Hysterie
Hysterie leitet sich vom griechischen Wort hystera ab= Gebärmutter. Umgangssprachlich wird dieses Wort häufig verwendet, um eine Person zu charakterisieren, die unangemessen reagiert oder deren Verhalten affektierte Züge aufweist. Es kann aber psychologisch gesehen auch eine neurotische Störung sein, die unter anderem mit oberflächlicher, labiler Affektivität und einem hohen Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung einhergeht.
Egozentrismus und Unreife sind ebenfalls Charakteristika. Aber auch ein vielfältiges körperliches Beschwerdebild ohne organische Grundlage wird als Hysterie bezeichnet, z.B. Gehstörung, Bewegungssturm, "Schwäche", Arm- oder Beinlähmung, Gefühlsstörung, Ausfall der Sinnesorgane wie Stimmlähmung, Blindheit, Taubheit. [1]
Hysterie- eine neurotische Persönlichkeitsstörung
Obwohl schon vor Freud in der Medizin von Hysterie gesprochen wurde, war Freud es, der die Hysterie neu definierte. Seine 1895 veröffentlichten "Studien über Hysterie“ gelten als erste Werke der Psychoanalyse. Freud führte auch den Begriff Konversionsneurose ein, der die Bezeichnung Hysterie ersetzen sollte: Psychisches Leid wird in körperliches Leid konvertiert, wie er es bei vielen Hysterikern beobachtet hatte. Als kennzeichnend für Hysteriker sah er auch eine Affektverkehrung: Anlässe zur sexuellen Erregung lösen überwiegend oder ausschließlich Unlustgefühle aus. [2]
Mittlerweile gilt der Begriff "Hysterie“ als veraltet, nicht präzise genug und auch abwertend (Frauen gegenüber). Jetzt verzeichnet das psychologische Diagnoseschema ICD 10 nicht mehr Hysterie, sondern "Histrionische Persönlichkeitsstörung“ (von histrio- Schauspieler). Ein andere Bezeichnung, die hysterische Neurosen in der Psychologie nun abdeckt, sind die dissoziativen Störungen (Konversionsstörungen).
Die klassische Neurosenstruktur eines Hysterikers ist sehr vom Subjektiven geprägt, er wirkt demonstrativ-theatralisch. Er ist ein notorischer Anfänger, alles muss offen bleiben. Die körperlichen Symptome, unter denen man bei der Hysterie leidet, bezeichnet man als "Konversionssymptome“: Während innere Konflikte unbewusst bleiben, spiegeln sie sich in körperlichen Beschwerden wider. Oft sind die Sinnesorgane betroffen, es kann gar zu einer "Seelenblindheit“ kommen: Der Betroffene sieht nichts mehr, obwohl anatomisch keine Probleme vorliegen. Auch Kribbeln oder Lähmungserscheinungen können Begleiter der Hysterie sein, was auf verdrängte sexuelle Erregung hindeuten kann. Ängste und Phobien treten beim Hysteriker ebenso auf.[2]
Die Ursachen werden aus psychoanalytischer Sicht in der ödipalen Phase (4. bis 6. Lebensjahr) gesehen. Die Kinder sind sehr auf das gegengeschlechtliche Elternteil bezogen. Gibt es hier traumatische Vorfälle, kann es später zu ödipalen Konflikten kommen. War nie jemand da, der die Gefühle des Kindes verstanden hat, so fällt es demjenigen schwer, sich selbst wahrzunehmen. Sentimentale und gespielte Gefühle ersetzen dann wahre Gefühlsäußerungen, eine wirkliche Liebesbeziehung aufzubauen ist für Hysteriker schwer- oft bleibt es bei dramatisierten Geschichten.[2]
Swami Sivananda über Hysterie bei Frauen
Auszug aus dem Buch "Practice of Nature Cure" (1951) von Swami Sivananda, S.266. Divine Life Society
Hier findest du einen historischen Artikel über "hysteria", wie wir ihn heute nicht mehr finden. Du siehst so, wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts insbesondere im englischen Sprachraum Hysterie definiert, hergeleitet und behandelt wurde. Der indische Arzt und Yogameister Swami Sivananda schreibt:
Eine Besonderheit bei Hysterie sind Bewusstseinstäuschungen. Man sollte die Patientin nicht beschuldigen, sie täusche Krankheiten vor, sondern mitfühlend sein. Obwohl die Beschwerden zweifelhaft sind, so sind sie doch so real wie andere Erkrankungen, an denen Männer und Frauen leiden. Die Symptome sollten als reale Krankheiten behandelt werden. Man sollte nicht denken, dass die Patientin simuliert. Die Störung ist im Denken des Patienten und die Schmerzen werden tatsächlich wahrgenommen.
