Ojas
Ojas (Sanskrit: ओजस् ojas n.) Kraft, Stärke, Lebensfrische, Vitalität, Energie. Bei einer gesunden Verdauung entsteht Ojas. Es ist spirituelle und umgewandelte Sexualenergie; Licht und Glanz; Ojas ensteht wenn der Körper vergeistigt wird. Im Ayurveda ist Ojas das feinste Produkt des Verdauungsprozesses, die feinste Essenz unserer Nahrung und befindet sich nicht mehr auf der materiellen Ebene.
Ojas ist essentiell für den Aufbau gesunder Körpergewebe (Dhatus), gibt Wohlbefinden, biolog. Stärke, Vitalität und Frische. Es verbindet Körper und Geist und sorgt für ein ausgewogenes Gefühl > feinster Ausdruck menschl. Physiologie. Ist (Agni) geschwächt, mangelt es an Ojas und stattdessen wird (Ama) gebildet.
Ojas ओजस् ojas Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Ojas, ओजस्, ojas ausgesprochen wird:
Sukadev über Ojas
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ojas
Ojas ist das Starke, die Energie, Vitalität, Glanz, Licht, spirituelle Energie, Strahlen und Leuchten. Ojas hat in zwei Yogasystemen eine besondere Bedeutung. Ojas ist zum einen im Ayurveda das so genannte sublimierte Kapha. Kapha ist das Prinzip von Erde und Wasser, Kapha ist das Prinzip des Aufbauens. Kapha ist so das, was eine gewisse Beständigkeit ist, was auch mit Liebe zusammenhängt. Ojas ist dann das sublimierte Kapha, welches sich ausdrückt als besonders machtvolle Energie.
Und Ojas im Yoga, insbesondere im Kundalini Yoga, heißt spirituelle Energie. Sublimierte Energie wird zu Ojas und Ojas ist dann die spirituelle Energie. Wenn du in der Gegenwart eines Menschen bist und dich dann spirituell erhoben fühlst, wenn du in der Gegenwart eines Menschen bist, und du fühlst irgendwo, dass du dort so leicht und erhaben wirst, dann ist das manchmal ein Zeichen, oder oft ein Zeichen, dass Ojas da ist. Oder auch wenn du intensiv praktiziert hast und dabei auch insgesamt einen sattvigen, einen reinen Lebensstil gehabt hast, dieses schöne Gefühl, diese Herzensöffnung, diese Liebe, dieses Leuchten, dieses Strahlen, das ist Ojas. Und du musst eine gewisse Menge an Ojas ansammeln, um in die Tiefe der Meditation zu kommen.
Es heißt, es gibt drei verlangsamende Faktoren, die dazu führen, dass es länger dauert, bis du die höchste Verwirklichung erreichst. Das ist eine der Paradoxien, denn eigentlich bist du schon verwirklicht, eigentlich bist du eins mit Brahman, aber du weißt es nicht. Um diese Verwirklichung zu bekommen, musst du dein Karma ausarbeiten. Karma ist ein verlangsamender Punkt. Das zweite ist Sankalpa, das heißt, die Eindrücke im Unterbewusstsein, du musst an deinem Geist arbeiten. Und das dritte ist eben Mangel an Ojas. Um die höchsten Bewusstseinsebenen zu erfahren, auch um klar denken zu können, um im Vedanta wirklich Atma-Jnana zu erreichen, auch um im Bhakti eine reine Hingabe zu haben, dazu braucht es viel Ojas.
Wie erzeugst du Ojas, spirituelle Energie? Dazu ist es wichtig, dass du täglich spirituelle Praktiken praktizierst. Jede Meditation, die du übst, jede Asana, jede Pranayama-Übung und jede Mantra-Übung, all das erhöht Ojas. Und es gilt, dein Ojas systematisch aufzubauen, deshalb muss es auch ohne Unterbrechung sein. Also nicht mal eine Woche praktizieren und dann drei Tage lang nichts, dann vier Tage intensiv und dann eine Woche nichts, dort sammelst du kein Ojas an. Du musst täglich praktizieren, ohne einen Tag Pause, dann sammelst du Ojas an, spirituelle Kraft.
