Handlung
Handlung ist eine auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtete Tätigkeit. Die ausgeführte Handlung hat immer auch eine Konsequenz oder ein Ergebnis. Jede Handlung entsteht als erstes in den Gedanken, die dann das Tun steuern. Da der Mensch aber einen unabhängigen Willen hat, kann er seine Gedanken kontrollieren und dadurch seine Handlungen beeinflussen.
Es gibt gute und schlechte Handlungen, deren Bewertung sehr von der jeweiligen Kultur abhängig ist, in der man lebt. Nach dem Gesetz des Karma, also der Ursache und Wirkung, werden alle Handlungen wieder erfahren, sowohl die guten als auch die schlechten. Der Mensch muss handeln, es ist nicht möglich, nicht zu handeln, da der Mensch essen, trinken und schlafen muss und auch die Entscheidung, nicht zu handeln zu wollen, letzlich eine Handlung ist.
Meditation und Handlung
Meditation und Handlung gehören zusammen. Meditation ermöglicht verhaftungsloses Handeln und Freude im Alltag. Verhaftungsloses Handeln ermöglicht die Vertiefung der Meditation.
Swami Sivananda über Meditation und Handlung
Swami Sivananda schrieb über die Beziehung von Meditation und Handlung:
Der Mensch besteht aus Atman, Bewusstsein und Körper. Atman hat zwei Aspekte, einen unveränderlichen und einen veränderlichen. Der letztere heißt Welt, der erstere Gott. Die Welt aber ist nichts anderes als der geoffenbarte Gott, ist Gott in Bewegung. Die Welt ist zwar vorhanden, ihr Sein aber ist ein relatives.
Atman ist allesdurchdringend, ewig, vollkommen und rein, ist All-Seligkeit, All-Macht, All-Wissen. Er nimmt von sich aus Namen und Formen an, die der Welt angehören (Nama Rupa Jagat). Er kennt kein Begehren, da es für ihn keinen Gegenstand außerhalb seiner selbst gibt. Sein Wille heißt Shakti. Er ist Atman in Bewegung. Im Nirguna Atman ist Shakti statisch, im Saguna dynamisch.
Atman hat keinen Wunsch, weil es für ihn nichts Gegenständliches gibt und er vollkommen ist. Wunsch bedeutet Anziehung, die Unvollkommenheit voraussetzt. Negation des Willens bedeutet, dass die Entscheidung zur Handlung im Innern erfolgt. Wenn Atman will, entsteht ein Weltall. Der Wille Atmans hält und beherrscht das Weltall. Der Mensch wird durch Egoismus, Begierde und Furcht hin- und hergetrieben, weil er sich mit der Begrenzung durch Bewusstsein und Körper identifiziert. Die Idee dieser Begrenzung heißt Egoismus.
Ziel des menschlichen Lebens ist die wirkliche Erfahrung der Einheit in allem offenbarten und nicht offenbarten Dasein. Diese Einheit, die von jeher vorhanden ist, hat der Mensch in seiner Unwissenheit vergessen. Deshalb ist die hauptsächlichste Aufgabe auf dem geistigen Weg (Sadhana), den Schleier zu heben und sich von dem Gedanken zu befreien, dass man in Körper und Bewusstsein begrenzt ist. Es ist die selbstverständliche Voraussetzung, daß man die Verschiedenheit aufgeben muß, um die Einheit zu erlangen. Es ist ungenau, von einem Wunsch nach Befreiung zu sprechen. Denn Befreiung bedeutet nur die Erlangung des Zustands der Unendlichkeit, der schon besteht, der unsere wahre Natur ist und deshalb nicht Gegenstand unseres Wunsches sein kann. Dies Verlangen sollte ebenso wie das nach Nachkommen, Reichtum und Glück in dieser oder der nächsten Welt ausgelöscht und alle Handlungen sollten nur von reinem, keine Vorteile suchenden Streben nach dem einen Ziel bestimmt werden.
