Mandukya Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen
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Darüber zu meditieren, darüber zu reflektieren, kann dir helfen, zum höchsten [[Selbst]] zu kommen. Die physische Welt ist eine relative Welt, sie existiert nur in deinem Bewusstsein. Sowie du einschläfst, ist die physische Welt verschwunden. Die Traumwelt ist nur im Traum da, sowie du aufwachst aus dem Traum, ist die Traumwelt verschwunden, oder wenn du in den Tiefschlag hineingleitest, ist die Traumwelt und die physische Welt, die Wachwelt verschwunden. Und im Überbewusstsein bist du jenseits von Wach-, Traum-, und Tiefschlafwelt, nur reines Bewusstsein. Durch Meditation über [[Om]] und Rezitation von Om, Wiederholen von Om, kannst du zum Ewigen kommen. Das ist die [[Essenz]] der Mandukya Upanishad. | Darüber zu meditieren, darüber zu reflektieren, kann dir helfen, zum höchsten [[Selbst]] zu kommen. Die physische Welt ist eine relative Welt, sie existiert nur in deinem Bewusstsein. Sowie du einschläfst, ist die physische Welt verschwunden. Die Traumwelt ist nur im Traum da, sowie du aufwachst aus dem Traum, ist die Traumwelt verschwunden, oder wenn du in den Tiefschlag hineingleitest, ist die Traumwelt und die physische Welt, die Wachwelt verschwunden. Und im Überbewusstsein bist du jenseits von Wach-, Traum-, und Tiefschlafwelt, nur reines Bewusstsein. Durch Meditation über [[Om]] und Rezitation von Om, Wiederholen von Om, kannst du zum Ewigen kommen. Das ist die [[Essenz]] der Mandukya Upanishad. | ||
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:00 Uhr
Mandukya Upanishad (Sanskrit: माण्डूक्योपनिषद् māṇḍūkyopaniṣad f. < māṇḍūkya + upaniṣad) Die Mandukya Upanishad ist die kürzeste der klassischen Upanishaden, sie besteht aus zwölf in Prosa gehaltenen Mantras. Die Mandukya Upanishad wird dem Atharvaveda zugeordnet und ist bei Deussen als reine Vedanta Upanishad aufgeführt. Ihr Verfasser ist vermutlich ein Rishi namens Manduka. Inhaltlich behandelt der Text die mystische Silbe Om sowie die vier Zustände des Bewusstseins: Wachzustand (Jagarita), Traumzustand (Svapna), Tiefschlaf (Sushupta) und den 'Vierten' (Caturtha).
Im ersten Mantra dieser Upanishad wird über die heilige Silbe OM folgendes gesagt:
ओमित्येतदक्षरमिदं सर्वं तस्योपव्याख्यानं भूतं भवद्भविष्यदिति सर्वमोंकार एव | यच्चान्यत्त्रिकालातीतं तदप्योंकार एव || 1 ||
oṃ ity etad akṣaram idaṃ sarvaṃ tasyopavyākhyānaṃ bhūtaṃ bhavad bhaviṣyad iti sarvam oṃkāra eva | yac cānyat trikālātītaṃ tad apy oṃkāra eva || 1 ||
OM: diese Silbe (Akshara) ist das ganze Universum. Ihre weitere Erklärung ist wie folgt: das Vergangene (Bhuta), das Gegenwärtige (Bhavat) und das Zukünftige (Bhavishyat), dieses alles ist wahrlich der Laut Om. Und was auch immer die drei Zeiten übersteigt, auch dies ist wahrlich der Laut Om.
Mandukya Upanishad माण्डूक्यौपनिषद् Māṇḍūkya-Upaniṣad Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Mandukya Upanishad, माण्डूक्यौपनिषद्, Māṇḍūkya-Upaniṣad ausgesprochen wird:
Sukadev über die Mandukya Upanishad
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über die Mandukya Upanishad
Mandukya Upanishad – eine der wichtigen Upanishaden, eine der zehn wichtigen Upanishaden, zu denen Shankara einen Kommentar geschrieben hat. Manduka heißt Frosch. Mandukya Upanishad heißt "die froschartige Upanishade". Es gibt verschiedene Gründe, warum man sie "Mandukya Upanishad" nennt. Mandukya Upanishad – ich folge jetzt gerade dem, was Prof. Mittwede im spirituellen Wörterbuch schreibt – ist der Name einer Upanishade des Atharvaveda, in der wird der Laut Om und die vier Bewusstseinszustände behandelt: Wachen, Träumen, Tiefschlaf und eben Turiya, der vierte Bewusstseinszustand.
Und der große Lehrer Gaudapada schrieb im 8. Jahrhundert eine Erläuterung dazu, nämlich Karika. Also, der "Gaudapada Karika" ist besonders bekannt als Kommentar zur Mandukya Upanishad. Vier Bewusstseinsebenen, vier Teile von Om. Om ist A, U, M und die Stille danach, steht für Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und Ewigkeit, steht für physischer Körper, Astralkörper, Kausalkörper und Bewusstsein jenseits davon, steht für Mensch, Gott, Welt und das, was alles umfasst. Und das sind immer diese Sprünge, vermutlich sagt man deshalb Mandukya Upanishad, so wie ein Frosch springt, so springt das Bewusstsein in die physische Welt, springt in die Astralwelt, die Kausalwelt und jenseits davon.
Und wiederum, besonders in der Mandukya Upanishad thematisiert: die Wachwelt, Traumwelt, Tiefschlaf und der Zustand jenseits davon, das Überbewusstsein. Und auch dort springt das Bewusstsein hinein. Jetzt bist du vermutlich wach, sonst würdest du jetzt nichts hören. Dann gehst du irgendwann schlafen, träumst du, vergisst die Welt. Dann kommst du in den Tiefschlaf, dann ist auch die Traumwelt verschwunden. Und im Überbewusstsein bist du jenseits von allem.
Darüber zu meditieren, darüber zu reflektieren, kann dir helfen, zum höchsten Selbst zu kommen. Die physische Welt ist eine relative Welt, sie existiert nur in deinem Bewusstsein. Sowie du einschläfst, ist die physische Welt verschwunden. Die Traumwelt ist nur im Traum da, sowie du aufwachst aus dem Traum, ist die Traumwelt verschwunden, oder wenn du in den Tiefschlag hineingleitest, ist die Traumwelt und die physische Welt, die Wachwelt verschwunden. Und im Überbewusstsein bist du jenseits von Wach-, Traum-, und Tiefschlafwelt, nur reines Bewusstsein. Durch Meditation über Om und Rezitation von Om, Wiederholen von Om, kannst du zum Ewigen kommen. Das ist die Essenz der Mandukya Upanishad.
Shankaracharya Yoga Vedanta Blog
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Mandukya Upanishad mit Kommentar von Swami Sivananda
(übersetzt aus dem Buch: "Principal Upanishads" mit Wort-für-Wort-Übersetzungen durch Dr. Oliver Hahn)
Shanti Mantra
- Om bhadram karnebhih srinuyama devah
- Bhadram pasyemakshabhiryajatrah,
- Sthirairangaistushtuvamsa-stanubhih
- vyasema devahitam yadayuh.
- Svasti na indro vriddhasravah
- svasti nah pushah visvavedah,
- Svasti nastarkshyo arishtanemih
- svasti no brihaspatirdadhatu,
- Om Santih, Santih, Santih.
om heilige Silbe; bhadra gut, schön; karṇa m. Ohr; śṛṇuyāma (śru) wir wollen hören, deva m. Gott; paśyema (paś) wir wollen sehen; yajatra des Opfers/der Opfer würdig; sthira fest; aṃga n. Glied, Körper; tuṣṭuvas (stu) gepriesen habend; tanu f. Körper; vy-aśema (aś) wir möchten/wollen erlangen; hita (dhā) gestellt, gelegt; yad welches; āyus n. Leben; svasti n./f. Wohlergehen, Glück, Erfolg; naḥ uns; indra m. König der Götter; vṛddha gewachsen, groß; śravas n. Ruhm; pūṣan m. vedischer Gott der Herden und Wege; viśva all-; vedas n. Habe, Besitz, Kenntnis; tārkṣya m. vedische, mit der Sonne verbundene Gottheit; a-riṣṭa unversehrt; nemi f. Radkranz; bṛhas-pati m. Herr der Preisung o.ä., eine Art Priesterkönig bzw. Lehrer der Götter; dadhātu (dhā) soll setzen, stellen, legen; śānti f. Beruhigung, Frieden.
Om, oh ihr Götter, mögen wir mit unseren Ohren, das was glücksverheißend ist, hören: Oh Du [Göttliches, in allem]! Der Verehrung gerecht, mögen wir das, was glücksverheißend ist, mit unseren Augen sehen. Mögen wir uns an dem von den Göttern zugeteilten Leben erfreuen, in dem wir unseren Lobpreis mit gesundem und starkem Körper übermitteln. Möge Indra, die mächtige, die uralte Glorie [von Gottheit], uns Reichtum gewähren. Möge er, der Ernährer und Besitzer allen Wohlstands, uns das, was gut für uns ist, zuteil werden lassen. Möge der Herr der schnellen und flinken Bewegung mit uns wohlwollend und gnädig sein, und möge der Beschützer der Großen auch uns Schutz gewähren.
1. Vers Mandukya Upanishad
- omityetadakṣaramidaṃsarvaṃ
- tasyopavyākhyānaṃ bhutaṃ
- bhavadbhaviṣyaditi sarvamoṃkāra eva,
- yaccānyat trikālātītaṃ tadapyoṃkāra eva
Om, das Wort, ist all dies. Seine weitere Erklärung ist diese: Alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige ist wahrlich Om. Das, was jenseits der dreifältigen Zeit ist, ist wahrlich Om.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Om – Om; iti – so (entspricht unseren Anführungszeichen); etat – dies; akṣaram – Wort; idam – dies; sarvam – alles; tasa – sein; upavākhyānam – Erklärung; bhūtam – die Vergangenheit; bhavat – die Gegenwart; bhaviṣyat – die Zukunft; iti – so; sarvam – alles; Omkāra – Om; eva – wahrlich; yat – was; ca – und; anyat – das andere; trikālātītam – jenseits der dreifältigen Zeit; tat – das, api – auch; Omkāra – Om; eva – wahrlich.
Kommentar Swami Sivananda: In dieser upaniṣad nimmt Varuṇa, der Herr des Wassers, die Form eines Frosches (maṇḍūka) an und preist Om. Varuṇa ist der ṛṣi, oder Seher, dieser upaniṣad, brahman ist der devatā und anuṣṭubh ist das Metrum. Die Person, die qualifiziert ist, diese upaniṣad zu studieren, ist jeder, der Befreiung erlangen möchte.
Om, der pranava, der oṃkāra, ist das einzige Symbol brahmans, des Absoluten. So, wie ein Kranker sein Gleichgewicht wiedergewinnt, wenn die Ursache der Krankheit verschwindet, so gewinnt der jīva, die individuelle Seele, ihr Gleichgewicht zurück, wenn die Illusion der Dualität durch das Wissen um das Selbst zerstört wird. Die Illusion war durch Unwissenheit bedingt, und wenn diese überwunden ist, kommt die Seele zurück in ihre ursprüngliche Herrlichkeit und ihr göttliches Strahlen durch die Einheit mit dem Höchsten Selbst.
Die heilige Silbe Om ist der einzige Name brahmans, der Höchsten Seele. Brahman ist eigentlich ohne Namen, aber auf der relativen Ebene ist ein Name notwendig, um dem Sucher Anweisungen geben zu können. Sogar das höchste brahman kann nur durch einen Namen realisiert werden.
Der Name ist ein Symbol oder ein Repräsentant für eine Person oder ein Ding. Die Worte „Buddha“, „Rāma“ usw. sind Namen von Personen, die zu einer bestimmten Zeit gelebt haben. Es sind Symbole für diese Menschen. Ein Bild ist auch ein Symbol für die abgebildete Person oder den jeweiligen Gegenstand. Wir erinnern uns an die Namen von Menschen über sehr lange Zeit hinweg. Noch heute erinnern wir uns an die Namen von Jesus, Lord Rāma, Śri Śaṅkara. Der Mensch mag gestorben sein, aber der Name lebt für immer. Ein Name ist umfassender als ein Bild.
„Om ist dies“, „Om ist die Stütze“, „Om ist brahman“, „Om ist das akṣara, das Unsterbliche“, „Om ist der ātman“, „Om ist reines caitanya-Bewusstsein“, „Das Wort Om ist all dies“, „Man sollte, mit reinem Herzen, seinen Geist ausrichten auf den ātman, durch Om, welches der ātman ist.“ – Diese Texte aus den upaniṣads erklären, dass Om, brahman und ātman ein und dasselbe sind.
Das berühmte Mantra des Śri Guru Nanak beginnt mit „Sat Nām Ek Oṃkār“, das bedeutet „Wahr Name Ein Om“. Om ist dies alles. Es bedeutet ganz offensichtlich, dass brahman, das Höchste Selbst, bezeichnet durch die Silbe Om, dieses Ganze ist. Man sollte die Erklärung des Om kennen. Was war, was ist und was sein wird – all das ist wahrlich das Wort Om. Jedes Ding hat einen Namen. Der Name und das bezeichnete Objekt sind identisch. Die Objekte sind nicht verschieden von ihren Namen. Die Verbindung von śabda (Klang) und artha (Objekt) ist nicht zu trennen. Der Name ist ein Klang-Symbol. Gedanken können nicht getrennt werden von Formen und Namen.
Brahman hatte einen Wunsch. Es gab ein brahma-saṅkalpa: „Möge ich Vieles werden.“ Dann gab es ein spandan, eine Vibration. Dann begann die Schöpfung. Diese ursprüngliche Vibration, diese Klang-Symbol ist Om. Dieses Om ist der universellste, alles einschließende Klang. Alle Namen sind nicht verschieden von Om, denn Om ist die Basis oder die Gebärmutter für alle Klänge, Worte und Namen. Deswegen ist es berechtigt zu sagen, dass all dies tatsächlich Om ist. Om ist das richtige Symbol für brahman. Durch Om allein wirst du dich brahman nähern müssen. So wie Hitze untrennbar ist vom Feuer und wie der Duft untrennbar ist von der Blume, so ist auch Om untrennbar von brahman. Om ist ein Mittel, brahman zu erkennen. Om ist das Mittel, durch das das unsterbliche Selbst realisiert wird. Om ist sehr eng verbunden mit brahman, es ist brahman sehr nahe. Om ist in der unmittelbaren Nachbarschaft von brahman. Wenn du Om weißt, weißt du auch brahman. Deswegen ist es sehr notwendig ein umfassendes Verständnis von Om zu haben. Eine klare Erklärung von Om ist wesentlich. Ein sehr klare und ausführliche Erklärung wird in dieser upaniṣad gegeben. Die karikas (Kommentare) von Śri Gauḍapādācārya sind sehr erhellend. Diese bemerkenswerte upaniṣad formuliert sehr klar die Methode, wie man sich brahman nähert – durch die heilige Silbe Om. Diese upaniṣad ist ein Kurzversion, eine Zusammenfassung aller hundertacht upaniṣads.
So wie ein Ding durch seine Namen erkannt wird, so wird auch brahman, das Höchste Selbst, allein durch Om erkannt. Wenn jemand die Wort ausspricht: „Dies ist ein Mango-Baum“, so weißt du sofort alles über den Mango-Baum, seine Blätter, Blüten, Früchte, die Art seiner Früchte, die Vorzüge seiner Früchte usw. So wie du alles über eine Mango durch den Namen „Mango“ weißt, so weißt du allein schon durch das Om alles über brahman. Deswegen ist brahman in der Tat Om. Brahman, der ātman, caitanya, puruṣottama, svarupa, Höchstes Selbst und Om – das ist alles dasselbe.
Die heilige Silbe Om bezeichnet den all-durchdringenden, unsterblichen, unteilbaren, selbst-leuchtenden, unveränderlichen brahman, das Höchste Selbst. Akṣara – dieses Wort bedeutet: das, was unvergänglich und unsterblich ist, das, was nicht vergeht oder sich auflöst. Es bezeichnet auch einen Buchstaben des Alphabets. In der Gita finden wir: „Akṣaranām akarosmi“ – unter den Buchstaben bin Ich der Buchstabe A“ (X.33). Es bezeichnet aber auch das einsilbige – ekākṣaram – Om (X.25). Das Wort akṣara benennt hier ganz offensichtlich die Silbe Om und nicht den unsterblichen brahman.
Tasya - (Erklärung) des Om; upavākhyānam – genaue Erklärung.
Alles was der dreifältigen Zeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, unterworfen ist, ist wahrlich Om oder brahman. Alles was jenseits der drei Zeiten ist (das Unmanifeste, avyakta) und doch im Bewusstsein gegenwärtig durch seine Wirkungen, ist auch wahrlich Om, ist nicht getrennt von Om. Brahman wird durch das Wort Om bezeichnet. Brahman ist jenseits der drei Zeiten (trikālatīta). Daher ist auch Om jenseits der drei Zeiten. Das, was jenseits der drei Zeiten ist, ist allein Om. Wörtlich bedeutet Om: das, von dem alles durchdrungen ist (otam). Das Wort Om ist mit brahman verwoben wie Kette und Schuss und bezeichnet daher brahman. Das, was in alles eindringt, ist Om.
