Shri Gauranga Mahaprabhu Jayanti
Shri Gauranga Mahaprabhu Jayanti ist der Geburtstag (Jayanti) des großen indischen Heiligen und Krishna-Verehrers Gauranga, auch bekannt als Gauranga Mahaprabhu bzw. als Shri Krishna Chaitanya.
Swami Krishnananda über Shri Gauranga Mahaprabhu Jayanti
Shri Gauranga Mahaprabhu Jayanti feiert die Liebe eines großen Gottesverehrers,der in der Glückseligkeit und der Liebe Gottes lebte und diese Liebe aus Freude und aus Glückseligkeit verbreitete. Gauranga Mahaprabhu Jayanti könnte man auch als den Tag der Liebe Gottes bezeichnen.
Wir wissen, was Liebe ist, aber unser Verständnis der Liebe wird von hergebrachten Vorstellungen über Liebesbeziehungen bestimmt. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, warum man überhaupt etwas liebt? Die spontanste Antwort darauf wäre zu sagen, dass das geliebte Objekt attraktiv ist. Das, was uns anzieht, ruft die Empfindung der Liebe für dieses bestimmte Objekt hervor. Aber warum zieht uns dieses Objekt an?
Eine mögliche Antwort wäre, dass dieses Objekt schön ist, aber was meinen wir mit “Schönheit“? Da scheint es etwas zu geben, was jeder weiß, aber niemand versteht, weil das menschliche Verständnis intellektuell ist und seine Grundlage in Berechnungsmethoden hat, wie eine mathematische Bewertung der Dinge, es ordnet in geometrischer Genauigkeit die Pros und Contras dessen, was uns als schön erscheint. Aber Schönheit gehört zur Kunst. Sie ist keine mathematische Gleichung.
Es gibt zwei Dinge auf dieser Welt, welche uns enorm anziehen - Das Schöne und das Großartige. Nichts anderes kann uns begeistern. Der Vollmond ist schön, der erblühte Lotus oder eine Rose sind schön. Unser Geist wandert dort hin und wir schauen es immer wieder an. Auch das Gesicht eines Neugeborenen ist schön. Es macht keinen Unterschied, ob es das Baby eines Königs oder eines Bettlers ist, es ist anziehend. Wenn wir ein kleines Kind sehen, dann wissen wir nicht, ob es das Kind des Königs ist oder das eines Bettlers. Das eine wird ein König, das andere wird später ein Bettler. Das hängt ganz von den sozialen und sonstigen Umständen ab.
Unabhängig von dem, was wir Schönheit nennen, gibt es das Großartige, was uns anzieht durch seine Erhabenheit, Majestät, Gewalt, Kraft und Größe - wie der Elefant. So, wie wir unsere Augen nicht von einem herrlichen Vollmond vor einem blauen Himmel abwenden würden, würden wir auch einen Elefanten betrachten, wenn uns klar wäre, was mit uns geschieht, wenn wir ihn ansehen.
Es gibt einen großen Unterschied in der Art, wie uns etwas Schönes anspricht und wie uns etwas Großartiges anspricht. Der Elefant und der Ozean ziehen uns beide durch ihre Größe und ihre erhabene Kraft in ihren Bann. Vor dieser Erhabenheit sehen wir recht klein aus. Unsere eigene Bedeutsamkeit wird plötzlich sehr gering und das eigene Ego, welches im Menschen gewöhnlich dominiert, verschwindet so weit, dass es fast ausgelöscht ist. Wir bewundern und erfreuen uns nur dann an einer Sache, wenn das Ego kleiner wird.
So zieht uns das Großartige an, aber mit der Schönheit verhält es sich anders. Wir können einen Elefanten bewundern, aber wir können ihn nicht lieben. Die Freude über den lebendig erhabenen Ozean kann uns überwältigen, aber wir können den Ozean nicht umarmen, drücken oder lieben. Für einen Gläubigen ist Gott ein Objekt der Liebe, Gott ist nicht nur ein Gegenstand der Bewunderung. In der Bhakti Shastra werden zwei Arten von Hingabe beschrieben. Die eine wird Aishwarya Pradhana Bhakti genannt, die andere Madhurya Pradhana Bhakti.
