Leben
Leben(n, das) Es war einmal ein Dichter, der schrieb: „Du kannst keine Blume pflücken ohne einen Stern zu erschüttern.“ Alles Leben ist Eins. Es gibt ein gemeinschafliches Bewusstsein, welches das Leben aller Geschöpfe zu einer großen kosmischen Einheit verbindet.
Alles Leben ist Eins - von Sri Swami Chidananda
Es war einmal ein Sufi Mystiker, der im Zustand des kosmischen Bewusstseins verankert war. Er war ein Gärtner. Eines Tages kam ihn ein Freund besuchen. Durch die Unterhaltung, die sie führten, war er abgelenkt und so schnitt er sich mit seinem scharfen Gärtnermesser ins Bein. Sein Freund war sehr erschrocken, denn aus der Wunde am Bein quoll kein rotes Blut, sondern eine dünne Flüssigkeit. Es war Pflanzensaft! Dieser Sufi-Mystiker lebte in absoluter Übereinstimmung und Harmonie mit allem Lebendigen. Er war eins mit den Pflanzen. Er war in ihr reines Bewusstsein eingedrungen. Sein Leben und das Leben der Pflanzen war völlig eins geworden.
Viele andere Geschichten könnten von Mystikern erzählt werden, die diesen Zustand des absoluten Bewusstseins mit allem erreicht hatten. Eines Tages saß eines dieser überirdischen Geschöpfe in diesem Zustand im Hof eines großes Tempels, der am Ufer eines Flusses stand. Ein Fährboot trug Menschen über den Fluss. Beim Aussteigen beanstandete ein Passagier beim Fährmann den Preis für die Überfahrt. Zuerst gab es eine Diskussion. Dann hitzige Worte. Dann einen heftigen Streit. Plötzlich holte der Passagier aus und schlug den Fährmann. Und der Mystiker, der in der Nähe saß, war derart empfindsam, dass der Schlag, der den Fährmann traf, ihn ohnmächtig zusammenbrechen ließ. Es war, als ob der Passagier auch ihn geschlagen hätte.
Es gibt noch ein anderes Gedicht, in dem der Dichter sagt: „Eine Berührung der Natur verwandelt das ganze Leben.“ Der Dichter bezieht sich hier auf die ursprüngliche Natur, in der alle Formen des Lebens mit dem Einen in Beziehung stehen. Vedanta verkündet das Einssein von allem, das existiert. Vedanta legt dar, das ein göttliches Prinzip in allen Dingen waltet. Der erste Vers der ersten Upanishade sagt: „Was immer existiert, ist durchdrungen von dem einen, großen kosmischen Sein. Dieses Sein durchdringt, erfüllt und sättigt alle Dinge im Universum.“ Sogar die moderne Wissenschaft bestätigt nun diese große Wahrheit. Hinter all der Verschiedenheit, hinter all dieser Mannigfaltigkeit, gibt es etwas Gemeinsames in allem Leben. Wenn Du dieses berühren kannst, erfährst Du Kosmisches Bewusstsein.
Die Vedanta-Methode ist deduktiv; die wissenschaftliche Methode ist induktiv. Vedanta beginnt mit der Einheit und kommt dann zur Vielheit. Inzwischen scheint es fast, als ob die moderne Wissenschaft, insbesondere die moderne Physik, eine Theorie verkündet, die beinahe wortwörtlich die zentralen Thesen der uralten Sakta Philosophie-Schule aus Indien bestätigt und untermauert.
Die Sakta-Schule stellt folgende These auf: universelle Energie oder Kosmische Kraft ist der entscheidende Faktor, der existiert. Sagt die Wissenschaft heute nicht fast genau das Gleiche? Aber die Wissenschaft beschreibt nicht, ob diese Kraft bewusst und intelligent ist oder nicht. Dagegen ist die Sakta Philosophie in diesem Punkt sehr präzise. Die Sakta Philosophie sagt aus, dass Energie oder Kraft die wahre Natur von reinem Bewusstsein ist. Moderne Wissenschaftler sind in diesem Punkt zurückhaltend und unverbindlich. Alles ist das Ergebnis von Kraft. Das geben sie zu. Kraft ist Bewusstsein. Dieses akzeptieren sie überhaupt nicht. Denn wenn Kraft Bewusstsein ist, dann ist die Schlussfolgerung klar. Es muss irgend eine gewaltige Intelligenz geben, die die Bewegung des Kosmos steuert.