So wie das Seil die Grundlage für die Illusion der Schlange ist, so ist Om die Grundlage für die Illusion der Sprache. Alles ist nur ein Spiel der Worte. Ideen und Gedanken werden durch Worte kommuniziert. Erfahrungen werden durch Worte kommuniziert. Ereignisse werden durch Worte weitererzählt. Alles wird zusammengehalten durch den Faden der Sprache, durch das Band spezifischer Namen. Die Welt kann nicht ohne Namen und Worte existieren. Die Welt kann nicht weiterlaufen ohne Namen und Worte. Deswegen kann man mit Recht sagen: Alles ist das Wort.
Namen können nicht außerhalb von Om existieren, welches brahman ist. Brahman ist eins mit Om. Der ātman ist eins mit Om.
Dieser Text ist die Erklärung dieses Om, jenes Wortes (akṣara), das sowohl die Natur des höheren brahman (ohne Attribute) als auch des niederen brahman (mit Attributen) hat.
2. Vers Mandukya Upanishad
- sarvaṃ hyetad brahmāyamātmā brahma
- so'yamātmā catuṣyāt
All dies ist wahrlich brahman. Dieser ātman (das Höchste Selbst) ist brahman. Dieser ātman hat vier Viertel (vier Füße, Teile, Aspekte oder Bedingungen).
Wort-für-Wort-Übersetzung: Sarvam – alles; hi – wahrlich; etat – dieses; brahma – brahman; ayam – dies; ātma – der ātman (das Höchste Selbst); brahma – brahman; saḥ - das (Er); ayam – dies; ātma – der ātman; catuṣpāt – ist mit vier Vierteln (vier Füßen, Teilen, Aspekten oder Bedingungen).
Kommentar Swami Sivananda: Dieser ātman, Om genannt, ist para (das höhere) brahman wie auch apara (das niedere) brahman und hat vier Viertel, vier Füße – nicht wie die Füße einer Kuh, sondern wie die Teile einer Münze.
Das saṃskrit-Wort pada bedeutet wörtlich „Fuß“. Im ersten Mantra wird gesagte, dass das Wort Om all dies ist. In diesem Mantra heißt es: „All dies ist wahrlich brahman.“ Das zeigt ganz deutlich, dass Om brahman ist.
All dies ist wahrlich brahman: Alles, die manifeste und die unmanifeste Welt, ist brahman. Alles, von dem im obigen Mantra erklärt wurde, dass es aus Om besteht, ist brahman. Im vorangehenden Text war gesagt worden, dass die Gesamtheit der objektiven Manifestation die Form von Om oder brahman hat. In diesem Mantra wird erklärt, dass brahman nicht nur die sichtbare, manifeste Welt ist, sondern auch das innerste Selbst oder der ātman.
Dieser ātman ist brahman. Brahman kann nicht nachgewiesen werden. Aber es ist möglich, seine Existenz durch gewisse empirische Fakten zu erschließen. Man kann auf die Existenz von brahman schließen, weil es das Selbst eines jeden ist. Denn jeder ist sich seiner selbst bewusst, und niemand denkt: „ich bin nicht“. Wenn die Existenz des Selbst nicht gewusst wäre, würde jeder denken: „ich bin nicht.“ Und dieses Selbst, dessen sich jeder bewusst ist, ist brahman. Die Existenz dieses brahman kann also durch gewisse empirische Fakten erschlossen werden so wie auch durch das Studium der upaniṣads. Jetzt wird gesagt, dass dieser brahman unmittelbar erkannt und realisiert wird: „Ayam ātma brahma – dieses Selbst, dieser jīvātma, ist brahman.“ Das Wort ātma bedeutet: das, was alles durchdringt.
Hier wird also auf die unmittelbare Erkenntnis des brahman (aparokṣa anubhūti) hingewiesen. Der Autor, der Seher, zeigt quasi mit seinem Zeigefinger auf die Gegend seines Herzens: „Dieser ātman ist brahman.“ Im Allgemeinen glauben die Menschen, dass die Herzgegend der Sitz des ātman, des brahman, der Seele ist. Deswegen zeigt der Seher auf diesen Bereich. Die Worte „dieser ātman“ weist auf etwas sehr Nahes hin. Der Seher hat unmittelbares intuitives Wissen von brahman. Er kennt brahman durch Selbst-Verwirklichung (ātma sākṣātkara). So wie jemand die Amalak-Frucht in seiner Hand deutlich sieht, so weiß er den brahman. So erklärt er also mit Gewissheit, mit der Geste seiner Hand: „Dieser ātman ist brahman“.
In den upaniṣads gibt es vier mahavākyas („große Sätze“). Jeder veda enthält einen von diesen vieren. „Ayam ātmā brahma – dieser ātman ist brahman“ ist der vierte mahavākya. Er ist enthalten in der Māṇḍūkya upaniṣad des Atharva veda. Er ist der anubhāva-bodha-vākya, der große Text oder der große Satz, der die innere intuitive Erfahrung ausdrückt, die aparokṣa anubhūti, nämlich die unmittelbare Wahrnehmung des innersten Selbst durch Meditation. Dieser mahavākya erklärt die Identität der individuellen Seele mit brahman, der Höchsten Seele. Die anderen drei mahavākyas sind:
- „Prajñānam brahma – Bewusstsein ist brahman.“ Dies ist svarūpa-bodha-vākya, der große Satz, der die Natur des brahman, des Selbst, erklärt. Er findet sich in der Aitareya upaniṣad des Ṛg-veda.
- „Aham brahmāsmi – Ich bin brahman.“ Dies ist anusandana-vākya. Der Sucher fixiert seinen Geist auf die Idee: „Ich bin brahman.“ Dieser Satz steht in der Bṛhadāranyaka upaniṣad des Yajur-veda.
- „Tat-tvam-āsi – Du bist Das.“ Dies ist upadeśa-vākya. Der Lehrer unterweist den Schüler: „Mein Kind, Du bist Das. Du bist brahman. Erkenne das, und sei frei.“ Dieser Satz ist aus der Chāndogya-upaniṣad des Sāma-veda.
Catuṣpāt – vier Füße, vier Viertel, vier Richtungen; pāda bedeutet Fuß oder Instrument. Die vier Füße oder die vier Bedingungen des ātma sind: viśva (jāgrat avasthā, Wachzustand), taijasa (svapna avastha, Traumzustand), prajña (suṣupti avastha, Tiefschlaf) und turīya (Super-Bewusstsein – das ist dasselbe wie brahman oder ātman).
So wie die Viertel-Münze aufgelöst wird in der Halb-Münze, diese in der Dreiviertel-Münze und diese in der vollen Münze (?), so wird viśva aufgelöst in taijasa, taijasa in prajña und dieses schließlich in turīya. Der vierte Zustand wird realisiert dadurch, dass die anderen drei Zustände in ihm aufgelöst, verschmolzen werden. Das Wort „Viertel“ bezeichnet hier ein Instrument, das hilft, den vierten Zustand zu realisieren, turīya.
Viśva ist die individuelle Seele, welche die groben Objekte im Wachzustand erfährt. Viśva ist die reflektierte Intelligenz (caitanya, cidabhāsa). Taijasa ist der reflektierte caitanya, die individuelle Seele, welche die Traumobjekte im Traum erfährt. Prajña ist die individuelle Seele, der reflektierte caitanya bzw. die Intelligenz, welche die Glückseligkeit des Tiefschlafs erfährt. Viśva, taijasa und prajña sind eins. Die Erfahrung des prajña im Tiefschlaf wird durch viśva im Wachzustand ausgedrückt. Es ist viśva, der sagt: „Ich habe in der Nacht tief geschlafen, ich wusste nichts.“
3. Vers Mandukya Upanishad
- jāgaritasthāno bahiṣprajn͂aḥ saptāṅga
- ekonavimśatimukhaḥ sthūlabhugvaiśvānaraḥ
- prathamaḥ pādaḥ
Das erste Viertel ist vaiśvanara, dessen Bereich der Wachzustand ist, der sich der äußeren Objekte bewusst ist, der sieben Glieder und neunzehn Münder hat und der die groben Objekte genießt.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Jāgaritasthānaḥ - dessen Bereich der Wachzustand ist; bahiḥ prajñaḥ - dessen Bewusstsein nach außen gerichtet ist; saptāṅgaḥ - mit sieben Gliedern; ekonaviṃśatimukhaḥ - mit neunzehn Mündern; sthūlabhuk – Genießer der groben Objekte; vaiśvānaraḥ - vaiśvānara; prathamaḥ - der/das erste; pādaḥ - Fuß, Viertel, Bedingung.
Kommentar Swami Sivananda:
Jetzt wird erklärt, wie Om aus vier Vierteln besteht. Bedingt durch die Unwissenheit (avidyā) erfährt der viśva, die individuelle Seele, im Wachzustand die groben Objekte der äußeren Welt.
Die sieben limbs sind die Gliedmaßen:
- Der Himmel ist der Kopf von vaiśvānara oder viśva.
- Die Sonne und der Mond sind Seine Augen.
- Luft ist Sein Atem.
- Feuer (das ahavanīya-Feuer, eins der drei Feuer des agnihotra-Opfers) ist Sein Mund.
- Der Himmel ist Seine Mitte oder Sein Körper.
- Wasser ist Seine Niere und Blase.
- Erde ist Seine Füße.
Die neunzehn Münder sind:
- Die fünf jñāna indrīyas, Organe des Wissens (Sinnesorgane), sind Ohr, Haut, Auge, Zunge und Nase. Ihnen entsprechen Klang, Berührung, Form, Geschmack und Geruch.
- Die fünf karma indrīyas, Organe der Handlung, sind Mund (das Sprechorgan), Hände, Füße, Geschlechtsorgan und Anus (das Ausscheidungsorgan).
- Die fünf prāṇas, Lebensströme, sind prāṇa, apāna, samāna, vyāna und udāna.
- Der vierfaltige antaḥkaraṇa besteht aus manas (Mind), buddhi (Intellekt), citta (der unbewusste Mind oder die Fähigkeit, Dinge zu erinnern) und ahaṃkāra (Ego oder das Prinzip, sich selbst alles zuzuschreiben).
Diese Neunzehn werden Münder genannt, denn durch sie genießt der jīvātmā die äußeren groben Dinge des objektiven Universums. Dies sind die Kanäle des Wissens und der Erfahrung. Der Text gibt hier eine Beschreibung des vaiśvānara bzw. des viśva und nicht des virāt. Virāt ist der universelle bzw. makroskopische Aspekt von Īśvara, und viśva ist der individuelle bzw. mikroskopische Aspekt. Die Gesamtheit aller viśva ist virāt. Jīva ist ein Mikrokosmos des großen Makrokosmos. Es gibt eine Redewendung: „Joi piṇḍe soi brahmāṇde – was immer im eigenen Körper existiert, existiert auch im Universum“. Der physische Körper des jīva ist auch der Körper des virāt. Die ganze Welt ist der Körper des vīrāt-puruṣa. Die Gesamtheit aller physischen Körper ist virāt. Die Totalität des groben Universums ist virāt. Der menschliche Körper ist eine Miniaturausgabe des Universums. Der Astralkörper (liṅga deha, sūkṣma deha) des jīva, der individuellen Seele, ist auch der Astralkörper von Hiraṇyagarbha. Der Kausalkörper (karaṇa śarīra) des jīva ist auch der karaṇa śarīra von Īśvara. Jīva ist nicht getrennt von virāt, Hiraṇyagarbha und Īśvara. Die Gesamtheit aller subtilen Körper ist Hiraṇyagarbha. Die Gesamtheit aller Kausalkörper ist Īśvara. Die Glieder und Organe der individuellen Seelen sind auch Glieder und Organe der universalen Seele.
Vaiśvānara: nara bedeutet „führt“; er führt alle viśva in dieselbe Richtung, nämlich die Erfahrung der groben äußeren Objekte. Es kann aber auch „alle Wesen“ bedeuten – nara als kollektive Bezeichnung aller Wesen der objektiven Ebene. Jagrat ist der Zustand, worin die individuelle Seele die groben Sinnesobjekte durch die neunzehn Organe genießt, welche durch die Sonne und die anderen Gottheiten beherrscht werden. Jagrat avasthā, der Wachzustand, ist das letzte Stadium in der Evolution des Universums, jedoch das erste Stadium der Involution. Träumen und Schlafen folgen dem Wachzustand, welches als das erste Viertel bezeichnet wird hinsichtlich der Erfahrung, aber nicht hinsichtlich der Zeitfolge der Evolution bzw. der Schöpfung. Wachen wird das erste Viertel genannt, weil man sich von ihm aus den anderen „Vierteln“ oder Zuständen nähert bzw. sie realisiert. Vom Wachzustand aus werden der Traumzustand und der Schlafzustand erkannt.
Man muss von der Untersuchung des Wachzustandes fortschreiten zur Untersuchung des Traumes und des Schlafes. Wenn du dieses Universum analysierst, um den ātman zu realisieren, musst du dich zuerst mit dem Wachzustand beschäftigen. Deswegen wird er das erste Viertel genannt bzw. der erste Zustand. Du musst zunächst die Natur der groben Objekte verstehen; danach erst kannst du allmählich zu der subtilen und kausalen Natur der Dinge übergehen. Du musst den Geist durch Meditation und Disziplin schärfen und verfeinern, um die feine und kausale Natur der Welt zu begreifen.
Vaiśvānara ist eins mit virāt auf der physischen Ebene. Taijasa ist eins ist mit Hiraṇyagarbha auf der astralen oder subtilen Ebene. Prajña ist eins mit Īśvara auf der kausalen Ebene. Wenn die Illusion der Dualität verschwindet, wirst du sehr leicht die Einheit von ātman und brahman realisieren. Sarvam khalvidam brahma – alles ist wahrlich brahman.
So etwas wie Vielfalt oder Verschiedenheit gibt es nicht. Du wirst voll die Wahrheit der upaniṣad-Texte realisieren: „Der ātman ist ein und derselbe in allen.“, „Alles ist in dem Einen.“ und „…wer alles in dem Selbst wahrnimmt...“. Diese Einheit wird auch in dem Madhu-brāmaṇa der Bṛhadāraṇyaka-upaniṣad beschrieben. Der tejomaya (strahlende, selbst-leuchtende) puruṣa in dieser Erde und der amṛtamaya (unsterbliche) puruṣa in diesem Körper sind ein und dasselbe.
Nachdem virāt, gemäß dem Befehl von Īśvara, in diesen mikrokosmischen Körper eingegangen ist, erreicht er den Zustand von viśva, wobei er den Intellekt als Fahrzeug benutzt. Man kennt ihn dann unter verschiedenen Namen: vijñānātma, cidabhāsa, viśva, vyāvahārika jīva – der dem groben Körper des Wachzustandes vorsteht und der durch karma erzeugt worden ist.
4. Vers Mandukya Upanishad
svapnasthāno 'ntaḥprajn͂aḥ saptāṅga
- ekonaviṃśatimukhaḥ praviviktabhuk taijaso
- dvitīyaḥ pādaḥ
Das zweite Viertel ist taijasa, dessen Bereich der Traum ist, der sich innerer Objekte bewusst ist, der sieben Glieder hat und neunzehn Münder und der sich der subtilen Objekte erfreut.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Svapnasthāna – dessen Bereich oder Feld oder Ort der Traum ist; antaḥ prajñaḥ - dessen Bewusstsein nach innen gerichtet ist; saptāṅga – mit sieben Gliedern; ekoviṃśatimukhaḥ - mit neunzehn Mündern; prativiviktabhuk – der die inneren Objekte genießt; taijasaḥ - der taijasa; dvitīya – das zweite; pādaḥ - Viertel.
Kommentar Swami Sivananda: Während des Traumes erzeugt der Mind verschiedene Objekte aus den Eindrücken, die durch die Erfahrungen des Wachzustandes erzeugt worden sind. Der Mind reproduziert sein ganzes Wach-Dasein im Traum, durch die Kraft von avidyā (Unwissenheit), kāmā (Wunsch und Einbildung) und karma (Handlung). Im Traum ist der Mind der Wahrnehmende und zugleich das Wahrgenommene. Der Mind erschafft die Objekte ohne die Hilfe äußerer Mittel. Er schafft verschiedene verrückte und fantastische Mischungen. Du kannst im Traum sehen, dass dein Vater tot ist, wo er in Wahrheit noch lebt. Oder du fliegst in der Luft. Oder du siehst vielleicht im Traum einen Löwen mit dem Kopf eines Elefanten oder eine Kuh mit einem Hundekopf. Die Wünsche, die im Wachzustand unerfüllt blieben, werden im Traum befriedigt. Traum ist ein seltsames Mysterium. Traum ist interessanter als der Wachzustand.