Acharyas wie Madhya und Ramanuja verehren Gott aufgrund seiner Erhabenheit, seiner Größe, seiner Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwärtigkeit. Aber andere Archaryas wie Vallabha, und in einem gewissen Grad auch Nimbarka, von Gauranga Mahaprabhu gar nicht zu sprechen, verehren Gott als Inbegriff von Liebe und Schönheit.
Für Gewöhnlich beschreiben die Religionen Gott als einen Vater im Himmel und halten ihn so in einer unerreichbaren Distanz vom Staub der Erde entfernt- eine nahezu erschreckende Distanz. Unerreichbare Größe wird dem allmächtigen Gott zugeschrieben, aber wir können so einen Gott nicht lieben. Wir können mit unserem Herzen keinen Bulldozer lieben, der unendlich stark ist und dessen Nutzen wir kennen. Ihm mag unsere Bewunderung gehören, aber nicht unser Herz.
Was ist das Besondere, dass wir Gott lieben können? Es ist das Unbeschreibliche der Liebe, welche dem menschlichen Verstand trotzt. Wenn man etwas liebt, ist das nicht zu diskutieren, denn wo Liebe ist, da sind Freude und Glück. Die menschliche Seele ist in erster Linie vollkommene Perfektion und Freiheit. Wo Freiheit und Perfektion herrschen, manifestiert sich automatisch eine innere Freude. Wer in dieser Welt ein freies und bis zu einem gewissen Grad perfektes Leben gelebt hat, weiß, was Zufriedenheit ist.
Nach allem Gesagten kann uns nichts in Bewegung setzen, was uns keine Zufriedenheit bringt und uns kann nur das Zufriedenheit bringen, was uns all die Dinge verschafft, die wir brauchen. Was benötigen wir? Wer Erfahrungen als Mutter, Elternteil, Gläubiger, Liebender, Geliebter oder als Diener eines großen Meisters gemacht hat, der weiß, was Attraktion ausmacht. Die Struktur oder die Form des Objektes ist nicht das, was uns anzieht. Die Bedeutung und die Besonderheit hinter der äußeren Fassade ist das, was uns fasziniert.
Eine hochwertige Geldnote zieht uns nicht deswegen an, weil sie aus einem bestimmten Material gefertigt ist, sondern aufgrund der Kaufkraft die damit symbolisiert wird. Sie verkörpert Macht. In ähnlicher Weise ist die Liebe eine Bewegung der Seele in die Richtung zu der Quelle, welche sie mit Freude erfüllen kann. Auf dieser Welt gibt es so viele Dinge, die uns zufrieden stellen und uns erfreuen, aber ihr Effekt ist nur von kurzer Dauer.
Die Sache, die uns lieb und teuer ist, ist zugleich mit Angst besetzt. Das, was wir am meisten lieben, kann uns permanent in einem Zustand der Angst versetzen, da immer die Möglichkeit besteht, dass ein Todesfall eintritt oder man das Objekt auf andere Weise verliert, denn so verhält sich das Leben.
Aber die Freude Gottes, Ananda, das absolute Sein, ist nicht so. Woraus ist Gott gemacht? Was sind die Bausteine? Alles besteht aus etwas. Woraus besteht also Gott? Dies ist für uns eine unergründliche Frage. Gott ist aus einer Kraft, die uns überflutet und uns eine Freude schenkt, die unser Selbst fast auslöscht.
