Jnana Yoga: Unterschied zwischen den Versionen

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====Soham-Meditation (Dhyan)====
====Soham-Meditation (Dhyan)====
Soham und OM sind ein und dasselbe. Soham Dyhan ist nur Nirguna, gestaltlose (Nirakara) Meditation. Soham bedeutet: Ich bin er. Das hängt mit dem Atem zusammen. Denke jedes Mal So, wenn du einatmest und Ham, wenn du ausatmest. Das ist ganz leicht. Man nennt es auch Ajapa Japa. Fühle dich als das alldurchdringende reine Bewusstsein, wenn du Soham denkst. Die Quelle dieses Atems ist Brahman oder Atman. Du bist identisch mit dieser Quelle und Wirklichkeit.
[[Soham]] und OM sind ein und dasselbe. Soham Dhyan ist nur [[Nirguna]], gestaltlose ([[Nirakara]]) Meditation. Soham bedeutet: Ich bin er. Das hängt mit dem [[Atem]] zusammen. Denke jedes Mal So, wenn du einatmest, und Ham, wenn du ausatmest. Das ist ganz leicht. Man nennt es auch [[Ajapa]] [[Japa]]. Fühle dich als das alldurchdringende reine Bewusstsein, wenn du Soham denkst. Die Quelle dieses Atems ist Brahman oder Atman. Du bist identisch mit dieser Quelle und Wirklichkeit.


==Swami Sivananda über Jnana Yoga==
==Swami Sivananda über Jnana Yoga==

Version vom 2. September 2013, 12:30 Uhr

Der große Vedanta-Philosoph Sri Shankaracharya (Shankara) im Kreis seiner Schüler

Jnana Yoga (Sanskrit: ज्ञानयोग jñānayoga m.) ist der Weg der Erkenntnis, oder auch der "Yoga des Wissens". Jnana Yoga stellt die Frage: „Wer bin ich?" Die Grundlage für Jnana Yoga ist Vedanta. Jnana Yoga ist allerdings nicht einfach intellektuelles Philosophieren. Es ist ein Prozess, der sich in 4 Stufen vollzieht.

Die vier Schritte im Jnana Yoga

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Shravana: Hören

Der erste Schritt ist Shravana, das Hören der Weisheit, vorzugsweise aus dem Mund eines Selbstverwirklichten.

Manana: Nachdenken

Der zweite Schritt ist Manana, eigenes Nachdenken bzw. Kontemplation über das Gehörte. Die meisten Jnana Yoga Schriften sind als Zwiegespräch zwischen Meister und zweifelndem Schüler geschrieben.

Nididhyasana: Meditieren

Der dritte Schritt ist Nididhyasana, die Meditation, die über das Intellektuelle hinausgeht und den Zugang zum intuitiven Begreifen öffnet. Eine Umsetzung in die Praxis des täglichen Lebens ist auf dieser Stufe parallel zur Meditation notwendig.

Anubhava: Verwirklichen

Im vierten und letzten Schritt erfolgt Anubhava, die volle Verwirklichung. Hier werden alle Antworten voll beantwortet und der Jnana Yogi erkennt die Wahrheit, oder besser, sein eigens Selbst.

Swami Sivananda über Jnana Yoga in seinem Buch "Yoga im täglichen Leben"

Der Yoga der Erkenntnis ( Jnana-Yoga)

„Befreiung (Moksha) ist das höchste Gut des Lebens, Freiheit von Geburt und Tod, aber keineswegs Vernichtung, nur Vernichtung dieses kleinen Ichs. Man erlangt Moksha durch Erkenntnis des Selbst. Man muss durch unmittelbare intuitive Erfahrung die Wahrheit erkennen. Man muss durch Meditation über das Selbst den Schleier des Nichtwissens zerreißen. Dann wird man in seiner ursprünglichen Reinheit und göttlichen Herrlichkeit leuchten.“

Bejahe die Majestät deines wirklichen Selbst

Du bist nicht das kleine Selbst Herr Fritz Müller. Du bist auch nicht Fräulein Grete Meier. Und du bist nicht Herr Karl Schmidt und du nicht Frau Bergmann. Versuche doch diese körperliche Vorstellung zu beseitigen. Versuche diese Geschlechtsvorstellung auszulöschen. Du bist weder männlich noch weiblich. Verwandle die Geschlechtskraft oder Zeugungskraft in geistige Energie oder Ojas Shakti durch fromme Gedanken, andauernden Verkehr mit Heiligen (Satsanga), ununterbrochene Atma-Erforschung, Studium von Atma-Jnana-Büchern, geistige Schulung und Meditation. Denke immer: „Ich bin. Ich existiere. Ich bin ein Zentrum des Bewusstseins im Ozean des Lebens. Ich bin ein Zentrum von Denken, Einfluss und Macht.“