Des Weiteren gibt es auch weitere Dinge für Ojas. Du kannst dein Leben sattvig machen. Angenommen, du rauchst, du isst Fleisch, und du trinkst Alkohol, all das reduziert Ojas wieder, all das macht die Energie wieder grobstofflicher, zieht die spirituelle Energie nach unten. Also solltest du darauf verzichten. Des Weiteren, jeden Wunsch, den du sublimierst, wird in Ojas umgewandelt. Also, angenommen, du hast den Wunsch nach irgendetwas und du befriedigst ihn nicht und wiederholst stattdessen ein Mantra, dann ist die Wunschenergie umgewandelt worden in Ojas. Du musst dir jetzt nicht jeden Wunsch verweigern, aber ab und zu mal Wünsche negieren, erzeugt Ojas.
Oder auch wenn du einen Wutausbruch haben könntest und stattdessen dich ganz an Gott wendest, wird auch die Energie des Ärgers umgewandelt in spirituelle Energie und Kraft. So ist also Ojas etwas, was mit dem Prozess der Sublimierung zusammenhängt. Subtile Energie, aufgespeichert in den höheren Chakras, das führt zu einem Strahlen. Deshalb, Ojas heißt ja Strahlen, Leuchten, heißt Strahlen und Leuchten vor spiritueller Energie. Übe regelmäßig und erhöhe dein Ojas, übe regelmäßig und erfahre immer mehr Ojas, immer mehr spirituelle Energie.
Ohne Ojas keine Gesundheit, kein spiritueller Fortschritt
Bei Ojas handelt es sich um die Ursprungsenergie - die feinstoffliche Energie des Wassers als unser Reservoir an Lebensenergie. Die Essenz der verdauten Nahrung, Eindrücke und Gedanken. Auf der inneren Ebene verleiht sie Ruhe und unterstützt und nährt alle höheren Bewusstseinszustände.
Ojas nennt man die geistige Energie, die im Gehirn aufgespeichert ist. Sie entsteht durch die Verwandlung der Sinnenkraft, durch erhabene Gedanken, Meditation, Japam, Hingabe und Beherrschung des Atems (pranayama). Auch Zorn und Muskelkraft können sich in Ojas verwandeln. Diese schöpferische Energie (ojas shakti) kann zu Versenkung und zu geistiger Erforschung verwandt werden.
Wer in seinem Gehirn viel dieser geistigen Energie besitzt, ist in der Lage, große geistige Arbeit zu verrichten, ist sehr intelligent und vermag mit wenigen Worten Einfluß auf Menschen auszuüben und auf die Gedanken seiner Zuhörer in ungewöhnlichem Maß einzuwirken. Seine Persönlichkeit, die von einer magnetischen Aura umgeben ist, und seine seltsam strahlenden Augen rufen eine Art heiliger Ehrfurcht hervor. Shri Shankara, der von vollkommener Keuschheit (Brahmacharya) war, hat mit Hilfe seines Ojas Wunder vollbracht und machte wahrhafte Eroberungen (dug-vijaya), wenn er in verschiedenen Teilen Indiens mit großen Gelehrten Diskussionen und erhitzte Debatten führte.
Ojas und fortgeschrittener Pranayama
Auszug aus dem Buch "Das Große Yoga Vidya Pranayama Buch" von Sukadev Bretz, Copyright Yoga Vidya Verlag.
Im Kontext von fortgeschrittenen Pranayama und Kundalini Yoga ist Prana besonders von Bedeutung als Ojas, spirituelle, transformierte Energie. Um höheres Bewusstsein zu erlangen, muss grober Prana in feines, spirituelles Ojas umgewandelt werden. Ojas ensteht wenn der Körper vergeistigt wird. Alles was wir tun im Kundalini-Yoga, letztlich in allen Aspekten des ganzheitlichen Yoga, wie wir ihn bei Yoga Vidya lehren, dient neben allem anderen auch dazu, mehr Ojas zu sammeln. Ziel des Lebens ist Erleuchtung, Moksha, Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung, Nirvana, Aufwachen, Erwachen - wie immer wir es ausdrücken wollen. Um dort hinzukommen, müssen wir arbeiten: Zum einen am Karma. Wir haben karmische Aufgaben und zahlreiche Samskaras, Eindrücke im Unterbewusstsein. Zum anderen müssen wir subtilen Prana, eben Ojas, schaffen. Um den Geist in der Meditation in Samadhi zu heben, braucht man eine hohe und starke sublimierte spirituelle Energie. Diese spirituelle Energie wird aufgespeichert in den höheren Chakras, insbesondere im Ajna Chakra und den anderen Chakras in der Kopfgegend.