Eine hysterische Patientin sagte plötzlich, sie könne nicht mehr gehen und ihr Fuß sei gelähmt. Sie fühlte keinen Schmerz, als man mit einer Nadel in den Fuß stach. Erst nach vielen Monaten konnte sie wieder gehen. Ein junges Mädchen behauptete, sie sei niedergestochen worden. Sie blutete sogar an der Stelle, an der man sie angeblich verletzt hatte.
In der Pubertät und bei Änderung der Lebensumstände können hysterische Symptome auftreten. Hysterie ist erblich. Sie kann durch Mangelernährung, Trägheit, übermäßiges Essen, ungesunde Nahrung, durch Schock, Angst, Übermüdung und unglückliche Liebe kommen. Heute ist das Wort "Hysterie" auf mentale Reaktionen, die ein Ziel haben oder einem persönlichen Zweck dienen, begrenzt.
Symptome
Die Patientin leidet unter Blähungen, Hitzewallungen, Schluckauf, Herzklopfen, Gefühl des Erstickens und Stimmverlust. Es kann zu Schmerzen in verschiedenen Teilen des Körpers kommen. Die Anzeichen fast jeder Krankheit können bei hysterischen Patienten auftreten.
Die Patientin beschreibt detaillierte Symptome, die der realen Krankheit sehr ähnlich sind. Eine hysterische Frau kann Infektionen im Darm, der Gebärmutter oder der Kehle spüren, auch wenn sie nicht wirklich unter diesen Krankheiten leidet. Steifheit der Gelenke, Harnverhaltung, Verengung der Speiseröhre können Erscheinungsformen von Hysterie sein. Anfälle können kommen oder auch nicht.
Es kann zu Krämpfen und zu Kontraktionen der Gliedmaßen kommen. Die Patientin kann unkontrolliert lachen oder in Tränen ausbrechen. Sie kann sich sehr aufregen. Sie ist sehr gereizt. Sie ist leicht beleidigt. Sie ist launisch. Manchmal wird sie gewalttätig und belästigt ihre Begleiter.
Eine hysterische Patientin kann Krankheiten erschaffen, um von anderen beachtet zu werden. Sie kann Stecknadeln und Nadeln in die Haut stechen oder sie schlucken. Es kann sein, dass sie Nahrung verweigert, aber heimlich isst. Es kann vorkommen, dass sie Essen verweigert oder nach ungesunder Nahrung verlangt. Sie kann einige Tage lang fasten. An manchen Tagen kann sie sehr viel essen. Es kann sein, dass sie das Gefühl hat, einen Kloß im Hals zu haben und nichts essen kann. Sie verhungert fast und magert ab.
Die Patientin mag unehrlich sein. Sie kann ihr Gedächtnis verlieren. Es kann zu Taubheit, Lähmung, Kraftverlust kommen. Sie ist eingeschnappt oder bildet sich ein, dass Männer in sie verliebt sind. Sie erfindet Skandale.
Behandlung
In akuten Fällen ist Bettruhe erforderlich. Der Körper muss gekräftigt werden. Sei sehr mitfühlend mit der Patientin. Zerstreue in ihr die Gedanken, dass die Verwandten gegen sie sein könnten.
Schenke ihr Beachtung, aber halte die Zügel fest in der Hand. Manchmal können ein paar scharfe Worte und Überredungskünste notwendig sein. Halte die Patientin mit der einen oder anderen Aufgabe beschäftigt. Gärtnern ist sehr gut. Gib ihr einfaches Essen. Der Darm sollte entleert werden. Achte darauf, dass sich die Menstruation nicht verspätet. Benutze Asafoetida in Curries und Pfefferwasser. Das ist sehr nützlich.
Lass sie häufig baden. Leere ihr einen Eimer kaltes Wasser über Kopf und Brust. Das ist sehr gut und wirkt Wunder. Kalte und warme Duschen entlang der Wirbelsäule verbessern den allgemeinen Tonus der Nerven. Eine Massage ist sehr gut. Bei einem Anfall löse ihre Kleidung, schütte kaltes Wasser in ihr Gesicht, reibe die Extremitäten, lasse sie den Rauch von verbrannten Federn einatmen.
Die Patientin sollte keine harte geistige Arbeit und keine schweren Prüfungen machen. Eine Veränderung ist gut. Es ist gut, wenn sie sich in einer neuen Umgebung unter Fremden aufhält. Die Patientin sollte ihr Haus verlassen und in einem Pflegeheim versorgt werden. Eine freundliche Umgebung ist gut. Sei nicht übermäßig mitfühlend und schüchtere die Patientin nicht ein.
