Chandogya Upanishad

Aus Yogawiki

Chandogya Upanishad: (Sanskrit: chāndogyopaniṣad f.): Sie ist eine der wichtigsten Upanishaden des Samavedas. Sie wurde von Dr. Roer gedruckt, von Rajendra Lal ins Englische übersetzt und in der Bibliotheca Indica veröffentlicht. Es gibt zusätzlich eine andere Auflage des Textes. Die Chandogya Upanishad besteht aus acht der zehn Kapitel der Chandogya Brahmana. Dieses Werk sticht besonders durch seine große Anzahl an Legenden hervor, die die allmähliche Entwicklung der brahmanischen Theologie betrachten.

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Die Essenz der Chandogya Upanishad - von Swami Sivananda

Swami Sivananda

1. Hari Om! Mögen meine Gliedmaßen, meine Rede, das Prana, das Auge, das Ohr, die Stärke und alle meine Sinne kräftig wachsen. Alles ist der Brahman der Upanishaden. Möge ich niemals Brahman verleugnen. Möge Brahman mich niemals verschmähen. Möge es kein Leugnen von Brahman geben. Möge es kein Verschmähen durch den Brahman geben. Mögen alle Tugenden, die in den Upanishaden beschrieben sind, in mir ruhen und den Atman erfreuen. Mögen diese Tugenden alle in mir sein!

Om Frieden! Frieden!! Frieden!!!

Der einheitliche Ursprung der Phänomene

2. So wie ein einzelner Klumpen komplett aus Lehm ist, so ist auch alles, was bekannt ist, aus Lehm. Alle Modifikationen sind nur ein Name, aber in Wahrheit ist alles aus Lehm.

3. So wie ein einzelner Brocken Gold, so ist auch alles Bekannte aus Gold gemacht. Der Unterschied ist lediglich die Bezeichnung, die dafür in der Sprache verwendet wird. Aber in Wahrheit ist alles Gold.

4. So wie eine einzelne Schere, so ist auch alles Bekannte aus Eisen gemacht. Der Unterschied ist lediglich das Wort, welches dafür in der Sprache verwendet wird. Aber in Wahrheit ist alles Eisen.

5. Deshalb ist es diese Unterweisung, durch die wir hören, was nicht gehört werden kann. Durch die wahrgenommen werden kann, was nicht wahrnehmbar ist und durch die wir wissen, was nicht gewußt werden kann.

6. Am Anfang war alles das "Reine Sein", das "Eine" ohne ein "Zweites".

7. Und es dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich aus mir herauswachsen" und es erschuf das Feuer.

8. Das Feuer dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich aus mir herauswachsen" und es erschuf das Wasser. Und deshalb, wenn es jemandem heiß wird, fängt er an zu schwitzen und so wird Wasser durch ihn allein durch das Feuer produziert.

9. Das Wasser entschied: 'Möge ich viele sein, möge ich aus mir herauswachsen" und es erschuf die Nahrung. Deshalb – immer, wenn es irgendwo regnet - wird Nahrung geschaffen. Allein durch das Wasser wird essbare Nahrung erzeugt.

10. Und das "Sein" dachte: 'Ja, möge ich in all diese drei Dinge eingehen mit dem "Lebendigen" (Jivatma). 'Laß mich in verschiedenen Namen und Formen erscheinen.'

Und es machte jedes Lebewesen dreifaltig.

Die Drei-Farben-Analyse

11. Die rote Farbe der Sonne ist das Feuer. Die weiße Farbe ist die Farbe des Wassers. Die schwarze Farbe ist die Erde. Deshalb, wenn das verschwindet, was wir die Sonne nennen und deren Namen nur eine Bezeichnung für eine Modifikation ist, dann sind in Wahrheit alle drei Elemente vertreten. Ebenso sind auch der Mond, die Blitze, das Feuer usw. in Wahrheit lediglich verschiedene Kombinationen aus diesen drei Elementen.

12. Die alten Kenner der Vedas wußten dies und sie wußten deshalb alles. Denn alles sind diese drei Elemente allein.

13. Was auch immer rot erschien, von dem wußten sie, daß es die Farbe des Feuer in sich trug. Was auch immer weiß erschien, von dem wußten sie, daß es die Farbe des Wassers in sich trug. Was auch immer schwarz erschien, von dem wußten sie, daß es die Farbe der Erde in sich trug.