Diese geistige Schulung (Sadhana) - der unaufhörliche Versuch, sich als das All zu fühlen - kann und sollte sogar inmitten intensivster Tätigkeit geübt werden. Das ist die hauptsächlichste Lehre der Gita. Sie ist einleuchtend, da Gott Saguna und Nirguna zugleich ist, mit und ohne Form. Wenn Gedanken und Körper ihre Arbeit verrichten, sollte der Mensch sich über diese erhaben fühlen und sie als Zeuge kontrollieren. Er soll sich nicht mit Adhar (der Kristallisierung von Bewusstsein und Körper) identifizieren, auch nicht, wenn dieses tätig ist. Dazu bedarf es zu Beginn der Zuflucht in die Meditation. Ohne diese kann nur ein außergewöhnlich willensstarker Mensch auskommen. In der Meditation wird Adhar beherrscht und dadurch Sadhana, der Versuch, die Einheit zu erfahren, erleichtert. Inmitten des tätigen Lebens aber ist dies schwer zu erreichen. Deshalb ist Karma Yoga schwerer als reiner Jnana Yoga. Um so wichtiger ist es, ihn zu jeder Zeit zu üben. Sonst wird der Fortschritt sich nur langsam einstellen.
Besser ist es, mit der Idee das Wortsymbol Om zu verbinden, das seit undenklichen Zeiten die Idee der Einheit ausdrückt. Deshalb ist es die beste Methode, immer wieder dieses Wort OM zu wiederholen und über seine Bedeutung zu meditieren. Einige Stunden am Morgen und Abend müssen trotzdem der reinen und einfachen Meditation gewidmet bleiben.
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Handlungen sattwig, rajasig, tamasig
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Handlungen und die drei Gunas.
Kommentar zur Bhagavad Gita, 18. Kapitel ab Vers 23:
- Wie kannst Du handeln um Dich so der Befreiung zu nähern?
- Wie kannst Du so handeln, dass Du Gott erfahren kannst?
Darüber spricht Krishna ab dem 23. Vers. Ich rezitiere diesen Vers und dann die Verse 23-25 in der Übersetzung.
Handlungen ohne Ich-Gedanken
- niyataṃ saṅgarahitam arāgadveṣataḥ kṛtam
- aphalaprepsunā karma yattatsāttvikamucyate
Eine Handlung die geboten ist, keine Verhaftung bringt und ohne Zu- oder Abneigung von einem Menschen ausgeführt wird, der keinen Lohn dafür wünscht – diese Handlung wird als sattwig bezeichnet.
Und hier wird es ganz praktisch: Wenn Du also wissen willst, hast Du eine sattwige Handlung gemacht, die Dich also zu Sat – zur Wahrheit führt kannst Du gerade überlegen: War es eine Handlung, von der Du wusstest, es ist Deine Verantwortung, Deine Aufgabe. Hast Du sie gemacht, ohne Identifikation – ohne gedacht zu haben: Ich mach das. Hast Du sie gemacht ohne Zu- und Abneigung, ohne sie zu wollen oder nicht zu wollen und hast Du dabei auch keinen Lohn gewünscht? Dann hast Du eine sattwige Handlung vollbracht.
Handlungen zur Erfüllung von Wünschen
Vers 24:
Die Handlung jedoch, die im Verlangen nach Erfüllung von Wünschen oder nach Gewinn getan wird, mit „Ich Gedanken“ und viel Mühe, wird als rajasig betrachtet.
Hier hat Krishna einige Kriterien. Zunächst einmal, wenn Du etwas tust um Deine Wünsche zu erfüllen, das ist automatisch rajasig. Wenn Du dafür Dir einen Gewinn Dir erhoffst – ist auch wieder rajasig, wenn Du Dich damit identifizierst und sagst: Ich muss das machen und ich hoffe, ich kann das machen und ich muss das alles machen – „Ich Gedanken“. Und dann ist natürlich auch Mühe dabei. Wenn Du denkst: Ich muss es machen und es hängt alles an mir und ich hoffe, ich krieg das was ich will und ich hoffe, ich krieg all das, dann ist dort viel Mühe dabei. Das ist rajasig. Letztlich eine sattwige Handlung, selbst wenn sie mal körperlich anstrengend ist, ist ohne Mühe. Du tust, was getan werden soll, Du fühlst Dich als Instrument Gottes: ES geschieht. Und damit ist dort keine geistige Anstrengung dabei.