Mut, Kraft, Stärke, Weisheit und Freude sind dein göttliches Erbe, dein Geburtsrecht aus dem Absoluten. Entwickle deine Willenskraft. Der Wille hat schon Riesen des Intellekts und des Geistes geschaffen. Du bist ebensoviel wie jeder andere Mensch. Du bist aus derselben Quelle hervorgegangen. Du bist ein Ausdruck desselben einen Lebens, des einen Seins, des einen Seienden (Sat), der einen Wirklichkeit. Du bist das wirkliche „Ich“, das wirkliche Atma. Du bist unsterblich. Du kannst kaum vernichtet werden. Du bist unbesiegbar. Du kannst auf keine Weise zerstört werden. Glaube an diese Sinnenwelt allein bedeutet Tod. Deine eigentliche Natur ist absolute Wirklichkeit (Satchidananda), Unsterblichkeit und Seligkeit. Wer das Selbst schaut, schaut weder Tod noch Krankheit noch Sorgen. Der Schauende schaut alles als sein eigenes Selbst. Er durchdringt alles. Er erkennt alles. Er ist allmächtig.

Was ist Atman?

Atman oder Brahman ist absolute Existenz, absolute Erkenntnis, absolute Seligkeit. Es ist etwas anderes als der grobe, feine und ursächliche Leib. Es reicht über die fünf Hüllen des Nichtwissens (Pancha Koshas) hinaus. Es ist Zeuge der drei Zustände: Wachen, Träumen und Tiefschlaf. Es ist Grundlage und Voraussetzung der 24 Tattwas. Es unterscheidet sich von Jiva und Ishwara, die mit Avidya und Maya verbunden sind.

Das Selbst scheint infolge von Avidya (Nichtwissen) endlich zu sein. Wenn aber das Nichtwissen vernichtet wird, leuchtet dieses Eine Atman aus seiner eigenen Leuchtkraft wie die Sonne, sobald die Wolken aufreißen. Dieses irdische Leben (Samsara), das mit Liebe, Hass und so weiter erfüllt ist, gleicht tatsächlich einem Traum. Es scheint alles wirklich zu sein, solange man darin verwickelt ist. Wenn man aber durch Erkenntnis erwacht, wird alles unwirklich. Wie im Wasser Blasen aufsteigen, schweben und zerplatzen, so nimmt offensichtlich der Höchste Herr, das reine Atman, das die stoffliche Ursache von allem ist, durch die Berührung mit den fünf Hüllen und so weiter ihre entsprechenden Eigenschaften an. Wie wir den Himmel für blau halten, legen wir uns infolge unserer unscharfen Unterscheidung die Eigenschaften und Tätigkeiten des Körpers und seiner Organe im reinen Satchidananda Atman bei. Leidenschaft, Begierden, Glück, Elend und so weiter wirken nur während des Wach- und Traumzustandes, wenn der Intellekt zugegen ist. Im Tiefschlaf, wo der Intellekt abwesend ist, merkt man nichts von ihnen. Also sind das alles Eigenschaften des Intellekts und nicht des reinen Nirvikalpa Atman. Selbstsucht und die Vorstellung „Ich weiß“ entstehen, weil wir ohne genaue Unterscheidung die Satchidananda-Wirklichkeit Atmans (reines Dasein, reine Erkenntnis, reine Seligkeit) mit den Funktionen Buddhis vermengen.

Vedanta Sadhana

Ein Vedanta-Anfänger sollte Atma Bodha studieren, Tattwa Bodha, Laghu Vasudeva Manana und Viveka Chudamani. Es gibt davon englische Übersetzungen. Er muss Vedanta Prakiyas gründlich verstanden haben und einen klaren Begriff von den drei Körpern, fünf Hüllen und ihren Dharmas oder Funktionen sowie den drei Bewusstseinszuständen besitzen, nämlich Jagrat (Wachzustand), Swapana (Traum) und Sushupti (Tiefschlaf).

