Heilige
Als Heilige oder Heiliger wird ein Mensch bezeichnet, der als der Gott besonders nahestehend und/oder als ein in spiritueller und ethischer Hinsicht vollkommener Mensch angesehen wird.
Im Katholizismus bedarf es eines kirchenrechtlichen Prozesses, damit jemand als Heiliger verehrt werden kann. Der Papst ist dabei automatisch "Heiliger Vater". Im Protestantismus ist der Begriff "heilig" einzig Gottvater, Gottsohn, Gott-Heiligem Geist sowie der Heiligen Schrift, der Bibel, vorbehalten. In Indien wird jemand dann als "heilig" bezeichnet, wenn eine ausreichend große Schülerzahl ihn als "heilig" bezeichnet. Manchmal wird sogar jeder Mönch als "Holy Man" - als "heiliger Mensch" bezeichnet. In Indien wird der Begriff "heilig" und "Heiliger" sehr viel häufiger verwendet als in Europa.
Swami Sivananda über Heilige
Artikel aus dem Buch „Lives of Saints“ von Swami Sivananda
Wer ist ein Heiliger, eine Heilige? Derjenige bzw. diejenige, der/die in Gott, also dem Ewigen lebt; der frei von Ich-Sucht, Vorlieben und Abneigungen, Eigennutz, Eitelkeit, Gier, Habgier und Wut ist. Wer, - ausgestattet mit Weitblick, Gelassenheit, Großmut, Toleranz, Rechtschaffenheit, Erbarmen und kosmischer Liebe-, göttliches Wissen besitzt, ist ein Heiliger.
Heilige und Weise sind ein Segen für die ganze Welt. Sie sind die Hüter der höchsten göttlichen Weisheit, spirituellen Macht und unerschöpflichen spirituellen Reichtums. Selbst Könige verneigen ihre Häupter zu ihren Lotosfüßen. König Janaka sagte zu Yajnavalkya: „Oh, ehrwürdiger Weiser! Ich bin Eurer erhabenen Heiligkeit dankbar dafür, dass Ihr die alte Weisheit der Upanishaden durch Eure erhabenen und großartigen Anweisungen erhaltet. Ich lege Euch mein ganzes Königreich zu Füssen. Ich bin Euer Diener. Ich warte auf Euch wie ein Diener.“
So ist die wundervolle Natur von Weisen und Heiligen. Ihre bloße Existenz inspiriert andere und stachelt sie an, nachzueifern, um den gleichen Zustand von Wonne zu erreichen. Gäbe es diese Heiligen und Weisen nicht, so gäbe es keinen spirituellen Aufschwung und keine Erlösung. Ihre Ausstrahlung, ihr Glanz, ist unbeschreibbar. Ihre Weisheit ist unergründlich. Sie sind tief wie der Ozean, fest wie der Himalaya, rein wie der Schnee des Himalaya, strahlend wie die Sonne. Jeder überquert diesen schrecklichen Ozean von Samsara oder Geburt und Tod durch ihre Gnade und ihren Satsang. In ihrer Gesellschaft zu sein, ist die höchste Ausbildung. Sie zu lieben, ist das größte Glück. In ihrer Nähe zu sein, ist die wirkliche Ausbildung.
Die Heiligen wandern von Dorf zu Dorf und verbreiten göttliches Wissen. Sie gehen von Tür zu Tür und gewähren Weisheit. Sie nehmen nur wenig für ihre bloße Erhaltung an und geben den Menschen die höchste Bildung, Kultur und Erleuchtung. Ihr Leben ist beispielhaft. Ob sie Vorträge halten, Fragen beantworten, spielt keine Rolle.
Heilige und Weise allein können die wirklichen Ratgeber für einen König sein, denn sie sind selbstlos und besitzen die höchste Weisheit. Nur sie können die Moral der Massen verbessern. Nur sie können den Weg aufzeigen zu ewiger Wonne und Unsterblichkeit. Shivaji hatte Swami Ramdas als Ratgeber. König Dasharatha hatte Maharishi Vasishtha als Ratgeber.