Handlungen aus Täuschung
Vers 25:
Handlung aus Täuschung, ohne Rücksicht auf Folgen, Nachteile, Verletzungen und die eigenen Fähigkeiten wird als tamasig bezeichnet.
Also wenn Du etwas tust, das irgendwo aus Täuschung heraus getan wird und denkst, jemand erwartet etwas von Dir und er erwartet es gar nicht oder Du denkst, das müsste Dir irgendwie helfen und in Wahrheit führt es Dich in Dein Verderben, Du denkst und so weiter und es ist einfach getäuscht, oder ohne Rücksicht auf Folgen wie: Dem werde ich es zeigen und Dir ist egal, was anschließend passiert, oder Du bist gekränkt – er hat Dich vielleicht gar nicht gekränkt, aber Du fühlst Dich gekränkt und jetzt willst Du es dem zeigen, eine Lektion erteilen und so weiter, ohne Rücksicht, welche Folgen das für Dich hat.
Oder Dir kommt irgendwo so ein Gedanke in den Kopf und Du führst ihn aus ohne Rücksicht auf Folgen – das ist alles tamasig. Oder Du willst irgendetwas tun, das Deinen Fähigkeiten nicht entspricht. Ja es ist gut die eigenen Fähigkeiten auszubauen, aber zum Beispiel Du hast nur ein rudimentäres Geigen Wissen und Du bestehst darauf, dass Du jetzt ein Konzert gibst, das wäre auch tamasig. Also schon auch eigene Fähigkeiten beachten und dann tun was Du tun kannst.
Schlussworte
Ja, jetzt kannst Du vielleicht analysieren, was Du heute oder die letzten Tage gemacht hast. Welche Deiner Handlungen waren sattwig? Welche waren rajasig? Welche waren tamasig? Und nimm Dir vor dann heute oder morgen mehr sattwige Handlungen zu tun, weniger rajasige und auf tamasige weitestgehend zu verzichten. Ja, das war es für heute. Beim nächsten Mal spricht Krishna über den Handelnden, also was der Mensch selbst ist, wie er ist wenn er sattwig, rajasig und tamasig ist. Im Grunde läuft es auf ähnliches hinaus, aber es ist wichtig, dieses Sattwa, Rajas und Tamas von verschiedener Warte aus zu beleuchten, denn hier wird es wirklich sehr praktisch. Karma Yoga im Alltag, Spiritualität im Alltag heißt sattwa ohne Verhaftung.
Video - Handlungen - sattwig, rajasig, tamasig
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Viveka Chudamani - Identifiziere dich nicht mit deinen Handlungen
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 305 von Sukadev Bretz -
Gib die Identifikation des Ichs mit dem Handelnden unverzüglich auf. Diese Denkweise, als eine schwache Reflexion der Seele – beraubt dich der Verankerung im Selbst. Als Folge der Verwechslung des begrenzten Ichs mit dem Selbst widerfährt dir das wiederholte Erdenleben, eine verkörperte Existenz voll von Leid von Geburt, Alter und Tod – obwohl du im Wesentlichen der Zeuge bist, die Essenz von Sat-Chid-Ananda, Sein-Wissen- Glückseligkeit.
Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zum Viveka Chudamani Vortrag. Ich spreche über Viveka Chudamani, einem der wichtigsten Vedantatexte geschrieben von Shankaracharya, einem Yoga Meister um 800 nach Christus. Wir sind gerade im 305. Vers. Er gehört zu einer ganzen Versreihe, in der es darum geht, die Identifikation zu überwinden.
Wie, die Vorstellung der Handelnde zu sein, loslassen
Er sagt jetzt hier, dass du dich nicht mit dem Handelnden identifizieren sollst. Er sagt, Ahankara - das Ego - sollte sich nicht mit Kartari, dem Handelnden, identifizieren. Das ist nur Mati, eine Meinung. Munca, lass das los. Sahasa, sofort.