Die ganze Idee ist so inakzeptabel für die meisten Wissenschaftler, so wenig schmeichelhaft für ihr Ego, dass sie sich weigern, sie zu akzeptieren. Nur für wenige, nur für diejenigen, die demütig und bescheiden sind, ist die Idee glaubwürdig. Die Philosophieschule des Sakta behauptet schlicht und einfach, dass der Mensch sich Licht von einer anderen Quelle der Intelligenz borgt. Ohne dieses Licht wäre der Geist leblos, denn es ist dieses Licht, das den Geist erleuchtet und sein Funktionieren ermöglicht. Der Mensch bezieht es vom Reinen Bewusstsein. Hinter dem menschlichen Geist liegt daher das Reine Bewusstsein. Und nur das Reine Bewusstsein ist wirklich.
Der Verstand ist bewusst, wenn man sich im Wachzustand befindet, halbbewusst, wenn man träumt und unbewusst, wenn man im Tiefschlaf ist. Diese Bewusstheit ist nicht beständig. Wenn Du morgens aufwachst, geht sie sozusagen auf und wenn Du abends schlafen gehst, geht sie unter. Diese Bewusstheit ist deshalb flüchtig und vorübergehend, nicht beständig und auch nicht wirklich. Wenn sie wirklich wäre, würde sie nie unterbrochen werden. Das Bewusstsein von „ich bin“ jedoch ist immer da, sogar im Zustand des Tiefschlafes. „Ich habe gut geschlafen“, sagt man morgens beim Aufwachen. So ist also dieses Bewusstsein beständig. Du bestätigst das Vorhandensein des „Ich“ ständig: wachend, träumend und schlafend. Das „Ich“-Prinzip ist die Grundlage, auf der sich die 3 anderen Zustände des Bewusstseins stützen. Alle fühlenden Wesen haben dieses „Ich“-Prinzip gemein. Es ist ein unerklärlicher, geheimnisvoller Faktor, der das Leben in eine große kosmische Einheit einbindet. Denke darüber nach. Denn letztendlich musst Du alles darüber wissen.
MYOB - Mind Your Own Business
„Die Welt wäre so viel besser und die Menschen würden so unendlich viel glücklicher sein, wenn jeder einzelne nur etwas ganz Einfaches täte,“ sagte einmal eine alte Wahrheitssuchende zu mir. „Was ist es denn, Tabby?“, fragte ich. „Jeder soll in riesengroßen Buchstaben MYOB in die Luft schreiben!“, antwortete sie und fügte hinzu: „wenn jedermann sich um seinen eigenen Kram kümmern würde (engl.: Mind Your Own Business), dann wäre es auf der Welt wirklich in Ordnung.“
Atman - unser wahres Selbst
Ich fand noch eine andere Bedeutung in ihrer kleinen Predigt. Weißt Du, was „own“ auf Sanskrit heißt? Das Sanskrit Wort dafür ist Atman. Atman ist dein innerstes Selbst. Dich um Deinen eigenen Kram kümmern heißt, dass Du Dich um Dein eigenes Selbst kümmerst. Nun ist aber leider die Beschäftigung mit dem Selbst das einzige, was wir nicht tun. Wir kümmern uns stattdessen um die Angelegenheiten der anderen. Deshalb erkennen wir unser Selbst nicht. Dieser Atman, dieses Selbst, sollte ein Anliegen von großer Wichtigkeit in unserem Leben sein, wir sollten drüber nachdenken, uns besinnen, darüber meditieren, unser Lebensziel sollte sein, größtmögliche Erkenntnis darüber zu erlangen, denn Atman ist unser wahres Selbst.
