Kinderyoga unterrichten
Kinderyoga unterrichten: Yoga kann Kindern zu besserem Körpergefühl, Flexibilität, Muskelkraft, bessere Koordination und eine gesunden Rücken verhelfen. Kinder, die Kinderyoga üben, werden auch leistungsfähiger, leiden weniger unter Stress. Wie kann man als Yogalehrer/-in Kinder und Jugendliche unterrichten und was gibt es zu beachten? Welche Yoga Übungen haben welche Wirkungen beim Kinderyoga? Das lernst du natürlich besonders auf einer Kinderyoga Ausbildung. Hier aber einige Tipps dazu:
Kinderyoga - Tipps für Yogalehrende
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
- Wie kann man Kinder und Jugendliche unterrichten?
- Was gilt es im besonderen Maße zu beachten?
- Welches sind die Wirkungen von Kinderyoga?
Darüber möchte ich etwas sprechen. Und dies ist natürlich nur eine kurze Zusammenfassung. Angenommen du machst eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya mit, dort ist Kinderyoga ein Teil davon und Yoga Vidya hat auch eine sehr umfangreiche Weiterbildung, bzw. viele Weiterbildungsseminare bis zum Kinderyogalehrer, wo verschiedene Bausteine zusammengeführt werden. Also es gibt einiges zu beachten, aber grundsätzlich wenn du werdender Yogalehrer, Yogalehrerin bist oder auch schon Yoga unterrichtest und du bekommst die Möglichkeit Kinder zu unterrichten, dann brauchst du auch nicht zu lange zu warten. Du kannst auch einfach anfangen und dazu möchte ich dir ein paar Tipps geben von meiner Warte aus.
Kinderyoga selbst gibt es schon sehr lange. Im alten Indien gehörte Hatha Yoga zum Gurukula Konzept, das heißt Kinder sind mit Hatha Yoga aufgewachsen und das heißt sie haben gelernt als Kinder und Jugendliche Asana und Pranayama zu üben, Tiefenentspannung zu üben und zusätzlich auch Meditation und sie sind auch in spirituelle Praktiken, Kenntnis der Schriften und der Philosophie Systeme hineingewachsen. Und ich kenne auch in Indien einige Familien wo Kindern ab dem sechsten Lebensjahr Yoga beigebracht wurde und die damit aufgewachsen sind. Ich kenne auch einige indische Yogalehrer, Yogalehrerinnen. Wenn man sie fragt wo hast du Yoga gelernt, dann lachen sie und sagen, ich habe es nicht gelernt, ich bin damit aufgewachsen. Und so gibt es seit Jahrhunderten, vielleicht schon seit Jahrtausenden Kinder die mit Yoga aufgewachsen sind.
Kinderyoga in Deutschland ist vielleicht noch nicht so alt, Kinderyoga in Deutschland gibt es vermutlich seit den 1970er Jahren. Es gab auch schon Kinderyogabücher in den 1970er Jahren und ich selbst habe ja in 1980 mit Hatha Yoga begonnen. Und dort wo ich gelernt hatte in den Sivananda Yogazentrum München wurde auch schon seit Ende der 1970er Jahre Kinderyoga unterrichtet. Bei Swami Vishnu-devananda in Kanada und auch in den USA wurde schon in den 1960er Jahren Yogakurse für Kinder gegeben und es gab auch ein sogenanntes Kidscamp oder Yoga Kidscamp wo 40-80 Kinder einen Monat zusammen im Ashram verbracht haben und dort in Armeezelten übernachtet haben. Das war dann gleichzeitig auch so ein richtiger Camp Abenteuerurlaub im Wald. Aber eben auch Yogastunden und Meditation und Mantrasingen und Abenteuer Naturerlebnis. Also letztlich Yoga mit Naturpädagogik irgendwo verbunden. Und so sind dort viele Menschen zusammengekommen, auch die als Mithelfer dazugekommen sind um in diesem Kidscamp zu sein. Viele dieser Mithelfer haben nachher auch Kinderyoga zu Hause unterrichtet.
Gut bei Yoga Vidya gibt es seit 1993 Kinderyoga. Also seitdem wir Yoga Vidya hatten, ein knappes Jahr danach haben wir auch mit Kinderyoga angefangen. Was kann man erwarten von Kinderyoga, warum sollte man überhaupt Kinderyoga unterrichten? Es gibt viele Gründe und inzwischen gibt es ja auch jede Menge Studien die zeigen, dass Kinderyoga gut ist. Man kann unterscheiden letztlich positive Effekte auf das Muskel-Skelettsystem, positive Effekte auf innere Organe, positive Effekte auf die Gefühlswelt und positive auf die Klarheit des Geistes und damit die geistigen Kräfte, man könnte sogar sagen für die schulische Leistung.
