Kena Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach Form und Inhalt zerfällt die Kena Upanishad in zwei wohlgeschiedene Teile, 1-13 und 14-28, deren erster, mit Ausnahme des vielleicht korrupten Absatzes 9, ganz aus Versen besteht, während der zweite, in Prosa, eine Parabel erzählt, woran sich 29-34 ein gleichfalls in Prosa verfaßter Epilog schließt.
Nach Form und Inhalt zerfällt die Kena Upanishad in zwei wohlgeschiedene Teile, 1-13 und 14-28, deren erster, mit Ausnahme des vielleicht korrupten Absatzes 9, ganz aus Versen besteht, während der zweite, in Prosa, eine Parabel erzählt, woran sich 29-34 ein gleichfalls in Prosa verfaßter Epilog schließt.


Der erste Teil (1-13) weist den [[Schüler]] von dem attributhaften [[Brahman]], wie es den Gegenstand der [[Verehrung]] bildet (Idam, Yad Idam Upasate) auf das attributlose Brahman hin, welches als das Subjekt des Erkennens die Voraussetzung aller Erkenntnis und Tätigkeit der Organe ist, selbst aber schlechthin unerkennbar und nur dem, in welchem es als sein [[Atman]] erwacht ([[Pratibodha]], v. 12), erfaßbar ist. Die Lehre von der Unerreichbarkeit des Brahman auf dem [[Weg]]e der [[Erkenntnis]] findet in dem vielzitierten Verse 11 ihren schärfsten Ausdruck. - Dieser Teil stammt aus der Zeit der vollendeten [[Vedanta]]-Anschauung, wie sie uns in [[Kathaka]], [[Isa]] und den Versen Brih. 4,4 entgegentritt, mit welchen sich mehrfach Berührungen zeigen.
Der erste Teil (1-13) weist den [[Schüler]] von dem attributhaften [[Brahman]], wie es den Gegenstand der [[Verehrung]] bildet (Idam, Yad Idam Upasate) auf das attributlose Brahman hin, welches als das Subjekt des Erkennens die Voraussetzung aller Erkenntnis und Tätigkeit der Organe ist, selbst aber schlechthin unerkennbar und nur dem, in welchem es als sein [[Atman]] erwacht ([[Pratibodha]], v. 12), erfaßbar ist. Die Lehre von der Unerreichbarkeit des Brahman auf dem [[Weg]]e der [[Erkenntnis]] findet in dem vielzitierten Verse 11 ihren schärfsten Ausdruck. - Dieser Teil stammt aus der Zeit der vollendeten [[Vedanta]]-Anschauung, wie sie uns in [[Kathaka]], [[Isa Upanishad|Isa]] und den Versen Brih. 4,4 entgegentritt, mit welchen sich mehrfach Berührungen zeigen.


Einer viel älteren Zeit dürfte der zweite Teil angehören (14-28), welcher in durchsichtiger Allegorie das Verhältnis des Brahman zu den [[Veden|vedischen]] Göttern darstellt. Alle Götter, d. h. alle Kräfte der [[Natur]], tragen ihre Wirkungskraft von Brahman zum [[Leben]] und vermögen nicht das Geringste gegen den [[Wille]]n des Brahman. - Hier erscheint das Brahman noch als etwas Neues, als ein Wunderding ([[Yaksha]]m, wie in den [[Skambha]]hymnen, Atharvav. 10,7-8), welches seine Superiorität über die anderen Götter erst noch zu erweisen nötig hat.
Einer viel älteren Zeit dürfte der zweite Teil angehören (14-28), welcher in durchsichtiger Allegorie das Verhältnis des Brahman zu den [[Veden|vedischen]] Göttern darstellt. Alle Götter, d. h. alle Kräfte der [[Natur]], tragen ihre Wirkungskraft von Brahman zum [[Leben]] und vermögen nicht das Geringste gegen den [[Wille]]n des Brahman. - Hier erscheint das Brahman noch als etwas Neues, als ein Wunderding ([[Yaksha]]m, wie in den [[Skambha]]hymnen, Atharvav. 10,7-8), welches seine Superiorität über die anderen Götter erst noch zu erweisen nötig hat.