Leben - dazu Buddha:
Buddha hat so ziemlich genau das gleiche in anderer Weise ausgedrückt. In seiner Abschiedspredigt an die Bhikkhus sagte er: „Ananada und all ihr Bhikkhus, hört das Tathagata. Vernachlässigt nicht euer höchstes Selbst. Seid immer sehr gewissenhaft in der Fürsorge für euch selbst. Das ist kein Egoismus. Das ist die Vernichtung des kleinen Selbst. Und wenn dieses belanglose, kleine Selbst untergegangen ist, was bleibt? Es gibt kein Wort, um das zu beschreiben. Jedenfalls nicht in einer Weise, die mit dem kleinen Selbst zu tun hat, denn dieses hat aufgehört zu sein.“
Leben - die Geschichte von Sindbad, dem Seefahrer
Erinnert ihr euch an die Geschichte von Sindbad, dem Seefahrer? Sindbad erlitt Schiffbruch und wurde vom Meer an den Strand einer Insel gespült. Als er dort aufwachte, war er allein. Aber eines Tages fand er einen alten Mann mit verkrüppelten Beinen am Strand liegend. Der Alte bat Sindbad, ihn aufzuheben. Aus Mitleid half er ihm auf und nahm ihn hoch auf seine Schultern. Aber kaum hatte er das gemacht, wand der Alte beide Beine um Sindbads Hals und drückte fest zu. Dann brachte er Sindbad zur Verzweiflung: „Bring mich hierhin! Bring mich dorthin! Ich will dies! Ich will das!“ Und Sindbad wäre auch fast verzweifelt. Dann hatte er eine Idee. Er trug den Alten eines Tages zu leckeren Weintrauben. Der alte Mann stopfte sich voll mit Weintrauben, bekam eine Alkoholvergiftung, wurde ohnmächtig, so dass sich der Griff um Sindbads Hals lockerte. Und mit einem großen Stoß warf er ihn ab. Genau wie Sindbad von dem Alten zur Verzweiflug getrieben wird, so werden wir alle zur Verzweiflung getrieben. Der Alte, der uns zur Verzweiflung treibt, ist unser Ego. Seit ewigen Zeiten hat es uns fest im Griff. Es ist hartnäckig. Unsere Unfreiheit kommt von dem kleinen „Ich“. Wir müssen es abschütteln, um frei zu sein. Das ist der einzige Weg.
Leben - hierzu eine Geschichte aus den Upanischaden
In der Kathopanishad gibt es einen Jungen, genannt Nachiketas, der fragt Yama, den großen Gott der Gerechtigkeit: „Wieso sind alle Wesen in dieser Welt so elend?“ Und Yama antwortete: „Du fragst nach der Kenntnis des Unsterblichen Selbst. Frage nochmals, Nachiketas! Frage etwas anderes. Sogar die Götter sehnen sich nach diesem Wissen!“ Aber Nachiketas blieb hartnäckig. Und bald erkannte Yama die Ernsthaftigkeit seines Schülers und führte ihn in das Wissen um die Unsterblichkeit ein. „Als der Schöpfer alle Wesen erschuf, gab er etwas Rajas in ihren Geist. Die Auswirkung von Rajas ist die nach außen strebende Tendenz des Geistes. Der Geist verliert sich inmitten der zahllosen Objekte des Universums. Die natürliche Konsequenz hieraus ist die Unzufriedenheit der Menschen. So lange der Geist nach außen strebt, kann man keinen Frieden, keine Ruhe und keine Glückseligkeit finden. Höchst selten dagegen, oh Nachiketas, ist der Eine, der den wahren, inneren Zustand des Geistes erkennt, seinen Drang nach außen stoppt, ihn nach innen zieht und auf den Atman lenkt. Er ist der wahre Held. Er ist der Eine, dem es gelingt, in direkte, innere Zwiesprache mit dem Atman zu kommen. Dann findet er Frieden, Ruhe und Glückseligkeit.“ „Sei bestrebt, oh Nachiketas! Halte Innenschau! Ziehe Deinen Geist von veränderlichen, flüchtigen Erscheinungen ab. Leite ihn tief nach Innen. In der Tiefe Deines Selbst wohnt die Ewigkeit. Übe Unterscheidung. Du darfst den Sinnesobjekten nicht erlauben, Deinen Geist nach außen zu ziehen, ihn wegzulocken vom richtigen Weg. Törichte Menschen, die nicht nachdenken, lassen sich leicht blenden und verführen. Sie verlassen den richtigen Weg und eilen zum Pfad des billigen Vergnügens. Nimm Dich in acht! Der Pfad des Vergügens führt nicht zu Frieden. Er scheint anfangs sehr angenehm, aber seine Folgen sind sehr unangenehm und sehr schmerzhaft. Dieser angenehme Pfad ist deinem höchsten Wohlergehen nicht dienlich.“ Wer kennt den Unterschied zwischen dem guten, richtigen Pfad und dem bequemen Pfad? Wer wendet sich energisch ab vom lediglich Bequemen und wählt freiwillig, in die Richtung des Guten zu gehen? Dieser ist es, dem irgendwann der Sieg zuteil sein wird. Er ist der Eine, dem sich der Atman enthüllt. Sei entschlossen bemüht um Deinen Atman. Dieser Atman gehört vollständig Dir. Wach auf! Stehe auf! Gehe nicht wie jemand, der döst, sondern wie jemand, der hellwach ist, wie jemand, der unterscheiden kann.