Traum ist jener Zustand, wo der ātman (taijasa) Klang und andere Objekte durch den Mind erfährt. Dabei verbindet sich der Mind mit den vāsanas des Wachzustandes und erzeugt vorübergehende vāsanas, sogar in Abwesenheit von groben Klängen, Objekten usw. Wie ein Geschäftsmann, der müde von den Geschäften des Tages ist, versucht die individuelle Seele einen Weg zu finden, sich in sich selbst zurückzuziehen. Im svapna avastha ruhen die Sinne, und der Wissende und das Gewusste manifestieren sich zusammen mit den Eindrücken (vāsanas) der Dinge, die im Wachzustand erfahren worden waren. In diesem Zustand des viśva haben seine Aktivitäten im Wachzustand aufgehört, und er erreicht den Zustand des taijasa (den Zustand von tejas, d. i. Strahlen und die Essenz des Lichts); dieser bewegt sich im Zentrum der nāḍīs (Nerven) und erleuchtet durch seine Strahlkraft die Vielfalt der subtilen Traumwelt, in der Form von vāsanas, und vergnügt sich entsprechend seinen Wünschen.
Sutrātman oder Hiraṇyagarbha, unter dem Kommando von Īśvara, tritt in den mikrokosmischen feinstofflichen Körper ein und, mit dem Mind als seinem Fahrzeug, erreicht den Zustand von taijasa. Er erhält dann die Namen taijasa, pratibhāsika und svapnakalpita.
Der Träumende erschafft seine eigene Welt im Traum. Der Mind arbeitet für sich allein. Die Sinne sind in den Mind zurückgezogen. Die Sinne ruhen. So wie ein Mensch sich von der Außenwelt zurückzieht, Tür und Fenster seines Zimmers schließt und in seinem Zimmer arbeitet, so zieht sich der Mind von der Außenwelt zurück und spielt in seiner Traumwelt, mit seinen vāsanas und saṃskāras, und freut sich an Dingen, die er aus subtilen Ideen erschafft und die Produkte von Wünschen sind. Der Traum ist ein reines Spiel des Mind. Der Mind projiziert alle möglichen subtilen Objekte aus seinem eigenen Körper, durch die Eindrücke aus dem Wachzustand, und genießt diese Objekte. Deswegen sind die Erfahrungen des taijasa sehr subtil, in der Form von vāsanas, wohingegen die Erfahrungen des viśva, im Wachzustand, grob sind.
In der Bṛhadāraṇyaka-upaniṣad (IV.iii.9) lesen wir: „Er schläft, voll von den Eindrücken aus den verschiedenen Erfahrungen des Wachzustands, und erfährt Träume. Er nimmt die Eindrücke der Welt aus dem Wachzustand, zerstört sie und baut sie neu auf und erfährt den Traum durch sein eigenes Licht.“ Der Atharva-veda sagt: „All diese sind in dem Mind. Sie werden erfahren und erkannt durch den taijasa.“ Der Erfahrende des Traumzustandes wird taijasa genannt, denn er besteht ganz und gar aus der Essenz von Licht.
So wie Bilder auf eine Leinwand gemalt werden, so werden die Eindrücke aus dem Wachzustand auf den Leinwand-Mind gemalt. Die Bilder auf der Leinwand scheinen mehrere Dimensionen zu haben, obwohl da doch nur eine glatte Oberfläche ist. So sind auch die Traum-Erfahrungen nur Zustände des Mind. Der Erfahrende erfährt Innen und Außen innerhalb der Traumwelt. Während des Traumes empfindet er die Traumwelt ganz real.
Pravivikta: pra – differenziert; vivikta – von den Objekten des Wachzustandes. Die Objekte des Wachzustandes haben eine äußere Wirklichkeit, die allen Wesen gemeinsam ist; dagegen sind die Objekte des Traumzustandes nur wiederbelebte Eindrücke des Wachzustandes und haben nur für den Träumenden eine äußere Realität.
Antaḥprajña – nach innen gerichtetes Bewusstsein; der Erfahrende ist sich nur der Traum-Welt bewusst. Subtil ist das, was sich im Traum manifestiert. Der Bewusstseinszustand, durch den diese subtilen Objekte wahrgenommen werden, wird antaḥprajña, innere Wahrnehmung, genannt. Der Mind ist mehr innerlich als die Sinne.
Der mikrokosmische Aspekt des ātman im subtilen bzw. mentalen Zustand wird taijasa genannt, und Sein makroskopischer Aspekt ist bekannt als Hiraṇyagarbha. So wie virāt im Wachzustand eins mit viśva ist, so ist taijasa eins mit Hiraṇyagarbha im Traumzustand.
5. Vers Mandukya Upanishad
- yatra supto na kan͂cana kāmaṃ kāmayate na
- kan͂cana svapnaṃ paśyati tatsuṣuptam
- suṣuptasthāna ekībhūtaḥ prajn͂ānaghana
- evānandamayo hyānandabhuk cetomukhaḥ
- prājn͂astṛtīyaḥ pādaḥ
5. Wenn sich der Schlafende keine Objekte wünscht und auch keinen Traum sieht, so ist das der Tiefschlaf. Das dritte Viertel, der dritte Zustand, ist der prajña, dessen Bereich der tiefe Schlaf ist, in dem alle Erfahrungen eins geworden sind, der in der Tat eine Masse Bewusstsein ist, der voll von Glück ist, der Glückseligkeit erfährt und der den Weg weist zu dem Wissen (um die anderen beiden Zustände).
Wort-für-Wort-Übersetzung: Yatra – wo; suptaḥ - schlafend, Schlafender; na – nicht; kañcana – irgendein; kāmam – Wunsch (oder Objekt eines Wunsches); kāmayate – wünscht; na – nicht; kañcana – irgendein; svapnam – Traum; paśyati – sieht; tat – das; suṣuptam – der Tiefschlaf; suṣupta-sthānaḥ - dessen Bereich der tiefe Schlaf ist; ekībhūtaḥ - eins geworden sind; prajñānaghanaḥ - eine Masse von Bewusstsein; eva – nur; ānandamayaḥ - voller Glückseligkeit; hi – wahrlich; ānanda-bhuk – der Glückseligkeit genießt; cetomukhaḥ - dessen Gesicht Wissen ist; prajñaḥ - prajña; tṛtīya – das dritte; pādaḥ - Fuß, Viertel, Zustand, Bedingung.
Kommentar Swami Sivananda:
Der jīvātma erfährt tiefen Schlaf, wenn er keinen Klang und andere Sinnesobjekte erfährt, weil die neunzehn Organe nicht mehr funktionieren. In diesem Zustand arbeitet der Mind nicht. Es gibt auch kein Ego mehr. Aber es gibt avidyā, den Schleier der Unwissenheit.
Unter dem Befehl von Īśvara erreicht der, der verknüpft ist mit avyakta, den Zustand von prajña, nachdem das Fahrzeug der māyā in den mikrokosmischen kāraṇa-Körper eingetreten ist. Er hat mehrere Namen: prajña, avicchinna, paramārthika und suṣupti abhimānī (?). So wie ein Vogel, müde vom Herumfliegen, mit gefülltem Magen zu seinem Nest zurückkehrt, so tritt der jīva in ajñāna ein und gibt sich der Glückseligkeit hin, nachdem er müde geworden ist von dem ganzen Hin und Her im Wach- und Traumzustand.
Ekibhūtaḥ - eins geworden, so wie in der Dunkelheit alle Dinge eins werden. Viśva und taijasa sind es, die hier in eine Einheit gekommen sind. Das Wissen des Wachzustandes und des Traumzustandes sind hier eins geworden. Alle Erfahrungen der beiden Zustände sind eins geworden. Sie lösen sich auf im Tiefschlaf. Sie sind nicht aufgehoben oder vernichtet, sondern sie bleiben in einem Samenzustand, ohne Vielfältigkeit. Die Erfahrungen der beiden Zustände werden im Schlaf (prajñānaghanaḥ) zu einer kompakten Masse von Bewusstsein.
Prajña – All-Wissender; er weiß auch die Vergangenheit und die Zukunft, er hat Wissen über jedes Ding.
Im Tiefschlaf zieht sich der Mind zurück in seine Ursache die mūla ajñāna oder avidyā. Es gibt einen Schleier der Unwissenheit zwischen der individuellen Seele und brahman. Deswegen kann der jīva kein Wissen von brahman gewinnen. Die Glückseligkeit, die man im Tiefschlaf erfährt, ist avidyā āvṛtta sukha, d. h. Glückseligkeit in Unwissenheit eingewickelt.
Nur das, was einmal erfahren wurde, kann erinnert werden. Es gibt eine Erinnerung an die Glückseligkeit des Tiefschlafs wenn du aufwachst. Du sagst dann: „Ich habe glücklich geschlafen, ich wusste nichts.“ Du sagst: „Ich wusste nichts“, weil du kein Wissen um das Selbst bekommen hast, obwohl du andererseits in brahman geruht hast. Die Erinnerung an die Glückseligkeit des Schlafzustandes zeigt, dass der sākṣī, der Zeuge der drei Zustände Wachen, Träumen und Schlafen, existiert. Dieser sākṣī ist brahman, das Höchste Selbst.
Ānandamaya – voller Glückseligkeit. Dies ist keine absolute Glückseligkeit, nicht die unendliche Glückseligkeit des ātman, nicht die positive, transzendentale, höchste Glückseligkeit des brahman, ist also nicht nirvikalpa samādhi. Der Mind ist in einem Zustand von Ruhe und Stille, da es dann kein saṅkalpa-vikalpa gibt, kein Denken und Zweifeln. Er ist frei von Sorgen. Dies ist also eine negative Art von Glück. Man ist einfach frei von Unglücklich-Sein.
Cetomukhaḥ – Der Tiefschlaf stellt eine Art Tor zu der Erfahrung des Wachens und Träumens dar. Vom Schlaf aus gelangst du in die definierten Zustände des Wachens und Träumens. Schlaf geht den anderen beiden Zuständen voraus.
Im Tiefschlaf erreicht man kein brahmajñāna, kein Wissen vom Selbst, denn wenn du aufwachst, bist du noch immer unwissend, siehst die vielen Dinge, bist davon betroffen; wohingegen der Erleuchtete, wenn er aus dem samādhi zurückkehrt, volles Wissen des Selbst hat; er sieht die Einheit überall. Er wird durch die Dinge der Welt nicht berührt oder betroffen. Das ist der Unterschied zwischen Schlaf und samādhi.
6. Vers Mandukya Upanishad
- eṣa sarvaśvara eṣa sarvajn͂a eṣo 'ntaryāmyeṣa
- yoniḥ sarvasya prabhavāpyayau hi bhūtānām
Dies ist der Herr von allem; dies ist der, der alles weiß; dies ist der innere Lenker; dies ist die Ursache von allem; dies ist wahrlich der Ursprung und das Ziel aller Wesen.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Eṣaḥ - dies; sarveśvaraḥ - Herr von allem; eṣaḥ - dies; sarvjñaḥ - der All-Wissende; antaryāmī – die Ursache; eṣaḥ - dies; yoniḥ - Ursprung; sarvasya – von allem; prabhavāpyayau – der Ursprung und das Ende/Ziel; hi – wahrlich; bhūtānām – aller Wesen.
Kommentar Swami Sivananda: Sarveśvara – der Herr von allem, d. i. der Lenker des ganzen physischen und super-physischen Universums. Da alle mentalen und physischen Welten aus Īśvara hervortreten, da Er allmächtig ist und alles kontrolliert, wird Er der Herr von allem genannt. Īśvara ist nicht etwas, das von der Welt getrennt wäre. Śri Śaṅkara hat die Theorie der Naiyāyikas zurückgewiesen, die einen außer-kosmische Schöpfer fordern. Prajña wird mit Īśvara gleichgesetzt. So wie die ganze Welt aus Īśvara hervorgegangen ist, so sind der Wachzustand und der Traumzustand aus dem Tiefschlaf hervorgegangen. Deswegen wurde im vorangegangenen Mantra gesagt, dass der Tiefschlaf das Tor zu den anderen beiden Zuständen ist. Diese lösen sich auch im Tiefschlaf auf.
Dieser prajña weiß alles, da Er in allen Wesen und allen Zuständen ist. Daher wird Er der All-Wissende genannt. Er ist der antaryāmī, d. h. der innere Lenker, der Direktor aller Wesen. Er ist in alle Wesen eingetreten und lenkt sie von innen. Er ist der Mutterleib und die Quelle von allem. Aus Ihm tritt das vielfältige Universum hervor. Er ist der Ursprung und auch der Ort der Auflösung von allem. Am Ende löst sich alles in Ihm auf.
Īśvara schafft die Welt nicht von außen. Er braucht auch keine Instrumente oder Materialien – so wie etwa der Töpfer solche benötigt. Er ist allmächtig. Alles kommt ins Sein, wenn Er es will. Er ist der innere Lenker. Er wohnt in allen Wesen und kontrolliert alles. Er ist die materielle wie auch die wirkende Ursache. Er sendet die Welt aus sich heraus und zieht sie in sich zurück – so, wie eine Schlange sich ausstreckt und sich dann wieder zusammenrollt; so, wie eine Lotusblüte sich öffnet und wieder schließt; so, wie die Schildkröte ihre Beine ausstreckt und wieder einzieht.
7. Vers Mandukya Upanishad
nāntaḥprajn͂aṃ na bahiṣprajn͂aṃ
- nobhayataḥprajn͂aṃ na prajn͂ānaghanaṃ na
- prajn͂aṃ nāprajn͂am
- adṛṣṭamavyavahārvamagrāhyamalakṣaṇamacintyamavyapadeśyamekātmapratyayasāraṃ
- prapan͂copaśāmaṃ śāntaṃ śivamadvaitaṃ
- caturthaṃ manyante sa ātmā sa vijn͂eyaḥ
Die Weisen glauben, dass der vierte Zustand, turīya, nicht das ist, was der inneren Welt bewusst ist, noch das, was der äußeren Welt bewusst ist, noch das, was beider bewusst ist, noch das, was eine kompakte Masse von Wissen ist, noch das, was einfach Bewusstsein ist, noch das, was unbewusst ist. Er ist unsichtbar, nicht-relativ, unbegreifbar, undefinierbar, nicht-denkbar, nicht beschreibbar. Er ist die alleinige Essenz des Bewusstseins des Selbst, ohne jegliche Spur einer bedingten Welt; Er ist ganz Frieden, ganz Glückseligkeit, nicht-dual. Dies ist der ātman, das Selbst; Er ist das, was zu wissen ist.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Na – nicht; antaḥ prajñam – des Innern bewusst; na – nicht; bahiḥ - prajñam – des Äußern bewusst; na – nicht; ubhayataḥ prajñam – beider bewusst; na – nicht; prajñānaghanam – eine kompakte Masse von Wissen; na – nicht; prajñam – einfach Bewusstsein; na – nicht; aprajñam – Nicht-Erkennen; adrśyam – unsichtbar; avyavahāryam – nicht-relativ; agrāhyam – nicht begreifbar; alakṣanam – nicht definierbar; acintyam – nicht denkbar; avyapadeśyam – nicht beschreibbar; ekātmapratyayasāram – die alleinige Essenz des Bewusstseins des Selbst; prapañcopaśamam – ohne jede Spur einer bedingten Welt; śāntam – friedvoll; śivam – ganz und gar glückselig; advaitam – nicht-dual; caturtham – der vierte (Fuß); manyante – sie denken; saḥ - Er; ātmā – ātman; vijñeyaḥ - soll gewusst werden.
Kommentar Swami Sivananda: Der vierte Zustand, turīya, kann nicht in Worten beschrieben werden. Er ist der transzendente Zustand, der durch Meditation realisiert werden muss. Daher wird er in negativen Begriffen beschrieben.
Der ātman ist nicht begreifbar, denn er befindet sich jenseits der Reichweite der Sinne. Er kann nicht definiert werden, denn Er hat weder Qualitäten noch Form, weder Farbe noch Form. Er hat keinen Klang und kann nicht berührt werden, Er hat weder Geschmack noch Geruch. Deswegen kann Er nicht beschrieben werden. Der Leser könnte hier die Existenz des ātman anzweifeln. Deswegen wird gesagt, dass der ātman die eine und einzige Essenz des Bewusstseins des Selbst ist, absolute Existenz, das Selbst von allem, eine Verkörperung von Stille und Glückseligkeit, eins ohne ein Zweites, ohne Teile, homogene Essenz, akhaṇḍa-ekarasa.
Antaḥ-prajña: Wissen von Traum-Eindrücken.
Bahiḥ-prajña: das Bewusstsein äußerer Objekte.
Er ist alakṣanam, undefinierbar, jenseits des Denkens.
Der vierte Zustand, turīya, ist unterschieden vom Wachzustand und vom Traumzustand. Er ist ein Zwischenzustand zwischen Wachen und Träumen und Tiefschlaf. Er ist vollkommenes Gewahrsein, reines Bewusstsein. Turīya ist unterschieden von Īśvara. Turīya, d. i. brahman, hat keine Beziehung zur Welt, während Īśvara die Welt regiert. Brahman ist nirupādika, frei von māyā, während Īśvara sa-upādika ist, mit māyā. Brahman ist supra-kosmisch, Īśvara hat kosisches Bewusstsein.