Wie kannst du die Vorstellung, der Handelnde zu sein, loslassen? Du kannst überlegen, wodurch alles geschieht. Letztlich geschieht es durch den Körper. Ich bewege jetzt den Mund, die Hände und so weiter. Aber bewege wirklich ich die Hände und den Mund? Sei dir bewusst, dass dieser Körper Teil dieser Erde ist. Er besteht aus Nahrung, Luft und Flüssigkeiten, die ich zu mir nehme. Daraus ist der Körper gemacht. Und dann kann er nur das tun, was im Rahmen der Erde möglich ist.
Ich bin ein Instrument in Gottes Händen
Die Vedantins sind auch Bhaktas, das heißt Gottesverehrer. Das heißt du kannst dir bewusst sein, dass nicht du handelst, sondern Gott handelt. Ishvara handelt. Es geschieht, was geschehen soll. Ich bin nur ein Instrument. Ich bin ein Instrument in den Händen Gottes. Denke darüber nach. Wenn du morgens anfängst, etwas zu tun, dann sage: „Was auch immer ich tue, ich tue es durch dich.“ Was auch immer getan wird, geschieht durch Gott. So wie es auch im Twameva Mata heißt: „Oh Gott, du bist meine Mutter, mein Vater, meine Freundin, meine Verwandten, du bist alles, was ich besitze, du bist mein Intellekt, mein Körper, meine Psyche.“
Du könntest sagen, dass dein Körper Teil des Kosmischen Körpers ist. Du bist eine Zelle im Göttlichen Körper. Deine Psyche ist ein Teil der kosmischen Psyche. Und letztlich geschieht, was geschehen soll. Du bist sein Instrument in den Händen des Karmas. Du kannst auch sagen, dass nicht du etwas tun willst, sondern Gott möge durch diesen Körper und durch diese Psyche wirken. Und wenn du so handelst, dass du immer sagst: „Oh Gott, ich bin dein Diener und du wirkst durch mich. Bitte wirke durch mich und lass mich dieses Gefühl haben“, dann verschwinden die Identifikationen und dann erfährst du dich selbst als das Höchste Selbst.
Überwinde die Identifikation mit dem Handelnden
Überwinde die Identifikation mit dem Handelnden, indem du dich zum Instrument machst und loslässt. Vielleicht noch am Rande bemerkt: In der Bhagavad Gita zeigt Krishna dem Arjuna im elften Kapitel die kosmische Gestalt. Und Arjuna sieht in die Vergangenheit und in die Zukunft und er sieht, dass letztlich alles schon geschehen ist. Dass er eigentlich nichts tut. Gott macht alles. Scheinbar hat Arjuna jetzt eine wichtige Aufgabe. Scheinbar hat er eine wichtige Entscheidung zu treffen. Aber in Wahrheit hat Gott schon alles gemacht. Es geschieht, du brauchst dich nicht zu identifizieren.
Viveka Chudamani - Beherrsche deine Handlungen, dann verschwinden deine Wünsche
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 317 von Sukadev Bretz -
Wenn das Ichbezogene Handeln aufhört, hört das Grübeln über Sinnesobjekte auf, gefolgt von der Zerstörung von vasanas. Die endgültige Zerstörung von vasanas ist Befreiung. Dies wird als zu Lebzeiten befreit genannt (jivanmukti).
Überwinde Ich-bezogenen Handlungen
Wenn das Ich-bezogene Handeln aufhört, Shankara hatte ja in den letzten Versen Tipps gegeben, wie wir unsere Gedanken beherrschen. Er hat gesagt, wenn du frei sein willst, dann musst du dich auch befreien von der Identifikation. Du musst dich von der Identifikation befreien, zum einen von der Identifikation mit den Instrumenten Körper, Psyche, physischer Körper, Energiekörper, Emotionshülle, Intellektuelle Hülle. Du musst dich von der Identifikation damit lösen.
Kombinierte Strategie von Shankara
Aber du solltest dich auch lösen von der Identifikation mit Wünschen und damit von Gedanken und Handlungen. Wie tust du das? Er hat eine kombinierte Strategie vorgeschlagen:
- Unwissenheit überwinden,
- Identifikation überwinden,
- die dahinter stehenden Wünsche überwinden,
- dann die Emotionalität überwinden
- und die daraus entstehenden Wünsche selbst überwinden
- und schließlich die Handlungen überwinden.