Die Brücke des Lebens - "Mezas Vision"
Während meiner Schulzeit habe ich mal ein kleines Gedicht gelesen, ich glaube, es hieß „Mezas Vision“. Meza geht mit seinem Lehrer auf den Gipfel eines Berges, von dort soll er ins Tal hinabschauen. Während er das üppige Grün betrachtet, die Schafe und Ziegen, die auf den Hängen grasen, sieht er, wie am Talboden sich plötzlich Nebel bildet. Dieser Nebel kriecht das Tal entlang und allmählich verschwindet die ganze Szenerie. Meza versucht, den Nebel zu durchdringen. Plötzlich ruft sein Meister: „Schau, schau!“ Und er sieht, aufgehängt in der Luft, einen kleinen Punkt klar und hell scheinen. Eine Brücke mit vielen Bögen erscheint darin, aber beide Enden sind in Nebel eingehüllt. „Schau wieder, schau wieder!“, sagt der Meister. Und wie Meza wieder in den Nebel späht, sieht er deutlicher und näher, dass die Brücke nicht leer ist, sondern nur so wimmelt von Menschen. Einige tanzen, andere wiegen sich und singen. Einige rennen hinter leuchtenden Dingen, Blasen und Schmetterlingen her. Manche klammern sich krampfhaft an ihre Habe. Einige eilen schnellen Schrittes voran. Andere gehen ganz vorsichtig. Dann verschwinden einige Leute plötzlich. Meza schaut nochmal. Nur wenige erreichen die andere Seite. „Oh Meister, erkäre mir das!“, weint er. „Dies ist die Brücke des Lebens, oh Meza. Alle diese Wesen versuchen, die andere Seite der Brücke zu erreichen. Aber wie Du siehst, schaffen es nur wenige. Warum? Verborgen auf der Brücke gibt es so viele Falltüren. Sie öffnen sich nach unten, so dass die meisten Menschen ins Wasser stürzen und weggeschwemmt werden. Es gibt nur wenige, die wirklich die andere Seite erreichen wollen. Und von diesen sind nur wenige wachsam und vorsichtig genug, um die Fallgruben unterwegs zu vermeiden. Groß ist der Jubel auf der anderen Seite, wenn einer oder zwei es geschafft haben.“ Dann verblasst die Vision.
Merke Dir „Mezas Vision“. Sei achtsam. Richte Deinen Blick immer auf das Ziel und vermeide die Fallen durch Unterscheidungskraft. Jage nicht dem einfachen Vergnügen hinterher. Strebe nach dem Guten, auch wenn es hart ist. Und dann: Mind your own business! Erfahre Atman. Und erreiche das Ziel des Lebens.
Du hast diese Ideen gehört. Nun denke über sie nach. Überlege. Und erlaube nicht, dass sie aus Deinem Geist verschwinden. Versuche herauszufinden, in welcher Weise sie bedeutungsvoll für Dein Leben sein können. Sind sie wesentlich? Indem Du ihre Bedeutung erkennst, wirst Du sie in Perlen von Weisheit verwandeln können. Schrittweise wird Deine Weisheit wachsen und Du wirst mehr und mehr die Wahrheit erkennen, die diese Ideen verkörpern. Und allmählich wird sich in Dir das Gefühl entwickeln, dass alles Leben Eins ist.
