Sorge

Aus Yogawiki

Sorge ist die vorausschauende Überlegung, die auch mit Gefühl und Emotion verknüpft ist. Man kann sich sorgen um sich selbst. Man kann Sorge tragen, dass man in seiner Yoga Praxis regelmäßig ist. Man kann sich gegenüber einem anderen Menschen fürsorglich verhalten. Man kann sich um jemand anderen sorgen, Anteil an ihm nehmen.

Sorge aus Yoga-Sicht. Kopf hoch :-)

Eine gewisse Sorge ist etwas Wichtiges und Gutes. Zu viele Sorgen können lähmen und zu einem Zustand von Angst und Ängstlichkeit führen. Ein spiritueller Aspirant ist in vielerlei Hinsicht verantwortungsbewusst und voller Einfühlungsvermögen, deshalb hat er durchaus einigen Grund für Sorgen. Ein spiritueller Aspirant weiß aber auch, dass hinter allem die Wirkung Gottes steht. Deshalb kann er auch gelassen mit allem umgehen. Gott lädt Sorgen auf uns - und trägt uns mit unseren Sorgen.

Sorge - eine Tugend. Was ist Sorge ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Sorge gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Sorge ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Sorge

Sorgen zu haben ist etwas typisch Menschliches. Tiere sind im Moment, wenn sie haben was sie wollen, ist alles in Ordnung. Aber der Mensch, der schafft sich seine eigene Sorge.

Wenn ein schöner Moment ist, überlegst du, was passiert, wenn der Moment vorbei ist? Wenn du gutes Essen hast, sorgst du dich darum, was wenn morgen das Essen nicht so gut ist? Wenn du eine schöne Wohnung hast, sorgst du dich darum, wie du die Wohnung noch schöner machen kannst oder hast Angst, dass du sie verlieren wirst. Sorge bedeutet auch, dich für die Zukunft vorbereiten zu wollen. Man könnte sagen, durch die Fähigkeit der Sorge ist letztlich der Mensch zum „erfolgreichsten“ Lebewesen auf diesem Planeten geworden. Dem Menschen ist es ja gelungen, den größten Teil der Erdoberfläche umzuwandeln in Nahrungsproduktion. Wenn du mal mit dem Flugzeug fliegst, dann wirst du erstaunt sein, wie viel Teile der Erde der Mensch letztlich seiner Nahrungsversorgung gewidmet hat.

Du kannst aber auch nicht nur Sorge tragen für Nahrung und für Wohnung und für deine Beziehung, der Mensch hat auch die Fähigkeit, sich zu sorgen, wie lange werde ich leben, was geschieht nach dem Tod, letztlich die Sorge um das Leben kann einen zur Spiritualität bringen. Du kannst aus den Sorgen heraus sagen: Ich bin das unsterbliche Selbst, der Körper stirbt, alles was ich aufbaue, werde ich verlieren. Klüger ist es, mich nicht um das zu kümmern, was ich sowieso verlieren werde – spätestens mit dem Tod, sondern klüger ist, mich um das zu kümmern, was dauerhaft ist. Aus der tiefen Sorge entsteht Spiritualität. Mache dir also keine Sorgen um die Sorgen, sondern weite die Sorgen aus – weite sie so weit aus, dass du dir bewusst bist, alles wirst du irgendwann verlieren, außer dein Bewusstsein, dein Selbst, dein göttlichen Kern. Und so ist nur eines wirklich wert, sich darum wirklich zu sorgen und das ist die spirituelle Entwicklung.

Sorge als hilfreich im Alltag

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Sorge ist ein doppeldeutiger Begriff. Sorge hat eine positive Konnotation und eine negative Konnotation. Und hier will ich besonders über die positive Bedeutung sprechen. Sorge heißt, du kannst dich um einen anderen Menschen sorgen, du kannst Fürsorge haben, du kannst Sorge tragen, du kannst mit Sorgfalt mit den Sachen umgehen, du kannst sorgfältig Dinge tun. All das ist eine positive Sorge, denn du kümmerst dich um etwas. Und in diesem Sinne ist Sorge etwas, was dir hilft, auch auf deinem spirituellen Weg.