Studiere das Leben der Heiligen, und du bist sofort inspiriert davon. Erinnere dich an ihre Reden, und du fühlst dich sofort erhoben. Gehe in ihren Fußspuren, und du bist befreit von Schmerzen und Kummer.
Suche nicht nach Fehlern und Mängeln bei Heiligen, du kannst ihre Verdienste nicht beurteilen. Sei bescheiden und sitze zu ihren Füssen. Diene ihnen von Herzen und aus der Seele, bewahre sie in deinem Herzen, kläre deine Zweifel. Nimm ihre Anweisungen entgegen und praktiziere danach ernsthaft. Du wirst gesegnet sein.
Jede Schule, jede Hochschule, jedes Internat, jedes Gefängnis, jede Institution, jedes Haus sollte für die Leitung einen Heiligen haben. Heilige gibt es in Fülle.
Es gibt keine Rangordnung zwischen Heiligen und Weisen. Schau nicht auf ihre Kaste, du wirst daraus keinen Nutzen ziehen. Du kannst ihre Tugenden nicht aufsaugen, indem du sie beurteilst. In der höheren Religion gibt es weder Kasten noch Glaubensbekenntnisse. Flickschuster, Weber und Unberührbare wurden große Heilige. Weisheit und Selbstverwirklichung sind nicht das Monopol der Brahmanen. Manche Brahmanen respektieren und versorgen mit Nahrung nur Brahmanen, die als Wandersannyasins, als Swami, herumziehen. Dies ist ein ernstes Missverständnis und ein schwerwiegender Fehler. Was für ein trauriger Zustand!
Heilige, zu welchem Landstrich auch immer sie gehören, haben ihre Fußspuren in der Zeit hinterlassen, so dass andere, aufrichtig und ergeben, diesen Spuren auf der Suche nach der Ewigen Wahrheit folgen können.
Mögen sie uns inspirieren und für immer leiten!
Heilige gehören nicht ausschließlich zu einem Landstrich oder einem Land und keine geographischen Grenzen können ihren Einfluss aufhalten. Heilige gehören der ganzen Welt.
Der Mensch fühlt sich schwach und hilflos. Er kann diesen niederen Neigungen durch rechte Anstrengung begegnen und durch rechte Entwicklung. Solchen Menschen dient das Leben der Heiligen als Orientierung. Sie formen ihr Leben, ihren Charakter und ihre Zukunft. Sie verändern ihre geistige Einstellung und bekehren sie zum Glauben und den Lehren ihres Führers. Solch wahre und verlässliche Anführer sind die Heiligen, die da kamen und gingen.
Möge diese Welt mit guten Heiligen und Weisen gefüllt sein! Möget ihr alle das höchste Ziel erreichen durch ihren Satsang und ihren Rat!! Mögen die Segnungen der Heiligen und Weisen mit euch sein!!!
Aus dem Buch "Lives of Saints" von Swami Sivananda, The Divine Life Society
Swami Sivananda: Die Herrlichkeit von Heiligen
Einleitung
Ein Heiliger ist ein Gott auf Erden. Für ihn ist die ganze Welt nur Stroh. Für ihn sind Gold und Stein dasselbe. Für ihn sind Freude und Leid dasselbe. Ein Heiliger lebt in Gott. Er hat Gott verwirklicht. Er kennt Gott. Er ist zu Gott geworden. Er redet von Gott. Er zeigt den Weg zu Gott. Er ist berauscht von Gott. Er ist Gott selbst. Er ist eins mit Gott.
Heilige sind Gottes Stellvertreter auf Erden. Gott zeigt sich selbst in einem Heiligen in Seiner ganzen Herrlichkeit, unendlichen Macht, Weisheit und Glückseligkeit. Die Heiligen bilden eine Leiter für die Pilger zum Schrein Gottes. Wo auch immer Heilige und Weise auch nur eine halbe Sekunde verweilen, entstehen heilige Stätten wie Varanasi, Prayag oder Brindavan.
Ein Heiliger ist ein Segen auf Erden. Heilige sind das lebendige Symbol von Religion und sind die wahren Stifter von Menschlichkeit. Durch die Geschichte hindurch haben Heilige einen großen Anteil an der Erhaltung spiritueller Werte in der Welt gehabt. Ein Heiliger ist ein spiritueller Wäscher. Er wendet die Seife von Hingabe und Wissen an und entfernt die Flecken der Sünde in weltlichen Menschen. In seiner Gegenwart werden Menschen heilig.