Dies ist ein Artikel von Sri Swami Chidananda Offizielle Homepage von Swami Chidananda
"Gutes Leben und Gottes-Leben" von Sri N. Ananthanarayanan
Die Menschen machen oft keinen Unterschied zwischen gutem Leben und gottesfürchtigem Leben oder göttlichem Leben. Es gibt viele gutmeinende Menschen, die ein wenig in folgenden Bahnen denken. „Also, ich lebe ein gutes Leben. Ich bin glücklich verheiratet. Ich lebe ein sauberes Leben. Ich trinke nicht, Ich rauche nicht. Ich habe keine schlechten Angewohnheiten. Ich bin Vegetarier. Ich esse noch nicht mal Eier. Ich betrüge nicht. Ich verdiene mein Geld anständig. Was will man mehr?”
Im Grunde sind das gute Menschen. Sie sind zweifellos besser als die Verbecher, Betrüger und Schurken in dieser Welt. Sie folgen bestimmten ethischen Richtlinien. Sie gehen als respektable Bürger durch. All dies ist gut. All diese Qualitäten stellen eine gute Basis dar. Aber eine Basis ist kein Gebäude. Sie ist als sie selbst nicht genug. Der Überbau des Gebäudes muss sichtbar werden.
Gutherzigkeit ist keine Frömmigkeit. Tugend ermöglicht ein gutes Leben in dieser Welt, aber es wird keine spirituelle Erlösung bringen. Die sogenannten guten Menschen sind oft selbstsüchtige Menschen, die an ihre Familien und Freunde gebunden sind. Das Herz ist immer noch eingeschränkt. Sie sind immer noch Anhänger der Preyo Marga (Pfad der Ignoranz bzw. der Freuden).
Sie haben nur vage Ideen über Sreyo Marga (Pfad der Erfüllung und des ultimativ Guten), aber sie trauen sich nicht, den Pfad der Sreyo Marga zu beschreiten und haben Angst davor, den Preis zu zahlen. Sie fürchten sich, die Opfer zu bringen, die von ihnen verlangt werden, wenn sie sich auf den spirituellen Weg begehen. Sie können sich nicht mit den Gedanken anfreunden, wohltätige Dinge zu tun, Feinde und Fremde zu lieben, in Maßen zu essen, Entbehrungen auf sich zu nehmen, Ärger und Eifersucht zu kontrollieren usw.
Wenn ein Mensch sich auf den spirituellen Weg begeben will, muss er zuerst diese Missverständnisse geklärt haben. Ein gutes Leben reicht nicht. Was diese Leute mit „gutem Leben“ meinen ist, wenn man genauer hinsieht, nur „nicht böse“ zu sein. Es ist negative “Gutheit”. Das allein reicht nicht.
Jeder Mensch ist eine Kombination aus Gemeinheit, menschlicher Natur und Frömmigkeit. Leute, die mit ihrem guten Leben angeben, haben meist ihre gemeinen Eigenschaften überschritten, aber das ist nur der Anfang. Sie sind immer noch unzähligen menschlichen Schwächen, Versagen, Zu- und Abneigungen ausgesetzt. Sie leiden noch immer an menschlichen Lastern wie Wut, Eifersucht und Begierde. Oft rechtfertigen sie ihre falschen Taten, indem sie Gedanken äußern wie: „ Ach ja, ich bin eben nur menschlich. Im Moment der Leidenschaft hab ich halt einen Fehler gemacht“ oder „In einem Wutanfall hab ich dieses Verbrechen begangen“ oder „In einem plötzlichen Geizanfall ist mir dieses Versehen passiert“. Diese guten Menschen müssen noch ihre menschlichen Untugenden bezwingen und göttliche Tugenden entwickeln oder Daivi Sampat (gebündelte Kräfte, die uns zum Zentrum hin ziehen), so wie es in der Gita verkündet wird. Dies ist der Beginn spiritueller Praxis. Dies ist der Beginn göttlichen Lebens. Dies sind Schritte auf dem Weg zum Himmel.