Wie entsteht Ojas und wie wird es bewahrt?
- Pranayama
- Spirituelle Praktiken
- Sattvige Lebensweise
- Ethische Lebensweise
- Sublimierung von gebundener Energie (Wünschen, Impulsen usw.)
Zu 1) + 2) Pranayama und spirituelle Praktiken für Ojas
Wenn du Pranayama übst, speicherst du Ojas auf. Wenn du andere spirituelle Praktiken machst, speicherst du Ojas auf. Pranayama ist die effektivste Weise, schnell Ojas anzusammeln. Für diesen Prozess ist es besonders wichtig, dass du wirklich täglich praktizierst. Ein Tag ohne Praxis führt dazu, dass du einen Teil deines Ojas wieder verlierst. Swami Sivananda hat einmal gesagt: „Ein Tag ohne spirituelle Praktiken ist wie zwei verlorene Tage.“ Pramahamsa Yogananda, ein anderer großer Meister, sagt sogar: „Ein Tag ohne Meditation ist zwei Wochen Rückschritt für einen Aspiranten.“ Wenn du Samadhi, Erleuchtung, erreichen willst, solltest du jeden Tag ohne Unterbrechung praktizieren. Mit der empfohlenen Grundpraxis von mindestens täglich 20-30 Minuten Meditation, 30 Minuten Pranayama und 30 Minuten Asanas sammelst du beständig Ojas und wirst kontinuierlich voranschreiten.
Zu 3) + 4) Sattviger und ethischer Lebensstil
Neben der täglichen Praxis ist auch der sattvige Lebensstil Voraussetzung, damit dieses Ojas entstehen kann. Wenn du rauchst oder alkoholische Getränke, bewusstseinsverändernde Drogen, Fleisch usw. zu dir nimmst, stört das den ganzen Prana und sehr schnell verlierst du wieder dein Ojas. Auch Verzicht auf Pilze, Zwiebeln und Knoblauch – oder nur ganz wenig davon – hilft, dass dein Prana subtiler werden kann. Und natürlich so ethisch wie möglich zu handeln.
Zu 5) Sublimierung von Wünschen, Ego-Impulsen, rajasigen und tamasigen Emotionen
Jeder Wunsch, dem du bewusst nicht nachgibst, erhöht Ojas. Das heißt nicht, dass du Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen nicht mehr erfüllen sollst. Obwohl du auch da natürlich darauf achten kannst, dass dies in einem gesunden Mittelmaß geschieht. Es bezieht sich mehr auf darüber hinausgehende Wünsche, die dich ablenken oder von denen du weißt, dass sie dir nicht wirklich gut tun, wenn du ihnen nachgibst, ein starker innerer Impuls aus alten Gewohnheiten und Eindrücken im Unterbewusstsein dich aber immer wieder dazu bringt, ihnen gegen besseres Wissen Ausdruck zu verleihen. Jeder egoistische Impuls, den du beherrschst, wird umgewandelt in Ojas. Denn die Kraft hinter einem Wunsch, einem Impuls, hinter Ärger, Gier usw. ist Energie. Wenn du bewusst daran arbeitest, dem einen oder anderen Impuls nicht nachzugeben, bewahrst du die darin gespeicherte Energie und der so sublimierte Prana wird zu Ojas.
Je mehr Ojas du hast,
- desto leichter fällt dir die Meditation,
- desto leichter fällt es dir im Alltag, Gott zu erfahren,
- desto leichter fällt es dir, dich im Umgang mit Menschen an die Tiefe ihres Wesens zu richten und über oberflächliche Dinge hinwegzusehen.
