Mahatma Gandhi
Mahatma Gandhi war ein indischer Staatsmann, Politiker, Unabhängigkeitskämpfer, Yoga Meister und Wegbereiter des gewaltlosen Widerstands. Geburtsname: Mohandas Karamchand Gandhi (Gujarati: મોહનદાસ કરમચંદ ગાંધી, Hindi: मोहनदास करमचंद गांधी Mohandās Karamcand Gāndhī;). Mahatma Gandhi wurde geboren am 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; Mahatma Gandhi starb am 30. Januar 1948 in Delhi.
Mahatma Gandhi Gandhiji: Seine Mission und Botschaft
Artikel von Swami Chidananda
Heute ist ein Tag von großem Glück und großer Bedeutung, denn heute vor mehr als 80 Jahren gab der Herr uns ein wunderbares Geschenk in Form seines gesegneten und glorreichen Sohnes. Dieser Sohn war die Verkörperung all der hohen Tugenden, die sich vom Thron des Göttlichen ergießen: die Tugend wundervollen Mitgefühls, die Tugend absoluter Reinheit, die Tugend absoluter Aufrichtigkeit, Loyalität und Dharmas, die allesamt einen Mann beinahe göttlich machen. An diesem Tag sah Mahatma Mohandas Karamchand Gandhi das Licht des Welt in der glücklichen und stolzen Stadt Rajkot in der Region Saurashtra.
Wir nennen diesen Tag gesegnet und glorreich, denn durch Mahatmajis Erscheinen in der Welt wurde eine Welle wiederauflebenden Dharmas erzeugt, eine neuen Sicht der Dinge, einem neuen und noblen Sinn für Werte und eine neue Haltung zum Leben und der menschlichen Aktivität auf dieser physischen Welt. Als das Kind zum Mann heranwuchs, sah die Welt in ihm einen furchtlosen Meister in allem, was nobel und großartig ist, in allen Dingen, die der menschlichen Spezies Würde verleihen und in allem, das idealistisch und nicht von temporärem, vergänglichem Wert ist. Mahatmaji, die große Seele, als die er zu Recht in späteren Jahren verehrt wurde, wurde für Indien und durch den indischen Kontext für die Welt insgesamt ein Symbol des Guten, des Glorreichen, des Noblen und beinahe Göttlichen. Er war ein lebendes Symbol des Höchsten, des Daivee-Sampat (göttlicher Wohlstand) und wurde Quelle einer neuen Konzeption des Lebens in den Herzen der Menschen von Bharatavarsha. Er gab Indien ein neues Muster individuellen wie öffentlichen, persönlichen, kollektiven, sozialen und politischen Lebens. Dieses Muster war auf Sanatana Dharma gegründet, auf der reinsten Essenz aller großen Religionen. Mahatmaji war mit Visionen großer Universalität ausgestattet und machte diese Visionen zu einem Teil des Vorbildes, das er Indien und der Welt durch sein glorreiches Leben gab.
Heute erinnern wir uns mit großer Dankbarkeit an das Geschenk, das Gott uns beschert hat, aber auch an die Dienste, die Mahatmaji, der Vater der Nation, uns liebevoll und spontan bis zum letzten Tag seines Lebens leistete. Er begründete die Renaissance des Dharma, die Erneuerung des Bharatavarsha und legte die Grundlage für einen permanenten Frieden in der Welt durch seine wundervolle Doktrin des Ahimsha in allen Bereichen des menschlichen Handelns. Wenn wir unsere Dankbarkeit ausdrücken, sollten wir uns vor Augen führen, aus was diese große Seele geschaffen wurde. Wenn wir dies tun, sollten wir besser in der Lage sein, wenigstens einen winzigen Teil der großen Schuldigkeit gegenüber dieser großen Seele zu begleichen. Der beste Art, wie wir unsere Dankbarkeit ausdrücken und einen Teil der Schuldigkeit gegenüber jeder großen Seele begleichen können, ist, in dem wir uns das Ideal, das diese uns gegeben hat, immer wieder plastisch vor Augen führen und alles in unserer Macht stehende tun, um diesen Vorgaben zu entsprechen und der großen Seele zu folgen.
Wenn wir uns an diesem Tag ins Gedächtnis rufen, wofür Gandhiji stand, wofür er lebte, sollten wir enthusiastisch, inspiriert und mit innerer Stärke erfüllt sein und aufrichtig und mit größerer Ernsthaftigkeit danach streben, uns zu einem kleinen Modell des großen Ideals zu machen, das er vor uns errichtet hat. Indem wir versuchen, Mahatmaji als das zu sehen, was er wirklich war, werden wir sehen, dass, auch wenn die äußeren Aktivitäten der großen Seele sich zum größten Teil im Bereich der nationalen Politik bewegt haben, diese doch nicht mehr als der Rahmen für seine Wahrheitssuche war. Auch wenn es äußerlich wie Politik aussah, war politische Aktivität in erster Linie die Form seiner Suche nach Wahrheit annahm. Er hat sehr klar gesagt, dass Politik für ihn der unbedeutendste Teil des Lebens sei und dass der Kern seines Lebens eine unablässige Suche nach der großen Realität in und durch alle Aktivitäten, durch alle Namen und Formen mit denen er in Kontakt kam, war. Er sagte: "Mein Dienst in der Form öffentlicher politischer Aktivität ist in Wahrheit mein Dienst an der Wahrheit, die ich klar spüre und in den Herzen aller Menschen leuchten sehe. Diese Wahrheit versuche ich durch Verehrung in Form selbstloser, keinem Motiv folgender, liebender Handlung zu realisieren." Er war ein großer Karma Yogi, der jede Handlung als Gottesverehrung sah und durch diese die Wahrheit, die in den Herzen aller, auch der Geknechteten, der Unterdrückten und der Deprimierten leuchtet, zu realisieren suchte. Somit war die Handlung seines ganzen Lebens ein Teil seines Sadhana zur Realisierung der Wahrheit, sein Yoga zur Realisation der Wahrheit, die der ganzen Welt innewohnt.
Wenn wir diesen wichtigen Fakt in Mahatmajis Leben erkennen, sind wir auch in der Lage, das scheinbare Paradox seiner Mischung von Politik mit absolut unpolitischen Elementen wie Ram-Nam, dem Studium der Gita, dem Gebet und weiteren spirituellen und religiösen Faktoren in seinem Leben zu verstehen. Nicht einmal ein kleines bisschen Kritik, weder in noch nach seinem Leben, wurde gegenüber seiner Mischung von Religion und Spiritualität mit Politik vorgebracht; Dingen, die dem gewöhnlichen Menschen als entgegengesetzte Pole erscheinen, als etwas, das sich gegenseitig ausschließt. Wer über diese Mischung verwundert ist, übersieht, dass Mahatmaji ein wahrer Hindu war. Für einen wahren Hindu ist das ganze Leben in all seinen Bereichen - sozial, politisch, geschäftlich und alles andere - ein Mittel für den ewigen Zweck. Dies ist die Genialität der Hindu-Kultur: Das Leben des Menschen in dieser Welt wird als Mittel betrachtet, das spirituelle Ziel zu erreichen, zu dem die seltene Gnade einer menschlichen Geburt gewährt wurde. Wenn man aus dieser Perspektive die ganze Struktur der hinduistischen Nation betrachtet, sei es die soziale Struktur, die Kastenstruktur und all die anderen Aspekte des hinduistischen Lebens, wird man sehen, dass sie von diesem Zweck der spirituellen Realisation durchdrungen sind. Vielerlei Gebräuche, Traditionen, alle religiösen Gesetze , alles dient dazu, den Menschen direkt oder indirekt in Richtung seines höchsten Ziels zu bewegen, also der Selbstverwirklichung und der Befreiung von den Fesseln der irdischen Existenz. Diese Sicht war im Herzen Mahatmajis bereits tief verwurzelt. Daher wusste er, dass sein Leben nur ein Mittel zur Erreichung der höchsten Realisation war. Er suchte sich Politik als besondere Art des Mittels zum höchsten Zweck aus. Daher sehen wir, dass sein gesamtes Leben, persönlich wie öffentlich, auf dem Muttergestein der Prinzipien des Sanatana Dharma basierte. Er hatte die Essenz des Sanatana Dharma stets in seinem Herzen.
Die wichtigste Schrift im Leben Mahatmajis war die höchste allumfassende Schrift - die Srimad Bhagavad Gita. Die Bhagavad Gita wurde von vielen als die Quintessenz der zuweilen etwas unzugänglichen Upanishaden, die die Hindus als ultimative Offenbarung verehren, sowie der Bhagavata und der Mahabharata erklärt. Er folgte dem Gesang der Gita sein ganzes Leben hindurch, doch suchte er auch Zuflucht in einem zweisilbigen Taraka Mantra, dem göttlichen Ram-Nam. Die Menschen waren verwirrt und wollten wissen, ob Mahatmaji ein Politiker, ein Doktor des Körpers, des Geistes oder der Seele, ob er ein Sozialreformer, ein Moralreformer war - was er war, haben die Menschen nicht verstanden. Wer sich Gandhiji auf einer tieferen Ebene näherte verstand, dass er ein Mann Gottes war. Er war ein erhabener Gottsucher, er war ein Devotee und ein Yogi. Seine Quelle der Stärke, der Intuition und seines bewundernswerten inneren Friedens und tiefer Ruhe, der Stille, die er erzeugte, wo auch immer er hinging, liegt in Ram-Nam.