Beherrschung der Handlungen mit Samadhi Shatkam
Und in diesem Vers sagt Shankara, dass du mindestens die Handlungen beherrschen sollst. Das ist das mindeste, was du tun kannst. Hier könnte man auch die Interpretation des Samadhi Shatkam heranziehen. Da geht es ja auch über Sama, Dama, Uparati, Titiksha.
- Sama wäre Beherrschung des Geistes.
- Dama wäre die Beherrschung der Sinne.
- Uparati heißt, den Ort des Geschehens verlassen.
Wenn du merkst, dass dort eine Emotion ist, die vielleicht nicht angemessen oder nicht so gut ist, dann wäre das beste Sama, Ruhe des Geistes. Du beruhigst deinen Geist. Wenn das nicht geht, dann übe Dama, das heißt reagiere äußerlich nicht. Bewahre Haltung, schimpfe nicht, wirf nicht mit Steinen, renne nicht schreiend raus und so weiter. Lerne es einfach auszuhalten. Dama wird manchmal auch Titiksha genannt. Und wenn du merkst, dass du dich nicht beherrschen kannst, dann übe Uparati, das heißt meide den Ort des Geschehens, finde eine kluge Ausrede und verlasse den Ort bevor du die Fassung verlierst.
Du bist das Unsterbliche Selbst in allen Wesen
Shankara empfiehlt hier, dass du deine Handlungen beherrschen sollst. Wenn du also jemand bist, der sich über andere aufregt, sie dann beschimpft, die Stimme laut erhebt, dann kannst du sagen, dass es am besten wäre, wenn du erkennst, dass du das unsterbliche Selbst bist auch in allen Wesen und auch in demjenigen, über den du dich aufregst.
Du könntest auch sagen, dass es gut wäre, wenn du aufhörst, dich zu identifizieren; dich zu identifizieren als jemand, der etwas so und so tun sollte, als jemand, wo es so und so sein sollte und so weiter. Ich sollte mal Raga und Dvesha überwinden und Abhinivesha, also die Emotionalität überwinden. Wenn ich merke, dass ein Ärger hochkommt, bewahre ich Ruhe, Freundlichkeit, Gelassenheit, Verständnis.
Beherrsche dich - mindestens die Handlung
Aber wenn das alles nicht geht, dann schimpfe nicht, sprich nicht laut los, beschimpfe den anderen nicht, beherrsche mindestens die Handlung. Ich muss jetzt gerade daran denken, dass ich einmal wieder etwas gemacht habe, was ich gerne mache, nämlich eine Weile auf Zucker zu verzichten. Irgendwie habe ich es mir gar nicht so bewusst vorgenommen, sondern einfach gedacht, dass es gut wäre, wenn ich das mal wieder machen würde. Deshalb habe ich in den letzten drei Wochen nichts Industriezuckerhaltiges mehr gegessen. Und ich muss feststellen, dass ich gar keinen Wunsch nach Zucker habe.
Ein Beispiel die Herrschaft über das Handeln führt auch dazu, dass die Vasanas weniger werden. Du kannst an jeder Ebene arbeiten. Shankara empfiehlt ja gerne eine kombinierte Strategie. In diesem Vers sagt er: Beherrsche deine Handlungen. Jetzt überlege: Was willst du beherrschen?
Verbinde die Handlungen mit ihren Resultaten
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Was wir nicht sehen können, wirkt sich immer auf unser Leben aus. So ist beispielsweise das Verhältnis zwischen dem Handeln und seinen Ergebnissen selten einfach. Wäre es nicht schön, wenn wir das gewünschte Ergebnis unmittelbar nach unserer Handlung bekommen könnten? Wenn karma so einfach wäre, wäre es einfach zu bestimmen, welche Handlungen zu vermeiden und welche auszuführen sind. Wenn ich jedes Mal, wenn ich ein böses Wort sage, zehn Euro finden würde, würde ich nur Schimpfwörter gebrauchen. Was wäre, wenn ich mit jedem Wurf, den Basketball in den Korb treffen würde? Wenn es keine Unsicherheit gäbe, könnte ich genauso gut ein Insekt sein.