14. Was auch immer Ihnen unbekannt erschien, von dem wußten sie, daß dies eine Kombination dieser drei Elemente in sich trug.

15. Und nun lerne von mir, wie diese drei Devatas, wenn sie den Menschen treffen, dreifaltig werden.

16. Nahrung, wenn sie aufgenommen wird, wird ebenfalls dreifaltig: Die groben Bestandteile werden zu Fasern; der mittlere Teil wird zu Fleisch und der subtilste oder feinstoffliche Teil wird zu Geist.

17. Wasser, wenn es getrunken wird, wird ebenfalls in dreifacher Form aufgenommen: Der grobstofflichste Teil wird zu Urin, der mittlere Teil wird zu Blut und der subtilste oder feinstoffliche Teil wird zu Prana.

18. Feuer (z.B. in Öl, Butter, o.ä.) wird, wenn es aufgenommen wird, ebenfalls in dreifacher Form aufgenommen Der grobstofflichste Teil wird zu Knochen, der mittlere Teil wird zu Knochenmark und der subtilste oder feinstoffliche Teil wird zu Sprache. Wenn Nahrung, die aufgenommen wird, von Wasser heruntergespült wird, entsteht Hunger. Wenn Wasser getrunken wird, und dabei Feuer mit heruntergespült wird, kommt es zu Durst.

Tat Tvam Asi

19. Lerne nun von mir über die wahre Natur des Schlafes.

20. Wenn der Mensch schläft, wird er vereinigt mit dem "Reinen Selbst" und dann ruht er in seinem wahren Selbst.

21. Deshalb sagen die Leute: "Er schläft (Svapiti), denn er ist zu seinem eigenen (Sva) Selbst gegangen (Apiti).

22. Alle Geschöpfe sind im Sein verwurzelt. Sie verweilen im Sein und sie ruhen im Sein.

23. Wenn der Mensch von hier verschwindet, dann zieht sich die Sprache in den Geist zurück, sein Geist ins Prana, das Prana ins Feuer und das Feuer in das höchste Sein.

24. Das, was die feinstofflichste Essenz ist (die Wurzel von allem), in dem alles, was existiert sein Selbst hat, das ist die Wahrheit. Das ist das Selbst, das Du bist, Oh Svetaketu!

25. So wie die Bienen den Honig produzieren, in dem sie die Pollen der weit entfernt stehenden Bäume sammeln und dann daraus eine homogene Flüssigkeit machen. Und in dem Honig ist dann keine Unterscheidung der einzelnen Pollen mehr möglich (wie z.B. "ich bin der Pollen von diesem oder jenem Baum"). Genauso ist für die einzelnen Geschöpfe, sobald sie einmal das Sein erreicht haben, nicht mehr möglich zu sagen, wie sie das Sein erreicht haben. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

26. Einige Flüsse fließen nach Osten und einige nach Westen. Sie fließen alle in das Meer. Und auch die Flüsse wissen, nachdem sie in das Meer gemündet sind, nicht mehr, ob sie dieser oder jener Fluß waren. Ebenso ergeht es den Geschöpfen, sobald sie aus dem Selbst herausgekommen sind, wissen sie nicht mehr, daß sie aus der Wahrheit gekommen. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

27. Wenn jemand einen Ast von einem Baum absägt, so wird der Baum "bluten", aber er wird weiterleben. Durchdrungen von dem lebendigen Sein, steht der Baum fest verwurzelt und durch diese Wurzeln seine Nahrung beziehend und dabei frohlockend. Ebenso stirbt der Körper, wenn das lebendige Sein ihn verlassen hat. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

28. Diese subtile Essenz, die Du nicht wahrnehmen kannst in dem kleinen "Nyagraodha (Banyan)" Samen, wächst zu einem großen stattlichen "Nyagraodha"-Baum. Genauso, ist dies die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

29. Genauso, wie wenn Du Salz in einen Krug Wasser gibst, so kannst Du dieses Salz nicht mehr wahrnehmen. Aber es ist da und ebenso ist es in diesem Körper, auch wenn Du es nicht wahrnehmen kannst, das "Sat" oder das Reine Sein. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