Version vom 28. Juni 2014, 17:49 Uhr

Kena Upanishad (Sanskrit: केनोपनिṣअद् kenopaniṣad f. < kena + upaniṣad) Die Kena Upanishad ist eine der kürzeren klassischen Upanishaden, sie besteht sowohl aus Prosa als auch aus in metrischer Form gehaltenen Mantren und wird dem Samaveda zugeordnet. Sie erhielt ihren Namen vom Sanskritwort 'kena' ("von wem"), mit dem sie beginnt. Ein anderer Name für diese Upanishad ist Talavakara Upanishad.

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Das Mantra der Kena Upanishad

Das erste Mantra dieser Upanishad lautet wie folgt:

केनेषितं पतति प्रेषितं मनः केन प्राणः प्रथमः प्रैति युक्तः | केनेषितां वाचमिमां वदन्ति चक्षुः श्रोत्रं क उ देवो युनक्ति || 1 ||

keneṣitaṃ patati preṣitaṃ manaḥ kena prāṇaḥ prathamaḥ praiti yuktaḥ | keneṣitāṃ vācam imāṃ vadanti cakṣuḥ śrotraṃ ka u devo yunakti || 1 ||

Von wem hervorgebracht und angetrieben ist das Denken (Manas)? Von wem geleitet kommt der erste Lebensatem (Prana) hervor? Von wem hervorgebracht ist dieses Sprechen (Vac), das man spricht? Welcher Gott (Deva) lenkt auch Sehen und Hören?

Kernaussagen der Kena Upanishad von Swami Sivananda

Hari Om! Mögen meine Gliedmaßen, meine Sprache, mein Prana, meine Augen, meine Ohren, meine Kräfte und all meine Sinne kraftvoll sein. Alles ist das Brahman der Upanishaden. Möge ich Brahman nie in Frage stellen. Möge Brahman mich nie missachten. Möge Brahman nie geleugnet werden. Möge Brahman nie missachtet werden. Mögen alle in den Upanishaden dargelegten Tugenden sich in mir finden und meinen Atman erstrahlen lassen! Möge ich ihr Behältnis sein! Om Frieden! Frieden!! Frieden!!!

Die innewohnende Kraft

Brahman in allem

1. Wer ist der Herrscher des Geistes? Wer drängt den Geist hin zum Objekt? Brahman.

2. Auf wessen Befehl hin nimmt Prana seine Tätigkeit auf? Auf Befehl von Brahman.

3. Auf wessen Befehl hin drückt sich der Mensch durch Sprache aus? Auf Befehl von Brahman.

4. Welche Kraft führt Augen und Ohren hin zum Objekt? Die Kraft von Brahman.

5. Hinter Prana und den Sinnen steht Brahman. Wer so weiß, erlangt Unsterblichkeit.

6. Einfältige identifizieren sich mit dem Körper, dem Geist, dem Prana und den Sinnen. Das ist Avidya, Unwissenheit.

7. Sie halten dieses falsche, vergängliche und beschränkte Zubehör für den reinen, unsterblichen Atman und bleiben so im Kreislauf von Geburt und Tod gefangen.

8. Einige weise Menschen legen diese falsche Identifikation ab, entfernen sich von diesem beschränkenden Zubehör durch Prüfen und Unterscheiden (Anvaya Yatireka Yukti). Sie erkennen die Doktrin des Neti Neti – 'Ich bin nicht dieser Körper, Ich bin nicht dieser Prana, Ich bin nicht dieser Geist, Ich bin nicht diese Sinne.' Sie erkennen sich im alldurchdringenden, unsterblichen, reinen Brahman, gelangen zu Wissen über Brahman und erreichen Unsterblichkeit.

9. Erhebe dich über die Sinne und werde eins mit Atman. So wirst du Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit erlangen.

10. Unsterblich wirst du werden, noch während du in diesem Körper weilst, so du das Wissen über Brahman erlangst. Du musst nicht warten, bis du deinen Körper verlassen hast.

11. So wie das Wasser in einer Tasse die Wärme von der Sonne oder dem Feuer borgt, so borgen Geist, Prana und die Sinne ihr [Licht] vom Atman.