Die fünf Haupt-Pranas und ihre Sublimierung in Ojas
- Abschnitt aus "Die Kundalini Energie erwecken" von Sukadev Bretz -
Prana als Lebenskraft hinter allem
Prana ist die Energie, die Lebenskraft hinter allem. Sie steuert den physischen Körper, ist die Ausstrahlung hinter der Schönheit, ist das Charisma, die Kraft hinter Emotionen und Gedanken. Prana kann grobstofflich oder feinstofflich sein. Um höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen, große Liebesfähigkeit zu entwickeln und Wonne zu erfahren, brauchen wir feinstoffliches Prana, also Ojas (spirituelle Energie).
Um höheres Bewusstsein zu erlangen, muss grobes Prana in feines, spirituelles Ojas umgewandelt werden. Auf dem spirituellen Weg gibt es zahllose Paradoxien. Zum einen heißt es, dass es nichts Leichteres als die Selbstverwirklichung gibt: Da wir ja jetzt schon das unendliche, reine, wonnevolle Selbst sind, gibt es nichts zu erreichen. Das Selbst zu verwirklichen ist daher so einfach wie eine Rose anzuschauen, die wir in unserer Hand halten. Dieser Gedanke kann uns viel Trost und Entspannung schenken. Egal, was wir machen: Wir sind das, ewig reine, makellose unendliche Bewusstsein. Zum anderen heißt es, dass es nichts Schwereres gibt als die Selbstverwirklichung. Reich zu werden, Macht zu bekommen, andere zu beherrschen und so weiter sei einfach. Sich selbst zu beherrschen dagegen sei schwierig. Letztlich ist die Selbstverwirklichung der Sinn und Zweck des menschlichen Lebens, sie zieht sich über viele Lebensspannen hinweg. Es heißt, dass es drei verlangsamende Faktoren für das Erreichen der Selbstverwirklichung gibt: Karma, Samskaras und Ojas.
Karma sind die Lektionen und Erfahrungen, die wir noch machen müssen. Erst wenn ein großer Teil des Karmas abgearbeitet ist, kann sich das Bewusstsein dauerhaft vom Begrenzten lösen. Daher gibt es Phasen auf dem spirituellen Weg, wo man einfach seine Praktiken geduldig fortführen muss, sein Leben bewusst leben muss, auch wenn man keinen echten spirituellen Fortschritt spürt. Wenn die karmischen Lektionen gelernt sind, kommt dann plötzlich ein Bewusstseinssprung.
Samskaras sind die Eindrücke im Unterbewusstsein. Um das Bewusstsein zu erweitern, muss es sich von den vielen unterbewussten Gewohnheiten lösen können. Daher ist ein großer Teil der Arbeit auf dem spirituellen Weg die Transformation liebgewonnener Handlungs- und Denkweisen sowie Neigungen. Manche Menschen sind dazu nicht bereit. Sie sagen: „Ich bin halt so.“ Zwar ist die Selbstakzeptanz Bedingung dafür, dass man liebevoll und damit effektiv an sich arbeiten kann. Aber dann muss man es auch tun – und an sich arbeiten. Ein Lehrer, der seinem Schüler etwas beibringen will, muss erst den Schüler lieben und respektieren. Das heißt aber nicht, dass er sagt: „Ich liebe meine Erstklässler so, wie sie jetzt sind. Sie können nicht lesen, schreiben und rechnen. Sie sind halt so. Daher werde ich sie nicht verändern und ihnen nichts beibringen“. Man sollte lernen sich zu lieben, wie man jetzt ist. Und dann an sich arbeiten und sich entwickeln.
Ojas ist die spirituelle Energie
Ojas ist, wie bereits beschrieben, die spirituelle Energie. Damit das Bewusstsein alle Grenzen transzendieren kann, muss der Geist auf eine höhere Ebene gehoben werden. Der Geist braucht viel subtiles Prana, um in diese Ebene zu kommen. Zwar ist es langfristig so, dass die erwachte Kundalini unendliche Menge an Ojas geben wird, wenn sie in die höheren Chakras aufgestiegen ist. Aber bis dahin gilt es, durch bewusste Praxis Prana in Ojas umzuwandeln.
Vayus steuern die Körperfunktionen des physischen Körpers
Prana ist auf der physischen Ebene in Form der fünf Vayus aktiv. Vayus sind die Steuerungsenergien, die die Funktionen des physischen Körpers regulieren. Gemäß der Lehre des Kundalini-Yoga kann der physische Körper allein gar nichts. Es ist das Prana, das für alle Lebensfunktionen verantwortlich ist.
