Selbstzucht: Unterschied zwischen den Versionen
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''' Selbstzucht ''': Was versteht man unter Selbstzucht? In welchem Kontext gebraucht man dieses Wort? Wozu ist Selbstzucht ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal, vielleicht gar eine Tugend? Welche weiteren Persönlichkeitsmerkmale stehen in Verbindung mit Selbstzucht? | ''' Selbstzucht ''': Was versteht man unter Selbstzucht? In welchem Kontext gebraucht man dieses [[Wort]]? Wozu ist Selbstzucht ein wichtiges [[Persönlichkeitsmerkmal]], vielleicht gar eine [[Tugend]]? Welche weiteren Persönlichkeitsmerkmale stehen in [[Verbindung]] mit Selbstzucht? Lass dich inspirieren! Selbstzucht bedeutet große [[Disziplin]], die willentliche [[Beherrschung]] seiner [[Selbst]]. [[Zucht]] bedeutet ursprünglich aufziehen, von althochdeutsch zuht, [[Unterhalt]], [[Nahrung]], [[Belehrung]], auch [[Zug]], [[Richtung]], [[Weg]]. Selbstzucht ist also die [[Fähigkeit]], sich [[selbst]] zu erziehen, zu belehren, seinem [[Leben]] eine Richtung zu geben. Der [[Ausdruck]] Selbstzucht klingt heute veraltet. Aber man hat feststellen können, dass [[Mensch]]en mit [[Selbstdisziplin]] erfolgreicher im [[Leben]] sind und eine bessere [[Gesundheit]] haben. | ||
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==Über den Yoga der Selbstzucht== | ==Über den Yoga der Selbstzucht== | ||
[[Swami Sivananda]] schreibt über den Yoga der Selbstzucht: | [[Swami Sivananda]] schreibt über den Yoga der Selbstzucht: | ||
Für einen | Für einen [[Weise]]n ist es natürlich, die [[Sinne]] zurückzuhalten, Selbstzucht zu halten. Er braucht niemals die [[Abstraktion]] der [[Sinneswahrnehmung]]en zu üben, da die [[Sinne]] immer abgesondert bleiben. Nur der [[Schüler]] muß zu [[Anfang]] die [[Sinne]] unter [[Kontrolle]] halten, bewusst Selbstzucht üben. Da diese nichts unabhängig ausfhören können, ist [[Beherrschung]] der [[Gedanke]]n notwendig, wenn du vollkommenen [[Erfolg]] in der [[Zucht]] der [[Sinne]] erlangen willst. Wenn du die [[Gedanke]]n nach deinem [[Wille]]n von den [[Sinne]]n zurückziehen kannst, dann bist du in der [[Absonderung]] der [[Sinne]] festgegründet. | ||
Selbst als Unwissender kannst du die Sinne von den Gegenständen abziehen, wenn du strenge [[Brahmacharya|Enthaltsamkeit]] von allem Sinnlichen übst, dich in Selbstzucht schulst. Du mußt dies auch als Kranker tun, wenn deine Sinne geschwächt sind. Denn der Geschmack oder die Neigung, das Verlangen nach diesen Dingen schwinden nicht. Bei einem | Selbst als Unwissender kannst du die [[Sinne]] von den Gegenständen abziehen, wenn du strenge [[Brahmacharya|Enthaltsamkeit]] von allem Sinnlichen übst, dich in Selbstzucht schulst. Du mußt dies auch als Kranker tun, wenn deine Sinne geschwächt sind. Denn der [[Geschmack]] oder die [[Neigung]], das [[Verlangen]] nach diesen Dingen schwinden nicht. Bei einem Weisen aber, der das [[Selbst]] verwirklicht hat, ist auch das [[Verlangen]] ausgerottet. | ||
Weisen aber, der das Selbst verwirklicht hat, ist auch das [[Verlangen]] ausgerottet. | |||