Streng genommen, ist turīya kein Zustand; turīya, brahman, ist eine Verkörperung von Frieden und Glückseligkeit. Er ist das Substrat der anderen drei Zustände uns durchdringt sie. Er ist absolute Existenz, absolutes Wissen, absolute Glückseligkeit.
Turīya kann nicht durch die Sinne erfasst werden, Er ist also tranzendent. Er ist svātasiddha (?), sich selbst beweisend. Er ist die Grundlage aller Beweise. Er existiert, bevor irgendetwas bewiesen wird.
8. Vers Mandukya Upanishad
- so 'yamātmādhyakṣaramoṃkāro 'dhimātraṃ
- pādā mātrā mātrāśca pādā akāra ukāro makāra iti.
Dies ist der ātman, der bezeichnet wird durch die Silbe Om mit ihren drei Buchstaben. Die Viertel sind die Teile, und die Teile sind die Viertel. Die Teile von Om sind A, U und M.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Saḥ ayam – dies; ātmā – ātman; adhyakṣaram – hinsichtlich einer einzelnen Silbe; Oṃkāraḥ - (ist identisch mit der) Silbe Om; adhimātram – bezüglich der mātras, der Teile; pādāḥ - die Viertel; mātrāḥ - sind die Teile; mātrāḥ - die Teile; ca – und; pādāḥ - sind die Viertel; akāra – der Buchstabe A; ukāra – der Buchstabe U; makāra – der Buchstabe M; iti – so.
Kommentar Swami Sivananda: Die vorangehenden Mantren hatten den ātman beschrieben mit Hinblick auf die Zustände Wachen, Träumen, Schlafen und turīya. Dieses und die folgenden Mantren beschreiben denselben ātman in Bezug auf den Klang Om. Dadurch wird die Meditation auf Om gefördert. Die Komponenten A, U und M der Silbe Om werden identifiziert mit den Bewusstseinszuständen Wachen, Träumen und Schlafen. Sie stellen die „Viertel“ des ātman dar.
9. Vers
- jāgaritasthāno vaiśvānaro 'kāraḥ prathamā
- mātrāpterādimattvādvāpnoti ha vai
- sarvānkāmānādiśca bhavati ya evam veda.
Der erste Teil A ist vaiśvānara, dessen Bereich der Wachzustand ist, weil er alles durchdringt oder weil er der erste ist. Wer dies weiß, wahrlich, dessen Wünsche erfüllen sich, und er wird der erste.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Jāgaritasthānaḥ - dessen Bereich der Wachzustand ist; vaiśvānaraḥ - der vaiśvānara; akāra – der Buchstabe; prathama – der erste; mātrā – Teil; apte – wegen des All-Durchdringens; adimatvāt – weil er der erste ist; va – oder; āpnoti – erreicht; ha vai – wahrlich; sarvān – alle; kāmān – Wunschobjekte; ādiḥ - der erste; ca – und; yaḥ - wer; evam – so; veda – weiß.
Kommentar Swami Sivananda: Da das Wort Om den ātman repräsentiert, so repräsentieren die Teile (mātrās) des Om die verschiedenen Zustände, in denen sich der ātman manifestiert. Mātrā A entspricht vaiśvānara, den ersten Zustand. Habe das Symbol A vor dir und meditiere auf vaiśvānara so lange, bis du dich mit dem Gegenstand der Meditation identifizierst. So wie A alle Buchstaben des Alphabets durchdringt, so durchdringt vaiśvānara alle Dinge des Universums. So wie A der erste Buchstabe in Om ist, so ist auch vaiśvānara der erste Zustand des ātman.
Die śruti sagt: „Der Buchstabe A ist die ganze Sprache.“ Alle Laute werden vo A durchdrungen. In der Bhagavad-Gita heißt es: „Akṣarāṇām akārosmi“ (X.33). Die śruti sagt: „Der strahlende Himmel ist der Kopf des vaiśvānara“. So durchdringt also vaiśvānara das ganze Universum.
So wie A der erste Buchstabe von Om ist und zugleich auch der erste aller Klänge und Buchstaben, so ist auch der Wachzustand der erste aller drei Zustände. Man kann das Wissen um die anderen Zustände aus dem Wachzustand gewinnen. Die Erfahrungen der drei Zustände stellen die ganze Erfahrung des Universums dar. Daher durchdringt der Wachzustand das ganze Universum. Die westlichen Wissenschaftler und Philosophen haben die Erfahrungen des Traumzustandes und des Tiefschlafs vernachlässigt und anerkennen nur die Erfahrungen des Wachzustandes. Daher sind ihr Daten nicht korrekt.
Jetzt wird beschrieben, welchen Vorteil das Wissen um diese Identität mit sich bringt: Wer dies weiß, dessen Wünsche erfüllen sich. Er wird der erste unter den Großen. Er wird der Erste von allen.
10. Vers Mandukya Upanishad
svapnasthānastaijasa ukāro dvitīyā
- mātrotkarṣādubhayatvādvotkarṣati ha vai
- jn͂ānasaṃtatiṃ samānaśca bhavati,
- nāsyābrahmavitkule bhavati ya evaṃ veda.
Taijasa, dessen Tätigkeitsbereich der Traum ist, wird durch den Buchstaben U repräsentiert, den zweiten Buchstaben des Om, weil er überlegen ist oder weil er der mittlere ist. Wer dies weiß, wird groß on Wissen und steht nirgends zurück. Niemand, der brahman nicht kennt, wird in seiner Familie geboren.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Svapnasthāna – dessen Tätigkeitsbereich der Traum ist; taijasaḥ - der taijasa; ukāraḥ - der Buchstabe U; dvitīya – der zweite; mātrā – Teil; ubhayatvāt – weil er in der Mitte ist; va – oder; utkarṣati – übertrifft, ist überlegen; ha vai – wahrlich; jñāna-santati – der Strom des Wissens; samānaḥ - gleich; ca – und; bhavati – wird; na – nicht; asya – von ihm; abrahmavit – ein Nicht-Kenner des brahman; kule – in der Familie; bhavati – wird geboren; yaḥ - wer; evam – so; veda – weiß.
Kommentar Swami Sivananda: Der Buchstabe U ist, wenn man so will, dem Buchstaben A überlegen, er steht höher. So steht auch taijasa höher als viśva, denn ersterer genießt die Bilder und Vorstellungen der subtilen Traumwelt. Sein Vergnügen ist sehr verfeinert. Wie U zwischen Wachen und Schlafen steht, so ist taijasa zwischen viśva und prajña. Wer dies weiß, erreicht das höchste Wissen. Er wird von allen als gleichwertig angesehen. Seine Freunde und Feinde achten ihn gleichermaßen. Seine Feinde hassen ihn nicht, sie
Mandukya Upanishad 11. Vers
- suṣupta-sthānaḥ prājn͂o makārastṛtīyā mātrā
- miterapītervā minoti ha vā idaṃ
- sarvamapītiśca bhavati ya evam veda
Prajña, dessen Bereich der Tiefschlaf ist, ist M, der dritte Teil (Buchstabe) von Om, denn er ist sowohl das Maß als auch das, worin alles eins wird. Wer dies weiß, ist fähig, alles abzumessen und alles in sich selbst zu umfassen.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Suṣuptasthānaḥ - dessen Bereich der Schlaf ist; prajñaḥ - prajña; makāraḥ - der Buchstabe M; tṛtīya – der dritte; mātrā – Teil; miteḥ - weil er ein Maß ist; va – oder; apīteḥ - weil es auflöst und absorbiert; minoti – misst; ha va – wahrlich; idam – dies; sarvam – alles; apītiḥ (apīti?) – umfasst alles in sich selbst; ca – und; bhavati – wird; yaḥ - wer; evam – so; veda – weiß.
Kommentar Swami Sivananda: So, wie ein Haufen Reis mit einem prastha (einem Messgefäß) gemessen wird, so werden auch viśva und taijasa gleichsam durch prajña gemessen in pralaya (Involution) und utpatti (Evolution). Viśva und taijasa versinken in prajña während des Schlafes und kommen danach wieder hervor. Dies wird mit einem „Messen“ verglichen. Es ist ähnlich wie wenn die Silbe Om immer wieder wiederholt wird, dann scheinen A und U in M zu verschwinden und zu verschmelzen und dann wieder hervorzukommen. Deswegen werden M und prajña mit einem Messgefäß, verglichen. Prajña ist wie ein großes Gefäß, das die anderen beiden Gefäße, viśva und taijasa, in sich enthält. In prajña verlieren alle Dinge ihre Identität und werden eins. So ist also prajña identisch mit M.
Wer dies weiß, ist fähig, alles messen. Er kann die wahre Natur der Welt erkennen und in sie eindringen. Er ist fähig, alles in sich selbst zu umfassen. Er realisiert, dass er selbst der Ursprung des Universums ist, nämlich Īśvara.
12. Vers Mandukya Upanishad
- amātraścaturtho'vyavahāryaḥ
- prapan͂copaśāmaḥ śivo'dvaita evamoṃkāra ātmaiva,
:saṃviśatyātmanātmānam
- ya evaṃ veda ya evaṃ veda.
Wort-für-Wort-Übersetzung: Amātraḥ - ohne Teile; caturthaḥ - das Vierte; avyaya-hārya – transzendent; prapañcopaśamaḥ - ohne phänomenale Existenz; śivaḥ - ganz und gar Glückseligkeit; advaitaḥ - nicht-zwei; evam – so; Oṃkāraḥ - die Silbe Om; ātmā – ātman; eva – genau, nur, wahrhaft; saṃviśati – tritt ein in…; ātmanā – mit seinem eigenen Selbst; ātmanam – das Selbst; yaḥ - wer; evam – so; veda – weiß; yaḥ - wer; veda – weiß.
Kommentar Swami Sivananda: Das, was keine Teile hat, wird amātra genannt, ohne Maße. Amātra Oṃkāra ist das vierte Viertel, d. h. reiner ātman. Der Lohn aus der Realisation des ātman ist, dass der Wissende eingeht in das Selbst durch sein eigenes Selbst. Er erreicht Unsterblichkeit. Er wird nicht wiedergeboren. Insofern der ātman jenseits der Reichweite des Mind und der Sinne ist, ist er transzendent. Viśva verschmilzt mit taijasa, dieser mit prajña, und dieser löst sich auf in turīya – ātman, brahman.
Meditation über Om hilft dem Sucher, Selbstverwirklichung zu erlangen, endgültige Verwirklichung von brahman.
Hier endet die Māṇḍukyopaniṣad.
Gesamter Text der Mandukya Upanishad, übersetzt aus "Essence of Upanishads" von Swami Sivananda
- Om bhadram karnebhih srinuyama devah
- Bhadram pasyemakshabhiryajatrah,
- Sthirairangaistushtuvamsa-stanubhih
- vyasema devahitam yadayuh.
- Svasti na indro vriddhasravah
- svasti nah pushah visvavedah,
- Svasti nastarkshyo arishtanemih
- svasti no brihaspatirdadhatu,
- Om Santih, Santih, Santih.
Om, oh ihr Götter, mögen wir mit unseren Ohren, das was glücksverheißend ist, hören: Oh Du [Göttliches, in allem]! Der Verehrung gerecht, mögen wir das, was glücksverheißend ist, mit unseren Augen sehen. Mögen wir uns an dem von den Göttern zugeteilten Leben erfreuen, in dem wir unseren Lobpreis mit gesundem und starkem Körper übermitteln. Möge Indra, die mächtige, die uralte Glorie [von Gottheit], uns Reichtum gewähren. Möge er, der Ernährer und Besitzer allen Wohlstands, uns das, was gut für uns ist, zuteil werden lassen. Möge der Herr der schnellen und flinken Bewegung mit uns wohlwollend und gnädig sein, und möge der Beschützer der Großen auch uns Schutz gewähren.
1. Om, dieses Wort ist alles, was ist. Alle weitere Erklärung und Ausführung ist dies. Alles Vergangene, Gegenwärtige und das in der [vermeintlich Zukunft Liegende] ist wahrhaftig Om. Das, was jenseits und über dieses dreifache Konzept von Zeit hinausgeht, ist wahrhaft Om.
2. All dies ist wahrhaftig Brahman. Atman, das Höchste Selbst, ist Brahman. Atman besteht aus vier Vierteln, vier Füßen, verschieden derer einer Kuh, aber so wie die Bruchteile einer Münze.
3. Das erste Viertel ist Vaishvanara, dessen Sphäre ist die geistige Modalität des Wachzustands, die sich der äußerlich erscheinenden Objekte bewusst ist, die sieben Glieder und neunzehn Münder hat und die grobstofflichen Objekte genießt.
4. Das zweite Viertel ist Taijasa, dessen Belang oder Feld oder Ort der Traumzustand ist, der sich der internen Objekte bewusst ist und der sieben Glieder und neunzehn Mäuler hat und die feinstofflichen Objekte genießt.
5. Das ist die Modalität des Tiefschlafs, in welchem der Schläfer weder irgendwelche Objekte wünscht, noch irgendwelche Traumbilder sieht. Das dritte Viertel oder Bedingung ist Prajna genannt, dessen Sphäre der Tiefschlaf ist, in dem jedwede Erfahrung Eins geworden ist, was wahrhaftig eine Masse von Bewusstsein ist, die mit Glückseligkeit gefüllt ist, die Glücksseligkeit genießt und die zum Erkennen der beiden anderen Modalitäten führt.
6. Das ist der Herr von allem, Er ist der Erkenner, der interne Lenker, das ist die Ursache von allem und das ist wahrhaft der Ursprung und das Ende aller Wesen.
7. Der Weise denkt, dass die vierte Geistesmodalität, Turiya, nicht das ist, was der inneren subjektiven Welt bewusst ist, noch das, was der äußeren Welt, der Welt der Objekte bewusst ist, noch das, was sich der beiden bewusst ist, noch das, was die Überlappung dieses Erkennens ausmacht, noch das, was einfaches Bewusstsein ist, noch das, was unempfindsam ist. Es ist nicht gesehen, nicht in Bezug gesetzt, unfassbar, nicht zu definieren, undenkbar, die alleinige Essenz vom Bewusstsein des Selbst mit keiner Verbindungsschnur zur bedingten Welt, die friedvolle, allglücksselige Nichtdualität. Das ist Atman, das Selbst, und dies gilt es zu verwirklichen.
8. Das ist Atman sogar oder gerade in Bezug zu den Buchstaben (der Silbe Om). Es ist das Omkara in seinen Teilen. Die Viertel sind die Teile und die Teile sind die Viertel. Die Teile von Om sind “A”, “U” und “M”.
9. Der erste Teil “A” heißt Vaishvanara, dessen Sphäre die Bedingung der Wachmodalität, die alles durchzieht zum Preis der ersten zu sein ist. Derjenige der dies kennt, erhält wahrlich alle Wünsche und ist immerzu der erste.
10. Taijasa, deren Aktivitätenradius ist die Modalität des Traumes. Sie ist durch den Buchstaben “U”, den zweiten Buchstaben von Om repräsentiert, zum Preis der Überlegenheit oder zum Preis, mittelmäßig zu sein. Derjenige der darum weiß, erreicht großartiges Wissen und die Gleichstellung von allem. Niemand, der nicht von Brahman weiß, wird in seiner Familie geboren.
11. Prajna, deren Bereich der Tiefschlaf ist, ist das “M”, der dritte Teil (Buchstabe) von Om, da es sich um beides handelt, das Mittel, was alles zur Einheit werden lässt und das, was alles Einheit selbst ist. Der, der darum weiß, ist fähig, alles zu messen und alles in sich selbst zu verstehen.
12. Das, was kein Teil ist, ist das vierte, ist die vierte geistige Modalität, das Transzendente, in dem alle Erscheinung abhanden ist, die alldurchdringende Glückseligkeit, die Nichtzweiheit. Das in der Tat ist Omkara. Derjenige, der darum weiß [dies erfährt], geht selbst ein und auf im Selbst (Brahman).
Die Mandukya Upanishad des Atharvaveda
Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 695 - 701.
Die Mandukya Upanishad, in Prosa, trägt zwar den Namen einer halbverschollenen Schule des Rigveda, wird aber zum Atharvaveda gerechnet und ist, wie nicht nur die zahlreichen Zitate, sondern auch die systematische Geschlossenheit ihrer Darstellungsweise zeigen, erheblich später als die prosaischen Upanishaden der drei älteren Veden, von deren Weitschweifigkeit ihre Kürze und Präzision sehr merklich absticht. Mit der Maitrayana Upanishad bieten sich mehrere Berührungspunkte, und es wird noch näherer Untersuchung bedürfen, auf welcher Seite die Priorität ist. Hingegen macht die Mandukya Upanishad den meisten Upanishaden des Atharvaveda gegenüber einen mehr altertümlichen Eindruck, namentlich sofern sie an dem Wort Om nur drei und noch nicht dreiundeinehalbe Moras unterscheidet.
