Bindungslosigkeit

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Bindungslosigkeit heißt, dass jemand keine Bindungen eingeht oder eingehen kann. Bindungslosigkeit kann positiv und negativ verstanden werden: Auf dem spirituellen Gebiet gilt es, Verhaftungen zu vermeiden, sich an nichts zu binden. Moksha, Freiheit, ist das Ziel des spirituellen Lebens.

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So wird Vairagya, detachment, die Abwesenheit von Verhaftungen als wichtige zu kultivierende Eigenschaft eines Aspiranten bezeichnet. Bindungslosigkeit wird in der Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie aber auch negativ gesehen: Bindungslosigkeit wird hier verstanden als das Unvermögen eines Menschen, in dauerhaften sozialen Beziehungen, in dauerhaften sozialen Kontakt zu einzelnen Menschen oder zu Gruppen zu treten. Diese so verstandene Bindungslosigkeit kann ein Zeichen für eine schwere psychiatrische Erkrankung sein, aber auch ihre Ursache in Trauma-Erfahrungen oder neurotischen Störungen haben.

Bindungslosigkeit bedeutet, dass man sich nicht bindet. Bindungslosigkeit ist in der Entwicklungspsychologie eine psychische Störung, die meist auftritt, wenn keine sichere verlässliche erwachsene Bezugsperson dem Kind eine Sicherheit gibt. Dies kann auch im Erwachsenenalter zu Bindungslosigkeit führen. Bindungslosigkeit kann dazu führen, dass jemand keine dauerhafte Liebesbeziehung aufbauen kann, keine Arbeitsstelle über einen längeren Zeitraum behalten kann, keine Freundschaften und andere soziale Kontakte beständig halten kann.

Bindungslosigkeit ist aber auch in den spirituellen Traditionen eine Tugend: Bindungslosigkeit, im Yoga Vairagya oder Tyaga genannt, ist die Fähigkeit, von nichts abhängig zu sein, sich von Erwartungen, Verhaftungen und Identifikationen zu lösen.

Bindungslosigkeit - eine Tugend. Was bedeutet das Wort Bindungslosigkeit? Woher kommt das Wort? Wozu ist Bindungslosigkeit gut? Was die Grenzen? Was sind Synonyme, was Antonyme von Bindungslosigkeit? Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, des eigenen Charakters, gehört zu den wichtigen Aufgaben eines Menschen. Dazu will auch dieser Artikel dich animieren.

Bindungslosigkeitals hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Sattvige, rajasige und tamasige Bindungslosigkeit. Bindungslosigkeit ist positiv wie auch weniger positiv, oder etwas komplexer ausgedrückt, es gibt sattvige, rajasige und tamasige Bindungslosigkeit. Sattva ist das Reine, das aus der Liebe und Freude kommt und in Liebe und Freude und letztlich in die höchste Wahrheit führt. Rajas ist das, was aus dem Ego kommt und aus Gier kommt. Und Tamas ist das, was aus der Verblendung kommt und in die Unwissenheit führt. Und so gibt es sattvige, rajasige und tamasige Bindungslosigkeit.

Im Yoga spricht man davon, dass es wichtig ist, Verhaftungslosigkeit zu entwickeln. Vairagya ist ja einer der vier Sadhana Chatushtayas, die Shankaracharya erwähnt, also das Loslassen, oft übersetzt als Verhaftungslosigkeit. Auch in der Bhagavad Gita wird gesagt: "Abhyasa und Vairagya sind die zwei Flügel des Vogels, mit der er zum höchsten Ziel hinkommt." Krishna erwähnt es im sechsten Kapitel. Und im ersten Kapitel des Yoga Sutras sagt Patanjali: "Durch Abhyasa und Vairagya kommt man zu Samadhi." Abhyasa - spirituelle Übung, VairagyaLoslassen, Verhaftungslosigkeit, Nicht-Anhaften, auch übersetzt als Bindungslosigkeit.

Aber es gibt sattvige, rajasige und tamasige Bindungslosigkeit und Verhaftungslosigkeit. Tamasige Bindungslosigkeit wäre Verantwortungslosigkeit. Tamasige Bindungslosigkeit wäre, deine Pflichten nicht ernst zu nehmen. Du hast eine bestimmte Aufgabe eigentlich übernommen, aber du sagst: "Was soll’s, ich bin nicht verhaftet, ich erledige sie nicht." Oder du hast irgendwo ein Kind in die Welt gesetzt und ohne lange zu überlegen, "ja, Bindungslosigkeit, was soll’s, nicht mein Kind, kosmisches Kind" und dich nicht darum kümmern.