30. Stelle Dir vor, eine Person wird mit verbundenen Augen von ihrem Heimatland fortgebracht und in ein fremdes Land gebracht. Diese Person erkennt, daß sie in einem fremden Land ist und ein netter Mann sagt ihr, daß ihr Heimatland in einer bestimmten Richtung läge. Die Person macht sich nun auf den Weg in die angegebene Richtung und fragt sich von Dorf zu Dorf durch, bis sie wieder in ihrem Heimatland angekommen ist. Genauso findet der Suchende mit der Hilfe des Gurus sein Ziel und erreicht die Wahrheit. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

31. Wenn ein Mensch stirbt, umringen ihn seine Verwandten und fragen: "Erkennst du mich?" Und der Mensch erkennt sie, aber seine Sprache ist in seinem Geist aufgegangen, und der Geist ist im Atem aufgegangen und der Atem im Feuer sowie das Feuer im Höchsten Selbst. Dann kennt er seine Verwandten nicht mehr. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

32. Stelle Dir vor, ein Mensch hat einen Diebstahl begangen und wird dem Richter vorgeführt. Eine glühende Axt wird vor ihn gehalten und er ergreift diese. Falls er den Diebstahl begangen hat und dies leugnet, wird seine Hand verbrannt. Wenn er aber ehrlich ist, wird seine Hand nicht verletzt. So wie damit dieser Mensch nicht verbrannt wird, so hat auch alles, was existiert, dieses innere Selbst. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

33. So aufgeklärt, verstand Svetaketu diese Wahrheiten.

Schritte zu unendlicher Wonne

34. Narada wandte sich an Sanatkumara und sagte: "Unterweise mich, oh Herr".

35. Sanatkumara antwortete: " Bitte sage mir zuerst, was Du schon weißt".

36. Narada erwiderte: "Oh Herr! Ich kenne die vier Vedas. Ich kenne die Itihasa Purana, die Grammatik, alle heiligen Schriften (Sastras), alle Wissenschaften und alle Künste. Aber Meister, ich bin wie jemand, der nur viele Worte weiß. Ich bin kein Kenner des Selbst. Ich habe lediglich von großen Meistern wie Dir vernommen, daß das Selbst den Kummer überwindet. Und ich habe großen Kummer. Hilf’ Du bitte mir, meinen Kummer zu überwinden."

37. Sanatkumara sagte zu ihm: "Was auch immer du studiert hast, es ist alles nur eine Bezeichnung. Meditiere über die Bezeichnung. Denn wer über die Bezeichnung als Brahman meditiert, erreicht die Unabhängigkeit von Bezeichungen."

38. Die Sprache als Ganzes ist größer als Bezeichungen, denn die Sprache ermöglicht uns, die Vedas und andere Schriften zu verstehen.

39. Wenn es keine Sprache gäbe, würde man kein Gut und kein Böse kennen, kein Wahr und kein Falsch, kein Angenehm und kein Unangenehm. Meditiere über die Sprache.

40. Derjenige, der über die Sprache als Brahman meditiert, wird von den Begrenzungen der Sprache unabhängig.

41. Der Geist ist größer als die Sprache, denn der Geist beinhaltet beides – den Namen und die Sprache.

42. Wenn sich jemand in seinem Geist wünscht, die Veden zu lesen, dann liest er diese. Wenn er sich in seinem Geist wünscht, eine Handlung auszuführen, so wird er dies tun.

43. Der Geist ist die Welt. Der Geist ist auch das Selbst und der Geist ist auch Brahman. Deshalb meditiere auf den Geist.

44. Derjenige, der auf den Geist als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seines Geistes.

45. Der Wille ist noch größer als der Geist. Deshalb, weil wenn der Mensch etwas will, denkt er in seinem Geist daran und dann gibt er dies mittels seiner Sprache weiter und er wiederholt dies mit dessen Namen. Deshalb ist alles in dem Willen zentriert, es besteht aus Willen und wird durch den Willen aufrechterhalten. Meditiere deshalb auf Deinen Willen.

46. Derjenige, der über den Willen als Brahman meditiert, der selbst beständig, fest und unabgelenkt ist, der wird die ewigen, angesehenen und zentrierten Welten erreichen, die für ihn vorgesehen sind. Er ist unabhängig von der Reichweite seines Willens.

47. Die Intelligenz ist größer als der Wille. Denn wenn der Mensch versteht, dann formt sich sein Wille, dann entstehen die Gedanken und dann entsteht die Sprache und die Namen werden genannt.