Diese Leute mit geringem Verständnis – mit spärlichem spirituellen Wissen – identifizieren gutes Leben mit angenehmem Leben. Es sind schwache Menschen, die nicht Willens sind, den Unanehmlichkeiten und Widrigkeiten eines wahrhaft spirituellen Lebens zu begegnen. Man kann diesen Menschen in der ganzen Welt begegnen, in allen sozialen Schichten, in allen Religionen. Einige von ihnen leugnen die Existenz Gottes, aber die meisten bekräftigen ihre Zugehörigkeit zu einer Religion, weil sie immer noch ein flackerndes Gewissen haben. Ihr inneres Gewissen, die Stimme Gottes in ihnen, ist noch nicht völlig erstickt.
Nicht nur das. Diese Freunde leiden unter einem falschen Sinn der Selbst-Befriedigung und Selbstgenügsamkeit. Da Gott sie, wegen kleiner guter Taten in ihren früheren Leben, mit menschlichem Komfort in diesem Leben ausgestattet hat, fühlen sie keine Notwendigkeit für einen Gott in diesem Leben, oder für irgendeine Hilfe von außen. Ihre Philosophie ist: „Iss, trink und freu dich, denn morgen sterben wir“. Wenn man sie fragt, „was wird in deinem nächsten Leben passieren, wenn du keine Verdienste durch tugendhafte Taten in deinem jetzigen Leben anhäufst?“, dann haben sie eine fertige Antwort, die sie dir entgegenschleudern „Wer weiß, ob es ein nächstes Leben gibt? Wer weiß, was passiert wenn wir sterben?“ Für sie ist das gegenwärtige Leben alles. Selbst wenn du ihnen etwas über die Theorie der Reinkarnation erzählst, die durch so viele Beispiele und stützende Beweise demonstriert und bestätigt wurde, sind sie nicht in der Stimmung, hinzuhören. Ihr Verstand ist nicht offen. Sie leiden an einem Gefühl der Selbstgenügsamkeit.
Selbstgenügsamkeit und Selbstgerechtigkeit sind die größten Stolpersteine auf dem Weg zu spirituellem Fortschritt. Der Mann, der ignorant ist, aber willens, die Weisheit von welcher Quelle auch immer kommend, anzunehmen, mit anderen Worten, dem ignoranten aber demütigen Mann kann durch einen Mann mit größerem Wissen geholfen werden. Der Mann, der schon weise ist, der seine Weisheit jedoch wegen seinem überwältigendem Stolz nicht praktiziert, hat auch eine Chance auf Besserung, weil sein Stolz auf den Widerstand des Universums treffen wird und kurz oder lang bezwungen wird. Dann wird er bescheiden und beginnen, weise zu leben. Aber der ignorante Mann, der zur gleichen Zeit arrogant und von seiner Weisheit überzeugt ist, ist als schwierigster von allen zu überzeugen. Selbst Gott kann ihm nicht helfen. Er ist in einer hoffnungslosen Situation.