Effekte auf das Muskel- und Skelettsystem
Erstes ist, Effekte von Kinderyoga auf das Muskel-Skelettsystem und das liegt natürlich zunächst einmal auf der Hand, Yoga ist ja auch eine Körperübung, Yoga ist auch Sport. Und heutzutage machen oft Kinder zu wenig Sport, zu wenig Bewegung und Hatha Yoga ist ja, man könnte sagen, das umfassenste Sportsystem das es gibt. Es kann drinnen gemacht werden, es kann draußen gemacht werden. Und das Schöne ist viele Kinder machen es auch ganz gerne für sich zu Hause selbst. Und Kinderyoga hilft flexibler zu werden, höhere Muskelkraft zu entwickeln, beweglicher zu werden, es ist auch noch gut für die Ausdauer und so ist es kein Wunder, dass Kinder die Yoga üben nachher auch eine bessere Koordinationsfähigkeit haben und das sie weniger Rückenprobleme haben, bessere Haltung haben. Und es gibt inzwischen sogar Hinweise das Menschen die als Kinder Yoga geübt haben später im Alter weniger Arthrose bekommen und weniger Probleme in den Gelenken. Also Kinderyoga ist sehr gut für die Gelenke, für den Rücken, für die Muskeln und damit eben auch für sportliche Leistungen.
Wirkungen auf innere Organe
Yoga wirkt aber auch auf andere Körpersysteme. Man weiß, dass Kinder die Yoga üben weniger unter Asthma leiden, dass sie weniger Magenprobleme haben, seltener Kopfschmerzen haben, dass sie auch sonst sich wohler fühlen. Also viele Krankheiten, die Kinder heute haben, auch Hautprobleme und anderes werden dadurch weniger, dass Kinder Yoga üben. Warum? Da kann es wieder viele Gründe geben, von einem westlichen wissenschaftlichen Standpunkt haben da die Entspannungstechniken etwas zu tun, hat Selbstwertgefühl etwas damit zu tun, hat aber auch Sport etwas damit zu tun. Darüber hinaus weiß man, dass Kinder die Hatha Yoga üben mehr Zugang haben zu ihren natürlichen Instinkten. Kinder die Hatha Yoga üben mögen mehr Obst und mehr Gemüse, Salate und sie verzichten eher auf Fleisch und Zucker und all das was nicht so gesund ist.
Hatha Yoga ist ja manchmal so eine Schlüsselübung, die einen gesunden Lebensstil einleiten kann und das gilt sogar bei Kindern, also Hatha Yoga wirkt auf viele Körpersysteme und auch hier gibt es schöne Studien die zeigen, dass Hatha Yoga hilft auf vielfältige Weise gesund zu sein, zu bleiben oder auch zu werden.
Wirkung auf Psyche und Emotionen
Die dritte Kategorie wo Hatha Yoga wirkt ist eben die Psyche, die Emotionen. Man weiß zum Beispiel, dass Kinder die ADS oder ADHS-Syndrom haben, wenn sie Kinderyoga üben, das die Problematik erheblich weniger wird. Man nimmt sogar an, das 80-90% der Kinder die Ritalin brauchen oder Medikamente bekommen, wenn sie nur zweimal die Woche eine Yogastunde mitmachen, ohne Verhaltensauffälligkeit den Schulunterricht beschreiten könnten und eben keine Medikamente brauchen. Tatsächlich eine sehr gute empirische Studienlage hier. Kinder werden weniger auffällig. Es gibt weniger Verhaltensauffälligkeiten, sie sind weniger aggressiv und sie fühlen sich besser und haben mehr Freude.
Hier spielt nochmal insbesondere bei Jugendlichen das auch eine Rolle. Wenn Jugendliche Hatha Yoga üben haben sie mehr Energie, mehr Freude, was vielleicht auch die Suizid-Rate senken kann und die Depressivität bei Kindern und Jugendlichen senkt. Also für das psychische Gleichgewicht und für die Freude der Kinder ist Yoga auch wieder sehr hilfreich. Schließlich kommt es zu den mentalen Fähigkeiten.
Interessanter Weise hat man bei Studenten nachweisen können, Studenten die mit Yoga und Meditation begonnen haben, erhöhen Ihren IQ um 5-10 Punkte innerhalb von einigen Wochen, was schon hoch signifikant ist. Und man weiß auch von einigen Studien in Indien, in Amerika und auch in Deutschland, dass Kinder die Hatha Yoga üben, den Notendurchschnitt verbessern. Eine ganz einfache Weise, um stressfrei die Noten der Kinder zu verbessern, ist sie dazu zu inspirieren Hatha Yoga zu üben.