Der Grundgedanke der Mandukya Up. ist, daß in der Silbe Om die ganze Welt ausgedrückt ist. Den Beweis für diesen Satz führt sie wie folgt: Die Welt ist Brahman. Brahman ist der Atman, der Atman aber ist der Om-Laut, sofern dessen Moren die vier Viertel oder Füße, d. h. die vier Zustände des Atman entsprechen. Diese vier Zustände sind:
- 1) das Wachen, Vaisvanara (so benannt, weil seine Eindrücke allen gemeinsam sind; vielleicht, nach Shankara, auf Chand. 5,11-18 zurückgehend), in welchem der Atman nach außen erkennt;
- 2) der Traumschlaf, Taijasa (der lichte, weil in ihm der Atman sein eigenes Licht ist, Svena Bhasa, Svena Jyotisha Prasvapiti, Brih. 4,3,9), in welchem der Atman nach innen erkennt;
- 3) der Tiefschlaf, Prajna (weil in ihm der Atman nach Brih. 4,3,21 mit dem Prajna Atman, d. h. Brahman, vorübergehend eins wird);
- 4) der "Vierte", Caturtha (Turiya, Turya), in welchem die Auslöschung der Weltausbreitung nicht, wie beim dritten Zustand, unbewußt, sondern mit Bewußtsein vollbracht wird.
Dem ersten Zustand entspricht in Om (A+U+M) das A, dem zweiten das U, dem dritten das M, dem vierten der moralose (Amatra) Teil des Wortes, wie durch Etymologiespiele bewiesen wird.
Die Mandukya Upanishad wird von Shankara im Kommentar zu den Brahmasutras auffallenderweise nicht benutzt; hingegen ist sie nicht nur auf mehrere Upanishaden des Atharvaveda von großem Einfluß gewesen, sondern dient auch, wiewohl mit veränderter Bedeutung ihrer Grundbegriffe, mehr als irgendeine andere Upanishad den geistvollen Konstruktionen des Vedantasara zur Voraussetzung.
Ihre größte Bedeutung aber liegt darin, daß sie Anlaß gegeben hat zu einem der merkwürdigsten Monumente der indischen Philosophie, nämlich zu der Karika des Gaudapada, einem Werk, dessen Wertschätzung sich schon darin kund gibt, daß seine vier Teile (deren erster die Mandukya Upanishad einschließt) als vier Upanishaden gerechnet zu werden pflegen. Daß der Autor dieser Karika, welcher in der schroffsten Weise den reinen Advaita-Standpunkt vertritt, derselbe Gaudapada sei, der in seinem Kommentar zur Samkhyakarika die Lehre des Kapila als das Mittel der Erlösung preist, können wir nicht glauben, und wenn Spätere, wie Vacaspatimisra und Vijnanabhikshu die verschiedensten Systeme kommentiert haben, so ist das doch etwas anderes; denn die Mandukya Karika ist in ihren drei letzten Teilen ein vollkommen selbständiges Werk, und der Autor desselben proklamiert, offenbar aus tiefster Überzeugung, einen Standpunkt, welcher es ihm unmöglich machen mußte, sich auch nur vorübergehend zum Interpreten der Lehre der "Zweiheitler" zu machen, die er so entschieden bekämpft. Hingegen ist es sehr glaublich, daß unser Gaudapada der Lehrer des Govinda, des Lehrers des Shankara, gewesen sei; beide, Gaudapada und Shankara, stehen in allem Wesentlichen auf demselben Standpunkt, und viele Gedanken und Bilder, in denen Shankara sich ergeht, sehen wir bei Gaudapada schon auftauchen (Akkomodation der Schrift, Polemik gegen die Kausalität, das objektlose Erkennen usw.; Schlange und Strick, Weltraum und Topfraum, Traum, Maya, Wüstenspiegelung usw.); ja, man kann sagen, daß Shankara die Lehren des Gaudapada in ähnlicher Weise zum System fortbildet wie Platon die des Parmenides.
Gaudapada und Parmenides, - dieser Vergleich wird sich jedem Leser des hier zum ersten Mal übersetzten indischen Gedichtes von selbst aufdrängen, da der Grundgedanke beider Philosophen derselbe ist, ja auch die Ausführung desselben oft merkwürdige Berührungspunkte zeigt. Alle Behauptungen des Parmenides laufen auf die beiden hinaus, daß es
- 1) keine Vielheit und
- 2) kein Werden gibt; und dem entsprechend bewegt sich das indische Gedicht von Anfang bis zu Ende in den beiden Begriffen
- 1) des Advaitam, der Nichtvielheit,
- 2) der Ajati, des Nichtwerdens;
und wenn wir auch, wie gewöhnlich in Indien, eine geordnete Disposition vermissen, so daß dieselben Gedanken in ermüdender Weise immer wieder vorkommen, wenn wir auch oft statt der Erklärungen nur Bilder, statt der Beweise bloße Behauptungen empfangen, so wird doch jeder Sachkenner den Eindruck gewinnen, daß das Gedicht des Gaudapada ebenso wie das des Parmenides auf tiefer und echter, wenn auch nur intuitiver, metaphysischer Einsicht beruht.
Wir wollen hier nur noch den Gedankengang der vier Teile in seinen Hauptzügen andeuten, indem wir im übrigen auf unsere Übersetzung verweisen, welche, durch den Zwang des Metrums und der dadurch geforderten Kürze, nicht überall so wörtlich sein konnte, wie es nach anderer Seite erwünscht gewesen wäre; doch hoffen wir den Gedanken nirgendwo verfehlt zu haben. Nicht aber befinden wir uns überall in Übereinstimmung mit dem unter Shankaras Namen überlieferten Kommentar, welcher oft entschieden fehl greift; z. B. wenn er 4,83 von den vier Thesen
- 1) Asti,
- 2) Na Asti,
- 3) Asti, Na Asti,
- 4) Na Asti Iti Na Asti "er ist nicht nicht",
die vierte für gleichbedeutend mit Na Asti, Na Asti, Iti (vielleicht las er so) nimmt und auf den Atyantasunyavada, d. h. wohl die buddhistische Schule der Madhyamikas, bezieht; - und so in vielen anderen Fällen.
I. Der erste Teil des Gedichtes ist wesentlich eine metrische Paraphrase der Mandukya Upanishad; eigentümlich ist daran nur die Kritik der Weltschöpfungstheorien v. 6-9: Die Welt ist nicht eine Machtentfaltung (Vibhuti) Gottes, nicht ein durch ihn hervorgebrachtes, traumartiges Blendwerk (Svapnamaya); sie ist weder durch einen Wunsch Gottes (Iccha), noch durch die Macht der Zeit (Kala) entstanden, weder zum Genuß (Bhoga) noch zur Unterhaltung (Krida) Gottes geworden, denn Aptakamasya ka spriha? "was kann wünschen, wer alles hat?" - vielmehr ist sie nur Gottes Selbstwesenheit (Svabhava) und von ihm so wenig verschieden wie von der Sonne die Strahlen, welche alle dasselbe, nämlich lauter Licht sind.
Im Gegensatz zu diesem ersten Teil sind die drei anderen durchaus selbständig und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit der Upanishad, über deren Gedanken sie weit hinausgehen: daher sie auch eigene charakteristische Überschriften führen als Vaitathyam, Advaitam und Alatasanti.
II. Vaitathyam, "die Unwahrheit" der empirischen Realität und der an ihr festhaltenden Theorien.
- 1) Vers 1-18. Die Vielheit im Wachen beruht ebenso auf Täuschung wie die im Traum; und wie der Traum durch das Aufwachen widerlegt wird, so wird das Wachen wiederum widerlegt durch den Traum (Vers 6-7); in beiden Kalpayati atmana atmanam atmadevah svamayaya, Vers 12. Zum Schluß folgt dann Vers 17-18 das berühmte Bild von dem Strick, welcher im Dunklen als Schlange angesehen wird; so der Atman im Dunkel des Nichtwissens als Welt.
- 2) Vers 19-29. Jeder Versuch, den Atman unter empirischen Formen vorzustellen, ist verfehlt; ein jeder stellt ihn sich nach dem vor, was er von der Welt kennt, wie durch eine lange Reihe von Beispielen erläutert wird.
- 3) Vers 30-38. Wieder folgen Bilder und die Versicherung, daß es keine Vielheit und kein Werden gebe. Die Schilderung des Muni, der dies erkannt hat, bildet den Schluß.
III. Advaitam, "die Unzweiheit".
- 1) Vers 1-16. Gegenüber der "Armseligkeit" der theologischen Gottesverehrung, welche Gott in die Zeit und das Werden herabzieht, entwickelt der Dichter die Lehre vom Advaitam, der Identität des Atman und des Jiva, der höchsten und der individuellen Seele, an dem vortrefflich durchgeführten Bild von dem Weltraum und dem Raum im Topf. Dies, meint er, sei auch die Anschauung der Schrift, und wo sie anders, von einer Weltschöpfung usw., rede, da geschehe es nur, indem sie sich der Fassungskraft der Menschen anpasse.
- 2) Vers 17-30. Polemik gegen das Werden und die Vielheit. Diejenigen, welche ein Werden annehmen, verwickeln sich in Widersprüche; kein Ding kann doch, von sich selbst, von seiner eigenen Natur abgehend, anders werden, als es ist: Prakriter anyathabhavo na kathancid bhavishyati, ein Hauptsatz, auf den der Verfasser immer wieder zurückkommt, und der, wie hier 3,21, noch 4,7 und 4,29 wörtlich wiederkehrt. (Auch ist dieser Satz unbestreitbar, nur daß eben jene ewig mit sich identische Natur, in eine Vielheit sukzedierender Zustände auseinandergezogen, das Werden ist.) Ganz parmenideisch ist die Argumentation in Vers 27 und 28, und der ganze Unterschied besteht nur darin, daß Parmenides mehr die Ursache, Gaudapada mehr die Wirkung ins Auge faßt, um von ihr zu zeigen, daß sie weder als ein Seiendes noch als ein Nichtseiendes werden kann. Entstehen, so argumentiert er, kann etwas weder als ein Seiendes noch als ein Nichtseiendes; ersteres (Sato janma) ist unmöglich, weil dann Jatam jayate, entstehen würde, was schon vorher da ist, letzteres (Asato janma) ist unmöglich, weil ein Nichtseiendes ("der Sohn der Unfruchtbaren") nie entsteht.
- 3) Vers 31-48. Den Schluß bildet wieder der Ausblick auf das Praktische. Daß es keine Vielheit gibt, ist daran ersichtlich, daß sie verschwindet, sobald das Manas "außer sich kommt", zum Nicht-Manas wird (Manaso amanibhave). Dies wird bewerkstelligt durch den Yoga, und zwar (da der Verfasser nicht mit jedem Yoga einverstanden ist 3,39, wie der Apostel Paulus nicht mit jeder Askese, 1. Kor. 13,3) durch den Asparsayoga, den "Ungefühl-Yoga", welcher darin besteht, daß die Dinge vom Bewußtsein nicht mehr gefühlt werden, nicht mehr für dasselbe existieren. Erreicht wird derselbe durch Niederhaltung des Manas (Manaso nigraha), des Organs des Vorstellens und Wollens, und ist wohl zu unterscheiden von dem Schwinden des Bewußtseins im Schlaf. In ihm wird die Seele eins mit Brahman und besteht als reines, die Objekte in sich befassendes Subjekt des Erkennens in unaussprechlicher, höchster Lust (Vers 47).
IV. Alatasanti, die Beilegung des Feuerbrandkreises.
- 1) Vers 1-46. Nachdem die Hauptsätze des vorigen Abschnitts, daß ein Werden weder des Seienden noch des Nichtseienden denkbar ist, und daß kein Ding je anders werden kann, als es seiner Natur nach ist, nochmals eingeschärft worden, weist der Dichter die Widersprüche, die im Kausalitätsbegriffe liegen, nach; die Verhältnisse von Ursache und Wirkung (Karanam und Karyam), Grund und Erfolg (Hetu und Phalam), Wahrgenommenem und Wahrnehmung sind undenkbar; daher es kein Werden gibt, auch nicht des Samsara, welcher nie, und der Erlösung, welche immer bestanden hat (Vers 30-31). Auch in dem vorstellenden Subjekt ist kein Werden: die Vorstellungen des Wachens beruhen ebenso wie die des 'Traumes, wie hier abermals ausgeführt wird; auf Irrtum, so daß es weder im Objekt noch im Subjekt ein Werden gibt.
- 2) Vers 47-52. Aber woher der Schein von Vielheit und Werden? Diese Frage wird durch ein höchst originelles und in seiner Art glänzendes Bild beantwortet, welches dem ganzen Buch seinen Namen Alatacanti gegeben hat. Alata (von la anfassen, "das was man nicht anfassen kann") ist der an dem einen Ende glühende Holzspan. Durch Schwingen desselben entsteht eine feurige Linie oder ein feuriger Kreis (Alatacakram, auch Maitr. 6,24; vgl. auch Mahabh. 7,1825), ohne daß doch dabei etwas zu dem einheitlichen Funken hinzukäme oder aus ihm herausträte. Einem solchen Funkenkreis ist die ganze Welt vergleichbar; sie ist nur in dem Bewußtsein (Vijnanam); alle Dinge sind Schwingungen des einen und einheitlichen Bewußtseins.
- 3) Vers 53-77. Wieder kommt der Dichter auf die Unmöglichkeit des Werdens, das Verhältnis von Grund und Folge, die Verwandtschaft von Traum und Wachen zurück, um, zurückweisend auf das vorhergegangene Bild, zu erklären, daß alles Objektive und Subjektive nur Cittaspandanam, Bewußtseinsschwingung sei (Vers 72). Wieder weist er auf die Widersprüche der Zweiheitler hin, während nach ihm im Vedanta: die Zweiheit nur als Lehrmittel dient und nach vollbrachter Belehrung wegfällt.
- 4) Vers 78-100. Zum Schluß folgt eine Schilderung des Toren, der an der Vielheit hängt, und des "Erweckten" (Buddha), welcher sich als das, was alle von Ewigkeit her sind (Adibuddha und Adicanta, Vers 92. 93), als die ewige Identität, als reine, von aller Weltlichkeit freie, objektlose Intelligenz erkannt hat.