Selbst wenn die Schatzkammer eines Königs von Wächtern wohlbewacht ist, kann sie auf erstaunliche Weise von klugen Räubern ausgeplündert werden. Ebenso können die gefährlichen | Selbst wenn die Schatzkammer eines Königs von Wächtern wohlbewacht ist, kann sie auf erstaunliche Weise von klugen Räubern ausgeplündert werden. Ebenso können die gefährlichen | ||
Sinne die | [[Sinne]] die [[Gedanke]]n eines Weisen gewaltsam fortziehen, auch wenn dieser die [[Fähigkeit]] der [[Unterscheidung]] besitzt und das bestmögliche tut, um seine [[Sinne]] zu beherrschen. Obgleich [[Viswamitra]] strengste [[Enthaltsamkeit]] übte, wurde er von seinen stürmischen Sinnen fortgetragen, als er der von [[Indra]] gesandten himmlischen [[Nymphe]] begegnete. | ||
[[Viswamitra]] strengste [[Enthaltsamkeit]] übte, wurde er von seinen stürmischen Sinnen fortgetragen, als er der von [[Indra]] gesandten himmlischen Nymphe begegnete. | |||
Ein König genießt Frieden, wenn er zuerst die äußeren Tore seines Palastes und dann die inneren schließt. Nun können ihm die Diebe keinen Schaden und keine | Ein [[König]] genießt [[Frieden]], wenn er zuerst die äußeren Tore seines Palastes und dann die inneren schließt. Nun können ihm die Diebe keinen [[Schaden]] und keine [[Sorge]]n mehr zufügen. Auf gleiche Weise schließt der [[Yogi]] die äußeren Tore seines Körperpalastes, indem er sich von den Sinnen abwendet. Dann schließt er das innere Tor, das niedere Denken, das mit vielfältigen Eindrücken von [[Handlung]]en erfüllt ist. Dies geschieht durch [[Gelassenheit]] und [[Verzicht]]. Nun ruht er in seinem eigenen seligen, unsterblichen [[Selbst]] und genießt den höchsten [[Frieden]]. | ||
Wie ein [https://www.yoga-vidya.de/kinderyoga/ Kind] im Schoß der Mutter vollkommene Geborgenheit und Frieden empfängt | Wie ein [https://www.yoga-vidya.de/kinderyoga/ Kind] im Schoß der [[Mutter]] vollkommene [[Geborgenheit]] und [[Frieden]] empfängt, ebenso wie ein Untergebener, der sich ganz den Händen eines mächtigen Herrn unterstellt, vollkommene Sicherheit erlangt, so kann auch der [[Schüler]] bleibenden [[Frieden]] und vollkommene [[Herrschaft]] über seine [[Sinne]] finden, wenn er sich ganz [[Gott]] unterworfen hat. Aus diesem Grund sagt [[Krishna]] zu [[Arjuna]] in der [[Bhagavad Gita]]: "Durch [[Zurückhalten]] aller [[Sinne]] sollte der [[Mensch]] standhaft auf mich gerichtet sein. Ein festes, ausgeglichenes [[Wissen]] hat, wer seine [[Sinne]] beherrscht." | ||
Die Sinne haben nach außen gehende | Die Sinne haben nach außen gehende [[Neigung]]en. Darum drängen sie den Unwissenden zu den äußeren Gegenständen. Der [[Schüler]] aber, der über [[viveka|Unterscheidung]] und [[Leidenschaftslosigkeit]] verfügt, zügelt dieses [[Bestreben]], holt die stürmischen [[Sinne]] wieder zurück und gelangt zum Ort der [[Unsterblichkeit]]. So gleicht er dem Wagenlenker, der seine wilden Pferde zügelt und seine [[Bestimmung]] sicher erreicht. Wenn der [[Heilige]] seine [[Sinne]] vollkommen von den Objekten der [[Sinneswahrnehmung]] zurücknimmt- so wie die Schildkröte von allen Seiten ihre Glieder wieder zurückzieht -, wird seine [[Erkenntnis]] fest gegründet und sein [[Wissen]] ausgerichtet und ausgeglichen sein. So wird Selbstzucht geübt. | ||