Spirituelle Dimension von Hatha Yoga
Natürlich gibt es auch noch eine weitere Dimension. Hatha Yoga kann auch spirituelle Wirkung haben. Jetzt angenommen du unterrichtest Hatha Yoga im schulischen Kontext, in Kitas dann wärst du auf diese weniger Wert legen, denn Schulen und Kitas sind normalerweise zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet. Und wenn es kirchliche Kitas sind, dann wollen sie nicht unbedingt Yoga-Spiritualität drin haben. Und Kinderyoga soll eben auch unterrichtet werden ohne dass dort zu viel Yogaspiritualität drin ist. Die Spiritualität kommt indirekt eben durch die:
- meditativen Zustände,
- gesteigertes Selbstwertgefühl,
- ein Gefühl von Freude im Herzen,
- von Verbundenheit
- und das Kinder nachher mehr Mitgefühl haben und Schönheit besser wahrnehmen können.
Also die spirituelle Dimension kommt ohne dass du sie thematisieren musst und ohne das es Kinder stören würde. Also brauchst du auch jetzt keine Ängste zu haben. Mit anderen Worten Kinderyoga hat so viele positive Wirkungen, dass Kinderyoga unbedingt unterrichtet werden sollte in Kitas, in Grundschulen in der Mittelstufe, in der Oberstufe für Jugendliche.
So jetzt bist du vielleicht überzeugt und wenn du jetzt überzeugt bist Kinderyoga zu unterrichten wäre es jetzt natürlich am Klügsten du machst eine Kinderyoga Ausbildung, Kinderyoga Weiterbildung, Kinderyoga Übungsleiter Ausbildung oder gar eine Kinderyoga Lehrerinnenausbildung. Aber ich hatte ja versprochen, dass ich schon einiges sage, was auch jetzt schon hilfreich ist.
Zunächst einmal ein paar Grundsätze des Kinderyoga bei Yoga Vidya, mindestens wie ich es unterrichtet habe und weitergegeben habe. Ich muss dazusagen, Yoga Vidya ist ja ein Netzwerk von inzwischen 15.000 Yogalehrerinnen und –lehrer. Es gibt hundert Yoga Vidya Zentren im engeren Sinne gibt es aber vermutlich über tausend Yogazentren in Deutschland die geleitet werden von Yoga Vidya ausgebildeten Yogalehrerinnen und Yogalehrern. Und im Rahmen der Yoga Vidya Ashram Seminarhäuser gibt es mehrere hundert Unterrichtende und da gibt es also viel Wissen, Erfahrungswissen , inspiriert durch verschiedene Traditionen und so bin ich jetzt nicht mehr der einzige, der diese Prinzipien selbst erfahren und weitergegeben hat. Und so möchte ich so aus meiner Sicht etwas sagen, auch wenn es bei Yoga Vidya inzwischen auch andere Lehren gibt.
Grundsätze des Kinderyoga bei Yoga Vidya
Grundsätze des Kinderyoga von meinem Standpunkt aus, zuerst einmal die Yogastunde bei Yoga Vidya sollte auch für Kinder bestehen aus:
- Anfangsentspannung,
- Atemübungen,
- Sonnengruß,
- Körperstellungen,
- Tiefenentspannung,
- eventuell Meditation.
Die Yoga Vidya Grundreihe sollte beachtet werden. Die sieben Yoga Vidya Grundsätze zum Unterrichten des Yoga gelten auch beim Kinderyoga. Was auch heißt mindestens einige Stellungen werden gehalten auch im Kinderyoga. Auch bei Kindern gilt Konzentration, Entspannung und Atmung ist währen der ganzen Yogastunde wichtig. Wir sind uns bewusst, dass dabei Wirkungen entstehen auf körperlicher, energetischer, emotionaler, geistiger und spiritueller Ebene. Wir wollen die Kinder auch dazu bringen, dass sie auch sich selbst hören lernen, dass sie spüren, was ihnen besonders gut tut. Wir wollen auch die Kinder in die Lage versetzen, wenn sie lange genug Yoga geübt haben, ihre eigene Variation zu finden. Wir unterrichten Kinderyoga mit unserer Stimme. Wir machen Adjustments, Hilfestellungen, Korrekturen. Und wir wollen auch irgendwo mit unserer Ausstrahlung Kindern helfen. Und wir wollen als Yogalehrende Liebe zu unseren Teilnehmern weitergeben und auch zu den Kindern. Wir wollen uns zum Instrument machen, dass eine göttliche Kraft durch uns hindurchströmt.