Mandukya Upanishad Sanskrit Text
IAST Transliteration - Umschrift
Hier der volle Text der Mandukya Upanishad in römischer Schrift mit diakritischen Zeichen, also in der IAST Transliteration:
Shanti Mantra
- om
- bhadraṅ karṇebhiḥ śṛṇuyāma devāḥ/ bhadraṃ paśyemākṣabhir yajatrāḥ /
- sthirair aṅgais tuṣṭuvāguṃsas tanūbhiḥ/ vyaśema devahitaṃ yad āyuḥ /
- svasti na indro vṛddhaśravāḥ/ svasti naḥ pūṣā viśvavedāḥ /
- svasti nas tārkṣyo ariṣṭanemiḥ svasti no bṛhaspatir dadhātu //
- om śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ //
॥ atha māṇḍūkyopaniṣat ॥
- oṃ ityetadakṣaramidaṃ sarvaṃ tasyopavyākhyānaṃ
- bhūtaṃ bhavad bhaviṣyaditi sarvamoṅkāra eva
- yaccānyat trikālātītaṃ tadapyoṅkāra eva ॥ 1॥
- sarvaṃ hyetad brahmāyamātmā brahma so'yamātmā catuṣpāt ॥ 2॥
- jāgaritasthāno bahiṣprajñaḥ saptāṅga ekonaviṃśatimukhaḥ
- sthūlabhugvaiśvānaraḥ prathamaḥ pādaḥ ॥ 3॥
- svapnasthāno'ntaḥprajñaḥ saptāṅga ekonaviṃśatimukhaḥ
- praviviktabhuktaijaso dvitīyaḥ pādaḥ ॥ 4॥
- yatra supto na kañcana kāmaṃ kāmayate na kañcana svapnaṃ
- paśyati tat suṣuptam । suṣuptasthāna ekībhūtaḥ prajñānaghana
- evānandamayo hyānandabhuk cetomukhaḥ prājñastṛtīyaḥ pādaḥ ॥ 5॥
- eṣa sarveśvaraḥ eṣa sarvajña eṣo'ntaryāmyeṣa yoniḥ sarvasya
- prabhavāpyayau hi bhūtānām ॥ 6॥
- nāntaḥprajñaṃ na bahiṣprajñaṃ nobhayataḥprajñaṃ na prajñānaghanaṃ
- na prajñaṃ nāprajñam । adṛṣṭamavyavahāryamagrāhyamalakṣaṇaṃ
- acintyamavyapadeśyamekātmapratyayasāraṃ prapañcopaśamaṃ
- śāntaṃ śivamadvaitaṃ caturthaṃ manyante sa ātmā sa vijñeyaḥ ॥ 7॥
- so'yamātmādhyakṣaramoṅkāro'dhimātraṃ pādā mātrā mātrāśca pādā
- akāra ukāro makāra iti ॥ 8॥
- jāgaritasthāno vaiśvānaro'kāraḥ prathamā mātrāpterādimattvād
- vāpnoti ha vai sarvān kāmānādiśca bhavati ya evaṃ veda ॥ 9॥
- svapnasthānastaijasa ukāro dvitīyā mātrotkarṣāt
- ubhayatvādvotkarṣati ha vai jñānasantatiṃ samānaśca bhavati
- nāsyābrahmavitkule bhavati ya evaṃ veda ॥ 10॥
- suṣuptasthānaḥ prājño makārastṛtīyā mātrā miterapītervā
- minoti ha vā idaṃ sarvamapītiśca bhavati ya evaṃ veda ॥ 11॥
- amātraścaturtho'vyavahāryaḥ prapañcopaśamaḥ śivo'dvaita
- evamoṅkāra ātmaiva saṃviśatyātmanātmānaṃ ya evaṃ veda ॥ 12॥
- ॥ iti māṇḍūkyopaniṣat samāptā ॥
Mandukya Upanishad Devanagari Text 12 Verses
॥ अथ माण्डूक्योपनिषत् ॥
- ओं इत्येतदक्षरमिदं सर्वं तस्योपव्याख्यानं
- भूतं भवद् भविष्यदिति सर्वमोङ्कार एव
- यच्चान्यत् त्रिकालातीतं तदप्योङ्कार एव ॥ १॥
- सर्वं ह्येतद् ब्रह्मायमात्मा ब्रह्म सोऽयमात्मा चतुष्पात् ॥ २॥
- जागरितस्थानो बहिष्प्रज्ञः सप्ताङ्ग एकोनविंशतिमुखः
- स्थूलभुग्वैश्वानरः प्रथमः पादः ॥ ३॥
- स्वप्नस्थानोऽन्तःप्रज्ञः सप्ताङ्ग एकोनविंशतिमुखः
- प्रविविक्तभुक्तैजसो द्वितीयः पादः ॥ ४॥
- यत्र सुप्तो न कञ्चन कामं कामयते न कञ्चन स्वप्नं
- पश्यति तत् सुषुप्तम् । सुषुप्तस्थान एकीभूतः प्रज्ञानघन
- एवानन्दमयो ह्यानन्दभुक् चेतोमुखः प्राज्ञस्तृतीयः पादः ॥ ५॥
- एष सर्वेश्वरः एष सर्वज्ञ एषोऽन्तर्याम्येष योनिः सर्वस्य
- प्रभवाप्ययौ हि भूतानाम् ॥ ६॥
- नान्तःप्रज्ञं न बहिष्प्रज्ञं नोभयतःप्रज्ञं न प्रज्ञानघनं
- न प्रज्ञं नाप्रज्ञम् । अदृष्टमव्यवहार्यमग्राह्यमलक्षणं
- अचिन्त्यमव्यपदेश्यमेकात्मप्रत्ययसारं प्रपञ्चोपशमं
- शान्तं शिवमद्वैतं चतुर्थं मन्यन्ते स आत्मा स विज्ञेयः ॥ ७॥
- सोऽयमात्माध्यक्षरमोङ्कारोऽधिमात्रं पादा मात्रा मात्राश्च पादा
- अकार उकारो मकार इति ॥ ८॥
- जागरितस्थानो वैश्वानरोऽकारः प्रथमा मात्राऽऽप्तेरादिमत्त्वाद्
- वाऽऽप्नोति ह वै सर्वान् कामानादिश्च भवति य एवं वेद ॥ ९॥
- स्वप्नस्थानस्तैजस उकारो द्वितीया मात्रोत्कर्षात्
- उभयत्वाद्वोत्कर्षति ह वै ज्ञानसन्ततिं समानश्च भवति
- नास्याब्रह्मवित्कुले भवति य एवं वेद ॥ १०॥
- सुषुप्तस्थानः प्राज्ञो मकारस्तृतीया मात्रा मितेरपीतेर्वा
- मिनोति ह वा इदं सर्वमपीतिश्च भवति य एवं वेद ॥ ११॥
- अमात्रश्चतुर्थोऽव्यवहार्यः प्रपञ्चोपशमः शिवोऽद्वैत
- एवमोङ्कार आत्मैव संविशत्यात्मनाऽऽत्मानं य एवं वेद ॥ १२॥
- ॥ इति माण्डूक्योपनिषत् समाप्ता ॥
Wort-für-Wort Übersetzung Mandukya Upanishad
Shanti Mantra
Mandukya Upanishad Studium beginnt normalerweise mit der Rezitation des folgenden Shanti Mantras:
- om
- bhadraṅ karṇebhiḥ śṛṇuyāma devāḥ/ bhadraṃ paśyemākṣabhir yajatrāḥ /
- sthirair aṅgais tuṣṭuvāguṃsas tanūbhiḥ/ vyaśema devahitaṃ yad āyuḥ /
- svasti na indro vṛddhaśravāḥ/ svasti naḥ pūṣā viśvavedāḥ /
- svasti nas tārkṣyo ariṣṭanemiḥ svasti no bṛhaspatir dadhātu //
- om śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ //
Om - Gutes wollen wir mit [unseren] Ohren hören, ihr Götter, Gutes wollen wir mit [unseren] Augen sehen, ihr des Opfers würdige. Mit festen Gliedern [und] Leibern wollen wir, die wir gepriesen haben, das gottgesetzte Alter erreichen. Glück soll uns Indra von großem Ruhm, Glück uns der alles wissende/besitzende Puṣan, Glück uns Tārkṣya mit unversehrtem Radkranz, Glück soll uns Bṛhaspati zuteilen. Om, Frieden, Frieden, Frieden.
Wort-für-Wort-Übersetzung:
om heilige Silbe; bhadra gut, schön; karṇa m. Ohr; śṛṇuyāma (śru) wir wollen hören, deva m. Gott; paśyema (paś) wir wollen sehen; yajatra des Opfers/der Opfer würdig; sthira fest; aṃga n. Glied, Körper; tuṣṭuvas (stu) gepriesen habend; tanu f. Körper; vy-aśema (aś) wir möchten/wollen erlangen; hita (dhā) gestellt, gelegt; yad welches; āyus n. Leben; svasti n./f. Wohlergehen, Glück, Erfolg; naḥ uns; indra m. König der Götter; vṛddha gewachsen, groß; śravas n. Ruhm; pūṣan m. vedischer Gott der Herden und Wege; viśva all-; vedas n. Habe, Besitz, Kenntnis; tārkṣya m. vedische, mit der Sonne verbundene Gottheit; a-riṣṭa unversehrt; nemi f. Radkranz; bṛhas-pati m. Herr der Preisung o.ä., eine Art Priesterkönig bzw. Lehrer der Götter; dadhātu (dhā) soll setzen, stellen, legen; śānti f. Beruhigung, Frieden.
Hier eine Wort-für-Wort-Übersetzung der Mandukya Upanishad, in Anlehnung an "MᾹṆḌŪKYA UPANIṢAD", Word-for-Word Translation with Transliteration and Grammatical Notes, von Stephanie Simoes
1. Vers Mandukya Upanishad
- omityetadakṣaramidaṃsarvaṃ
- tasyopavyākhyānaṃ bhutaṃ
- bhavadbhaviṣyaditi sarvamoṃkāra eva,
- yaccānyat trikālātītaṃ tadapyoṃkāra eva
"Om" - dieser Klang ist das alles. Die Erklärung dazu: Das Gewesene, das Seiende und das Werdende, alle sind in der Tat Omkara; und ein anderes, das jenseits der drei Zeiten ist, das ist auch in der Tat Omkara!
om (ind.): Om; die heilige Silbe, eine glückverheißende Begrüßung.
iti (ind.): so; ein Hinweis, dass die vorherigen Worte gesagt oder gedacht wurden.
etat (n. nom. sing. pron. etad): dies.
akṣaram (n. nom. sing. a kṣara): Klang, Vokal, Wort; lit. "unvergänglich".
idam (n. nom. sing. pron. idam): dies.
sarvam (n. nom. sing. pronominal adj. sarva): ganz, vollständig, alles, jedes, alles.
tasya (mn. gen. sing. pron. tad): von ihm, von dem, von es, sein, von einem.
upavyākhyānam (n. nom. sing. upavyākhyāna; von upa vi ā √khyā): eine ergänzende Erklärung.
bhūtam (n. nom. sing. bhūta; pass. p. √bhū): Wesen; lit. "gewesen/geworden (sein)"; die Vergangenheitsform.
bhavat (n. nom. sing. bhavat; präs. act. p. √bhū): das Sein, die Gegenwart; das Präsens.
bhaviṣyat (n. nom. sing. bhaviṣyat; fut. act. p. √bhū): im Begriff sein; die Zukunftsform.
iti (ind.): so; ein Hinweis darauf, dass die vorherigen Worte gesagt oder gedacht wurden.
sarvam (n. nom. sing. pronominales Adj. sarva): ganz, vollständig, alles, jedes, alles.
oṃ-kāraḥ (mn. nom. sing. om-kāra): Om-machend.
om (ind.): Om; die heilige Silbe, eine glückverheißende Begrüßung.
kāraḥ (m. nom. sing. kāra; von √kṛ): machen, tun.
eva (ind.): so, in der Tat, wirklich, nur.
yat (mn. nom. sing. Relativpron. yad): wer, was, was, das.
ca (ind.): und.
anyat (n. nom. sing. pronominales Adj. anya): anders als, verschieden von; ein anderer.
trikālātītam (n. nom. sing. trikāla-atīta, TP. comp.): über die drei Zeiten hinausgegangen.
trikāla (Grammatik nicht angegeben): die drei Zeiten.
atītam (n. nom. sing. atīta): vorbeigegangen, vergangen, vergangen, tot; (einer, der) über oder jenseits gegangen ist.
tat (n. nom. sing. pron. tad): es, das.
api (ind.): und, auch, außerdem; auch.
oṃkāraḥ (mn. nom. sing. om-kāra): Om-machend.
om (ind.): Om; die heilige Silbe, eine glückverheißende Begrüßung.
kāraḥ (m. nom. sing. kāra; von √kṛ): machen, tun.
eva (ind.): so, in der Tat, wirklich, nur.
2. Vers Mandukya Upanishad
- sarvaṃ hyetad brahmāyamātmā brahma
- so'yamātmā catuṣyāt
Denn all dies ist Brahman. Dieses Selbst ist Brahman. Es ist dieses Selbst, vier-gehend.
sarvam (n. nom. sing. pronominal adj. sarva): ganz, vollständig, alle, jedes, alles.
hi (ind.): für, weil; in der Tat.
etat (n. acc. sing. pron. etad): dies, es.
brahma (n. nom. sing. brahman; von √bṛh): Brahman.
ayam (m. nom. sing. pron. idam): dies.
ātmā (m. nom. sing. ātman; von √an, √at, oder √vā): das Selbst.
brahma (n. nom. sing. brahman; von √bṛh): Brahman.
saḥ (m. nom. sing. pron. tad): er, es.
ayam (m. nom. sing. pron. idam): dies.
ātmā (m. nom. sing. ātman; von √an, √at, oder √vā): das Selbst.
catusyāt (m. nom. sing. catur-yāt, TP. comp.): das Viergängige.
catur (grammatikalisch nicht festgelegt): vier.
yāt (m. nom. sing. yāt): gehen, sich bewegen.
3. Vers Mandukya Upanishad
- jāgaritasthāno bahiṣprajn͂aḥ saptāṅga
- ekonavimśatimukhaḥ sthūlabhugvaiśvānaraḥ
- prathamaḥ pādaḥ
Der Wachzustand, äußerlich wissend, siebengliedrig, neunzehngesichtig, das Große genießend, der universelle Mensch - der erste Fuß.
āgaritasthānaḥ (m. nom. sing. jāgarita-sthāna, KD. comp.): Wachzustand
jāgarita (Grammatik nicht angegeben): wachend.
sthānaḥ (m. nom. sing. sthāna; von √sthā): (der Akt des) Stehens, des Feststehens, des Fixierens oder Unbeweglichseins; Verweilen, Verbleiben, in oder auf; Zustand.
bahiṣprajn͂aḥ (m. nom. sing. bahis-prajn͂a, AB. comp.): nach außen wissend.
bahis (ind.): aus, heraus, nach außen, außerhalb.
prajn͂aḥ (m. nom. sing. prajn͂a; von pra √jn͂ā): wissen.
saptāṅgaḥ (m. nom. sing. saptāṅga; von sapta aṅga): siebengliedrig.
ekonavimśatimukhaḥ (m. nom. sing. ekonavimśati-mukha, KD. comp.): neunzehnköpfig.
ekonavimśati (Grammatik nicht angegeben; von eka ūna viṃśati): neunzehn; lit. "einer weniger als zwanzig".
mukhaḥ (m. nom. sing. mukha): Mund, Gesicht; Richtung, Viertel.
sthūlabhuk (mn. nom. sing. sthūla-bhuk, TP. comp.): das Große genießend, Genießer des Großen.
sthūla (Grammatik nicht angegeben; von √sthū): groß, dick, massiv; grob, greifbar, materiell.
bhuk (mf. nom. sing bhuj): genießend, essend; Genießer, Esser; Genuss, Gewinn.
vaiśvānaraḥ (m. nom. sing. vaiśvānara; von viśva nara): zu allen Menschen gehörend, überall, allgemein, gemeinsam; der Höchste Geist; wörtlich der "universelle Mensch".
prathamaḥ (m. nom. sing. prvaizvathama; Superlativ pra): der Erste, der Erste (in Zeit oder Rang); der Früheste, der Ursprüngliche; der Vorangehende.
pādaḥ (m. nom. sing. pāda): ein Fuß; ein Viertel.
4. Vers Mandukya Upanishad
svapnasthāno 'ntaḥprajn͂aḥ saptāṅga
- ekonaviṃśatimukhaḥ praviviktabhuk taijaso
- dvitīyaḥ pādaḥ
Der Traum-Zustand, innerlich wissend, siebengliedrig, neunzehngesichtig, das Feine genießend, hell - der zweite Fuß.
svapnasthānaḥ (m. nom. sing. svapna-sthāna, KD. comp.): der Traumzustand.
svapna (Grammatik nicht angegeben): Träumen, ein Traum; Schlaf, Schlafen, Schläfrigkeit.
sthānaḥ (m. nom. sing. sthāna; von √sthā): (der Akt des) Stehens, Feststehens, Fixierens oder Stillstehens; Bleiben, Verweilen, in oder auf; Zustand.
antaḥprajn͂am (n. nom. sing. antar-prajn͂a, AB. comp.): nach innen wissend.
antar (ind.): innerhalb, zwischen, unter; innerlich.
prajn͂aḥ (m. nom. sing. prajn͂a; von pra √jn͂ā): wissen.
saptāṅgaḥ (m. nom. sing. saptāṅga; von sapta aṅga): siebengliedrig.
ekonavimśatimukhaḥ (m. nom. sing. ekonavimśati-mukha, KD. comp.): neunzehnköpfig.
ekonavimśati (Grammatik nicht angegeben; von eka ūna viṃśati): neunzehn; lit. "einer weniger als zwanzig".
mukhaḥ (m. nom. sing. mukha): Mund, Gesicht; Richtung, Viertel.
pravivikta-bhuk (mf. nom. sing. pravivikta-bhuj, TP. comp.): das Gute genießend, Genießer des Guten.
pravivikta (Grammatik nicht angegeben): getrennt, einsam; fein, zart.
bhuk (mf. nom. sing. √bhuj): genießen, essen; Genießer, Esser; Genuss, Gewinn.
taijasaḥ (m. nom. sing. taijasa): hell, glänzend.
dvitīyaḥ (m. nom. sing. dvitīya): zweiter.
pādaḥ (m. nom. sing. pada): ein Fuß; ein Viertel.
5. Vers Mandukya Upanishad
- yatra supto na kan͂cana kāmaṃ kāmayate na
- kan͂cana svapnaṃ paśyati tatsuṣuptam
- suṣuptasthāna ekībhūtaḥ prajn͂ānaghana
- evānandamayo hyānandabhuk cetomukhaḥ
- prājn͂astṛtīyaḥ pādaḥ
Wenn ein Schlafender keinerlei Wünsche hegt, keinerlei Traum sieht, ist er im Tiefschlaf.