Ungezügelte Sinne richten viel Schaden an . Der Gedanke an Sinnesfreuden ist die Quelle des Übels. Beherrschung der Sinne | Ungezügelte Sinne richten viel Schaden an. Der [[Gedanke]] an [[Sinnesfreuden]] ist die [[Quelle]] des Übels. [[Beherrschung]] der [[Sinne]] führt zu [[Frieden]] und [[Glück]]. Der [[Mensch]], dessen [[Sinne]] sich aufbäumen, kann nicht einmal eine Minute lang meditieren. Dagegen wird der [[Yogi]], der sie unterworfen hat, unendlichen [[Frieden]] und [[Glückseligkeit]] empfinden. | ||
copyright by [http://www.sivanandaonline.org/public_html/ Divine Life Society] | copyright by [http://www.sivanandaonline.org/public_html/ Divine Life Society] | ||
==Selbstzucht als hilfreiche Tugend== | ==Selbstzucht als hilfreiche Tugend spiritueller Aspiranten== | ||
'''Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz''' | '''Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz''' | ||
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Selbstzucht ist ein veralteter [[Ausdruck]] für ein auch heute noch modernes [[spirituell]]es Prinzip. Selbstzucht ist ein [[Wort]], das heute veraltet klingt und letztlich auch veraltet ist. Selbstzucht war ein [[Ausdruck]], der in früheren [[Zeit]]en gerne gebraucht wurde, auch und gerade im [[Kontext]] der [[Spiritualität]]. Einige der christlichen [[Lehrer]] hatten ihren [[Schüler]]n geraten zu Selbstzucht. Was heißt [[jetzt]] Selbstzucht? Selbstzucht hieß dort [[Selbstdisziplin]]. Man kennt ja den [[Ausdruck]] "[[Zucht]] und [[Ordnung]] muss herrschen", das heißt irgendwo, man soll tun, was getan werden muss und soll es ordentlich tun. | |||
Selbstzucht heißt, dass man sich vornimmt, was zu tun ist, und es dann eben auch umsetzt. Selbstzucht heißt, dass man ordentlich ist, Selbstzucht heißt, dass man morgens rechtzeitig aufsteht, dass man sich [[Zeit]] nimmt zur [[Meditation]], im christlichen Kontext natürlich für [[Gebet]]e, [[Ritual]]e und Rosenkranzgebet. Selbstzucht heißt, dass man seine [[Ernährung]] mäßigt, Selbstzucht heißt, dass man in der [[Sprache]] mit anderen [[Mensch]]en gemäßigt ist, usw. Also, mit anderen Worten, Selbstzucht ist die [[Fähigkeit]], seinen [[Geist]] zu beherrschen und zu tun, was nötig ist. | |||
Im Grunde genommen könnte man sagen, vieles, was [[Shankaracharya]] in [[Shatsampat]] zusammenfasst, das ist das, was in der christlichen [[Theologie]] als Selbstzucht bezeichnet wurde. Shankara spricht ja in dem [[Kleinod]] der [[Unterscheidung]] von den [[Sadhana Shatkam]], den sechs edlen [[Tugend]]en, oder auch [[Shatsampat]]. [[Dama]] heißt dort [[Sinneskontrolle]], [[Shama]] – [[Geisteskontrolle]], [[Titiksha]] – etwas aushalten können, [[Shraddha]] – [[Vertrauen]], und dann [[Samadhana]], Samadhana heißt dann dauerhafte [[Ruhe]] des [[Geist]]es, und dann gibt es noch [[Uparati]] und Uparati heißt [[Meiden]] von dem, was nicht gut ist. Also, all das, man könnte sagen, ist Selbstzucht. Das, was Shankara als [[Shatsampat]] bezeichnet, ist, was im christlichen Kontext als Selbstzucht bezeichnet wird. | |||
Es gibt auf dem [[spirituell]]en Gebiet unterschiedliche [[Mensch]]en, die [[Spiritualität]] ist kunterbunt, [[Mensc]]hen sind kunterbunt. Es gibt [[Mensch]]en, die erreichen die [[Gottverwirklichung]], indem sie voller [[Freude]] sind, indem sie voller [[Elan]] sind, indem sie in [[Ekstase]] gehen usw. Das ist ein Aspekt der [[Spiritualität]], manchmal wird es auch genannt, der dionysische Aspekt der [[Spiritualität]], der bis in die [[Ekstase]] hineingeht, den gibt es auch auf sattvige Weise. Manchmal, wenn man an [[Dionysos]] denkt, auf lateinisch heißt er ja auch [[Bacchus]], dann steht er mit [[Rausch]] und allem in [[Verbindung]], aber das muss nicht sein | |||