48. All dies ist in der Intelligenz enthalten, es besteht aus Intelligenz und verweilt in der Intelligenz.

49. Deshalb, wenn ein Mensch unintelligent ist, selbst wenn er viel Wissen besitzt, sagen die Leute, er ist gar nichts.

50. Wenn ein Mensch intelligent ist, auch wenn er wenig weiß, hören ihm die Leute gerne zu.

51. Die Intelligenz ist das Zentrum von allem. Die Intelligenz ist das Selbst und dessen Unterstützung. Meditiere deshalb auf die Intelligenz.

52. Derjenige, der auf die Intelligenz als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seiner Intelligenz.

53. Die Meditation ist größer als die Intelligenz.

54. Die Erde meditiert, so wie sie ist und ebenso der Himmel, das Wasser, die Berge, die Götter und die Menschen. Deshalb machen die Menschen, die hier auf Erden Großes erreicht haben, oft den Eindruck, dass sie viel meditiert haben.

55. Während die gewöhnlichen kleinen Leute sich oft beschweren, mit sich und anderen hadern, scheinen die großen Menschen einen Teil der Meditation erreicht zu haben.

56. Meditiere deshalb über die Meditation. Derjenige, der auf die Meditation als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seiner Meditation.

57. Das Wissen ist größer als die Meditation.

58. Durch das Wissen hast Du Kenntnisse über die Veden und die Sastras, die Künste und die Wissenschaften.

59. Meditiere über das Wissen. Derjenige, der auf das Wissen als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seines Wissens.

60. Die Kraft ist größer als das Wissen.

61. Ein kraftvoller Mensch schlägt hundert Menschen des Wissens. Wenn ein Mensch kraftvoll ist, so steigt er auf. Bei seinem Aufstieg besucht er weise Menschen und dadurch, dass er diesen Weisen folgt, sieht er, er hört, er reflektiert, er versteht, er handelt und er weiß.

62. Durch die Kraft besteht die Erde. Durch die Kraft besteht der Himmel, die Berge, die Götter und die Menschen, das Rind bis hinunter zur Ameise und den Würmern. Durch die Kraft ist die Welt fest begründet.

63. Meditiere über die Kraft. Derjenige, der auf die Kraft als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen der Kraft.

64. Die Nahrung ist größer als die Kraft. Wenn ein Mensch zehn Tage lang keine Nahrung aufnimmt, wird er – auch wenn er lebt – nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr reflektieren, nicht mehr verstehen und nicht mehr handeln.

65. Meditiere auf die Nahrung. Derjenige, der auf die Nahrung als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen der Nahrung.

66. Wasser ist größer als die Nahrung. Wenn es nicht ausreichend regnet, sind die Lebensenergien eingeschränkt und es gibt weniger Nahrung.

67. Das Wasser hat lediglich verschiedene Formen angenommen, wenn es als Himmel, Berge, Götter, Menschen und Bestien bis hinzu Ameisen und Würmern existiert.

68. Meditiere auf das Wasser. Derjenige, der auf das Wasser als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen der Wassers.

69. Feuer ist größer als das Wasser.

70. Durch das Medium der Luft, wärmt das Feuer den Äther. Dann sagen die Leute: Es ist heiß, es brennt und es wird deshalb regnen. Deshalb erschafft das Feuer, nachdem es in Gang gekommen ist, das Wasser.

71. Deshalb nochmals: Der Donner kommt mit dem Blitz, der durch den Himmel zuckt. Dann sagen die Leute: Es blitzt und donnert – es wird Regen geben. Somit erschafft also das Feuer, nachdem es sich zeigt, das Wasser.

72. Meditiere auf das Feuer. Derjenige, der auf das Feuer als Brahman meditiert und der selbst strahlt, wird die prächtigen Welten erlangen. Diese sind voller Licht und ohne Dunkelheit und der Meditierende selbst wird unabhängig von den Begrenzungen des Feuers.

73. Der Äther (Akasa) ist größer als das Feuer. Denn in dem Akasa existiert beides – die Sonne und der Mond sowie der Blitz, die Sterne und das Feuer. Durch den Raum (Akasa) rufen wir, wir hören und wir antworten durch den Raum.

74. In dem Raum (Akasa) werden alle Dinge geboren und in den Raum hinein wachsen alle Dinge.

75. Meditiere auf den Raum (Akasa). Derjenige, der auf den Raum als Brahman meditiert, erreicht ferne Welten, die voller Licht und frei von den Problemen der Enge sind. Sie sind weit und großräumig. Der Meditierende selbst wird somit dann unabhängig von den Begrenzungen des Raumes.