Er muss die verschiedenen Yuktis kennen wie positive und negative Behauptungen (Anvaya Vyatireka), falsche Attribute (Adhyaropa Apavada), den analytischen Prozess, alle Namen zu verneinen, um die ewige Wahrheit zu finden (Neti Neti), Konzentration der Gedanken, um sie aufzulösen (Laya Chintana), Feststellung des wahren Bedeutung von Tat Twam Asi (Bhaga Tyaga Lakshana) und so weiter. Er sollte eine genaue Kenntnis von Phänomenalismus (Vivarta Vada), Monismus (Adwaita Vada), die Lehre, dass nichts existiert als Vorstellung (Drihti Sristri Vada), Selbstleuchten (Sva Prakasha) und Akosmismus (Ajati Vada) besitzen.

Der Fortgeschrittene muss die Upanishaden studieren, Brahma Sutras, Panchadasi, Vichar Sagar, Naishkarma Siddhi, Chit Sukhi, Khandam Khadyam. Adwaita Siddhi, die klassischen Werke über Vedanta. Schwierige Bücher sollten unter einem Brahma Stotri, der Brahma kennt (Brahmanishta) studiert werden. Pranava (OM) muss im Geist täglich wenigstens 21 600 mal wiederholt werden. Früh morgens beginnt man um vier Uhr Sadhana, Japa und Nirakara Meditation. Die vier Mittel der Erlösung sollte der Fortgeschrittene besitzen.

Meditation

  • 1. Meditiere anfangs über die alldurchdringende Luft, Äther, Licht, unendlichen Himmel, unendlichen Ozean, um den Verstand für abstrakte Meditation zu verfeinern und zu ertüchtigen.
  • 2. Dann meditiere über abstrakte Tugenden, wie Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Großmut, Mut, Geduld, Frieden, Ausgeglichenheit, inneres Gleichgewicht und so weiter. Erringe dir diese Tugenden soweit du nur kannst. Werde eine Verkörperung dieser Tugenden. Mache dir im Geiste ein Bild von OM-Mut, OM-Barmherzigkeit. Wiederhole diese Formeln täglich mehrmals.
  • 3. Meditiere über die folgenden Texte. Nimm jeden Monat eine neue Formel hinzu. Wiederhole sie jeden Tag mehrmals.

Vedanta-Formeln

a) Es existiert nichts (Namen und Gestalten).
b) Die Welt ist ein langer Traum.
c) Nichts gehört mir. (Wenn in deinem Haus jemand stirbt, wenn du etwas verlierst, wiederhole täglich mehrmals diese Formel. Du wirst wahren Seelenfrieden erlangen.)
d) Ich bin nicht dieser Körper (ich bin von meinem Körper verschieden). Ich bin nicht dieser Verstand (ich bin etwas anderes als der Geist). Ich bin nicht die Lebenskraft, Prana (ich unterscheide mich von Prana). Ich bin nichts das Sinnesorgan, Indriyas (ich unterscheide mich von den Indriyas). Ich bin unsterbliches Atman (die Körpervorstellung wird verschwinden).
e) Ich bin Zeuge (Sakshi) OM OM OM. Ich bin Sakshi des Verstandes OM OM OM. Ich bin nicht an die Sinneswelt gefesselt (Asanga) OM OM OM. Ich bin nicht der Handelnde (Akarta) OM OM OM.
f) Ich bin unsterbliches Atma OM OM OM.
g) Ich bin Dasein-Erkenntnis-Seligkeit (Satchidananda) Brahman OM OM OM.
h) Ich bin Brahman OM OM OM.

Alle, welche über diese Ideen und Formeln meditieren, werden verwandelt. Sie werden wie leibhaftige Götter auf Erden, die überall Freude und Frieden ausstrahlen. Wenn du einige Übung erlangst hast, beschäftige dich nur mit einer einzigen Idee. Diese eine Idee wird von selber absterben, sobald du in Brahman, in reine Ekstase (Nirvikalpa Samadhi) eingingst. Wähle irgendeinen Dreireim, den du am liebsten hast, und meditiere darüber gründlich in vollem Ernste.

  • 4. Meditiere über das Folgende, wobei du dich als identisch mit der ganzen Welt fühlst.

Meditationsformeln

a) Die ganze Welt ist mein Körper.
b) Die ganze Welt ist mein Heim.
c) Ich leide und freue mich in allen Körpern.
d) Ich wirke durch alle Hände.
e) Ich esse mit allen Zungen.
f) Ich sehe durch alle Augen.
g) Ich höre durch alle Ohren.

Das Ergebnis dieser Meditationen wird kosmisches Bewusstsein und Einheit des Lebens sein. Allerlei Hass, Neid, Eifersucht und Missgunst werden verschwinden. Du wirst Eins mit dem Weltall (Virat) und Hiranyagarbha, dem aus dem goldenen Ei entstandenen Brahman.