Sorge heißt auch Gründlichkeit, Sorge heißt auch Einfühlungsvermögen und Sorge heißt auch Verantwortungsbewusstsein. All das ist etwas, was du auf dem spirituellen Weg brauchst. Es ist wichtig, diese Tugenden und Eigenschaften zu kultivieren, denn Gott hat dir viele Aufgaben gegeben, er hat dir Talente gegeben, er hat dir Kraft gegeben, er hat dir Inspiration gegeben, er hat dir Energie gegeben.

Es gilt, diese zu nutzen, denn er hat sie dir nicht gegeben, dass du sie besitzt, sondern er hat sie dir anvertraut, dass du sie nutzt, um Gutes in dieser Welt zu bewirken. Dort gilt es, mit Sorge, mit Sorgfalt, mit Sorgfältigkeit, mit Sorgsamkeit, das umzusetzen. Sorge heißt auch, sich kümmern. Sorge heißt auch, du hast eine gewisse Sorgfaltspflicht gegenüber anderem.

Und auch bei den Menschen, mit denen du zu tun hast, da kannst du ein gewisses Kümmern, ein bestimmtes Sorgen haben. Es ist gut, dass die Menschen wissen, sie können sich auf dich verlassen, du bist verlässlich, du willst ihnen helfen, sie können auf dich zählen, dazu braucht es eine gewisse Sorge.

Sorge kann natürlich auch ins Negative umschlagen. Bei vielen Tugenden ist es so, bei dem Ausdruck "Sorge" wandelt sich der Name gar nicht um. Mut kann zu Wagemut werden, Vorsichtigkeit kann zu Ängstlichkeit werden, aber das positive Sorgen und Kümmern kann eben zum Sorgen und auch zu Ängsten umschlagen.

Also, Sorge sollte nicht ins Negative gehen. Swami Sivananda hat mal empfohlen: "Wenn du zu viele Sorgen hast, dann sage, Frau Sorge, lebe wohl, ich habe einen anderen Weg gewählt." Das ist eine bestimmte Weise, wie du mit dir sprechen kannst, ich schlage auch noch etwas anderes vor.

Angenommen, du merkst: "Wie soll das morgen gehen? Und was soll ich machen, wenn? Und der hat das gesagt und der das und das wird nicht klappen und mein armes Kind usw." Wenn du das beobachtest, kannst du sagen: "Ja, Frau Sorge, es ist toll, dass du so viel überlegst.

Und es ist großartig, dass du Weisen herausfinden kannst oder auch herausfinden willst, wie du mit allen Eventualitäten umgehen kannst. Ich danke dir dafür. Und jetzt Pause! Jetzt will ich den Moment genießen, jetzt freue ich mich, jetzt habe ich Zuversicht. Und morgen werde ich mit Energie und Enthusiasmus an die Sache rangehen." So etwas kann Wunder bewirken.

Die ersten 2 Schritte wären mindestens, anzuerkennen, dass sich Sorgen machen, und auch das scheinbar negative Denken, grundsätzlich etwas Gutes ist. Frau Sorge in dir will dir helfen, sie will dich auf alles vorbereiten, danke ihr dafür, Anerkennung ist erstmal wichtig. Aber als zweites betone, was du jetzt machen willst.

Und dann setze es um, mit einer starken Affirmation. Probiere es also gerade aus, falls du dir gerade Sorgen machst, dann sage zu dir selbst: "Frau Sorge, danke, dass du mir zu dem und dem Thema alle möglichen Vorschläge machst, was schiefgehen könnte und alle möglichen Vorschläge machst, was man machen müsste.