Nimm die Schriften Ghandijis, nimm seine Briefe, nimm eine Ausgabe des Harijan (Ghandijs Zeitschrift), nimm die Aufnahme einer seiner Konversationen - Du wirst feststellen, dass er wieder und immer wieder Ram-Nam als Allheilmittel für alle persönlichen Probleme, Schwierigkeiten, Sorgen und Kummer preist. Für den Schüler, für den Familienvater, für die Jugend, für Politiker, zu allen sagt er: "Wenn Du vor einer unüberwindlichen Schwierigkeit stehst, nimm Zuflucht in Ram-Nam und Ram-Nam wird Dich retten." Dies verordnete er allen, unabhängig davon, in welcher Schwierigkeit sie auch gewesen sein mögen. Selbst Menschen mit physischen Krankheiten und Gebrechen, die ihn um Hilfe ersuchten, erläuterte er eine naturheilkundliche Methode, sagte aber: die Heilung liegt letztlich in Ram-Nam. Was auch immer für eine Methode, vergiss niemals Ram-Nam, das Wort, das die Quelle der gesamten Welt ist. Dieses göttliche Wort wird Dir letztlich Glück und Wohlstand verschaffen.
Zusätzlich zu seiner Liebe zu den Gesängen der Gita und der Zuflucht im heiligen Ram-Nam durch alles Auf und Ab des Lebens, durch Sonne und Regen, durch alle Wirren und Schwierigkeiten seines Lebens war eine weitere Art, auf die er immer in Kontakt mit dem Ziel der Selbstverwirklichung, mit der innewohnenden Wahrheit blieb, sein tägliches Gebet. Mahatmaji war ein Mann des Gebets und über sein ganzes Leben, auch in den stürmischsten Perioden seiner politischen Karriere, im Gefängnis oder in Freiheit, auf Reisen und was auch immer sein Gesundheitszustand war - er hat an keinem einzigen Tag auf sein tägliches Gebet verzichtet. Am Ende des Tages, wenn die Sonne kurz davor war unterzugehen, die Natur in die Ruhe des Abends eintauchte und das Zwielicht begann sich über das Land auszubreiten, entzog sich diese großen Seele von allen externen Aktivitäten, und wir sehen Mahatmaji mit geneigtem Kopf in Ehrfurcht in tiefsten Gebet versunken. Wir sehen Mahatmaji in tiefer Kontemplation über den Schöpfer, den höchsten Geist - denn dies war stets das einzige Ziel seines täglichen Kontakts mit dem Höchsten: die Vereinigung mit der ewigen Realität, mit der Wahrheit der Menschen, die er durch seine Gebete keinen einzigen Tag versäumte. Er mochte Essen versäumen, Schlaf versäumen; allen physischen Komfort mochte er ablehnen - aber diese Nahrung der Seele, dieses Aufgehen in der ewigen Wirklichkeit, der innewohnenden Wahrheit, diese versäumte er an keinem einzigen Tag.
Dieses dreifache Mittel gab er sowohl dem ganzen Bharatavarsha wie auch der ganzen Welt, es ist das wahrhafte Muster für das Leben eines Gottsuchers. Wir sehen somit, dass unter der Oberfläche scheinbar weltlicher Aktivität Mahatma ein wahrer Gottsucher war, ein Liebhaber Gottes, ein Devotee, ein Mann des Gebets, ein Man des Glaubens an den göttlichen Namen, der dem Pfad des großen Gesangs des Herren folgte.
Sein ganzes Leben hindurch war er äußerst standhaft in der Einhaltung der drei kosmischen Prinzipien: völliger Reinheit, völliger Wahrhaftigkeit und völliger Gewaltlosigkeit, selbst gegenüber den geringsten Schöpfungen Gottes. Er befolgte damit die universellen Gesetze, die die Basis aller Glaubensrichtungen, Religionen und Bekenntnisse darstellen. In welchem Land auch immer, und durch welchen Propheten auch immer welche Religion auch immer in diese Welt kommt, diese fundamentalen Tugenden sind ihre gemeinsame Basis, das Herz, der Kern und die Essenz jeder einzelnen Religion, jeder einzelnen Äußerung der großen Propheten. Um diese universellen Gesetze zu veranschaulichen, wurde er ihre lebende Verkörperung, eine perfekte Personifikation dieser drei fundamentalen Tugenden und unaufhörlich, bei jeder Gelegenheit, war er ein Verfechter eines Lebens nach Ahimsa, Satyam und Brahmacharya. Somit stellen wir fest, dass dies das Muster und der Weg der Verwirklichung ist: Durch Ahimsa, Satyam, Brahmacharya, durch Gebet und durch die Rezitation des göttlichen Namens, durch die Ausübung von Religion als Verehrung - dies ist das Muster, dass Mahatmaji der Welt durch sein beispielhaftes Leben gab. Wir sind Erben dieses großen Ideals, das er uns widmete als sein Geschenk an die Menschheit.
Daher, lasst uns zum Herrn beten, zu Mahatmaji und zu all den anderen ewigen Heiligen, Weisen und Propheten, dass wir uns dem großen Erbe, dass uns die große Seele hinterließ, würdig zeigen und dass wir fähig sind, nach seinem noblen Muster zu leben und selbst zu wahrhaftigen Gottsuchern und Devotees werden. Mögen wir fest in der Einhaltung der universellen Tugenden sein, andachtsvoll den göttlichen Namen wiederholen und unser Leben mit Taten füllen, die dem Höchsten gewidmet sind, und mögen wir den Segen empfangen, den höchsten Zweck, zu dem wir als Menschen auf diese Erde geboren wurden, zu erkennen.
Kindheit und Jugend
Mahatma Gandhi (Mohandas Karamchand Gandhiwas) wurde als vierter Sohn von Karamchand Gandhi und seiner Frau Putali Bai am 2. Oktober 1869 geboren. Gandhi wuchs in der Küstenstadt Porbandar in einer Großfamilie auf, die fünf Brüder seines Vaters lebten mit ihren Familien auch in demselben Haus. Die Familie Gandhi gehörte der Bania-Kaste an und damit der gesellschaftlichen und politischen Oberschicht. Gandhis Vater war als Richter am Fürstengericht tätig, eine Laufbahn, die Gandhi ebenfalls einschlagen sollte.
Jurastudium in London
1887 erhielt Gandhi die Zulassung zum Studium und entschied sich dafür, in London Jura zu studieren. Dies brachte einige Schwierigkeiten mit sich, denn obwohl Gandhi das Gelübde ablegte, in England den Hinduismus weiter zu praktizieren, entzog ihm die Bania-Kaste die Zugehörigkeit. Gandhi verließ also Indien als Kastenloser und war dadurch weitestgehend aus der indischen Gesellschaft ausgeschlossen.
Indische Beamte hatten ihm bei seiner Ankunft in London schon eine Unterkunft organisiert, so dass Gandhi am Anfang ganz gut versorgt war. Gandhi war allerdings meistens hungrig, da ihm das vegetarische Essen, das ihm seine Vermieterin anbot, nicht schmeckte. Als Gandhi schließlich den Weg zum einzigen vegetarischen Restaurant in London gefunden hatte, lernte Gandhi auch Mitglieder der Vegetarischen Gesellschaft kennen, der er bald beitrat. Die Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft half Gandhi, seine eigene vegetarische Ernährung mit anderen Augen zu sehen. Bis dahin hatte er sich aus Gewohnheit und religiösen Gründen, die ihm seine Familie nahegelegt hatte, vegetarisch ernährt, nun konnte Gandhi es aus eigener Überzeugung tun.
Auseinandersetzung mit Gesellschaftskonzepten und Religionsfragen
Einige Mitglieder der Vegetarischen Gesellschaft gehörten auch zur Theosophischen Gesellschaft. Sie luden Gandhi zu ihren Treffen ein, bei denen die Bhagavad Gita gelesen wurde. Gandhi musste also nach England reisen, um sich mit klassischen indischen Schriften zu befassen und um Religion zu hinterfragen. Gandhi beschäftigte sich auch eingehend mit der Bibel und stellte fest, dass selbst das Leben eines Hindu, ohne die Lehren von Jesus unvollständig ist. Gandhi wollte allerdings nicht glauben, dass Jesus der einzige Sohn Gottes ist, denn wenn Jesus wie Gott ist, dann sind alle Menschen wie Gott. Das wichtigste Buch war ihm die Bhagavad Gita. Gandhi übersetzte sie in seine Muttersprache, schrieb Kommentare dazu und machte diese den Armen in Indien zugänglich. Gandhi beschäftigte sich auch mit dem Buddhismus und dem Islam und kam zu dem Schluss, dass wahre Religion die Menschen vereint.
1890/1891 bestand Gandhi sein juristisches Examen und konnte nun überall als Rechtsanwalt arbeiten, wo das britische Recht Geltung hatte. Danach kehrte er nach Indien zurück. Seine Zeit in England hat ihn nicht nur auf juristischer und religiöser Ebene weitergebracht, Gandhi beschäftigte sich in England auch mit westlichen politischen und gesellschaftlichen Konzepten wie Pazifismus, Atheismus, Sozialismus und Anarchismus, lernte die Pressefreiheit und die Streikkultur kennen.
Versuche, sich als Anwalt zu etablieren
Von 1891 bis 1893 versuchte Gandhi sich in Bombay als Rechtsanwalt zu etablieren. Um Mandanten zu gewinnen, hätte Gandhi andere Anwälte bestechen müssen, damit sie ihm Mandanten abtreten. Da ihm weder Bestechung noch das Sprechen vor Gericht so sehr lagen, gab Gandhi seine Versuche in Bombay auf und kehrte in seinen Heimatort Rajkot zurück. Dort angekommen, versuchte Gandhi wieder in seine Kaste aufgenommen zu werden, unternahm eine Pilgerreise und bezahlte die geforderte Buße, war aber auch in dieser Hinsicht nicht besonders erfolgreich.