12. Die Ohren hören durch die Kraft des Atmans, die Zunge spricht durch die Kraft des Atmans, der Geist denkt durch die Kraft des Atmans und Prana wirkt durch die Kraft des Atmans allein.

13. Der Geist und die Organe sind inaktiv und unfähig. Sie scheinen fähig durch die Kraft des Atmans.

14. Ohren, Augen, Geist und Prana stehen für den Atman bereit, so wie ein Haus für den bereitsteht, der es bewohnt. Der Besitzer ist Atman.

15. Brahman strahlt durch Sich Selbst. Durch Sein Licht wird das Universum erhellt.

16. Sonne, Mond, Sterne, Feuer und Blitz strahlen durch Sein Licht.

17. Kein Wesen kann leben und atmen ohne das aus Sich strahlende Brahman.

18. Brahman führt Prana nach oben und Apana nach unten.

19. Entsage allen Wünschen und erreiche Unsterblichkeit.

Intuitives Erkennen der Wahrheit

20. Die Sruti lehren: Nicht durch Taten, nicht durch Opfer, nicht durch Wohlstand, nur durch Entsagung erreicht man Unsterblichkeit.

21. Wie können die Augen die Sonne sehen, das Auge aller Augen? Das Auge ist ein Instrument der Wahrnehmung für Geist und Atman. Man kann nicht auf seine eigenen Schultern springen.

22. Brahman kann kein Objekt der Wahrnehmung sein, denn Es ist unteilbar, ohne Eigenschaften, extrem fein und unbegrenzt.

23. Brahman zu beschreiben heißt, Brahman zu verneinen.

24. Satchidananda ist nur ein Hilfsmittel, um Brahman zu beschreiben.

25. Die Sruti beschreiben Brahman mit der Neti Neti-Doktrin.

26. Der Schüler sollte einen feinen, scharfen, reinen und einpünktigen Intellekt besitzen.

27. Brahman kann nicht als ein Objekt wahrgenommen werden. Es kann nicht durch Worte beschrieben werden, so wie das bei einem Objekt der sichtbaren Welt möglich ist.

28. Brahman ist verschieden vom manifestierten Universum, verschieden von allem Bekannten und von allem Unbekannten ebenso.

29. Brahman ist das einzig Wahre. Es ist der Urgrund allen Seins.

30. Brahman ist kein Objekt. Es ist alldurchdringend, geheimnisvoll, unbeschreiblich, Chaitanya, reines Bewusstsein.

31. Brahman kann nur über Intuition wahrgenommen werden.

32. Sehr schwer ist es, das Wesen Brahmans zu verstehen. Sehr schwer ist es, das Wesen Brahmans zu beschreiben. Die Sprache reicht dafür nicht aus.

33. Wer mit einem reinen und klaren Intellekt ausgestattet ist, der findet leicht Zugang zu den feinsinnigen Gedanken der Upanishaden.

34. Da Brahman jenseits des durch Geist und Sinne Erreichbaren ist, sollte sich der Aspirant zu allererst ein umfassendes Verstehen von Brahman durch das Studium der Upanishaden und durch Belehrungen eines erleuchteten Lehrers aneignen.

35. Der Aspirant sollte sich selbst mit vier Absichten ausstatten: Viveka (Unterscheidungskraft), Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), Shat Sampat (sechsfache Tugenden), Mumukshutva (Sehnsucht nach Befreiung) und beständige Praxis der Meditation. Nur so wird er das Wissen über Brahman erreichen. Er wird Brahman erkennen wie eine Amalaka Frucht in seinen Händen. Zweifel und Täuschung sind verschwunden.

36. Das was verschieden ist von Bekanntem und Unbekanntem, das ist Brahman.

37. Das Wissen über Brahman wird traditionell von Lehrer zu Schüler weitergegeben. Gaudapada lehrte Brahma Vidya Govindapada, Govindapada lehrte es Sankara, Sankara lehrte es Padmapada, und so ging es weiter.

38. Brahman kann nur durch Belehrung eines erleuchteten Lehrers oder eines verwirklichten Weisen erkannt werden. Nicht erkannt werden kann Es durch logische Argumentation, durch Intelligenz, durch umfassende Darlegungen, durch Askese oder durch Riten.

