Psychotherapie

Aus Yogawiki

Psyche = Seele, Therapie/Therapeut ist abgeleitet vom griechischen Verb "therapeueuin" = behandeln, pflegen, verehren, begleiten und heilen, Heilverfahren zur Behandlung von psychosozial bedingten psychischen bzw. psychosomatischen Erkrankungen, Verhaltensstörungen bzw. Leidenszuständen (Leidensdruck). Auch präventive, emanzipatorische, entwicklungs- und gesundheitsfördernde Maßnahmen gehören dazu. Psychotherapie bedeutet auch die Entwicklung des Klienten im Rahmen seiner Möglichkeiten (Ressourcen,Fähigkeiten, Potentiale, Veranlagungen etc.) zu begleiten.

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Die Psychotherapie wurzelt in verschiedenen Wissenschaften (Psychologie, Pädagogik, Medizin, Religionswissenschaften, Kommunikations- und Interaktionsforschung etc.) und hat sich als eine selbständige Disziplin mit eigenständigen Methoden entwickelt. Ein wesentlicher Wirkfaktor der Therapie ist der Therapeut selbst und die Beziehung zwischen ihm und dem Klienten. Und somit ist klar, dass der zusätzlich zu seiner fachlichen Ausbildung genügend Selbsterfahrung besitzen sollte!

Psychotherapie bedeutet eine professionelle Beziehung zwischen Therapeut und Klient (bzw. Klientengruppe). Es sollte eine klare Indikation und Zielsetzung geben (im Gegenteil zu einer zum Beispiel reinen Selbsterfahrungsgruppe). Die Behandlung erfolgt nach mehr oder weniger abgesicherten, wissenschaftlichen Methoden. Es ist auch eine professionelle Begleitung des Klienten durch schwierige Lebensabschnitte.

Das Spektrum der angewandten Methoden ist sehr groß und wächst ständig noch weiter. Die Effizienz der Methode sollte ausreichend erforscht und dokumentiert sein ( Psychotherapieforschung). Immer mehr auch nehmen die östlichen, spirituellen Wissenschaften wie Yoga, Tantra, Meditation etc. Einfluss auf die moderne, westliche Psychotherapie (z. B. in der transpersonalen Psychotherapie).

Psychotherapie heute

Die psychoanalytische Therapie wird heute seltener praktiziert, andere Methoden, wie z.B. die Verhaltenstherapie, werden häufiger praktiziert. Da es auch eine Zersplitterung in zahlreiche Schulen gibt, die teilweise konträre Vorstellungen haben und ein unterschiedliches Vokabular benutzen, kann man heutzutage nur noch schwer von der Psychoanalyse sprechen [1].

Die Grundvorstellungen, die eine Psychoanalyse zur Psychoanalyse macht, sind folgende:

  • Überzeugung von der Existenz des Unbewussten (wobei die Vorstellungen, was das genau ist, teilweise abweichend sind)
  • das Verhältnis zwischen Analytiker und Therapeut ist asymmetrisch; die Hauptverantwortung für die Geschehnisse im Behandlungszimmer hat der Psychotherapeut.

Die freudianische Analysetechnik beruht darauf, mit dem Analytiker eine Art Verbindung gegen den neurotischen Teil seiner Persönlichkeit einzugehen. Das Ziel ist also, den Patienten als unabhängige Person zu entlassen. Im Verlauf der Sitzungen soll sich ein Psychodrama entwickeln. Die unterdrückten, infantilen Wünsche und Ängste des Patienten bestimmen das Geschehen und der Patient begibt sich mit dem Analytiker in eine Auseinandersetzung über Liebe, Zurückweisung, Autorität und Missachtung. Vorübergehend wird eine mutterkindähnliche Beziehung aufgebaut, wofür die Couch sinnbildlich steht (Verkriechen in den Schoß). Die Vorgänge werden dann allerdings kritisiert und interpretiert, um letztlich die Kräfte der Vernunft innerhalb des Patienten zu stärken.

Es gibt heutzutage aber vielfältige Unterschiede. Manche Therapeuten legen eher Wert auf die Rekonstruktion der Lebensgeschichte, manche auf das Bewusstmachen des Unbewussten. Interessant ist auch, welche Bedeutung dem Traumhaften in einer Sitzung beigemessen wird. Die Träume des Patienten werden gedeutet, aber auch der Analytiker kann sich auf seine Fantasien bezüglich des Geschehens in der Sitzung konzentrieren, manche interpretieren gar die ganze Sitzung als Traum. Andere Fragen: Welcher Realitätsgehalt wird den Mitteilungen des Patienten zugeschrieben (gibt es eine Unterscheidung zwischen faktischer und innerer Realität)? Usw. Vor allem ändert sich das Rollenverständnis: Der Analytiker wird nicht mehr so als starke Autorität gesehen, es wird eher Wert gelegt auf den wechselseitigen Prozess. Man weiß heute, dass die Qualität der Beziehung zwischen Patient und Analytiker das entscheidendste Kriterium ist für eine gelingende Psychoanalyse.

Interessant sind auch die vielfältigen kulturellen Unterschiede: In Indien gibt es beispielsweise so eine starke symbiotische Beziehung innerhalb der Familie, sodass Verstrickungen innerhalb der Familie zu lösen nicht- wie im Westen- erwünscht sind, sondern eher Ablehnung auslösen. Generell herrscht in asiatischen Ländern oft ein anderes Verhältnis zur Autorität. Man nimmt die Worte des Analytikers an, wodurch erst gar nicht der Dialog zwischen Psychoanalytiker und Patient entstehen, der ja auf Widersprüche und gelegentlich auch Feindseligkeiten beruht.

Spiritualität und Psychotherapie

Artikel von Arnold Neumann aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 15, Frühjahr 2006

Spiritualität

[Abgeleitet vom lateinischen spiritus = Atem, Lebenshauch, Seele, Geist] Der spirituelle Mensch sucht genau wie der Esoteriker mittels eigener Erfahrungen das Göttliche in sich und allem anderen. Er ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, möchte seine wahre Natur erkennen und sich mit dieser verbinden. Ziel aller spirituellen Wege ist Erleuchtung, Samadhi, Nirwana und was es sonst noch für Namen für die vollkommene Befreiung, oder mit anderen Worten, die vollkommene Dekonditionierung des Menschen, gibt.

Genau wie der Esoteriker vertraut der spirituell suchende Mensch nicht dem Glauben allein, sondern er sucht die Erfahrung des Göttlichen.

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Es gibt sehr viele traditionelle, spirituelle Wege wie z. B. Schamanismus, Yoga, Tantra, Sufismus, Buddhismus, Zen, jüdische und christliche Mystiker und einige mehr. All diese Traditionen bieten den Schülern spirituelle Übungen und Anleitungen für diesen Weg der eigenen Erfahrung. Spiritualität ist keine Sache des Ostens, sondern gab und gibt es schon immer auf der gesamten Welt in allen Traditionen der Menschen. Auch gibt es auf allen Wegen Lehrer und Meister, welche den Schülern auf ihren Wegen helfen und begleiten.

Oft ist es gut, einen Begleiter zu haben, der selbst schon auf dem spirituellen Weg bewandert ist. Der Unterschied zur Religion ist hier wie gesagt, dass man sich nicht auf heilige Schriften und Überlieferungen blind verlässt (also fremden Erfahrungen glaubt), sondern selbst die "heilige" Erfahrung des Einsseins mit Allem (oder auch das kosmische Bewusstsein) sucht.

Eine erweiterte Erklärung von Spiritualität und spiritueller Entwicklung, so wie auch ich sie sehe, ist eine allumfassende Entwicklung und Einbeziehung aller Lebensbereiche des Menschen. Dies wird sehr schön von Jack Kornfield beschrieben und befindet sich am Ende des vierten Kapitels.