Ende Mai 1893 nahm Gandhi eine Stelle bei Dada Abdullah & Co. in Südafrika an. Gandhi reiste mit dem Schiff nach Durban und von dort aus nach Pretoria. Gandhi wollte mit der ersten Klasse fahren, wurde aber vom Schaffner aufgefordert in den Gepäckwagen umzusteigen, weil er Gandhi als „Farbigen“ einstufte. Da Gandhi sich weigerte, warf ihn der Schaffner aus dem Zug. Gandhi setzte seine Reise dann mit einer Postkutsche fort, musste sich allerdings auf den Boden setzen, und weil er das nicht wollte, wurde er geschlagen und vom Kutschbock gestoßen. Gandhi fing an zu verstehen, dass er allein aufgrund seiner Hautfarbe als Mensch zweiter Klasse angesehen wurde und da nutzte ihm auch seine Abstammung aus der gesellschaftlichen Oberschicht nichts. Gandhi traf für sich die Entscheidung, diese Rassenvorurteile auszurotten und alles Notwendige dafür auf sich zu nehmen.
Diese Entscheidung war sehr tiefgreifend, denn Gandhi war plötzlich in der Lage, seine Schüchternheit zu überwinden und sich für die Rechte der Inder einzusetzen. Gandhi konnte Dada Abdullah gut verteidigen und erzielte einen außergerichtlichen Vergleich, bei dem seinem Mandanten die komplette Summe durch seinen Schuldner erstattet wurde. Gandhi schaffte es, seinen Fall nach einem Jahr abzuschließen und erfuhr dadurch große Anerkennung von den indischen Kaufleuten in Südafrika. Gandhi wurde nämlich extra für diesen Fall nach Südafrika geholt, weil britische Anwälte dunkelhäutige Mandanten eher schlecht vertraten.
1894 wurde Gandhi als erster indischer Anwalt am Obersten Gerichtshof in Natal zugelassen. Gandhi vertrat nicht nur die Kaufleute, sondern auch die indischen Vertragsarbeiter, die man mit Fünfjahresverträgen nach Südafrika holte. Die britische Kolonialregierung wollte nach diesen fünf Jahren eine Kopfsteuer in Höhe von 25 Pfund einführen, was sich keiner hätte leisten können. Nach einer Kampagne des Natal Indian Congress, den Gandhi gegründet hatte, wurde die Steuer auf drei Pfund festgelegt, was immer noch eine große Summe für einen Kuli war. Dadurch erlangte Gandhi einen großen Bekanntheitsgrad und war insbesondere bei der Arbeiterklasse sehr beliebt, die einen großen Teil der damaligen indischen Gesellschaft in Südafrika ausmachte.
Bürgerrechtsbewegung in Südafrika (1893 - 1914)
Gandhi war 24 Jahre alt, als er nach Südafrika kam, um als legaler Vertreter der indischen muslimischen Händler zu arbeiten, die sich in Pretoria niedergelassen hatten. Gandhi blieb 21 Jahre lang in Südafrika, wo Gandhi auch seine politischen Ansichten, seine ethischen Vorstellungen und seine Fähigkeiten als politischer Anführer entwickelte.
Die Inder wurden in Südafrika von reichen Moslems angeführt, die Gandhi als Rechtsanwalt einstellten. Die andere indische Gesellschaftsschicht, die in Südafrika lebte, waren verarmte arbeitspflichtige Hindus mit sehr wenig Rechten. Gandhi sah sie alle als Inder an und behielt sich ein Leben lang diese Sicht des “Indischen”, die Kaste und Religion überschreitet. Gandhi glaubte, dazu in der Lage zu sein, historische Differenzen zu beseitigen - insbesondere die religiösen Unterschiede. Und Gandhi nahm diesen Glauben mit nach Indien, wo er versuchte, ihn umzusetzen. Die Erfahrungen in Südafrika wiesen Gandhi Unzulänglichkeiten auf, von denen Gandhi noch nichts gewusst hatte. Gandhi erkannte, dass ihm die Komplexität der indischen Religionen und des indischen Lebens unbekannt waren, und Gandhi glaubte, Indien besser kennenzulernen, indem er Inder in Südafrika kennen lernt und sie anführt.
In Südafrika begegnete Gandhi der Diskrimminierung, die man allen Farbigen entgegenbrachte. Man hat Gandhi aus einem Zug hinausgeworfen, weil er nicht aus der ersten Klasse in den Gepäckwagen wechseln wollte. Gandhi protestierte dagegen und wurde am nächsten Tag in der ersten Klasse zugelassen. In einer Postkutsche wurde Gandhi geschlagen, weil er seinen Platz nicht einem Europäer zu Verfügung stellen wollte. Gandhi wurde auch in Hotels abgewiesen.
Diese Ereignisse waren Schlüsselmomente in Gandhis Leben, legten den Grundstein für seinen sozialen Aktivismus und machten ihm soziale Ungerechtigkeiten bewusst. Nachdem Gandhi Rassismus, Vorurteilen und Ungerechtigkeiten begegnet war, stellte Gandhi sich die Frage, welchen Platz er in der Gesellschaft einnimmt und welche Stellung seine Landsleute innerhalb der britischen Kolonialherrschaft hatten. Schon eine Woche nach seiner Ankunft in Pretoria rief Gandhi eine Versammlung der dort lebenden Inder ein, bei der gleich eine indische Interessenvertretung gegründet wurde.
Kein Wahlrecht für die Inder
Die britische Kolonialregierung wollte den Indern das Wahlrecht entziehen und damit ihren Einfluss auf die Politik verringern. Zusammen mit 500 Indern reichte Gandhi eine Bittschrift ein, sie konnten das Gesetz allerdings nicht verhindern. Obwohl Gandhi nicht dazu in der Lage war, die Verabschiedung des Gesetzes aufzuhalten, war seine Aktion trotzdem erfolgreich, denn Gandhi konnte dadurch die Aufmerksamkeit auf den Missstand der Inder in Südafrika lenken. Gandhi war 1894 entscheidend an der Gründung des Natal Indian Congress beteiligt. Durch diese Organisation vereinte Gandhi die indische Gesellschaft in Südafrika zu einer einzigen politischen Kraft. Als Gandhi im Januar 1897 aus einem halbjährigen Aufenthalt in Indien wieder nach Südafrika zurückkam, wurde Gandhi in Durban von einer Schar von Weißen angegriffen. Gandhi entkam nur durch die Hilfe der Ehefrau eines Polizeiinspektors. Gandhi hatte nämlich in Indien sein "Grünes Pamphlet", in dem er über die Situation der Inder in Südafrika berichtete, in mehreren Zeitschriften veröffentlicht. Gandhi wollte allerdings keine Anzeige erstatten, weil er aus Prinzip nicht aus persönlichen Gründen vor Gericht gehen wollte.
Registrierungspflicht
1907 wurde in Transvaal ein Meldegesetz für Inder erlassen, die bei einer Registrierung ihre Fingerabdrücke hinterlassen mussten und Meldescheine bekamen, die sie immer bei sich tragen mussten. Gandhi konnte um die 3000 Inder davon überzeugen, sich nicht auf diese Art registrieren zu lassen. Damit begann die Satyagraha-Bewegung. Gandhi und bis zu 155 weitere Inder wurden verhaftet, weil sie sich dem Meldegesetz widersetzten. Schließlich schlug Gandhi die Registrierung der Inder vor und wollte im Gegenzug dazu, dass das Meldegesetz abgeschafft wurde. Der damalige Innenminister Jan Christiaan Smuts war mit dem Kompromiss einverstanden. Die meisten Inder ließen sich daraufhin registrieren, das Gesetz wurde aber dennoch erlassen.
Im August 1908 verbrannten zahlreiche Inder zusammen mit Gandhi ihre Meldescheine, um daraufhin an die Grenze Transvaals zu fahren und eine Massenverhaftung zu provozieren. Um die 250 Inder wurden zu zwei Monaten Haft und Zwangsarbeit verurteilt. Gandhi fuhr danach erneut an die Grenze, um sich noch einmal zu zwei Monaten Haft und Zwangsarbeit inhaftieren zu lassen.
In sieben Jahren des Kampfes gegen das Meldegesetz wurden tausende Inder ins Gefängnis gesperrt, ausgepeitscht oder erschossen, weil sie es gewagt hatten zu streiken, sich nicht registrieren zu lassen, ihre Registrierungskarten verbrannt hatten oder auf irgendeine andere Art gewaltfrei protestiert hatten. Die Regierung unterdrückte die Protestierenden mit Erfolg, aber der öffentliche Aufschrei über die barsche Behandlung der friedvollen indischen Demonstranten durch die südafrikanische Regierung zwang Jan Christian Smuts, den damaligen Regierungschef Südafrikas, der selbst ein Philosoph war, mit Gandhi ein Verhandlungsgespräch zu suchen. Die Ideen von Gandhi nahmen langsam Form an, und das Konzept des Satyagraha reifte während dieser Auseinandersetzung.
Kopfsteuer
Nachdem 1906 eine neue Kopfsteuer erlassen wurde, töteten Angehörige der Zulu zwei Polizisten. Daraus entwickelte sich ein Krieg zwischen 1500 Ureinwohnern, die nur mit Speeren bewaffnet waren und britischen Kolonialgruppen. Gandhi ermutigte die Briten, Inder zu rekrutieren. Gandhi behauptete, dass die Inder die Kriegsanstrengungen unterstützen sollten, um ihre Ansprüche auf eine volle Staatsbürgerschaft zu legitimieren. Die Briten nahmen das Angebot von Gandhi an und ließen eine Abteilung aus 20 Indern zu, die als Krankenträger verletzte britische Soldaten behandeln sollten. Dieser Korps wurde von Gandhi angeführt und war weniger als zwei Monate im Einsatz. Gandhi war von der Gewalt der britischen Armee bestürzt und stellte fest, dass es völlig hoffnungslos wäre, die überwältigende Macht der britischen Armee direkt herauszufordern, dagegen könnte man nur ohne Gewalt und mit reinem Herzen Widerstand leisten.