Im [[Yoga]] lehren wir ja sattvig, und das heißt, auf [[Alkohol]] und [[Drogen]] usw. zu verzichten, aber auch dabei kann man voller [[Freude]] sein, man kann voller [[Enthusiasmus]], [[Begeisterung]] usw. sein, also dieses dionysische [[Element]] haben. Und dann gibt es den anderen Aspekt, das ist so, was oft als das Apollinische bezeichnet wird und das ist das, was die Selbstzucht mehr in den Vordergrund stellt. [[Selbstbeherrschung]], [[Selbstdisziplin]], seinen Tagesablauf an ethische Prinzipien ausrichten, sein [[Leben]] ausrichten auf das große [[Ziel]] hin und [[Sinne]] beherrschen, [[Geist]] beherrschen usw., und all das ist mit Selbstzucht gemeint. | |||
Im Normalfall ist es gut, beides zu üben, zum einen, in der Lage zu sein, seinen [[Geist]] zu beherrschen, Selbstzucht zu üben oder [[Selbstdisziplin]] es zu nennen, und auch in der Lage sein, [[Spiritualität]] mit [[Freude]] und [[Überschwang]], vielleicht sogar mit [[Ekstase]] zu leben. In manchen Fällen kannst du auch einfach deinen [[Instinkt]]en folgen, in manchen Fällen sind die [[Emotion]]en klug, du musst nicht immer alles beherrschen. In manchen Fällen ist aber auch Selbstzucht ein gutes spirituelles [[Prinzip]]. | |||
[[Jetzt]] überlege [[selbst]], wie gehst du mit dir selbst um? Bist du jemand, der einen gewissen Grad an [[Selbstbeherrschung]], an [[Selbstdisziplin]] hat und dem es wichtig ist, in Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung zu wachsen? Oder bist du eher jemand, der eine andere [[Form]] der [[Spiritualität]] lebt? Jemand, der versucht, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, mit seinen [[Emotion]]en geschickt umzugehen, seine verschiedenen [[Wünsche]] so zu befriedigen, wie es irgendwie passt und auch spontan seinen [[Emotion]]en, [[Impuls]]en zu folgen? Beides [[Form]]en der [[Spiritualität]], sie haben beide ihren [[Sinn]]. Eigentlich, wenn ich [[jetzt]] so darüber nachdenke, gibt es drei verschiedene [[Form]]en der [[Spiritualität]] hier im [[Kontext]] von Selbstzucht. Es gibt das Ekstatische, das Überschwängliche, es gibt das Spontane, Freundliche, Liebevolle, und es gibt den Aspekt der Selbstzucht. Alle drei haben ihren [[Sinn]], Meister sind auf alle drei Weisen zur höchsten [[Verwirklichung]] gekommen. | |||
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== Selbstzucht - Antonyme und Synonyme== | == Selbstzucht - Antonyme und Synonyme== | ||
Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Selbstzucht in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann: | Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Selbstzucht in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann: | ||
===Ähnliche Eigenschaften wie Selbstzucht - Synonyme === | ===Ähnliche Eigenschaften wie Selbstzucht - Synonyme === | ||