Psychotherapie und Spiritualität

Als Yoga, Tantra und Selbsterfahrungsgruppenleiter versuche ich das Wissen, welches ich auf den drei Gebieten (Yoga, Tantra und Psychotherapie) lerne und die Erfahrungen, welche ich mache, zu verknüpfen und für mich zu einer Synthese zu bringen. Denn letztendlich geht es überall um das Gleiche, nämlich den Menschen, und auch dieselben Probleme tauchen in allen Bereichen auf, nämlich die menschlichen Probleme. Und natürlich gibt es an der Oberfläche auch genügend Unterschiede in den Techniken und Philosophien der einzelnen Bereiche.

Im Wort Psychotherapie stecken die Wörter Psyche und Therapie. Übersetzen wir die Psyche als Geist oder auch Seele, dann finden wir dies auch in dem Wort Spiritualität, was übersetzt ja soviel wie Atem, Lebenshauch, Seele oder Geist bedeutet. Hier schon ein klarer Hinweis, dass beide Gebiete sich unter anderem um das Gleiche drehen, nämlich um unseren Geist. Spiritualität ist, wie du oben schon lesen konntest, die Befreiung des Menschen von allen Konditionen und ein Weg zum Gefühl des Eins-Sein mit der gesamten Existenz. Was aber bedeutet Befreiung von allen Konditionen anderes als das, was wir in der Psychotherapie unter Heilung (=Therapie) des Geistes/der Seele verstehen? Und was ist das Gefühl des Eins-Sein anderes als das Gefühl, Ganz zu Sein? Und Ganz bedeutet ja auch Alles. Und Alles ist Eins. Heil heißt auf Deutsch nichts anderes als Ganz. Der Vorgang der Heilung der Psyche, also Psychotherapie, heißt also auf Deutsch dann nichts anderes, als ein Ganz-Werden des Geistes/der Seele, man könnte also auch sagen, ein Alles-Werden des Geistes/der Seele, oder aber ein Eins- Werden. Natürlich sind dies nur Wortspiele, aber schon hier ist zu erkennen, wie eng beisammen Spiritualität und Psychotherapie sind.

Spirituelle Wege helfen dem Menschen mit Techniken, Methoden und Lehrern, die Psychotherapie macht nichts anderes, nur dass die Lehrer dort Therapeuten heißen. Und genau wie in der spirituellen Welt, gibt es jetzt natürlich auch in der Psychotherapie sehr, sehr viele unterschiedliche Methoden, Techniken und Lehrer/Therapeuten, welche helfen wollen, in diesen Zustand der „Ganzheit“ zu kommen. Wichtig ist aber hier immer wieder, nicht die Wege mit dem Ziel zu verwechseln. Und die Ziele sind dieselben oder zumindest sehr ähnlich.

Nun gut, wenn wir also zu den Zielen von der Spiritualität und der Psychotherapie schauen, können wir erkennen, dass es um Heilung im Sinne von Ganz-Werden bzw. Eins-Sein geht. Soweit würde, glaube ich, fast jeder spirituelle Lehrer und auch jeder Psychotherapeut mitgehen. Dies ist, glaube ich, auch der Wunsch eines jeden Menschen tief in seinem Innern, ob er sich dessen im Moment bewusst ist oder nicht. Deshalb ist die Spiritualität wohl auch schon so alt wie die Menschheit und auch nicht auf den Osten beschränkt. Psychotherapie könnte man eigentlich als eine weitere große spirituelle Richtung genau wie Yoga, Tantra etc. ansehen.

Problematisch wird es jetzt nur, und zwar sowohl in der Spiritualität wie auch in der Psychotherapie, wenn es um den richtigen Weg zu dieser Heilung, zu diesem Eins-Sein, geht. Hier ist es auf der ganzen Welt wohl so, dass, immer wenn ein Mensch einen guten, gehbaren, erfolgreichen Weg für sich gefunden hat, er diesen Weg verherrlicht und versucht, ihn allen Menschen als "den Weg" zu vermitteln. Und wenn er erfolgreich ist, in der „Vermarktung" seines Weges, dann wird daraus eine Religion, eine Richtung, eine neue Idee.

Dies ist einfach menschlich und jeder von uns kennt dies mehr oder weniger aus eigener Erfahrung. Hat man etwas als wertvoll, gut und hilfreich erlebt, möchte man es anderen Menschen vermitteln, je nach Charakter mehr oder weniger konsequent, fanatisch, emotional, rational, organisiert, schriftlich, mündlich, vorbildlich, vermarktend etc. etc. etc.

Dies ist zutiefst menschlich… und gleichzeitig Quelle von all den vielen Wegen, Religionen, Philosophien, Ideen etc. Und gleichzeitig natürlich trennt es uns Menschen voneinander ab!!! Die verschiedenen Wege zum Ziel des Berges führen leider oft dazu, dass wir uns vom Ziel entfernen, das Ziel aus den Augen verlieren und uns in irgendwelche Kämpfe untereinander verstricken.

Dies hat dann aber nichts mehr mit Spiritualität oder Psychotherapie zu tun, wenn die Menschen eines Weges anfangen zu denken, sie hätten den alleinigen Weg auf den Berg gefunden. Wenn Yogis denken sie wären besser als Tantriker und umgekehrt, wenn Christen denken, sie wären besser als Muslime und umgekehrt, wenn diese denken, sie wären besser als jene und umgekehrt … und so weiter. Ja, sogar innerhalb der einzelnen Richtungen gibt es dieses Denken und diese Grabenkämpfe… und zwar in jeder Richtung. Dies Denken gibt es auch im Yoga und das erschreckt mich immer wieder.

Aber ich erwische auch mich immer wieder, dass ich kein Deut besser bin und leicht in ein solches Denken verfalle. Es ist einfach ein Spiegel für unsere Welt, dass wir so denken und ein Zeichen dafür, wie nötig wir dieses Gefühl von Eins-Sein mit allen und allem haben.

Spiritualität und Psychotherapie, beides Wege, Richtungen auf dem Weg zur Heilung, können viel von einander lernen, wenn die Menschen dort sich immer wieder diese Vorgänge bewusst machen. Aber nur wenn wir lernen, dass es uns allen um dasselbe geht, nämlich um die Heilung der Menschen, um das Lernen, um das Bewusstmachen, um Befreiung von Konditionen, um die Evolution der Menschheit, um ein Leben mit all dem was existiert, um das Finden unserer inneren Wahrheit und, und, und…

Sowohl in der Psychotherapie als auch in der Spiritualität gibt es nun Menschen, welche sich mehr der Seite der Symptombehandlung verschrieben haben, als auch die andere Seite, wo mehr Ursachenforschung betrieben wird. Ja, man könnte sagen, dies gibt es in allen wissenschaftlichen Zweigen und Richtungen. Wer die Fähigkeit des analogen Denkens gut beherrscht, kann dies überall sehen.

Zum Beispiel in der Physik, der Chemie, der Medizin usw. . Und beide Seiten, sowohl die Symptombehandler wie auch die Ursachenforscher, sind Menschen und unterliegen damit den voran genannten Fallen, nämlich dass sie ganz schnell dabei sind, die andere Seite als schlechter hinzustellen etc. . Dabei könnte man doch beides als richtig, wichtig und notwendig ansehen. Hier einen Auszug aus dem Buch „Du bist Schönheit, Krishnamurti - angewandt im Alltag-“. Geschrieben von dem Schweizer Samuel Widmer. Geb. 1948, Mediziner, Psychiater, Psychotherapeut, Seminarleiter und Buchautor. (J. Krishnamurti ist einer der ganz großen spirituellen Meister (1894 - 1986). Er hatte sein Leben lang abgelehnt, ein Meister zu sein und Schüler zu haben. Zweifellos aber war er einer der großen spirituellen Meister des letzten Jahrtausends.)