Das Ehegesetz
1913 erließ die britische Regierung ein Gesetz, das besagte, dass nur christliche Ehen gültig seien. Das bedeutete, dass alle nichtchristlichen Ehen ungültig waren und die Kinder dieser Ehen unehelich. Gandhi forderte die Inder zum gewaltlosen Widerstand gegen dieses Gesetz auf. Frauen und Männer protestierten. Zunächst wurden die Frauen verhaftet, danach die Männer. Gandhi beschwor eine Massenverhaftung herauf, als Gandhi mit zahlreichen Indern Richtung Grenze ging. Die Menschen mussten sogar in Bergwerken eingesperrt werden, weil die Gefängnisse so überlastet waren. Zeitgleich streikten die weißen Eisenbahnarbeiter, was die britische Regierung vollkommen überforderte. Daraufhin erfolgte 1914 der „Indian Relief Act“, der die Lage der Inder in Südafrika zum Positiven veränderte: Ihre Ehen wurden anerkannt, die Kopfsteuer und die Registrierungspflicht verloren ihre Gültigkeit und Inder durften einwandern. Somit hatte Gandhi zusammen mit den „Satyagrahis“ seine Ziele erreicht. Gandhi kehrte Ende des Jahres wieder nach Indien zurück.
Die Unabhängigkeitsbewegung in Indien (1915-47)
1915 kehrte Gandhi für immer nach Indien zurück. Gandhi hatte als indischer Nationalist internationales Ansehen erlangt. Gandhi trat dem Indischen Nationalkongress bei und wurde von den Indern und insbesondere von Gopal Krishna Gokhale in aktuelle indische Themen eingeführt. Gokhale war ein wichtiger Anführer des Kongresses. Er war für seine Beherrschtheit und für sein Beschwichtigungsvermögen bekannt. Gokhale bestand darauf, innerhalb des Systems zu arbeiten. Gandhi machte sich Gokhales liberale Sichtweise zueigen und veränderte sie so, dass sie völlig indisch aussah.
Gandhi übernahm die Leitung des Kongresses 1920 und begann nach und nach die Ansprüche zu steigern bis am 26. Januar 1930 der Indische Nationalkongress schließlich die Unabhängigkeit Indiens erklärte. Die Briten erkannten das nicht, und es folgten noch mehr Verhandlungen, bis der Kongress in den späten dreißiger Jahren eine Rolle in den Provinzregierungen übernahm. Gandhi und der Kongress unterstützten die Britische Kolonialregierung (Raj) nicht mehr, als der Vizekönig den Deutschen im September 1939 den Krieg erklärte, ohne irgendjemanden um Rat zu fragen. Die Spannungen eskalierten, bis Gandhi schließlich 1942 um die sofortige Unabhängigkeit bat und die Briten darauf antworteten, indem sie ihn und Tausende Kongressmitglieder für eine gewisse Zeit ins Gefängnis sperrten. In der Zwischenzeit arbeitete der muslimische Bund mit den Briten zusammen und verlangte dafür einen vollkommen unabhängigen muslimischen Staat in Pakistan. Im August 1947 teilten die Briten das Land in Indien und Pakistan und jedes Land erhielt seine Unabhängigkeit. Gandhi stimmte den Bedingungen nicht zu.
Die Rolle im I. Weltkrieg
Im April 1918 lud der Vizekönig Gandhi zu einer Kriegskonferenz in Delhi ein. Gandhi stimmte zu, Inder für den Krieg zu rekrutieren, wahrscheinlich, um seine Unterstützung für das Königreich zu zeigen und damit den Indern zu ihrer Unabhängigkeit zu verhelfen. Im Gegensatz zum Zulu-Aufstand 1906 und zum Ausbruch des I. Weltkrieges 1914, als Gandhi Krankenträger rekrutierte, suchte Gandhi nun Inder, die sich am Kriegsgeschehen beteiligen sollten. In einem Flugblatt, das die Inder dazu aufforderte, sich für den Krieg zu melden, schrieb Gandhi 1918: „Um etwas bewirken zu können, sollten wir in der Lage sein, uns selbst zu verteidigen, Waffen zu tragen und sie zu benutzen … Wenn wir lernen möchten, wie wir Waffen benutzen können, müssen wir uns in der Armee anmelden.“ Gandhi hielt allerdings in einem Brief an den Sekretär des Vizekönigs fest, dass er selbst niemanden töten oder verletzen wird.
Die Rekrutierungskampagne von Gandhi warf Fragen in Bezug auf seinen Grundsatz der Gewaltlosigkeit auf. Sein Freund Charlie Andrews gab zu: „Ich persönlich konnte dieses Verhalten niemals mit seinem sonstigen Verhalten in Übereinstimmung bringen, und es ist einer der Punkte, an denen ich mich in einem schmerzvollen Zwiespalt befand. Der Privatsekretär von Gandhi bestätigte das: „Sein Bestehen auf ‚Ahimsa’ (Gewaltlosigkeit) und die Rekrutierungskampagne führte nicht nur damals zu Diskussionen sondern auch noch danach.“
Champaran und Kheda
Die ersten großen Erfolge von Gandhi traten 1918 mit Champaran und Kheda ein in den Bezirken Bihar und Gujarat.
In Champaran war die lokale Landbevölkerung gegen ihre britischen Grundherren aufgebracht, die von der lokalen Verwaltung unterstützt wurden. Die Bauern wurden dazu gezwungen Indigo anzupflanzen, und das obwohl die Nachfrage in den zwei Jahrzehnten davor zurückgegangen war. Man zwang sie dazu, ihre Ernte zu einem festen Preis an die Briten zu verkaufen. Da die Bauern damit unzufrieden waren, baten sie Gandhi um Hilfe. Da Gandhi den gewaltfreien Protest empfahl, überraschte Gandhi die Behörde damit und erhielt überraschenderweise Zugeständnisse.
1918 war Kheda von der Flut und Hungersnot betroffen und die Landbevölkerung bat um den Erlass ihrer Steuern. Gandhi verlagerte seinen Hauptsitz nach Nadiad und organisierte Menschen aus der Region, die Hilfe leisteten. Gandhi setzte erneut die Technik der Nichtkooperation ein und sammelte Unterschriften. Die Landbevölkerung versprach damit, keine Steuern zu bezahlen, auch wenn man ihnen drohte, ihnen ihr Land wegzunehmen. Ein sozialer Boykott der Steuereintreiber innerhalb des Bezirks schürte die Unruhen noch weiter an. Gandhi arbeitete hart daran, öffentliche Unterstützung für die Unruhen zu bekommen, die sich in der Zwischenzeit über das ganze Land verteilten. Fünf Monate lang widersetzte sich die Behörde, aber schließlich Ende Mai 1918 gab die Regierung in wichtigen Punkten nach und sorgte damit für eine Entspannung der Zahlungsbedingungen für die Steuern bis zum Ende der Hungersnot.
Die Kalifat-Kampagne
1919 hatte Gandhi eine schwache Position im Kongress. Gandhi entschied sich dafür, die Moslems für sich zu gewinnen. Eine gute Möglichkeit bot die Kalifat-Kampagne, ein weltweiter Protest von Moslems gegen das Zusammenbrechen des Einflusses des Kalifen, der ihr Religionsführer war. Das Osmanische Reich hatte den Weltkrieg verloren und wurde zerlegt, so dass die Moslems um ihre heiligen Orte und die Vorherrschaft ihrer Religion bangten. Auch wenn Gandhi die Konferenz aller Moslems in Indien nicht gründete, wurde Gandhi doch recht bald einer seiner bekanntesten Sprecher und warb eine starke muslimische Basis an, die in ganz Indien unterschiedliche Zentren hatte. Sein Erfolg machte ihn zu Indiens erstem nationalen Anführer mit einer multikulturellen Basis und vereinfachte so seinen Aufstieg innerhalb des Kongresses, der bis dahin nicht dazu in der Lage war viele Moslems zu erreichen. 1920 wurde Gandhi zu einem der bedeutendsten Führungspersönlichkeiten im Kongress. Ende 1922 brach die Khalifat-Kampagne zusammen.
Gandhi hatte sich immer gegen den Kommunalismus gewehrt, was die Moslems gegen die Hindus aufbrachte. Gandhi konnte allerdings nicht verhindern, dass der Kommunalismus nach 1922 stark zunahm. Tödliche religiöse Unruhen brachen in zahlreichen Städten aus. Die Anzahl der muslimischen Vertreter im Kongress ging stark zurück, von 11% in 1921 auf unter 4% in 1923.
Nichtkooperation
Da 1920 der Kongress hinter ihm stand, hatte Gandhi die Basis, um die Verweigerung der Kooperation, Gewaltlosigkeit und friedlichen Widerstand als seine „Waffen“ im Kampf gegen die britische Kolonialmacht durchzusetzen. Sein Bekanntheitsgrad unter Hindus und Moslems half ihm dabei, sich als politischer Anführer zu etablieren. Gandhi schaffte es sogar die extreme Fraktion der Moslems dafür zu gewinnen, friedlich nicht zu kooperieren.
Der Funke, der den nationalen Protest bei Jallianwala Bagh entzündete, war überwältigend: Hunderte friedlicher Zivilsten wurden von britischen Truppen im Punjab niedergemetzelt. Zahlreiche Briten feierten das Massaker, das sie als notwendig ansahen, um ein nächstes Aufbegehren, das der Revolution von 1857 ähneln könnte, vorweg zu vermeiden. Gandhi kritisierte die Handlungen der britischen Kolonialmacht und die vergeltende Gewalt der Inder. Gandhi verfasste eine Resolution, die sein Beileid für die britischen Opfer ausdrückte und die Unruhen verurteilte. Gandhi machte deutlich, dass jede Form von Gewalt schlecht ist und nicht gerechtfertigt werden kann.