In dem Moment, in dem der Geist an einen Weisen denkt, werden sofort alle bösen Verlangen und niedrigen Leidenschaften beiseite gewischt. Die Meditation über das Leben von Heiligen ist gleich einer heiligen Begleitung. Das Studium ihrer Lehren ist gleich einer heiligen Begleitung. Das Denken an Heilige oder in ihrer Begleitung zu leben, ihren Segen zu empfangen, bedeutet einen Schauer von Reinheit, Inspiration und göttlichem Bewusstsein auf sich zu ziehen.
Die Natur eines Heiligen
Ein Heiliger ist frei von Ich und Mein. Er ist frei von Wolllust, Wut und Gier. Er liebt alle Wesen als sich selbst. Er ist mit Sachlichkeit und Gnade ausgestattet. Er spricht die Wahrheit und dient allen. Er meditiert immer über Gott. Er spricht nicht schlecht über andere. Er hat eine universelle Sichtweise. Er sieht Devi oder die göötliche Mutter in allen Frauen. Er ist immer freudvoll und friedlich.
Er singt zu Ehren Gottes. Er hat göttliches Wissen. Er ist furchtlos und großzügig. Er bettelt niemals, aber er gibt. Er ist majestätisch und edel. Solche Heilige gibt es nur sehr selten auf der ganzen Welt. Es ist nicht einfach, so jemanden zu finden. Er wird nicht überall geboren. Liebe ist der ganze Atem eines Heiligen. Gnade ist seine ganze Natur. Sein Herz fließt mit Mitgefühl über. Er schaut nicht auf die Fehler der anderen. Er gibt Gutes für Schlechtes zurück und segnet die, die ihn verfluchen.
Das Herz eines Weisen ist eine Flamme der Liebe und sein ganzes Wesen durstet nach der Aufrichtung der leidenden Menschlichkeit. Er vergisst sich selbst vollkommen und lebt nur für die anderen. Ein Heiliger sieht die ganze Welt als eine Projektion seiner eigenen Seele. Ein Weiser sieht Einheit in der Vielheit. Er wird eins mit der ganzen Welt. Ein Weiser ist ein Jüngling unter Jünglingen, alt unter den Alten, mutig unter den Mutigen, ein Kind unter Kindern. Er fühlt den Schmerz und das Leid unter den Leidenden.
Das Leben eines Heiligen
Das Leben eines Heiligen ist schlicht, einfach und attraktiv. Es ist voller Anmut. Es ist methodisch. Ein Heiliger ist immer guten Mutes. Er kennt kein krankes Leben. Für ihn ist Leben Freude. Er erfährt keinen Versuch der Not. Er ist furchtlos. Kein Herrscher kann ihn beeinflussen. Das Leben eines Heiligen ist immer ein Leben der Ruhe, der inneren Stille, von Einsamkeit und Zurückhaltung. Er ist unberührt von den Veränderungen der Welt.
Kein äußeres Ereignis kann ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Er ist zentriert in seinem eigenen Atman, im absoluten Bewusstsein. Ein Weiser ist wunschlos und darum ist er immer glücklich. Ein König besitzt alles und darum ist er glücklich. Aber die Freude eine Weisen ist unendlich, weil er in seinem Atman, dem Ozean der brahmischen Glückseligkeit lebt. Ein König ist voll von Ängsten und Sorgen. Er fürchtet, dass Feinde ihn eines Tages bezwingen werden. Darum ist er ruhelos und unglücklich.
Die Freude eines befreiten Weisen ist keine sinnliche Freude. Es ist atmische Selbst-Glückseligkeit. Er erfreut sich an der ganzen Welt gleichzeitig als das Selbst aller Dinge. Seine Freude ist nicht innerhalb der Zeit. Es ist transzendentale Glückseligkeit. Ein Weiser alleine ist wirklich wohlhabend. Multimillionäre mit Begierden und Verlangen sind Bettler. Ein Heiliger ist dem Eroberer, Indra, dem Herr des Himmels, überlegen. Ein Heiliger ist von den Träumen des Lebens erwacht. Er erfreut sich unendlicher Glückseligkeit. Die ganze Welt verbeugt sich vor einem erleuchteten Weisen.
