Tägliche Lesung Sivananda September 01
Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im September 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.
01.09.01 KUNDALINI YOGA
Kundalini shakti ist die zusammengerollte, schlafende, kosmische Kraft, die aller organischer und anorganischer Materie zugrunde liegt. Sie ist die Ur-Energie, die am Basis-Zentrum (muladhara cakra) in einem ruhenden Spannungszustand liegt. Kundalini yoga handelt von der kundalini shakti, den sieben chakras (Zentren der spirituellen Energie) und dem Erwachen dieser schlafenden kundalini.
Nadis sind astrale Röhren, die die prana-Strömungen transportieren. Sie können durch das bloße Auge nicht wahrgenommen werden. Sie sind nicht wie die gewöhnlichen Nerven, Arterien und Venen. Es gibt 72.000 nadis. Drei sind (besonders) wichtig. Das sind die ida, der pingala und die sushumna. Die sushumna ist die wichtigste, weil die kundalini nur durch diesen nadi strömt.
Der erste Schritt im kundalini yoga ist die Reinigung der nadis. Nur wenn die susumna rein ist, wird die kundalini durch sie strömen. Die kundalini wird von hatha yogis durch pranayama, asanas und mudras erweckt, von raja yogis durch Konzentration, von deotees (Anhänger (des bhakti-Weges)) durch Hingabe und makellose Selbstergebung, von jnanis durch analytischen Willen, und auch durch japa (Wiederholung) des mantra (Gottes Name) und durch die Gnade des guru (Lehrer).
Der Aspirant, der einen gefestigten Glauben in die Schriften hat, der mutig, hingebungsvoll, demütig, großzügig, barmherzig, rein und leidenschaftslos ist, kann die kundalini leicht erwecken und Erfolg im samadhi (Überbewusstsein) erlangen. Er sollte auch mit rechtem Benehmen und Selbstbeherrschung ausgestattet sein. Er sollte sich ständig mit dem Dienst an seinem guru beschäftigen und er sollte frei von Sinneslust, Ärger, Täuschung, Gier und Eitelkeit sein.
Wenn die kundalini zum sahasrara (der `Krone´ des Kopfes) gebracht wird, wenn sie mit Lord Siva vereint ist, wird vollkommenes samadhi (der überbewusste, glückselige Zustand) folgen. Nun wird der yogi den Nektar der Unsterblichkeit trinken. Möge Mutter Kundalini euch alle in eurer yogischen Praxis leiten! Möge Ihr Segen mit euch allen sein!
WAS IST DIESE WELT?
Diese Welt ist eine Masse von Energie oder Elektronen,
Das ist die Sicht der Wissenschaftler.
Die Welt ist ganz shakti,
Das ist die Sicht der saktas.
Die Essenz der Welt ist Brahman, das Absolute,
Das ist die Sicht der vedantins.
So spricht Sivananda.
02.09.01 ENTWICKELT EUER SEHVERMÖGEN
Schaut, wann immer ihr eine Person trefft, sorgfältig von oben bis unten auf seine Gestalt. Vermerkt geistig seine besonderen Eigenschaften - die Beschaffenheit seiner Augen, Augenbrauen, Zähne, Arme, usw., die Art der Kleidung, die er trägt, welche Sorte von Mütze er trägt, ob er einen Schnurrbart hat oder nicht. Achtet auf sein Benehmen, seine Blicke, seinen Gang, ob er freundlich oder grausam gesinnt scheint, ob er intelligent ist oder stumpfsinnig, höflich oder unhöflich, seine Hautfarbe, etc.
Viele Leute können keine klare Beschreibung der Gesichter ihrer eigenen Freunde oder ihrer eigenen Eltern geben! Der offensichtliche Grund hierfür ist, dass sie ihr Gedächtnis nicht entwickelt haben. Betretet das Zimmer eurer Freunde; achtet sorgfältig auf alle Dinge, die ihr dort seht. Dann schließt eure Augen und denkt nach. Kommt aus dem Raum heraus und notiert geistig alle Dinge, die der Raum enthält. Dann betretet den Raum wieder und prüft nach, was ihr euch gemerkt habt. Praktiziert das für einige Monate - ihr werdet ein wundervolles Sehvermögen entwickeln.
Die Entwicklung der Erinnerung ist sehr, sehr wichtig. Sie bringt auch bei der Gottverwirklichung Erfolg. Ein vergesslicher Mensch scheitert immer in seinen Bemühungen - er begeht wieder und wieder ernsthafte Fehler. Ein Mensch mit starkem und anhaltendem Gedächtnis wird in allen seinen Vorhaben und Unternehmungen erfolgreicher sein. Der, der ein gutes Gedächtnis besitzt, kann seine geschäftlichen Angelegenheiten äußert erfolgreich betreiben. Ein Student, der ein anhaltendes Gedächtnis hat, wird bei allen seinen Prüfungen erfolgreich sein. Intelligenz ist nur ein Zehntel des Gedächtnisses.
Der Sankrit-Begriff für Erinnerung ist smriti. Smarana ist gedankliches Verweilen. Das ist die Funktion des Unterbewusstseins oder citta. Die samskaras (Gewohnheiten) des Denkens und Handelns sind im citta tief eingeprägt, welches wie die empfindliche Platte einer Kamera ist. Alle Eindrücke werden dort unauslöschlich aufgezeichnet. Wann immer ihr versucht, euch vergangener Geschehnisse oder Dinge zu erinnern, kommen sie durch die Falltür an die Oberfläche des Geistes. Sie kommen in Gestalt großer Gedankenwellen oder als geistige Bilder.
Der, der in eurem Unterbewusstsein (chitta) und Gedächtnis verweilt, der sich in diesem Gedächtnis befindet, den das citta und das Gedächtnis nicht kennt, dessen Körper, das Gedächtnis (und das Unterbewusstsein) ist, der das Gedächtnis und das citta von innen regiert, er ist euer Selbst, der innere Herrscher, unsterblicher atman, antaryami, amritam. Meine stille Verehrung und Verneigung gilt diesem inneren Herrscher!
03.09.01 KULTIVIERT EUER GEDÄCHTNIS
Fangt an, euer Gedächtnis zu kultivieren. Fangt mit irgendeiner Übung an, die euch am besten liegt und praktiziert sie täglich. Macht täglich Aufzeichnungen, das ist sehr wichtig. Ein bloßes Überspringen der Seiten wird nicht genügen. Das wird euch nichts nützen. Wenn ihr wirklich raschen Fortschritt wollt, wenn ihr ein wirklicher Mensch werden wollt, dann setzt die Lektionen in die Praxis um und macht euch hierüber Notizen. Ihr könnt euren Fortschritt beobachten und eure Fehler korrigieren.
Lernt die Kunst, gewisse Dinge von eurem Unterbewusstsein zu extrahieren. Wenn ihr euch einer vergessenen Textstelle zu erinnern wünscht, gebt ihr eine fest umrissene Nachricht an das Unterbewusstsein, bevor ihr zu Bett geht. Sprecht mit dem Unterbewusstsein so, wie ihr mit einem Freund sprechen würdet. Gebt den Befehl in klarer Form. Am kommenden Morgen wird es euch die Worte geben, nach denen ihr suchtet. Wenn das misslingt, wartet mit einem ruhigen Geist, bis die Antwort vom Unterbewusstsein selbst kommt.
Wenn ihr in der Kultivierung des Gedächtnisses gut fundiert seid, könnt ihr mit der Kultivierung des Willens beginnen. Erfolg in der Kultivierung des Gedächtnisses wird euch einen großen Auftrieb in der Entwicklung des Willens geben. Ihr werdet jetzt frohlocken. Bei der Kultivierung des Willens werdet ihr jeden Nerv trainieren. Ihr habt den Lauf begonnen und er wird euren Eifer und eure Begeisterung aufrechterhalten.
Übt die Behauptungen mutig und ruhig. Versteht gänzlich die Bedeutung jeder Aussage. Versucht, sie zu fühlen. Dieses Fühlen wird sich langsam manifestieren. Werdet nicht mutlos. Ihr werdet gegen eure alten Feinde, die alten samskaras, kämpfen müssen. Versucht, eure Geduld, Aufmerksamkeit, Ausdauer, Gleichgewicht des Geistes, Gegenwart des Geistes usw., zu entwickeln.
Legt große Aufmerksamkeit hierauf und ihr werdet großen Nutzen daraus ziehen. Der Wille ist dynamische Seelenkraft. Nachdem er rein und unwiderstehlich gemacht wurde, kann er Wunder wirken. Es gibt nichts, was ihr durch einen starken Willen nicht erreichen könntet. Die Mehrheit der Menschen ist sich ihres Willens nicht bewusst, oder ihres Geistes (mind), oder ihres Intellektes, auch wenn sie viel über den Willen und den Geist (mind) reden.
Der Willen wurde durch die vasanas (Wünsche) unrein und schwach. Wenn ein Wunsch kontrolliert wird, verwandelt er sich in Willen. Sexuelle Energie, muskuläre Energie, Ärger, etc., werden alle in Willenskraft verwandelt, wenn sie erst einmal kontrolliert werden. Je weniger die Wünsche, desto stärker der Willen. Die Kraft des brahmacarya ist der Rücken des Willens. Eine Kultivierung des Willens ist ohne brahmacarya nicht möglich. Wille ist ein anderer Name für die Kraft der Keuschheit. Satsankalpa ist der reine Wille der jnanis. Sie können durch satsankalpa alles tun.
04.09.01 ENTWICKELT EURE WILLENSKRAFT
Aufmerksamkeit, Ausdauer, Überwinden von Abneigung, Abscheu und Verärgerung, Leidensfähigkeit, tapas, Fasten, Geduld, Kontrolle über emotionale Stimmungen, Nachsicht, Milde, geistige Ausdauerkraft, Standfestigkeit im Begegnen von Gefahr, Widerstandskraft bei Angriffen, fortwährendes Führen täglicher Aufzeichnungen (über spirituelle Fortschritte; d.Ü.) - all diese Übungen ebnen den Weg zur Entwicklung des Willens. Ihr solltet geduldig den Worten anderer zuhören, auch wenn diese uninteressant oder uncharmant sind. Ihr solltet nicht vor Wut schäumen. Geduldiges Zuhören entwickelt den Willen und gewinnt die Herzen der anderen. Macht Dinge oder übernehmt Pflichten, die uninteressant sind - auch das entwickelt die Willenskraft. Die Handlungen, die uninteressant sind, werden nach einiger Zeit interessant.