Dieser Abschnitt wurde verfasst von Sri N. Ananthanarayanan
Yoga und Leben von Sri Swami Brahmananda
Es kursiert der allgemeine Irrglaube unter der Mehrheit der Bevölkerung, dass Yoga nur für diejenigen geeignet sei, die weit weg von der geschäftigen Welt in Höhlen und Wäldern oder in einsamen Mönchs- und Nonnenklöstern leben, wo man sich mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftige, ohne sich im Mindesten um seine Mitmenschen zu kümmern. Dort verzichte man auf die normalen Freuden des Lebens, um auf irgendein Glück nach dem Tod hinzuarbeiten, das sich weit weg in unbekannten Welten befinde, und das bisher noch keiner gesehen habe. Mit diesen Argumenten vermeiden die meisten Menschen alle höheren Werte des Lebens, die Religion und Philosophie anzubieten haben. Im Namen der Spiritualität auf alle Annehmlichkeiten zu verzichten, die das moderne Familienleben mit all seinen Möglichkeiten zu bieten hat, zum Beispiel hohes Ansehen in der Gesellschaft, Wohlstand und Ruhm, verunsichert die große Mehrheit und sie misstraut der zukünftigen Seligkeit, die obengenannte Einsiedler anstreben. Das ist ein trauiges Missverständnis, das aus einem Mangel an richtigem Wissen über das Leben in dieser Welt resultiert. Die Abkehr von der Welt wird als gemeinsamer Faktor in allen Schriften gefunden, die sich mit Befreiung beschäftigen, als die einzig wirksame Medizin gegen alle Leiden hier in dieser Welt. Das mag seltsam klingen. Einer der das Gute will, muss auf das Schlechte verzichten. Das ist verständlich. Wer die Wahrheit begehrt, soll sich von der Unwahrheit abwenden, darüber gibt es ebenfalls keine Meinungsverschiedenheiten. Einer der das Leben will, sollte natürlicherweise den Tod aufgeben. Niemand würde diese logischen Schlussfolgerungen abstreiten. Aber, wenn-was beabsichtigt ist durch Entsagung der Welt - wir unser normales Leben mit allen Sinneserfahrungen aufgeben, was bleibt dann von unserem Leben? Nichts! Die Medizin scheint schlimmer als die Krankheit zu sein! Diese Schlussfolgerung ist das Resultat eines Nicht-Verstehens der wahren Bedeutung der Schriften. Vedanta findet diese Welt in keiner Weise falsch, aber unterweist sicherlich die Menschen, die nach Befreiung streben, davon Abstand zu nehmen. Entsagung hat nichts mit Abneigung oder gar Hass auf diese Welt zu tun. In den Worten der Isavasya Upanishaden ist es Verzicht, um die Welt mit Gott zu bedecken und zu füllen. Wir werden aufgefordert, uns von der Welt unserer gegenwärtigen fehlerhaften Wahrnehmung abzuwenden und ihre wahre Natur zu erkennen. In aller Kürze gesagt, die ganze Welt als Gott zu sehen ist wahre Entsagung der Welt, beschrieben von denen, die die Wahrheit gesehen haben.
So wie die verschiedenen Teile eines großen Feigenbaums, die unterirdischen Wurzeln, die oberirdischen Wurzeln, der Stamm, die Äste, die Blätter und die Früchte, obwohl sie verschieden aussehen, nicht getrennt vom Körper des Baumes sind, und so wie die verschiedenen Teile einer riesigen modernen Maschine alle miteinander verbunden sind und dem gemeinsamen Zweck dienen, für den diese Maschine errichtet worden ist, so sind die zahlreichen Objekte, die wir hier einzeln wahrnehmen, nicht voneinander unabhängig und unzusammenhängend, sondern formen aus sich selbst heraus eine organische Einheit, bilden dieses Universum.
Die kleinste Störung des unbedeutendsten Objekts in jedwedem Winkel dieses unermesslichen Kosmoses beeinträchtigt den ganzen Kosmos, genauso wie der kleinste Nadelstich in irgendeinem Teil unseres Körpers von unserem ganzen Körper gefühlt wird. Eine wissenschaftliche Analyse eines beliebigen Objekts hier, zum Beispiel eines Sessels, wird beweisen, dass er aus Atomen besteht, die im Endeffekt auf Kräfte reduziert werden können. Wenn wir die Kräfte, die den Sessel bilden, mit dem Intellekt beobachten, verschwindet der Sessel als solches, und wenn wir den Sessel sehen, nehmen wir die Kräfte nicht wahr. Diese Kräfte haben Bewusstsein als ihre Basis, und es sind keinerlei haarspaltenden Argumente nötig, um zu beweisen, dass nichts ohne Bewusstsein existieren kann. Reines Bewusstsein ist daher die fundamentale Realität. Es ist das Wahrnehmende, das Wahrgenommene und auch die Wahrnehmung. In anderen Worten: Bewusstsein, das nichts außer eins, homogen und non-dual sein kann, und daher ewig und unsterblich ist, wird mit den verschiedenen Begriffen Seher, Gesehenes und Sicht, Hörer, Gehörtes und Hören, Wissender, Gewusstes und Wissen und so weiter bezeichnet. Noch einmal, es ist dieses eine Bewusstsein, auf das mit verschiedenen Namen Bezug genommen wird, mit Brahman oder Atman bei den Vedantins, mit Bhagavan oder Gott bei den Bhaktis, mit Vishnu oder Narayana bei den Vaishnavas und mit Shiva oder Parameshwara bei den Shaiviten. Andere Religionen auf der ganzen Welt haben wieder andere Namen für dieses eine Prinzip, diese eine göttliche Wahrheit. Es wird Christus von den Christen, Allah von den Moslems, Arhat von denJains und Buddha von den Buddhisten genannt.