Oder auch wechselnde Partner, auch das würde man im Yoga als tamasige Bindungslosigkeit bezeichnen, vor allen Dingen, wenn es ohne Liebe ist, wobei Sexualethik wieder etwas sehr Komplexes ist und Beziehungsethik nicht so einfach in diesen paar Worten zu beschreiben ist. Aber genau das ist manchmal ein Problem bei Menschen, sie sind nicht in der Lage, dauerhafte Bindungen einzugehen, sei es, dass sie nicht auf einen anderen Menschen zugehen können, sei es, dass sie sich nicht mit dem Herzen mit einem anderen Menschen verbinden können, sei es, dass sie Angst haben und das ist eben eine entweder tamasige Bindungslosigkeit oder eine rajasige Bindungslosigkeit.

Dann gibt es natürlich auch rajasige Bindungslosigkeit. Tamasige kommt aus Angst, kommt aus Verletztheit, kommt vielleicht auch aus Gekränktheit. Das ist also hier nicht ethisch verwerflich, sondern es ist aus einem Leiden heraus. Und es gibt Menschen, die haben eine Biographie, wo sie gute Gründe haben, dass sie nicht in der Lage sind, ein Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Und dort kommt die Bindungslosigkeit aus guten, nachvollziehbaren Gründen. Und vielleicht hilft ihnen auch diese Bindungslosigkeit, eine Weile auf dem spirituellen Weg voranzukommen.

Trotzdem sind sich die spirituellen Traditionen einig, langfristig gesehen sollte ein Mensch zu Liebe und Mitgefühl kommen. Es gibt Menschen, die sind Einsiedler vom Temperament her und sind auch damit glücklich, es gibt Menschen, die sind geeignet für Mönch und Nonne und wollen keine enge Beziehung zu einem persönlichen Menschen haben. Aber auch diese Menschen können das Gefühl von Liebe und Mitgefühl entwickeln.

Also, in diesem Fall könnte man sagen, tamasige Bindungslosigkeit kommt aus Leid, aus schwierigen Erfahrungen heraus oder auch aus einer gewissen Verantwortungslosigkeit. Tamasige Bindungslosigkeit kann etwas sein, wo es gut ist, daran zu arbeiten, vielleicht sogar mit einem Therapeuten, vielleicht mit einem psychologischen Yoga-Therapeuten oder mit einer anderen Therapie.

Es gibt die rajasige Bindungslosigkeit. Die rajasige Bindungslosigkeit versucht, das Ego zu bestätigen und sucht, das zu tun, was Vergnügen ist. Tamasige Bindungslosigkeit hält Versprechen nicht ein, hält die Treue nicht ein, sowie etwas Neues aufkommt, sofort dorthin und das Alte ist egal. Es ist dann nicht aus einer Verletztheit und Gekränktheit heraus eine Bindungslosigkeit, sondern um immer wieder neues Vergnügen zu bekommen, um immer wieder das Ego neu bestätigt zu bekommen, diese Art von Bindungslosigkeit ist die rajasige Bindungslosigkeit.

Schließlich gibt es die sattvige Bindungslosigkeit. Die sattvige Bindungslosigkeit, das ist das, was im Yoga als Vairagya bezeichnet wird, das Wissen, letztlich alles ist vergänglich, alles hat einen Anfang, alles hat ein Ende, der Körper hat einen Anfang, der Körper hat ein Ende]], Psyche, psychische Zustände haben einen Anfang und auch ein Ende, Menschen, mit denen man zu tun hat, ändern sich, wandeln sich. Alle Dinge, die man besitzt, verschwinden irgendwann, alles ist nur eine Leihgabe Gottes oder der Natur für eine unbestimmte Dauer, jederzeit kann es weggehen.

Und auch menschliche Beziehungen sind auch der Unterschiede unterworfen. Diese tiefe sattvige Bindungslosigkeit kann trotzdem eine tiefe Liebe zu einem Menschen und eine Treue einschließen. Auch die Fähigkeit, sein Kind zu begleiten, aufzuwachsen, sich darum zu kümmern, eine spezielle Liebe zu haben, auch Sorge zu haben. Aber die Bindungslosigkeit würde heißen, du lässt dein Kind auch los, wenn es z.B. eigene Wege geht, wenn es andere Wege gehen will als du es gerne hättest, wenn es das Haus verlässt, eigene Familie gründet, dass du dann mit Schwiegersohn, Schwiegertochter eben freundlich umgehst.