Selbst in vergänglicher Zuneigung, in Liebe zu herrlichen Objekten, gibt es für gewisse Zeiten eine Beseitigung des Bewusstseins des Selbst. Je mehr wir eine Sache lieben, umso weniger empfinden wir unsere Existenz in diesem Moment, so dass wir, wenn wir im vollkommenen Besitz der Sache sind, die wir am meisten lieben, gar nicht existieren. Das Selbstbewusstsein löst sich auf. Und was erfahren wir in diesem Moment? Da ist niemand, der es erfahren könnte, denn in diesem Moment agieren wir nicht als eigenständige Persönlichkeit. Wenn sich unsere Persönlichkeit im Hinblick auf die Freude an dem Objekt wieder herstellt, ist die Freude genau in diesem Maße wieder getrübt.
Es sollte wirklich nur die geliebte Sache da sein und nicht wir selbst, nur dann kann wahre Freude entstehen. Das wird an dem einfachen Beispiel einer Mutter und ihrem kleinen Kind deutlich, welche durch diese Liebe ihre eigene Unbedeutsamkeit wahrnimmt, während das Kind für sie von größter Bedeutung ist. Sie geht völlig in diesem Kind auf. Wenn wir in einer geliebten Sache vollkommen aufgehen, dann sind auch wir nicht mehr da. Denn das ist klar, wenn wir völlig einer Sache hingegeben sind, dann existieren wir nicht mehr unabhängig davon.
Wie geschmolzenes Metall in einem Tiegel dessen Form annimmt, wird der Liebende sozusagen in den Tiegel des geliebten Objektes gegossen und geht in dessen Form vollständig auf, er existiert dann einfach nicht mehr. Das nennt man Ekstase. Ekstase ist der Verlust des Selbstverständnisses bedingt durch das Gefühl, dass etwas anderes Oberhand gewonnen hat. In allen Formen von Liebe und Zuneigung wird das geliebte Objekt als der eigenen Person überlegen angesehen, sonst kann es keine Anziehungskraft haben. Wenn wir genauso bedeutend erscheinen, kann das geliebte Objekt auch nur zu fünfzig Prozent attraktiv sein. Vollkommene Anziehung, eine hundert prozentige Verhaftung in das Objekt der Zuneigung ist nur dann möglich, wenn wir zu hundert Prozent ausradiert wurden und gar nicht mehr existieren.
Und wenn wir nicht mehr da sind, wer erfährt dann die Freude? Die Seele, die wir nicht sind, die aber weit über uns hinaus strahlt, wird in diesem Moment aktiv. Die Seele erblüht, wenn wir ein Kunstwerk betrachten, der Verstand wird aktiv, wenn wir eine mathematisch perfekte Arbeit sehen. Die Perfektion der Seele oder die Perfektion Gottes ist keine Perfektion einer Gleichung, es ist eine Überflutung mit dem, was nicht beschrieben werden kann. Gott wird auch manchmal als der größte Amor bezeichnet - Sakshat Manmatha Manmatha. Manmatha ist derjenige, der den Geist eines Menschen durcheinanderbringt und er selbst wird von einer anderen Sache verwirrt, welche dessen Schönheit noch überbietet.
Die schönsten Objekte wurden in Indras Königreich vermutet. Eines Tages zeigte Indra die gesammelten Kostbarkeiten den großen Weisen Narayana und Nara in der Nähe von Badrinath. "yabhir grihitaha`purushaha somyadayo drishyati", sprach Valmiki Ramayana:“Diese Dinge sind so beschaffen, dass man schier verrückt wird, wenn man sie nur berührt.“ Indra präsentierte solche Dinge mit großer Fröhlichkeit und Attraktion. Narayana und Nara hatten intensiv Askese betrieben und meditiert. Narayana schüttelte dabei Schönheit geradezu aus der Hüfte, wodurch all die Schönheiten Indras geradezu wie Krähen aussahen, wie schwarze Nichtigkeiten, die ihre Köpfe vor Scham hängenließen und sich zurückzogen. Narayana sprach zu Indra, “Nimm dies, wenn du willst.“ Indra zitterte vor Angst. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es Dinge gab, die der menschliche Verstand nicht erfassen kann. Das ist die Kraft, welche allein von Gott kommt.