Beschwert euch niemals über eine schlechte Umgebung. Schafft euch eure eigene geistige Welt, wo immer ihr seid, wo immer ihr geht. Der Geist täuscht euch, in jedem Moment, bei jedem Schritt. Versucht, Hindernisse und Schwierigkeiten mit den passenden Mitteln zu überwinden. Versucht nicht, vor schlechten oder ungünstigen Umständen davonzulaufen. Gott hat euch dort hingestellt, damit ihr schnell wachst.
Der Mensch muss lernen, sich selbst von den Fortbewegungsmitteln, in denen er denkt, fühlt, handelt und begehrt, zu trennen. Er muss wissen, dass sie Teil des Nicht-Selbstes sind, wie jeder Stoff, dem Leben fremd. So wird die Energie, die früher zu Objekten niederer Begierden wanderte, zu einem höheren Wunsch, geleitet durch den Geist und ist schließlich bereit, in Willen umgewandelt zu werden.
Wenn der niedere Geist in den höheren Willen eingeht und Weisheit ist, wird der Aspekt des reinen Willens als die Kraft der Seele hervortreten, selbstbestimmt, selbstbeherrscht, in vollkommener Harmonie mit dem höchsten Willen und deshalb frei. Erst dann sind alle Fesseln zerbrochen und die Seele ist von allem Zwang außerhalb ihrer selbst befreit. Dann, und nur dann, kann der Wille frei genannt werden.
Wenn ein Unglück geschieht, sollte euer Geist nicht aufgebracht sein. Haltet den Geist gelassen und ruhig. Seid geistesgegenwärtig. Schreit nicht über vergossene Milch - es musste so kommen, also begegnet der Situation mit heiterer Fassung. Macht das Beste aus den Dingen. "Was nicht geheilt werden kann, muss ertragen werden." Bewahrt einen ruhigen Geist. Lasst euch nicht von unangemessenen Empfindungen und brodelnden Emotionen hinwegtragen. Kontrolliert den Geist. Reflektiert darüber, wie das Unheil zustande kam.
Es gibt immer einen Handlungsspielraum für passende, effektive, einfache Methoden, um über Krisensituationen hinwegzukommen. Legt den Turban ab, wenn der Kopf an dem Punkt ist, (vor Müdigkeit) umzukippen (indisches Sprichwort). Das ist Klugheit. Das ist Besonnenheit. Das ist Weisheit. Entwickelt Weitblick, Weisheit - viele Hindernisse können so umgangen und viel Elend so vermieden werden. Brütet nicht über Fehlschläge, Mängel oder Fehler. Das würde eure Willenskraft schwächen. Lasst die Mängel dort bleiben, wo sie sind. Sie werden schnell beseitigt werden, wenn der Wille wächst und reiner und reiner wird, stärker und stärker.
05.09.01 ZIEHT EUREN GEIST ZURÜCK
Pratyahara ist das Abziehen oder Zurückziehen der Sinne. Mit pratyahara beginnt das wahre innere spirituelle Leben; die äußere Welt wird ausgeschlossen. Yama, niyama, asana, pranayama - alle diese Praktiken bereiten den Aspiranten auf die Praxis von pratyahara vor. Der Geist wird durch die Praxis von brahmacarya (Keuschheit) und aparigraha (Nicht-Begehren) ruhig gestellt. Asana und pranayama drängen rajas (Ruhelosigkeit) hinaus. Pranayama hemmt die nach außen gehende Veranlagung des Geistes. Nun kann der Geist leicht (von den äußeren Objekten; d.Ü.) losgelöst werden.
Pratyahara gibt innere spirituelle Stärke und dem Geist großen Frieden. Es entwickelt Willenskraft und beseitigt alle Arten der Ablenkung. Eine wackelige asana (Stellung), zu viel Sprechen, zu viel Kontakt mit anderen, zu viel Arbeit, zu viel Nahrung, zu viel Gehen, zu viel Aktivität (vyavahara) und das Hineinstecken der eigenen Nase in die Angelegenheiten anderer, all dies produziert Ablenkungen für den Geist und steht der Praxis von pratyahara im Wege.
Wenn ihr immer wieder mit anderen Leuten verkehrt, dann fixiert den Geist auf euer laksya (Konzentrationspunkt). Ruht im Hintergrund eurer Gedanken - ob in saguna (Form, Gestalt) oder in abstrakter, vedantischer Form. Das dient als starkes Bollwerk, um euch vor den Angriffen weltlicher Gedanken zu schützen.
Seid standfest in euren asanas, seid regelmäßig in der Praxis von pranayama, kultiviert vairagya (Leidenschaftslosigkeit), vicara (inneres Nachforschen) und viveka (Weisheit). Schaut immer auf die Mängel des Sinnenlebens. Entwickelt Gemütsruhe, Zufriedenheit, Geduld. Seid beharrlich, hartnäckig und stes wachsam. Betet zum Herrn. Singt. Macht japa (Wiederholung des Namens Gottes). Erlangt göttliche Gnade. Praktiziert mouna (Schweigen), Mäßigung in der Ernährung und lebt zurückgezogen. Praktiziert brahmacarya (Keuschheit). Lebt abgeschieden. Haltet an euren Entschlüssen fest. Seid kühn. Seid rein. Seid weise. Habt satsang (heilige Gesellschaft). Gebt schlechte Gesellschaft auf. Dann werdet ihr Erfolg in pratyahara haben.
Konzentration ist die direkte Methode, um Erfolg in pratyahara zu haben. Sitzt in einem ruhigen Raum und zieht eure Sinne zurück. Wenn ihr einen spirituellen Hintergrund in euren Gedanken habt, wird der Geist in diesem ruhen, wenn er von seiner Arbeit befreit wird. Japa ist eine andere Methode. Teilt den Geist. Fixiert einen Teil auf Gott und lasst den anderen Teil arbeiten. Absichtsloses, zielloses Starren (auf eine weiße Wand z.B., oder eine Kerze (tratak); d.Ü.) ist eine weitere Hilfe. Spürt, dass diese Welt eine Manifestation Gottes ist. Versteht, dass es anhaltende Freude nur im inneren atman gibt.
Es ist schwierig zu sagen, wo pratyahara aufhört und Konzentration beginnt. Konzentration für zwanzig Sekunden macht eine Meditation und zwanzig solcher Meditationen macht ein samadhi (überbewusster Zustand). Aber dies ist nur für Anfänger.
06.09.01 EURE ALLERVORDERSTE PFLICHT - KONZENTRATION
Sri Shankara schreibt, dass die Pflicht eines Menschen in der Kontrolle der Sinne und der Konzentration des Geistes besteht. Solange seine Gedanken nicht durch anhaltende Praxis gründlich zerstört sind, sollte ein Mensch seinen Geist zu jeder Zeit immer auf eine Wahrheit konzentrieren. Durch eine derart unablässige Praxis, wird der Geist sich fokussieren und augenblicklich wird die ganze Masse der Gedanken verschwinden. Konzentration ist der Gegensatz von sinnlichen Begierden, Glückseligkeit, der Gegensatz von Hast und Ärger, anhaltendes Denken der Gegensatz von Ratlosigkeit, angewandtes Denken der Gegensatz von Faulheit und Erstarrung und Entzücken der Gegensatz von Groll.
Ihr wurdet geboren, um euren Geist auf Gott zu konzentrieren, nachdem ihr die geistigen Strahlen gesammelt habt, die vorher an verschiedenen Objekten verschwendet wurden. Dies ist eure allererste Pflicht, aber ihr vergesst sie, weil ihr der Täuschung für Familie, Geld, Macht, Rang, Name und Ruhm erliegt. Nachdem der Geist gereinigt wurde, kann seine Konzentration auf Gott euch wahre Freude und wahres Wissen geben. Ihr wurdet nur für diesen Zweck geboren. Fixiert den Geist auf atman, der all-durchdringende reine Intelligenz und selbst-strahlender Glanz ist. Verweilt fest in Brahman, dann werdet ihr in ihm euer Fundament finden.
Aufmerksamkeit spielt eine große Rolle bei der Konzentration. Sie ist die Grundlage des Willens. Die Kraft, mit der etwas den Geist trifft, steht grundsätzlich im Verhältnis zu der Aufmerksamkeit, die wir (dem "etwas"; d.Ü.) gegeben haben. Aufmerksamkeit auf ein beliebiges Objekt kann entweder subjektiv (innerlich) oder objektive (äußerlich) sein. Praktiziert die Konzentration der Aufmerksamkeit auf unerfreuliche Pflichten, auf uninteressante Gegenstände und Vorstellungen. Dann werden viele geistige Schwächen verschwinden und der Geist wird stärker und stärker werden.
Macht etwas, das der Geist nicht tun möchte. Macht nichts, was der Geist möchte. Erfüllt nicht eure Wünsche; hofft nicht; erwartet nicht. Zerstört lasterhafte Wünsche durch tugendhafte Wünsche und zerstört dann auch die tugendhaften Wünsche, durch den einen starken Willen nach Befreiung. Das Praktizieren von pranayama zerstört rajas (Aktivität) und tamas (Trägheit) und macht den Geist stabil und fokussiert.
07.09.01 ÜBER DAS ÜBEN VON KONZENTRATION
Fixiert den Geist auf ein Objekt, im Körper oder außerhalb des Körpers. Behaltet ihn für einige Zeit ununterbrochen dort. Das ist Konzentration. Praktiziert das täglich.