  • 5. Meditiere über folgende Ideen:
a) Alles ist gut.
b) Alles ist heilig.
c) Alles ist Eins.
d) Alles ist Gott (Brahman).
e) Alle Körper sind mein.
  • 6. Positive Meditation über das unpersönliche Absolute (Nirguna).
a) Ich bin das All.
b) Ich bin alles in allem.
c) Ich bin das unsterbliche Selbst in allem.
Fühle das! Fühle das!

Vedanta-Aufgaben für Selbstverwirklichung

1. Untersuche: Wer bin ich?
2. Suche den Schauenden der Schau.
3. Du bist weder Körper noch Verstand, o Sushil. Du bist das unsterbliche Atman. Fühle das! Fühle das!
4. Leugne den Körper. Leugne die Welt. Bejahe Erkennen, verwirkliche: Ich bin die lebendige Wirklichkeit. Ich bin die lebendige Wahrheit. Ich bin Satchidananda Brahman. Aham Brahma Asmi. Ich bin das unsterbliche Selbst.
5. Brülle OM OM OM, Soham, Soham, Soham, Sivoham, Sivoham, Sivoham, wie ein Vedanta-Löwe und komme heraus aus diesem Käfig des Fleisches, mein lieber Sushil. Tat Twam Asi!

Soham-Meditation (Dhyan)

Soham und OM sind ein und dasselbe. Soham Dhyan ist nur Nirguna, gestaltlose (Nirakara) Meditation. Soham bedeutet: Ich bin er. Das hängt mit dem Atem zusammen. Denke jedes Mal So, wenn du einatmest, und Ham, wenn du ausatmest. Das ist ganz leicht. Man nennt es auch Ajapa Japa. Fühle dich als das alldurchdringende reine Bewusstsein, wenn du Soham denkst. Die Quelle dieses Atems ist Brahman oder Atman. Du bist identisch mit dieser Quelle und Wirklichkeit.

Swami Sivananda über Jnana Yoga

Der indische Yoga Meister Swami Sivananda schrieb über Jnana Yoga:

Jnana Yoga - der Pfad spiritueller Einsicht

Jnana Yoga ist der Pfad des Wissens. Moksha wird durch Wissen über Brahman erreicht. Befreiung wird durch Erkenntnis der Einheit der individuellen Seele mit der höchsten Seele oder Brahman erlangt. Der Grund für Verhaftung und Leiden ist Avidya oder Unwissenheit. Der kleine Jiva glaubt törichterweise, aufgrund seiner Unwissenheit, dass er von Brahman getrennt ist. Avidya agiert als ein Schleier oder eine Sichtblende und hält den Jiva davon ab, seine wahre göttliche Natur zu erkennen. Das Wissen von Brahman oder Brahma Jnana hebt diesen Schleier und lässt den Jiva in seinem eigenen Sat-Chit-Ananda Svarupa (Essentielle Natur als absolute Existenz-Bewusstsein-Wonne) ruhen.

Spirituelle Einsicht und intellektuelles Wissen

Der Jnana Yogi erkennt, dass Brahman das Leben seines Lebens ist, die Seele seiner Seele. Er fühlt und weiß, dass Gott sein eigenes Selbst ist. Er erkennt, dass er Eins mit dem Ewigen ist, durch spirituelle Einsicht oder Intuition, Aparoksha Anubhuti oder göttliche Wahrnehmung, jedoch nicht durch bloßes Studium der Bücher oder Dogmen oder Theorien. Religion ist für ihn nun Erkenntnis. Sie ist keine Theorie mehr. Er versinkt tief in den Windungesn seines Herzens, durch stetige und tiefe Meditation—Nididhyasana—und erhält die wunderbare Perle des Atman, ein wundervoller Schatz, viel wertvoller als aller Reichtum der Erde.

Jnana ist nicht bloß intellektuelles Wissen. Es ist nicht nur hören oder anerkennen. Es ist nicht bloße intellektuelle Zustimmung. Es ist direkte Erkenntnis der Einheit oder Einigkeit mit dem Höchsten Sein. Es ist Para Vidya. Intellektuelle Überzeugung allein führt dich nicht zu Brahma-Jnana (Wissen über das Absolute).