Bei Hilfestellungen sensibel vorgehen
Es ist das Jahr 2018. In den Jahren vorher gab es so einige schlimme Entdeckungen, Kindes-Missbrauch wurde aufgedeckt und so sage ich manchmal, wenn du männlicher Kinderyoga Lehrender bist muss du etwas vorsichtiger sein mit Hilfestellungen für Kinder, dass du nicht in einen falschen Ruf kommst oder vielleicht das du auch nicht in Versuchung kommst oder auch das Eltern nicht Angst haben. Früher war es durchaus mehr üblich Kinder etwas mehr in die Stellung hinein zu helfen, auch mal zwischendurch hoch zu heben. Eigentlich gilt ja Körperkontakt ist gut für Kinder, aber es gibt dann leider manche, glücklicherweise ist mir noch kein Yogalehrerskandal zu Ohren gekommen, obgleich es zu befürchten gibt, das es den gibt, ich hoffe nicht bei Yoga Vidya. Ich habe noch nichts davon gehört, aber es ist eigentlich in jedem Kontext, wo Kinder unterrichtet werden hat es leider auch Übergriffigkeit gegeben und so gilt es vorsichtig zu sein bei Berührungen und wenn du von einem Yogalehrer irgendwo das Gefühl hast, der berührt die Kinder zu sehr, besser gleich eingreifen und besser gleich stoppen. Also dieses Wort zur Vorsicht noch.
Sieben Prinzipien von Yoga Vidya im Kinderyoga
Ja, wenn du jetzt diese Grundsätze angehört hast zum Unterrichten von Kinderyoga, dann ist die vielleicht aufgefallen, dass die nahezu identisch sind zu den Yoga Vidya Grundsätzen des Yogaunterrichtes grundsätzlich, also die sieben Prinzipien findest du dort letztlich wieder. Was sind jetzt Besonderheiten beim Kinderyoga. Und hier ist es auch wiederum nicht so einfach davon zu sprechen, denn eigentlich kann man sagen es gibt drei Arten von Kinderyoga zu unterrichten.
- Die erste wäre reines Hatha Yoga. Yoga Übungen so zu unterrichten das Kinder richtig Spass dabei haben und merken, dass es ihnen so richtig gut tut. Und verzichten auf alles andere.
- Die zweite Weise Kinderyoga zu unterrichten ist Kinderyoga anzureichern mit spielerischen Elementen, das heißt Geschichten erzählen und irgendwelche spielerischen Sachen zu verbinden.
- Und dann gibt es die dritte Weise und das ist Kinderyoga zu verbinden mit noch mehr Elementen. Also Bewegungsspiele am Anfang, Kinder austoben lassen, Trommeln, Massage, Tanzen, Musik, Klangschalen und so weiter. Und hier ist Kinderyoga manchmal so ein Sammelbehälter für alles Mögliche was gut ist für Kinder. Ich habe durchaus auch schon auf Yogakongressen Kinderyogastunden mitgemacht, also andere Erwachsene unterrichten Kinderyoga, oder ich habe durch das Fenster gesehen, wo eigentlich, das was unterrichtet war, der Yogaanteil vielleicht ein Viertel der Stunde und Tanzen und spielen und Rennen und Massage und so weiter hatte einen größeren Anteil genommen.
Also das sind drei verschiedene Möglichkeiten. Ich selbst, wann immer ich Kinder unterrichtet hatte habe eigentlich eher das Erste gemacht, nämlich reinen Hatha Yoga unterrichtet. Also Anfangsentspannung, Om und Mantra, Atemübungen, Sonnengruß, Asanas, Tiefenentspannung, Meditation, Om und Mantra am Ende.
Und Kinder haben das sehr schön gemacht oder sehr gerne auch gemacht. Da ich jetzt eher Spezialist darin war oder bin, reines Hatha Yoga für Kinder zu unterrichten will ich über diesen Aspekt ein paar zusätzliche Worte sagen.
Wie reines Hatha Yoga für Kinder unterrichten
Was gilt es, wenn du jetzt reinen Hatha Yoga unterrichten willst ohne ihn zu sehr mit Spielen und anderen Sachen anzureichern.
Kinder brauchen mehr Abwechslung bei den Asanas
Erstens, Kinder brauchen mehr Abwechslung als Erwachsene bei den Asanas. Also du wirst typischerweise mehr Asanas in einer Yogastunde machen und im Laufe der Wochen auch immer wieder Neues machen.