Ethische Vervollkommnung ist eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit. Ihr könnt euch innerlich auf eines der sieben Zentren spiritueller Energie konzentrieren. Ein Mensch, der voller Leidenschaft und fantastischer Wünsche ist, kann sich nur schwerlich auch nur für eine Sekunde konzentrieren. Sein Geist springt wie ein Affe umher.
Sitzt im Lotussitz. Blickt sanft auf eure Nasenspitze. Praktiziert das am Anfang für eine Minute und steigert es allmählich auf eine halbe Stunde. Das festigt den Geist und steigert die Konzentrationskraft. Haltet dies auch aufrecht, wenn ihr wieder aufsteht.
Oder sitzt im Lotussitz und fixiert den Geist sanft zwischen den Augenbrauen. Macht das für eine halbe Minute. Steigert es allmählich auf eine halbe Stunde und länger. Das beseitigt das Umherwirbeln des Geistes und entwickelt Konzentration. Wählt eine dieser Methoden für euch aus.
Wenn ihr eure Konzentrationskraft steigern möchtet, müsst ihr eure weltlichen Aktivitäten reduzieren. Ihr werdet ein tägliches Schweigegelübde für zwei Stunden oder länger einhalten müssen.
Bringt den Geist immer wieder zurück, wenn er von dem Objekt, auf das ihr euch konzentriert, wegrennt. Wenn die Konzentration tief und intensiv ist, können die Sinne nicht arbeiten. Derjenige, der täglich drei Stunden lang Konzentration übt, wird gewaltige psychische Kräfte und Willenskraft haben.
Ihr solltet ununterbrochen euren Blick auf eure Nasenspitze (nasikagra drsti) richten und den Geist nur auf das Selbst fixieren. In Kapitel 6, Vers XXV, der Bhagavad Gita, sagt Lord Krishna: "Nachdem der Geist dazu gebracht wurde, sich im Selbst festzusetzen, lass ihn an nichts anderes mehr denken." Ein anderer Blick ist der Blick zwischen die Augenbrauen. Strapaziert eure Augen nicht; übt sanft.
Wenn ihr Konzentration auf das Ende der Nase praktiziert, werdet ihr verschiedene Arten von Gerüchen wahrnehmen. Wenn ihr euch auf das ajna chakra (Zentrum zwischen den Augenbrauen) konzentriert, werdet ihr divya jyoti (göttliches Licht) wahrnehmen. Dies wird euch ermutigen. Es wird euch auf dem spirituellen Weg vorantreiben und euch von der Existenz transzendentaler Dinge überzeugen. Hört jetzt mit eurem sadhana (Praxis) nicht auf.
08.09.01 DIE FRÜCHTE DER KONZENTRATION
Hört nun von den Früchten, die man von dieser Praxis gewinnt. Höchste Freude ist dem yogi eigen, dessen Geist friedvoll, dessen leidenschaftliche Natur beruhigt und der ohne Sünde ist und dessen Natur der des Ewigen entspricht.
Wenn einer in der Praxis der Konzentration voranschreitet, wenn einer wirkliches Interesse an ihr findet und wenn einer bereits manchen Nutzen daraus gezogen hat, kann er nicht mehr von dieser Praxis lassen. Konzentration bringt höchste Freude, spirituelle innere Stärke, unvermischtes Glück und unendlichen, ewigen Frieden. Sie bringt tiefgreifendes Wissen und tiefe innere Sicht, Intuition und Kommunion mit dem Herrn.
Der zentrale Punkt bei der Konzentration ist, den Geist wieder und wieder zu dem gleichen Punkt oder Objekt zurückzubringen, indem man seine Bewegung begrenzt. Begrenzt sie am Anfang auf einen kleinen Kreis - das ist das Hauptziel. Die Zeit wird kommen, in der der Geist alleine an einem Punkt haften wird. Das ist die Frucht langwieriger sadhana (Praxis). Jetzt wird eure Freude unbeschreiblich sein.
Wenn ihr euch entscheidet, auf die Form eines Stuhles zu meditieren, bringt alle Gedanken, die mit diesem Stuhl in Verbindung stehen zusammen und verweilt bei diesen Vorstellungen. Erlaubt keinen Gedanken an andere Objekte euren Geist zu betreten. Die Gedanken sollten beständig fließen, wie Öl, das beständig von einem Gefäß in ein anderes fließt. Verringert allmählich die Anzahl der Gedanken, die das Objekt der Konzentration betreffen. Wenn all diese Vorstellungen sterben, geht ihr in den überbewussten Zustand (samadhi).
Wenn dieser letzte Gedanke ausstirbt und wenn da nicht einmal mehr ein einziger Gedanke verbleibt, wird der Geist leer oder nichtig. Es entsteht eine geistige Leere. Das ist der Zustand der Gedankenlosigkeit, auf die sich Patanjali in seiner Raja Yoga Philosophie bezieht. Ihr müsst über dieses leere vrtti (Gedankenform) steigen und euch selbst mit dem höchsten purusha oder Brahman identifizieren, dem Beobachter des Geistes, der diesem Kraft und Licht gibt. Dann, und nur dann, werdet ihr das höchste Ziel des Lebens erreichen.
Anhaltende Meditation auf das Absolute führt zu Vollkommenheit. Eine der größten Erfordernisse im spirituellen Leben ist Meditation. Meditiert und lauscht auf die Stimme Gottes. Das wird euch Stärke und Energie und Frieden geben.
09.09.01 DIE MACHT DER KONZENTRATION
Wenn ihr die Strahlen der Sonne mit einer Linse bündelt, können sie Baumwolle oder ein Stück Papier verbrennen; die verstreuten Strahlen können das aber nicht. Wenn ihr mit einem Menschen sprechen wollt, der sich in einiger Entfernung befindet, formt ihr mit euren Händen einen Trichter und sprecht durch diesen; die Tonwellen werden an einem Punkt gesammelt und dann in Richtung des Menschen gelenkt. Er kann euch sehr klar sprechen hören. Wenn Wasser in Dampf umgewandelt wird und der Dampf an einem Punkt konzentriert wird, kann sich der Motor der Lokomotive bewegen. Der Dampf in dem Kochkessel bewegt den Deckel und erzeugt dadurch Klänge. All dies sind Beispiele der Wirkung konzentrierter Wellen. In der gleichen Weise werdet ihr eine wundervolle Konzentration haben, wenn ihr die verstreuten Strahlen des Geistes sammelt. Der konzentrierte Geist wird als Suchlicht dienen, um die Schätze der Seele zu finden und den höchsten Reichtum des atman zu erlangen: ewige Glückseligkeit, Unsterblichkeit und andauernde Freude. Praktiziert deshalb regelmäßig Konzentration und Meditation.
Kumbhaka (Anhalten des Atems) hilft der Konzentration. Es kontrolliert die Geschwindigkeit des Geistes, lässt ihn sich in immer kleineren Kreisen bewegen und zügelt schließlich all sein Umherwandern. Trataka (Starren) ist eine kraftvolle Hilfe für die Konzentration. Fixiert den Blick auf die Kerzenflamme, oder einen schwarzen Punkt, oder ein sivalinga (Symbol von Shiva), oder ein saligrama (Symbol von Vishnu). Brahmacarya (Keuschheit) hilft der Konzentration. Ohne brahmacarya könnt ihr keinen maßgeblichen Fortschritt machen. Sattvische (reine) Nahrung ist eine weitere Hilfe bei der Konzentration. Leben in Zurückgezogenheit, mouna (Schweigen), satsanga (heilige Gesellschaft), asana (Yoga-Stellungen), japa (Wiederholung des Namens Gottes), Praxis von yama und niyama, Fasten, Mäßigung beim Essen, das nicht-verkehren mit anderen Personen, wenig Sprechen, wenig Gehen, wenig Anstrengung, sind alles Hilfsmittel für die Konzentration.
Der Geist kann durch kontinuierliche Praxis kontrolliert werden. Ihr müsst ihn immer mit Kontemplation über das Göttliche beschäftigt halten. Wenn ihr in euren Bemühungen nachlasst, werden augenblicklich nutzlose Gedanken auftauchen. Nur kontinuierliche Praxis kann den Geist unter Kontrolle bringen.
Wenn ihr Erfolg im yoga zu erlangen wünscht, werdet ihr auf alle weltlichen Vergnügungen verzichten müssen. Ihr werdet brahmacarya und tapas (Enthaltsamkeit) praktizieren müssen. Dies wird euch im bei der Erlangung von Konzentration und samadhi (Überbewusstsein) helfen.
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13.09.01 ENTWICKELT EURE WAHRNEHMUNG
Der Zustand der Organe des Körpers verschlechtert sich, wenn ihr sie nicht richtig benutzt - so, wie Hände und Beine bei Nichtgebrauch verkümmern oder durch körperliche Übungen trainiert werden. Zwischen dem Sehen und dem Gedächtnis besteht eine enge Verbindung, wie auch zwischen Hören und Gedächtnis.
Derjenige, der über ein scharfes Sehvermögen, über eine scharfe Wahrnehmung verfügt und eine gute Beobachtungsgabe und gutes Hörvermögen hat, wird auch ein gutes Gedächtnis haben. Im inneren Astralkörper gibt es hierfür jeweils Entsprechungen. Sie werden astrale Sinne genannt. Ein yogi hört durch astrale Ohren und sieht durch astrale Augen. So kann er Klänge aus entfernten Gegenden hören, er kann Gegenstände in entfernten Örtlichkeiten sehen. Das wird Hellsehen und Hellhören genannt.
Gewöhnlich sind Menschen sehr sorglos. Sie verspüren weder den Wunsch, höhere Dinge zu lernen noch den Wunsch, sich einen Fundus an Wissen anzueignen. Haltet eine Uhr ganz nahe an eure Ohren; hört aufmerksam auf den Klang. Am zweiten Tag haltet ihr die Uhr ein wenig weiter entfernt. Hört auf das Ticken der Uhr. Steigert jeden Tag die Entfernung etwas; trainiert auf diese Weise euer Hörvermögen. Dann verschließt jeweils ein Ohr mit dem Zeigefinger eurer Hand. Trainiert eure Ohren abwechselnd.