Der Zustand des Tiefschlafs, Ein-Sein, ist in der Tat der wissende Zustand. Er ist die Wonne der Glückseligkeit, denn er ist der Glückseligkeitsgenießer, prachtvoll und intelligent - der dritte Fuß.
yatra (ind.): wo, wo immer; ob, wann, wie, in welchem Fall.
suptaḥ (m. nom. sing. supta): schlafen.
na (ind.): nicht.
kam cana: was auch immer.
kam (m. acc. sing. kim): was?
cana (ind.): macht den vorangehenden Interrogativ unbestimmt.
kāmam (mn. acc. kāma): Wunsch, Verlangen, Sehnsucht; Vergnügen, Genuss.
kāmayate (3. Sing. pre. Ā. √kam): begehrt, ersehnt, wünscht sich.
na (ind.): nicht.
kam cana: was auch immer.
kam (m. acc. sing. kim): was?
cana (ind.): macht den vorangehenden Interrogativ unbestimmt.
svapnam (m. acc. sing. svapna): schlafen; Schläfrigkeit; träumen, ein Traum; Trägheit.
paśyati (3. Sing. pres. indic. P. √dṛś): sieht.
tat (n. nom. sing. pron. tad): es, das.
suṣuptam (n. nom. sing. suṣupta): tiefer, traumloser Schlaf; Tiefschlaf
suṣuptasthānaḥ (m. nom. sing. suṣupta-sthāna, KD. comp.): Tiefschlafzustand.
suṣupta (Grammatik nicht angegeben): schnell schlafend, Tiefschlaf.
sthānaḥ (m. nom. sing. sthāna; von √sthā): (der Akt des) Stehens, Feststehens, Fixierens oder Unbeweglichseins; Bleiben, Verweilen, In- oder An-sich-sein; Zustand.
ekībhūtaḥ (m. nom. sing. ekī-bhūta, KD. comp.): ein-Sein.
ekī (in Verbindungen für eka): einer, allein, einsam.
bhūtaḥ (m. nom. sing. bhūta; pass. p. √bhū): das Sein.
prajn͂ānaghanaḥ (m. nom. sing. prajn͂āna-ghana; TP. oder KD. comp.): Wissens-Masse; Wissens-Stürmer.
prajn͂āna (Grammatik nicht angegeben; von pra √jn͂ā): klug, weise; Wissen, Weisheit, Intelligenz.
ghanaḥ (m. nom. sing. ghana; von √han): Stürmer, Töter, Zerstörer; grob, grob; fest, materiell; Masse.
eva (ind.): so, tatsächlich, wahrhaftig, nur.
ānadamayaḥ (m. nom. sing. ānanda-maya): glückselig, aus Glückseligkeit bestehend; der höchste Geist, Brahman; die Wonne der Glückseligkeit.
ānanda (Grammatik nicht angegeben): Glück, Freude, Genuss, Vergnügen, Glückseligkeit.
mayaḥ (n. nom. sing. mayas; prob. von √mā): Erfrischung, Genuss, Vergnügen, Wonne.
hi (ind.): für, weil; in der Tat.
ānandabhuk (mf. nom. sing. ānanda-bhuj, TP. comp.): Glückseligkeits-Genießer; Glückseligkeits-Genuss; Glückseligkeit-Genießen.
ānanda (Grammatik nicht angegeben): Glück, Freude, Genuss, Vergnügen, Glückseligkeit.
bhuk (mf. nom. sing. bhuj): genießend, essend; Genießer, Esser; Vergnügen, Gewinn.
cetomukhaḥ (m. nom. sing. ceto-mukha, KD. comp.): prachtvoll-vergnügt.
ceto (Grammatik nicht angegeben; siehe cetas): Glanz; Bewusstsein, Intelligenz, Geist.
mukhaḥ (m. nom. sing. mukha): Mund, Gesicht; Richtung, Viertel.
prājn͂aḥ (m. nom. sing. prājn͂a; von prā √jn͂a): intelligent, weise, klug (einer).
tṛtīyaḥ (m. nom. sing. tṛtīya): dritte.
pādaḥ (m. nom. sing. pada): ein Fuß; ein Viertel.
6. Vers Mandukya Upanishad
- eṣa sarvaśvara eṣa sarvajn͂a eṣo 'ntaryāmyeṣa
- yoniḥ sarvasya prabhavāpyayau hi bhūtānām
Dies ist der Allherrscher, dies ist der Allwissende, dies ist die Nacht im Innern, dies ist der Schoß von allem; denn es ist das Entstehen und Vergehen der Wesen.
eṣaḥ (m. nom. sing. pron. etad): dies.
sarveśvara (m. nom. sing. sarva-īśvara, TP. comp.): All-Herr, Herr von allem, Herr in allem, etc.
sarva (Grammatik nicht angegeben; pronominales Adj.): ganz, ganz, alles, sehr, alles.
īśvaraḥ (m. nom. sing. īśvara): Herr, Herrin.
eṣaḥ (m. nom. sing. pron. etad): dies.
sarvajn͂aḥ (m. nom. sing. sarva-jn͂ā, TP. comp.): allwissend.
sarva (Grammatik nicht angegeben; pronominales Adj.): ganz, vollständig, alles, sehr, alles.
jn͂aḥ (m. nom. sing. oder acc. pl. jn͂ā): wissend, intelligent
eṣaḥ (m. nom. sing. pron. etad): das.
antaryāmī (m. nom. sing. antar-yāmin): der innere Lenker; die Nacht im Inneren; der Regulator der inneren Gefühle; die Seele.
eṣaḥ (m. nom. sing. pron. etad): dies.
yoniḥ (mf. nom. sing. yoni; von √yu): der Schoß, die Vagina; Ort der Geburt, des Ursprungs.
sarvasya (mn. gen. sing. pronominal adj. sarva): von allem.
prabhavāpyayau (m. nom. du. prabhava-apyantu, DV. comp.): das Entstehen-und-Vergehen.
prabhava (Grammatik nicht angegeben): Quelle, Ursprung, Ursache des Seins, "vor dem Sein/dem Werden/der Geburt/dem Entstehen".
apyayau (m. nom. du. apyaya; von api aya): gemeinsam; eintreten; verschwinden.
hi (ind.): für, weil; in der Tat.
bhūtānām (mfn. gen. pl. bhūta; past pass. p. √bhū): von Wesen; lit. "von den gewesenen/gewordenen".
7. Vers Mandukya Upanishad
nāntaḥprajn͂aṃ na bahiṣprajn͂aṃ
- nobhayataḥprajn͂aṃ na prajn͂ānaghanaṃ na
- prajn͂aṃ nāprajn͂am
- adṛṣṭamavyavahārvamagrāhyamalakṣaṇamacintyamavyapadeśyamekātmapratyayasāraṃ
- prapan͂copaśāmaṃ śāntaṃ śivamadvaitaṃ
- caturthaṃ manyante sa ātmā sa vijn͂eyaḥ
Nicht innerlich wissend, nicht äußerlich wissend, in beiden Fällen nicht wissend, nicht wissend, nicht wissend, nicht unwissend,
ungesehen, nicht zu praktizieren, nicht zu begreifen, ohne Eigenschaften, nicht zu denken, nicht zu zeigen, der Kern des Ein-Selbst-Glaubens, Befreiung von Manifestation, ruhig, Shiva, nicht-dual ist das vierte, glauben sie. Es wird geglaubt, dieses Selbst zu sein. Es ist zu-erkennen.
na (ind.): nicht.
antaḥprajn͂am (n. nom. sing. antar-prajn͂a, AB. comp.): nach innen wissend.
antar (ind.): innerhalb, zwischen, unter; innerlich.
prajn͂am (n. nom. sing. prajn͂a; von pra √jn͂ā): wissen.
na (ind.): nicht.
bahiṣprajn͂am (n. nom. sing. bahis-prajn͂a, AB. comp.): äußerlich-wissend.
bahis (ind.): aus, heraus, nach außen, außerhalb.
prajn͂am (n. nom. sing. prajn͂a; von pra √jn͂ā): wissen.
na (ind.): nicht.
ubhayataḥprajn͂am (n. nom. sing. ubhayatas-prajn͂a, AB. comp.): in-beiden-Fällen-wissend.
ubhayatas (ind.): in beiden Fällen.
prajn͂am (n. nom. sing. prajn͂a; von pra √jn͂ā): wissen.
na (ind.): nicht.
prajn͂ānaghanam (n. nom. sing. prajn͂āna-ghana; KD. oder TP. comp.): wissend, wissend sein.
prajn͂āna (Grammatik nicht angegeben; von pra √jn͂ā): klug, weise; Wissen, Weisheit, Intelligenz.
ghanam (n. nom. sing. ghana; von √han): Stürmer, Töter, Zerstörer; grob, grob; fest, materiell; Masse.
na (ind.): nicht.
prajn͂am (n. nom. sing. prajn͂a; von pra √jn͂ā): wissen.
na (ind.): nicht.
aprajn͂am (n. nom. sing. aprajn͂a; von a pra √jn͂ā): unwissend.
adṛṣṭam (n. nom. sing. adṛṣṭa; fut. pass. p. a √dṛś): nicht gesehen, ungesehen.
avyavahāryam (n. nom. sing. avyavahārya; fut. pass. p. a vyavah): nicht-zu-verrichten.
agrāhyam (n. nom. sing. agrāhya; fut. pass. p. a grāha): nicht-zu-erdenken/zu-erkennen/zu-erfassen.
alakṣaṇam (n. nom. sing. alakṣaṇa; von √lakṣ): keine Zeichen habend, ohne Kennzeichen, ohne Eigenschaften.
acintyam (n. nom. sing. acintya; fut. pass. p. a √cint): unvorstellbar; lit. "nicht-zu-denken".
avyapadeśyam (n. nom. sing. avyapadeśya; fut. pass. p. a vi apa √diś): nicht-zu-denken, nicht-zu-verstehen, nicht-zu-denken.
ekātmapratyayasāraṃ (n. nom. sing. ekātma-pratyaya-sāraṃ, KD. comp.): ein-sich-selbst-Glauben-Kern.
eka (Grammatik nicht spezifiziert; pronominales Adj.): einer, einsam, einzeln.
ātma (Grammatik nicht spezifiziert; von √an, √at, oder √vā): vom Selbst, im Selbst, für das Selbst, etc.
pratyaya (Grammatik nicht angegeben): Glaube, feste Überzeugung, Glaube, Gewissheit; Beweis, Feststellung; Vorstellung, Annahme, Begriff, Idee; Bewusstsein, Verständnis, Intellekt; Grund, Basis, Ursache.
sāram (n. nom. sing. sāra): vertreiben, zerstören; Kern; Festigkeit, Stärke, Kraft, Energie; Inbegriff; Hauptbestandteil oder konstituierender Teil des Körpers.
prapan͂copaśāmaṃ (m. acc. sing. prapan͂ca-upaśama, TP. comp.): Befreiung von Ausdehnung/Erscheinung/Erscheinung; Ruhe von Ausdehnung/Erscheinung/Erscheinung.
prapan͂ca (Grammatik nicht angegeben; von √pac oder √pan͂c): Ausdehnung, Entwicklung, Manifestation; Mannigfaltigkeit, Vielfalt; Erscheinung, Phänomen.
upaśāmam (m. acc. sing. upa śāma): Erleichterung, Erleichterung; Ruhe, Gelassenheit.
śāntam (n. nom. sing. śānta; von √śām): besänftigt, befriedet, ruhig, gelassen.
śivam (n. nom. sing. śiva): Shiva.
advaitam (n. nom. sing. a dvaita): nicht-dual; allein, einzigartig; kein Duplikat habend.
caturthaṃ (n. nom. sing. adj. caturtha): der Vierte.
manyante (3. Pl. pres. indic. Ᾱ. √man): sie denken, glauben, stellen sich vor; sie betrachten als.
manute (3. Sing. pres. pass. Ᾱ. √man): wird gedacht, geglaubt, sich vorgestellt, erdacht.
saḥ (m. nom. sing. pron. tad): er, es.
ātmā (m. nom. sing. ātman; von √an, √at, oder √vā): das Selbst.
saḥ (m. nom. sing. pron. tad): er, es.
vijn͂eyaḥ (m. nom. sing. vijn͂eya; fut. pass. p. vi √jn͂ā): zu-unterscheiden, zu-unterscheiden.
8. Vers
- so 'yamātmādhyakṣaramoṃkāro 'dhimātraṃ
- pādā mātrā mātrāśca pādā akāra ukāro makāra iti.
Es ist dieses Selbst, die Über-Silbe, Om, das Über-Maß. Die Füße sind die Maße, und die Maße sind die Füße a, u, m.
saḥ (m. nom. sing. pron. tad): er, es.
ayam (m. nom. sing. pron. idam): dies.
ātmā (m. nom. sing. ātman; von √an, √at, oder √vā): das Selbst.
adhyakṣaram (ind.): über alle Silben; die Übersilbe.
oṃ-kāraḥ (mn. nom. sing. om-kāra): der Laut Om; lit. "Om-machend".
om (ind.): Om; die heilige Silbe, eine glückverheißende Begrüßung.
kāraḥ (m. nom. sing. kāra; von √kṛ): machen, tun.
adhimātraṃ (n. nom. sing. adhi mātra): über das Maß hinaus, "Übermaß".
pādāḥ (m. nom. pl. pāda): Füße; Viertel.
mātrāḥ (n. nomacc. pl. mātra): Maße.
mātrāḥ (n. nomacc. pl. mātra): Maße.
ca (ind.): und.
pādāḥ (m. nom. pl. pāda): Füße; Viertel.
akāraḥ (m. nom. sing. a-kāra): der Buchstabe oder Laut a; lit. "a-machend".
ukāraḥ (m. nom. sing. u-kāra): der Buchstabe oder der Laut u; lit. "u-machend".
makāra (m. nom. sing. ma-kāra): der Buchstabe oder der Laut ma; wörtl. "ma-machend".
iti (ind.): so; ein Hinweis darauf, dass die vorherigen Worte gesagt oder gedacht wurden.
9. Vers
- jāgaritasthāno vaiśvānaro 'kāraḥ prathamā
- mātrāpterādimattvādvāpnoti ha vai
- sarvānkāmānādiśca bhavati ya evam veda.
Der Wachzustand, der Universelle Mensch, ist der Buchstabe a, das vorderste Maß, vom Erhalten, oder vom Zustand, einen Anfang zu haben. Man erlangt in der Tat alle Wünsche und wird ein Erstling, der so wahrnimmt.
jāgaritasthānaḥ (m. nom. sing. jāgarita-sthāna, KD. comp.): wacher Zustand.
jāgarita (Grammatik nicht angegeben): wachend.
sthānaḥ (m. nom. sing. sthāna; von √sthā): (der Akt des) Stehens, des Feststehens, des Fixierens oder Unbeweglichseins; des Verweilens, des Verbleibens, des In- oder An-Seins; Zustand.
vaiśvānaraḥ (m. nom. sing. vaiśvānara; von viśva nara): zu allen Menschen gehörend, überall, allgemein, gemeinsam; der Höchste Geist; lit. der "Universelle Mensch".
akāraḥ (m. nom. sing. a-kāra): der Buchstabe oder Laut a; lit. "a-machend".
prathamāḥ (mf. nom. pl. prathama): an erster Stelle, zuerst; am frühesten, primär, ursprünglich.
mātrā (f. nom. sing. mātrā): Maß.
āpteḥ (f. gen./abl. sing. āpti): von/aus erreichen; erlangen.
ādimattvāt (n. gen./abl. sing. ādimattva): von/aus dem Zustand, einen Anfang zu haben.
vā (ind.): oder; manchmal als Ausrufezeichen verwendet.
āpnoti (3. Sing. pres. indic. PA. √āp): erreicht, überholt, trifft sich mit; erhält, gewinnt.
ha (ind.): betont das vorherige Wort.
vai (ind.): in der Tat, wahrhaftig, gewiss, wahrhaftig.
sarvān (m. acc. pl. sarva): alle.
kāmān (m. acc. pl. kāma): Wünsche, Begierden, Sehnsüchte.
ādiḥ (m. nom. sing. ādi): Anfang, Beginn; ein Erstling.
ca (ind.): und.
bhavati (3. Sing. pres. indic. P. √bhū): (er/sie/es) ist, wird, entsteht.
yaḥ (m. Nom. sing. Relativpron. yad): der.
evam (ind.): so, auf diese Weise, auf eine solche Art, so.
veda (3. Sing. Präs. Indik. P. √vid): weiß, nimmt wahr.
10. Vers
svapnasthānastaijasa ukāro dvitīyā
- mātrotkarṣādubhayatvādvotkarṣati ha vai
- jn͂ānasaṃtatiṃ samānaśca bhavati,
- nāsyābrahmavitkule bhavati ya evaṃ veda.