Ähnliche Eigenschaften wie Selbstzucht, also Synonyme zu Selbstzucht sind z.B. [[Selbstdisziplin]], [[Selbstkontrolle]], [[Selbstbeherrschung]], [[Selbstbezwingung]]. | Ähnliche Eigenschaften wie Selbstzucht, also Synonyme zu Selbstzucht sind z.B. [[Selbstdisziplin]], [[Selbstkontrolle]], [[Selbstbeherrschung]], [[Selbstbezwingung]]. | ||
===Ausgleichende Eigenschaften=== | ===Ausgleichende Eigenschaften=== | ||
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer [[Untugend]], zu einem [[Laster]], einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Selbstzucht übertrieben kann ausarten z.B. in [[Drill]], [[Zwang]], [[Marter]], [[Selbstquälerei]]. Daher braucht Selbstzucht als Gegenpol die Kultivierung von [[Loslassen]], [[Hingabe]], [[Absichtslosigkeit]], [[im Fluss sein]]. | Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer [[Untugend]], zu einem [[Laster]], einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Selbstzucht übertrieben kann ausarten z.B. in [[Drill]], [[Zwang]], [[Marter]], [[Selbstquälerei]]. Daher braucht Selbstzucht als Gegenpol die Kultivierung von [[Loslassen]], [[Hingabe]], [[Absichtslosigkeit]], [[im Fluss sein]]. | ||
===Gegenteil von Selbstzucht - Antonyme === | ===Gegenteil von Selbstzucht - Antonyme === | ||
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Selbstzucht, Antonyme zu Selbstzucht : | Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Selbstzucht, Antonyme zu Selbstzucht : | ||
* Positive Gegenteile von Selbstzucht, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: [[Loslassen]], [[Hingabe]], [[Absichtslosigkeit]], [[im Fluss sein]] | * Positive Gegenteile von Selbstzucht, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: [[Loslassen]], [[Hingabe]], [[Absichtslosigkeit]], [[im Fluss sein]] | ||
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=== Selbstzucht Antonyme=== | === Selbstzucht Antonyme=== | ||
Antonyme Selbstzucht, also Gegenteile, sind Loslassen, Hingabe, Absichtslosigkeit, im Fluss sein, Zuchtlosigkeit, Liederlichkeit, Nachlässigkeit, Lasterhaftigkeit. | Antonyme Selbstzucht, also Gegenteile, sind Loslassen, Hingabe, Absichtslosigkeit, im Fluss sein, Zuchtlosigkeit, Liederlichkeit, Nachlässigkeit, Lasterhaftigkeit. | ||
=== Selbstzucht im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten=== | === Selbstzucht im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten=== | ||
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[[Kategorie:Artikel von Swami Sivananda]] | [[Kategorie:Artikel von Swami Sivananda]] |
Version vom 8. September 2016, 12:53 Uhr
Selbstzucht : Was versteht man unter Selbstzucht? In welchem Kontext gebraucht man dieses Wort? Wozu ist Selbstzucht ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal, vielleicht gar eine Tugend? Welche weiteren Persönlichkeitsmerkmale stehen in Verbindung mit Selbstzucht? Lass dich inspirieren! Selbstzucht bedeutet große Disziplin, die willentliche Beherrschung seiner Selbst. Zucht bedeutet ursprünglich aufziehen, von althochdeutsch zuht, Unterhalt, Nahrung, Belehrung, auch Zug, Richtung, Weg. Selbstzucht ist also die Fähigkeit, sich selbst zu erziehen, zu belehren, seinem Leben eine Richtung zu geben. Der Ausdruck Selbstzucht klingt heute veraltet. Aber man hat feststellen können, dass Menschen mit Selbstdisziplin erfolgreicher im Leben sind und eine bessere Gesundheit haben.