Hier ist eine andere Übung: Schließt beide Ohren durch yoni mudra; versucht die anahata - Klänge zu hören, die vom Herzlotus ausgehen. Ihr werdet zehn Spielarten von Klängen hören: Flöte, mridanga (spez. Trommel), veena, Muschel, Glocken, Donner, Summen einer Biene, Trommel, etc. Gestattet dem Hörorgan (Ohren), von einem Klang zu einem anderen zu wechseln und unterscheidet aufmerksam die verschiedenen Klänge. Fixiert schließlich die Ohren auf einen Klang. Versucht es zuerst mit den gröberen Klängen und geht dann zu den feineren über.
Es gibt noch eine andere Übung: Fixiert die Ohren auf den pranava dhvani (Om-Klang), der einem Fluss, dem Meer oder dem Wind entspringt. Das hört sich an wie ein `bhum´ oder ein langes `Om´. Übt eure Ohren darin, diesen Klang zu hören. Macht diese Übung um 4 Uhr morgens oder um 9 Uhr abends, wenn die Geräusche der Stadt zum Erliegen gekommen sind.
Ihr müsst ein scharfes Gehör haben. Unterscheidet die Klänge der unterschiedlichsten Art, zum Beispiel die von Vögeln, Tieren, Kindern, Fabriken, Autos, Flugzeugen, Motorrädern, Gekreische, Schreie, Schnarchen, Schluchzen, Weinen, Lachen, Spotten, Scherzen, usw.
Der Geist mag da sein, das Instrument mag perfekt sein, aber wenn der Geist nicht vollkommen funktioniert, könnt ihr nicht richtig sehen oder hören. Wahrnehmung ist nur dann möglich, wenn der Geist mit dem äußeren Instrument (Ohr, Auge, etc.) verbunden ist.
14.09.01 KULTIVIERT EUER HERZ
Ihr müsst einen reinen Geist haben, wenn ihr das Selbst verwirklichen möchtet. Bevor der Geist nicht freigelassen wurde, bevor der Geist nicht alle Wünsche, Begierden, Sorgen, Täuschungen, Stolz, Sinneslust, Anhaftungen, Zu- und Abneigungen verworfen hat, kann er nicht den Bereich höchsten Friedens betreten.
Der Geist wird mit einem Garten verglichen. So, wie ihr in einem Garten schöne Blumen und gute Früchte kultivieren könnt, indem ihr das Land pflügt und düngt, Unkräuter und Dornen entfernt und die Pflanzen und Bäume wässert - genauso könnt ihr auch die Blume der Hingabe in dem Garten eures Geistes kultivieren, indem ihr die Unreinheiten des Geistes (wie z.B. Sinneslust, Ärger, Gier, Täuschung, Stolz, etc.) beseitigt und in mit göttlichen Gedanken wässert.
Unkräuter und Dornen wachsen während der Regenzeit und verschwinden dann wieder im Sommer. Aber ihre Samen verbleiben im Boden und sobald es einen Regenschauer gibt, fangen die Samen an zu keimen und zu sprossen. Ebenso manifestieren sich die vrittis (Modifikationen des Geistes) an der Oberfläche des Bewusstseins, verschwinden dann und nehmen einen subtilen Samenzustand in der Form von samskaras oder Eindrücken an. Die samskaras werden wieder zu vrttis, entweder durch innere oder durch äußere Stimulation.
Wenn ihr den Garten sauberhalten möchtet, werdet ihr nicht nur die Unkräuter entfernen müssen, sondern auch die Samen, die im Boden liegen und die ansonsten schließlich keimen würden, werden sie nicht beseitigt. Genauso müsst ihr, wenn ihr in einen überbewussten Zustand gelangen möchtet, nicht nur die großen Wellen des Geistes zerstören, sondern auch die Eindrücke, die den Samen von Geburt und Tod in sich tragen.
Diejenigen, die die Unreinheiten des Geistes durch japa (Wiederholung des Namens Gottes), Dienst, Wohltätigkeit, pranayama (yogisches Atmen), etc., entfernt haben, werden in die Meditation eingehen, sobald sie sich hierfür hinsetzen. Der reine, reife Geist brennt sofort im Feuer der Meditation.
Ohne die Hilfe der Meditation könnt ihr kein Wissen über das Selbst erlangen. Ohne ihre Hilfe könnt ihr nicht in den göttlichen Zustand hineinwachsen. Ohne sie könnt ihr euch nicht aus den Fesseln des Geistes befreien und Unsterblichkeit erlangen. Zerreißt den Schleier, der die Seele verdeckt, indem ihr regelmäßig Meditation praktiziert.
Selbstverwirklichung ist das Ziel des Lebens. Die Mittel dazu sind das Führen eines ethischen Lebens und unaufhörliche Meditation. Spirituelle Pflichten sind wesentlich wichtiger als weltliche Pflichten. Lebt, um Gott zu suchen. Lebt, um der Menschheit zu dienen. Erfüllt den Willen Gottes. Ihr werdet gesegnet sein. Ihr werdet glücklich sein.
15.09.01 MEDITATION
Wenn ihr die Schmerzen und den Kummer dieses samsara (weltliches Leben) loswerden möchtet, müsst ihr Meditation praktizieren. Meditation ist der Pfad zur Göttlichkeit. Sie ist die königliche Straße zu dem Königreich von Brahman. Sie ist eine geheimnisvolle Leiter, die von der Unwahrheit zur Wahrheit führt, aus der Dunkelheit in das Licht, vom Schmerz zur Glückseligkeit, von der Ruhelosigkeit zu anhaltendem Frieden, von der Unwissenheit zur Weisheit, von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit. Meditation führt zu Wissen über das Selbst, zu ewigem Frieden, höchster Glückseligkeit. Meditation ist die Vorbereitung auf direktes, intuitives Wissen.
Wahrheit ist Brahman. Wahrheit ist das Selbst. Ihr könnt die Wahrheit ohne Reflektion und Meditation nicht verwirklichen. Seid still. Kennt euch selbst. Löst den Geist darin auf. Ohne Meditation könnt ihr euch nicht aus den Fesseln des Geistes befreien und Unsterblichkeit erlangen. Zerreißt den Schleier, der die Seele verhüllt. Reißt durch Meditation die fünf Ummantelungen auseinander, die den atman (das Selbst) verdecken. Ihr werdet ewige Seligkeit finden.
Meditation ist ein machtvolles Stärkungsmittel. Die heiligen Schwingungen durchdringen alle Zellen des Körpers und heilen alle seine Krankheiten. Die machtvollen besänftigenden Wellen, die während der Meditation entstehen, üben einen liebevollen Einfluss auf den Geist und die Nerven aus. Wenn ihr für eine halbe Stunde meditiert, werdet ihr fähig sein, euch eine Woche lang voller Frieden und spiritueller Stärke der täglichen Schlacht des Lebens zu stellen. Und dies könnt ihr durch die Kraft dieser einen Meditation tun.
Ein yogi, der regelmäßig meditiert, hat eine anziehende, bezaubernde Persönlichkeit. Diejenigen, die mit ihm in Kontakt kommen, werden durch seine süße Stimme, seine kraftvollen Reden, seine glänzenden Augen, sein strahlendes Aussehen, seinen starken, gesunden Körper, sein gutes Benehmen, seine tugendhaften Eigenschaften und seine göttliche Natur, stark beeinflusst. Die Menschen können Frieden und Freude und Stärke aus ihm ziehen.
Schließt eure Lippen. Schließt die Türen der Sinne. Meditiert auf den atman (das Selbst). Ihr werdet euch an Frieden und Glückseligkeit erfreuen. Je mehr ihr in eurem Streben und in der Meditation wachst, umso mehr werdet ihr Gott-gleich, weil in der Meditation das Licht des Herrn ist.
Meditiert und ladet eure Batterie durch den Kontakt mit Gott. Taucht mit Hilfe tiefgründiger und stiller Meditation tief in die Kammern eures Herzens und holt die Perlen der Wahrheit herauf.
16.09.01 DAS GEHEIMNIS DER MEDITATION
Meditation ist die Straße zur Erlangung von Erlösung (moksha). Meditation tötet alle Schmerzen, Leiden, die drei Arten von tapas (Feuer) und die fünf klesas (Sorgen). Meditation gibt die Vision der Einheit. Meditation stellt ein Gefühl der Einheit her. Meditation ist das Flugzeug, das dem Aspiranten hilft, hoch im Reiche ewiger Glückseligkeit und andauerndem Frieden zu segeln.
Meditation ist die geheimnisvolle Leiter, die den Himmel mit der Erde verbindet und den Aspiranten zu dem unsterblichen Wohnsitz von Brahman bringt. Meditation ist der kontinuierliche Fluss des einen Gedanken an Gott oder atman, so, wie der kontinuierliche Fluss des Öles, das von einem Gefäß in ein anderes fließt.
Wenn ihr euch zur Meditation setzt, werden alle möglichen weltlichen Gedanken plötzlich auftauchen; das wird die Meditation stören. Ihr werdet erstaunt sein. Alte Gedanken, alte Erinnerungen vergangener Vergnügungen werden hochsprudeln und den Geist zwingen, in alle möglichen Richtungen zu wandern. Die Falltür des riesigen Lagerhauses der Gedanken und Erinnerungen innerhalb des Unterbewusstseins ist jetzt geöffnet und diese Gedanken schießen in einem kontinuierlichen Strom heraus. Je mehr ihr versucht, diese zu stillen, desto mehr werden sie hochsprudeln.
Seid nicht mutlos. Verzweifelt niemals. Durch regelmäßige und konstante Meditation werdet ihr euer Unterbewusstsein reinigen und dadurch die Gedanken und Erinnerungen kontrollieren. Das Feuer der Meditation wird alle Gedanken verbrennen. Seid euch dessen gewiss.