Zum Unglück für uns Menschen, egal ob Mann oder Frau, können wir uns nicht vorstellen, dass Gott eine wunderbare Präsentation vor uns ist. Meistens stellen wir uns Gott als einen Richter vor, der diszipliniert, ein strenger Zuchtmeister, ein Elternteil, das verwarnt und vielleicht auch mit harten Konsequenzen straft, wenn jemand seine Regeln nicht befolgt. Wir können uns kaum vorstellen, dass Gott schön ist. Der Intellekt des Menschen ist durch die Begrenzungen von Zeit, Raum und Objektivität so konditioniert, dass er Schönheit nicht würdigen kann. Er kann nicht alles erfassen. Er sieht nur Maschinen, Berechnungen und geometrische Anordnungen und vergisst dabei, dass Perfektion weder mathematisch, arithmetisch oder dergleichen ist.
Um die Möglichkeit in Betracht ziehen zu können, dass ein allmächtiger Gott geliebt werden kann, muss man seinen Egoismus vollkommen in Stücke zerlegen. Der Name Gottes (Japa) kann von einem Egoisten nicht verstanden werden. Das ist es, was Gauranga Mahaprabhu in seinem viel zitierten Vers aussagt, “Trinadapi sunichena, tarorapi sahishnuna, amanina manadena, kirtaneya sada harih“ Jemand der geduldiger ist als ein Baum, bescheidener als ein Grashalm, jemand der alle respektiert, aber von niemandem Respekt erwartet, derjenige ist bereit, Gott zu verstehen.
Das, was zwischen dem Gläubigen und Gott steht, muss entfernt werden. Nur dann kann der Gläubige im Ozean der Liebe baden. Der Ozean kann in den Fluss einströmen, wenn dort kein Damm zwischen dem Ozean und dem Fluss errichtet ist, welcher in den Ozean fließen will. Ahamkara, Egoismus, Selbstverständnis, Stolz, die eigene Bedeutsamkeit - das trennt Gott von den Menschen, denn vor Gott kann nur ein Selbst existieren. Gott ist das ganze Selbst und deshalb kann dein eigenes Selbst davor nicht existieren. Wenn du dich zu behaupten versuchst, dann isolierst du dich von dem umfassenden Selbst und der Ozean der Freude kann dich nicht erfassen. Du hast eine Barriere geschaffen zwischen dir und dem Sein.
Deine Liebe sucht sich gewöhnlich das, was deine Sinnesorgane befriedigt. Wir kennen keine andere Freude. Sanfte Berührungen, leckeres Essen, Dinge, die einen schönen Duft haben, Farbiges, Symmetrisches, methodische Arrangements, Systematisches für die Augen und Melodiöses für die Ohren - dies sind die Dinge, die den Geist anziehen, aber diese Dinge sind isoliert, eins vom anderen getrennt. Die ganze Schönheit kann von den Sinnesorganen nicht genossen werden. Wenn wir die Schönheit vor Augen haben, können wir uns nicht an deren Melodie erfreuen oder an dem Geschmack, der dem Honig gleicht oder an dessen magischer Berührung.
Es gibt einen Duft, der einen verrückt macht, ekstatische Berührungen, unbeschreiblicher Geschmack, stärker als Honig für dieses bestimmte Sinnesorgan und eine phantastische Zusammenstellung farbenfroher Schönheit. All das gemischt in göttlicher Perfektion. Deshalb sagt man auch, dass man Gott nur durch die Intuition erkennen kann und nicht durch sinnliche Wahrnehmung. Jeder Sinn kann nur eine bestimmte Sache wahrnehmen. Alle Dinge können nicht von nur einem bestimmten Sinnesorgan wahrgenommen werden, aber die Intuition erfasst mit einem Male die Vollkommenheit der Sache. Vor den Sinnesorganen gibt es keine Perfektion. Wer nur durch die Augen sieht, mit den Ohren hört, usw., kann Vollkommenheit nicht erfassen. Wir stehen täglich vor halben Sachen. Eine Sache kann uns etwas Bestimmtes geben, etwas anderes aber nicht. Gold kann uns auf eine bestimmte Art und Weise zufriedenstellen, aber wir können Gold nicht essen und das, was wir essen können, kommt dem Gold an Wert nicht gleich, etc.: So sind die Begrenzungen der Dinge beschaffen, die unsere Sinne anziehen. Aber es gibt etwas, dass den Anforderungen der Sinne genügt und die Seele aus dem Körper springen lässt, allein in diesem Zustand beginnen wir die Begeisterung der Ekstase zu fühlen.