Nach dem Massaker und der darauffolgenden Gewalt, konzentrierte sich Gandhi darauf, vollkommene Selbstbeherrschung zu erlangen und alle indischen Regierungsbezirke zu kontrollieren. In dieser Zeit behauptete Gandhi, dass er ein „sehr orthodoxer Hindu“ sei und im Januar 1921 sprach Gandhi in einer Rede im Tempel von Vadtal über die Bedeutung der Nichtkooperation mit dem hinduistischen Begriff „Dharma“: „An diesem heiligen Ort, sage ich euch, wenn ihr euer hinduistisches Dharma beschützen wollt, dann ist Nichtkooperation die erste und die letzte Lektion, die ihr lernen müsst.“
Im Dezember 1921 war Gandhi die exekutive Autorität im Auftrag des indischen Nationalkongresses. Unter seiner Führung wurde der Kongress mit einer neuen Verfassung reorganisiert, die als Ziel Swaraj hatte. Jeder konnte in der Partei eintreten, der dazu bereit war, eine symbolische Abgabe zu leisten. Eine Hierarchie an Gremien wurde eingerichtet, um die Disziplin zu verbessern und die Partei aus einer Partei mit einer elitären Organisation in eine Partei mit nationalem Volkscharakter zu verwandeln. Gandhi weitete seine Plattform der Gewaltlosigkeit auf die Swadeshi–Strategie aus, den Boykott fremdländischer Produkte, insbesondere der britischer Güter. Damit geht auch seine Befürwortung des Khadi, des hausgewebten Stoffes, der von allen Indern getragen werden sollte, anstatt britische Stoffe anzuziehen. Gandhi forderte indische Männer und Frauen, Arme und Reiche auf, jeden Tag an einem Khadi zu spinnen und damit die Unabhängigkeitsbewegung zu unterstützen.
Gandhi erfand sogar ein kleines, tragbares Spinnrad, das man zu der Größe einer kleinen Schreibmaschine zusammenfalten kann. Das war eine Strategie, Disziplin und Hingabe einzufordern, um die Unwilligen von den Willigen zu trennen und um Frauen in die Bewegung mit aufzunehmen, zu einer Zeit als viele dachten, dass derartige Betätigungen Frauenarbeit wären. Gandhi ermutigte die Menschen nicht nur dazu britische Produkte zu boykottieren, Gandhi brachte sie auch dazu, das britische Schulsystem und Gerichtswesen zu meiden, nicht mehr für die Regierung zu arbeiten und britische Titel und Auszeichnungen aufzugeben.
Die Nichtkooperation genoss weitgehend Anklang und Erfolg, so dass sich immer mehr Inder aller sozialen Schichten einbrachten. Aber als die Bewegung ihren Höhepunkt erreichte, endete sie abrupt mit dem Ergebnis eines gewaltsamen Zusammenstoßes in der Stadt Chauri Chaura, Uttar Pradesh, im Februar 1922. Da Gandhi befürchtete, dass die Bewegung kurz davor war, in Gewalt umzuschlagen, und Gandhi davon überzeugt war, dass dies seine ganze Arbeit ungeschehen machen würde, beendete Gandhi die Kampagne des zivilen Ungehorsams der Masse. Das war das dritte Mal, dass Gandhi eine größere Kampagne zurückzog. Gandhi wurde am 10. Mai 1922 verhaftet, wegen Volksverhetzung vor Gericht gebracht und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Nach zwei Jahren wurde Gandhi für eine Blinddarmoperation wieder entlassen.
Ohne Gandhis vereinende Fähigkeiten, begann der Indische Nationalkongress in den Jahren seiner Inhaftierung in zwei Fraktionen zu zersplittern. Die eine wurde von Chitta Ranjan Das und Motilal Nehru geleitet und wollte in der Legislative mitwirken, die andere Fraktion war unter der Leitung von Chakravarti Rajagopalachari und Sardar Vallabhbhai Patel, die sich dagegenstellte. Darüber hinaus war die Zusammenarbeit zwischen Hindus und Moslems, die während der Kampagne der Nichtkooperation sehr gut funktioniert hatte, praktisch nicht mehr vorhanden. Gandhi versuchte die Differenzen mit unterschiedlichen Mitteln wieder zu vereinen. Eines davon war eine dreiwöchige Fastenzeit im Herbst 1924. Er hatte allerdings wenig Erfolg damit. Im selben Jahr sollte Gandhi einer Kongresssitzung in Belgaum vorsitzen. Er stimmte dem Vorsitz nur unter der Bedingung zu, dass alle Kongressmitglieder einen selbstgemachten Khadi tragen. Das war das einzige Mal in seiner gesamten politischen Karriere, dass Gandhi einen Vorsitz im Kongress führte.
Der Salzmarsch
Gandhi hielt sich die meisten 1920er Jahre aus der aktiven Politik und dem Rampenlicht heraus. Stattdessen konzentrierte Gandhi sich darauf, den Keil zwischen der Swaraj Partei und dem Indischen Nationalkongress zu entfernen. Gandhi startete Initiativen gegen die Unberührbarkeit, Alkoholismus, Ignoranz und Armut. Gandhi kehrte 1928 an die Front zurück. Im vorhergehenden Jahr setzte die britische Regierung eine neue Verfassungsreform fest, die keine indischen Mitglieder zuließ. Die indischen Parteien boykottierten die Kommission. Gandhi setzte im Dezember 1928 eine Resolution durch, die an die britische Regierung appellierte und Indien einen Herrschaftsstatus zusicherte, oder aber Gandhi würde eine neue Kampagne der Nichtkooperation in die Wege leiten, deren Ziel die Unabhängigkeit Indiens wäre. Gandhi hat nicht nur die Sicht der jüngeren Männer wie Subhas Chandra Bose und Jawaharlal Nehru, die eine sofortige Unabhängigkeit verlangten, gemäßigt - Gandhi verringerte seinen persönlichen Zeitraum dafür von zwei Jahren auf ein Jahr.
Die Briten reagierten nicht. Am 31. Dezember 1929 wurde die indische Fahne in Lahore aufgerollt. Am 26. Januar 1930 feierte der indische Nationalkongress Indiens Unabhängigkeitstag in Lahore. Dieser Tag wurde auch in fast jeder anderen indischen Organisation gefeiert. Gandhi startete eine neue Satyagraha-Bewegung gegen die Salzsteuer im März 1930. Diese erlebte ihren Höhepunkt während des berühmten Salzmarsches nach Dandi, der vom 12. März bis zum 6. April stattfand. Gandhi ging 388 Kilometer von Ahmedabad nach Dandi im Gujarat, um selbst Salz herzustellen. Tausende Inder begleiteten Gandhi auf seinem Marsch ans Meer. Mit dieser Kampagne konnte Gandhi am besten die Briten verärgern, die an der Kolonialherrschaft über Indien festhielten. Als Reaktion auf den Salzmarsch brachten die Briten 60.000 Inder hinter Gitter.
Gandhi und die Frauen
Gandhi befürwortete die Emanzipation der Frauen. Gandhi ging so weit, dass er sagte, dass Frauen ihn als ihresgleichen ansehen konnten. Gandhi widersetzte sich Purdah (der Verschleierung der Frau, der Geschlechtertrennung, dem Verhaltenskodex für muslimische Frauen), der Kinderheirat, der Unberührbarkeit und der starken Unterdrückung hinduistischer Witwen bis hin zu Sati (Selbstverbrennung der Witwen bei der Verbrennung ihres verstorbenen Ehemanns). Gandhi rekrutierte insbesondere Frauen, um an der Kampagne für die Salzsteuer und am Boykott ausländischer Produkte mitzuwirken. Dass Gandhi die Frauen in seine Kampagnen mit einschloss, gab ihnen ein neues Selbstbewusstsein und verlieh ihnen wieder mehr Respekt im öffentlichen Leben.
Gandhi als Volksheld
Der Kongress appellierte an die Bauern, indem sie Gandhi als eine Art Volkshelden portraitierten. Diese Strategie führte dazu, dass viele Bauern an der Widerstandsbewegung der Gewaltlosigkeit teilnahmen. In zahlreichen Dörfern wurden Theaterstücke aufgeführt, die Gandhi als die Reinkarnation eines früheren indischen nationalen Anführers oder sogar als Halbgott präsentierten. Die Theaterstücke brachten auch die Analphabeten unter den Bauern dazu, sich Gandhi anzuschließen. Ähnliche messiasähnliche Bilder erschienen in bekannten Liedern und Gedichten, der Kongress finanzierte Festzüge und Feierlichkeiten. Gandhi wurde dadurch nicht nur zu einem Volkshelden, der Kongress selbst wurde weitestgehend als sein heiliges Instrument gesehen.
Verhandlungen
Die britische Regierung unter Lord Edward Irwin entschied sich mit Gandhi zu verhandeln. Der Gandhi - Irwin Pakt wurde im März 1931 unterschrieben. Die britische Regierung willigte ein, alle politischen Gefangenen zu entlassen, wenn der zivile Ungehorsam aufgehoben wird. Ein anderes Ergebnis des Vertrages war eine Einladung an Gandhi zu dem Runden Tisch in London, wo Gandhi allein den Indischen Nationalkongress vertreten sollte. Die Konferenz war eine große Enttäuschung für Gandhi und die Nationalisten, denn man konzentrierte sich auf die indischen Prinzen und die indischen Minderheiten anstatt auf einen Machttransfer. Der Nachfolger von Lord Irwin, Lord Willingdon, zog eine klare Linien gegen den Nationalismus und begann mit einer neuen Kampagne, die die nationale Bewegung unterdrücken und kontrollieren sollte. Gandhi wurde erneut verhaftet. Die Regierung versuchte dadurch seinen Einfluss zu verringern, indem sie ihn komplett von seinen Gefolgsleuten isolierten.