Hilfsmittel und Studien im Jnana Yoga

Der Student des Jnana Yoga rüstet sich zuerst mit vier Hilfsmitteln aus, nämlich Unterscheidungskraft (Viveka), Leidenschaftslosigkeit (Vairagya), die sechs edlen Tugenden (Shatsampat)—nämlich Ruhe des Geistes (Sama), Sinneskontrolle (Dama), Überdruss oder Abkehr (Uparati), Duldungskraft (Titiksha), festes Vertrauen (Shraddha) und vollkommene Konzentration (Samadhana)—und die starke Sehnsucht nach Befreiung (Mumukshutva). Dann hört er die Schriften, während er zu den Lotusfüßen eines Gurus sitzt, der nicht nur ein Gelehrter der heiligen Schriften ist (Shrotriya), sondern einer der selbst mit Brahman vertraut ist (Brahma Nishtha). Danach praktiziert der Student Reflektion, die alle Zweifel komplett zerstreut. Dann praktiziert er tiefe Meditation über Brahman und erreicht Brahma Sakshatkara. Er wird ein Jivanmukta oder ein befreiter Weiser. Er ist erlöst, obwohl er noch in diesem Körper ist.

Es gibt sieben Stadien von Jnana oder Wissen: nämlich Sehnsucht nach Wahrheit (Subhechha), rechtes Befragen (Vicharana), Ausdünnen des Geistes (Tanumanasa), Erlangen der Reinheit (Sattvapatti), durch nichts berührt sein (Asamshakti), Brahman in allem sehen (Padarthabhavana) und immerwährender Samadhi (Turiya).

Das Gleichnis der beiden Vögel

Auf einem Baum leben zwei Vögel. Einer sitzt oben in der Krone und der andere in den unteren Ästen. Der Vogel, der oben sitzt, ist wunderbar gelassen, ruhig und stets majestätisch. Er ist immer glückselig. Der andere Vogel, der weiter unten sitzt, isst abwechselnd die süßen und die bitteren Früchte. Manchmal tanzt er vor Vergnügen. Manchmal geht es ihm schlecht. Er ist erst glücklich und weint dann nach einer Weile. Manchmal probiert er eine extreme bittere Frucht und ekelt sich. Er schaut nach oben und sieht den anderen wunderbaren Vogel mit goldenem Gefieder, der stets glückselig ist. Er wünscht sich, auch so zu werden, wie der Vogel mit dem goldenen Gefieder, aber bald vergisst er alles wieder. Wieder beginnt er die süßen und bitteren Früchte zu essen. Er isst eine weitere, ganz besonders bittere Frucht und fühlt sich schrecklich. Wieder versucht er wie der obere Vogel zu werden. Nach und nach hört er auf von den Früchten zu essen, und wird gelassen und glückselig wie der obere Vogel. Der obere Vogel ist Gott oder Brahman. Der niedrige Vogel ist Jiva oder die individuelle Seele, die die Früchte ihres Karmas erntet, nämlich Freude und Schmerz. Er erhält Hiebe und Schläge in der Schlacht des Lebens. Er steigt auf und fällt wieder herunter, wenn die Sinne ihn herabziehen. Nach und nach entwickelt er Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und Unterscheidungskraft, lenkt seinen Geist in Richtung Gott, praktiziert Meditation, erreicht Selbsterkenntnis und genießt die ewige Wonne von Brahman.

Copyright dieses Artikels von Swami Sivananda bei der Divine Life Society

Der Weg der spirituellen Erkenntnis

Artikel von Swami Sivananda

Jnana Yoga ist der Pfad der Erkenntnis. Moksha wird durch die Erkenntnis von Brahman erreicht. Befreiung wird durch Selbstverwirklichung der individuellen Seele mit der höchsten Seele oder Brahman erreicht. Der Grund für Anhaftung und Leid sind Avidya oder Unwissenheit. Das kleine Jiva stellt sich dummerweise aufgrund seiner Unwissenheit vor, das er von Brahman getrennt ist. Avidya wirkt wie ein Schleier oder Bildschirm und hält das Jiva, von seiner wahren, göttlichen Natur ab. Kenntnis über Brahman oder Brahma-Jnana entfert diesen Schleier und lässt Jiva in ihrer eignenen Sat-Chid-Ananda Svarupa (Wesen von Bewusstsein-Glückseligkeit-das Absolute) ruhen.

Spirituelle Einsicht und geistiges Wissen

Der Jnana-Yogi erkennt, dass Brahman das Leben seines Lebens ist, die Seele seiner Seele. Er fühlt und weiß, daß Gott sein eigenes Selbst ist. Er erkennt, daß er Eins ist mit dem Unendlichen, durch spirituelle Einsicht oder Intuition, Aparokhsha Anubhuti oder göttlichen Wahrnehmung und nicht nur durch das bloße Studieren der Schriften oder Dogmas oder Theorien. Religion ist für ihn nun Erkenntnis. Es ist nicht nur Gerede. Er stürzt sich in die tiefe Weite seines Herzens durch konstante und intensive Meditation – Nididhyasana- und bekommt die wunderbare Perle des Atman, einen wundervollen Schatz, der viel mehr wert ist als alle Schätze der Welt.