Hier nun der Buchauszug:

"… (S.14 ff.) …In dieser Zeit befand ich mich gleichzeitig in der Ausbildung zum Arzt und schließlich dann zum Psychiater und zum Psychotherapeuten. Psychotherapie hatte ich immer als das Beobachten, Aufdecken und Stillsein mit dem, was ist, und als die Wandlung, die dadurch in uns einsetzt, erlebt.

Es irritierte mich deshalb zuerst, zu hören, dass Krishnamurti dem analytischen Vorgehen der Psychoanalyse nichts abgewinnen konnte. Erst allmählich verstand ich, dass es innerhalb der Psychotherapie zwei grundsätzliche verschiedene Bewegungen gibt und dass diejenige, welcher ich mich ganz spontan angeschlossen hatte, die kleinere war.

Die andere, größere, ist diejenige, die tatsächlich Psychotherapie, Psychoanalyse, als gedanklichen, intellektuellen, analytischen Prozess versteht; die mir bekannte kleinere ist diejenige, der das Gedankengut Krishnamurtis nicht fremd ist, obwohl es in dieser Reinheit natürlich kaum irgendwo zu finden ist.

Man kann auch sagen, Analytiker im Sinne von Krishnamurti vermeiden Beziehung, währenddem für die kleinere Gruppe Analyse oder eben Psychotherapie gerade ein Prozess der Beziehung ist. Diese kleinere Bewegung versucht Transformation zuerst in sich selbst, im Analytiker, und dann darüber hinaus im Klienten zu bewirken. In dem Hilfe geleistet wird, sich der inneren Wahrheit zu stellen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und in diesem Stillsein damit, dann Wandlung zu erfahren.

Die Entdeckung, dass Psychotherapie nicht einfach Psychotherapie ist, nicht immer das darunter verstanden wird, was ich meinte, dass vielmehr mein Verständnis davon einen kleinen Raum innerhalb dieser großen Gesamtbewegung des psychotherapeutischen Denkens einnahm, entfremdete mich natürlich zunehmend von der Zugehörigkeit zu diesem Hintergrund, lange noch bevor ich darin ausgewachsen war.

Gleichzeitig erschloss mir aber dieses Umfeld einen Raum, in dem ich meine Berufung, wie ich sie mehr und mehr erkannte und anerkannte, leben konnte. Und es fiel mir daher leicht, diesen Hintergrund zumindest vorläufig als Rahmen meiner Tätigkeit zu akzeptieren. Meine Berufung erkannte ich darin, zuerst einmal eine völlige Wandlung in meinem Bewusstsein hervorzubringen und diese dann unter die Menschen zu tragen, um mitzuhelfen, eine grundsätzliche - und äußerst notwendige - Mutation im Bewusstsein der Menschheit überhaupt zu bewirken.

Psychotherapie war für mich nie ein Prozess gewesen, der lediglich oberflächliche Symptome heilen soll - dies war höchstens ein wünschenswerter Nebeneffekt. Sondern das Angebot, im Spiegel einer Beziehung oder - im Rahmen der Gruppentherapie, wie ich sie später vor allem zu betreiben begann - im Spiegel von vielen Beziehungen diese grundsätzliche innere Revolution im Bewusstsein hervorzubringen, von der Krishnamurti in so eindrücklicher Weise sprach.

Die Psyche wird im Allgemeinen als ein Teil des Bewusstseins gesehen. Krishnamurti gebrauchte die beiden Begriffe auch synonym. Die Psychologie befasst sich meist nur mit gewissen Spektren des Bewusstseins, vor allem mit Problemen und Bedürfnissen. Lediglich die Transpersonale Psychologie ist wesentlich darüber hinausgegangen in einem umfassenderen Bereich, indem sie sich auch mit Liebe und Gotteserfahrung auseinandersetzt.

Natürlich gibt es auch andere Richtungsunterschiede in der Psychotherapie, wie zum Beispiel die zudeckende oder unterdrückende versus die aufdeckende oder anerkennende Psychotherapie, welche ebenso wie der analytische beziehungsweise Wahrnehmungszugang die Tore für Krishnamurtis Lehre in der Psychotherapie öffnen bzw. schließen. Aber darauf näher einzugehen, fühle ich mich nicht berufen.

Zusammenfassend kann man sagen: Normale Psychotherapie befasst sich mit dem Kranken. Es geht dabei um eine Umkonditionierung oder Neukonditionierung des Gehirns. Diese Art von Psychotherapie, die sehr verbreitet ist, ist dem Denken Krishnamurtis fremd. Meine Psychotherapie fühlt sich verantwortlich für den ganzen Menschen und auch für die Erneuerung der Gesellschaft. Ihr Ziel ist eine völlige Dekonditionierung des menschlichen Gehirns und Geistes, eine radikale Wandlung des Einzelnen und damit der Gesellschaft. Diese Art der Psychotherapie ist die praktische Anwendung der Lehre Krishnamurtis im Alltag…". Soweit das Zitat aus dem Buch.

Ähnlich wie Samuel Widmer, sehe auch ich 2 verschiedene Richtungen/Seiten in der Psychotherapie. Die eine Seite ist ausgerichtet auf das möglichst schnelle und einfache Beheben von Störungen und Problemen. So wie eine Kopfschmerztablette soll die Psychotherapie ein Problem/Symptom einfach nur beseitigen. Dies führt dann aber oft nur zu einer Symptomverschiebung und der Therapeut hat einen treuen Kunden. Aber dieser Kunde wird irgendwann auch schlauer und sich dann vielleicht der Ursachenforschung stellen. Wer will ihm vorschreiben, dass und wann er dies zu tun hat? Es ist eine Frage der Freiheit und der persönlichen Geschwindigkeit eigener Entwicklung.

Die andere Seite ist eine ganzheitlich denkende Richtung und ist weniger auf die Symptome ausgerichtet; vielmehr wird hier versucht, die Ursachen zu finden und zu beseitigen. Grundsätzlich möchte ich dies allerdings nicht so schwarz/weiß sehen wie Samuel Widmer und möchte beiden Seiten eine Berechtigung zusprechen. Manchmal ist es einfach sinnvoller, eine Kopfschmerztablette zu nehmen, nämlich wenn dies keine regelmäßige Sache ist und ich auch gerade in dem Moment des Kopfschmerzes keine Zeit für eine Ursachenforschung habe.

Ein, zwei Tabletten im Jahr machen mich nicht süchtig und auch nicht krank. Somit kann ich für akute Situationen schon gut mal eine Tablette nehmen. Sobald aber das Einnehmen eines Medikamentes zu einer regelmäßigen Sache wird, sollte man sich doch besser der Ursachenforschung in der eigenen Psyche zuwenden. Auch auf spirituellen Wegen wie dem Yoga sind, analog zur Psychotherapie, 2 grundsätzliche Richtungen auszumachen. Die eine Seite sind die Yogis, welche Yoga betreiben um Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Burnout etc. loszuwerden oder sie suchen Ruhe, Kraft und Entspannung. Alles andere interessiert sie wenig.

Die andere Seite der Yogis betreibt Yoga um die Ursache allen Leidens zu finden und zu beseitigen. Also ähnlich gibt es bei der Psychotherapie und der Spiritualität diese beiden Extreme… und alles dazwischen. Wer könnte mich hindern, beides zu wollen? Wer durchblickt, weiß, dass das Abwehren von irgendetwas im Außen meist mit der Abwehr in einem selbst von irgendetwas im Innen zu tun hat. Grundsätzlich fühle ich mich auch mehr zu der Ursachenforschung hingezogen, sowohl in meiner eigenen Entwicklung als auch in dem, was ich lehren möchte. Aber ich möchte mir selbst auch immer wieder das klar machen, was ich hier geschrieben habe. Nämlich dass es uns nichts bringt, andere Richtungen und ihre Wege schlecht zu machen und uns dadurch voneinander zu trennen. Und außerdem genieße ich es, wenn die Ursachenforschung als Nebeneffekt viele Symptome verschwinden lässt. Spiritualität und Psychotherapie, hier treffen zwei Welten aufeinander. Ich hoffe, dass sie sich weiterhin befruchten und damit dazu beitragen, Gräben zwischen dem „Alles ist Eins“ abzubauen.