Über den Yoga der Selbstzucht
Swami Sivananda schreibt über den Yoga der Selbstzucht:
Für einen Weisen ist es natürlich, die Sinne zurückzuhalten, Selbstzucht zu halten. Er braucht niemals die Abstraktion der Sinneswahrnehmungen zu üben, da die Sinne immer abgesondert bleiben. Nur der Schüler muß zu Anfang die Sinne unter Kontrolle halten, bewusst Selbstzucht üben. Da diese nichts unabhängig ausfhören können, ist Beherrschung der Gedanken notwendig, wenn du vollkommenen Erfolg in der Zucht der Sinne erlangen willst. Wenn du die Gedanken nach deinem Willen von den Sinnen zurückziehen kannst, dann bist du in der Absonderung der Sinne festgegründet.
Selbst als Unwissender kannst du die Sinne von den Gegenständen abziehen, wenn du strenge Enthaltsamkeit von allem Sinnlichen übst, dich in Selbstzucht schulst. Du mußt dies auch als Kranker tun, wenn deine Sinne geschwächt sind. Denn der Geschmack oder die Neigung, das Verlangen nach diesen Dingen schwinden nicht. Bei einem Weisen aber, der das Selbst verwirklicht hat, ist auch das Verlangen ausgerottet.
Selbst wenn die Schatzkammer eines Königs von Wächtern wohlbewacht ist, kann sie auf erstaunliche Weise von klugen Räubern ausgeplündert werden. Ebenso können die gefährlichen Sinne die Gedanken eines Weisen gewaltsam fortziehen, auch wenn dieser die Fähigkeit der Unterscheidung besitzt und das bestmögliche tut, um seine Sinne zu beherrschen. Obgleich Viswamitra strengste Enthaltsamkeit übte, wurde er von seinen stürmischen Sinnen fortgetragen, als er der von Indra gesandten himmlischen Nymphe begegnete.
Ein König genießt Frieden, wenn er zuerst die äußeren Tore seines Palastes und dann die inneren schließt. Nun können ihm die Diebe keinen Schaden und keine Sorgen mehr zufügen. Auf gleiche Weise schließt der Yogi die äußeren Tore seines Körperpalastes, indem er sich von den Sinnen abwendet. Dann schließt er das innere Tor, das niedere Denken, das mit vielfältigen Eindrücken von Handlungen erfüllt ist. Dies geschieht durch Gelassenheit und Verzicht. Nun ruht er in seinem eigenen seligen, unsterblichen Selbst und genießt den höchsten Frieden.
Wie ein Kind im Schoß der Mutter vollkommene Geborgenheit und Frieden empfängt, ebenso wie ein Untergebener, der sich ganz den Händen eines mächtigen Herrn unterstellt, vollkommene Sicherheit erlangt, so kann auch der Schüler bleibenden Frieden und vollkommene Herrschaft über seine Sinne finden, wenn er sich ganz Gott unterworfen hat. Aus diesem Grund sagt Krishna zu Arjuna in der Bhagavad Gita: "Durch Zurückhalten aller Sinne sollte der Mensch standhaft auf mich gerichtet sein. Ein festes, ausgeglichenes Wissen hat, wer seine Sinne beherrscht."
Die Sinne haben nach außen gehende Neigungen. Darum drängen sie den Unwissenden zu den äußeren Gegenständen. Der Schüler aber, der über Unterscheidung und Leidenschaftslosigkeit verfügt, zügelt dieses Bestreben, holt die stürmischen Sinne wieder zurück und gelangt zum Ort der Unsterblichkeit. So gleicht er dem Wagenlenker, der seine wilden Pferde zügelt und seine Bestimmung sicher erreicht. Wenn der Heilige seine Sinne vollkommen von den Objekten der Sinneswahrnehmung zurücknimmt- so wie die Schildkröte von allen Seiten ihre Glieder wieder zurückzieht -, wird seine Erkenntnis fest gegründet und sein Wissen ausgerichtet und ausgeglichen sein. So wird Selbstzucht geübt.