39. Die Seele des Menschen ist der Atman. Die Seele des Universums ist Brahman. Atman und Brahman sind ein und dasselbe.

40. Was die Sprache nicht auszusprechen vermag, wodurch jedoch Sprache ausgesprochen wird, wisse, das ist Brahman allein.

41. Sprache kann Brahman nicht ausdrücken. Brahman ist jenseits von Sprache. Sprache drückt sich aus durch die Kraft Brahmans.

42. Sprache ist endlich. Wie soll die endliche Sprache das unendliche Brahman ausdrücken können?

43. Brahman allein lässt die Sprache sich durch ihr Organ ausdrücken (Vak Indriya). Brahman ist die Sprache der Sprache, die Zunge der Zunge.

44. Brahman ist Sprache und spricht durch die Sprache.

45. Der Atman ist Brahman, Bhuma, unendlich und unveränderlich.

46. Brahman ist unübertroffen, groß, erhaben, das Höchste, alldurchdringend. Deshalb wird Es Brahman genannt.

47. Brahman ist ewig, unveränderlich, aus Sich Selbst strahlend, formlos, farblos, ohne Eigenschaften, zeitlos, raumlos, unteilbar, ungeboren, unsterblich.

48. Der Vedanta verurteilt nicht die Hingabe. Er verurteilt lediglich mit Wünschen verbundene Darbringungen.

49. Ein Vedantin oder ein Weiser sind vollkommene Bhaktas.

50. Parabhakti, Höchste Hingabe, und Jnana, Weisheit, sind ein und dasselbe.

51. Der Vedanta lehrt, dass Isvara, den die Menschen verehren, das eigene Selbst ist. Der Vedanta lehrt eine erweiterte Form der Bhakti, die höchste Form der Hingabe.

Das Selbst und der Geist

„Der Frühling“, von Pierre Auguste Cot., 1873

52. Brahman ist der stille Zeuge der geistigen und körperlichen Aktivitäten.

53. Was der Geist nicht zu verstehen vermag, wodurch jedoch das Verstehen versteht, wisse, das ist Brahman allein.

54. Der Geist ist mit allen Organen verbunden. Er ist der Oberbefehlshaber aller Tatkraft.

55. Wunsch, Wille, Überlegen, Glaube, Fahrlässigkeit, Mut, Furcht, Scham, Intelligenz, all das ist der Geist.

56. Der Geist ist der Seher (Drik), die Objekte sind das Gesehene (Drishya). Der Atman ist der Seher, der Geist ist der Gesehene.

57. Die Sinne tragen die Eindrücke über das Gesehene zum Geist. Der Geist stellt sie dem Atman vor. Der Atman gibt sie dem Geist zurück. Nur so wird das Begriffsvermögen abgeschlossen.

58. Was die Augen nicht zu sehen vermögen, wodurch jedoch die Augen sehen, wisse, das ist Brahman allein.

59. Brahman kann nicht durch die Augen wahrgenommen werden, da Es kein Objekt der Wahrnehmung ist.

60. Das Auge ist ein begrenztes Instrument, das die Empfindungen, die das Objekt in Gestalt, Farbe, Form und Größe auslöst, dem Geist übermittelt.

61. Das Auge erhält seine Sehkraft durch Brahman, seine Quelle.

62. Das Auge erkennt das Objekt durch die Strahlkraft Brahmans.

63. Brahman ist der unsichtbare Seher. Es ist der stille Zeuge des sehenden Auges.

64. Brahman ist der Herr über den Geist. Die Sinnesorgane sind Seine Assistenten. Der Geist ist der Vorsteher. Der Intellekt ist der Leiter.