76. Das Gedächtnis ist größer als der Raum (Akasa). Wenn sich viele Leute versammeln würden und es gäbe nicht das Gedächtnis, dann würde keiner den anderen hören. Sie würden nicht denken und sie würden nichts wissen.

77. Meditiere über das Gedächtnis. Derjenige, der auf das Gedächtnis als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen des Gedächtnis.

78. Die Hoffnung ist größer als das Gedächtnis. Angetrieben durch die Hoffnung liest das Gedächtnis die Mantras und führt die Rituale aus. Es wünscht sich Söhne und Kühe. Es wünscht sich diese Welt und die nächste.

79. Meditiere über die Hoffung. Derjenige, der auf die Hoffnung als Brahman meditiert, dessen Wünsche werden alle durch die Hoffnung erfüllt. Seine Gebete werden niemals vergeblich sein. Er wird unabhängig von den Begrenzungen der Hoffnung.

80. Prana ist größer als Hoffnung. So wie die Speichen eines Rades alle an der Nabe befestigt sind, so ist alles mit dem Prana verbunden.

81. Prana ist der Vater und die Mutter. Prana ist der Bruder und die Schwester. Prana ist der Lehrer. Prana ist Brahman.

82. Wenn jemand etwas Schlechtes zu seinem Vater, zu seiner Mutter, oder zu einem sonstigen Verwandten sagt, so sagen die Leute: Schande über Dich! Du hast Deinen Vater etc. verletzt. Aber nachdem das Prana sich von ihnen gelöst hat, selbst wenn er sie dann mittels eines Schürhakens verbrennen würde, würden sie niemals sagen, daß er seine Verwandten getötet hätte.

83. Prana ist wahrlich all dies. Derjenige, der dies erkennt, der dies denkt und weiß, der wird zu einem Ativadin (wörtlich "Der alles, was er spricht, transzendiert").

84. Und wahrlich er ist ein Ativadin, der verkündet, daß das höchste Wesen die Wahrheit ist.

85. Jeder sollte wünschen, daß er die Wahrheit kennenlernt.

86. Wenn jemand die Wahrheit begreift, dann wird er nur noch nach der Wahrheit verlangen.

87. Wenn jemand denkt, dann versteht er.

88. Wenn jemand Glauben hat, dann denkt er.

89. Wenn sich jemand auf seinen Lehrer einstimmt, dann hat er auch Glauben.

90. Wenn jemand alle heiligen Pflichten erfüllt, d.h. die Kontrolle der Sinne und die Konzentration des Geistes, dann kann er sich erst wirklich auf seinen Lehrer einstimmen.

91. Wenn jemand die Wonne erfährt, dann erfüllt er seine Pflichten.

92. Das Unendliche ist Wonne. Es gibt im Endlichen keine Wonne.

93. Dort, wo man nichts mehr sieht, wo man nichts mehr hört, wo man nichts mehr versteht, dort ist das Unendliche.

94. Dort jedoch, wo man noch etwas sieht, etwas hört, etwas versteht, dort ist das Endliche.

95. Das, was das Unendliche ist, dies ist unsterblich. Das Endliche hingegen ist sterblich.

96. Das Unendliche ist in der Tat unterhalb, oberhalb, hinter, vor, zur Rechten und zur Linken. Es hat alle diese Eigenschaften.

97. Derjenige, der dies sieht, der dies denkt und der dies versteht, dieser liebt das Selbst. Er erfreut sich an und in dem Selbst und er genießt auch die Gesellschaft des Selbst. Er freut sich an dem Selbst und er wird zu einem "Svarat" (König des/im Selbst). Er wird unabhängig von allen Welten.

98. Aber diejenigen, die es nicht oder vermeintlich besser wissen, sie werden von anderen beherrscht. Sie leben in einer vergänglichen Welt und sie werden abhängig von und in den Welten.

99. Für denjenigen, der dies erkennt, der dies denkt und versteht, für den entspringt das Prana aus dem Selbst. Die Hoffnung kommt aus dem Selbst. Das Gedächtnis kommt aus dem Selbst, ebenso wie der Raum (Akasa), das Feuer, das Wasser usw. Alles entspringt aus dem Selbst.