Der Naturheilkundler muss ihr Vertrauen gewinnen. Er sollte nie den Eindruck erwecken, dass er denkt, sie könne simulieren und dass alles ihre Schuld sei. Er sollte ihr ihren Zustand und die mögliche Heilung erklären.
Umgang mit Hysterie anderer
Hysterie ist ein eigenartiger Ausdruck. Der im Laufe der Jahre unterschiedliche Bedeutungen bekommen hat. Eigentlich muss man sagen der Jahrhunderte und Jahrtausende. Hysterie kommt ja eigentlich vom griechischen Ausdruck für Gebärmutter und soll irgendwo bedeuten, das ist im alten Griechenland und im Mittelalter Menschen gedacht haben, wenn Frauen irgendwie laut sind und wenn Frauen irgendwo starke Stimmungsschwankungen haben, dann stimmt etwas mit ihrer Gebärmutter nicht.Also Hysterie ist die Gebärmutter Krankheit, die Menschen dazu führt zu laut zu sein und zu viel zu reden und so euphorisch zu sein.
Glücklicherweise hat sich erwiesen, dass eine solche Grundlage für diese hysterische Veranlagung nicht gibt. Und es gibt genauso viele Männer wie auch Frauen die eine ist Hysterie haben. Zur Zeit von Sigmund Freud galt Hysterie als eine der hauptsächlichen Psychischen Erkrankungen. Heute sind das er Angststörungen und Depressionen. Hysterie muss nicht unbedingt jetzt krankhaft sein, wenn man heute etwas als hysterisch bezeichnet dann meint man einfach übertriebene Emotionalität. Wenn du also siehst das jemand übertriebene Emotionalität hat: Wie gehst du damit um? Wie gehst du also mit Hysterie im Sinne von übertriebener Emotionalität um?
Zunächst musst du überlegen, ob es sich wirklich um übertriebene Emotionalität handelt. Es gibt die etwas theatralischeren Menschen auch Hystrionisch genannt. Das sind Menschen die einfach etwas übertreiben und die einfach herzlich sind und mit ihrem Enthusiasmus andere anstecken können und vielleicht auch ihre Emotionen stark betonen können. Das ist einfach ein anderes Temperament, es ist gut dass es Menschen gibt die eher ruhiger und gelassener sind.
Und es ist gut, dass es Menschen gibt die er theatralisch sind. Es gilt Menschen dafür wertzuschätzen. Es gibt aber auch Menschen die in hysterische Angst geraten, dort kann es helfen ihren Anliegen zuzuhören, Ihnen zu sagen dass du ihre Bedenken ernst nimmst. Du kannst Vertrauen ausstrahlen, du kannst Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Du kannst Hilfe holen und du kannst den Menschen ermutigen. Verschiedene Möglichkeiten aber zunächst einmal ist wichtig, dass du unterscheidest zwischen Hysterie wo jemand Hilfe braucht und er theatralischem Temperament, welches du anerkennend wertschätzend zur Kenntnis nehmen kannst.
Siehe auch
- Ayurveda
- Ayurvedische Ernährung
- Nahrung als Medikament
- Kräuter
- Psychologie
- Gesundheit
- Naturheilkunde
- Natur
- Pflanzenheilkunde
Fußnoten
Weblinks
Literatur
- Swami Sivananda: "Practice of Nature Cure“, Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-3.
- Vasant Lad und David Frawely, Die Ayurveda Pflanzenheilkunde
- Hans Heinrich Rhyner, Das neue Ayurveda Praxis Handbuch
Seminare
Gesundheit
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Zusammenfassung: Hysterie
Hysterie bedeutet Übersteigerung. Als Hysterie wurde früher eine Nervenkrankheit bezeichnet, eine neurotische Störung, charakterisiert von innerer Unruhe, Launenhaftigkeit und Aufgeregtheit. Der Ausdruck Hysterie kommt vom Lateinischen hystericus, die Gebärmutter betreffend, von griechisch hystéra (ὑστέρα) ‘Gebärmutter’. Im 19. Jahrhundert dachten Nervenärzte, dass Frauen, die zu übersteigerten Ausdruckserscheinungen neigen, Gebärmutterprobleme hätten. So entstand die Bezeichnung Hysterie.
Heute wird in der psychologischen Diagnostik nicht mehr von Hysterie gesprochen, sondern von theatralischer Persönlichkeit, von histrionischer Persönlichkeitsstörung oder von dissoziativer Störung. Im Volksmund wird weiter das Adjektiv hysterisch gebraucht: Wer überreagiert, der wird schnell als hysterisch bezeichnet und damit auch abgewertet. Manchmal kann man aber auch echte Hysterie bemerken: Wenn ein Mensch seinen Gesichtsausdruck wechselt, nicht mehr Herr über sein tun ist, intensive Reaktionen zeigt, kann man von Hysterie sprechen.