Ein Weiser muss kein Genie sein
Ein Weiser bewegt sich unter Menschen, wird aber nicht als solcher erkannt. Er wird von ihnen als gewöhnlicher Mensch angesehen. Nur ein Weiser kann einen Weisen erkennen. Er tritt manchmal als Sarvajna, als allwissend, auf. Manchmal erscheint er als Ajnani, als unwissender Mann. Er weiß, wann er wie ein Brahmanishta handelt und wann er sich als Narr benimmt. Beurteile ihn nicht. Wenn du dich ihm mit dem richtigen Bhava, mit Glaube, Hingabe und spritituellem Durst näherst, wird er dir das höchsten Wissen übertragen. Wenn du dich ihm mit schlechten Absichten näherst, wird er sich wie ein Verrückter benehmen und du wirst irregeführt. Dein Verlust wird dann groß sein.
Ein Brahma-Jnani bzw. ein befreiter Weiser muss kein Genie sein. Er muss kein eloquenter Redner, Dozent oder Professor sein. Aber er ist ruhig, gelassen und friedvoll. Er ist schweigsam und still. Seine Stille ist höchste Eloquenz. Er hat Gleichmut und einen ausgeglichenen Verstand. Er hat eine universelle Sichtweise. Er hat Samata und Samadrishti. Er ist ein Mauni, Maha Mauni und Muni. Er besitzt göttliche Weisheit und intuitives Wissen. In seiner Gegenwart werden alle Zweifel beseitigt.
Heilige haben keine Kaste
Es gibt keine Kaste zwischen Heiligen und Weisen. Ein Weiser ist wie ein Löwe außerhalb des Käfigs, frei von den Fesseln von Kasten, Überzeugung, Stand, Tradition und Schrift. Schau nicht auf die Kaste von Heiligen und Weisen. Du wirst davon nicht profitieren. Du kannst ihre Tugenden nicht absorbieren. In der höheren Religion gibt es weder Kaste noch Glaube. Schuster, Weber und Unberührbare wurden die besten Heiligen. Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen einem christlichen Mystiker und einem hinduistischen Heiligen. Ihre Aussagen prallen nicht aufeinander. Die Botschaften der Heiligen sind im Wesenltichen die gleichen. Sie waren schon immer ein Weckruf an die Menschen, die Weisheit des Selbst bzw. Atman zu entdecken.
Weise unterscheiden sich in ihren Handlungsweisen
Das Wissen ist gleich in allen Weisen, aber ihre Handlungsweisen sind unterschiedlich. Sri Vasishta war ein Karma-Kandi, er machte Havans und opferte sich auf. Raja Janaka war ein Bhogi, er regierte sein Herrschaftsgebiet und erfreute sich königlichen Freuden. Sri Dattatreya war ein Wanderer, ein Avadhuta, ein nackter Fakir. Kakabhusundhi war ein Yogi. Einige waren sogar verheiratet. Weise wie Dattatreya und Jadabharata streiften fröhlich umher. Sie hatten weder Wohnung noch Kleidung. Alle Dualitäten erloschen. Sie können nicht für das Wohlergehen der Welt arbeiten wie Raja Janaka und Sri Sankara. Aber ihre reine Anwesenheit erhebt Menschen. Der andere Typ von Weisen ist der gütige Weise, wie Raja Janaka und Sri Sankara, der für die Solidarität in der Welt arbeitet. Er hat Mitgefühl für alle. Er schreibt Bücher, hält Kurse, gründet Mutts und Ashrams. Du wirst fragen: “Welcher der beiden Typen ist der bessere?”. Die Antwort ist: “Beide sind auf der gleichen Stufe.”