Die Wahrheit über die Beziehung zwischen Gott und der Welt wird von einem einfachen tamilischen Vers wunderschön zum Ausdruck gebracht: Der Elefant verhüllt das Holz und verschwindet darin, genauso verhüllen die Elemente die Wahrheit und verschwinden in ihr. Obiges nimmt Bezug auf einen lebensgroßen Elefanten, der von einem kundigen Tischler aus schwarzem Holz gefertigt wurde. Die Ähnlichkeit ist vollkommen. Doch obwohl die Augen die Form eines Elefanten sehen, nehmen der Intellekt und das Bewusstsein das Holz wahr, aus dem er gemacht ist. Die Form des Elefanten verhüllt das Holz, doch wenn die Wahrheit des Holzes erkannt wird, verschwindet der Elefant. Gleichermaßen sagt dieser Vers, dass diese aus den fünf Elementen gemachte Welt das Bewusstsein verhüllt und dass, wenn letzteres erkannt wird, sich erstere von selbst auflöst.
Wissen, Erfahren und eins werden mit dem höchsten Bewusstsein ist Yoga. Diese Yogapraxis variiert je nach individuellem Temperament. All die rationalistischen, hingebungsvollen, aktiven und mystischen Temperamente mit ihren zahllosen Kombinationsmöglichkeiten machen die Yogapraxis eines jeden einzelnen Individuums verschieden von der eines jeden anderen. Streng genommen können keine zwei Aspiranten der genau gleichen Methode folgen, obwohl es gemeinsame Faktoren darin gibt, die von allen Suchenden angewendet werden. Nicht wenige in dieser modernen Welt profitieren von einer Kombination aus den Grundlagen der verschiedenen Yogasysteme. Aus diesem Grund empfehlen Weise diese kluge Mixtur - ein wenig Japa, Pranayama und Asana, ein wenig Studium der Schriften, Verehrung der eigenen Schutzgottheit und uneigennütziger Dienst, ein wenig Konzentration und Meditation - besonders für die Neulinge auf dem spirituellen Weg. Wenn diese all das verständig und ernsthaft eine ausreichend lange Zeit praktizieren, findet sich jeder einzelne an das spezielle Yoga angeschlossen, das am besten zu seinem Temperament passt oder zu seinen natürlichen geistigen Neigungen, die er als karmisches Resultat seiner Handlungen aus zahllosen vergangenen Leben erworben hat. Und weitere Konzentration des Übenden entlang der Linien seines speziellen Yogas unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit - nicht als Hobby, sondern als sein einziges Ziel und seine einzige Bestimmung-wird ihn zum göttlichen Bewusstsein führen.
Darstellung essentieller Lebenszusammenhänge aus ayurvedischer und yogischer Sicht:
Ein Vortrag von Dr. Hans Heinrich Rhyner
Ayurveda bedeutet: "Das Wissen vom langen und gesunden Leben". Dr. Rhyner, europäischer Ayurveda Pionier, der über 30 Jahre Erfahrung mit dem jahrtausende alten indischen Naturheilverfahren gesammelt hat, gibt dem Zuhörer wertvolles Wissen mit auf seinen Weg, um dem Leben eine positive Wende geben zu können oder um es in all seiner Schönheit erhalten zu können.
Youtube-Video abspielen:
Weblinks
- Lebensgemeinschaft Infos zu den Yoga Vidya Lebensgemeinschaften
- Der Film deines Lebens Dieser Film zeigt auf phantastische Weise die subtilen Zusammenhänge des Lebens.
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
Siehe auch
- Ayurveda - Das Wissen vom Leben