kannst es sehr gut. Das waren einige Aspekte, einige Gedanken, einige Denkanstöße, Fühlanstöße zum Thema „Gefühle“.
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==Bewusstwerden der Gefühle und der Umgang damit==
==Bewusstwerden der Gefühle und der Umgang damit==

Version vom 24. Dezember 2015, 17:00 Uhr

Gefühle sind Emotionen, Energien die unseren Geist beschäftigen. Laut C.G. Jung stellt das Fühlen eine der vier psychologischen Grundfunktionen dar. Gefühle stehen in Wechselbeziehung zu unserer internen und externen Umgebung. Wenn wir unsere Gefühle besser verstehen und sie uns immer wieder bewusst machen können wir besser mit ihnen und unseren Mitmenschen umgehen.

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Gefühl als hilfreiche Tugend

Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Gefühl ist jetzt natürlich keine Tugend, ist auch keine Eigenschaft. Gefühl ist etwas, was Menschsein ausmacht. Der Mensch ist ein denkendes Wesen, er ist ein handelndes Wesen, er ist ein fühlendes Wesen. So wie Vedanta sagt, es gibt drei Aspekte des Menschseins, das ist Iccha, das ist Kriya und das ist Jnana. Iccha ist in diesem Kontext das Wünschen und das Fühlen. Kriya ist das Handeln. Jnana ist das Verstehen. Oder wie man auch sagt, Bauch, Herz und Kopf. Bauch steht auch für das Handeln, Herz steht hier für das Gefühl, Kopf steht für die Einsicht und für die Erkenntnis. Natürlich, so getrennt ist das alles nicht, es gibt ja auch das Bauchgefühl und heute wissen wir, dass die Emotionen letztlich irgendwo auch sichtbar gemacht werden können über irgendwelche Hirnfunktionen und irgendwelche Messgeräte, wo man erkennen kann, bei bestimmten Gefühlen sind bestimmte Teile des Hirns aktiver als andere. Also, alles hängt mit allem zusammen. Der Mensch besteht aus Gefühlen. Und was ist die Ursache von Gefühlen? Wenn wir die Evolutionsbiologen fragen würden, die würden sagen: „Gefühle sind eine Art Wissen, eine Art Information, in Verbindung mit Energie.“ Menschen haben z.B. Ängste, das sind z.B. Gefühle, das zeigt, man muss vorsichtig sein, man muss aufpassen. Da ist die Information, da ist eine Lage, wo es etwas schwierig ist, da ist eine Energie dabei, eine Wachsamkeit, eine Achtsamkeit. Oder Ärger, ein anderes Gefühl, will einem irgendwo sagen: „Da geht jemand über seine Grenzen hinaus, beachtet deine Grenzen nicht, irgendwie ist dort jemand Aggressives, du musst dich zur Wehr setzen.“ Oder Niedergeschlagenheit, nach einer Periode der Anstrengung und des Bemühens und der Kooperation gab es vielleicht eine Enttäuschung oder ein Ausgepowert-Sein, dann muss der Mensch sich regenerieren. Um sich zu regenerieren, hat die Psyche die Fähigkeit zur Niedergeschlagenheit entwickelt, so dass man etwas Ruhe gibt und sich Zeit gibt, sich zu regenerieren, die Sachen zu verarbeiten. Oder Eifersucht, ein anderes Gefühl, hat auch wieder den Sinn, die Zweierbeziehung irgendwo zusammenzuhalten. Oder es gibt den Ekel, auch als Gefühl. Das ist irgendwo so eine Information, ursprünglich etwas, was nicht gut ist zum Essen oder nicht gut ist, in der Nähe zu sein, weil es ungesund ist, um einen davon abzuhalten, hat die Natur dieses Gefühl entwickelt. Ebenso gibt es dann Enthusiasmus und es gibt Begeisterung, es gibt Freude und es gibt auch Liebe, Angezogen-Sein usw., das sind alles verschiedene Gefühle, die alle ihren biologischen Sinn haben. Und ein Aspekt des Umgangs mit Gefühlen, ist erstmal anzunehmen: „Ja, ich bin ein Mensch und der Mensch ist ein Wesen mit Gefühlen und alle meine Gefühle machen irgendwo Sinn.