Der Traumzustand ist der Buchstabe u, das zweite Maß, vom Vortrefflichen, Mitte zwischen beiden. Er zieht in der Tat eine Ausdehnung von Wissen nach sich. Man wird vollkommen gelassen, und in der Familie eines so Wissenden entstehen keine Nicht-Brahma-Wissenden.
svapnasthānaḥ (m. nom. sing. svapna-sthāna, KD. comp.): der Traumzustand.
svapna (Grammatik nicht angegeben): Träumen, ein Traum; auch Schlaf, Schlafen, Schläfrigkeit.
sthānaḥ (m. nom. sing. sthāna; von √sthā): (der Akt des) Stehens, des Feststehens, des Fixierens oder Unbeweglichseins; Verweilen, Verweilen, in oder auf; Zustand.taijasaḥ
ukāraḥ (m. nom. sing. u-kāra): der Buchstabe oder Laut u; lit. "u-machend".
dvitīyāḥ (f. nom. pl. dvitīya): das Zweite.
mātrā (f. nom. sing. mātrā): Maß.
utkarṣāt (mn. abl. sing. ut karṣa): vom Überlegenen, vom Eminenten; vom Hochziehen; von Erhebung, Steigerung; von Vorzüglichkeit, Eminenz.
ubhayatvād (mfn. abl. sing. ubhaya -tva): von beiderlei Art
va (ind.): oder.
utkarṣati (3. Sing. pres. indic. P. ut √kṛṣ): (er/sie/es) zieht hoch, zieht hoch.
ha (ind.): betont das vorherige Wort.
vai (ind.): in der Tat, wahrlich, gewiss, wahrhaftig.
jn͂ānasaṃtatim (m. acc. sing. jn͂āna-saṃtati, KD. comp.): wissend-ergründend.
jn͂āna (Grammatik nicht angegeben): Wissen.
saṃtatim (mf. acc. sing. saṃtati): Ausdehnung, Weite, Kontinuität; eine kontinuierliche Linie oder Reihe oder Fluss, Haufen, Masse, Menge; Abstammung, Rasse, Nachkommenschaft.
samānaḥ (m. nom. sing. samāna): gleich, identisch, eins; gleich, ähnlich, gleich; gemeinsam, allgemein, universell; gemäßigt. Auch: Verdauungsenergie.
ca (ind.): und.
bhavati (3. Sing. Präs. Indik. P. √bhū): ist, wird, entsteht.
na (ind.): nicht.
asya (mn. gen. sing. pron. idam): von diesem, von einem.
abrahmavit (mfn. loc. sing. a brahma vid): Nicht-Brahma-Wissender; Nicht-Brahma-Wissender.
kule (mn. loc. sing. kula): in der Herde, Truppe, Herde, Versammlung, Menge; Rasse, Familie, Gemeinschaft, Stamm.
bhavati (3. Sing. pres. indic. P. √bhū): ist, wird, entsteht.
yaḥ (m. Nom. sing. Relativpron. yad): der.
evam (ind.): so, auf diese Weise, auf eine solche Art, so.
veda (3. Sing. Präs. Indik. P. √vid): weiß, nimmt wahr.
11. Vers
- suṣupta-sthānaḥ prājn͂o makārastṛtīyā mātrā
- miterapītervā minoti ha vā idaṃ
- sarvamapītiśca bhavati ya evam veda
Der Tiefschlafzustand, der Weise, ist der Klang ma, das dritte Maß, vom Aufrichten oder vom Auflösen. Es baut, in der Tat, dies alles auf. Aufgelöst wird, wer so wahrnimmt.
suṣuptasthānaḥ (m. nom. sing. suṣupta-sthāna, KD. comp.): Tiefschlafzustand.
suṣupta (Grammatik nicht angegeben): fest schlafen, Tiefschlaf.
sthānaḥ (m. nom. sing. sthāna; von √sthā): (der Akt des) Stehens, des Feststehens, des Fixierens oder Stillstehens; Verweilen, Verbleiben, In- oder An-sich-sein; Zustand.
prājn͂aḥ (m. nom. sing. prājn͂a; von prā √jn͂a): intelligent, weise, klug (einer).
makāraḥ (m. nom. sing. ma-kāra): der Buchstabe oder Laut ma.
tṛtīyāḥ (f. nom. pl. tṛtīya): dritte.
mātrā (f. nom. sing. mātra): Maß.
miteḥ (f. abl./gen. sing. miti): aus/von dem Befestigen, Aufrichten, Feststellen; Messen, Maß, Gewicht.
apīteḥ (f. abl./gen. sing. apīti): von/aus dem Eintreten, Auflösen, Auflösen.
vā (ind.): oder; manchmal als Ausrufezeichen verwendet.
minoti (3. Sing. pres. √mi): (er/sie/es) befestigt, errichtet, gründet, baut, konstruiert; misst; beurteilt, nimmt wahr, beobachtet, weiß; wirft, wirft, verstreut.
ha (ind.): betont das vorherige Wort.
vā (ind.): oder; manchmal als Ausrufezeichen verwendet.
idam (n. nom. sing. pron. idam): dies.
sarvam (n. nom. sing. pronominal adj. sarva): ganz, vollständig, alle, jedes, alles.
apītiḥ (f. nom. sing. apīti): eintreten, sich auflösen, sich auflösen.
ca (ind.): und.
bhavati (3. Sing. pres. indic. P. √bhū): ist, wird, entsteht.
yaḥ (m. Nom. sing. Relativpron. yad): der.
evam (ind.): so, auf diese Weise, auf eine solche Art, so.
veda (3. Sing. Präs. Indik. P. √vid): weiß, nimmt wahr.
12. Vers Mandukya Upanishad
- amātraścaturtho'vyavahāryaḥ
- prapan͂copaśāmaḥ śivo'dvaita evamoṃkāra ātmaiva,
:saṃviśatyātmanātmānam
- ya evaṃ veda ya evaṃ veda.
Ohne Maß ist die vierte, nicht zu praktizierende, Befreiung von der Manifestation, Shiva, nicht-dual. So, Om-machend, geht das Selbst in der Tat in das Selbst durch das Selbst ein. Wer so wahrnimmt, nimmt so wahr.
amātraḥ (m. nom. sing. a mātra): ohne Maß, grenzenlos.
caturthaḥ (m. nom. sing. caturtha): vierter.
avyavahāryaḥ (m. nom. sing. a vyavahārya; das fut. pass. p. a vi ava √kṛ): nicht-zu-üben; nicht-umzuwandeln, nicht-auszuwechseln.
prapan͂copaśāmaḥ (m. nom. sing. prapan͂ca-upaśāma, TP. comp.): Befreiung von Ausdehnung/Erscheinung/Erscheinung; Ruhe von Ausdehnung/Erscheinung/Erscheinung.
prapan͂ca (Grammatik nicht angegeben; von √pac oder √pan͂c): Ausdehnung, Entwicklung, Manifestation; Mannigfaltigkeit, Vielfalt; Erscheinung, Phänomen.
upaśāmaḥ (m. nom. sing. upa śāma): Erleichterung, Linderung; Ruhe, Gelassenheit.
śivaḥ (m. nom. sing. śiva): Shiva; verheißungsvoll, günstig, wohlwollend; Glück, Wohlergehen.
advaitaḥ (m. nom. sing. a dvaita): nicht-dual; allein, einzigartig, kein Duplikat habend.
evam (ind.): so, auf diese Weise, auf eine solche Weise, so.
oṃkāraḥ (mn. nom. sing. om-kāra): Om-machend.
om (ind.): Om; die heilige Silbe, eine glückverheißende Begrüßung.
kāraḥ (m. nom. sing. kāra; von √kṛ): machen, tun.
ātmā (m. nom. sing. ātman; von √an, √at, oder √vā): das Selbst.
eva (ind.): so, tatsächlich, wahrhaftig, nur.
saṃviśati (3. Sing. pres. indic. sam √viś): (er/sie/es) tritt ein.
ātmanā (m. inst. sing. ātman; von √an, √at, oder √vā): durch/mit dem Selbst.
ātmānam (m. acc. sing ātman; von √an, √at, oder √vā): das Selbst.
yaḥ (m. Nom. sing. Relativpron. yad): der.
evam (ind.): so, auf diese Weise, auf eine solche Art, so.
veda (3. Sing. pres. indic. P. √vid): weiß, wahrnimmt.
yaḥ (m. Nom. sing. Relativpron. yad): der.
evam (ind.): so, auf diese Weise, auf eine solche Art, so.
veda (3. Sing. Präs. Indik. P. √vid): weiß, nimmt wahr.
Aufzählung in der Mandukya Upanishad
Vers 3: ekonavimśatimukhaḥ - Ekonavimshatimuhkah - die 19 Gesichter/Münder:
Neunzehn Münder": Nämlich die fünf Wahrnehmungsorgane (Hören, Tasten, Sehen, Schmecken und Riechen), die fünf Handlungsorgane (die Sprachorgane oder die Zunge), die Hände (zum Greifen etc. ), Füße (zur Fortbewegung), Zeugungsorgane (zur Fortpflanzung) und Ausscheidungsorgane, die fünf Pranas (der vitale Atem in seinen fünf Aspekten: prana, apana, vyana, samana und udana), der Geist (manas), der Intellekt (buddhi), das Ich-Bewusstsein (ahamkara) und der Geist-Stoff (chitta). Dies sind sozusagen die Münder oder Organe, durch die der wache Mensch (Vaisvanara) grobe Objekte erfährt. Wie die sieben Gliedmaßen sind auch diese durch Avidya (Unwissenheit) dem Atman überlagert. Die etymologische Bedeutung des Wortes 'Vaishvanara' ist "gemeinsam für alle Menschen".
- srotra-tattva: Hören (Ohren)
- tvak-tattva: Berühren (Haut)
- chakshu-tattva: Sehen (Augen)
- rasana-tattva: Schmecken (Zunge)
- ghrana-tattva: riechen (Nase)
- vak-tattva: Sprache (Stimme)
- pani-tattva: Greifen (Hände)
- pada-tattva: Gehen (Füße)
- payu-tattva: Ausscheidung (Anus)
- upastha-tattva: Fortpflanzung (Genitalien)
- Prana Vayu : Energie hinter dem Atem, Überlebensinstinkt, Angst; Atmungssystem; Luftelement
- Apana Vayu : Energie hinter der Ausscheidung, Sexualität, Geburt, Kreativität; Geschlechtsorgane, Ausscheidungsorgane; Erdelement
- Samana Vayu : Energie hinter der Verdauung, Durchsetzungsvermögen, Willenskraft; Verdauungssystem; Feuerelement
- Udana Vayu : Energie hinter Sprechen, Schlaf, Entspannung, Astralreise, Tod; Kehle; Ätherelement
- Vyana Vayu : Energie hinter Bewegung, Herzkreislaufsystem, Wasserelement
- Manas: Denkprinzip, Worte, Bilder, Gefühle, Wünsche, Eindrücke;
- Buddhi: Vernunft, Intellekt, Wille; analysiert und bestimmt;
- Chitta: Unterbewusstsein, Gedächtnis; vergleicht mit gespeicherten Erfahrungen;
- Ahankara: Ich-Bewusstsein, Ego, Ich-Gedanke; identifiziert.
Vers 3: Saptangah: Die 7 Glieder, Teile, Gliedmaßen:
Die sieben Gliedmaßen beziehen sich nicht auf den menschlichen Körper, sondern auf den "kosmischen Körper" genannt Vaishvanara. Sie werden in Vers V.18.2 der Chandogya Upanishad aufgezählt, einer Upanishad, die mit der Mandukya Upanishad in enger Beziehung steht. Eine Übersetzung dieses Verses im Chandogya lautet: "Die Himmel sind sein Haupt, die Sonne seine Augen, die Luft sein Atem, das Feuer sein Herz, das Wasser sein Magen, die Erde seine Füße, und der Raum sein Körper." Dies sind die sieben Glieder, auf die im Vers 3 der Mandukya Upanishad erwähnt werden und die eindeutig das manifestierte Universum umfassen.
Das Wort Gliedmaßen wird hier verwendet, um Teile des Körpers zu bezeichnen. Die sieben Glieder sind der Kopf, die Augen, der Mund, der Atem, der mittlere Teil des Körpers, die Niere und die Füße. Sie haben ihre Entsprechungen im Universum, nämlich den Himmel, die Sonne, das Feuer, die Luft, den Akasa (Raum), das Wasser und die Erde.
- Dyaus - Himmel - Kopf
- Aditya - Sonne - Augen
- Vayu - Luft - Atem
- Tejas - Feuer - Herz
- Akasha (Raum) - Ganzer Körper
- Jala - Wasser - Bauch
- Prithivi - Erde - Füße
Zusammenfassung Mandukya Upanishad
Carmen Disqué hat nach einer Teilnahme an einem mehrwöchigen Online Kurs zur Mandukya Upanishad bei Sukadev/Yoga Vidya Bad Meinberg (Januar/Februar 2021) und einer anderen Online Kursreihe bei Swami Sarvapriyananda - Sivananda Ashram, Bahamas, Jan. 2020 folgende Zusammenfassung geschrieben:
Motivation
Beste Empfehlung für Mandukya Upanishad kommt von Sri Ram, also Gott Rama selber. Eine Geschichte besagt, dass Hanuman Sri Ram gefragt hat, was er verstehen und praktizieren sollte, um das Ziel der Veden, Freiheit von Leid, zu erreichen. Sri Ram antwortete, dass die Mandukya Upanishad die Essenz der Veden darstellt, und wenn das verstanden und erfahren wird, dann ist das Ziel der Veden verwirklicht, mehr braucht es nicht. Allerdings, wem es nicht gelingt, Mandukya Upanishad zu verstehen und verwirklichen, dafür gibt es dann 108 andere Upanishaden, die dazu hilfreich sein können.
Struktur
Wie in allen Upanishaden, geht es in der Mandukya Upanishad darum, Wissen zu erlangen. Dazu gelangt man durch eine gründliche intellektuelle Untersuchung, die schlussendlich transzendiert wird und zur direkten Erfahrung des nicht-konzeptionellen Seins führt.
- Vers 1-2 Es werden zwei Aspekte vorgeschlagen, die analysiert werden: OM als Urgrund aller Phänomene aller Zeiten und darüber hinaus und das Selbst
- Vers 3-7 Untersuchung des Selbst anhand der verschiedenen Bewusstseinszuständen. Man gelangt somit zum Erkenntnis, dass diese nicht unterschiedlich oder getrennt sind. Diese Erkenntnis transzendiert das Intellektuelle Verständnis und ermöglicht die letztendliche Erfahrung.
- Vers 8 -12 Zuordnung der Aspekte des OM zu den Bewusstseinszuständen. Die Schlussaussage ist eine Variation der eigentlichen Grundaussage aller Upanishaden, Du bist das Selbst, Tat Tvam Asi oder Das Selbst ist Atman – Das Selbst in in das Selbst eingegangen.
MANDUKYA UPANISHAD Übersetzung
- Alles in der Welt ist die Silbe OM. Was war, was ist und was sein wird, das alles ist ein Ausdruck von OM. Und alles jenseits davon ist auch OM.
- All das ist Brahman, die letztendliche Wirklichkeit. Das Selbst ist auch Brahman, und es hat vier Aspekte.
- Erster Aspekt ist der Wachzustand. Das Bewusstsein richtet sich nach außen. Durch sieben Gliedern und neunzehn Mündern werden die Objekte der äußeren Welt erfahren, das Große und Grobe genießend.
- Zweiter Aspekt ist der Traumzustand. Das Bewusstsein richtet sich nach innen, innere Objekte werden Erfahren, durch sieben Gliedern und neunzehn Mündern das Feine genießend.
- Dritter Aspekt ist der Tiefschlaf, ohne Wünsche oder Träume. Eins-sein von Subjekt und Objekt, undifferenziertes Bewusstsein des Selbst (individuell gesehen), Glückseligkeit genießend.
- Universell gesehen ist dieser Zustand Isvara, der Herr von allem, allwissend, Quelle von Entstehen und Vergehen der Welten.
- Die Weisen sagen, dass der vierte Zustand, Turiya, nicht das Wahrnehmen im Außen ist, auch nicht das Wahrnehmen im Inneren, nicht beide zusammen und auch nicht keines der beiden, nicht das undifferenzierte Bewusstsein, nicht das Allwissen und auch nicht gar kein Bewusstsein. Es ist kein Objekt für unsere Sinne oder für unsere Aktionsorgane, kann nicht schlussfolgert werden, jenseits von Name oder Sprache, nicht relativ, nicht beschreibbar, nicht denkbar, undefinierbar. Er ist das Zu-Stille-kommen der Welt, Frieden, Glückseligkeit, nicht dual. Dies ist der Atman, das Selbst, es ist das, was zu wissen ist.
- Wird das Selbst relativ zu OM betrachtet, entsprechen die vier Zustände der Vier Aspekte: A, U, M (und Stille).
- Der Wachzustand entspricht dem Buchstaben A, weil es der Anfang ist. Wer so meditiert, wird die Erfüllung aller Wünsche erlangen
- Dem Traumzustand entspricht der Buchstabe U, weil es dazwischen ist. Wer so meditiert, weiß selbst alles und in seiner Familie werden alle Brahman kennen.
- Der Tiefschlaf ist verbunden mit dem Buchstaben M, weil es das Maß für alles ist. Wer so meditiert kann alles ermessen und in sich selbst umfassen.
- Die Stille steht für den vierten Zustand, reines Bewusstsein, jenseits von Aktivität, Zu-Stille-kommen der Welt, Ende des Leidens, Glückseligkeit, nicht dual. Wer so meditiert, sein Selbst ist im Selbst eingegangen.
Siehe auch
- Mandukya Karika
- Reine Vedanta Upanishaden
- Upanishad
- Veden
- Mahavakya
- Hinduismus
- Jnana Yoga
- Vedanta
- Vedanta Schulen
- Indische Philosophiesysteme
- Reinkarnation
- Leben
- Erkenntnis
- Meditation
- Shankara
Literatur
- Kostenloses Online-Buch Upanishaden von Swami Krishananda
- Yoga Vidya, Klassische Upanishaden
- Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit
- Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002
- Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
Weblinks
- Erläuterungen zur Mandukya Upanishad von Swami Krishananda
- Die Mandukya Upanishad des Atharvaveda aus "Klassische-Upanishaden. Die Weisheit des Yoga" von Paul Deussen
- Veden aus „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda
- Upanishaden, Artikel aus "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda
- Shankara
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