Kinder können Asanas nur kurz halten
Zweitens, Kinder können die Asanas nicht so lange halten wie Erwachsene. Ich bin ja im Erwachsenen Yoga einer gewesen, der gerne mindestens in der Mittelstufe Erwachsene 3-5 Minuten oder länger Hauptasanas hat halten lassen. Kinder können schon 10 Atemzüge lang die wichtigsten Asanas halten, aber selten länger. Kinder können die Augen nicht so lange geschlossen halten und deshalb auch nicht versuchen die Kinder dazu veranlassen ständig die Augen geschlossen zu halten. Sie können es nicht, sie wollen es nicht. Aber innerhalb einer Asana, wenn die Teilnehmer schon in der Asana sind können die Kinder auch die Augen geschlossen halten. Aber zwischendurch machen Kinder die Augen auf und sie werden auch mal schauen, was andere Kinder machen, sie werden dich anschauen und das ist in Ordnung. Also anders als im Erwachsenen Yoga, wo du ja ständig Teilnehmende ermutigst und manchmal auch ermahnst nicht zu gucken, was die anderen machen, Kinder werden ab und zu mal schauen und du brauchst sie nicht zu ermahnen. Aber öfters mal sagen, jetzt will ich mal schauen ob ihr auch zehn Atemzüge lang die Augen geschlossen halten könnt. Kinder sind flexibler als Erwachsene und machen recht schnell gute Fortschritte. Ja, ich weiß manche sagen, heutzutage sind auch Kinder schon sehr steif, aber in einem Kinderyogakurs hast du immer einige die schon recht schnell flexibel sind. Und wenn Kinder eins, zweimal die Woche Yogaunterricht mitmachen kannst du nach eins, zwei Monaten schon ganz schöne Fortschritte in deinen Kindern beobachten.
Ein wenig sportlicher Ehrgeiz ist hilfreich
Nächster Punkt, ein klein wenig sportlicher Ehrgeiz beim Kinderyoga ist durchaus hilfreich. Also ich würde nicht so viel Wert darauf legen immer zu sagen Yoga ist kein Wettbewerb, gehe nur soweit wie du kannst. Kinder brauchen auch Herausforderungen, gerade Jungs brauchen das. Ansonsten wird es langweilig und du hast dann plötzlich wieder nur noch Mädchen. Das ist eben auch das Schöne im Yogaunterricht, dass die Jungs das durchaus gerne mitmachen. Aber sie wollen auch ihren Ehrgeiz ein bisschen gefordert bekommen. Du kannst durchaus mal sagen, ich bin mal gespannt, wer kann die Krähe, ich bin mal gespannt wer schon im Schulterstand gerade ist, ich bin mal gespannt wer heute zehn Atemzüge lang in der Vorwärtsbeuge bewegungslos sein kann und jetzt will ich mal sehen ob ihr wirklich den Bauch fünf Atemzüge lang wirklich heben und senken könnt. Auch Worte des Lobes und der Anerkennung ist bei Kindern immer wieder angebracht, obgleich ich das beim Erwachsenenyoga eher spärlich mache, das eben die Erwachsenen nicht ständig überlegen, ob der Yogalehrer, die Yogalehrerin das gut findet was sie machen. Bei Kindern ist Anerkennung hilfreich. Hilfestellungen bei Kindern müssen einfühlsam sein, sollten nicht übertrieben werden und die Hilfestellungen sollen vom Kind als hilfreich angesehen werden und bitte mache keine Hilfestellungen die als übergriffig gewertet oder empfunden werden können. Im Zweifelsfall bei Kindern eher weniger Hilfestellungen, insbesondere wenn du ein Mann bist.
Kinder lieben es nachzuahmen
Nächster Punkt, Kinder lieben es nachzuahmen und deshalb gilt beim Kinderyoga, dass du durchaus die Yogastellungen auch vormachen kannst, zum Teil sogar die ersten Sekunden mitmachen kannst. Also mehr als im Erwachsenen Yoga kannst du die Asanas vormachen oder du kannst auch ein Kind herausgreifen, dass du die Asana vormachen lässt, dass die anderen das dann nachmachen können. Gerade jüngere Kinder haben Schwierigkeiten nur Worten zu folgen. Sie brauchen den visuellen Kanal um das mitmachen zu können. Auch bei Kindern kannst du über die Wirkungen der Asanas sprechen. Aber achte auf die Lebenswelt der Kinder. Es nutzt jetzt wenig wenn du sagst dass die Übung das Immunsystem fördert oder das es die mentale Leistungsfähigkeit fördert, aber du kannst durchaus sagen über den Drehsitz und „Dann kannst du Dinge dir nachher leichter merken“, „Mache Kapalabhati, dann hast du einen klareren Geist und verstehst auch Dinge leichter oder „Mache die Kobra und das steigert dein Selbstbewusstsein. Dann kannst du mutiger sein.“. Also sage die Ansagen so an, dass es mit der Lebenswelt der Kinder etwas zu tun hat.