Ich weiß nicht, wie viele von uns die Gelegenheit hatten, in einem Zustand von spiritueller Begeisterung zu sein. Vielleicht haben wir das Gefühl von intensiver Konzentration gehabt, das Aufgehen des Geistes in der Meditation, ich weiß nicht, wie viele schon Begeisterung gefühlt haben, eine Erschütterung, Erzittern, ein Gefühl, dass die ganze Persönlichkeit zusammenschmilzt, weil alles in uns leer ist und plötzlich etwas Neues da ist. Dies sind einige der eher unbekannten Bedeutungen der Lehre und des Lebens des großen Mahabhakta Gauranga Mahaprabhu. Wir hören nur von dem, was er getan hat, aber wir wissen nicht, was er gefühlt hat. Wir können Zucker betrachten, aber wir kennen seine Süße nicht, wenn wir ihn nicht essen.
Niemand kann Gott lieben, solange er nicht glaubt, dass Gott alles ist. Wenn wir Gott gegenüber argwöhnisch sind, wenn wir glauben, dass er uns etwas gibt, uns etwas anderes aber vorenthält, dann wird Gott vor uns wie der Horizont zurückweichen. Er mag uns nah erscheinen, aber er wird sich in dem Maße des Ansteigens unserer eigenen Zweifel, dass er nicht alles sein könnte, immer weiter und weiter von uns weg bewegen.
Das Verständnis von “Allem“ kann nur auf einer intellektuellen und rationalen Metaebene erfasst werden. Für den Intellekt gibt es kein “Alles“. Das, was der Intellekt als “Alles“ betrachtet, ist nur eine Vielzahl endlicher Objekte. Es kann hundert Millionen Dinge auf einem Haufen zusammentragen und diese mögen wie “Alles“ erscheinen. Aber auch Millionen von aufgetürmten Objekten können nicht dieses Ganze darstellen, denn viele endliche Objekte bilden noch lange nicht das Unendliche ab. Alle Quellen dieser Erde zusammen geben uns keine unbegrenzte Befriedigung.
Da der menschliche Geist Liebe oder Freude nicht erfassen kann, zeigt uns die Brihadaranyaka Upanishad eine ganze Serie von Graden an Perfektion und Glück auf. Kannst du dir vorstellen, was Glück ist? Wer ist glücklich? Hast du irgendwo jemanden gesehen, der glücklich ist? Du wirst nirgendwo einen vollkommen glücklichen Menschen finden, aber du kannst ihn dir zumindest vorstellen - nur als eine Möglichkeit, nicht als Realität. Wenn du dich meistens für glücklich hältst, dann frage dich, was dich enorm glücklich macht? “Die ganze Welt sollte mir gehören. Ich wäre der König, der Eroberer der ganzen Welt. Niemand sollte mit mir konkurrieren.“ Gut, nur wird dir das die gewünschte Befriedigung verschaffen?“ Nein. Ich dürfte nicht sterben. Stell dir vor, dass ich der König der gesamten Erde bin, aber morgen sterben müsste, dieses Königtum wäre nutzlos für mich.“ So müsste ich mit dem Königreich ein unermesslich langes Leben haben. Aber auch das reicht nicht aus.