100. Derjenige, der dies erkennt, der sieht nicht den Tod, die Krankheit oder den Schmerz. Wer dies sieht, der sieht alles und erreicht alles überall.

101. Wenn die Nahrung rein ist, dann wird auch die innere Natur gereinigt. Und wenn die innere Natur gereinigt ist, dann wird das Gedächtnis fest. Und wenn das Gedächtnis fest auf das "Höchste Selbst" geheftet ist, dann werden alle Bindungen, die den Menschen an irgendetwas, was nicht der Atman ist, fesseln, gelöst.

Die drei Zustände und jenseits dieser

102. Prajapati sagte: Das Selbst oder der Atman, der frei von Sünde ist, frei von Alterung, frei vom Tod, frei von Trauer, frei von Hunger und Durst und es/er hat wahrhaftige Wünsche (Satyakama) und wahrhaftigen Willen (Satya Sankalpa). Dieser ist es, den wir suchen müssen und den wir versuchen sollten zu verstehen.

103. Derjenige, der sein Selbst aktiv sucht und dieses versteht, der wird alle Welten und alle Wünsche erreichen.

104. Indra, der Herrscher der Götter (Devas) und Virochana, der Herrscher über die Dämonen (Asuras), gingen zu Prajapatji, mit Brennstoff in ihren Händen, denn so war es Sitte, wenn Schüler zu ihrem Guru gingen.

105. Sie verweilten dort als spirituelle Schüler, da sie ein Gelübde mit ihrem jeweiligen Zölibat für zweiunddreißig Jahre abgelegt hatten.

106. Als sie von Prajapati gefragt wurden, sagten sie: Wir verweilen hier, um unser Selbst kennen zu lernen.

107. Prajapati sagte: Die Person, die man im Auge sehen kann, das ist das Selbst. Das ist das Unsterbliche und Furchtlose. Das ist Brahman.

108. Und sie fragten: Oh Meister, derjenige, der im Wasser wahrgenommen wird und derjenige, der im Spiegel gesehen werden kann, ist er dies?

109. Der Meister antwortet: Es, das Selbst, ist in der Tat in allem zu sehen.

110. Und sie gingen zufrieden von dannen. Virochana ging mit einem zufriedenen Herzen zu den Dämonen (Asuras) und predigte ihnen die folgende Erkenntnis: Der Körper allein ist anzubeten (als das Selbst).

111. Und deshalb nennen sie nun sogar einen Menschen, der keine Almosen gibt, der keinen Glauben hat und keine Opfer darbringt, einen Asura, denn dies ist die Glaubenslehre der Asuras.

112. Indra hingegen erlebte folgende Schwierigkeit, bevor er zu den Göttern zurückkehrte. Da dieser Körper, wenn er schön angezogen ist, schön geschmückt ist ebenso wie er wohl gesäubert ist, wenn er gereinigt wurde, so sollte dann auch das Selbst blind sein, wenn der Köper blind ist. Ebenso würde dann das Selbst sterben, wenn der Körper stirbt. Deshalb sagte sich Indra, kann dieser Glaubenssatz so nicht stimmen.

113. Er kehrte zu Prajapati zurück und dieser bat ihn nochmals zwei Jahre zu bleiben.

114. Und am Ende dieser zweijährigen Frist, sagte Prajapati zu Indra: Derjenige, der sich leicht in den Träumen bewegt, das ist das Selbst, das Unsterbliche und das Furchtlose. Dies ist Brahman.

115. Und wieder ging Indra fort und fand auch wieder ein Problem: Der Traum selbst ist nicht blind, wenn der Körper blind ist, und so ist auch der Traum nicht einäugig, wenn der Körper nur noch ein Auge hat. Und wenn auch der Traum nicht zerstört wird durch den Zerfall des Körpers, so wird der Traum doch getötet, wenn der Körper getötet wird. Der Traum kann sogar die Schmerzen oder die Tränen des Körpers widerspiegeln. Deshalb sagte sich Indra, auch dies kann wieder nicht der richtige Glaubenssatz sein.

116. Und so kehrte Indra wieder zu Prajapati zurück und blieb für weitere zweiunddreißig Jahre bei ihm.

117. Und nach diesen weiteren zweiunddreißig Jahren sagte Prajapati zu Indra: Wenn ein Mensch sich im Tiefschlaf erholt, dann ist er das Selbst, das Unsterbliche und das Furchtlose. Dies ist Brahman.