Ungezügelte Sinne richten viel Schaden an. Der Gedanke an Sinnesfreuden ist die Quelle des Übels. Beherrschung der Sinne führt zu Frieden und Glück. Der Mensch, dessen Sinne sich aufbäumen, kann nicht einmal eine Minute lang meditieren. Dagegen wird der Yogi, der sie unterworfen hat, unendlichen Frieden und Glückseligkeit empfinden.
copyright by Divine Life Society
Selbstzucht als hilfreiche Tugend spiritueller Aspiranten
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Selbstzucht ist ein veralteter Ausdruck für ein auch heute noch modernes spirituelles Prinzip. Selbstzucht ist ein Wort, das heute veraltet klingt und letztlich auch veraltet ist. Selbstzucht war ein Ausdruck, der in früheren Zeiten gerne gebraucht wurde, auch und gerade im Kontext der Spiritualität. Einige der christlichen Lehrer hatten ihren Schülern geraten zu Selbstzucht. Was heißt jetzt Selbstzucht? Selbstzucht hieß dort Selbstdisziplin. Man kennt ja den Ausdruck "Zucht und Ordnung muss herrschen", das heißt irgendwo, man soll tun, was getan werden muss und soll es ordentlich tun.
Selbstzucht heißt, dass man sich vornimmt, was zu tun ist, und es dann eben auch umsetzt. Selbstzucht heißt, dass man ordentlich ist, Selbstzucht heißt, dass man morgens rechtzeitig aufsteht, dass man sich Zeit nimmt zur Meditation, im christlichen Kontext natürlich für Gebete, Rituale und Rosenkranzgebet. Selbstzucht heißt, dass man seine Ernährung mäßigt, Selbstzucht heißt, dass man in der Sprache mit anderen Menschen gemäßigt ist, usw. Also, mit anderen Worten, Selbstzucht ist die Fähigkeit, seinen Geist zu beherrschen und zu tun, was nötig ist.
Im Grunde genommen könnte man sagen, vieles, was Shankaracharya in Shatsampat zusammenfasst, das ist das, was in der christlichen Theologie als Selbstzucht bezeichnet wurde. Shankara spricht ja in dem Kleinod der Unterscheidung von den Sadhana Shatkam, den sechs edlen Tugenden, oder auch Shatsampat. Dama heißt dort Sinneskontrolle, Shama – Geisteskontrolle, Titiksha – etwas aushalten können, Shraddha – Vertrauen, und dann Samadhana, Samadhana heißt dann dauerhafte Ruhe des Geistes, und dann gibt es noch Uparati und Uparati heißt Meiden von dem, was nicht gut ist. Also, all das, man könnte sagen, ist Selbstzucht. Das, was Shankara als Shatsampat bezeichnet, ist, was im christlichen Kontext als Selbstzucht bezeichnet wird.
Es gibt auf dem spirituellen Gebiet unterschiedliche Menschen, die Spiritualität ist kunterbunt, Menschen sind kunterbunt. Es gibt Menschen, die erreichen die Gottverwirklichung, indem sie voller Freude sind, indem sie voller Elan sind, indem sie in Ekstase gehen usw. Das ist ein Aspekt der Spiritualität, manchmal wird es auch genannt, der dionysische Aspekt der Spiritualität, der bis in die Ekstase hineingeht, den gibt es auch auf sattvige Weise. Manchmal, wenn man an Dionysos denkt, auf lateinisch heißt er ja auch Bacchus, dann steht er mit Rausch und allem in Verbindung, aber das muss nicht sein
Im Yoga lehren wir ja sattvig, und das heißt, auf Alkohol und Drogen usw. zu verzichten, aber auch dabei kann man voller Freude sein, man kann voller Enthusiasmus, Begeisterung usw. sein, also dieses dionysische Element haben. Und dann gibt es den anderen Aspekt, das ist so, was oft als das Apollinische bezeichnet wird und das ist das, was die Selbstzucht mehr in den Vordergrund stellt. Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin, seinen Tagesablauf an ethische Prinzipien ausrichten, sein Leben ausrichten auf das große Ziel hin und Sinne beherrschen, Geist beherrschen usw., und all das ist mit Selbstzucht gemeint.