Die fünf Vayus, die die Körperfunktionen steuern, sind:
- Prana Vayu ist die Energie hinter dem Atemsystem. Es steuert die Funktion der Lungen und der Atemmuskeln und hat seinen Sitz in der Brust. Es ist auch die Energie hinter dem Überlebensinstinkt.
- Apana Vayu ist die Energie hinter dem Ausscheidungssystem, der Sexualität, der Menstruation und der Geburt. Es steuert Enddarm und Anus, Nieren, Blase und Geschlechtsorgane und hat seinen Sitz im Beckenbereich. Es ist auch die Energie hinter Kreativität und Arterhaltung.
- Samana Vayu ist die Energie hinter der Verdauung. Es steuert alle Verdauungsorgane und hat seinen Sitz im Bauch. Es ist auch die Energie hinter Willenskraft, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit.
- Vyana Vayu ist die Energie hinter dem Blutkreislauf und dem Bewegungssystem. Es steuert das Herz, die Blutgefäße und die Muskelaktivität. Sein Sitz ist im ganzen Körper. Es ist auch die Energie hinter jeder Bewegung.
- Udana Vayu ist die Energie hinter den Kommunikationssystemen. Es steuert die Sprache, die Nerven, das Gehirn und die Hormone. Es hat seinen Sitz in der Kehle. Es ist auch die Energie hinter Schlafen, Träumen, Astralreisen und die Kraft, mit der die Seele im Moment des Todes zusammen mit dem Astral- und Kausalkörper den physischen Körper verlässt.
Mittels diverser Yoga-Techniken kann die Funktion dieser Vayus harmonisiert und so die Gesundheit verbessert werden. Gleichzeitig wird dabei ein Teil dieser Vayus sublimiert, also verfeinert, in Ojas umgewandelt und in den höheren Chakras aufgespeichert.
Ojas - Qualität und Schwingungsebenen des Prana
Auszug aus dem Buch "Das Große Yoga Vidya Pranayama Buch" von Sukadev Bretz, Copyright Yoga Vidya Verlag.
Hier möchte ich die Information über Ojas vertiefen und speziell auf die Qualität des Prana auf verschiedenen Ebenen eingehen. Prana kann grobstofflicher oder feinstofflicher schwingen. Ziel beim Pranayama ist nicht nur, mehr Prana zu haben, sondern ihn subtiler zu machen (siehe dazu auch Ojas in Bezug auf die Chakras und die Prana Vayus, Teil 2 dieses Buches).
Grobstofflicher Prana: Grobstofflicher Prana wirkt im physischen Körper als Gesundheit, Leistungskraft, Ausdauer und macht dich zum Beispiel bei sportlicher Aktivität leistungsfähiger.
Feinstofflicher Prana: Feinstofflicher Prana hat wiederum mehrere Ebenen:
- Auf astraler Ebene
Prana auf energetisch-astraler Ebene ist die Heilausstrahlung. Wenn du Pranayama übst, kannst du eine stärkere Heilwirkung haben und zum Beispiel Partner, deiner Partnerin, deinem Kind oder anderen mit deiner Hand Energie übertragen können.
- Auf psychischer Ebene
Prana heißt auch, dass du mehr Ausstrahlung hast und Menschen mehr deine Gegenwart suchen. Wenn du Pranayama übst, dann brauchst du dich weniger darum zu bemühen, auf andere zuzugehen, sondern Menschen werden von sich aus von deinem Prana angezogen. Deine Worte – zum Beispiel in Yogastunden, Workshops, Vorträgen oder sonst in deinem Beruf - werden stärkeren Nachhall finden, Menschen mehr beeindrucken und überzeugen. Menschen werden eher geneigt sein, das zu tun, worum du sie bittest oder was du ihnen aufträgst, wenn du in einer Führungsrolle bist, egal in welchem Kontext. Damit hast du auch eine höhere Verantwortung. Wenn du viel Prana hast bzw. mit den Kundalini-Intensivpraktiken daran arbeitest, es zu verstärken, musst du noch ethischer, bewusster und reflektierter handeln als du es sowieso schon tun würdest. Du musst auf deine Gedanken achten, auf deine Worte und auf deine Taten. Mit Prana wird in all dem mehr Power sein.