Meditation auf das unsterbliche Selbst wird wie Dynamit wirken. Es wird alle Gedanken und Erinnerungen des Unterbewusstseins hochjagen. Wenn euch die Gedanken sehr ärgern, versucht nicht, sie mit Gewalt zu unterdrücken. Seid ein stiller Beobachter. Sie werden allmählich abklingen. Dann müsst ihr sie durch regelmäßige, stille Meditation entwurzeln.
Die Praxis von Meditation muss beständig sein. Nur dann wird man Selbstverwirklichung erreichen, schnell und sicher. Derjenige, der nach Lust und Laune täglich ein paar Minuten Meditation praktiziert, wird keinen greifbaren Erfolg im yoga erreichen.
Am Anfang fallen Anfänger von der Meditation in ihre alte Ordnung zurück. Sie müssen ihren Geist immer wieder erheben. Sie werden ihren Geist auf das lakshya (Ziel) fixieren müssen. Wenn die Meditation tief und fest wird, werden sie sich allmählich fest in Gott verwurzeln. Dann wird Meditation sahaja - sie wird zur Gewohnheit.
17.09.01 EIGENE ANSTRENGUNG UND GNADE IN DER MEDITATION
Ihr benötigt einen ruhigen, klaren, reinen, feinen, beständigen, scharfen und fokussierten buddhi (Intellekt), um die Wirklichkeit von Brahman zu verstehen. Nur dann ist Verwirklichung möglich. Nur ein geschulter Geist, der gänzlich den Körper kontrolliert, kann nachforschen und meditieren, solange das Leben anhält und verliert dabei niemals den Gegenstand seiner Suche aus den Augen oder lässt sich durch irgendwelche irdischen Verführungen verwirren.
Viel Energie wird durch nutzloses, müßiges Gerede und Geschwätz, Planungen und unnötige Sorgen verschwendet. Bewahrt eure Energie, indem ihr diese drei Fehler beseitigt und nutzt sie stattdessen in der Meditation. Dann werdet ihr eine wundervolle Meditation haben. Derjenige, der sagt und sich einbildet, dass er täglich tiefe Meditation praktiziert, aber die schlechten Eigenschaften des Geistes nicht beseitigt hat, täuscht zuerst sich selbst und dann die anderen. Er ist ein Erste-Klasse-Heuchler.
Wenn ihr euch in der Meditation anstrengt und über eure Kapazität geht, werden Faulheit und untätige Veranlagung hinzukommen. Meditation sollte aufgrund der Klarheit des Geistes ganz natürlich kommen, induziert durch die Praxis von sama, dama, uparati und pratyahara (Kontrolle des Geistes und der Sinne, Nicht-Streben nach Vergnügen und Introversion der Aufmerksamkeit). Atman (das Selbst) ist der Ursprung der Energie. Das Denken an atman oder die Quelle der Energie, ist auch eine dynamische Methode, Energie, Stärke und Kraft zu vermehren. Von den Füßen des Herrn fließt reichlich göttliche Energie zu den verschieden Systemen des Aspiranten und bildet neue Nervenströme, neue (geistige) Furchen (in denen die Gedanken laufen; d.Ü.) und neue Zellen. Der Geist und das Nervensystem werden umgestaltet und ihr werdet ein neues Herz entwickeln.
Bewahrt die Energie, indem ihr wenig sprecht, mouna (Stille) einhaltet, Ärger beherrscht, brahmacharya(Keuschheit) befolgt, pranayama (yogische Atmung) praktiziert und irrelevante, unwesentliche Gedanken kontrolliert. Meditiert und erblickt den unvergänglichen atman. Ruht fest im Selbst. Nichts kann euch jetzt mehr schaden. Ihr könnt unbesiegbar werden.
In der Kontemplation seid ihr in Kontakt mit dem unveränderlichen Licht; ihr seid von allen Unreinheiten gesäubert. Wenn ihr ein offenes, hingebungsvoll zu Gott erhobenes Herz habt, wird das Licht Seiner Reinheit und Liebe all eure Schwächen verzehren. Dieser reinigende Prozess führt zu einer tieferen Einsicht in die Wirklichkeit. Das ist der Akt der Gnade des Herrn über die sich in Meditation befindliche Seele. In dieser einströmenden Gnade steigt das Licht des Geistes auf, in welchen Gott die Strahlen seines ungetrübten Glanzes sendet.
18.09.01 STUFEN IN DIESER MEDITATIONSPRAXIS
Am Anfang könnt ihr zweimal täglich meditieren, von 4 bis 6 Uhr am Morgen und von 7 bis 8 Uhr am Abend. Wenn ihr in eurer Praxis fortschreitet, könnt ihr die Dauer jeder Sitzung nach und nach steigern. Benutzt euren gesunden Menschenverstand und seid umsichtig. Ihr könnt auch eine dritte Sitzung, entweder morgens von 10 bis 11 Uhr, oder am Nachmittag von 4 bis 5 Uhr einfügen.
In der Yoga Vasishta werdet ihr folgendes finden: "Der rechte Weg, den einer, der in sich in seiner Novizenzeit befindet, gehen sollte, ist dieser: Zwei Teile des Geistes (mind) sollten mit Objekten des Vergnügens gefüllt sein, ein Teil mit Philosophie und der verbleibende Teil mit Hingabe an den Lehrer. Ist er ein wenig fortgeschritten, sollte er einen Teil des Geistes mit Objekten des Vergnügens füllen, zwei Teile mit Hingabe an den Lehrer und den verbleibenden Teil damit, Einsicht in die Bedeutung der Philosophie zu gewinnen. Wenn einer zum Könner geworden ist, sollte er jeden Tag zwei Teile mit Meditation und die anderen zwei mit hingebungsvollem Dienst an den guru füllen. Dies wird euch schließlich zu einer 24-stündigen Meditation führen."
Sitzt in eurer bevorzugten Meditationsstellung und haltet Kopf und Rumpf gerade aufgerichtet, schließt eure Augen und konzentriert euch sanft entweder auf die Nasenspitze, den Raum zwischen den zwei Augenbrauen, das Herzlotuszentrum oder die Krone (die Spitze) eures Kopfes. Wenn ihr euch erst einmal ein Zentrum der Konzentrationausgewählt habt, dann bleibt mit der Hartnäckigkeit eines Blutegels an diesem haften.
Es gibt zwei Arten der Meditation, nämlich: saguna (mit gunas oder Eigenschaften) und nirguna (ohne gunas oder Eigenschaften). Meditation auf Lord Krishna, Lord Siva, Lord Rama oder Lord Jesus ist saguna - Meditation. Es ist Meditation mit Form und Eigenschaft. Der Name des Herrn wird dabei zeitgleich wiederholt. Das ist die Methode der devotees (Verehrer, Anhänger). Meditation auf die Realität des Selbst ist saguna - Meditation. Das ist die Methode der vedantins (Anhänger der Vedanta - Philosophie; d.Ü.). Meditation auf Om, Soham, Shivoham, Aham Brahma Asmi und Tat Twam Asi ist nirguna - Meditation.
Wenn ihr den Geist mit dem Feuer der brahmischen Weisheit geladen haben möchtet, müsst ihr ihn, durch konstante und intensive Meditation, immer in Kontakt mit dem brahmischen Feuer der Weisheit halten.
19.09.01 LAUSCHT DEN MYSTISCHEN KLÄNGEN
Sitzt in padma asana oder siddha asana. Praktiziert yoni mudra, indem ihr eure Ohren mit den Daumen verschließt. Hört den inneren Klang mit dem rechten Ohr. Der Klang, den ihr hören werdet, wird euch gegen alle äußeren Klänge taub machen. Nachdem ihr alle Hindernisse überwunden habt, werdet ihr innerhalb von fünfzehn Tagen in den Zustand des turiya (die Erfahrung absoluter Stille) eintreten. Am Anfang könnt ihr möglicherweise viele laute Töne hören. Versucht dann, immer feinere Klänge zu hören.
Nachdem ihr den Geist selbst zuerst auf einen dieser Klänge konzentriert habt, fixiert in fest auf diesen und lasst ihn dann von diesem absorbiert werden. Der Geist wird unempfänglich gegen äußere Eindrücke und wird eins mit dem Klang. Nachdem ihr jetzt gleichgültig allen Objekten gegenübersteht und eure Leidenschaften kontrolliert habt, solltet ihr durch kontinuierliche Praxis euren Geist auf den Klang konzentrieren, der den Geist (mind) zerstört.
Habt ihr so alle Gedanken aufgegeben und euch von allen Handlungen befreit seid, solltet ihr euch immer mit eurer ganzen Aufmerksamkeit auf den Klang konzentrieren und euren chitta (Geist) in ihn absorbiert werden lassen. So wie die Biene, wenn sie den Honig alleine trinkt, sich nicht um den Duft kümmert, so verlangt der Geist, der immer in dem Klang absorbiert ist, nicht nach Sinnesobjekten - er ist durch den süßen nada (Klang) gebunden und hat seine flüchtige Veranlagung aufgegeben.
Die Schlange citta, indem sie dem nada lauscht, ist gänzlich in diesen absorbiert und konzentriert sich selbst, allem anderen unbewusst werdend, auf den Klang. Der Klang dient dem Zweck eines spitzen Stachels, um den verrückt gewordenen Elefanten Geist zu kontrollieren, der sich in dem Vergnügungsgarten der Sinnesobjekte herumtreibt.
Der Klang, der aus dem pranava (Om) hervorgeht, ist Brahman. Er ist von einer glänzenden Natur. Er ist der Sitz von Vishnu. Der Geist existiert, solange es Klänge gibt, aber mit dessen Verklingen entsteht der Zustand, der als turiya bezeichnet wird. Seid ihr von allen Zuständen und allen Gedanken befreit, verbleibt ihr wie ein Toter. Der Körper ist wie ein Holzklotz. Er empfindet keine Hitze oder Kälte, Freude oder Sorgen.
Wenn die spirituelle Sicht gefestigt ist - ohne ein zu sehendes Objekt -; wenn prana (die Lebenskraft) still wird - ohne jede Anstrengung -; wenn der citta fest wird - ohne jede Hilfe-, werdet ihr Brahman. Wenn manas (Geist/mind) zerstört ist, wenn Tugenden und Sünden verbrannt sind, leuchtet ihr als der strahlende, makellose, ewige, unbefleckte Brahman.
