Einweihung
Einweihung Was bedeutet das Wort Einweihung, wie kannst Du eine Einweihung bekommen, wer darf einweihen und was ist mit Einweihung verbunden? Und welche Einweihungen gibt es im Yoga Kontext insbesondere der Yoga Vedanta Richtung also der Richtung von Yoga Vidya? Om namah shivaya und herzlich willkommen zu einem Vortrag aus der Reihe: Yoga Lexikon.
Erklärung Weihe
Ich möchte sprechen über Einweihung. Einweihung hat etwas mit Weihe zu tun. Weihe ist etwas Heiliges. Weihe heißt, dass eine bestimmte göttliche Energie dort aktiviert wird. Heutzutage spricht man auch Einweihungen in einem sekularen Kontext, so gibt es zum Beispiel die Einweihung einer Universität, die Einweihung einer neuen Bahnlinie, Einweihung eines neuen Studienganges und so weiter. Aber ursprünglich ist Einweihung etwas, was ein Beginn ist und etwas, wo man um göttlichen Segen bittet und etwas, wo man hofft, dass dort göttliche Inspiration fließen möge. Grundsätzlich können Menschen Einweihungen erhalten, es können Orte Einweihungen erhalten und es können Dinge, Gegenstände Einweihungen erhalten.
Einweihung bei Personen
Einweihung ist die Weitergabe nicht allgemein zugänglichen Wissens an eine Person, die dazu unter Umständen bestimmte Bedingungen erfüllt haben muss. Wie bei der Initiation kann es sich hierbei um ein Übergangsritual handeln, mit dem der Zugang zu einer bestimmten Gruppe oder Gesellschaft besiegelt wird. Im weiteren Sinn kann es sich um eine Transformation handeln, durch die der Eingeweihte in eine neue Rolle hineingeboren wird. Beispiele für eine solche Einweihung oder Initiation wären die hinduistische Diksha, die christliche Taufe oder Konfirmation, die jüdische Bar Mitzvah, die Aufnahme in eine Bruderschaft, einen Geheimbund oder einen Orden, der Schulabschluss und so weiter.
Einweihungen von Orten
Angenommen, Du hast ein Yogazentrum oder Du willst ein Yogazentrum eröffnen, da ist es gut, eine Einweihung dort zu haben. Es gibt die Einweihungszeremonien zum Beispiel alle Yoga Vidya Stadtzentren, wie auch die Yoga Vidya Ashrams, die haben alle eine Einweihung erhalten. Es gibt die Einweihung auch von Yogaräumen oder wenn wir einen neuen Yogaraum eröffnen, dass gibt’s oft auch eine Einweihungszeremonie dafür. Wir wollen also unsere Räume einweihen. Diese Einweihung folgt bestimmten Abläufen.
Ablauf einer Weihung
- Zunächst wird ein OM gesungen, vielleicht eine Glocke geläutet oder ein Muschelhorn geblasen, irgendwo dass alle, die da sind dort gegenwärtig sind. Typischerweise eine Einweihungszeremonie eines Raumes ist mit mehreren Menschen.
- Und danach wird der Raum gereinigt, das nennt man auf Sanskrit Achamana mit Mantras und mit Wasser und so weiter, wenn man hat sogar Gangeswasser oder eben anderes.
- Danach wird man sich selbst irgendwo verbinden mit einem göttlichen oder mindestens der Priester oder der Einweihende zum Beispiel mit Tilaka Mantras und indem man heilige Pulver auf das dritte Auge gibt.
- Das nächste wäre Avahana, Anrufung der göttlichen Gegenwart. Man bittet das Göttliche jetzt besonders gegenwärtig zu sein. Alles drei zusammen könnte man auch sagen: Heiliger Raum wird geöffnet und wir bitten die göttliche Energie zu fließen.
- Und danach gibt es verschiedene Formen, man kann ein Feuer entzünden, man kann Abhishekam, rituelles Baden von Murtis machen, man kann singen, man kann beten, verschiedene Zeremonien machen. Und dort bittet man jetzt die göttliche Energie zu fließen.
- Dabei gibt es auch so genannte Sankalpa, das heißt, man gibt bestimmte positive Gedanken hinein. Also in diese Einweihung eines Raumes, eines Zentrums und so weiter werden die Anwesenden auch ihre positiven Gedanken, Gebete, Wünsche, Segenswünsche hineinbringen.