Transpersonale Psychotherapie

Die transpersonale Psychotherapie entwickelte sich in den 80er und 90er Jahren und bedeutete die Umsetzung der transpersonalen Psychologie.

Der Begriff der transpersonalen Psychologie wurde in den 60er Jahren von den humanistischen Psychologen Maslow und Suitch und von dem Psychiater und Psychoanalytiker Stanislow Grof geprägt. Davor wurde er auch schon manchmal von analytischen Psychologen (Jungianern) und von Assagioli (Psychosynthese) verwendet.

Die transpersonale Psychologie/Psychotherapie verbindet die westliche, moderne Wissenschaft mit dem uralten Weltbild der alten, traditionellen Philosophien der Mystiker aus aller Welt. Dies ist also unabhängig von einzelnen Religionen. Vielmehr sind es die Erfahrungen aller spirituell Suchenden, und diese Erfahrungen sind durch alle Traditionen hin gleich. Denn es ist immer der Mensch, und der ist unabhängig von allen Religionen auf der ganzen Welt gleich gestrickt und macht die gleichen Erfahrungen, wenn er in die Tiefe geht. Nur die Wahrnehmung und Darstellung dieser Erfahrungen sind individuell.

Man könnte sagen, dass die transpersonale Psychotherapie einfach nur einen Schritt weiter geht, als sonstige, personale Psychotherapie. Das Ziel der „normalen“, personalen Psychotherapie ist ein Mensch, welcher gesund und munter seinen Erwachsenen in unserer Gesellschaft steht und den Anforderungen seines Lebens und unserer Gesellschaft gewachsen ist. Hierzu werden zum Beispiel Kindheitstraumen des Klienten, Elternprojektionen, Verhaltensmuster, Glaubenssätze und vieles mehr, bewusst gemacht und möglichst aufgelöst. Der Mensch wird in seiner Entwicklung zu einer reifen, autonomen Persönlichkeit begleitet, sein Selbstbewusstsein gefestigt/gestärkt usw. (siehe oben).

Die transpersonale Psychotherapie geht genauso vor und es ist wichtig, dies zu betonen. All die Schritte, welche in der „normalen“ Psychotherapie für richtig und wichtig erkannt worden sind, sind dies auch in der transpersonalen Psychotherapie. Dann aber geht die transpersonale Psychotherapie einen Schritt weiter, nämlich den Schritt des Mystikers. Gemeint ist das Aufgehen in einen größeren Zusammenhang, die Entwicklung des Gewahrseins der Einheit allen Seins. Das Ego, das Ich, verliert dadurch nicht seine Bedeutung, wohl aber seine Wichtigkeit. Es ordnet sich ein in ein Größeres, der Mensch als Bestandteil des gesamten Universums. Es ist also ein weiterer Entwicklungsschritt, welcher hier den Menschen angeboten wird. Es ist die spirituelle Entwicklung, welche demjenigen angeboten wird, der die normale Psychotherapieentwicklung durchlaufen hat.

Klar ist glaube ich an diesem Punkt jedem, dass der Therapeut fundierte Ausbildung und Selbsterfahrung in beiden Bereichen braucht, um den Klienten auf diesem Weg kompetent begleiten zu können. Erleuchtung ist ein Prozess und die transpersonale Psychotherapie bietet hierzu einen modernen Weg mit Mitteln der Psychotherapie und der Spiritualität an.

Wer viel in der „spirituellen Welt“ unterwegs ist, kann oft Menschen kennen lernen, denen dieses Wissen fehlt und die versuchen, direkt den spirituellen, überbewussten, transpersonalen Weg zu gehen, ohne jemals die entsprechende Vorarbeit geleistet zu haben. Diesen Menschen würde es gut tun, zwei Gänge zurück zu schalten.

Hier stimme ich absolut mit Ken Wilber überein, welcher diesen Weg „Atman Projekt" genannt hat und den menschlichen Entwicklungszyklus in drei Schritte einteilt. Vom Unbewussten („präpersonal", Kindheitsentwicklung) hin zum Selbstbewussten (personal, Entwicklung eines reifen Ichs) und weiter zum Überbewussten (transpersonal, Entwicklung zum Einheitsgefühl).

Dies ist eine Entwicklung, welche von spirituellen Schülern, Lehrern und Meistern oft nicht gesehen wird, aus welchen persönlichen Gründen auch immer. Dies aber führt immer zu einer Schieflage in der Gesamtentwicklung eines Menschen. Und die natürliche, gesunde Gesamtentwicklung der Menschen sollte sowohl den Psychotherapeuten wie auch den spirituellen Lehrern am Herzen liegen. Alles andere ist eine Flucht vor einem oder zwei der 3 Schritte/Gebiete im menschlichen Entwicklungszyklus.

Flucht aus Angst vor dem, was da alles passiert in der jeweiligen Entwicklung des jeweiligen Gebietes. Man kann sich aus Angst vor den anderen Gebieten ganz gut in einem Gebiet verschanzen und dort dann auch sehr weit kommen und sehr gut und bewandert werden. Man kann Meister auf einem der 3 Entwicklungsgebiete werden und andere Menschen durch sein Können begeistern und mitziehen. Man kann dadurch berühmt und populär werden… und vieles mehr erreichen. All das aber ändert nichts an der Tatsache, dass man sich dem Rest der menschlichen Entwicklung verweigert und deshalb in einer Schieflage lebt.

So kann man zum Beispiel einen Menschen kennen lernen, welcher sich auf dem transpersonalen Gebiet so weit entwickelt hat, dass er ein riesiges Wissen und eine sehr große meditative Erfahrung hat. Dies kann zu sehr bemerkenswerten Fähigkeiten führen und dieser Mensch kann zu hohem Ansehen kommen oder große Anhängerschaft finden. Es ist diesem Menschen möglich, sich tief in das Gefühl des Eins-Seins mit allen und allem zu versenken, er hat dies gelernt und jahrelang geübt. Er ist ein Fachmann auf diesem Gebiet und dort auch ein guter Lehrer/Meister.

Lernt man diesen Menschen nun näher, persönlich kennen, also kommt man in eine menschliche Beziehung mit ihm, merkt man nun aber recht schnell, wo die Schieflage sich bemerkbar macht. So sind viele große spirituelle Meister, welche eine Frau haben/hatten, nicht in der Lage, diese Beziehung so zu leben, dass sie auf der menschlichen Ebene befriedigend ist/gewesen wäre.

Dies ist ein guter Weg, herauszufinden, in wie weit ein spiritueller Meister nur Meister auf seinem Gebiet ist oder auch auf den anderen beiden Gebieten. Man fragt einfach seine Frau, ob sie glücklich mit ihm ist, man schaut, ob seine Kinder glücklich sind, man schaut, ob er mit beiden Beinen auf der Erde steht.

Sieht man nämlich alle drei Gebiete als ganzheitliche, spirituelle Entwicklung, dann sind sehr viele spirituelle Lehrer/Meister nur „Fachidioten“, welche aus Angst, aus den anderen beiden Entwicklungsgebieten geflohen sind und die Not der Flucht zur Tugend der meisterhaften Entwicklung auf ihrem Gebiet gemacht haben. Sobald sie Kontakt bekommen und sich in die anderen Gebiete verstricken, bemerken sie und andere ihre Defizite dort. Dies führt entweder dazu, dass sie sich nicht mehr raus wagen in die gesamte Welt, oder dazu, dass sie anerkennen, dass da noch viel auf den anderen Gebieten zu lernen und zu erfahren ist und sie sich dem dann stellen.