Die Unberührbaren
1932 versicherte die Regierung den Unberührbaren separate Wahlen innerhalb einer neuen Verfassung, die als „Communal Award“ bekannt wurden. Aus Protest begann Gandhi am 20. September 1932 eine sechstägige Fastenzeit im Yerwada Gefängnis in Puna. Der darauffolgende öffentliche Aufschrei zwang die Regierung dazu, eine angemessene Lösung zu finden (Puna Pakt). Das war der Anfang einer neuen Kampagne von Gandhi, um das Leben der Unberührbaren zu verbessern. Gandhi nannte sie "Harijan", "Kinder Gottes".
Am 8. Mai 1933 begann Gandhi eine 21-tägige Fastenzeit zur Selbstreinigung und eine einjährige Kampagne, um damit die Harijan-Bewegung zu unterstützen. Diese neue Kampagne wurde nicht von allen innerhalb der Dalit-Gemeinschaft willkommen geheißen, denn Ambedkar verurteilte Gandhi dafür, dass Gandhi das Wort „Harijan“ benutzte, das ausdrückte, dass Dalits sozial unreif waren und dass die privilegierte Kaste der Inder eine Vaterrolle übernehme. Ambedkar und seine Verbündeten hatten den Eindruck, dass Gandhi die politischen Rechte der Dalits unterminierte. Gandhi unterstützte die Unberührbaren zwischen 1924 und 1925 nicht, als sie eine Kampagne führten, um in Tempeln beten zu dürfen. Ambedkar beschrieb Gandhi als „unaufrichtig und nicht vertrauenswürdig“. Obwohl Gandhi in die Kaste der Vaishya geboren wurde, bestand Gandhi darauf, in der Lage zu sein für die Dalits zu sprechen, obwohl es Aktivisten aus ihren eigenen Reihen gab, die das hätten tun können. Gandhi und Ambedkar gerieten oft aneinander, weil Ambedkar die Dalits aus der hinduistischen Gemeinschaft ausgliedern wollte, während Gandhi versuchte, den Hinduismus zu wahren und die Unberührbarkeit zu beseitigen. Ambedkar beschwerte sich darüber, dass Gandhi sich zu langsam bewegte, während die hinduistischen Traditionalisten sagten, dass Gandhi ein gefährlicher Radikaler wäre, der die Heilige Schrift ablehnte. Im Sommer 1934 wurden drei Attentate auf Gandhi verübt, die alle fehlschlugen.
Kongresspolitik
1934 gab Gandhi seine Teilnahme am Kongress auf. Gandhi wandte sich nicht gegen die Position der Partei, aber Gandhi hatte den Eindruck, dass seine Popularität die Stimmen der einzelnen Kongressmitglieder erstickte und dass dadurch alle: Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschafter, Studenten, religiöse Konservative und Kaufleute ihre eigene Stimme und Position finden mussten. Gandhi wollte es auch vermeiden, eine Zielscheibe für die britische Regierung zu sein, indem er eine Partei anführte, die sich zeitweise mit ihnen arrangierte.
Gandhi kehrte 1936 wieder in die aktive Politik zurück. Obwohl Gandhi sein ganzes Augenmerk auf die Unabhängigkeit Indiens legte und nicht darauf spekulieren wollte, wie es mit der indischen Zukunft aussehen könnte, hielt Gandhi den Kongress nicht davon ab, den Sozialismus als ihr Ziel zu sehen. Gandhi hatte eine Auseinandersetzung mit Subhas Chandra Bose, der 1938 zum Präsidenten gewählt wurde und der davor sein Misstrauen in Bezug auf die Gewaltlosigkeit als Protestform geäußerte hatte. Obwohl Gandhi gegen ihn war, gewann Bose eine zweite Legislaturperiode als Präsident des Kongresses. Gandhi verließ allerdings den Kongress, als alle indischen Anführer protestierten, weil er die von Gandhi eingeführten Prinzipien abschaffen wollte.
Der II. Weltkrieg
Gandhi wollte den Briten zunächst gewaltfreie Unterstützung im II. Weltkrieg zusagen, aber die Kongressmitglieder waren damit nicht einverstanden, weil Gandhi sie vorher nicht um Rat gefragt hatte. Alle Kongressmitglieder traten zurück. Nach langwierigen Beratungen erklärte Gandhi, dass Indien nicht an einem Krieg teilnehmen kann, den man offensichtlich für demokratische Freiheit führte, während diese Freiheit in Indien selbst nicht vorhanden war. Mit Fortschreiten des Krieges verstärkte Gandhi seine Forderungen nach Unabhängigkeit und bat in einer Rede in Gowalia Tank Maidan die Briten darum, Indien zu verlassen. Das war Gandhis entschlossenste Revolte, die darauf abzielte, dass die Briten Indien sich selbst überlassen.
Gandhi wurde von einigen Kongressmitgliedern kritisiert und auch von anderen politischen Gruppen, sowohl von jenen, die den Briten zugetan waren als auch von jenen, die ihnen negativ gegenüberstanden. Einige fanden es unethisch, die Briten nicht in ihrem Kampf gegen Nazi-Deutschland zu unterstützen. Andere wiederum hatten den Eindruck, dass Gandhis Absage, dass Indien nicht am Krieg teilnehmen würde, nicht ausreichend war, und dass eine viel stärkere Opposition angegangen werden musste. Sie verlangten die Unabhängigkeit Indiens. „Quit India“ ("Verlasst Indien") wurde zu der stärksten Revolte in der Geschichte ihres Unabhängigkeitskampfes. Es gab Massenarreste und Gewalt in einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß.
1942 machte Gandhi klar, dass die gewaltfreie Unabhängigkeitsbewegung nicht durch einzelne Gewalttaten gestoppt werden konnte. Gandhi rief alle Kongressmänner und Inder dazu auf, sich diszipliniert an Ahimsa zu halten und vertrat den Slogan „Karo ya maro.“ - "Handle oder sterbe" für die endgültige Freiheit. Gandhi und alle Kongressmitgleider wurden am 9. August 1942 in Bombay von den Briten verhaftet. Gandhi wurde zwei Jahre lang im Aga Khan Palace in Puna festgehalten. Hier erlebte Gandhi auch zwei furchtbare Rückschläge in seinem persönlichen Leben.
Sein 50jähriger Sekretär Mahadev Desai starb nach sechs Tagen an einem Herzinfarkt und seine Frau Kasturba starb nach 18 Monaten im Gefängnis am 22. Februar 1944. Sechs Wochen später erkrankte Gandhi an Malaria. Gandhi wurde noch vor Ende des Krieges entlassen, weil er krank war und eine Operation brauchte. Die Briten wollten nicht, dass Gandhi im Gefängnis stirbt. Sie hatten Angst, dadurch die ganze indische Nation gegen sich aufzubringen. Gandhi wurde in eine veränderte politische Szene entlassen – die Muslimische Liga beispielsweise, die ein paar Jahre vorher eher eine Randerscheinung war, befand sich nun in der Mitte des Geschehens und das Thema von Jinnahs Kampagne für Pakistan war ein bedeutender politischer Schauplatz. Gandhi traf Jinnah im September 1944 in Bombay, aber Jinnah lehnte ab, mit der Begründung, dass er in Kürze ein völlig unabhängiges Pakistan erreichen wollte.
Während die Kongressmitglieder im Gefängnis dahinsiechten, unterstützten die anderen Parteien den Krieg und gewannen dadurch an organisatorischer Stärke. Im Untergrund gab es einige Veröffentlichungen über die rücksichtslose Unterdrückung des Kongresses. Als der Krieg zu Ende war, signalisierten die Briten, dass die Macht in indische Hände übergehen sollte. Zu jenem Zeitpunkt brach Gandhi den Kampf ab und ungefähr 100.000 politische Gefangene wurden entlassen, auch die ehemaligen Kongressmitglieder.
Die Unabhängigkeit Indiens mit einer Zweistaatenlösung (1947)
In der Regel war Gandhi gegen das Konzept der Aufteilung Indiens, da es nicht zu seiner Vision einer religiösen Einheit passte. Während der Indische Nationalkongress wollte, dass die Briten das Land verlassen, wollte die Muslimische Liga eine Aufteilung Indiens und die Unabhängigkeit für Pakistan. Gandhi schlug ein Übereinkommen vor, dass der Kongress und die Muslimische Liga zusammenarbeiten, um die Unabhängigkeit unter einer provisorischen Regierung zu erlangen. Danach sollte die Frage der Aufteilung des Landes durch eine Volksabstimmung in den muslimischen Bezirken angegangen werden. Als Jinnah zur „Direkten Aktion“ aufrief, wurde Gandhi wütend und ging persönlich zum Unruheherd, um die Massaker zu stoppen. Gandhi hatte einiges auf sich genommen, um die Inder zu vereinen - Hindus, Moslems und Christen. Gandhi kämpfte auch für die Emanzipation der „Unberührbaren“ in der hinduistischen Gesellschaft.
Am 14. und 15. August 1947 wurde die indische Unabhängigkeitsakte durchgesetzt. In den Randbezirken wanderten ungefähr 10 bis 12 Millionen Menschen von einer Seite auf die andere und mehr als eine halbe Million wurden bei kommunalen Unruhen getötet und brachten Hindus, Moslems und Sikhs gegeneinander auf.
Gandhi hatte den Plan, Indien zu zerstückeln niemals gebilligt, aber Gandhi musste feststellen, dass seine Kameraden viel mehr Interesse an Macht als an Prinzipien hatten und dass seine eigene Vision schon längst von der Illusion verschleiert wurde, dass der Kampf, den er für Indiens Unabhängigkeit geführt hatte ein gewaltfreier war.