“ Zweiter Aspekt von Gefühlen ist letztlich ein spiritueller. Yogis würden sagen, deine wahre Natur ist Sat, Chid und Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Du bist nicht beschränkt auf den Körper, du bist das unsterbliche Selbst, deine wahre Natur, unendliches Sein, Bewusstheit, unendliche Bewusstheit. Und diese Bewusstheit ist nicht einfach eine abstrakte Bewusstheit, sie ist Ananda und Ananda ist Freude, Ananda ist Liebe. Deshalb würden Yogis Liebe und Freude auch nicht als Gefühle bezeichnen, sondern als deine wahre Natur. Und im Grunde genommen, alle anderen Emotionen sind irgendwo Reflektionen dieses Urgefühls von Liebe und Freude. Und du kannst alle anderen Gefühle als kleine Reflektionen dieses Ur-Seins begreifen. Und dann kann man eben Ärger, Angst und alles andere auch in Beziehung setzen, dass es irgendwo ein Lechzen nach Liebe ist, eine Sehnsucht nach Liebe und Freude und eben im Moment diese Liebe und Freude so nicht anwesend sind. Daher kann man also sagen, eine andere Weise, deine Emotionen und deine Gefühle zu sehen, ist Reflektion deiner wahren Natur, Spiegelung deiner wahren Natur. Es gibt natürlich einen weiteren Aspekt von Gefühlen. Das ist, Gefühle, so sehr sie dir helfen und so sehr sie sinnvoll sein können, irren sich natürlich auch. Ein Bauchgefühl ist gut, aber es kann sich auch irren. Und die Gefühle zu anderen Menschen können dich auch verwirren. Und Gefühle von Ärger und Angst und Depression können dich lähmen oder in die Aggression bringen, dich zu Handlungen veranlassen oder dich von Handlungen abhalten auf eine Weise, die du nicht magst. Deshalb ist es wichtig, auch den Verstand zu nutzen, auf Sanskrit würde man sagen, die Buddhi, den Verstand, das Unterscheidungsvermögen. Mit Verstand und Unterscheidungsvermögen kannst du die Informationen der Gefühle annehmen und du kannst dann schauen, was ist sinnvoll, was ist nicht sinnvoll. Liebevoll deine Gefühle annehmen und ihnen danken, dass sie da sind, die Informationen nutzen und auch die Energie der Emotionen, der Gefühle nutzen, aber manchmal auch sagen: „Nein, das ist nicht richtig, so will ich nicht handeln, so will ich es nicht machen.“ Oder: „So werde ich jetzt die Energie der Emotionen umwandeln.“ Dann gibt es natürlich die höheren Gefühle. Die höheren Gefühle, ich sagte schon, Liebe und Freude als Ausdruck der Seele, aber auch die Gottesliebe, das Berührt-Sein, das Staunen, mystische Erfahrungen. Auch das sind Gefühle, aber es sind höhere Gefühle, höhere Widerspiegelungen deiner wahren Natur. Und es ist auch gut, immer mehr die höheren Gefühle in dir zuzulassen und zu ermöglichen, der Mensch ist nämlich ein gefühlsbetontes Lebewesen. Gefühlsleere gibt es nicht und das, was man als Gefühlsleere bezeichnet, ist kein schönes Gefühl. In dem Maße, in dem du selbst die höheren Gefühle ermöglichst, in dem Maße werden andere Gefühle nicht so schnell sich breitmachen. Du kannst dir irgendwo zur Gewohnheit machen, öfters mal Schönheit zu spüren. Z.B. kannst du Pflanzen anschauen oder vielleicht hast du den ein oder anderen Kunstgegenstand oder Darstellungen des Göttlichen. Vielleicht kannst du eine Kerze anzünden, vielleicht hast du schöne Pflanzen, vielleicht liebst du den Himmel, da kannst du das öfters mal anschauen. Und schaue es an und spüre dann diese Freude, wenn du Schönheit genießt. Sicherlich kennst du den einen oder anderen Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst, zu dem du Liebe spürst. Nimm dir immer wieder einen Moment, vom Herzen diese Liebe auch zu spüren. Öfters mal höre Mantras zu oder spirituellen Gesängen oder singe selbst und spüre das vom Herzen her, spüre es mit Liebe. Öfters sei dir bewusst, dass viele großartige Dinge in deinem Leben sind. Dankbarkeit, spüre Dankbarkeit. Wenn du diese Dinge öfters machst und so positive Gefühle, höhere Gefühle in dir hervorrufst, dann wirst du insgesamt schönere und angenehmere Gefühle haben. Wenn du dich zu sehr damit beschäftigst, was Menschen alles falsch machen und was sie besser machen sollten und was in der Welt alles schiefgeht und wie schlimm alles ist, das hilft dir nicht, positive Gefühle zu bekommen. Und wenn es zu viel ist, dann lähmt es dich sogar. Man muss nicht die Augen vor der Welt verschließen, ich lese auch öfters im Internet Nachrichten und schaue, was los ist. Aber ich mache es mir auch zur Gewohnheit, immer wieder ein Gefühl der Nähe zu Gott hervorzurufen und immer wieder die Schönheit in der Natur zu genießen, immer wieder Liebe und Freude zu spüren. Das kannst du auch und du kannst es sehr gut. Das waren einige Aspekte, einige Gedanken, einige Denkanstöße, Fühlanstöße zum Thema „Gefühle“.