- Danach gibt es dann das so genannte Samapana – Darbringungen, man entzündet Räucherstäbchen und da Räucherstäbchen guten Geruch verbreiten, so bittet man dass von dem Ort, der jetzt eingeweiht wird Gutes in alle Richtungen ausstrahlen möge. So wie der Geruch von Räucherstäbchen weit ausstrahlt, bittet man dann, dass der Raum, die Energie des Raumes weit ausstrahlen möge. Dann entzündet man eine Kerze und bittet, dass dort Licht überall hinstrahlen möge. Und danach macht man vielleicht ein Arati oder beziehungsweise sagt Friedensgebete, Segensgebete für die ganze Welt. Arati – eine Lichtzeremonie.
- Als letztes wird Prasad verteilt also Obst, Speise als Symbol dafür, dass alle davon auf allen Ebenen positives bekommen mögen. Und danach ist der Raum aufgeladen mit Kraft.
Die Einweihung hilft Prana – Energie in den Raum zu bringen, positive Schwingung zu bringen, eine göttliche Gegenwart und auch diesem Raum eine besondere Atmosphäre zu geben. Ist also gut, einen Raum einzuweihen mit einer Einweihungszeremonie.
Wer Weihungen durchführen kann
Einfache Einweihungszeremonien kann jeder machen, der zum Beispiel bei Yoga Vidya eine Yogalehrer Ausbildung mitgemacht hat. Er kann dann auch noch fragen, wie so etwas geht. Für komplexere Einweihungen von Räumen gibt es bei Yoga Vidya die „Indische Rituale Ausbildung“ und wir haben bei Yoga Vidya auch sogenannte Purohitas, was Priester sind, welche diese Einweihungen besonders gut machen können, das heißt darin trainiert sind oder ausgebildet sind.
Einweihungen von Gegenständen
Genauso wie Du Räume, Yogazentren, Häuser, Wohnungen einweihen kannst, kannst Du auch Gegenstände einweihen. Du könntest also auch zum Beispiel eine Murti, eine Götterfigur einweihen. Du könntest letztlich die Dinge, die Du für Dein Yogazentrum brauchst einweihen. Du könntest jedem Gegenstand irgendwo einen Segen geben. Wie das genau geht will ich jetzt nicht so genau beschreiben, jedenfalls kann es auch eine Hilfe sein, dass, wann immer Du diesen Gegenstand in der Hand hast oder siehst, dass Du irgendwo die spirituelle Kraft spürst, auch dort eine kleine Weihe, eine Segenszeremonie geben.
Einweihung zu bestimmten Lebensabschnitten
Man kann auch einem wichtigen Lebensabschnitt eine Einweihung geben oder auch, wenn Du etwas Besonderes lernst. Angenommen, Du nimmst bei Yoga Vidya an einer Yogalehrer Ausbildung teil, da gibt es eine Einweihungszeremonie der Yogalehrer Ausbildung. Und die läuft auch ähnlich wie die Einweihung von Räumen.
Ablauf der Einweihungszeremonie der Yogalehrerausbildung
- Man beginnt mit OM, vielleicht Muschelhorn, vielleicht Klingel, jedenfalls dass alle in die Gegenwart gebracht werden.
- Dann gibt es die Reinigung Achamana, es gibt die Auftragung der heiligen Pulver, Tilaka um drittes Auge zu öffnen.
- Es gibt den gegenseitigen Austausch, wo auch alle Wohlwollen ausdrücken und es gibt dann noch weitere Bestandteile.
- So bittet man, dass bei der Lernperiode während der Yogalehrer Ausbildung ein göttlicher Segen dort ist. Und so ist dann die ganze Ausbildung ein Lebensabschnitt, er kann ein paar Wochen dauern, kann Jahre dauern und zum Schluss gibt es die Abschlusszeremonie, dass dieser Abschnitt zu Ende ist.
Wichtige Einweihungen für spirituelle Aspiranten
Bei Yoga Vidya haben wir bestimmte Einweihungszeremonien für spirituelle Aspiranten. Die beiden wichtigsten sind: Mantra Weihe und spirituelle Namensgebung.
Mantra Weihe
Die Mantra Weihe ist vielleicht das heiligste Ritual was der einzelne Mensch bekommen kann. Der Durchschnittsaspirant bei Yoga Vidya der ernsthaft ist. Die Mantra Weihe ist eine bestimmte Einweihungszeremonie, wo spirituelle Kraft übertragen wird. In der Mantra Weihe verspricht auch der Aspirant von dem Tag an jeden Tag mindestens 20 Minuten lang zu meditieren und mindestens 20 Minuten lang das Mantra zu wiederholen. In der Einweihung in das bestimmte Mantra wird eine bestimmte spirituelle Kraft übertragen, es wird ein Kanal geöffnet, so dass auch künftig diese spirituelle Kraft im Aspiranten wirksam sein kann. Nach dieser Einweihung wird die Mantra Wiederholung, die Mantra Rezitation Japa und die Meditation mit dem Mantra tiefer sein und den Aspiranten gründlich transformieren. Mehr zur Mantra Weihe findest Du auf unseren Internetseiten Yoga Vidya, dort kannst Du eingeben den Ausdruck Mantra Weihe oder Mantra Diksha und Du findest mehr darüber.