Altersgemäße Geschichten erzählen
Du kannst bei Yogastunden auch eine Geschichte erzählen, aber achte darauf dass sie altersgemäß sind. Leider habe ich es immer wieder bemerkt, dass Kinderyoga Lehrerinnen und Lehrer Jugendlichen irgendetwas erzählen und die Jugendlichen dann irgendwo keine Lust haben, so wie Kleinkinder behandelt zu werden. Also achte darauf, dass die Geschichten die du eventuell erzählst in einer Yogastunde zum Alter passen. Du könntest ja auch eine Geschichte erzählen mit Umkehrstellungen, dass irgendjemand ein Abenteuer hat und so weiter. Die ganze Yogastunde eignet sich ja auch für ein vollständiges Abenteuer und die Tiere eignen sich dafür, aber achte darauf, dass es altersgemäß ist. Ich erlebe es immer wieder, gerade Yogalehrende die nicht so viel Kontakt mit Kindern haben, werden zu sehr wahrgenommen als Kindergartenbetreuer. Sei also vorsichtig mit den Geschichten, die du eventuell erzählst, sie sollen altersgemäß sein.
Versuche nicht die Kindersprache und Jugendlichen-Jargon nachzuahmen, es sei denn, das ist deine normale Sprache. Die Kinder können sehr wohl Erwachsenen-Jargon verstehen. Versuche jetzt nicht Kindersprache zu sprechen, das kommt ziemlich schräg an. Kinder wollen letztlich Erwachsene als Erwachsene sehen und sie wollen ihre Sprachwelt als ihre eigene Sprachwelt halten. Wenn du versuchst Kinder nachzuahmen gilt das schnell als uncool und out, insbesondere wenn du altmodischen Kinder-Jargon gebrauchst. Benutze deine normale Sprache, aber so dass Kinder sie verstehen können.
Kinder wollen gefordert werden
Kinder können sehr wohl auch anspruchsvollen Yogaunterricht vertragen. Kinder wollen gefordert werden. Kinder wollen aber nicht gelangweilt werden. Deshalb unterrichte Kinderyoga interessant. Übrigens auch ein Grund, weshalb ich es gut finde, wenn alle Erwachsenen Yogalehrer auch mal Kinderyoga unterrichten. Wenn du an Erwachsene langweiligen Yogaunterricht gibst, Erwachsene verzeihen dir das. Kinder machen das nicht. Sie stehen auf, sie rennen rum, sie unterhalten sich, sie werfen mit Kissen oder anderen Dingen. Es liegt an dir den Unterricht so zu gestalten, dass Kinder Freude haben, konzentriert sind, gut mitüben.
Vielleicht noch eine weitere Anmerkung. In der Anfangszeit des Kinderyoga war es manchmal üblich alle möglichen Übungen als für Kinder ungeeignet zu halten. Das wird zum Teil heute noch unterrichtet, zum Teil sogar bei Yoga Vidya, das Kinder nicht Luft anhalten sollten. Großer Unsinn. Was machen Kinder im Schwimmbad. Sie machen Wettbewerb, wer am längsten unter Wasser sein kann. Was machen Kinder schon im Kindergarten. Zumindest die Jungs versuchen zu schauen, wer kann länger die Luft anhalten. Kinder können Luft anhalten, wollen Luft anhalten. Luft anhalten ist sogar gut zur Entwicklung des Atmungssystems, ist gesund für die Lungen, gut gegen Asthma, was es ja jetzt auch immer häufiger für die Kinder gibt. Manchmal wird gesagt kein Kapalabhati, auch unsinnig. Natürlich können Kinder Kapalabhati üben.
Manchmal wird gesagt, Kinder dürfen bis zum elften, zwölften Lebensjahr keinen Kopfstand machen. Ich kenne keine Kinder, die nicht ihre Eltern mal im Kopfstand sehen würden, die nicht den Kopfstand nachmachen. Es schadet keinem Kind. Manchmal wird gesagt der Schädel sei noch nicht ausgewachsen und wenn dann die Kinder sich auf den Kopf stellen, dann gäbe es eine Delle im Kopf. Glücklicherweise ist das alles im Bereich der Legende. Also ich lebe ja in einer Yogagemeinschaft und ich kenne viele Kinder die im Alter von 3 oder 4 Jahren versucht haben Mami, Papi nachzuahmen. Sie können natürlich den Kopfstand nicht lange halten, aber irgendwie gegen die Wand und Füße dorthin oder auch am Sofa oder irgendwo anders. Es gibt keine Bedenken, auch Kopfstand, Schulterstand, Fisch, Vorwärtsbeuge und so weiter machen zu lassen.