Bewusstwerden der Gefühle und der Umgang damit

Artikel zum Vortrag von Dr. Nalini Sahay, mit freundlicher Genehmigung, über den Umgang mit Gefühlen am 14. März 2013

Dr. Nalini Sahay ist Yoga Meisterin (Acharya) und Doktor der Psychologie. Sie verbindet so tiefes klassisches Yoga Wissen mit dem Wissen von westlicher Psychologie und Medizin. Sie lernte die Energietechniken in intensiven Kursen in der Tradition von Swami Sivananda und Swami Satyananda. In ihrer Arbeit mit therapeutischem Yoga in Schulen und Krankenhäusern sowie in Sozialarbeit mit Aidskranken und Suchtkranken lernte sie, diese Techniken so zu modifizieren, dass sie jeder ohne Schwierigkeiten umsetzen kann. Dr.Nalini Sahay hat selbst eine große Ausstrahlung und begeistert durch ihre klaren Anweisungen, ihren praktischen Idealismus und einfühlsame Begeisterung.

Was sind Gefühle?

Ein besseres Verständnis unserer Gefühle ist ausgesprochen wichtig. Dazu müssen wir sie jedoch erst einmal erkennen. Gefühle sind Emotionen, Energien die unseren Geist beschäftigen. Ein Gefühl taucht auf, sendet eine Nachricht an unser Gehirn, darauf folgt eine Antwort/Reaktion. Gefühle sind wertfrei, sie sind weder positiv noch negativ. Manchmal haben wir das Gefühl dass etwas nicht stimmt. Warum ist das so? Dieses Gefühl betrübt uns, zieht uns herunter. Gedanken lösen Gefühle aus, durch sie wiederum entstehen Emotionen. Mittels Pratyahara können wir letztendlich unsere Gedanken und somit Gefühle kontrollieren, da wir uns dabei (durch den Rückzug der Sinne) von den Emotionen zurückziehen. Auch wenn dies ein wichtiger Prozess ist, liegt der Schwerpunkt heute auf den Gefühlen an sich.

Gefühle entstehen in der Kindheit

Die Auseinandersetzung mit unseren eigenen Gefühlen ist außerordentlich wichtig. Sie stellen eine starke Verbindung zu unserer Umwelt her. Gefühle und Gedanken sind in uns allen schon seit unserer Kindheit enthalten. Sie sind in uns gespeichert. Sie beeinflussen vehement unser Urteilsvermögen. Stell dir vor dein Vater oder deine Mutter sagt zu dir „Du bist dumm“ oder „Du bist rücksichtslos“. Gedanken wie diese prägen sich in unser Gedächtnis ein und können uns manchmal ein ganzes Leben lang beeinflussen. Ähnliche Kritik veranlasst eine Verstärkung und Ausdehnung des Gefühls. So wird aus Ärger irgendwann Zorn. Der Zorn wirkt sich dann auf alle unsere Beziehungen aus – auf unsere Beziehung zu unseren Eltern, Partner, Kindern, die Arbeit, auf unsere Beziehung zu Gott.

Müssen wir die Gefühlslasten aus unserer Kindheit weiter mit uns herum tragen? Die Antwort lautet Nein. Wie kann uns das gelingen? Zunächst ist es notwendig zu verstehen, dass alle Menschen um uns herum betroffen sind. Außerdem müssen wir uns die hintergründigen Mechanismen anschauen - sie beginnen nämlich in unserer Kindheit. Wenn ich von Zorn erfüllt bin, wen strafe ich dabei? Ich strafe doch nur mich selber. Zorn verringert unser Selbstwertgefühl und beeinträchtigt unsere Gesundheit. Beispielsweise sind Anorexie, Bulimie und Fettleibigkeit an ein geringes Selbstwertgefühl gekoppelt.

Bei uns selber beginnen – das Vergangene als Vergangenheit akzeptieren

Wir müssen also erst in uns selber hinein schauen, wir müssen zu der Überzeugung gelangen „Ich bin nicht dumm etc.“. Außerdem müssen wir lernen uns von diesen negativen Gedankenmustern (Vrittis) zu verabschieden, sie los zu lassen. Das ist natürlich schwierig. Nehmen wir von nun an einfach an, dass sie vergangen sind. Sie existieren nicht mehr. Das wirkt sich sofort positiv auf unsere Beziehungen auf. Von nun an kümmern wir uns darum dass sie funktioniert und wir werden frei von Angst. Wenn die Beziehung nicht funktionieren sollte, sind wir dazu in der Lage sie zu verlassen, weil sie nicht funktionierte und nicht aufgrund eines Gedankens (wie zum Beispiel „Ich bin dumm“).

Wie können wir Gefühle loslassen?