118. Und wieder ging Indra mit diesem Glaubenssatz fort, aber er kehrte zurück, denn er fand mit diesem ein weiteres Problem. In Wahrheit erkennt er sich im Tiefschlaf nicht mehr als "Das bin ich", denn im Tiefschlaf ist es zu äußerster Aufhebung gekommen. Deshalb kann auch dieser Glaubenssatz so nicht passen.

119. Und auf Prajapatis Anordnung blieb Indra nochmals für weitere fünf Jahre bei ihm.

120. Danach sagte Prajapati zu Indra: Indra! Dieser Körper ist sterblich, er ist dem Tode irgendwann geweiht. Dieser Körper ist die Wohnstätte des Selbst, dieses ist unsterblich und körperlos.

121. Das in den Körper gegangene Selbst ist der Freude und dem Schmerz ausgesetzt. Aber das Selbst ohne einen Körper ist nicht von Freude oder Schmerz berührt.

122. Auch der Wind ist ohne Körper. Die Wolken, der Blitz und der Donner sind ebenfalls ohne Körper. Nun steigen diese auf, erscheinen in ihrer jeweiligen Form sobald sie das höchste Licht (hier die Sonne) erreichen.

123. Und ebenso erscheint dieses Selbst in seiner eigenen Form, wenn es aus dem Körper heraussteigt und das höchste Licht erreicht.

124. Dies ist der Uttama Purusha, die höchste Person.

125. Er bewegt sich dort lachend, spielend und frohlockend. Und er schert sich nicht um den Körper, in den er geboren wurde.

126. So wie ein Pferd an einen Karren angeschirrt ist, so ist das Prana mit dem Körper verbunden.

127. Nun da, wo das Auge den Raum Akasa erreicht (während des Vorganges des Sehens), da ist das Auge das Instrument zum Sehen.

128. Derjenige, der weiß: Möge ich dieses riechen, dann ist er das Selbst und die Nase ist das Instrument zum Riechen.

129. Derjenige, der weiß: Möge ich denken, so ist er das Selbst und der Geist ist sein göttliches Auge. Und mit der Hilfe seines göttlichen Auges/seines Geistes sieht er Wünsche und Frohlockungen.

130. Die Götter, die in der Welt von Brahman meditieren auf dieses Selbst. So wurde es von Prajapati an Indra weitergeben, und von Indra an die Götter (Devas).

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Chandogya Upanishad - Erläuterungen nach Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 107 - 109.

Die Chandogya Upanishad ist neben der um weniges umfangreicheren Brihadaranyaka Upanishad die größte und bedeutendste jener Sammlungen theologisch-philosophischer Aussprüche, Betrachtungen und Legenden, welche unter dem Namen der Upanishaden und in der Form dogmatischer Textbücher der einzelnen Veda-Schulen auf uns gekommen sind. Wie die Upanishaden des Rigveda an das Uktham, so knüpft diese Upanishad des Samaveda an das Saman an, um durch allegorische Betrachtung und Umdeutung desselben zu den Gedanken vom Brahman oder Atman überzuleiten, welche den gemeinsamen Kern aller Upanishaden bilden. Aber nicht nur in diesen Gedanken, sondern auch in der Form ihrer Ausführung stimmen die Upanishaden so vielfach überein, daß wir für sie, teilweise wenigstens, ein gemeinsames, mündlich umlaufendes Material voraussetzen müssen, aus dem die Sammlungen der einzelnen Schulen sich nach und nach absetzten.

Wie das Brihadaranyakam, so zeigt auch die Chandogya Upanishad diesen sekundären, sammlungsartigen Charakter aufs deutlichste. Zunächst ist jeder der acht Prapathakas, aus denen sie zusammengesetzt ist, ein selbständiges Ganzes, bestehend aus einem oder mehreren Hauptstücken, an die sich als Nachtrag vielfach einige kleinere Stücke fügen, die den Schluß des Prapathaka bilden und mit dessen Hauptinhalt oft wenig Verwandtschaft haben. Diese äußerliche Zusammensetzung der Upanishad aus den acht Prapathakas, der Prapathakas zum Teil wiederum aus kleineren Stücken, wird schon durch eine vorläufige und summarische Übersicht über das Ganze deutlich vor Augen treten.

I. Fünf einzelne Betrachtungen zur Verherrlichung des Udgitha (1. 2-3. 4. 5. 6-7), an welche sich drei Legenden verwandten Inhalts (8-9. 10-11. 12) und ein vereinzelt stehendes Stück allegorischer Art (13) anschließen.