Dies ist oft der Grund, warum sich viele so genannte spirituelle Lehrer/Meister aus zwischenmenschlichen, intimen, persönlichen, sexuellen, weltlichen, finanziellen, materiellen Dingen raushalten, nämlich weil sie schlicht und einfach dort keine Ahnung und Erfahrung haben. Dann haben sie natürlich Angst davor oder Angst, dass jemand bemerken könnte, dass sie wenig Ahnung/Erfahrung dort haben. Sie versteifen sich immer mehr auf ihr Fachgebiet und trennen sich immer mehr vom Rest. Um dies noch besser zu kaschieren, kommen viele von ihnen dann irgendwann auch noch auf die Idee, die anderen Gebiete als niedere, unwichtige, hinderliche, sündige oder sonst wie schädliche Gebiete abzustempeln.

Ein gutes Beispiel dafür, dass dies nicht so sein muss, ist Jack Kornfield, ein Mann der ganzheitlichen, spirituellen und psychotherapeutischen Richtung.

Ein Buddhist namens Jack Kornfield

Jack Kornfield ist ein Buddhist, welcher sich in seinem Buch "Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens" ausführlich mit diesen Problematiken beschäftigt hat. Er ist für mich einer der ganz großen lebenden Buchautoren, persönlich habe ich ihn leider noch nicht kennen gelernt.

Jack Kornfield ist promovierter Psychologe und Psychotherapeut. Er war Mönch in Thailand, Burma und Indien und lehrt seit 1974 weltweit Meditation. Er zählt zu den ganz großen und anerkanntesten Vermittlern von buddhistischem Gedankengut für den westlichen Alltag.

Er selbst musste im eigenen Leben erfahren, dass man zwar gut in den oberen Chakren entwickelt sein kann, also die überbewusste, transpersonale Entwicklung mit enormem Erfolg betreiben kann, dies einem aber, zurück im normalen westlichen Alltag, dort nichts bringt. Dort nämlich sind sofort alle alten Probleme, welche man ungelöst zurückgelassen hat, wieder da. Sein persönlicher Entwicklungsweg ging von oben nach unten und zeigt, dass natürlich auch dies geht. Es ist vielleicht nicht gerade empfehlenswert, ein Buch von hinten nach vorne zu lesen, möglich aber ist alles.

Hier nun der Buchauszug:

"…Als ich ins Kloster ging, hatte ich gehofft, den Qualen meines Familienlebens und den Schwierigkeiten der Welt zu entkommen, aber natürlich folgten sie mir, wohin ich auch ging. Es dauerte viele Jahre, bis mir klar wurde, dass diese Schwierigkeiten…

…Seit ich lehre, habe ich oft gesehen, wie viele meiner Meditations-Schüler die spirituelle Praxis missverstanden, und wie sie hofften, sie als Mittel zur Flucht vor ihrem eigenen Leben benützen zu können; ich sah, wie sie die Ideale und Sprache ihres spirituellen Lebens benützen, um dem Leiden und den Schwierigkeiten der menschlichen Existenz auszuweichen - nicht anders, als ich selbst es versucht hatte -, und wie sie in Tempeln, Klöstern und Kirchen auf die Suche nach den "special effects" gingen.

Meine eigene Praxis war eine Reise abwärts, verlief also gegensätzlich zu der Richtung, in der nach weit verbreiteter Meinung die spirituellen Erfahrungen verlaufen sollten. Während dieser Jahre konnte ich mich dabei beobachten, wie ich mich von Chakra zu Chakra (spirituelle Energiezentren des Körpers) von oben nach unten arbeitete, anstatt von unten nach oben.

Meine ersten zehn Jahre systematischer spiritueller Praxis verliefen hauptsächlich unter der Kontrolle des Verstandes. Ich studierte, las und meditierte und führte das Leben eines Mönchs; dabei entwickelte ich ständig die Kraft meines Denkens, um alles zu verstehen. Ich entwickelte Konzentration und Samadhi (tiefe Stadien mentaler Versunkenheit) und hatte alle möglichen Erkenntnisse. Ich erlebte Visionen, Offenbarungen und eine Reihe von tiefen Zuständen des inneren Erwachens. Im Verlauf der Entwicklung meiner Praxis wurde mein gesamtes Verständnis meiner Existenz auf den Kopf gestellt, und allmählich lernte ich die Dinge auf eine neue und klare Weise zu sehen. Ich dachte, diese Erkenntnisse seien der Clou der Praxis, das, worauf es ankäme, und war sehr zufrieden mit meiner neuen Art des Weltverständnisses.

Doch nachdem ich als Mönch in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt war, brach alles in Stücke. In den Wochen nach meiner Rückkehr legte ich die Robe ab, schrieb mich an einer Hochschule ein, suchte einen Job als Taxifahrer und arbeitete nachts in einem Nervenkrankenhaus in Boston. Und ich ging eine intime Beziehung ein.

Obwohl ich von meinem Kloster so klar, weiträumig und high zurückgekehrt war, entdeckte ich bald - in meiner Liebesbeziehung, in meiner Wohngemeinschaft, und bei meinem Krankenhauspraktikum für die Hochschule -, dass mir die Meditation recht wenig für meine menschlichen Beziehungen gebracht hatte.

Noch immer war ich emotional unreif und agierte die qualvollen Muster von Schuld und Angst, Anziehung und Ablehnung aus, von denen ich vor meiner buddhistischen Schulung gefangen gewesen war; nur dass nun noch der Horror dazu kam, diese Muster weitaus klarer zu sehen. Ich konnte die Meditation der Herzenswärme für tausend Wesen irgendwo auf der Welt praktizieren, aber ich bekam fürchterliche Probleme damit, mich ganz auf einen Menschen hier und jetzt einzulassen.

Ich hatte die Kraft meines Denkens in der Meditation eingesetzt, um schmerzhafte Gefühle zu unterdrücken, und allzu oft bemerkte ich nicht einmal, dass ich wütend, traurig, voller Sorgen oder frustriert war; es fiel mir erst viel später auf. Die Wurzeln meines Scheiterns in Beziehungen hatte ich noch gar nicht erforscht. Ich verhielt mich alles andere als geschickt im Umgang mit meinen Gefühlen, mit Beziehungen auf emotionalen Ebenen und überhaupt darin, mit meinen Freunden und Lieben in einer angemessenen Art zu leben.

Ich war gezwungen, meine gesamte Praxis tiefer nach unten zu verlagern, vom Verstand zum Herzen. Nun begann ein langer und mühsamer Prozess, in dem ich mich meinen Gefühlen wieder zuwandte, meine Aufmerksamkeit auf meine Beziehungsmuster richtete und lernte, meine Gefühle zu erleben und mit den gewaltigen Kräften menschlicher Beziehung umzugehen.