Vergangenheit Loslassen, an uns selbst glauben

Ist es wirklich so schwierig loszulassen? Loslassen ist einfach, wenn wir von uns selber überzeugt sind und an uns glauben. Dazu müssen wir uns vergegenwärtigen, dass das Geschehene Vergangenheit ist. Dann müssen wir an uns selber glauben – dass wir das Richtige tun und dass wir dazu in der Lage sind zwischen Positivem und Negativem zu unterscheiden.

Viveka/Unterscheidunskraft stärken durch Selbstvertrauen

Was bedeutet positiv und negativ? Hierbei handelt es sich nicht um falsch oder richtig. Vielmehr geht es um das Verständnis dass ein negativer Gedanke zu einer negativen Reaktion führt. Angenommen du bildest dir ein dass du keine Zeit hast (Gedanke). Dies führt zu einer negativen Reaktion (Ärger). Dieser Ärger nimmt nun Einfluss auf dein gesamtes Tun. Zum Beispiel schläfst du schlechter und dadurch sinkt deine Leistungsfähigkeit auf der Arbeit. Der Ärger breitet sich in dir aus, aber auch in deinem Umfeld, was wiederum auf dich zurückfällt. So sagt vielleicht jemand zu dir „ich habe keine Zeit und das macht mich traurig“ und dann sagst du dir, ich bin auch traurig, obwohl du wütend bist. Es entsteht also eine Negativspirale, alles was mit diesem Muster in Resonanz geht wird angezogen. Jegliches kann die Ursache sein. Aus diesem Grund wissen wir nicht mehr was der andere fühlt. Wir denken nicht mehr, wir verhalten uns wie Schafe. Jeder sollte sich als Beispiel einmal den Film „Shaun das Schaf“ ansehen. Durch den unbewussten Gefühlskontakt mit unserem Umfeld entstehen also Verankerungen von negativen Glaubenssätzen.

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Unwissenheit (Avidya) hat einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Beziehungen. Nehmen als Beispiel unsere Arbeit. Wir haben sie uns ausgesucht, sind willentlich hier, um unseren inneren Kern zu finden. Das wird schnell in Anbetracht der manchmal nicht ausbleibenden negativen Gefühle vergessen. Ohne ihre Bewusstwerdung kann ich mich nicht von ihnen befreien und die negativen Gefühle verstärken sie sich nur und häufen sich an.

Warum haben wir wenig Zeit? Warum ist das so? Was mache ich falsch? Wie kann ich mich daraus befreien? Wir häufen sie an, weil uns diese Traurigkeit/ dieser Ärger verletzt. Als anderes Beispiel: Ein Freund beschwert sich bei mir über mein eigenes Zeitmanagement. Er zeigt Empathie. Mit Empathie ist hier der Versuch des anderen meine Sicht zu verstehen gemeint. Nehmen wir also an mein Freund möchte verstehen, warum ich mich über meine fehlende Zeit ärgere. Doch wie kann ich mich von diesem Gefühl des Ärgers befreien? Das ist einfacher gesagt als getan.

In ihrer langjährigen Arbeitserfahrung, hat Dr. Nahini Sahay gelernt Dinge weniger kompliziert zu machen: Wir müssen tun was wir können, damit wir ein positives Selbstbild haben, ins in unserer eigenen Haut wohl fühlen. Zum Beispiel: Wie fühlst du dich wenn du etwas Schlechtes sagst? Natürlich nicht gut. Dr. Sahay erzählt davon wie ihr Guru Swami Satyananda sich bei seiner Mönchwerdung vornahm nicht mehr zu kritisieren. Anfangs fiel es ihm sehr schwer, dann aber leicht weil er nie mehr einen Temperamentausbruch hatte. Leicht erweist sich diese Übung mit Menschen die uns nahe stehen aber besonders schwer fällt sie uns mit den Menschen die uns am Nächsten sind. Insbesondere sie sind es jedoch, die uns dabei helfen können aus unserer Negativität heraus zu kommen. Wenn uns das gelingt, sind wir dazu in der Lage auch unsere Gedanken zu kontrollieren, wie es bereits zu Beginn erwähnt wurde.

Alle Gedanken unserer Vergangenheit bleiben im Geist bestehen. Der Trick ist sie nicht hervor zu holen. Ein Engel zu werden ist nicht das Ziel. Wir haben schon viel erreicht, wenn wir ein wenig mehr Bewusstheit erlangen. Um eine Überwältigung durch die eigenen Gedanken zu verhindern, sind zwei Dinge von großer Bedeutung: 1. mit sich selbst verbunden sein. 2. den inneren Kern stärken und stabilisieren. Wenn uns das gelingt, fühlen wir uns mit jedem verbunden und wir sind dazu in der Lage viel in Beziehungen zu geben und zu bekommen.

Wie kann ich zu meiner inneren Mitte finden?