65. Was die Ohren nicht zu hören vermögen, wodurch jedoch die Ohren hören, wisse, das ist Brahman allein.

66. Brahman führt die Ohren zum Klang.

67. Das Ohr ist ein begrenztes Instrument, das die Empfindungen, die der Klang auslöst, dem Geist übermittelt.

68. Das Ohr erhält seine Hörkraft durch Brahman, seine Quelle.

69. Das Ohr erkennt den Klang durch die Strahlkraft Brahmans.

70. Brahman ist der unhörbare Hörer. Es ist der stille Zeuge des hörenden Ohres.

71. Was die Nase nicht zu riechen vermag, wodurch jedoch die Nase riecht, wisse, das ist Brahman allein.

72. Was die Lunge nicht zu atmen vermag, wodurch jedoch die Lunge atmet, wisse, das ist Brahman allein.

73. Was Prana nicht zu beleben vermag, wodurch jedoch Prana belebt, wisse, das ist Brahman allein.

74. Brahman ist kein Objekt der Wahrnehmung. Das Wissen über Brahman ist intuitive Erfahrung des Selbst.

75. Prana belebt durch die Strahlkraft Brahmans.

Die transzendente Wahrheit

76. Der Weise unterscheidet nicht zwischen Objekt und Subjekt. Objekt und Subjekt sind dasselbe für ihn. Er sieht überall nur Brahman.

77. Die Seele, das Selbst, eines jeden ist Brahman.

78. Brahman kann nicht zum Objekt des Wissens gemacht werden, da jenseits von Ihm kein Wissen besteht.

79. Brahman ist jenseits von allem Bekannten. Es ist ebenso jenseits von allem Unbekannten.

80. Wer mit den vier Absichten (siehe Vers 35) ausgestattet ist und über einen reinen Intellekt verfügt, versteht die Lehren der Upanishaden.

81. Brahman ist der stille Zeuge. Es ist Subjekt, Wissendes und Sehendes.

82. Der Seher kann nie gesehen werden.

83. Der Erkennende kann vom Intellekt nicht erkannt werden.

84. Alles was durch Sinne und Geist wahrgenommen werden kann, kann nicht Brahman sein.

85. Nur ein Objekt der Erscheinungswelt kann durch Sinne und Geist wahrgenommen werden.

86. Brahman kann von Geist, Intellekt und Sinnen nicht wahrgenommen werden.

87. In Samadhi wird Brahman als Atman wahrgenommen, durch reine Geistigkeit, die Brahman Selbst ist.

88. Bis du die höchste Erkenntnis, Nirvikalpa, erfährst und erkennst, dass wahrlich alles Brahman ist und nichts existiert außer dem Selbst, musst du praktizieren und forschen, reflektieren und meditieren. Du musst Seine Anwesenheit in allen Namen und Formen spüren.

89. Du kannst Brahman nicht so einfach erkennen wie ein Objekt. Brahman ist durch Bewusstsein, durch Intuition oder durch direkte innere Erfahrung zu erkennen. Subjekt und Objekt sind im spirituellen Erleben nicht existent.

90. Brahman ist der Zeuge im Wachen und im Tiefschlaf.

91. Brahman ist Geistigkeit in seiner Essenz. Es ist homogenes Strahlen reinen Bewusstseins.

92. Brahman ist ohne Geburt, ohne Tod, ewig, bedingungslos, Eines ohne ein Zweites. Es ist das Selbst, der Atman aller Wesen.

93. In Nirvikalpa Samadhi, wenn alle Modifikationen des Geistes in Brahman eingegangen sind, findet sich kein Zeuge mehr.

94. Brahman ist ewig reiner Glanz, Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit.

95. Wer Brahman erkennt, besitzt eine gewaltige spirituelle Kraft.

96. Der Atman kann nicht von denen erreicht werden, die nicht über Willenskraft verfügen.

97. Wahre Stärke erwächst nur durch das Wissen über das Selbst.

98. Wer Brahman erkannt hat, wird furchtlos.

99. Der Atman ist unverletzbar und unsichtbar.

100. Unsterblichkeit ist das Wesen Brahmans, so wie das Wesen des Feuers Hitze ist.

101. Nirvikalpa Samadhi ist eine feine, die Seele aufrührende Erfahrung, sie kann durch Worte weder vorgestellt noch beschrieben werden. Du musst es selbst in Samadhi erfahren, wenn Geist, Intellekt und Sinne aufgehört haben zu wirken.

Bereit zur Befreiung

102. Brahma Jnana vertreibt die Unwissenheit, so wie Licht die Dunkelheit vertreibt, und enthüllt die uns innewohnende Unsterblichkeit.