II. Allegorische Betrachtungen über das Saman, seine Teile und Arten.

a. Einleitung (1).
b. Das fünfteilige Saman wird dadurch verehrt, daß man Analogien mit demselben in Welten, Regen, Wassern, Jahreszeiten, Haustieren und, Lebenshauchen herausfindet (2-7).
c. Ebenso das siebenteilige Saman durch Analogien mit Rede, Sonne und durch Betrachtung der Silbenzahl seiner Namen (8-10).
d. Zehn Sama-Arten werden mit Lebenshauchen, Feuer, Paarung, Sonne, Regen, Jahreszeiten, Welten, Haustieren, Körperteilen, Göttern, und zuletzt das Saman selbst mit dem Weltall gleichgesetzt (11-21).
e. Anhang. Vier einzelne Betrachtungen über Sangweisen, Lebensstadien, Entstehung der Silbe Om und Somapressungen (22-24).

III. Ein längerer Abschnitt feiert das Brahman als die Sonne des Weltalls (1-11), worauf sieben einzelne Stücke über Gayatri (12), die Götterpforten (13), die Lehre Sandilyas (14), das Weltall als Somakufe (15), das Leben als Somaopfer (16, 17), die vier Füße des Brahman (18) und eine Kosmogonie (19) folgen.

IV. a. Janasruti wird von Raikva über Wind und Odem als die An-sich-Raffer belehrt (1-3).

b. Belehrung des Satyakama durch Stier, Feuer, Gans und Wasservogel über die Himmelsgegenden, Weltteile, Lichter und Lebensodem als die vier Füße des Brahman (4-9).
c. Upakosala wird von den Opferfeuern und dem Lehrer über die Geister in Sonne, Mond und Blitz und über den Atman und seinen Weg nach dem Tode zu Brahman belehrt (10-15).
d. Zwei rituelle Fragmente (16, 17).

V. a. Vorrang des Prana (1), seine Nahrung und Kleidung (2), und eine Rührtrankzeremonie (2 Schluß).

b. Theorie der Seelenwanderung (3-10).
c. Asvapati belehrt den Uddalaka und fünf andere Brahmanen über den Atman Vaisvanara und seine Verehrung im Agni Hotram(21-24).

VI. Uddalaka belehrt seinen Sohn Svetaketu über die Entstehung der Elemente und des Menschen (1-7), über Schlaf, Hunger und Durst (8) und über das geheimnisvolle Prinzip, welches im Tode, in der Einheit der Blumensäfte, der Wasser, in der Lebenskraft des Baumes, dem Wachstum desselben aus dem Keim, dem im Wasser aufgelösten Salzklumpen, dem Verirrten, dem Sterbenden und dem Ordale hervortritt, und dessen Wesen im Weltall wie im einzelnen Menschen verwirklicht ist (8-16).

VII. Sanatkumara belehrt den Narada über die Stufenreihe von Naman, Vac, Manas, Samkalpa, Cittam, Dhyanam, Vijnanam, Balam, Annam, Apas, Tejas, Akasa, Smara, Asa und Prana, sowie über die Erkenntnis der Wahrheit mittels Durchdringens durch Vijnanam, Mati, Sraddha, Nishtha, Kriti, Sukham zum Bhuman, welcher alles in allem und der Atman in uns ist (1-26).

VIII. a. Über den Atman in der Lotosblüte des Herzens und im Weltall und über die Wege, zu ihm zu gelangen (1-6).

b. Stufenweise Belehrung des Indra durch Prajapati über das Wesen des Atman (7-12).
c. Den Schluß bilden zwei Segenswünsche für das Eingehen in Brahman (13) und die Abwehr der Wiedergeburt (14) nebst einer Ermahnung an den scheidenden Schüler (15).

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Indische Schriften

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Jnana Yoga, Philosophie

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Indische Meister

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Meditation

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Sanskrit und Devanagari

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Spirituelles Retreat

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Yogalehrer Ausbildung

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Multimedia

Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishaden, Smritis, Puranas und Itihasas

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Jnana Yoga und Vedanta Einführung

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Vom Begrenzten zum Unendlichen - Geschichten aus den Upanishaden

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111 Geschichten aus den Upanishaden

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Die vier Mahavakyas

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