Danke dir dafür, ich weiß es zu schätzen. Und jetzt Pause, denn ich spüre, wie aus der Tiefe meines Wesens eine Zuversicht kommt und eine Kraft. Und ich habe volles Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten, ich habe volles Vertrauen in die höhere göttliche Kraft, die durch mich hindurch wirken wird oder die mich führen wird. Ich habe Vertrauen und jetzt will ich das Jetzt genießen."

Ein Videobeitrag von Robert Bretz: Sorge in Freude verwandeln

Überwinde Sorgen - Vortragsvideo

Hier ein Vortragsvideo zum Thema "Überwinde Sorgen":


Sorge in Beziehung zu anderen Eigenschaften

Sorge beherrscht uns alle, überwinde alle Sorgen und Ängste

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Sorge in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Sorge

Ähnliche Eigenschaften wie Sorge, also Synonyme zu Sorge sind zum Beispiel Fürsorge, Sorgfalt, Vorsicht, Bedachtsamkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Sorge übertrieben kann ausarten zum Beispiel in Traurigkeit, Trübsal, Bammel, Schüchternheit, Verlegenheit, Mutlosigkeit, Scheu, Zweifel, Befürchtung. Daher braucht Sorge als Gegenpol die Kultivierung von Sorglosigkeit, Optimismus, Selbstvertrauen, Gottvertrauen, Hoffnung.

Gegenteil von Sorge

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Sorge, Antonyme zu Sorge :

Sorge im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Überwinde Sorgen

Jeder ist voll von Sorgen

Der normale Mensch ist voller Sorgen. Er hat alle möglichen Wünsche. Aus diesen Wünschen heraus hat er Sorge, um das zu bekommen.

Wenn er das, um das er sich bemüht hat, erreicht, hat er Sorgen, um das zu verlieren. Wenn er es erreicht hat, hat er Sorgen, das andere mehr haben als er.

Wenn jemand ein Vermögen hat, hat er Sorgen, das er keine Kinder hat und deshalb letztlich sein Reichtum nicht weiter gegeben werden kann.

Jemand mag Kinder haben und Sorgen haben, das er nicht genügend hat, um ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Jemand mag eine Frau haben, die er liebt und er hat Sorgen, das sie fremdgeht.

Einer, der eine Arbeit hat, hat Sorgen, das er sie verlieren mag. Jemand, der einiges bewirken kann, hat Sorgen, das jemand anders mehr bewirken kann.

Sorgen machen Menschen immer wieder unglücklich. Ein Herrscher ist nicht glücklich. Ein Diktator ist nicht glücklich, ein Staatspräsident ist nicht glücklich.

Wie kannst du glücklich werden

Indem du deine Sorgen überwindest. Der Weise ist glücklich. Der Yogi ist glücklich. Derjenige, der seinen Geist beherrscht, ist glücklich.

Wahres Glück liegt im Inneren. Tief in deinem Inneren ist dein wahres Glück. Im Atman, in deinem höchsten Selbst, dort ist die Freude. Wo auch immer du hingehst, du nimmst deine Sorgen mit. Du schaffst immer wieder neue Sorgen, denn du trägst den selben Geist in dir. Einbildung schafft immer wieder neue Sorgen.

Kultiviere Zufriedenheit. Wo auch immer du bist, diszipliniere Geist und Sinne. Meditiere über das Selbst im Inneren, den Anta Atman.

So erfährst du Frieden. Nicht, indem du versuchst, den Sorgen nachzugehen. Aus Seelenfrieden kommt Glück. Seelenfrieden kommt, wenn du keine Wünsche hast, keine Vorlieben, keine Abneigungen, keine Sorgen hast.

Überwinde Gedanken an Vergnügen, überwinde Verhaftungen und höre auf zu glauben, das du glücklich bist, wenn du etwas Konkretes hast.