Die Mittel dazu waren Gruppen- und Einzeltherapie, herzzentrierte Meditationsmethoden, transpersonale Psychologie und eine Reihe von teils guten, teils katastrophalen Beziehungen. Ich untersuchte die Herkunft und Geschichte meiner Familie und wandte dieses Wissen und diese Erkenntnisse auf meine aktuellen Beziehungen an. Schließlich führte dies zu einer anfänglich recht schwierigen Liebesbeziehung, die sich zu einer glücklichen Ehe mit meiner Frau Liana entwickelte und mich mit einer wunderschönen Tochter, Caroline, beglückte. Nach und nach habe ich diese Arbeit des Herzens als einen völlig integralen Teil meiner spirituellen Praxis verstehen gelernt. …

…In dem Maße, in dem sich meine Praxis die Chakren abwärts bewegte, wurde sie intimer und persönlicher. Sie erforderte bei jedem Schritt auf dem Weg mehr Aufrichtigkeit. Und sie gewann einen ganzheitlichen Charakter. Denn wie ich mit meinem Körper umgehe, ist nicht mehr davon zu trennen wie ich mit meiner Familie umgehe oder mit meiner Verpflichtung gegenüber dem Frieden auf unserer Erde. So erweiterte sich auf diesem Weg abwärts die Vorstellung von meiner Praxis, bis sie schließlich nicht nur meinen eigenen Körper und mein eigenes Herz, sondern das gesamte Leben ermöglicht.

Während dieses Prozesses der Vertiefung und Erweiterung meiner inneren Verpflichtung für das spirituelle Leben erlebte ich, wie sich sowohl mein Einsatz an Anstrengung als auch meine Motivation gewaltig veränderten. Zu Beginn meiner Praxis und meines Lehrens hatte ich den spirituellen Pfad nur als etwas gesehen, wofür man sich anstrengen und worum man ringen musste. Ich wandte große Mühe auf, um meinen Körper stillzuhalten, mich zu konzentrieren, in der Meditation meinen Geist zu disziplinieren und Schmerzen, Gefühle und Ablenkungen zu überwinden.

Ich benützte die spirituelle Praxis, um Zustände der Klarheit und des Lichts, Erkenntnisse und eine veränderte Weltsicht zu gewinnen, und am Anfang war dies auch der Inhalt dessen, was ich lehrte. Nach und nach wurde mir klar, dass bei den meisten von uns gerade dieser Kampf die Probleme noch verstärkt.

Wenn wir zu Urteilen neigen, urteilen wir noch vehementer über uns selbst und unsere spirituelle Praxis. Wenn wir von uns selbst abgeschnitten sind und unsere Gefühle, unseren Körper und unser Menschsein leugnen, werden dieses Getrenntsein und der Kampf um die Erleuchtung oder um irgendein spirituelles Ziel noch verstärkt.

Wann immer ein Gefühl der Wertlosigkeit und des Selbsthasses Fuß fassen kann - in der Angst vor unseren Gefühlen oder in der Beurteilung unserer Gedanken -, wird es durch das spirituelle Ringen noch intensiviert. Und doch wusste ich, dass es keine spirituelle Praxis geben kann ohne sehr viel Hingabe, Einsatz von Energie und innere Verpflichtung. Wenn die Anstrengungen und der Idealismus nicht weiterhalfen - wo sollte ich diese nötige Fähigkeit dann hernehmen?

Was ich jedoch entdeckte, waren wunderbare Neuigkeiten für mich. Um uns zutiefst zu öffnen, wie es ein echtes spirituelles Leben erfordert, brauchen wir ungeheuer viel Kraft und Mut - eine Art Kampfgeist. Doch der Ort, wo sich diese Kraft des Kriegers entfaltet, ist das Herz. Die Energie, die innere Verpflichtung und den Mut brauchen wir nicht dazu, um vor unserem Leben davon zu laufen, und auch nicht, um es mit irgendeiner Philosophie zuzudecken, sei es materialistisch oder spirituell.

Wir brauchen das Herz eines Kriegers, damit wir uns unserem Leben unmittelbar stellen und uns direkt mit unseren Schmerzen und Grenzen, unseren Freuden und Möglichkeiten befassen können. Dieser Mut macht es uns möglich, jeden Aspekt des Lebens in unsere spirituelle Praxis mit ein zu beziehen: unseren Körper, unsere Familie, unsere Gesellschaft, die Politik, die Ökologie der Erde, Kunst, Erziehung und Ausbildung. Nur so können wir Spiritualität wirklich in unser Leben integrieren.…"

Soweit aus dem genialen Buch "Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens" von Jack Kornfield.

Wesentlich ist also, dass zwischen der transpersonalen Psychotherapie und einer ganzheitlichen Spiritualität kein Unterschied besteht. Es geht beiden um die vollständige Entwicklung des Menschen auf allen menschlichen Gebieten und in all seinen menschlichen Phasen zwischen Geburt und Tod und darüber hinaus um ein Erkennen der göttlichen Natur im Menschen.

Jegliche Einschränkung ist zurück zu führen auf denjenigen, der sie aus persönlichen Gründen einschränkt. Wo auch immer diese Einschränkung liegt, so liegt dort ein Entwicklungsbedarf des Einschränkenden oder der Gruppe der Einschränkenden.

Sowohl die Einschränkung der "normalen" Psychotherapie auf nur den präpersonalen und personalen Teil als auch die Einschränkung der Spiritualität auf nur den transpersonalen Teil sind Zeichen von Menschen, welche Angst vor dem anderen Teil der menschlichen Entwicklung haben und ihn deshalb unterdrücken.

Letztendlich hoffe ich, dass dies auf beiden Seiten immer mehr erkannt wird, beide Welten immer mehr zusammenwachsen und gemeinsam für das Wohlergehen der Menschen arbeiten. Und wenn dies geschieht, wird sich das Wissen und die Erfahrung, dass alles eins ist, immer mehr verbreiten. Und damit werden wir Menschen immer mehr verstehen, dass es nicht nur um die Menschen geht, sondern um alles was existiert. Alles was existiert ist eins. Und dass wenn ich mich um irgendwas kümmere (oder nicht kümmere), sei es nun um mich selbst oder um meinen Mitmenschen neben mir, um Tiere oder Pflanzen, ganz egal um was, ich kümmere mich immer um das Ganze, um Alles, um Eins. Und damit auch um mich.

Klientenzentrierte Psychotherapie nach Carl Rogers

Die Klientenzentrierte Psychotherapie, die auch einfach Gesprächspsycho-therapie (GT) oder Personenzentrierte Gesprächspsychotherapie oder nicht-direktive Psychotherapie genannt wird, ist ein weltweit verbreitetes klassisches Psychotherapieverfahren der humanistischen Psychologie, die in den 1970er-Jahren in Abgrenzung zu den etablierten Verfahren der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie entwickelt wurde.

Die Kernthese des Begründers Carl Rogers in der Humanistischen Psychologie lautet:

"Das Individuum verfügt potenziell über unerhörte Möglichkeiten, um sich selbst zu begreifen und seine Selbstkonzepte, seine Grundeinstellung und sein selbstgesteuertes Verhalten zu verändern; dieses Potenzial kann erschlossen werden, wenn es gelingt, ein klar definiertes Klima förderlicher psychologischer Einstellungen herzustellen." - Carl Rogers

Exkurs-- grober Überblick Humanistische Psychologie/Psychotherapie

Die Humanistische Psychotherapie ist eine der vier großen psychotherapeutischen Schulen neben der psychoanalytischen/psychodynamischen Tiefenpsychologie, der Verhaltenstherapie und seit 2008 der Systemischen Therapie. (Daneben gibt es die Hypnosepsychotherapie, die Gruppentherapien, die imaginativen Therapien, die Körperpsychotherapien, die Kreativtherapien, die Soziotherapien und andere).

Zudem gibt es die medikamentöse Psychopharmakotherapie und nichtmedikamentöse biologische Verfahren (z.B. Lichttherapie, Elektrokrampftherapie u. a.)

Zu den humanistischen und erlebnisorientierten Psychotherapien zählt außer der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers die Gestalttherapie nach Fritz Perls.

Psychische Störungen entstehen nach Auffassung der Humanistischen Psychologie durch Blockade der Selbstentfaltung.