Stell dir vor, du hättest eine ansteckende Krankheit, eine unheilbare Infektion. Zusammen mit der Garantie eines langen Lebens und dem Besitz der Welt, wäre dieses Leben nichts wert. Du müsstest also um eine dritte Sache bitten: Dass du von allen Krankheiten befreit bist. Aber nicht nur das, du solltest natürlich auch kein alter Mann sein, du musst jung und strahlend sein. Du wirst die Welt nicht als ein hundertjähriger König regieren wollen. Du musst jugendlich sein, jubilierend, schön, siegreich, gesund, langlebig, der König der Welt. Aber du solltest kein Dummkopf sein, natürlich musst du auch hochgebildet sein. Deshalb musst du auch sämtliches Wissen aus allen Disziplinen haben.
Kannst du dir so einen Menschen vorstellen? So einen Menschen gibt es nicht, aber die Upanishaden sagen, dass man ihn sich wenigstens vorstellen kann. Stell dir einen solchen Menschen vor, der all diese unglaublichen Qualitäten hat. Die Freude dieses Menschen stellt eine Einheit an Freude dar. Multipliziere diese vorgestellte wunderbare Freude des Eroberers mit einhundert, dann erlangst du die Freude der Gandharvas in den höheren Sphären. Ein Hundertfaches der Freuden der Gandharvas ist die Freude der Engel im Himmel. Das Hundertfache der Freude der Engel ist die Freude Indras, dem Herrscher über die Götter. Die hundertfache Freude Indras ist die Freude Brihaspatis, dem Präzeptor Gottes. Das Hundertfache seiner Freude ist die Freude Prajapatis, dem Schöpfer selbst, dem Virat. Davon wieder das Hundertfache ist die Freude Hiranyagarbha, das Hundertfache davon ist die Freude Ishvaras. Unendlich viel größer, nicht berechenbar ist die Freude Brahmans.
Welche Freude kennen also wir, die wir kleine Einzelwesen sind? Irgendwie sind wir auch glücklich. Wir sehen wie Narren aus und können uns nirgendwo sehen lassen, wenn eine solche Großartigkeit existiert. Wir erscheinen wie kümmerliche Nichtigkeiten, die sich vollkommen aufreiben, um eine sogenannte Befriedigung aus dem Kontakt der Sinne mit einer Sache zu ziehen. Wer kann Gott lieben? Nur jemand, der die Möglichkeit einer solchen Perfektion fühlen kann, wie sie in den Upanischaden beschrieben ist - die Glückseligkeit Brahmajnana, Brahman. Absolute Glückseligkeit, eine Million Mal, eine Million Mal, eine Million mal mehr als die größte Freude, die es auf der Welt gibt. Kannst du das Gefühl dieser Glückseligkeit erfassen? Wenn du zumindest diese Vorstellung in deinem Geist bewahren kannst, kann deine Persönlichkeit mit einem Schlag erhoben werden und du würdest kein gewöhnlicher Mensch mehr sein.
Große Acharyas haben behauptet, dass wir Gott nicht lieben können, bis wir ihn kennen. Meine wenigen Worte sind nur ein Versuch zu beschreiben, was Gott sein könnte, da Worte seine Natur nicht beschreiben können. Nur der Gedanke daran würde uns zu einer Liebe und spontanen Zuneigung bringen, welche alle Freuden der Welt mit einem Mal auf null reduzieren würde, um sie als fade und geschmacklos zu enttarnen. “Brahmaloka trinikaro vairagyasya avadirmataha.“ Acharya Sankara beschreibt es so, dass wenn die Glückseligkeit Brahmalokas dir wie leeres Stroh erscheint, dann hast du im höchsten Maße Vairagya erreicht. Aber wer kann sich die Glückseligkeit von Brahmaloka vorstellen, wo alles überall ist? Diese Art der Liebe lehrte Gauranga Mahaprabhu. Diese Liebe fühlten die Gopis in Brindavan, so war die Liebe vieler Heiliger und Weisen, den Alwars, Narayanars und verschiedenen anderen Gläubigern, deren Biographie wir in der Bhakta Charita, Bhaktamala und ähnlichen Büchern lesen können.