20.09.01 MEDITATIONSÜBUNGEN
Nehmt ein Bild von Lord Krishna mit einer Flöte in seiner Hand. Sitzt in eurer Meditationsstellung und konzentriert euch sanft auf dieses Bild, bis die Tränen fließen. Denkt an seine mit Fußkettchen geschmückten Füße. Denkt an seine gelbe, seidene Kleidung. Denkt an den Schmuck um seinen Hals. Denkt an die lange Girlande mit wundervollen, verschiedenfarbigen Blüten. Denkt an seine Ohrringe und die mit wertvollen Juwelen besetzte Krone, die er auf seinem Kopf trägt. Denkt an das lange dunkle Haar, die blitzenden Augen und das tilaka (Zeichen) auf seiner Stirn. Denkt an die anziehende Aura um seinen Kopf. Denkt an seine Arme und Hände, geschmückt mit Armbinde und Handkettchen. Denkt an die Flöte, die bereit in seiner Hand liegt, darauf wartend, von ihm gespielt zu werden. Dann schließt eure Augen und visualisiert geistig dieses Bild. Wiederholt diesen Vorgang wieder und wieder.
Das ist eine Form der Meditation, die auch für Anfänger geeignet ist. Sitzt in padmasana in eurem Meditationszimmer. Schließt eure Augen. Meditiert auf den Glanz der Sonne, oder die Pracht des Mondes, oder die Herrlichkeit der Sterne.
Es gibt eine universelle Kraft, die all diesen Namen und Formen zugrunde liegt. Meditiert auf diese Kraft, die formlos ist. Dies wird schließlich in der Verwirklichung des absoluten, nirguna (eigenschaftslosen), nirakara (formlosen) Bewusstseins enden.
Sitzt in eurer Meditationsstellung. Schließt eure Augen. Stellt euch vor, dass es einen höchsten, unendlichen Glanz gibt, der hinter all diesen Namen und Formen verborgen ist, ein Glanz, der ebenso hell ist wie der Glanz von Millionen von Sonnen zusammengenommen. Auch das ist eine Form der nirguna Meditation.
Konzentriert euch und meditiert auf den weiten, blauen Himmel. Bei den vorangegangenen Konzentrationsmethoden wird der Geist aufhören, an endliche, begrenzte Formen zu denken. Sobald ihm seine Inhalte entzogen wurden, wird er langsam mit dem Ozean des Friedens verschmelzen. Auf diese Weise wird der Geist immer subtiler.
Konzentriert euch auf das vor euch stehende Bild des Om. Macht das mit geöffneten Augen, bis die Tränen reichlich fließen. Verbindet die Vorstellungen der Ewigkeit, Unendlichkeit, Unsterblichkeit, usw., mit dem Om.
Das Summen der Biene, die süßen Töne der Nachtigall und alle anderen Klänge fließen ausschließlich aus dem Om hervor. Om ist die Essenz aller vedas (Schriften).
21.09.01 DIE BEDEUTUNG DES OM
Brahman ist der Höchste von allen. Om ist sein Name. Om ist auch euer wahrer Name. Er umschließt die dreifachen Erfahrungen des Menschen. Die Sinneswelt wurde aus dem Om projiziert. Die Welt existiert im Om und löst sich im Om auf.
Om ist das Größte aller mantras (mystische Formel). Om verleiht direkte Befreiung. Alle mantras beginnen mit Om. Om ist das Leben, die Seele, aller mantras. Alle panishaden beginnen mit Om. Allen Opfergaben, die den verschiedenen Göttern dargebracht werden, geht das Om voraus.
Alle Sprachen, alle Klänge, kommen aus dem Om. Die Essenz der vier vedas ist Om. A - U - M umschließt die ganze Bandbreite der klanglichen Schwingungen. A beginnt an der Basis der Zunge, U geht aus der Mitte hervor und M kommt von dem Ende, durch das Schließen der Lippen.
Om ist der Ursprung aller Religionen und Schriften. Dieses heilige einsilbige Wort ist das Mittel zur Befreiung der Bindung an die Materie. Es führt einen, Schritt für Schritt, zu höchster Glückseligkeit. Es ist geeignet für der niedrigsten, als auch für den höchst und weitest entwickelten Intellektuellen. Es ist sowohl für den brahmachari (zölibatär lebender spiritueller Schüler), wie auch für den sanyasin (Mönch) geeignet. Es ist unter allen Umständen geeignet.
Om ist euer Geburtsrecht. Es ist das gemeinsame Erbe aller. Es ist das Wort der Kraft. Wenn es voller Harmonie und Rhythmus rezitiert wird, füllt es den devotee (Anhänger, Verehrer) mit spiritueller Stärke, Kraft und Energie. Es bringt Inspiration und Intuition.
Es erhebt den Geist (mind). Es ist spirituelle Nahrung und Stärkungsmittel. Es ist voller göttlicher Energie. Lebt im Om. Meditiert über das Om. Atmet Om ein. Atmet Om aus. Ruht friedvoll im Om. Sucht Schutz im Om. Möge dieses Om euch leiten.
Om steht für die ganze Welt der Phänomene. Vom Om wurde dieses Universum der Sinne projiziert. Om wurde durch das Zusammenfügen der Buchstaben A, U und M gebildet. A steht für die physische Welt; U steht für die mentale und die astrale Ebene, die Welt der Geister (spirits), alle Himmel; und M steht für den Zustand des Tiefschlafs; all dies ist, selbst im Wachzustand, jenseits der Reichweite des Verstandes. Om steht demnach für alles. Es ist die Grundlage eures Lebens, eurer Gedanken und eurer Intelligenz. Alle Worte, die Gegenstände kennzeichnen, sind im Om zentriert -- daraus folgt, dass die ganze Welt vom Om kam, im Om ruht und sich im Om auflöst.
22.09.01 SIVANANDA GITA 1
Ich wurde am 8. September 1887 als Sohn von P.S. Vengu Aiyer und Parvathiammal in Pattamadai, Distrikt Tirunelvely, Süd-Indien, in der Linie von Appayya Dikshitar (eines berühmten indischen Heiligen, Gelehrten und Poeten des 16. Jahrhunderts; d.Ü.) geboren. Mein Geburtsstern ist Bharani.
In meiner Kindheit war ich extrem schelmisch. Ich studierte im S.P.G. College in Trichy. Ich war zehn Jahre als Doktor in Malaysia. 1924 nahm ich in Rishikesh sanyasa (Ablegen des Mönchsgelübdes; d.Ü.).
Ich machte tapas und meditierte 15 Jahre lang. Ich begab mich für 10 Jahre auf eine Lehrreise. 1936 gründete ich die Divine Life Society und 1945 die All-World-Religions-Föderation.
In meinem svabhava (eigene Natur) bin ich kindlich. So komme ich mit allen gut aus. Ich werde eins mit allen.
Ich bin immer glücklich und voller Freude und mache andere glücklich und freudvoll.
Ich bin voll erzieherischen Humors. Ich verströme Freude durch Humor.
Ich respektiere alle. Ich grüße alle zuerst.
Ich spreche immer süß. Ich gehe schnell.
Ich mache japa und Meditation während des Gehens und auch während ich arbeite. Ich arbeite immer hart. Ich zeige intensiven Einsatz bei meiner Arbeit. Ich verlasse eine Arbeit nie, bevor sie beendet ist. Ich schiebe eine Arbeit niemals auf. Ich führe sie sofort und auf der Stelle aus. Ich bin sehr schnell beim Erledigen von Angelegenheiten.
Ich kann den Geist des Dienens in mir nicht unterdrücken. Ich kann ohne Dienen nicht leben. Ich empfinde enormes Vergnügen im Dienen. Dienen hat mich erhöht. Dienen hat mich geläutert.
Ich weiß sehr genau, wie ich andere zum Arbeiten gewinnen kann. Ich gewinne sie durch Freundlichkeit, Dienst, Respekt und Liebe.
Im Ausführen meiner asanas und Übungen bin ich sehr regelmäßig. Ich mache jetzt sogar sirshasan, sarvangasan und andere asanas. Ich mache auch regelmäßig pranayama. Dies verleiht mir wunderbare Gesundheit und Energie. Ich renne täglich um die Bhajan-Halle.
Ich kann keine feurigen Vorträge halten, wenn ich auf einem speziellen Sitz sitze. Spezielle Sitzplätze stechen mich. Ich stehe auf, werfe den Sitz weg und beginne erst dann zu sprechen. Ich saß niemals auf einem speziellen Sitz, wenn ich den Vorsitz über eine spirituelle Konferenz hatte.
Ich erfreue mich am Geben. Ich gebe immer.
23.09.01 SIVANANDA GITA 2
Ich bin jetzt (1946) 59 Jahre alt. Ich fühle mich immer so, als wäre ich noch jung. Ich bin voller Energie, Elan und Vitalität. Ich bin immer fröhlich. Ich singe, tanze, renne und springe voller Freude. Ich bin robust und stark. Ich kann jede Art von Nahrung verdauen.
Ich arbeite, lese und schreibe unaufhörlich. Ich gehe niemals zu einer Bergstation oder an die See, um Urlaub zu machen. Ein Wechsel der Arbeit verschafft Erholung. Meditation verschafft reichlich Erholung.
Arbeit macht mir Vergnügen. Dienen schenkt mir Glücksgefühle. Schreiben verleiht Freude. Meditation energetisiert und belebt mich. Kirtan regt mich an.
"Aham Brahmasmi, Sivoham, Soham, Satchidananda Swaaroopoham" - das ist meine bevorzugte Formel für vedantische Meditation.