Um unsere innere Mitte zu finden müssen wir in uns hineinspüren und herausfinden in welchen Situationen wir sensibel reagieren. Mögliche Situationen können sein:

  1. jemand ist gemein zu mir oder
  2. fordert ständig
  3. macht sich über mich lustig
  4. kritisiert mich ohne Grund, macht mich nervös
  5. meine Kinder weinen oder jemand ist traurig und weint
  6. Ignoranz
  7. oder auch Freude, Liebe empfinden wenn wir von etwas berührt sind
  8. bei Unstimmigkeiten
  9. bei Ablehnung
  10. wenn jemand mich nicht verstehen möchte
  11. oder lügt
  12. Gewalt ausstrahlt
  13. sich respektlos verhält

Bewusstwerdung und Akzeptanz

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Jetzt können wir uns fragen, ob diese Dinge manchmal nicht auch auf uns selber zutreffen. Ist es immer gut gemein zu anderen zu sein? Sind wir immer respektvoll den anderen gegenüber und so weiter? Jeder hat also Grenzen. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass wenn wir uns verletzt fühlen es uns weniger ausmacht jemand anderen zu verletzten. Sind wir uns darüber im Klaren, dass wenn wir eine Grenze überschreiten jemanden verletzen? Wir sind also nicht perfekt. Wenn wir uns aber dessen bewusst sind uns nicht verletzt zu fühlen, wenn jemand gemein zu uns ist, weil es nicht wahr ist, dann kann es uns auch nicht erschüttern.

Hierzu eine Geschichte über Buddha. Als er mit der Verbreitung seines Wissens begann, kam ein sehr zorniger Mann zu ihm. Buddha sagte er solle sehr nett und sanft mit anderen umgehen und ihnen Gaben bereiten. Der Mann reagierte äußerst gemein. Buddha sagte jedoch nichts. Sein Schüler wandte sich an ihn: „Dieser Mann hat dir doch alle Gemeinheiten an den Kopf geworfen“. Daraufhin entgegnete Buddha: „Ich akzeptiere sie nicht“. Wir müssen es also akzeptieren wenn jemand gemein zu uns ist, denn es stimmt nicht und deswegen brauchen wir auch nicht gemein zu anderen sein.

Erkennen, Loslösen und Annehmen

Ist eine bewusste Umsetzung schwierig? Mehr Bewusstheit zu haben heißt nicht ein Engel zu sein, das ist auch nicht das Ziel - es geht nämlich um die Übung der Bewusstwerdung an sich (an uns selbst). Auch wenn Dr. Sahay in ihre 40 jährigen Lehrehrfahrung eine Zunahme der Gemeinheit der Menschen im Laufe der Zeit beobachtet hat, hat sie eine einfache Lösung dafür gefunden: Akzeptanz. Diese Person ist gemein zu mir – das ist okay. Er/sie ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, hat wohl einen schlechten Tag. Er/sie ist nicht gemein zu mir, er/sie ist einfach frustriert. Wenn du es auf diese Weise betrachtest, können wir mit allen Situationen umgehen. Nochmals, es geht nicht darum ein Engel zu werden, es geht um die Übung dieser Schritte des Erkennens, Loslösens und Annehmens. Ist es der Mühe Wert? Wenn wir nur schon 60% erreichen, ist es schon gut genug.

Nicht nur Zusehen auch Handeln ist manchmal wichtig

Alle Dinge können wir jedoch auch nicht einfach so hinnehmen. Als Beispiel erzählt Dr. Sahay davon wie sie am Vortag in der Öffentlichkeit einen Vater sah wie er dabei war sein Baby schüttelte, es war noch winzig klein. In dieser Situation wäre es also angebracht zu handeln, zumindest auf ihn zu zu gehen und mit ihm zu sprechen anstatt einfach nur zu gucken und weiter zu gehen.

Selbstwertgefühl

Sensibel reagieren wir oft auf Unstimmigkeiten und Geschehnis, die unser Selbstwertgefühl betreffen. Zum Thema Selbstwertgefühl betrachten wir einmal folgendes Beispiel: jemand macht einen Witz über uns. Ist unser Selbstwertgefühl denn so niedrig dass wir den Witz nicht annehmen können? Wir fühlen uns doch schließlich nur verletzt wenn wir nicht mitlachen können. Wenn wir auch über diesen Witz lachen können, betrifft es uns auch nicht, wir fühlen uns nicht verletzt, weil wir uns auch nicht zu ernst nehmen. Wir können uns von dem Gesagten distanzieren, wir lachen darüber, weil wir es nicht ernst nehmen oder wie Buddha sagte, es nicht akzeptieren. Wir können nur nicht darüber lachen wenn wir glauben dass der Inhalt des Witzes tatsächlich wahr ist.

Wenn du dich jedoch von dem Witz getroffen fühlst und dir nicht zum Lachen zu Mute ist, brauchst du auch nicht zu lachen. Du solltest dich nicht zum Lachen zwingen, wenn es nicht deinen Gefühlen entspricht. Du solltest jedoch in der Lage sein deine Gefühle zu äußern, indem du beispielsweise sagst „es tut mir leid, ich bin nicht dazu in der Lage über diesen Witz zu lachen“. Denn dann sprichst du über dich selber, die Unstimmigkeit wird aufgelöst. So kommst du zur Hauptursache des Problems.