- Auf Herzensebene
Mehr Prana heißt aber auch mehr Zugang auf die Anahata-Chakra-Ebene, die Herzensebene. Was zum einen bedeutet, dein Prana wird auch die Emotionen anderer mehr beeinflussen. Vor allem aber fällt es dir leichter, Freude, Liebe, Mitgefühl, Verbundenheit zu spüren, letztlich das Göttliche zu spüren.
- Auf der Ebene der Bewusstseinserweiterung
Gotteserfahrung ist auch (natürlich nicht nur!) eine Frage von subtilerem Prana. Gereinigte Nadis und Chakras, mehr Prana wird als Ojas, subtile Energie, gespeichert und führt leicht in höhere Bewusstseinsebenen. Es gibt die Gotteserfahrung als Freude und Liebe aus einem verstärkten Zugang zur Anahata-Ebene und dann auch Gotteserfahrung, Erleuchtung, als höchste Erkenntnis und vollkommenes Verschmelzen aus dem Ajna Chakra und Sahasrara Chakra. Intensiver Pranayama hat also über die relativen Ziele – gesundheitlich, physisch, energetisch, emotional – hinaus ein sehr hohes Ziel.
Ayurveda: Charaka Samhita
Im ersten Buch (Sutra Sthana 17.73-4) der Charaka Samhita heißt es über Ojas:
बिभेति दुर्बलो ऽभीक्ष्णं ध्यायति व्यथितेन्द्रियः | दुश्छायो दुर्मना रूक्षः क्षामश्चैवौजसः क्षये || 73 ||
bibheti durbalo 'bhīkṣṇaṃ dhyāyati vyathitendriyaḥ | duśchāyo durmanā rūkṣaḥ kṣāmaś caivaujasaḥ kṣaye || 73 ||
Bei der Abnahme (Kshaya) von Ojas wird man ängstlich, schwach, grübelt ständig, hat Probleme mit den Sinnesorganen (Vyathita-Indriya), einen ungesunden Teint (Dushchhaya), ein geschwächtes Denkvermögen (Durmanas), fühlt sich ausgetrocknet (Ruksha) und magert ab (Kshama).
हृदि तिष्ठति यच्छुद्धं रक्तमीषत्सपीतकम् | ओजः शरीरे संख्यातं तन्नाशान्ना विनश्यति || 74 ||
hṛdi tiṣṭhati yac chuddhaṃ raktam īṣat-sapītakam | ojaḥ śarīre saṃkhyātaṃ tan-nāśān nā vinaśyati || 74 ||
Das, was sich im Herzen (Hrid - oder im Magen, dem "Herzstück" des Verdauungssystems) befindet, weiß (oder leuchtend Shuddha), rot (Rakta) und leicht gelblich (Pitaka), wird im Körper (Sharira) Ojas genannt. Wenn es zerstört wird, stirbt der Mensch.
Verschiedene Schreibweisen für Ojas
Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Ojas auf Devanagari wird geschrieben " ओजस् ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " ojas ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " ojas ", in der Velthuis Transkription " ojas ", in der modernen Internet Itrans Transkription " ojas ".
Prana Vayus und ihre Sublimierung in Ojas
aus Yoga Vidya Journal Nr. 14, Herbst 2005
Prana ist die Kraft hinter aller Materie. Alle universellen Kräfte, die Elektrizität, der Magnetismus, die Schwerkraft, das Licht und alle Formen des Lebens sind durchdrungen von Prana. Das feinstoffliche Prana kann man in unserem Körper noch weiter unterteilen in die Vayus (Winde), feinstoffliche Energieströme. Diese übernehmen spezielle Aufgaben (siehe Tabelle).
Sind die Prana-Vayus gestört, ist auch unser physischer Körper gestört. Sind die Prana-Vayus in Harmonie, so ist auch unser Körper in Harmonie. Hatha Yoga ist aber kein rein gesundheitlich orientiertes System wie z.B. das Ayurveda, sondern im Hatha Yoga wird in erster Linie die Selbstverwirklichung, die Befreiung, angestrebt. Deshalb wollen wir die Vayus nicht nur in Harmonie halten, sondern wir wollen diese Energie in Ojas, sublimieren (verfeinern, umwandeln). Als Beispiel können wir uns Wasser vorstellen. Wir können dieses Wasser umwandeln in Dampf. Während das Wasser noch nach unten fließt, steigt der feinere Dampf nach oben. Genauso nehmen wir die Prana-Vayus und wandeln sie in Ojas um.