Im Normalfall ist es gut, beides zu üben, zum einen, in der Lage zu sein, seinen Geist zu beherrschen, Selbstzucht zu üben oder Selbstdisziplin es zu nennen, und auch in der Lage sein, Spiritualität mit Freude und Überschwang, vielleicht sogar mit Ekstase zu leben. In manchen Fällen kannst du auch einfach deinen Instinkten folgen, in manchen Fällen sind die Emotionen klug, du musst nicht immer alles beherrschen. In manchen Fällen ist aber auch Selbstzucht ein gutes spirituelles Prinzip.
Jetzt überlege selbst, wie gehst du mit dir selbst um? Bist du jemand, der einen gewissen Grad an Selbstbeherrschung, an Selbstdisziplin hat und dem es wichtig ist, in Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung zu wachsen? Oder bist du eher jemand, der eine andere Form der Spiritualität lebt? Jemand, der versucht, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, mit seinen Emotionen geschickt umzugehen, seine verschiedenen Wünsche so zu befriedigen, wie es irgendwie passt und auch spontan seinen Emotionen, Impulsen zu folgen? Beides Formen der Spiritualität, sie haben beide ihren Sinn. Eigentlich, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gibt es drei verschiedene Formen der Spiritualität hier im Kontext von Selbstzucht. Es gibt das Ekstatische, das Überschwängliche, es gibt das Spontane, Freundliche, Liebevolle, und es gibt den Aspekt der Selbstzucht. Alle drei haben ihren Sinn, Meister sind auf alle drei Weisen zur höchsten Verwirklichung gekommen.
Selbstzucht - Antonyme und Synonyme
Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Selbstzucht in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Selbstzucht - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Selbstzucht, also Synonyme zu Selbstzucht sind z.B. Selbstdisziplin, Selbstkontrolle, Selbstbeherrschung, Selbstbezwingung.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Selbstzucht übertrieben kann ausarten z.B. in Drill, Zwang, Marter, Selbstquälerei. Daher braucht Selbstzucht als Gegenpol die Kultivierung von Loslassen, Hingabe, Absichtslosigkeit, im Fluss sein.
Gegenteil von Selbstzucht - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Selbstzucht, Antonyme zu Selbstzucht :
- Positive Gegenteile von Selbstzucht, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Loslassen, Hingabe, Absichtslosigkeit, im Fluss sein
- Negative Gegenteile von Selbstzucht, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Zuchtlosigkeit, Liederlichkeit, Nachlässigkeit, Lasterhaftigkeit
Selbstzucht Antonyme
Antonyme Selbstzucht, also Gegenteile, sind Loslassen, Hingabe, Absichtslosigkeit, im Fluss sein, Zuchtlosigkeit, Liederlichkeit, Nachlässigkeit, Lasterhaftigkeit.
Selbstzucht im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Selbstzucht gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlichkeitsmodell der Big Five gehört Selbstzucht zum Persönlichkeitsfaktor E1 Extraversion hoch: gesellig, außenorientiert, gesprächig0
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Selbstzucht zur Grundverhaltenstendenz D - Dominanz, Durchsetzungsstärke
- Im Ayurveda zählt man Selbstzucht zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Selbstzucht
Eigenschaften im Alphabet nach Selbstzucht
Seminare
Yogalehrer Ausbildung
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Meditation
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