Das Attentat
Am 30. Januar 1948 wurde Gandhi erschossen. Der Attentäter, Nathuram Godse, war ein hinduistischer Nationalist und hatte Verbindungen zu dem extremistischen Hindu Mahasabha, der gegen die Doktrin der Gewaltfreiheit eingestellt war. Godse und sein Mittäter wurden 1949 vor Gericht gebracht und noch im selben Jahr exekutiert. Gandhis Gedenkstätte in Raj Ghat, New Delhi, trägt die Aufschrift „He Ram“, was „Oh Gott“ bedeutet. Man nimmt an, dass dies Gandhis letzte Worte waren. Der Premierminister Jawaharlal Nehru hielt eine Radioansprache:
„Freunde und Kameraden, das Licht hat unser Leben verlassen, und überall ist nur noch Dunkelheit, und ich weiß nicht, was und wie ich es euch sagen soll. Unser geliebter Anführer, Bapu, der Vater der Nation, ist nicht mehr unter uns. Vielleicht liege ich auch falsch, wenn ich das sage: Wir werden ihn nicht wiedersehen, so wie wir ihn in den letzten Jahren gesehen haben. Wir werden nicht mehr zu ihm gehen können und ihn um Rat bitten oder Trost suchen. Und das ist ein schrecklicher Schlag, nicht nur für mich, sondern auch für Millionen und Abermillionen in unserem Land.“
Die ganze indische Nation betrauerte Gandhis Tod. Über zwei Millionen Menschen schlossen sich dem fünf Meilen langen Trauerzug an, der fünf Stunden brauchte, um Raj Ghat von Birla aus zu erreichen, wo Gandhi erschossen worden war. Alle Inder, die ein Unternehmen in London besaßen, blieben an dem Tag geschlossen. Die Inder aus ganz Großbritannien trafen sich am India House in London.
Während Indien trauerte, eskalierte die Gewalt zwischen den Religionen. Man rief zu Vergeltungsschlägen auf, und Pakistan wurde sogar von der indischen Armee belagert. Nehru und Patel, die zwei stärksten Gestalten innerhalb der Regierung und dem Kongress wollten in unterschiedliche Richtungen, das Attentat schweißte sie wieder zusammen. Sie waren beide der Meinung, dass es nun am wichtigsten war, die indische Hysterie in den Griff zu bekommen. Sie riefen die Inder auf, die Erinnerung an Gandhi und vor allem seine Ideale zu ehren. Sie nutzten das Attentat, um die Autorität des neuen indischen Staates zu festigen. Die Regierung wollte klar machen, dass nicht die Moslems die Schuldigen waren. Der Kongress kontrollierte die ganzen Veröffentlichungen zwei Wochen lang – die Beerdigung, die Totenzeremonien und die Verteilung der Asche – denn Millionen von Menschen nahmen daran Teil und hunderte Millionen sahen zu. Sie hatten das Ziel, die Macht der Regierung zu sichern und die Kontrolle des Kongresses zu legitimieren. Dabei bauten sie auf die Trauer der Bevölkerung. Die Regierung unterdrückte die RSS (eine rechtsorientierte Partei, die sich im selbstlosen Dienst dem Volk verschreiben wollte), die Muslimische Nationalgarde und die Khaksars, indem sie um die 200.000 Menschen hinter Gitter brachten. Der Tod von Gandhi und seine Bestattung verbanden den distanzierten Staat mit dem indischen Volk und machten bewusst, wie wichtig es war, religiöse Parteien während der Übergangszeit in die Unabhängigkeit zu unterdrücken.
Meditation über Mahatma Gandhi
Swami Sivananda verfasste folgende Meditationsanleitung über Mahatma Gandhi:
Ziehe dich in dein Meditationszimmer zurück. Nimm den Lotussitz ein. Meditiere über Aussehen, Gestalt, Größe, Gesichtsfarbe von Mahatma Gandhi. Vergegenwärtige dir Mahatma Gandhi und seine Erziehung in England, seine Karriere als Rechtsanwalt in Afrika. Meditiere über Mahatma Gandhi als politischer Aktivist, um die sozialen Bedingungen der Hindus in Südafrika zu verbessern, über seine großen Bemühungen für die "Nicht-Angriffs-Bewegung" in Indien, über sein berühmtes Spinnrad (Charka) und handgewebtes Leinen (Khaddar). Meditiere über Mahatma Gandhi und sein rednerischer Feldzug durch das ganze Land, um das Spinnrad einzuführen. Visualisiere Mahatma Gandhi und seine Anstrengungen, Hindus und Moslems zu verbinden. Meditiere über Mahatma Gandhi und die Opfer, die Gandhi aufbrachte, um die elenden Bedingungen der Unberührbaren (Harijans) zu verbessern. Vergegenwärtige dir Mahatma Gandhi und seine edlen Gedanken, seine lobenswerten Grundsätze, sein Leben in vollkommener Entsagung (Tyaga und Sannyasa), seine Entbehrungen, seine strengen Ernährungsvorschriften, über seinen unaufhörlichen Kampf um die Reinheit des Denkens (Brahmacharya), über seine Gedanken der Gewaltlosigkeit (Ahimsa) und Wahrheit (Satya) in Gedanken, Wort und Tat. Meditiere über Mahatma Gandhi und seine journalistische Arbeit, seine zahlreichen Veröffentlichungen in Englisch, Hindu und Gujarati, über die Organisation seines Ashrams (freie Gemeinschaft), die so notwendig ist für die Erziehung guter Karma Yogis (die sich dem Dienst an ihren Mitmenschen widmen). Mache dir Mahatma Gandhi, seinen starken Willen und alle seine erhabenen Eigenschaften bewusst. Lass keinen anderen Gedanken in dein Bewusstsein eindringen: Wenn die Gedanken davonfliegen, müssen sie wieder eingefangen werden. Dies sollte jeden Tag eine halbe Stunde zwei Monate lang ausgeführt werden. Es ist eine gute Art der Meditation.
Gandhis Ideale und die „aufgeklärte Anarchie“
Schon 1927 publizierte Gandhi seine erste Autobiographie, die er in den Jahren seiner Inhaftierung (1922 – 1924) geschrieben hatte. Der Titel des Buches lautete: "Autobiography. The story of my experiments with truth" (Autobiographie. Die Geschichte über meine Experimente mit der Wahrheit). 1928 veröffentlichte er seine Erinnerungen an Südafrika unter dem Titel "Satyagraha in Southafrica" (Satyagraha in Südafrika). Gandhi beschrieb darin seine Vorstellung von Demokratie:
Demokratie soll die gesamten wirtschaftlichen und geistigen Ressourcen in den Dienst aller stellen und für das Gemeinwohl sorgen. Gandhi wünschte sich eine dezentrale Organisation des Landes. An zentraler Stelle sollte das Dorf stehen, das sich selbst versorgt und verwaltet. Diese kleinste und für Gandhi bedeutendste politische Einheit sollte im Konsens eigene Vertreter wählen. Gandhis Vision war ein Indien als „Gemeinschaft von Gemeinschaften“ (Dharampal-Frick), was Gandhi selbst als „aufgeklärte Anarchie“ (Eberling) bezeichnete.
Gandhi strebte eine staatsfreie Gesellschaft an. Niemand hatte es sonst gewagt in einem Land, das unter einer Kolonialmacht stand, eine solche klare Alternative zum westlichen Staats- und Wirtschaftskonzept zu formulieren. (Reinhard)
Gandhi wollte einen einheitlichen Lohn für alle einsetzen, Privatbesitz sollte in Treuhandbesitz übergehen. Sozialismus und Kapitalismus lehnte er ab. Gandhi strebte eine vorindustrielle, egalitäre, nach Möglichkeit unbürokratische Gesellschaft an. Jegliche soziale Ungleichheit sollte durch Bildung überwunden werden. In Punkto Religion erwartete er Toleranz. Gandhi lehnte das indische Kastensystem nicht grundsätzlich ab, er strebte jedoch eine Gleichberechtigung zwischen den Kasten an und wollte die Kastenlosen befreien. Gandhi fand die Zuordnung eines Menschen durch seine Geburt in einen bestimmten Beruf durchaus als angenehm, weil man ihm dadurch die Frage nach der Berufswahl erspart und der Mensch seine Kräfte auf angemessenes Handeln innerhalb der Gesellschaft lenken kann. (Eberling)
Gandhi trennte Religion nicht von Politik. Er mochte es nicht als Politiker oder als Heiliger betrachtet zu werden, viel wichtiger waren ihm seine Kampagnen, die sowohl religiöser als auch politischer Natur waren. (Conrad) Gandhi sah das eigentliche Ziel der Menschen in einem yogischen Ziel, in der Suche nach der Wahrheit, nach Gott. Und er stellte dieses Grundbedürfnis auch viel höher als alle anderen Ziele.
Gandhi als Yogi
In den Ashrams
1904 gründete Gandhi seinen ersten Ashram, die „Phoenix Farm“, in Südafrika. Gandhi lehnte sich dabei an das Werk „Unto this last“ des britischen Schriftstellers John Ruskin. Die Absicht war gemeinsam mit Gleichgesinnten ein Leben zu führen, das so einfach wie möglich ist und das sie in eigener Herstellung bewältigen konnten. Die „Indian Opinion“, die Gandhi ins Leben gerufen hatte und für die Gandhi regelmäßig schrieb, wurde auch auf der Phoenix Farm gedruckt. Gandhi verließ die Farm aber schon recht bald und kehrte nach Johannesburg zurück, weil Gandhi dort als Anwalt gebraucht wurde.
1910 ließ sich Gandhi in Transvaal nieder. Gandhi hatte jedoch kein Einkommen und keine Bleibe. Hermann Kallenbach, ein deutscher Architekt überließ ihm ein Stück Land, auf dem Gandhi zusammen mit seinen Gleichgesinnten ideell an die Phoenix Farm anknüpfen, wirtschaftliche Unabhängigkeit und Besitzlosigkeit leben wollten. Die Siedlung hieß „Tolstoi“. 1912 entschied Gandhi, vollkommen auf Privatbesitz zu verzichten.