Alle aufgeführten (Gefühls-) Beispiele führen uns zur Mitte, dem inneren Kern. Bei einem starken inneren Kern können wir uns ausdrücken ohne andere Leute zu verletzen. Gemein sind wir meistens aufgrund unserer eigenen Unsicherheit.

Gehen wir schließlich noch auf ein weiteres Gefühlsbeispiel ein. Oft manifestiert sich in uns das Gefühl des Nichtgeliebtwerdens, beziehungsweise der Ablehnung. „Die Person liebt mich nicht also liebe ich mich auch nicht“. Dies ist ein Gedanke, der sich zwar in uns verstärkt, er ist aber nicht wahr. Die Wahrheit lautet: „Ich bin stark“, „ich bin traurig“, „all diese Dinge passieren mir aber sie sind nicht wahr“. Die Ablehnung ist ein starkes und sehr schmerzhaftes Gefühl, da sie uns in jeder Beziehung widerfahren kann. Der Umgang mit ihr ist besonders schwierig, da jede neue Ablehnung das Gefühl des Nichtgeliebtwerdens verstärkt (dies gilt aber auch für alle anderen Gefühle). Jeder von uns hat es bestimmt schon einmal erlebt wie eine schlechte Beziehung alles in unserem Leben beeinflusst hat. Um uns nicht von der Ablehnung täuschen zu lassen, ist es ganz wichtig zentriert zu bleiben.

Zentrierung/Erdung

Zentrierung oder Erdung erfahren wir, wenn wir uns selber schätzen, an Buddhas Worte denken (ich akzeptiere es nicht), dass all diese Geschehnisse nicht wahr sind und uns bewusst bemühen. Wir müssen diese Bewusstheit entwickeln, uns für andere Menschen sensibilisieren, uns um andere sorgen, großzügig sein, geben. Bedeutet das, dass wir dadurch Engel werden? Es ist schon so, wenn wir großzügig sind, wenn wir geben, großzügig beten, andere umsorgen, werden wir auch viel zurück bekommen.

Das Shri Yantra als Hilfe zur inneren Einkehr

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Das Shri Yantra ist ein sehr mächtiges Bild – wenn wir es betrachten oder gar zeichnen werden wir eine große innere Einkehr erfahren und uns geerdet fühlen. Es ist besonders wirkungsvoll wenn man beginnt es malt und an einem Freitag beginnt. Man muss dafür jedoch hoch konzentriert sein, es kann also gut sein dass wir 2-3 Anläufe brauchen um es fertig zu stellen. Ganz im Zentrum des Shri Yantras befindet sich ein Punkt, Bindhu genannt. Er symbolisiert die Verschmelzung zwischen Prakriti und Purusha (der mütterlichen Natur mit Shiva). Er repräsentiert auch unsere innere Energie. Laut Aussage des Heiligen Agasthiya befindet sich der Bindhu im Sahasrara Chakra und diese Verschmelzung von Männlichem und Weiblichem setzt sich in unserem Organismus fort.

In ihrer eigenen Tätigkeit fordert Dr. Sahay ihre Studenten regelmäßig dazu auf das Shri Yantra zu malen und damit zu arbeiten. Während des Malens sind nämlich die rechte und die linke Seite unseres Gehirns aktiv. Das Shri Yantra hilft uns bei der Erdung, der Entwicklung von Energie und es lässt alle Traurigkeit verschwinden. Es ist eines der mächtigsten Yantras. Wenn du mit dem Malen beginnst wirst du dich sehr ruhig fühlen. Wenn du traurig bist wirst du feststellen dass dir das Malen große Schwierigkeit bereitet und du wirst mehrere Anläufe für die Fertigstellung benötigen. Wenn du es aber fertig gestellt hast, wirst du die Fülle eines inneren Friedens spüren, viele Zweifel werden aus deinem Geist verschwunden sein.

Schulung der Gefühle – von Swami Sivananda

Der indische Weise und Yoga Meister Swami Sivananda erläuert, wie man seine Gefühle schulen kann:

Bhava ist ein Sanskrit-Ausdruck, der keine vollständige Entsprechung in einer anderen Sprache hat. Er bedeutet eine geistige Haltung oder mentale Disposition. Bhava ist ein inneres Gefühl. Es gibt drei Arten von Bhavas: Sattva-, Raja- und Tamas-Bhava . Diese Arten richten sich nach der vorherrschenden Eigenschaft im Menschen. Sattva-Bhava ist göttliches Bhava. Ebenso wie Denken und Gedächtnis oder Wille geschult und durch Übung entwickelt werden können, ist dies auch bei Bhava (Affekte und Gefühle) der Fall.