Ojas heißt spirituelle Energie. Wenn wir meditieren wollen, brauchen wir spirituelle Energie. Es gibt Menschen, die sehr viel körperliche Energie haben, aber wenn sie sich hinsetzten zur Meditation, dann nutzt es ihnen nichts. Oder es gibt Übende mit sehr starker emotionaler Energie; auch die nutzt nichts, wenn wir meditieren wollen. Ebenso gibt es Menschen mit einer starken intellektuellen Energie. Wenn sie sich zur Meditation niederlassen, denken sie noch ständig über die verschiedensten Dinge nach. Daher ist das Umwandeln all dieser Energien in Ojas notwendig. Ojas ist schlecht zu beschreiben. Man kann es Menschen anmerken, wenn sie viel spirituelle Energie haben. Man kann es in ihren Augen sehen, in ihrer Sprache hören, man ist gerne mit diesen Menschen zusammen wegen ihrer spirituellen Ausstrahlung. Aber es ist nicht so, dass man eben viel oder wenig Ojas hat, sondern man kann diese Energie aufspeichern und weiter vermehren. Umso stärker dieses Ojas dann ist, umso leichter wird es uns fallen zu meditieren, unser Herz sprechen zu lassen, selbstlose Liebe zu anderen Menschen zu entwickeln und das Göttliche überall zu spüren und zu sehen.
Um zu tiefen spirituellen Erfahrungen zu kommen, brauchen wir einfach eine starke spirituelle Energie. Auch hier ein Beispiel: Haben wir eine 9V-Batterie, können wir damit eine Taschenlampe zum Leuchten bringen oder vielleicht auch ein Radio laufen lassen, wollen wir aber einen Elektroherd betreiben, brauchen wir einfach eine stärkere Energie. Hierfür müssen wir unser Sadhana (spirituelle Übung) machen. Und Patanjali beschreibt z.B. in seinen Sutras genau, wie diese aussehen:
Yoga-Sutras Patanjali 1.14:
Die Übung bekommt ein festes Fundament, wenn sie lange Zeit, ohne Unterbrechung und mit Hingabe ausgeführt wird. Lange Zeit bedeutet bis zur Selbstverwirklichung, ohne Unterbrechung bedeutet idealerweise täglich und Hingabe können wir durch Konzentration auf höhere Chakras oder Mantra-wiederholung üben. Wichtig für das Ojas ist, das wir keine Pausen machen, denn dann baut sich unsere spirituelle Energie wieder ab und wir müssen wieder von vorne anfangen. Und so versuchen wir im Hatha Yoga durch verschiedenste Techniken und beständiges Üben unser Ojas zu mehren, so das es uns zu immer tieferen, spirituellen Erfahrungen und eines Tages vielleicht zu Samadhi führt.
Möglichkeiten der Sublimierung der verschiedenen Prana-Vayus in Ojas :
Prana Vayu:
Wir halten den Atem an, das Prana Vayu wird „arbeitslos“ und wir können diese Energie in Ojas sublimieren. Wichtig dabei auch noch die Konzentration auf höhere Chakren oder ein Mantra. Beispiel: Ein Taucher, der zwar auch die Luft länger anhält, jedoch diese Energie nicht in Ojas umwandelt, sondern für langes Tauchen benutzt. Er konzentriert sich aufs Tauchen und nicht auf die Konzentration auf die höheren Chakren. Übungen: Pranayama-Übungen mit längerem Anhalten z.B. bei Anuloma Viloma, Surya Bheda
Apana Vayu:
Übungen: Mula Bhanda, Ashwini Mudra, Vajroli Mudra, alle Umkehrhaltungen, Brahmacharya (sexuelle Enthaltsamkeit) Manche Menschen wandeln Apana Vayu mittels Mula Bhanda auch in andere Energien um, z.B. Sänger, um besser singen zu können oder Kampfsportler zum besseren Kämpfen.