Ferner gibt es Psychologieansätze und Therapieverfahren, die der Humanistischen Psychologie nahestehen. Hierzu zählen die Logotherapie und Existenzanalyse, die humanistische Psychoanalyse, des Neopsychoanalytikers Erich Fromm und das Humanistische Psychodrama.

Zu den Grundannahmen der Humanistischen Psychologie zählen:

Grundannahmen der Klientenzentrierten Psychotherapie

Klientenzentrierte Psychotherapie basiert auf einer humanistischen Anthropologie des angeborenen Selbstverwirklichungs-und Vervollkommnungsstrebens, die bei gesunden Entwicklungsbedingungen zu einer Reifung und positiven Selbstentfaltung der Persönlichkeit führt. Der Mensch wird in seiner biopsychosozialen Ganzheit (ganzheitlich!) wahrgenommen.

Die Personenzentrierte Psychotherapie stützt sich auf die innewohnenden Ressourcen und orientiert sich an ihnen. Klientenzentrierte Psychologie geht davon aus, dass jeder Mensch über ausreichende Potenziale verfügt, die den Beginn seines Selbstheilungsprozesses auslösen können, sowie er auch selbst am besten in der Lage ist, seine persönliche Situation zu analysieren und eigene Problemlösungen für sich zu erarbeiten. Ausgehend von diesem positiven Menschenbild wird bei der personenzentrierten Psychotherapie der Klient zum Experten für sich selbst auf dem Wachstumsweg zu einer "fully functioning person", "einer voll funktionsfähige Person".

Eigenschaften einer "fully functioning person" nach Rogers

Zentrale Begriffe dieses humanistischen Persönlichkeitsmodells sind:

Aktualisierungstendenz

Aktualisierungstendenz wohnt dem Organismus im Sinne einer Tendenz zur Entfaltung aller positiven Kräfte inne, und strebt nach Erhalt und Förderung der "Ganzheit" des Organismus. Alle Wahrnehmungen, die auf einen Organismus einwirken, bewertet dieser im Sinne von "gut für sich" oder "schlecht für sich" und reagiert/handelt darauf entsprechend. Dieser organische Bewertungsprozess beginnt schon in der Säuglingszeit. Das Baby schreit, weil es Hunger hat oder es zu warm oder kalt ist. So werden negative und positive Erfahrungen ins vorsprachliche Bewusstsein aufgenommen.

Selbstaktualisierungstendenz

Selbstaktualisierungstendenz ist das Bestreben, sich selbst zu erfahren und sein Erleben bewusst zu verarbeiten. Die Klientin/der Klient:

  • arbeitet heraus, was wirklich wichtig für sie/ihn ist.
  • überprüft und bewertet ihre/seine sozialen Beziehungen.
  • erwirbt Werte und findet für sich heraus, was sie/er wirklich gut oder schlecht findet
  • entwickelt Zukunftsperspektiven und realistische Lebensziele.
  • Entdeckt nach und nach Neigungen und Begabungen.

Selbstkonzept

Das Selbstkonzept besteht aus allen Annahmen und Ansichten über sich selbst einschließlich deren Wertung und entwickelt sich durch die Interaktion mit der Umwelt und wird durch sie beeinflusst, bzw. geprägt. Bezugspersonen, Freunde, Partner, Institutionen, Arbeitskollegen, Gesetze etc. Für die Entwicklung des Selbstkonzepts sind zwischenmenschliche Beziehungen grundlegend, wobei den primären Bezugspersonen (in der Regel die Eltern) dabei eine besonders bedeutsame Wirkung zukommt. Das Selbstkonzept ist ein dauerhaftes Muster. Es entsteht meist ein "Real-Selbst" und ein "Ideal-Selbst", also ein realistisches Selbstbild einer Person über ihre tatsächlichen Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen und ein idealistisches Selbstbild, so wie sie sich wünscht zu sein oder worauf sie den höchsten Wert legt.

Selbstbehauptungstendenz

Die Selbstbehauptungstendenz ist bestrebt, das Selbstkonzept aufrechtzuerhalten. Die Erhaltung des Selbstkonzepts ist bei Menschen oft vorrangiger als die Aktualisierungstendenz.

Bedürfnis nach Anerkennung und bedingungsloser Wertschätzung

Das Bedürfnis nach Anerkennung und bedingungsloser Wertschätzung sind die wichtigsten (seelischen) Bedürfnisse des Menschen. Jeder Mensch braucht das Gefühl gesehen, beachtet und verstanden zu werden.

Inkongruenz

Inkongruenz ist eine Diskrepanz zwischen dem Erleben (neuer Erfahrungen) des Organismus und dem Selbstkonzept, wodurch psychologisch relevante Spannungen entstehen, die als Konflikte wahrgenommen werden. Eine Person mit beschädigtem Selbstkonzept wehrt vermeintlich bedrohliche Erfahrungen durch Verleugnung oder Verzerrung ab und die Inkongruenz zwischen dem Selbst und der Erfahrung bleibt bestehen. Selbstaktualisierungstendenz und Selbstbehauptungstendenz stoßen aufeinander, Erfahrungen werden widersprüchlich bewertet. Dies führt zunächst zu Störungen in der Interaktion und Kommunikation mit anderen und kann langfristig seelische Störungen bzw. psychische Fehlfunktionen begünstigen (z.B. neurotische, psychosomatische und Suchtkrankheiten).

Kongruenz

Kongruenz heißt Übereinstimmung und bezieht sich bei der klientenzentrierten Psychotherapie sowohl auf das Therapieziel, nämlich aktuelle Erfahrungen, die nicht mit dem Selbstkonzept übereinstimmen in Kongruenz mit dem Selbstkonzept zu bringen. Dabei ist die Person in der Lage ihr Selbstkonzept anzupassen.

Die Kongruenz bezieht sich aber auch auf die therapeutische oder beratende Grundhaltung und meint damit eine der positiven Rahmenbedingungen des Settings der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie. Die Therapeutin/der Therapeut verhält sich gegenüber der Klientin/dem Klienten authentisch, echt, und unverfälscht (keine Fassadenhaftigkeit). Sie/er kann sich kongruent nur verhalten, wenn sie/er in sich selbst kongruent ist, d.h. einen guten Zugang zu sich selbst hat und ihre/seine inneren Regungen und Bestrebungen wahrnimmt, ein reales Selbstbild hat. Wenn die Therapeutin/der Therapeut in einer Beziehung kongruent ist, ist es ihr/ihm möglich, die Welt aus den Augen der Klientin/des Klienten zu sehen.

Bedingungslose Wertschätzung/Anerkennung

Die bedingungslose Wertschätzung bezieht sich auf die Haltung der Therapeutin/des Therapeuten gegenüber der Klientin/des Klienten: Die Haltung ist aktiv, positiv zugewandt und warmherzig. Die Klientin/der Klient wird vom Therapeuten vorbehaltlos als ganze Person akzeptiert. So kann sich die Klientin/der Klient den inneren Erfahrungen zuwenden und sie annehmen.

Empathie

Unter Empathie versteht man das einfühlende Verstehen der Welt und der Probleme aus der Sicht der Klientin/des Klienten und das Können, dieses Einfühlen mitzuteilen. Es geht vor allem um die mit dem Erleben verbundenen Gefühle und daraus resultierenden Werthaltungen. Bei der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie werden unterschiedliche Empathieformen der interaktiven-verbalen und nonverbalen Kommunikation unterschieden:

Nicht-Direktivität

Die Therapeutin/der Therapeut beschränkt sich auf das Zuhören. Weder analysiert sie/er die Klientin/den Klienten, noch wird das Verhalten kommentiert. Sie/er belehrt oder tröstet nicht und spricht auch nicht über eigene Erfahrungen. Der therapeutische Prozess wird weder durch Fragen gelenkt, noch werden andere Interventionen wie Übungen, Rollenspiele oder Hausaufgaben vorgeschlagen.