1915 war er wieder zurück in Indien und trat dem Indian National Congress (INC) bei. Zeitgleich baute Gandhi den „Harijan Ashram“ auf, wo Gandhi von 1918 bis 1930 lebte. Gandhi legte elf Verpflichtungen für das Leben im Ashram fest:
- Religionsgleichheit,
- Nichtstehlen,
- vegetarische Ernährung,
- körperliche Arbeit,
- Wahrhaftigkeit,
- Einsatz für die Unberührbaren,
- Gewaltlosigkeit,
- Furchtlosigkeit,
- Keuschheit,
- Desinteresse an materiellen Gütern,
- ausschließliche Verwendung inländischer Produkte (Swadeshi).
Gandhi wollte die yogische Einstellung etablieren, dass jeder Mensch einem größeren Ganzen und dem Wohl der gesamten Menschheit dient, wenn er sich selbst beherrscht und sich bewusst dazu verpflichtet. So kann er sich moralisch weiterentwickeln und das in die Welt ausstrahlen. Der Harijan Ashram sollte ein Vorbild für ganz Indien werden, für ein einfaches, ländliches Indien, das in Unabhängigkeit lebt und sich selbst versorgt – ein Indien, das sich an seine eigene religiöse Tradition hält.
Das Spinnrad wurde zum Symbol der Satyagraha-Bewegung und schmückt auch heute noch die indische Flagge. Es steht für die Unabhängigkeit Indiens, das zwar einfach aber eigenständig existieren kann. Gandhi hatte ein eigenes Spinnrad, das Gandhi zu politischen Versammlungen mit sich nahm. Gandhi hoffte und erwartete, dass sich möglichst viele Inder an dieser Bewegung beteiligten. Gandhi förderte die Kampagne, indem er mit der Bahn durch das Land reiste und Spenden sammelte. Damit finanzierte Gandhi Spinnräder für die ärmeren Bauern, führte das Spinnen und Weben in den Schulunterricht ein und unterstützte jene Läden, die diese Tücher verkauften.
Gandhi wollte seine eigenen Lebensprinzipien immer mehr zu den Prinzipien des gesamten Ashrams machen: Er wollte, dass nur noch ungewürzte Nahrung zu sich genommen wird, dass die Ashrambewohner keine privaten Ersparnisse horten und wie er komplett auf Privatbesitz verzichten. Gandhi kündigte den bezahlten Arbeitern im Ashram und erwartete, dass die Gemeinschaft alle anfallenden Aufgaben erledigte. Ab 1928 kam es deswegen immer mehr zu Unruhen im Ashram, den Gandhi schließlich 1930 verließ. Heute ist der ehemalige Harijan Ashram ein Gandhi - Museum.
In der Politik
1924, als Gandhi zum Präsidenten des INC ernannt wurde, setzte er sich in großem Stil für den Boykott von Importwaren ein – insbesondere für Waren aus Großbritannien. Und durch die Spinnrad-Bewegung, durch die selbstgesponnenen Khadis rief er jeden Inder auf, sich für die Unabhängigkeitsbewegung einzusetzen. Gandhi selbst kleidete sich seit 1921 in ein einfaches Lendentuch. Als Gandhi 1922 wegen Volkshetze inhaftiert wurde, zerfiel der indische Nationalkongress in zwei Lager. Zwei Jahre später sollte er als Kongressvorsitzender die zwei Lager wieder vereinen, indem er dem Kongress vorsaß. Obwohl es auch in seinem Interesse war, dass sich diese beiden Parteien wieder vereinten, stellte er eine Bedingung an den Vorsitz und legte damit einen neuen Meilenstein für die Spinnrad-Bewegung. Gandhi erwartete nämlich von den Kongressmitgliedern, dass sie in einem selbstgemachten Khadi zum Kongress kamen. Und so kam es, dass er den Vorsitz im Kongress führte. Das war das einzige Mal in seiner gesamten politischen Karriere.
Viele Kongressmitglieder folgten Gandhis Weg nicht, sie wollten Indien als modernen Staat sehen und nicht als einfaches, bäuerlich geprägtes Land. Gandhi gab den Vorstand der Kongresspartei nach einem Jahr turnusgemäß auf. Danach hielt er ein Jahr des Schweigens ein, eine Geste gegen die Geschwätzigkeit der Politiker.
Mahatma Gandhi, Ahimsa und die Friedensbewegung – mp3 Vortrag
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Gandhi war ein Brahmacharya. Er übte sich in den yogischen Prinzipien der Enthaltsamkeit, die sich auf alle Sinne bezieht und dadurch auch in Selbstbeherrschung. Er agiert dabei mit dem Wort „Swaraj“, das sowohl auf individueller als auch auf politischer Ebene betrachtet werden kann. Die Selbstbeherrschung sollte im übertragenen Sinn auch politisch für die Unabhängigkeit Indiens stehen.
„Satyagraha“ ist eine andere bedeutende Wortschöpfung Gandhis. Er meint damit das „Festhalten an der Wahrheit“. Im yogischen Sinn wäre es das Festhalten an Gott, sich immer auf Gott berufen. Auf politischer Ebene meinte er die Wahrheit, dass Indien schon immer unabhängig war, nur dass gerade zu der Zeit als er lebte, Indien von Großbritannien beherrscht wurde. Er wollte an der Wahrheit der Unabhängigkeit festhalten und bestand dabei auf die Strategie der Nichtkooperation: die Übertretung ungerechtfertigter Gesetze, (Hunger)Streiks und die Herausforderung von Verhaftungen. Satyagraha bedeutete für ihn aber auch Gewaltlosigkeit, denn er war der Meinung, dass ein Mensch, der die absolute Wahrheit Gottes nicht kennt, nicht berechtigt ist zu bestrafen.
Gandhi musste oft feststellen, dass seine eigenen yogischen Prinzipien und Vorstellungen von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit nicht von all seinen Verhandlungspartnern geteilt wurden. Gandhi legte seine politischen Handlungen auch meistens offen. So konnte er viele Inder für seine Aktionen gewinnen und die Briten dazu anregen, sich eventuell selbst in Frage zu stellen. Es lag ihm ganz besonders am Herzen, die Inder als ein Volk zu vereinen, gemeinsam und gewaltfrei die Unabhängigkeit Indiens zu erreichen.
Zitate von Mahatma Gandhi
- "Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren."
- "Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du."
- "Du und ich: Wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen."
- "Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen."
- "Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt."
- "Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen."
- "Man soll weder annehmen noch besitzen, was man nicht wirklich zum Leben braucht."
- "Das Geheimnis eines glücklichen Lebens liegt in der Entsagung."
Gandhi ganz privat
Im Mai 1883 wurde Gandhi im Alter von dreizehn mit der vierzehnjährigen Kasturbai Makhanji vermählt. Die Ehe war natürlich eine arrangierte Ehe, wie es zu der Zeit und in der Gegend üblich war. In dieser Zeit verpasste er ein ganzes Schuljahr. Später sprach er über ihre Hochzeit, dass beide sie eher als eine Gelegenheit wahrgenommen haben, in der sie neue Kleider tragen, Süßigkeiten essen und mit Verwandten spielen konnten. Kasturba musste auch entsprechend der Tradition viel Zeit im Haus ihrer eigenen Eltern verbringen und nicht mit ihrem Ehemann. Zwei Jahre später, als Gandhi 15 war, wurde schon ihr erstes Kind geboren. Es lebte allerdings nur wenige Tage. Gandhi und Kasturba bekamen dann noch vier weitere Kinder – nur Söhne: Harilal wurde 1888 geboren, Manilal 1892, Ramdas 1897 und Devdas 1900.
1906 entschied sich Gandhi dafür, enthaltsam zu leben, um seine sexuelle Energie zu transformieren und in spirituelle Energie umzuwandeln. Gandhi führte dadurch immer mehr das Leben eines Yogis, er hielt sich an die Moralprinzipien (Yama), an Brahmacharya (Enthaltsamkeit, die sich auf alle Sinne bezieht), an Ahimsa (Gewaltlosigkeit) und an Satya (Wahrhaftigkeit).
Im Gegensatz zur traditionellen Rolle eines Mannes in Bezug auf den Haushalt, mischte sich Gandhi sehr stark in häusliche Angelegenheiten ein. Er entschied, was gekocht wird und war an der Erziehung und das Umsorgen der Kinder auch stark beteiligt. Bei seinem vierten Sohn half Gandhi sogar bei der Geburt mit, weil gerade keine Hebamme greifbar war. Er wollte auch nicht, dass die Unberührbaren die Nachttöpfe seiner Familie leerten, Gandhi tat es selbst und erwartete es auch von seiner Ehefrau, die wohl zum Teil sehr unter seinen Erwartungen an sie litt. Nicht zuletzt machte ihr auch der karge Lebensstil ihres Mannes zu schaffen.
Andere Schreibweisen
Gandhi wird machmal auch geschrieben Ghandi, Gandi oder auch Gahndi bzw. Gandih. Korrekt ist allerdings die Schreibweise Gandhi.
Siehe auch
Weblinks
- Berühmte Vegetarier
- Yoga Leben: Die Yamas
- "Bhagavad Gita" aus Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
Literatur
- Holger Ehling: Mahatma Gandhi als Journalist"
- Matthias Eberling: Mahatma Gandhi – Leben, Werk, Wirkung. Frankfurt a. M. 2006, S. 87 ff.
- Gita Dharampal-Frick: "Das unabhängige Indien". In: Verstaatlichung der Welt? München 1999, S. 92–95.
- Wolfgang Reinhard: "Geschichte der Staatsgewalt und europäische Expansion". In: Verstaatlichung der Welt? München 1999, S. 347.
- Dieter Conrad: Gandhi und der Begriff des Politischen. Staat, Religion und Gewalt. München 2006, S. 28 ff.