Ein übles Bhava kann in ein gutes verwandelt werden. Bhava der Unfreundlichkeit oder Feindschaft ist eine Gedankenschöpfung. Der Feind oder Freund ist nicht außerhalb von uns. Es ist das innere Gefühl oder die inwendige Einbildung. In einem Augenblick kann ein langjähriger Freund zum tödlichen Feind werden. Ein hitziges oder scharfes Wort kann im Nu die Situation vollkommen verändern. Wenn freundschaftliches Bhava herrscht, erwartet Herr Schmidt, dass sein Freund Herr Nicholas ihn pflegt, wenn er krank ist, dass er ein guter, liebender Freund ist, der ihm auch Geld leiht, wenn er in Verlegenheit ist, und dass er ihn gastfreundschaftlich in sein Haus aufnimmt. Er bildet sich dies ein. Wenn aber das freundschaftliche Gefühl verloren geht, verändert sich Herr Schmidt gegenüber Herrn Nicholas. Er hat kein Vertrauen mehr zu seinem alten Freund und Kollegen. Er fürchtet sich vor ihm, wendet sich ab, wenn er ihm begegnet und redet schlecht von ihm. Er ist überzeugt, dass Herr Nicholas ihm Schaden zufügen will. Die ganze Lage ist vollkommen verschoben. Bhava hat sich jetzt von Grund auf verändert.

Im Vedanta heißt es: » Wenn der Mensch seine Unwissenheit verliert, ist er identisch mit Brahman (dem absoluten Sein). Der Mensch identifiziert sich irrtümlicherweise mit seinem Körper und bildet sich fälschlich ein, er sei ein kleiner Jiva (Selbst) mit geringer Macht und Erkenntnis. Dies ist sein augenblicklicher Bhava, der menschliche Bhava. Dieser sollte durch Veränderung des Gesichtswinkels und die Art des Denkens in Brahman-Bhava verwandelt werden. Denke, du seist reine und alles durchdringende Intelligenz, Licht und Bewusstsein, allmächtig, allwissend und allgegenwärtig. Denke, du seist unsterblich, denke, du seist Sakshi: Ich bin Zeuge, nicht Handelnder, nicht Genießender.« 

Durch solches Verhalten kannst du den Gedanken, du wärest der Handelnde und Genießende, zerstören und dich von den Fesseln des Karmas befreien. So wirst du den Zustand des Brahmans, der höchsten Glückseligkeit, Erkenntnis und Unsterblichkeit erlangen. Der Vedanta fügt noch hinzu: "Erblicke und fühle Brahman überall und beachte nicht Namen und Formen." Er lehrt dich, Atman-Bhava durch rechte Unterscheidung, Gedanken und Meditation zu entwickeln.

Wenn ein Gedanke ausschließlich das Denkorgan beherrscht, dann entsteht ein mentaler Zustand oder Bhava, der der Natur dieses Gedankens entspricht. Wenn du eine Zeitlang an deinen Feind denkst, dann wird ein feindlicher Bhava entstehen. Denke an Barmherzigkeit oder All-Liebe, dann wird sich Prema (Liebe)- Bhava oder Karma-Bhava manifestieren. Denke an den Dienst für alle und dieser Bhava wird eintreten. Denke an Krishna und an seine Spiele in Brindavan, und Krishna Prema Bhava wird sich manifestieren. Gefühle begleiten das Denken. Du kannst sie nicht voneinander trennen. Sie sind wie Feuer und Hitze.

Du solltest die mentalen Zustände stets durch sorgfältige und wachsame Innenschau beobachten und keinem negativen oder ungewünschten Bhava erlauben, sich zu manifestieren. Du solltest sofort den üblen Bhava verändern, indem du an den entgegengesetzten denkst. Das Positive überwältigt das Negative.

Ein Sattva-Bhava ist ein wertvoller geistiger Aktivposten fur dich. Zu Beginn wird der Kampf zwischen dem dämonischen (Asurika) und dem göttlichen Bhava schwer sein, da sich ersterer immer wieder in die Gedanken einschleichen wird. Am Ende aber, nach nicht ermüdender Übung, wird Sattva-Bhava den Sieg davontragen.