Ein Weiser ist nicht selbstsüchtig
Unwissende Menschen sagen: “Ein Weiser versucht sich an seiner eigenen Selbst-Verwirklichung. Er ist extrem egoistisch. Er hat keinen Wert für die Gesellschaft.” Das ist ein grober Fehler. Ein Weiser ist der wohlwollendste Superman. Er ist extrem gütig und mitfühlend. Er hebt alle Personen, die in direktem Kontakt zu ihm kommen, auf einmal an. Desweiteren führt er Sakti-Sanchar durch sein Divya-Drishti aus. Er erkennt die verdienten Aspiranten und erhebt sie durch Sankalpa Sakti, auch wenn er in einer Höhle oder Kutir im entfernten Himalaya bleibt. Ein Jnani ist kein selbstsüchtiger Mann wie weltliche Menschen denken. Seine geistigen Schwingungen reinigen die Welt. Sein ganzes Leben ist exemplarisch und anhebend. Er gibt anderen Hoffnung und Ermutigung, den spirituellen Pfad zu schreiten. Er ist der einzig echte Liebhaber der Menschheit. Er spürt die Anwesenheit Gottes in jedem Menschen. Er liebt seinen Nachbarn wie sich selbst. Ein Jnani dient ausschliesslich selbstlos, weil er die Anwesenheit Gottes in jedem Lebewesen spürt. Er ist der wahre Altruist und Menschenfreund.
Beurteile keinen Heiligen
Man kann nicht den weltlichen Maßstab nehmen, um die Größe der Heiligen zu messen. Übertrage nicht Fehler auf sie aufgrund Deines schlechten Auges. Du kannst ihre Verdienste nicht messen. Brahma-Nishta sind wie Feuer. Sie können alles verzehren. Eine einzige Berührung reinigt alles. Sie stehen über Gut und Böse, sie selbst sind das höchste Gute. Ahme nicht ihre Handlungen nach. Ihre Handlungen sind seltsam und rätselhaft. Sie stehen über Deinem Intellekt. Wenn Du etwas stielst und sagst, “Hat Krishna etwa keine Butter gestohlen?”, wirst Du hoffnungslos ruiniert. Krisha hat den Berg Govardhana mit Seinem kleinen Finger empor gehoben. Kannst Du nur einen großen Stein allein mit all Deiner Kraft heben? Folge den Updesa der Heiligen und Mahapurushas und Du wirst Brahma-Jnana hier und jetzt erlangen.
Wie man von der Gesellschaft eines Heiligen profitiert
Um von der Gesellschaft eines Heiligen zu profitieren, muß man sich zunächst dafür vorbereiten. Gehe nicht mit irgendwelchen vorgefertigten Auffassungen oder Vorurteilen. Gehe mit einem offenen, empfänglichen Herzen. Gehe ohne Erwartungen. Nähere Dich ihnen demütig und respektvoll. Nimm alles auf, was Dich anspricht. Wenn Dich einige ihrer Lehren nicht ansprechen, fertige keine voreilige Meinung. Wenn Du sie nicht magst, mußt Du sie Dir nicht zu Herzen nehmen. Was für andere richtig ist, muß nicht für Dich passen. Aber, in Anbetracht breiter Grundlagen, kann es keine unterschiedliche Meinung geben. Wenn Du vor einem Weisen stehst, stelle keine Fragen aus reiner Neugier. Sitze demütig in seiner Gegenwart. Beobachte ihn. Höre ihm ohne Vorurteile zu. Stelle ihm nur Fragen, für die Du wirklich eine Klärung brauchst. Stelle ihm nur passende Fragen. Ziehe ihn nicht in Politk oder öffentliches Gezanke. Meditiere in der Gegenwart eine Weisen. Du wirst inneres Licht bekommen, das Deine Zweifel beseitigt.