"Hare Rama hare Rama Rama Rama hare hare Hare Krishna hare Krishna Krishna Krishna hare hare" - dieses mahamantra kirtan ist mein bevorzugter kirtan.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich der reichste Mensch in der ganzen Welt. Mein Herz ist voll. Ferner gehört der ganze Reichtum des Herrn jetzt mir. Deshalb bin ich König der Könige, Kaiser der Kaiser, Shah der Shahs, Maharaja der Maharajas. Ich empfinde Mitleid mit den weltlichen Königen. Mein Herrschaftsgebiet ist grenzenlos. Mein Reichtum ist unerschöpflich.
Meine Freude ist unaussprechlich. Mein Schatz ist unermesslich. Ich erreichte dies durch sanyasa, Entsagung, unermüdlichen, selbstlosen Dienst, japa, kirtan und Meditation.
Ich bin groß. Meine Körpergröße ist 1,80 Meter. Ich habe einen sehnigen Körperbau. Ich habe symmetrische Körperglieder. Ich war ein Spitzenturner.
Ich faste an Ekadasi (der elfte Tag nach Neumond und Vollmond; d.Ü.). Ich nehme da nicht einmal einen Tropfen Wasser zu mir. Sonntags nehme ich Milch und Früchte zu mir. Sonntags esse ich kein Salz.
Ich führe ein einfaches, natürliches Leben. In mir ist eine Quelle der Jugend. Ich strahle vor Freude. Ich befolge Fasten, Ruhen, Baden, Luft- und Sonnenbaden, Atmen und Leibesübungen und erfreue mich an Frieden, Kraft, Schönheit, Mut, innerem Gleichgewicht und Gesundheit. Om. Om. Om.
24.09.01 SIVANANDA GITA 3
Ich liebe die Natur, Musik, Kunst, Poesie, Philosophie, Schönheit, Güte, Einsamkeit, Meditation, yoga und vedanta.
Ich bin bescheiden und einfach. Ich bin offenherzig und aufrichtig. Ich bin völlig tolerant und rechtgläubig. Ich bin barmherzig und mitfühlend. Ich habe spontane und unbeschränkte Freizügigkeit.
Ich bin kühn und heiter. Ich bin geduldig. Ich kann Beleidigungen und Verletzungen ertragen. Ich bin vergebend. Ich bin frei von Rachsucht. Ich vergelte Böses mit Gutem. Ich diene voll Freude dem Menschen, der mich verletzt hat.
Ich liebe die Ganga ( der Fluss Ganges) und die Himalayas. Ganga ist meine göttliche Mutter. Himalayas ist mein göttlicher Vater. Sie inspirieren und leiten mich. Ich nehme mein Bad in Ganga. Ich schwimme in Ganga. Ich verehre Ganga. Ich füttere die Fische der Ganga.
Ich mache arati (Lichtopfer; d.Ü.) zu Ganga. Ich bete zu Ganga. Ich grüße Ganga. Ich besinge die Herrlichkeit von Ganga. Ich schreibe über die Großartigkeit und die Herrlichkeit von Ganga.
Ganga hat mich genährt. Ganga hat mich getröstet. Ganga hat mich die Wahrheit der Upanishaden gelehrt. Ruhm der Ganga!
Meine tägliche Routine ist wie die Lord Buddha´s. Ich bleibe immer im Zimmer. Ich mache japa, kirtan und Meditation. Ich studiere heilige Bücher. Ich schreibe. Ich komme für kurze Zeit aus meinem Zimmer um zu arbeiten, zu dienen und für Interviews.
Ich rede wenig. Ich denke viel. Ich meditiere viel. Ich versuche viel zu machen und viel zu dienen.
Ich verschwende nicht einmal eine einzige Minute. Ich halte mich selbst immer beschäftigt. Ich führe ein wohl reguliertes Leben. Ich verehre atman zu allen Zeiten. Ich arbeite für das Wohl anderer. Om. Om. Om.
Gita, Upanishaden, Bhagavatam, Yoga Vasishta, Avadhootha Gita und Vivekachudamani sind meine ständigen Begleiter.
Ich bin eine seltsame Mixtur aus Dienst, Hingabe, yoga und Weisheit. Ich bin ein Anhänger von Sri Shankara. Ich bin ein Keval-Advaita vedantin. Ich bin keineswegs ein trockener Lippen-vedantin. Ich bin ein praktischer vedantin.
Ich praktiziere und verfechte das Yoga der Synthese. Ich praktiziere ahimsa, satyam und brahmacarya. Ruhm Sri Sankara!
25.09.01 SIVANANDA GITA 4
Ich respektiere alle Heiligen und Propheten aller Religionen. Ich respektiere alle Religionen, alle Kulte, jeden Glauben und jede Weltanschauung.
Ich diene allen, liebe alle, verkehre mit allen und sehe den Herrn in allen. Ich halte an meinen Versprechen fest. Ich diene den Armen. Das ist mein Vergnügen. Ich verbeuge mich in Gedanken vor Eseln, Hunden, Bäumen, Ziegeln, Steinen und allen Geschöpfen. Ich respektiere Ältere und sadhus. Ich gehorche. Ich bin allen durch mein aufrichtiges, selbstloses Dienen gefällig.
Ich kümmere mich um Gäste sehr achtsam. Ich renne hin und her, um ihnen zu dienen. Ich wasche die Beine kranker Personen und die von sadhus.
Ich beantworte Briefe, die ich erhalte, sehr schnell. Ich mache verschiedene Dinge gleichzeitig. Ich schreibe mit spannungsgeladener Geschwindigkeit.
Ich gebe alles. Ich tue viel für die Wohltätigkeit. Ich behalte nichts für mich. Ich habe enormes Vergnügen daran, die Armen und meine Schüler zu ernähren. Ich versuche, für sie eine Mutter zu sein.
Ich spreche zu anderen über Dinge, die ich selbst praktiziert habe. Ich schaue immer nach Innen, beobachte mich selbst, analysiere und fasse Entschlüsse.
Ich diente meinen Meistern immer mit großer Aufrichtigkeit und starkem Glauben und Hingabe. Ich lernte viele nützliche Lektionen für das Leben. Ich entwickelte viele Tugenden.
Ich wanderte während meiner Zeit als parivrajak (Wandermönch) ohne Nahrung. Zur Nachtzeit schlief ich am Straßenrand, ohne spezielle Kleidung während des Winters. Ich aß trockenes Brot mit Wasser.
Ich halte hartnäckig an meinen Prinzipien und Idealen fest. Ich diskutiere nicht viel. Ich lebe in Stille.
Ich bete und mache kirtan für die ganze Welt, für Gesundheit und Frieden für kranke Menschen und für Frieden für die verstorbenen Seelen und auch für die erdgebundenen Geister (spirits).
Ich tauche kurz in den Ganges ein im Namen derer, die sich danach sehnen, im Ganges ein Bad zu nehmen.
In der Bhajan-Halle singe ich die Namen aller Heiligen aller Religionen. Ich befolge die (christlichen) Feiertage Allerheiligen und Allerseelen.
Om. Om. Om.
26.09.01 SIVANANDA GITA 5
Ich meditiere beständig über das Folgende:
Prajnanam Brahman, aham brahmasmi, tat tvam asi, ayam atma brahman.
Satyam jnanam anantam brahman, santam sivam advaitam.
Aham atma Gudakesa. Aham atma nirvikarah sarvavyapi svabhavatah.
Brahma satyam jagan mitya jivo brahmaiva na parah.
Akarta, abhokta, asanga, saksi, ajo nityah sasvatoyam purano.
Jyotisamapi tat jyotih.
Die Gefallenen zu erheben, die Blinden zu führen, was ich habe mit anderen zu teilen, den Betrübten Trost zu bringen, die Leidenden aufzumuntern, sind meine Ideale.
Vollkommenen Glauben in Gott zu haben, meine Nachbarn als mein eigenes Selbst zu lieben, Gott mit meinem ganzen Herzen und ganzer Seele zu lieben, Kühe, Tiere, Frauen und Kinder zu beschützen, sind meine Ziele.
Meine Parole ist Liebe. Mein Ziel ist sahaja samadhi avastha oder der natürliche, beständige, überbewusste Zustand.
LIED DER FREUDE
Om Om Om Om - Om Om Om Om
Om Om Om Om Om - Om Om Om Om Om
Om Om Om Om Om
Om Om Om Om Om - Om Om Om Om Om Om Om
Om Om
In euch ist Gott verborgen.
In euch ist die unsterbliche Seele.
Tötet dieses kleine "Ich".
Sterbt um zu leben. Führt das göttliche Leben.
In euch ist die Quelle der Freude.
In euch ist der Ozean der Glückseligkeit.
Ruht friedvoll in eurem eigenen atma
Und trinkt den Nektar der Unsterblichkeit.
27.09.01 DIE PHILOSOPHIE DES Om
Der Klang, der durch das Fließen des Flusses Ganges entsteht; der Klang, der in einiger Entfernung gehört wird; der Klang, der von einem geschäftigen Markt herrührt; der von einem in Bewegung gesetzten Schwungrad erzeugt wird; der verursacht wird, wenn es regnet oder wenn eine Feuersbrunst wütet oder wenn es donnert - das alles ist nur Om. Teilt irgendein Wort und ihr werdet das Om dort finden. Om ist alles-durchdringend, wie akasa (Raum), wie Brahman, das Absolute.
Om ist das Symbol von Brahman. Es ist das Wort der Kraft. Es ist das heilige einsilbige Wort. Es ist die Essenz der vedas. Es ist das Boot, das euch an das andere Ufer, das Ufer der Furchtlosigkeit und der Unsterblichkeit, übersetzt.
Das Wort Om ist der passendste Name für Brahman. Durch seine Anwendung, durch sein rezitieren, wird er günstig gestimmt. Om steht sinnbildlich für Brahman, wie Bilder sinnbildlich für materielle Objekte stehen. Wenn ihr den Klang "Baum" hört, versteht ihr auf der Stelle, dass er eine Wurzel hat, einen Stamm, Äste, Blätter, Blüten, Früchte, etc. Ähnlich ist es auch, wenn ihr den sabda (Klang) Om hört. Er steht für satcidananda Brahman - absolute Existenz, absolutes Wissen, absolute Glückseligkeit.