Dennoch gibt es Gewissheit, wenn du auf die langfristigen Ergebnisse deiner Handlungen achtest. Erinnere dich, der Zweck des Handelns besteht darin, einen friedlichen Geist zu erlangen, damit er Wissen aufnehmen kann. Wenn eine Handlung eine Gewohnheit hervorbringt, von der du weißt, dass sie nicht richtig ist, obwohl dein Ego sie anpreist, muss diese Handlung aufgegeben und zu einer Handlung umgewandelt werden, die sattva produziert. Ein sattviger Geist fühlt sich gut an, weil er durch sattvige Handlungen erzeugt wird.
Karma ist ausgesprochen nuanciert und paradox, leider. Was du siehst, ist nicht das, was du bekommst. Besser gesagt, es ist beides. Jede Handlung führt zu kurzfristig sichtbaren Ergebnissen und langfristig zu unsichtbaren Ergebnissen. Die kurzfristigen Ergebnisse kenne ich, die langfristigen Ergebnisse nicht, oder erst dann, wenn sich bestimmte Handlungen rächen. Die meisten von uns sind sich einig, dass gute Taten unbestraft bleiben sollten. Aber wegen des Gesetzes der unbeabsichtigten Folgen erfahre ich manchmal Leid, gerade weil ich das Richtige getan habe. Zum Beispiel ist es nicht richtig, meinen Körper zu verletzen, also höre ich auf zu rauchen und mein Selbstwertgefühl kehrt zurück. Aber sofort entsteht Gereiztheit, weil meine Raucher-vāsanā gegen meine Entscheidung in den Krieg zieht, einen Krieg, der Monate oder Jahre dauern kann. Ja, auf lange Sicht ist es eine gute Sache, aber auf kurze Sicht ist es leidvoll.
Oder ein weiteres Beispiel: Ich habe einen wütenden Streit um Unterhaltszahlungen mit meinem geizigen Mann, der sein Geld versteckt, und ich schreie ihn an: „Ich bringe dich um, du Hurensohn!!!!!“ Dieser Gedanke ist vielleicht ein gutes Ventil, um Dampf abzulassen, aber wenn ich ihn weiterspinne, kann es sein, dass ich für zwanzig Jahre im Gefängnis lande, weil der Mörder gepfuscht hat und man mir auf die Spur gekommen ist. Kaffee ist kurzfristig großartig, um das morgendliche tamas loszuwerden, aber sobald die Sucht einsetzt, wird der Geist zu einem irritierten, rajasigen Chaos. Schlechte Gewohnheiten sind das Brot und die Butter des Egos. Nimm eine weg und du handelst dir Ärger ein.
Gleichzeitig leidest du weiter, wenn du sie nicht loswirst. Falls es dir entgangen sein sollte, der Knackpunkt ist: Eine sinnvolle, sich gut anfühlende Handlung ist nicht immer der richtige Weg. Und was ist die Lösung? Denke sorgfältig über jede Handlung nach, die nur dazu dient, Langeweile oder Stress abzubauen. Wenn der gesunde Menschenverstand oder die Schriften sagen, dass eine Handlung oder ein Gedanke, dem du nachgeben möchtest, nicht mit dem dharma übereinstimmt, dann forsche nach, bis du die Logik erkannt hast. Und versuche nicht wie ein Anwalt die Lücke im Gesetz zu finden.
Zum Beispiel empfiehlt die Schrift für Selbst-Erforscher das Zölibat. Warum? Weil Sex im Nu eine bindende vāsanā erzeugt. Wenn dein feinstofflicher Körper überwiegend tamasig/rajasig mit nur geringem sattva-Anteil ist und du zu religiösem Fundamentalismus neigst, wirst du den Rat wahrscheinlich wörtlich nehmen.