Aktives Zuhören

Das aktive Zuhören findet eine zunehmende Verbreitung in vielen Lebensbereichen und gehört auch zum gesprächstherapeutischen Prozess. Hierbei handelt es sich trotz der im Folgenden genannten beschreibbaren technischer Aspekte mehr um eine Haltung:

  • Zugewandte, offene Körperhaltung
  • Blickkontakt
  • Signalisieren, dass man zuhört, durch sogenannte Telefonlaute („hmm“, „ja“)
  • Paraphrasieren des Gehörten: Die Therapeutin/der Therapeut wiederholt mit eigenen Worten zusammenfassend, was sie/er gehört hat. Er möchte sich vergewissern, ob sie/er die Klientin/den Klienten richtig verstanden hat.

Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte

Sind Menschen bezüglich ihrer Probleme sehr verkopft und können ihre Gefühle nicht gut ausdrücken, kann die Therapeutin/der Therapeut zurückspiegeln, welche Gefühle sie/er durch das empathische Zuhören wahrgenommen hat, was auf emotionaler Ebene „eigentlich“ mitgeteilt wurde. Durch ständiges Feedback mit eigenen Worten gelingt es der Therapeutin/dem Therapeuten selektiv und nicht deutend die Gefühls- und erlebnismäßigen Inhalte aus dem Gespräch mit seinem Gegenüber aufzugreifen und ihm dann mitzuteilen, was sie/er von dessen Erlebniswelt glaubt, verstanden zu haben.

Die bedingungslose Anerkennung hilft der Klientin/dem Klienten, die emotionalen Anteile selbst wahrzunehmen und anzunehmen. Durch das konsequente Widerspiegeln der emotionalen Erlebnisinhalte findet die Klientin/der Klient immer tiefer zu sich selbst. Die Selbstexploration geschieht hier also auf einem längeren gemeinsamen Weg in diesem speziellen therapeutischen Setting. Die Therapeutin/der Therapeut ist in der Lage der Klientin/dem Klienten einen echten Resonanzboden zu bieten, kein "Nachplappern" ihrer/seiner Aussagen. Sie/er zeigt durch das permanente Feedback, dass er/sie wirklich die Welt der Klientin/des Klienten verstehen will; dies wiederum bestätigt das Gefühl des Verstandenwerdens.

Therapieziel

Die Klientin/der Klient wird sich im Idealfall der eigenen innewohnenden Ressourcen bewusst und erlebt diese auch emotional. Die Anwendung der personenzentrierten Gesprächsführung wirkt somit ich-stärkend, auch wenn negative Gefühle erlebbar werden. Durch die bedingungslose Wertschätzung und daraus folgenden Selbstannahme kommt es zur Exploration der selbstheilenden und anderer ohnehin innewohnenden positiven Kräfte und Potenziale zur Persönlichkeitsentwicklung. Ziel ist auch die Förderung des Selbstvertrauens auch die Zunahme eigenverantwortlicher Entscheidungsfähigkeit. In der Begegnung mit dem therapeutischen Gegenüber hat die Klientin/der Klient die Chance, selbst die Möglichkeiten zur konstruktiven Gestaltung des eigenen Lebens zu wahrzunehmen.

Gedanken Anderer zum Thema

Psychotherapie: Die Menschen sind sehr unterschiedlich und oft helfen passende, maßvolle Arbeit und sich möglichst viel im Grünen bei Tageslicht zu bewegen beispielsweise gegen Depression oder Tamas. Yogastunden unterstützen vielleicht noch mehr als eine Zeit in der Sonne; beides zusammen im Park kann auch gelingen...

Zitate (Bitte gib deine Quelle an):

"Schließlich sucht John Cage Hilfe bei einem Psychoanalytiker, der ihm freudig verheißt, dass er nach seiner Behandlung ganze Tonnen von Musik würde schreiben können. Um Gottes Willen, denkt sich Cage, er schreibe ja jetzt schon zuviel und verlässt die Praxis stehenden Fußes."

Ein ausführliches Buch: "Buddhistische Psychotherapie" [1], Leseprobe, hier: [2], ab S. 9:

"..die außerordentlich große Menge an Literatur aus den westlichen Traditionen zur klinischen Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie (...) konzentriert sich fast ausschließlich a. die Pathologie, das Kranke, die Defizite, die Störungen etc. Dementsprechend gibt es auch viele Forschungen zu solchen Themen wie Gewalt, Stress, Aggression, Vorurteile etc., während westliche Forscher erst seit relativ kurzer Zeit beginnen, sich auch mit Themen wie Güte, Mitgefühl, Liebe oder Glück zu befassen.
Auch Elemente aus der humanistischen und anthroposophischen Philosophie finden wir im klinischen Behandlungskontext eher selten. Die Vorstellungen von Heilung basieren zumeist auf dem Wunsch, Symptome zu lindern oder möglichst ganz zu beseitigen. Heilung wäre demzufolge eine Angleichung an die „Normalität“. Das Ziel einer derart „normalen“ Psychotherapie könnte zum Beispiel darin bestehen, eine Panikstörung nach Möglichkeit zu beseitigen. Danach wäre die Behandlung erfolgreich abgeschlossen. Nur wenige westliche klinische Modelle beziehen jedoch auch die positiven menschlichen Potenziale mit ein.
Die buddhistische Psychotherapie achtet dagegen nicht nur darauf, was wir lindern oder auflösen wollen, sondern fokussiert und benennt sehr klar, was wir erreichen können. (...) Grundsätzlich geht die buddhistische Philosophie davon aus, dass nicht nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung erkrankt ist, sondern dass jeder Mensch immer wieder Leiden erfährt. Davon ist vieles unvermeidbar, doch es gibt auch einen sehr großen Anteil an vermeidbarem Leiden. Es ist unvermeidbar, dass wir altern, manchmal erkranken und sicher sterben werden. Ebenso ist es unvermeidbar, dass Menschen, die wir lieben, sich von uns trennen oder ebenfalls erkranken, uns verlassen und sterben. Hinzu kommen unendlich viele alltägliche, kleine und große unvermeidbare Probleme. Es gibt jedoch auch Leidensformen, die wir eigentlich vermeiden könnten, nämlich unsere unheilsamen Reaktionen auf das unvermeidbare Leiden, so wie Ärger, Hass, Wut, Hadern, Grübeln, Selbstzweifel, Selbstvorwürfe, Selbstmitleid etc.. Diese sekundären emotionalen Reaktionen, die sich vor allem auf uns selbst, aber auch auf andere..."

Vgl. auch Josef Ratzinger: über den Heiligen Geist, S. 30, 20, 89:

"Mensch, der als Maßloser belanglos geworden ist, kann sich nur selbst verachten und all die Flucht, die wir heute kennen: Droge, Alkohol, Selbstmord kommt letztlich aus der Selbstverachtung. (...) attakiert sich als nackten Affen, Störenfried der Natur, bespuckt und schämt sich seiner selbst in die Lüge hinein... besser: den Mut zum Ungetanen, Demut des Wartens neu lernen. etc. sonst: Geistige Umweltverschmutzung, viel unthematisierter... dabei sind die Vergiftungen des Herzens und des Geistes, die durch solche seelische Umweltvergiftung entstehen, weit alarmierender... Je mehr man sein Leben für das Gute, für die anderen hin gibt, desto voller strömt der Fluß ..."

Siehe auch

Fußnoten

Literatur

Weblinks

Seminare und Ausbildungen

Multimedia

Atemübung bei Angst und Panik

Meditation in naturwissenschaftlicher Forschung

Vortrag Sukadev: Gedankenkraft und positives Denken

Vortrag Sukadev: Wie du denkst, so wirst du

Entspannung. Kriyas zur Befreiung von starken Emotionen