Heilige als Ratgeber
Die reine Anwesenheit von Heiligen und Weisen hat einen gewaltigen, transformatorischen Effekt auf die Leben von wirklichen Suchern. Sie erhebt sie in die Höhen von Erhabenheit, Reinheit und Spiritualität. Sie wirkt sich sogar auf richtige Materialisten aus. Jede Schule, jede Universität, jede Pension, jedes Gefängnis, jede Einrichtung und jedes Haus sollten einen Heiligen für die Führung ihrer Mitglieder haben. Nur Heilige und Weise können wirkliche Berater von Königen werden, weil sie selbstlos sind und die höchste Weisheit besitzen. Nur sie können die Moral der Massen verbessern. Nur sie können den Weg zeigen, um ewige Glückseligkeit und Unsterblichkeit zu erlangen. Shivaji hatte Swami Ramdas als seinen Berater. König Dasaratha hatte Maharishi Vasishtha als seinen Berater. Heilige sind im Übermaß. Du möchtest sie nicht. Du willst Dich ihnen nicht annähern. Du möchtest ihnen nicht dienen. Du strebst nicht nach höheren Dingen. Du bist vollkommen zufrieden mit einigen zerbrochenen Muscheln und Glasscherben. Es ist kein Durst oder spiritueller Hunger in Dir, um höheres göttliches Wissen und inneren Frieden zu erreichen. Spirituelle Gelegenheiten sind seltene Privilegien. Verpasse nicht solche Gelegenheiten. Nimm Zuflucht unter der Gesellschaft von Weisen und Heiligen. Ein Moment des Zusammenseins mit dem Heiligen baut ein Schiff, um den Ozean des Lebens zu überqueren. Gott ist der große Reiniger. Ein Heiliger ist auch ein großer Reiniger. Gott inkarniert als Heilige und Weise, wenn sie am meisten gebraucht werden. Studiere das Leben von Heiligen. Du wirst sogleich inspiriert. Merke Dir ihre Aussagen. Du wirst sofort angehoben. Folge ihren Fußspuren. Du wirst von Schmerzen und Sorgen befreit. Suche die Gesellschaft von Heiligen und entwickle Dich. Satsang mit Heiligen ist zuverlässig in seinen Resultaten.
Umgang mit Heiligen
Ratschläge des Indologen Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich
Umgang mit dem ursprünglich Wirklichen in Gestalt der Heiligen, die seine Wirklichkeit in sich erlebten und greifbar an sich selber darstellen, zerschneidet die Bande weltlicher Wünsche. Zerreißen sie, vergehen auch die geheimen Bereitschaften, die das Gemüt aus früheren Leben erfüllen und befangen halten, Der Frieden, dessen Stille die Befreiten trägt, ist Erlösung bei lebendigem Leibe (jivan-mukti), Suche den Umgang solcher Erlöster! Den Stand im Jenseitigen magst du heut und hier erlangen, wenn du vom Umgang mit Heiligen beschwingt, dich einwärts wendest und dein Selbst ergründest, — aus Unterweisungen Gelehrter, im Lesen heiliger Schriften und durch fromme Werke oder sonst etwas ist er nicht zu gewinnen, Was sind alle anderen Hilfen, um das Selbst zu erleben, gemessen am Umgang mit heiligen Männern? Brauchst du einen Fächer, wenn du den kühlen Abendwind genießen kannst? Der kühle Mond labt nach des Tages Glut; Götterbäume, deren Zweige Erfüllung aller Wünsche schenken, erlösen von Armut; das heilige Wasser der Gangâ wäscht Flecken der Sünde ab, — der Kummer im Gemüt, das Armut und Sündenschuld quälen, schwindet vor dem bloßen Anblick der Heiligen ohnegleichen.
Die heiligen Gewässer der Wallfahrtsstätten sind bloß Wasser, verehrungswürdige Götterbilder sind bloß Stein und Erz: der Gewalt des Segensblickes gnädiger Heiliger kommen sie nicht gleich. Wunderbar: sie reinigen das Gemüt im Laufe langer Zeiten; aber das Auge des Heiligen tut es mit einem Gnadenblick.
Siehe auch
- Heilig
- Anfang
- Anubhava
- Begegnung
- Belehrung
- Bruder
- Einsiedler
- Ramana Maharshi
- Entsagung
- Erfahrung
- Erkenntnis
- Erlösung
- Frage
- Gemeinschaft
- Gottesverehrung
- Janaka
- Jenseits
- Kraft
- Last
- Lehrer
- Ordnung
- Regung
- Sadhana
- Seher
- Selbst
- Selbsterkenntnis
- Torheit
- Untätigkeit
- Upadesha
- Versenkung
- Wer bin ich
- Wirklichkeit
- Wissende
- Zuflucht
- Heinrich Zimmer
Literatur
- Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage
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