103. Unwissen ist die Wurzel allen menschlichen Leides.

104. Wer Brahman nicht erkennt, der ist gefangen im Kreislauf von Geburt und Tod.

105. Wahrhaft dürstende Aspiranten legen die falsche Vorstellung von Ich und Mein ab und entsagen der vergänglichen Welt der Illusion.

106. Sie meditieren auf den Atman und erkennen die Essenz des Atmans in allen Dingen. Sie erkennen die Einheit mit dem Selbst und werden unsterblich. Sie werden Brahman.

107. Wer Brahman erkennt, wird selbst Brahman.

108. Wer in Brahman weilt, wer den Atman erkennt, der lebt das wahre Leben.

109. Die Erscheinungswelt ist unwahr. Sie ist Illusion.

110. Der Kenner Brahmans erlangt noch zu Lebzeiten Befreiung (Jivanmukti).

111. Sobald sich die Unwissenheit, die Ursache der Bindung, durch das Erkennen Brahmans auflöst, tritt augenblicklich Befreiung ein.

Die Moral der Yaksha Upakhyana

112. Gut und Böse führen einen wahren Krieg in uns, zwischen Sattva, Rajas und Tamas, zwischen den niederen Instinkten und dem reinen Geist.

113. Sinne, Geist und Prana beginnen zu kämpfen: Wir halten zusammen und unterstützen diesen Körper. Prana erlangt den Sieg.

114. Auch Prana ist inaktiv. Die Quelle von Prana ist ebenso Brahman. Sinne, Geist und Prana erlangen ihr Licht und ihre Kraft von Brahman allein.

115. Upanishad bedeutet Wissen über Brahman oder geheime Doktrin. Die Schüler sitzen ergeben nahe beim Lehrer. Upa – nahe, Ni – hingegeben, Sad - sitzen.

116. Enthaltsamkeit, Selbstkontrolle und Darbringungen sind Hilfsmittel, um das Wissen über Brahman zu erlangen.

117. Das Wissen erwacht im Menschen, indem er schlechte Taten vermeidet.

118. Das Wissen über Brahman erwacht in denen, die ihren Geist durch Enthaltsamkeit, Selbstkontrolle und Werke geläutert haben, sei es in diesem Leben oder in den vergangenen.

119. Deren niedere Instinkte nicht geläutert sind und die Brahman in Frage stellen, denen wird es wie Virochana ergehen.

120. Wer diesen Geheimnissen lauscht, wird zu der großen Seele erhoben, die sich dem Herrn weiht und im Lehrer ebenso den Herrn erkennt.

121. Das Wissen über Brahman hat nur in den Menschen eine Grundlage, die durch Enthaltsamkeit Selbstkontrolle erlangt haben.

122. Wahrheit ist das Reich von Brahma Vidya, spirituellem Wissen. Enthaltsamkeit und Selbstkontrolle sind die Helfer. Die Veden sind die Glieder.

123. Wahrheit ist Freiheit von Falschheit, schlechter Rede, schlechter Handlung und schlechten Gedanken.

124. Das Wissen über Brahman erwacht nur in gutartigen Menschen, die frei sind von Dünkel, schlechter Rede, schlechter Handlung und schlechten Gedanken.

125. Das Wissen über Brahman erwacht nicht in bösartigen, verlogenen Menschen. Deshalb sagt man, die Wahrheit ist das Reich des Wissens.

126. Die Wahrheit zeichnet sich als Hilfsmittel zum Wissen aus.

Die Kena Upanishad - Erläuterungen nach Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 267 - 269.

Die kleine, aber gehaltvolle Kena Upanishad gehört ursprünglich dem Brahmana-Besitz der Talavakaras (auch Talvakaras, Vacaspatyam s. v.) oder Jaiminiyas, einer Schule des Samaveda, an.[1] Ihr älterer Name, bei Shankara u. a., ist daher Talavakara Upanishad; erst nachdem sie von dem literarischen Bestand ihrer Schule losgetrennt und zu einer allgemeineren Bedeutung erhoben worden war, mochte die Bezeichnung nach dem Anfangsworte Kena (zuerst, unseres Wissens Muktika Up. v. 29) üblich werden. Unter diesem Namen fand sie denn auch, ohne erhebliche Änderungen (Ind. Stud. IL 182), Aufnahme in verschiedenen Sammlungen (Anquetil, Colebrooke) der Atharva Upanishaden.