Jnana ist nicht bloß intellektuelles Wissen. Es ist nicht Hören oder Anzuerkennen. Es ist nicht nur intellektuelle Zustimmung. Es ist direkte Selbstverwirklichung oder die Einheit mit dem höchsten Wesen. Es ist Para Vidya. Intellektuelle Überzeugung allein wird Dich nicht zu Brahma-Jnana führen ( Wissen des Absoluten). Ein Schüler des Jnana-Yogas stattet sich erst mit den vier Bedeutungen aus, das wären: Unterscheidungskraft (Viveka), Leidenschaftslosigkeit (Vairagya), die sechsfachen Tugenden (Shat-Sampat), nämlich Gelassenheit (Sama), Mäßigkeit (Dama), Sättigung oder Verzicht (Uparati), Durchhaltevermögen (Titiksha), Glaube (Sraddha) und Konzentration (Samadhana)- und eine starke Sehnsucht nach Befreiung (Mumukshutva). Dann hört er sich die Schriften zu Füßen der Lotus-Füße eines Gurus an, der nicht nur ein Gelehrter der Heiligen Schriften (Srotriyas) ist, sondern auch ein gut fundierter Brahmane (Brahman-Nishta) ist. Anschließend praktiziert der Schüler Reflektion, die alle Zweifel völlig vertreibt. Dann übt er tiefe Meditation über Brahman und erreicht Brahma-Sakshatkara. Er wird ein Jivamukti oder befreiter Weiser. Er ist befreit obwohl er in seinem Körper ist.

Es gibt sieben Stufen von Jnana oder Wissen, nämlich Streben nach dem rechten (Subhecha), phylosophische Nachforschung (Vicharana), Feinheit des Geistes (Tanumanasi), Erlangung des Lichts (Sattvapatti), Inneres Loslösen (Asamsakti), geistige Anschauung (Padarthabhavana) und Höchste Freiheit (Turiya).

Die Analogie der beiden Vögel

Es gibt zwei Vögel auf dem selben Baum. Einer thront auf der Spitze und der andere unterhalb. Der Vogel auf der Spitze sitzt, ist allezeit heiter, ruhig und majestätisch. Er ist immer glückselig. Der andere Vogel, der auf den unteren Ästen hockt, frisst die süßen und bitteren Früchte abwechselnd. Manchmal tanzt er vor Freude. Andere Male wieder ist er unglücklich. Jetzt freut er sich und weint dann nach einiger Zeit. Manchmal schmeckt er eine extrem bittere Frucht und ist angewidert. Er schaut nach oben und erblickt den anderen wundervollen Vogel mit den goldenen Federn, welcher immer glückselig ist. Er möchte auch gerne so werden wie der Vogel mit den goldenen Federn, doch vergisst er bald wieder alles. Wieder fängt er an die süßen und bitteren Früchte zu fressen. Er ißt noch eine Frucht die überaus bitter ist und fühlt sich sehr jämmerlich. Wieder versucht er so zu werden wie der obere Vogel. Allmählich hört er auf die Früchte zu essen und wird gelassen und glückselig wie der obere Vogel. Der obere Vogel ist Gott oder Brahman. Der untere Vogel ist Jiva oder die individuelle Seele, die die Früchte seines Karmas, nämlich Genuss und Schmerz erntet. Er erhält Tritte und Schläge im Kampf des Lebens. Er erhebt sich und fällt dann wieder, so wie die Sinne ihn nach unten ziehen. Allmählich entwickelt er Vairagya (Leidenschaftlosigkeit) und Unterscheidung, übt sich in Meditation, erreicht Selbstverwirklichung und geniesst die ewige Glückseligkeit Brahmans.

Er versucht wider so zu werden wie der obere Vogel. Allmählich hört er auf die Früchte zu fressen und wird gelassen und glückselig wie der obere Vogel. Der obere Vogel ist Gott oder Brahman. Der untere Vogel ist Jiva oder die individuelle Seele, die die Früchte seines Karmas, nämlich Genuss und Schmerz erntet. Er erhält Tritte und Schläge im Kampf des Lebens. Er erhebt sich und fällt dann wieder, so wie die Sinne ihn nach unten ziehen. Allmählich entwickelt er Vairagya (Leidenschaftlosigkeit) und Unterscheidung, übt sich in Meditation, erreicht Selbstverwirklichung und geniesst die ewige Glückseligkeit Brahmans.