Samana Vayu:
Übungen: Uddiyana Bhanda, Agni Sara, Kapalabhati, Bhastrika, alle Asanas, die Druck auf den Bauchbereich geben, wie z.B. Pfau oder (etwas sanfter) der Drehsitz. Sattwige Ernährung, Fasten (Hierbei ist darauf zu achten, dass Anfänger nicht länger als 3 – 5 Tage fasten.)
Udana Vayus:
Diese Energie trennt uns auch vom physischen Körper während Astral-reisen und beim Tod. Übungen: Tiefenentspannung (leichte Erfahrungen von Schweben, Leichtigkeit), nur für Fortgeschrittene: Schmerz sublimieren (Warnungsschmerzen beachten!!!) bei längerem Halten der Asanas. Anfänger gehen bei Schmerzen sofort in Verspannungen, doch geübte Sadhakas können den Schmerz in Ojas sublimieren, indem sie weiter entspannt bleiben, ihr Mantra wiederholen und in ihrer Konzentration bei den höheren Chakren bleiben.
Vyana Vayus:
Wenn Anfänger in die Asanas gehen, haben sie das Bestreben, wieder schnell aus der Übung heraus zu kommen. Genauso in der Meditation. Kaum sitzen sie einen Moment ruhig, kommt sofort der Drang, sich irgendwie zu bewegen. Diese Energie hinter den Bewegungsimpulsen ist Vyana-Vayu. Machen wir diese Energie durch längeres ruhiges Halten der Asanas „arbeitslos“, so können wir auch sie in Ojas umwandeln. Übungen: Sonnengebet und Asanas (Asanas länger halten). Bei der Umwandlung von Prana-Vayus in spirituelle Energien ist immer darauf zu achten, dass man entspannt bleibt. Nur dann ist es möglich, Ojas aufzuspeichern, ansonsten werden nur Verspannungsenergien aufgebaut. Weiterhin ist es unbedingt nötig, konzentriert und bewusst in den Übungen zu sein. Wir können uns dabei entweder auf höhere Chakren oder auf ein Mantra konzentrieren.
Wir können auch andere Energien in Ojas umwandeln, z.B. Wunschenergie. Wir können unsere Wünsche erfüllen, dann ist die Wunschenergie weg. Wir können unsere Wünsche aber auch bewusst nicht erfüllen, dann wandelt sich diese Energie auch in Ojas um. Wichtig hierbei ist aber auch, dass wir nicht verspannen und dass uns tiefe, spirituelle Motive leiten.
Hari Om Tat Sat Von Günter Bucksteeg (Raghurama) / Yoga-Vidya-Center Essen (nach einem Vortrag von Sukadev Bretz)
Siehe auch
- Urjas
- Ayurveda
- Ayurveda Geschichte
- Ayurveda Philosophie
- Ayurveda Marma Massage
- Ayurveda Physiologie
- Ayurveda Konstitutionslehre
- Ayurveda Heilmittelkunde (Pharmakologie)
- Ayurveda Beauty
Literatur
- Petra Ilg, Basilikum. Die heilige Pflanze der Hindus (2000)
- Das neue große Ayurveda Praxis Handbuch von Rhyner
- Das große Ayurveda-Heilbuch von Dr. Vasant Lad
- Selbstheilung mit Ayurveda: Das Standardwerk der indischen Heilkunde von Dr. Vasant Lad
- Vom Geist des Ayurveda - Therapien für den Geist. Yogische ganzheitliche Medizin und ayurvedische Psychologie von Dr. David Frawley. Windpferd Verlag, ISBN 3-89385-304-9
- Carl Capeller: Sanskrit Wörterbuch, nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet, Strassburg: Trübner, 1887
Weblinks
Weitere Informationen zu Sanskrit und Indische Sprachen
- Sanskrit Wörterbuch
- Sanskrit Übersetzung
- Sanskrit Schrift
- Sanskrit Alphabet
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- Hindi
- Indien
- Hinduismus
Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch
- Sanskrit Ojas - Deutsch Kraft, Stärke
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Der Ernährung wird im Ayurveda eine hohe Bedeutung beigemessen. Sie ist Teil jeder Therapie.
- Michaela Schwidder