Also unterdrückst du deine sexuellen Bedürfnisse, bis dein Geist hoffnungslos verwirrt ist. Wenn du aber tamasig/rajasig und praktisch ohne sattva bist und keine spirituellen Neigungen hast, wirst du der Sex-vāsanā das Denken überlassen, die Idee des Zölibats komplett ablehnen und am Ende lustvoll im narkotisierten Reich der Sinne schwelgen, bis dich eine unheilbare Krankheit ereilt. Oder wenn du rajasig/tamasig mit ein wenig sattva und spirituellen Neigungen bist, wirst du meinen, dass du heiraten musst, weil Sex für verheiratete Paare erlaubt ist. Also heiratest du und kopulierst dann wie ein Kaninchen.
Sieben Kinder später kannst du den Tag verfluchen, an dem du nicht genügend sattva hattest, um zu verstehen, dass es besser ist, aus Liebe zu heiraten.
Wenn sattva deinem rajas als Dienerin zur Seite steht und es ausreicht, um Vernunft walten zu lassen, wirst du das Verbot nicht wörtlich nehmen. Du wirst darüber nachdenken. Bedeutet es wirklich, dass man keinen Sex haben darf? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Wenn es daher vom Verlangen bestimmt wird, könnte dein sattva auch so argumentieren: „Sex ist ein von Gott gegebener Geisteszustand. Es beginnt nicht mit dem Gedanken: ‚Jetzt verlangt es mich nach Sex‘, und danach kommt erst das Gefühl. Das Gefühl kommt unter bestimmten Umständen automatisch, also sagt mir Īśvara, dass ich Sex haben soll. Da ich ein treuer Verehrer Gottes bin, werde ich tun, was Īśvara verlangt und Īśvara mit tantra-yoga verehren. Das ist der schnelle Weg zur nichtdualen Hingabe.“
Wenn du überwiegend sattvig bist, wirst du nicht ganz so sehr daran interessiert sein, deine Wünsche zu erfüllen. Du wirst es natürlich sein, aber du wirst nicht sofort tamasigen oder rajasigen Argumenten zum Opfer fallen. Du wirst versuchen, die Absicht hinter der Regel herauszufinden, deine Umstände zu berücksichtigen und eine praktikable Lösung zu finden.
Wenn man ihn zu Sexproblemen oder anderen offensichtlichen Sünden befragte, sagte mein guru, der im Zölibat lebte und ein heiliger Mann war: „Sündige auf intelligente Weise“, das heißt, sei dir der Vorteile und Nachteile bewusst. Sex per se ist keine Handlung, die das Selbst beleidigt, auch wenn sie eine werden kann. Kein Unterdrücken und kein Schwelgen. Bewahre deine Würde und wirf dem Hund gelegentlich einen Knochen zu. Oder du könntest Keuschheit als eine respektvolle Haltung gegenüber dem anderen Geschlecht definieren. So wird das Problem ganz beseitigt.
Das Leben ist ein Setup. Man bekommt nichts geschenkt. Man kann es nicht austricksen, was bedeutet, dass es hier keine Lösung gibt. Du denkst vielleicht, dass du sehr glücklich bist und dass du das ganze Glück verdienst, das dir über den Weg läuft, aber du kannst sicher sein, dass eines Tages die Kehrseite zum Vorschein kommt und dir das Lächeln vom Gesicht zaubert. Gleichzeitig hast du keine andere Wahl, als deine Wünsche auf deinem Weg in die Freiheit auszuarbeiten, also musst du schonungslos ehrlich sein und sorgfältig bestimmen, ob das langfristige Ergebnis deiner Handlung dich deinem Ziel näherbringt. Wenn es das tut, musst du bereit sein, kurzfristig zu leiden, um langfristige Vorteile zu erzielen. Wenn das langfristige Ergebnis einer Handlung sattvig ist, ist es für dich dharmisch. Wenn es rajasig ist, prüfe, ob es praktisch ist, und wenn es das ist, mache es. Rajasige Handlungen erzeugen nicht unbedingt gutes oder schlechtes karma, aber sie können eine große Energieverschwendung sein. Wenn es tamasig ist, vergiss es, es sei denn, du leidest unter Schlaflosigkeit.
Siehe auch
Literatur
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- James Swartz: Yoga der Liebe
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Sri Shankaracharya: Atma Bodha und Aparoksha Anubhuti auch als eBook
Seminare
Yogalehrer Ausbildung
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