Karmalehre und Philosophie als Bedingung der Meditation des Jnana Yoga

Artikel von Hanspeter Sperzel, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 17

Wir leben in einer unbegrenzten, unendlichen Welt, die eine sowohl denkbare als auch undenkbare Fülle von Möglichkeiten enthält, eine Welt, die weder durch Zeit noch durch Raum begrenzt ist und die keinen Zeitpfeil kennt. Aber als Mensch sind wir eine gebundene Form des Lebens, gebunden an die Physis eines Organismus, gebunden an eine Richtung in der Zeit, gebunden durch Begrenzung des Raumes und gebunden durch Endlichkeit. An einer Stelle, einem Ort und einem Moment in diese Welt geworfen, beginnt zunächst die Kette von Ursache und Wirkung unser Leben zu bestimmen, lässt uns dieser Automatismus keine oder nur noch wenige Möglichkeiten zur Wahl. Hier liegt unser Ausgangs - punkt, hier stehen wir am Anfang unserer Praxis. Diesen Punkt zu erkennen, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Befreiung aus den Rad des Lebens. Als begrenzte und gebundene Form besitzen wir nur die Fähigkeit, eine begrenzte Auswahl von Möglichkeiten aufzunehmen, zu erkennen und auch zu nutzen. Diese Erkenntnis (der zweite Schritt) ist zwangsläufig eine Folgerung der ersten und ist von außergewöhn - licher Banalität. Trotzdem sagt sie uns klar und deutlich, wie unser Leben zu gestalten sei, wenn wir Veränderung anstreben. Wenn wir selbst unser Leben in die Hand nehmen wollen, selbst gestalten und wählen wollen, müssen wir (erstens) das bereits laufende Rad anhalten oder zumindest stark verlangsamen, müssen uns weiterhin (zweitens) über die Fülle unserer Möglichkeiten klar geworden sein und dann (der dritte Schritt) mit Bedacht wählen. Jede Wahl setzt das Rad erneut in Gang, jede Wahl ist eine Begrenzung und eine Einschränkung zukünftiger Möglichkeiten. Dies ist die dritte Erkenntnis, sie folgt aus den anderen und ist unvermeidbar und unwiderlegbar. Wir können als begrenztes Wesen nur begrenzt aufnehmen, einerseits wird alles nicht aufgenommene wie ein Opfer preisgegeben und daher Leiden verursachen, andererseits wird alles aufgenommene unsere zukünftigen Möglichkeiten begrenzen, eine weitere Auswahl erschweren oder verhindern und daher ebenfalls Leiden nach sich ziehen.

Was also können/sollten wir tun? Wir sind niemals frei in der Entscheidung, und wir können niemals ganz frei werden, denn dazu müsste uns als Mensch Unbegrenztheit zufallen. Wählen wir also unseren Teil aus, und dreht sich damit das Rad in eindrucksvollen Geschwindigkeit, so sind wir begrenzt für den Rest unserer Tage in dieser Form als Mensch, das Rad dreht sich und wir folgen ihm. Das nicht Erwählte wird bald als Verlust erfahren werden. Wählen wir nur begrenzt und sparsam aus, halten wir also das Rad nur in langsamer Drehung, verzichten wir damit auf eine Vielzahl von Möglichkeiten und damit verbunden von Eindrücken zugunsten einer unbestimmten Zukunft, was zumindest im Moment des Verzichts ebenfalls als Verlust erfahren wird. Lassen wir uns treiben im Strom der immerwährenden Bewegung um uns herum, wählen wir also nicht und bestimmen wir nicht, so verzichten wir auf die Selbstbestimmtheit unseres Lebens, andere wählen für uns und wir werden zu „Getriebenen“. Wo liegt da die Lösung?