So viele Streitigkeiten gibt es oft zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter, oft ist es, weil die Mutter nicht loslassen kann. Also, hier eine Bindungslosigkeit,- eine sattvige Bindungslosigkeit kann auch langfristige zwischenmenschliche Beziehungen dort einschließen, aber eben keine egobezogene Bindung, keine vergnügungsbezogene Bindung, sondern eine, die eine Weite des Herzens beinhaltet.

Überlege jetzt selbst, hast du Bindungslosigkeit, sattvige, rajasige oder tamasige? Gäbe es vielleicht die Notwendigkeit, dass du mehr lernst, liebevolle Beziehungen zu Menschen aufzubauen? Bräuchtest du etwas mehr Treue, etwas mehr Zuverlässigkeit? Oder haftest du und klammerst du sehr stark, und etwas mehr bedingungslose Liebe, auch Loslassen von Verhaftungen und inneren Bindungen und Gebundenheit, würde dir durchaus gut tun.

Umgang mit Bindungslosigkeit anderer

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Bindungslosigkeit kann sattwig, rajassig und tamassig sein. Im Yoga unterteilt man alles in Sattwa- rein, Rajas-Unruhe/egoistisch und Tamas, schädlich und leidverursachend. Und so gibt es auch unterschiedlichen Umgang mit Bindungslosigkeit, es gibt die tamassige Bindungslosigkeit, was eine Art Verantwortungslosigkeit ist. Womit man anderen schadet. Also wenn als Beispiel jemand Kinder in die Welt gesetzt hat und sich nicht um sie kümmert. Wenn jemand seinen Verpflichtungen nicht entspricht dann bezeichnet man dies als tamassige Bindungslosigkeit.

Es gibt die rajassige Bindungslosigkeit, wo jemand zu seinen Versprechungen nicht steht. Wo jemand nicht das tut, was er versprochen hat und wofür er sich engagiert hat. Es ist noch nicht so, dass andere deshalb gleich so drunter leiden, aber den Menschen ist es vielleicht zu anstrengend, oder er hat andere Ideen bekommen. Das führt zwar bei ihm selbst zu Misserfolgen, aber es führt nicht gleich dazu, dass andere massiv darunter leiden müssen. Man bezeichnet dies als rajassige Bindungslosigkeit. Diese geschieht einfach aus Beständigkeit, oder weil es einem bequem ist.

Und dann gibt es die sattwige Bindungslosigkeit. Sattwige Bindungslosigkeit ist Verhaftungslosigkeit, Erwartungslosigkeit. Das heißt, man tut das, was man machen kann, so gut wie man es kann und lässt los. Man bemüht sich, man ist engagiert, man geht seinen Verpflichtungen nach. Aber wenn das Schicksal so ist, dass Dinge schiefgehen, dann ist es eben so.

Und jetzt hängt es davon ab, welche Art von Bindungslosigkeit jemand hat. Bei tamassiger Bindungslosigkeit wird man an sein Verantwortungsbewusstsein appellieren müssen. Bei rajassiges Bindungslosigkeit wird man dem anderen sagen, dass für seinen langfristigem Erfolg eine gewisse Verbindlichkeit hilfreich ist. Bei sattwiger Bindungslosigkeit sollte man dem anderen Respekt zeigen und von ihm oder ihr lernen.

Bindungslosigkeit - Antonyme und Synonyme, andere Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden

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Hier einige Anmerkungen, wie man as Persönlichkeitsmerkmal, die Eigenschaft Bindungslosigkeit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Bindungslosigkeit - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Bindungslosigkeit, also Synonyme zu Bindungslosigkeit sind z.B. Loslassen, Einsamkeit, Entsagung, Mönchstum.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Bindungslosigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Unverbindlichkeit, Eigenbrödlerei, Unflexibilität. Daher braucht Bindungslosigkeit als Gegenpol die Kultivierung von Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Klarheit.

Gegenteil von Bindungslosigkeit - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Bindungslosigkeit, Antonyme zu Bindungslosigkeit:

Bindungslosigkeit Antonyme auf einen Blick

Antonyme Bindungslosigkeit sind Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Klarheit, Verhaftung, Klammern, Gebundenheit.

Bindungslosigkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Siehe auch

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Eigenschaften im Alphabet vor Bindungslosigkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Bindungslosigkeit

Literatur

Weblinks

Seminare

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