Die Liebe regiert die Welt, nicht der Intellekt. Denn nur allein die Liebe kann wertschätzen und wo es Wertschätzung gibt, da gibt es jeden möglichen Erfolg. Das ist das Gesetz der Schönheit Gottes, der Freude Gottes, die in unserem Geist so lange nicht entstehen kann, wie wir glauben, dass Gott ein Richter ist, der im entfernten Himmel auf seiner Richterbank sitzt, immer bereit, den Übeltäter zu bestrafen. Gott bestraft niemanden, unser Egoismus bestraft uns. Das hartnäckige Ahamkara in uns, das Ego spielt uns einen Streich und das scheint dann eine Strafe Gottes zu sein.
Dies ist nur eine kurze Botschaft des größten aller Gläubigen. Die Welt wurde aus der Glückseligkeit Gottes heraus geschaffen, nicht aus seinem Schrecken. Die Welt wird durch die Freude hinter allen Dingen erhalten. Letztlich wird die Welt in die Glückseligkeit Gottes eingehen. Auch das All ist aus dieser Glückseligkeit. Stell dir vor, dass dort kein All wäre und sieh, wie wir uns fühlen würden. Wir würden ersticken und alle Lebensfreude wäre in einer Sekunde verloren. Atmen ist Freude. Räumliche Ausdehnung ist Freude, denn die göttliche Freude ist in allen Erscheinungsformen latent vorhanden, auch in uns.
Die Freude in uns verlangt nach der äußeren Freude. "Atmanastu kamaya sarvam priyam bhavati": Für die Freude im eigenen Selbst sieht jede andere Sache attraktiv und liebenswert aus. Diese Liebe, die in uns verborgen ist, existiert nicht nur in einer Person. Sie existiert in jeder Person, selbst in einer krabbelnden Ameise, in einem Tier, das sich fortbewegt, manifestiert sich die Liebe des Selbst. Es schlängelt sich, um sich zu behaupten. Die vollkommene Selbstliebe aller Kreaturen ist lediglich das Mindestmaß der Manifestation der unendlichen Liebe Gottes. Diese ist es, die wir anstreben.
Das Leben von Gauranga Mahaprabhu, das Leben großer Gottesverehrer wie die Gopis von Brindavan sind Beispiele für uns. Die Liebe des Heiligen Surdas, Kabirdas, Tulsidas - Lies ihre Lebensgeschichten. Sie sind Inspirationen für uns. Heute am Tag des Gauranga Mahaprabhu Jayanti ist eine Gelegenheit, wo wir nicht nur mit dem Verstand, sondern mit unserer Seele die Freude erinnern können, die überall ist. Es wird zu Recht gesagt, dass die Schöpfung das Übersprudeln der göttlichen Glückseligkeit darstellt. Mögen wir versuchen in dieser Freude zu leben und gesegnet sein!
(Übersetzung der Niederschrift eines Vortrags von http://www.swami-krishnananda.org/ Swami Krishnananda)
Siehe auch
- Gauranga Shri Krishna Chaitanya Mahaprabhu
- Gauranga
- Chaitanya
- Vaishnavismus
- Vaishnavas
- Krishna
- Spiritueller Kalender
- Jayanti
- Krishna Jayanti
- Hanuman Jayanti
- Buddha Jayanti
- Mahavir Jayanti
- Heilige
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- Ashram
- Indische Götter
- Gottesliebe
- Hingabe
- Bhakti
- Bhakti Yoga
- Sivananda
- Yoga Vidya
Literatur
- Swami Sivananda: Feste und Fastentage im Hinduismus, Yoga Vidya Verlag
- Götter und Göttinnen im Hinduismus
- Yoga Geschichten nacherzählt von Sukadev Bretz
- Yoga Vidya Kirtan Heft
- CD: Kirtan
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
- Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
- Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
- Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
- Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8
Weblinks
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