Aspekte des Yoga: Karmalehre

Die Bhagavad Gita hält daher einen Rat für uns bereit, der in etwa so lautet: Wir wählen aus der Fülle der Möglichkeiten aus nach bestem Wissen und Gewissen, tun dann, was wir tun müssen, aber wir gestalten unser Tun so, dass wir nicht hängen an den Früchten dieser Handlungen. Aber was genau bedeutet dieser Satz, und wie geschieht so etwas in der Praxis? Wie kann ich mir dies vorstellen? Ist dieser Sinngehalt dieses Satzes nicht paradox? Gerade doch aus dem Streben nach den Früchten heraus haben wir begonnen, den Mechanismus unseres Leidens zu durchschauen. Um das Leiden zu mindern, und das sind doch die Früchte unseres Strebens, haben wir doch mit einer Praxis begonnen und sind erst so auf diesen Satz der Bhagavad Gita gestoßen. Fehlt hier dann nicht etwas entscheidendes? Müssen wir dann aufgrund dieses Satzes die Wege des Vergangenen nicht trennen von den Wegen, die vor uns liegen? War der vergangene Irrweg nicht erforderlich, ja zwangsläufig dann auch richtig, um hierher zu finden? Und ist diese Aussage nicht eine neues Paradox, dass ich nämlich nur auf Irrwegen zur Wahrheit finde, und mein neu einzuschlagender Weg ebenfalls ein Irrweg sein muss? Und wie kann ich mit dieser Paradoxie im Gepäck fortschreiten? Dieser Sinngehalt ist unserem, zu Differenzierbarem zugeneigten einfachen Denken nicht erfassbar. Wir brauchen eine Hilfe, um dies zu erfassen. Wir müssen sich widersprechende Aussagen nebeneinander stellen können, ohne sie in Beziehung zu bringen, ohne sie aufeinander wirken zu lassen. Diese Hilfe finden wir in der philosophischen Idee vom Hintergrund, vom Einen, vom Umgreifenden, von Gott, von Tao oder von Brahman, auf dem sich solche konträren Facetten (Pardoxien) abbilden lassen. Auf diesen Hintergrund sehen wir die Paradoxie wie die zwei Seiten einer Münze, wir nehmen auf, ohne zu verarbeiten, betrachten ohne Auswahl und Urteil, verzichten also auf die Schlussfolgerung, die sich zB in der Theorie von These, Antithese (diese bilden die Paradoxie) und Synthese (Urteil) ausdrückt. Diese Betrachtung dann schafft Bilder und Symbole, zu denen sich durch „wirken lassen“, das ist eine bewusst herbeigeführte Unbestimmtheit in unserem Denken, in der unendlichen Fülle der Möglich keiten eines unbegrenzten Universums Entsprechungen finden lassen, die in ihrem Bewusstwerden als Idee sich in unserem Denken Ausdruck verleihen. Diese Idee (nach Platon), wir können sie auch Intuition (im Yoga) nennen, steht uns, einmal erkannt, dann als erweiterte, fast immer auch neue Möglichkeit offen. Durch ihre Herkunft aus der Fülle, aus dem Hintergrund, verbindet sie uns symbolisch mit allem und ist daher dem, was wir als die eine Wahrheit bezeichnen, sehr nahe. Diese Betrachtung und dieses „wirken lassen“ erreichen wir in der Praxis der stillen Meditation. Aber diese Praxis erfordert Bedingungen:

  • Die Bereitschaft zur Analyse, des Erkennens, was ist (jetzt und hier).
  • Die Bereitschaft des ”offen-seins” und ”offen-bleibens” für unbestimmte Zeit.
  • Die Bereitschaft, weiterhin zu erkennen und zu lernen.
  • Die Bereitschaft, die aufleuchtenden Paradoxien solange zu ertragen.

Aspekte des Yoga: Karmalehre

Ohne diese Bedingungen ist die Meditation oft nur ein unbestimmtes Staunen, wird sie wie zu einer kurzen Flucht aus dem Häusermeer der Städte in die freie Wildnis der Natur, von der nach der Rückkehr nichts bleibt als eine sehnsuchtsvolle Erinnerung, die bald neues Leiden gebiert. Wirkliche Meditation arbeitet im und mit dem Meditierenden, sie formt und weitet, erhellt und vermindert so Leiden. Sie braucht dazu eine Analyse und Kenntnis dessen, was ist (z.B. Erkenntnis des Prinzips von Ursache und Wirkung – Karmalehre des Yoga), und sie braucht eine Methode der Vorstellung, die nicht formt, sondern wahrnimmt (z.B. Philosophie der Idee nach Platon). Kenntnis, Wahrnehmung und Einwirkung in der Meditation führen nur gemeinsam zum Erfolg, so wie erst ein Tisch mit drei Beinen zum sicheren Stehen findet.

Multimedia

Jnana Yoga, der Yoga des Wissens

Vortrag mit Sukadev Bretz über Jnana Yoga, den Weg des Wissens. Jnana Yoga ist der philosophische Aspekt im Yoga. Der Yoga beschäftigt sich dabei mit Themen wie: Wer bin ich? Was ist Glück? Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Weblink