Einweihung in einen spirituellen Namen
Eine weitere wichtige Einweihungszeremonie bei Yoga Vidya ist die Einweihung in einen spirituellen Namen. Wenn Du ein Mantra bekommen hast, kannst Du auch einen spirituellen Namen bekommen. Wenn Du darüber mehr wissen willst, dann schau auf unseren Internetseiten nach unter Namensgebung oder spiritueller Name oder Nama Diksha.
Einweihung in Brahmacharya
Für ernsthafte Aspiranten, die überlegen vielleicht Mönch oder Nonne zu werden gibt es die Brahmacharya Weihe. Man könnte auch sagen: Die Novizen Weihe. Brahmacharya in diesem Sinne ist die Vorbereitung auf Sannyasa darauf Swami zu werden. Brahmacharya Weihe, die Einweihung in Brahmacharya ist eine etwas komplexere Weihe, die Du finden kannst oder deren Ablauf Du auch beschrieben findest auf unserer Internetseite Yoga Vidya. Bei Yoga Vidya kannst Du die Einweihung zum Brahmachari nur bekommen, wenn Du in einem Ashram lebst, mindestens ein Jahr lang keine sexuelle Beziehung hattest, versprichst, mindestens drei Jahre weiter in Yoga Vidya Ashrams zu bleiben und Dich als Schüler zu empfinden von Swami Sivananda und Swami Vishnudevananda und in deren Tradition üben willst. Das ist also die Einweihung in Brahmachari in das Brahmacharya Gelübde, Brahmacharya Weihe.
Einweihung zum Swami
Auch bei Yoga Vidya kannst Du die volle Einweihung zum Mönch, zur Nonne also zum Swami bekommen und das ist vielleicht die tiefgehendste Weihe. Die Swami Weihe ist damit verbunden, dass symbolisch Dein Körper verbrannt wird, also physisch passiert zwar nichts aber Du machst praktisch Dein eigenes Todesritual. Du entsagst allem begrenzten und allen Identifikationen und versprichst, Dich ganz dem spirituellen Weg – der Gottverwirklichung zu widmen. An nichts verhaftet zu sein, nichts Dein Eigentum zu nennen. Du verzichtest auf persönliche Familie. Du verzichtest auf eigene Kinder, sexuelle Beziehungen und so weiter. Die Einweihung zum Mönch, zur Nonne ist etwas sehr heiliges, was wir auch bei Yoga Vidya nur ganz wenigen Menschen zukommen lassen.
Die Geschichte eines Bania
Die nachfolgende Geschichte von Swami Sivananda soll illustrieren, dass vor der Einweihung eine Reinigung stattfinden muss:
Aus: Swami Sivananda: Practice of Karma Yoga
Ein Bania (Angehöriger der Händlerkaste) trat einmal auf einen Sadhu zu mit der Bitte um Einweihung. Der Sadhu sagte: „Wenn ich dich das nächste Mal treffe, führe ich dich ein.“ Der Bania bedrängte den Sadhu mehrere Tage lang und bat immer wieder um Einweihung. Der Sadhu weigerte sich schließlich ganz. Nach einem Jahr kehrte er zu dem Bania zurück. Er legte in seine Bhiksha Schale etwas Schlamm, Haare, Urin und Exkremente und bat den Bania um Almosen. Der Bania brachte dem Sadhu gute, süße Fleischspeisen, Kheer, Halwa (eine Art Konfekt) etc. Er bereitete schöne Speisen vor, weil er dachte, der Sadhu werde ihn dieses Mal einweihen. Der Sadhu sagte zu dem Bania: „Leg alles in meine Schüssel.“ Der Bania sagte: „Wie kann ich sie hineinlegen, Swamiji, in diese schmutzige Schüssel. Sei so freundlich und reinige die Schüssel und bringe sie mir. Ich werde dann alles, was ich vorbereitet habe, hineingeben.“
Der Sadhu antwortete: „Wenn das für diese Schüssel gilt, wie kann ich den reinen Gott dann in dein Herz setzen, das mit vielen Unreinheiten wie Lust, Ärger, Stolz, Gier usw. angefüllt ist? Wie kann ich dich nun einweihen, wenn dein Geist so schmutzig wie diese Schüssel ist?“
Der Bania war verwirrt und entfernte sich voller Scham. Er reinigte sich durch Wohltätigkeit und selbstlosen Dienst und wurde nach einiger Zeit von dem selben Sadhu eingeweiht. Der Geist muss zuerst bereitet sein. Warum beschäftigst du dich nicht mehr mit den Upadesha (spirituelle Unterweisungen)? Reinige dich und erreiche die moralischen Qualifikationen, Brahmacharya und so weiter. Die Einweihung stellt sich dann von alleine ein.