Nahrung hat direkten Einfluß auf Bhava. Diät mit Milch und Früchten sollte vierzehn Tage lang gehalten werden, um die Natur des mentalen Zustandes und Bhava zu erforschen. Die Gedanken werden von einer wunderbaren Ruhe sein und sich im Sattva-Bhava auf Gott richten. Dann wird die Meditation ohne geringste Anstrengung von selbst kommen. Der Fromme ist stets der Ansicht, dass Gott alles tut und er ein Werkzeug in Gottes Händen ist. Wenn er solchen Bhava aufrecht hält, gibt er den Gedanken, selbst Handelnder und Genießender zu sein, auf und befreit sich auf solche Weise von den Fesseln des Karmas. Er ruht in vollkommenem, ungestörtem Frieden. Wenn irgendetwas sich ereignet, denkt er: "Gott ist alles, Gott tut alles zu meinem Besten. Gott ist gerecht. Sein Wille geschehe. Alles ist Dein, Ich bin Dein, 0 Herr." Durch Übung dieses Bhavas wird er unter allen Umständen und in allen Lebenslagen immer glücklich sein. Der Bhakta (Liebende) hält die Dualität aufrecht, während sich der Schüler des Vedanta mit Brahman identifiziert. Er verehrt und betet an. Zuerst unterscheiden sich die Arten der geistigen Übung. Am Ende aber begegnen sie sich auf der gleichen Ebene.

Ein echter Sannyasin hat den Bhava der Ausgeglichenheit, des Einsseins und der Liebe. Bhava unterscheidet sich in den verschiedenen Menschen, ihrer Natur und Eigenschaft entsprechend. In weltlicher Redeweise soll die Beziehung zwischen Vater und Sohn, Mann und Frau, Herr und Diener, Freund und Feind, Bruder und Schwester etc. die verschiedenen Grade der Liebe (Prema) entwickeln und sie durch Reinigung der niederen Gefühle zur höchsten göttlichen Liebe ausweiten. Dies ist das Ziel. Der niedere menschliche Bhava ist eine vorbereitende Schulung zur Entwicklung des Göttlichen. Dies sollte nicht vergessen werden .

Beobachtet eure Gefühle sehr sorgfältig. Wenn euch ein trauriges Gefühl erfaßt, solltet ihr eine kleine Tasse Milch oder Tee trinken, ruhig dasitzen, die Augen schließen und den Grund für die Niedergeschlagenheit herausfinden. Dann müßt ihr versuchen, diese Ursache fortzuräumen. Die beste Methode, dieses Gefühl zu überwinden, ist der Gedanke an das Entgegengesetzte. Das Positive überwältigt das Negative. Dies ist ein großartiges und wirksames Gesetz der Natur.

Denke nun ganz stark an das Gegenteil der Schwermut. Denke an Fröhlichkeit und stelle dir die Vorteile des Frohseins vor. Fühle dich im tatsächlichen Besitz dieser Eigenschaft. Wiederhole immer wieder in Gedanken die Formel: »OM, Fröhlichkeit.« Empfinde das Gefühl der Freude. Beginne zu lächeln und einige Male zu lachen. Singe einige Töne, die dich schnell emportragen. Singen ist segensreich gegenüber der Schwermut. Singe mehrere Male laut OM. Geh an die frische Luft, dann wird sich die Depression bald niederlegen . Das ist die Pratipaksha-Bhavana-Methode der Raja- Yogis. Es ist die leichteste.

Der Weg, die Schwermut durch Kraft zu vertreiben, durch Wollen, Versicherung und Befehl - Geh fort, Schwermut! - strengt den Willen sehr an, auch wenn er der wirksamste ist. Er fordert starke Willenskraft. Durchschnittsmenschen werden darin keinen Erfolg haben.

Dagegen ist die Methode, die negativen Gefühle durch die entgegengesetzten positiven abzulösen sehr leicht. In sehr kurzer Zeit schwindet das unerwünschte Gefühl. Übe dies und empfinde es nach. Selbst wenn du mehrere Male versagst, fahre in der Übung fort. Du wirst Erfolg haben, wenn du dich einige Male hingesetzt und geübt hast.

ln gleicher Weise kannst du auch andere Gefühle behandeln. Wenn du dich ärgerst, denke an Liebe. Wenn dein Herz verstockt ist, denke an Erbarmen . Hast du sinnliche Lust, denke an die Vorteile der Keuschheit . Bist du unehrlich, denke an Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit. Bist du geizig, dann denke an Großzügigkeit oder an weitherzige Menschen . Lebst du in Verblendung (Moha), dann denke an Unterscheidung und dringe in die Natur Atmans ein. Herrscht Stolz in dir vor, denke an Demut; bist du ein Heuchler, denke an Offenheit und ihre wertvollen Vorteile. Bei Eifersucht sollte man an Würde und Weitherzigkeit, bei Schüchternheit an Mut denken und so fort. Dann wirst du die negativen Gefühle forträumen und der positive Zustand wird Grund in dir fassen. Wesentlich ist ununterbrochene Übung. Sei vorsichtig in der Auswahl deiner Begleiter. Sprich wenig und nur über sinnvolle Dinge.

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Vortragsmitschnitt zu Gefühl - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Gefühl, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> http://tugenden.podspot.de/files/Gefuehl-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3 </mp3player>


Siehe auch

Literatur

Weblinks

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Erkenne dich selbst und sei frei, Tägliche Inspiration von Sukadev

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