Vergnügen ist vermischt mit Schmerz. In dieser Welt hat jedes Vergnügen auch Schmerz. Wann immer du Vergnügen hast, hast du Sorgen, ob es weiter gehen kann. Wann immer du etwas Freude hast, hast du Angst, es zu verlieren. Wann immer du etwas hast, was du gerne hast, hast du Sorgen, es könnte was Anderes werden.

Wenn du einen Menschen hast, den du liebst, machst du dir Sorgen um diesen Mensch. Wenn dieser Mensch weggeht, machst du dir neue Sorgen.

Vergnügen und Schmerz hängen alle zusammen mit Verhaftung und Identifikation. Überwinde Identifikation und Verhaftungen, überwinde Vergnügen und Schmerz. So gehst du über Sorgen hinaus.

Vergnügen und Schmerz sind in deinem Denken. Die Freude des einen, ist des anderen Leid. Was jetzt für dich Vergnügen ist, wird später Schmerz sein.

Wenn du etwas isst, ist der erste Teller angenehm. Der dritte Teller ist ekelhaft. Vergnügen und Schmerz sind falsche Vorstellungen des Geistes.

Aus Vergnügen und Schmerz kommen Sorgen und aus Sorgen Probleme. Daher sei dir bewusst, nicht wenn du irgend etwas erreichst, wirst du glücklich sein, sondern dann, wenn dein Geist zur Ruhe gebracht ist.

Bringe deine Sorgen Gott dar. Überlasse es Gott, sich um dich zu sorgen. Meditiere, bete, lass die Gedankenwolken an dir vorüber ziehen und genieße die Freude in deinem wahren Selbst.

Überwinde Sorgen und Ängste, werde frei von ihnen

Spirituelle Wonne jenseits aller Gedanken und Sorgen

Wahre Freude ist spirituelle Freude. Wahre Wonne ist die Wonne der Seele, ist spirituelle Wonne. Sinnesvergnügen kommt aus Emotionen. Emotion hängt zusammen mit Gedanken. Aus Emotionen, Gedanken und Sinnesvergnügen kommen Sorgen.

Aber die Freude der Seele ist Freude an sich. Verlass die Welt der Gedanken, der Emotionen und der Sorgen und spüre die Freude tief in dir.

Manche Menschen denken, sie wären glücklich, wenn sie Geld haben, eine Familie und gutes Essen. Dann machen sie sich Sorgen, wie sie mehr Geld haben können, wie sie besseres Essen haben können, eine schönere Wohnung und wie es der Familie gut geht. Koste den Nektar der Unsterblichkeit. Genug Tee und Kaffee, genug Eis und Limonade, genug Sorgen um Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Schwester und Verwandte.

Du hast schon so viele Sorgen gehabt in deinen früheren Leben um so viele Väter, Mütter, Frauen und Kinder.

Höre auf, dir um Alles Sorgen zu machen. Bleibe fest wie ein Fels und nimm alle Dinge gleichmütig an. Sei heiter, lache und lächle. Gehe nach innen. Halte den Geist in einem Zustand der Mäßigung. Gehe nicht in die Exzesse. Die Welt ist ein bloßer Schein. Du musst dir darum keine Sorgen machen. Geist und Sinne mögen dich täuschen. Du magst den Vergnügen kurzfristig nachrennen und vor dem Schmerz wegrennen. Du magst dir Sorgen darum machen, das Schmerz kommt und du nicht genügend Vergnügen hast. Gib all diese Kämpfe und Denkmuster auf.

Gehe direkt in die Tiefe deiner Seele. Gehe zum Regisseur dieses Weltendramas. Erfahre dauerhaftes Glück und ewige Freude in der Tiefe deines Selbst.

Gehe in diesem Göttlichen auf, indem du täglich Meditation und Japa und spirituelle Praktiken übst.

Nach einem Artikel von Swami Sivananda im Buch Inspiration und Weisheit

Vortragsmitschnitt zu Sorge - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Sorge, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Sorge

Eigenschaften im Alphabet nach Sorge

Literatur

Weblinks

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