Sei dir bewusst in früheren Zeiten sind Kinder rumgetollt, haben mit Bollen geworfen, machen es heute hoffentlich auch noch, sind auf Bäume geklettert, runter gesprungen von mehreren Metern Höhe, sie haben geraucht und vieles andere gemacht. Kinder spielen schon Fußball, dabei gibt es Kopfball und alles Mögliche andere. Also, Kinder lieben es ihre sportliche Leistungsfähigkeit zu trainieren und auszubauen. Natürlich eignen sich die Erwachsenen Yoga Übungen für Kinderyoga, die die Kinder auch gerne machen. Und ansonsten, all diese Aussagen, die es dort gibt das diese und jene Yoga Übung für Kinder nicht geeignet ist, ist fast immer unsinnig. Achte nur darauf, das Gleichgewicht bewahrt ist. Wenn du fortgeschrittene Flexibilitätsübungen machst, dann versuche Vorwärts- und Rückwärtsbeuge zu machen. Es gibt gar nicht mal wenige Kinder, die kein Problem haben mit der vollen Kobra, Königskobra. Also Hände auf den Boden, Füße auf den Kopf. Aber diese Kinder sollten auch die Vorwärtsbeuge üben.
Umgekehrt gibt es einige Kinder, die sehr schnell in den vollen Spagat kommen. Diese sollten aber auch lernen, die anstrengenden Kraftübungen zu machen. Als o es gibt keine Kontraindikationen für irgendwelche Yogaübungen achte nur darauf, dass Vorwärts- und Rückwärtsbeugen, Kraft- und Flexibilitätsübungen da sind und das Koordinationsübungen auch wichtig sind.
Ja, wenn du das so ein bisschen beachtest, dann bekommst du hoffentlich einiges an Inspiration, selbst Kinderyoga so zu lehren, dass es Kinder Freude macht. Und das ist letztlich die Haupt-Herausforderung für Kinderyoga. Du musst die Yogastunden so geben, dass Kinder Freude daran haben und es gerne machen. Die Zeit wo man Kinder zu etwas zwingen kann ist nicht mehr so gegeben. Und solange Kinderyoga nicht ein Regelunterricht ist, ist es besonders wichtig, dass Kinderyoga Spaß macht.
Es gibt inzwischen auch Grundschulen und auch andere Schulen wo Kinderyoga auch verpflichtend ist für Kinder. Und Kinder müssen es machen. Das ist manchmal eine größere Herausforderung. Aber keine größere Herausforderung als Kinder Fußball spielen zu lassen oder Englischunterricht zu geben oder Matheunterricht zu geben. Wenn du Kinderyoga im Regelunterricht unterrichten würdest, musst du nur damit rechnen, dass da der ein oder andere auch da ist, der es nicht wirklich will und auch das ist o.k.. Normalerweise wirst du lernen Kinderyoga so zu geben, dass auch im Regelunterricht die Kinder es gerne machen. Natürlich wäre es dann hilfreich, wenn du regelmäßig Kinderyoga unterrichtest eine Kinderyoga Aus- und Weiterbildung zu machen, zum Beispiel bei Yoga Vidya.
Vielleicht ein Wort zur Vorsicht
Als Kinderyogalehrer, Kinderyogalehrerin geht es nicht hauptsächlich darum, dass du deine Kreativität auslebst und das du all diese Spiele machst, die du vielleicht als Kind gerne gemacht hast oder gerne gemacht hättest, sondern es geht darum, dass du selbst so unterrichtest wie es für Kinder gut ist. Und dort vielleicht noch ein paar Prinzipien, die auch wichtig sind. Kinder brauchen Struktur, Verlässlichkeit und letztlich ein gewisser ritualisierter Yogaunterricht ist auch hilfreich und wichtig. Wenn also Kinder immer wissen, Yogaunterricht beginnt so, dann geht es so und so weiter und das ist der Mittelteil und der Endteil, dann freuen sich Kinder. Nicht umsonst schauen sich zum Beispiel Kinder gerne die Nicht umsonst schauen sich zum Beispiel Kinder gerne die gleiche DVD 10,20,50 mal an und hören sich die gleiche CD immer wieder an. Ich kann mich erinnern, ich hatte eine Schallplatte als Kind - die Älteren erinnern sich noch an Schallplatten - die ich wahrscheinlich ein Jahr lang mindestens jeden zweiten, dritten Tag angehört hatte. Es war einfach, habe ich gerne gemacht. Also keine Angst du musst nicht immer alles abwechseln, im Gegenteil ein gewisser ritualisierter Beginn des Kinderyoga ist gut und die wichtigsten Elemente sind gut, dann wissen Kinder worauf sie sich verlassen können. Und das gilt umso mehr, wenn Kinder aus prägeren Familien kommen, wo vielleicht weniger Verlässlichkeit ist und wo es weniger ritualisierte Abläufe gibt. Das ist natürlich auch etwas, was im Kinderyoga Weiterbildungen bei Yoga Vidya etwas ausführlicher behandelt wird.
Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft
In diesem Sinne, letztlich Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft. Umso wichtiger, Kinder auch Yoga beizubringen. Und ich würde es sehr hilfreich finden, wenn Kinder in Kitas, in Grundschulen, in Mittelstufen, Oberstufe, ja auch in der Berufsbildung, auch im Rahmen von den dualen Ausbildungssystemen Yoga lernen würden und wenn eine Generation von Kindern und Jugendlichen heranwachsen könnte, die mehr Gefühl für Atmung und Entspannung hat und ihren Körper und ihre Psyche. Die lernen können ihre Stimmungen zu modulieren über Atmung, Entspannung, Körperübung. Vielleicht sogar durch Aufmerksamkeitsübungen und so weiter. So viel steckt im Yoga drin an Fähigkeiten, die im Kindesalter gelernt werden können und im Erwachsenenalter reiche Früchte bringen können. Und ich glaube auch, wir könnten eine friedlichere Welt haben, wenn mehr Kinder Yoga lernen würden. Es könnten sicherlich viele Psychopharmaka abgesetzt werden für Kinder, viele Medikamente bräuchte es nicht und viele psychische Auffälligkeiten und Aggressivitäten bräuchte es auch nicht. Die Suizidrate könnte reduziert werden. Und umgekehrt eine mitfühlende, selbstbewusste und doch der Konzentration fähige Generation könnte heranwachsen, wenn mehr Kinder und Jugendliche Yoga üben würden. Daher fang doch an und probiere es aus. Nicht immer braucht es die umfangreiche Aus- und Weiterbildung im Kinderyoga um zu beginnen. Probiere es einfach. Und wenn du feststellst es liegt dir, dann lerne mehr.
Hinweise
Ja, das waren ein paar Anregungen. Ich dort etwa meinem Vortragskript gefolgt, dass ich mal gemacht hatte auf einem Kinderyogakongress. Bei Yoga Vidya gibt es nämlich regelmäßig Kinderyogakongresse, alle 2-3 Jahre, wo sich viele austauschen und in dem Hatha Yoga Buch von Yoga Vidya, „Das Große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch“ bekommst du weitere Anregungen zum Kinderyoga. Auf unseren Internetseiten gibt es Kinderyoga Musterstunden. Es gibt das Kinderyoga Portal. Du findest Kinderyogageschichten, Kinderyogaentspannung, Kinderyoga Asanas. Du findest sehr viel zum Thema Kinderyoga und Aus- und Weiterbildungen. Und in den Yoga Vidya Ashrams und Seminarhäusern können Kinder auch an Kinderyogaseminaren mit teilnehmen. Bei Yoga Vidya ist es immer notwendig, dass die Eltern mit den Kindern mitkommen. Wir machen es nicht, dass die Kinder alleine in den Ashram kommen. Sondern wir wollen, dass Kinder und Erwachsene zusammen im Ashram sind. Aber die Erwachsenen machen dann ihr Seminar, die Kinder machen ihr Kinderyogaseminar. Die ganze Familie kann dann zusammen essen, wenn sie will oder die können auch in einem Kinderyogatisch dann auch essen. Also die Kinder könnten auch eingeführt werden in´s Kinderyoga einfach in den Yoga Vidya Ashrams. In Bad Meinberg gibt es die im ganzen Jahr während aller Ferienkinder Yogaseminare, an jedem Wochenende Kinderyogaseminare. In den anderen Yoga Vidya Ashrams sind die Kinderyogaseminare nur zu bestimmten Zeiten da, die du im Programm findest. Also Informationen über Kinderyogaübungen, Kinderyogavideos, die Mitschnitte von einer ganzen Reihe von Kinderyogakongressen und die Kinderyogaseminare, Aus- und Weiterbildungen auf den Yoga Vidya Internetseiten.
Video - Kinderyoga unterrichten
Hier ein Vortrag zum Thema Kinderyoga unterrichten von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Und hier gleich eine Kinderyogastunde zum Mitmachen:
Siehe auch
- Yoga für Schwangere unterrichten
- Meditation im Yoga Unterricht
- Tiefenentspannungstechniken und Yoga Nidra im Yoga Unterricht
- Yoga für Senioren unterrichten
- Rückenyoga unterrichten
- Yoga Anfängerkurse
Literatur
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
- Petra Proßowsky: CD Kinderyogalieder
- Sabina Pilgui: Yoga mit Kindern
- Sonja Zernick: Komm, wir machen yoga!
- Mark Stephens: Yoga-Workouts gestalten
- Heidrun Pinther und Judith Schmitt: Yoho - Ein Streifzug durch die Yogapraxis
- Grit Leonhardt und Vera Berg: Der Schafslöwe
- Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler: Geborgen, mutig und frei
- Alexander Eichhorn: Das Yoga Bilderbuch mit CD
- Petra Proßowsky: Mit Yoga durch das Grundschuljahr: Yogaübungen mit Monatsversen und Bewegungsgeschichten für den Anfangsunterricht. ISBN 978-3834625069