Sabda (Wort) und artha (Bedeutung) sind unzertrennlich. Alle Sammlungen von Worten (Reden) enden in einem Klang - Om. Alle Objekte werden durch Klänge gekennzeichnet und alle Klänge laufen im Om zusammen. Das ganze Universum kommt aus dem Om hervor und wird im Om absorbiert. Darum ist Om sehr wichtig.
Om sollte verehrt werden. Om sollte laut rezitiert werden. Om sollte geistig wiederholt werden, mit Wissen um seine Bedeutung und mit Gefühl. Über das Om sollte meditiert werden.
Beobachtet den Atem. Wenn ihr einatmet, wird der Klang "so" erzeugt. Wenn ihr ausatmet, wird der Klang "ham" erzeugt. So äußert ihr mit jedem Atemzug ganz natürlich "Ich bin Er" oder "Er ist Ich". Der Atem erinnert euch daran, dass ihr in eurem Wesenskern identisch mit dem Höchsten Selbst seid.
In soham sind das -s- und das -h- die Konsonanten. Wenn ihr sie streicht, erhaltet ihr oam oder om. Konsonanten sind existenziell von Vokalen abhängig. S und h repräsentieren Namen und Formen, oder dieses Universum, welches die Welt der Phänomene darstellt oder relative oder empirische oder abhängige Existenz. Om ist die einzige feste Realität. Om ist die Seele eures Gehirns.
Sobald ihr euch zur Meditation hingesetzt habt, rezitiert laut Om, drei, sechs oder zwölf Mal. Das verjagt weltliche Gedanken aus dem Geist und beseitigt vikshep (Tosen des Geistes). Später könnt ihr zur mentalen Wiederholung von Om übergehen.
28.09.01 ANWEISUNGEN FÜR DIE MEDITATION
So wie das Licht in der Sturmlampe brennt, so brennt auch das göttliche Licht seit Urzeiten in der Lampe eures Herzens. Schließt eure Augen. Verschmelzt innerlich mit der göttlichen Flamme und werdet eins mit der Flamme Gottes.
Wenn der Docht der Lampe dünn ist, wird auch das Licht nur klein sein. Wenn der Docht dick ist, wird auch das Licht mächtig sein. Ähnlich ist es, dass, wenn der jiva (individuelle Seele) rein ist, wenn er Meditation praktiziert, auch die Manifestation des Selbst mächtig ist. Er wird ein starkes Licht ausstrahlen. Umso reiner die Seele, desto größer der Ausdruck.
Wenn der Magnet stark ist, wird er auch dann die eisernen Feinspäne beeinflussen, wenn sie in einiger Entfernung von ihm abgelegt werden. So ist es auch, dass, wenn der yogi eine fortgeschrittene Person ist, er einen größeren Einfluss auf die Menschen hat, mit denen er in Kontakt kommt. Er kann seinen Einfluss auf Menschen auch dann ausüben, wenn diese an entfernten Orten leben.
Achtet darauf, wie lange ihr während der Meditation alle weltlichen Gedanken ausschließen könnt. Beobachtet den Geist. Versucht, den Zeitraum zu verlängern. Füllt den Geist immer wieder mit Gedanken an Gott.
Überanstrengt die Augen während der Meditation nicht. Überanstrengt das Gehirn nicht. Kämpft und ringt nicht mit dem Geist. Entspannt euch. Seid sanft und erlaubt den göttlichen Gedanken, zu fließen. Denkt ruhig an das laksya (Meditationsziel). Versucht nicht, bewusst und gewaltsam die eindringenden Gedanken zu vertreiben. Habt sublime (satvige) Gedanken. Die groben, lasterhaften Gedanken werden von selbst verschwinden.
Wenn in eurer Meditation eine große Anspannung liegt, könnt ihr die Dauer jeder Sitzung für einige Tage reduzieren. Diejenigen, die vier oder fünf Stunden am Stück meditieren, können stattdessen zwei Meditationssitzungen haben. Haltet die Wirbelsäule aufrecht.
Ihr müsst täglich euer vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und eure Meditation auf sattvige Tugenden wie Geduld, Ausdauer, Gnade, Liebe und Vergebung steigern. Vairagya und gute Eigenschaften sind für die Meditation hilfreich. Meditation steigert die satvigen Eigenschaften.
29.09.01 DER FLÜCHTIGE EINDRUCK UND DAS ZIEL
Erschreckt euch nicht, wenn ein Aufblitzen der Erleuchtung euch trifft. Es wird eine neue Erfahrung voll immenser Freude sein. Kehrt nicht um. Hört nicht mir der Meditation auf. Haltet dort nicht an. Ihr müsst noch weiter vordringen. Das ist nur ein flüchtiger Eindruck der Wahrheit. Das ist nicht die ganze Erfahrung. Das ist nicht die höchste Verwirklichung. Das ist nur eine neue Plattform. Versucht weiter aufzusteigen. Erreicht das bhuma (das Unendliche). Erst jetzt seid ihr unempfänglich gegen alle Versuchungen. Ihr werdet den Nektar der Unsterblichkeit tief in euch einsaugen. Das ist der Höhepunkt oder der endgültige Zustand. Jetzt könnt ihr ewig ruhen. Ihr braucht nicht mehr zu meditieren. Das ist das endgültige Ziel.
In euch verfügt ihr über gewaltige Kräfte und verborgene Fähigkeiten, von denen ihr bisher nicht die geringste Ahnung hattet. Ihr müsst diese schlafenden Kräfteund Fähigkeiten durch die Praxis von Meditation und Yoga erwecken. Ihr müsst euren Willen entwickeln und eure Sinne und euren Geist kontrollieren. Ihr müsst euch selbst läutern und regelmäßige Meditation praktizieren; nur dann könnt ihr zu einem Übermenschen oder Gottmenschen werden.
Jedes menschliche Geschöpf verfügt über verschiedene Potentiale und Kapazitäten. Er ist ein Speicher der Kraft und des Wissens. Wenn er sich entwickelt, entfaltet er neue Kräfte, neue Fähigkeiten, neue Eigenschaften. Jetzt kann er seine Umwelt verändern und andere beeinflussen. Er kann den Geist anderer unterwerfen. Er kann die äußere und die innere Natur überwinden. Er kann in den überbewussten Zustand eintreten.
Der Weise kann den Knoten der Selbstsucht durch das scharfe Schwert der beständigen Meditation entzwei schneiden. Dann dämmert höchstes Wissen über das Selbst oder volle Erleuchtung oder Selbstverwirklichung. Der befreite Weise kennt weder Zweifel, noch Täuschung. Alle Bindungen des karma (Handlungen) sind entzwei gerissen. Das ist der Hauptschlüssel, um die Reiche ewiger Glückseligkeit zu öffnen. Es mag am Anfang ermüdend sein, weil der Geist von dem laksya (Ziel) bei jeder Gelegenheit davonzurennen sucht. Aber nach einiger Zeit wird er auf das Zentrum fokussiert bleiben. Ihr werdet in göttlicher Glückseligkeit versunken sein.
30.09.01 ÜBER DAS LEBEN IN ABGESCHIEDENHEIT
Weil die Willenskraft in vielen Menschen schwach wurde, weil sie keine religiöse Schulung oder Training in ihren Schulen oder Akademien bekamen, als sie jung waren und weil sie dem Einfluss materialistischer Strömungen erlagen, ist es für diese Menschen notwendig, für einige Wochen, Monate oder Jahre in Abgeschiedenheit zu leben, um strenges japa (Wiederholung des Namens Gottes) und ungestörte Meditation zu praktizieren.
Beruhigt durch stille Meditation die übersprudelnden Emotionen, Empfindungen, Instinkte und Impulse. Ihr könnt eure Gefühle durch systematische Praxis eine neue Ausrichtung geben. Ihr könnt eure weltliche Veranlagung gänzlich in eine göttliche Veranlagung umwandeln. Durch Meditation könnt ihr höchste Kontrolle über eure Nervenzentren, die Nerven, die Muskeln, die fünf koshas (Hüllen), Emotionen, Impulse und Instinkte ausüben.
Diejenigen, deren Kinder schon erwachsen sind, die sich aus dem Dienst zurückgezogen haben und diejenigen, die keine Verbindungen mehr zur Welt haben, können für vier oder fünf Jahre in der Abgeschiedenheit bleiben und intensive Meditation und tapas (Entbehrung) zur Läuterung und zur Selbstverwirklichung praktizieren. Wenn sie Selbsterkenntnis erlangt haben, sollten sie wieder aus der Abgeschiedenheit herauskommen und ihr Wissen und ihre Glückseligkeit mit anderen teilen. Sie sollten ihr Wissen über das Selbst durch Vorträge, Gespräche, Diskurse und vertrauliche Unterredungen verbreiten.
Ein Haushälter (grihastha) mit yogischen Neigungen und Hang zur Spiritualität kann Meditation in einem abgelegenen und ruhigen Raum seines Hauses betreiben, oder während seines Urlaubes an einem abgelegenen Platz an den Ufern eines heiligen Flusses oder auch während des ganzen Jahres, wenn er ein Vollzeit-Aspirant ist oder wenn er sich aus dem Dienst (dem Beruf; d.Ü.) zurückgezogen hat.
Der Aspirant sollte frei von Hoffnung, Wünschen und Gier sein. Nur dann wird er einen beständig ruhigen Geist haben. Hoffnungen, Wünsche und Gier machen den Geist ständig ruhelos und turbulent; sie sind die Feinde des Friedens und der Selbsterkenntnis. Er sollte keinerlei Besitztümer haben. Er darf nur die Gegenstände behalten, die für die Versorgung seines Körpers absolut notwendig sind. Sollte er viele Besitztümer haben, wird der Geist immer an die Dinge denken und versuchen, sie zu schützen. Diejenigen, die eine schnelle Fortentwicklung in der Meditation während der Zeit der Abgeschiedenheit möchten, sollten keinerlei Verbindung mit der Welt mittels Briefwechsel etc., Lesen von Zeitungen oder durch Gedanken an Familienmitglieder oder an Besitztümer haben.