Video Einweihung
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Einweihung :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.
Die Einweihung
Indische Geschichte aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Weisheit Indiens. Märchen und Sinnbilder" 1938 im L.C. Wittich Verlag in Darmstadt erschienen. S. 28/29.
Ein hungriges Tigerweibchen, das trächtig war, stürzte sich auf eine Herde Ziegen; dabei trieb die Gewalt des Ansprungs ihm die Frucht aus dem Leibe. Aber die Tigerin konnte ihren Wurf nicht nähren, sie starb alsbald an Entkräftung. Das Neugeborene schien verloren, aber die Ziegen, die nach dem Schrecken auf ihre Weide zurückkehrten, nahmen sich seiner an und zogen es mit ihrer Milch auf. Es wurde unter den Zicklein groß und lernte ihre Sprünge, es lernte Gras und Kräuter fressen und meckern wie sie.
Es war schon groß geworden, da brach einmal ein starker Tiger in die Herde; sie stob auseinander, indes er eine von ihnen zerriss, nur das Tigerjunge blieb verdutzt und furchtlos zurück. Der große Tiger verwunderte sich über den kleinen, wie er blöde dastand, verlegen einen Grashalm rupfte und wie eine Ziege meckerte. Er packte das sonderbare Wesen und schüttelte es, wie um das Wahngebilde zu zerstören, aber das trughafte Geschöpf blieb ein Tigerjunges, das wie eine Ziege schrie.
Da schleppte er das zappelnde Ding an einen Teich, stellte es neben sich an den Rand und hieß es in den Spiegel blicken. „Schau dein Bild im Wasser an — bist du nicht ganz wie ich selber? Was bildest du dir ein, eine Ziege zu sein, meckerst und frisst Gras?" - Aber der junge Tiger vermochte dem alten nicht in seiner Sprache zu antworten, er starrte nur immer auf das doppelte Spiegelbild im dunklen Wasser und meckerte zaghaft.
Da schleppte ihn der Alte zu seiner Beute und bot ihm ein blutiges Stück davon, „Nimm das und iss!" Aber der Junge verweigerte es und meckerte ängstlich. Da zwang der Alte es ihm zwischen die Zähne und wachte, dass er es kaute und verschlang. Mit kläglichem Meckern würgte er die ersten Bissen der ungewohnten Kost hinab, bald aber fand er Geschmack am Blut und fraß den Rest mit einer Lust, die seinen Leib wie ein Wunder durchdrang. Er leckte sich die Lefzen, erhob sich und gähnte mächtig, wie einer der aus tiefem Schlaf erwacht; er streckte sich, sein Schweif peitschte den Boden, und aus seiner Kehle brach das Brüllen des Tigers. „Weißt du jetzt, dass du bist wie ich?" sagte sein Lehrer zu ihm, „komm mit mir in den Dschungel, du sollst lernen, der Tiger zu werden, der du schon immer warst."
Ja, soweit zum Thema Einweihung. Mehr Informationen auf unseren Internetseiten Yoga Vidya.
Siehe auch
- Heinrich Zimmer
- Indische Geschichten
- Bettler
- Chamäleon
- Edelstein
- Geruch
- Gopala
- König
- Leise
- Lendenschurz
- Maya
- Name
- Projektion
- Rätsel
- Schaf
- Tun
- Verliebtheit
- Wasser
- Wunschbaum
Literatur
- Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Yoga Vidya Kirtan-Textheft
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken
- Sukadev Bretz, Die Yoga Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute, Bd. 1
- Heinrich Zimmer: "Weisheit Indiens. Märchen und Sinnbilder" 1938, L.C. Wittich Verlag, Darmstadt.
Weblinks
- Bhagavad Gita, innere und äußere Reinheit
- Sadhana-Buch von Sivananda kostenlos online
- Swami Sivananda, Die Bedeutung von Sadhana
- Yoga im Winter: Hamsasana - die Reinheit des Geistes
Multimedia
Ruhe und Reinheit läßt Handlung sattwig werden, BG.XVIII 9