Nach Form und Inhalt zerfällt die Kena Upanishad in zwei wohlgeschiedene Teile, 1-13 und 14-28, deren erster, mit Ausnahme des vielleicht korrupten Absatzes 9, ganz aus Versen besteht, während der zweite, in Prosa, eine Parabel erzählt, woran sich 29-34 ein gleichfalls in Prosa verfaßter Epilog schließt.

Der erste Teil (1-13) weist den Schüler von dem attributhaften Brahman, wie es den Gegenstand der Verehrung bildet (Idam, Yad Idam Upasate) auf das attributlose Brahman hin, welches als das Subjekt des Erkennens die Voraussetzung aller Erkenntnis und Tätigkeit der Organe ist, selbst aber schlechthin unerkennbar und nur dem, in welchem es als sein Atman erwacht (Pratibodha, v. 12), erfaßbar ist. Die Lehre von der Unerreichbarkeit des Brahman auf dem Wege der Erkenntnis findet in dem vielzitierten Verse 11 ihren schärfsten Ausdruck. - Dieser Teil stammt aus der Zeit der vollendeten Vedanta-Anschauung, wie sie uns in Kathaka, Isa und den Versen Brih. 4,4 entgegentritt, mit welchen sich mehrfach Berührungen zeigen.

Einer viel älteren Zeit dürfte der zweite Teil angehören (14-28), welcher in durchsichtiger Allegorie das Verhältnis des Brahman zu den vedischen Göttern darstellt. Alle Götter, d. h. alle Kräfte der Natur, tragen ihre Wirkungskraft von Brahman zum Leben und vermögen nicht das Geringste gegen den Willen des Brahman. - Hier erscheint das Brahman noch als etwas Neues, als ein Wunderding (Yaksham, wie in den Skambhahymnen, Atharvav. 10,7-8), welches seine Superiorität über die anderen Götter erst noch zu erweisen nötig hat.

Der Epilog (29-34) symbolisiert, wie es scheint, die Zeitlosigkeit des Brahman durch die momentane Dauer des Blitzes und des Gedankens (29-30), bezeichnet dasselbe als das Ziel der Sehnsucht aller Kreaturen (31) und versichert, daß damit alles zu wissen Nötige gelehrt sei (32). Der oft vorkommende Gedanke, daß aller Werkdienst usw. eine Vorübung der Erkenntnis des Brahman sei, und die üblichen Verheißungen bilden den Schluß (33-34).

Fußnoten

  1. Über das Tulavakara-(Jaiminiya ) Brahmanam und die fünf Bücher, aus denen es besteht, vgl. oben S. 62. Außer dem fünften Buche Arsheya Brahmanam) liegt jetzt auch das vierte in Text und Übersetzung von Harms Oertel (Journal of the American Or. Soc., vol. XVI, 1894) vor. Dasselbe führt den Spezialtitel: Upanishad Brahmanam, d. h. wohl: "Das Brahmanam der Geheimsinne", und ist reichhaltiger, als die Mitteilungen Bumells (bei M. Müller, Up. I, p. XC, oben S. 62) darüber vermuten ließen. Ganz in der Weise der Aranyakas des Rigveda und Yajurveda ergeht es sich in allegorischen, durch Legenden belebten Betrachtungen über den geheimen Sinn, (Upanishad) von Om, Udgitha, Gayatri usw., über das Saman und seine verschiedenen Teile und Arten, über die Entstehung des Prana und sein Eingehen in den Menschen (4,22 f.). Hierbei berührt es sich in Stoff und Ausführung oft nahe mit den ersten Büchern der Chandogya Upanishad, zu der es sich ganz ähnlich verhält, wie zur Kaushitaki Upanishad das Aitareya Aranyakam; und wie dieses in seine allegorischen Betrachtungen die kleine aber bedeutende Aitareya Upanishad eingebettet enthält, so das Talavak. Up. Br. die nicht weniger wertvolle Kena Upanishad.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

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111 Geschichten aus den Upanishaden

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