Tägliche Lesung Sivananda März 01
Auf dieser Seite sind einige Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im März 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.
Das ist der Weg, alle deine Taten zu spiritualisieren
EPISTEL VON SWAMI SIVANANDA
01.03.2001
Spirituelle Erfahrungen unterscheiden sich bei den sadhakas (Suchern) entsprechend der Art ihres adhana (Praxis) und des Yoga, das sie praktizieren. Manche hören anahat (mystische Klänge) in ihren Ohren. Manche sehen helle Lichter. Manche haben Visionen von rishis (Weisen), Bergen, Flüssen, usw.
Manche erfahren das kosmische Bewußtsein. Das ist eine seltene Erfahrung. Sie kann nicht in Worten ausgedrückt werden.
Maya ist die illusionäre Kraft des Herrn. Maya verbirgt das Wirkliche und lässt das Unwirkliche wirklich erscheinen. Maya ist suddha (reines) satva.
Frage dich jetzt nicht nach der Herkunft von maya. Strebe nach seiner Zerstörung. Maya ist unbeschreiblich. Es kann aber durchquert werden - durch die Gnade Gottes, die man durch Selbst-Hingabe erworben hat. Wenn du jnana (Wissen, Weisheit; d.Ü.) erworben hast, wirst du alles über maya wissen.
Avidya ist Unwissenheit. Sie ist die Ursache für Verhaftung. Vidya (Erkenntnis; d.Ü.) ist die Ursache für Befreiung.
Zerstöre die Wurzel von avidya durch Wissen von atman(der Seele; d.Ü.).
Avidya ist der Kausalkörper der individuellen Seele. Es ist unreines satva. Es ist vermischt mit rajas (Aktivität) und tamas (Trägheit).
Avidya ist die Ursache fur Geburt und Tod. Geist (mind; d.Ü.) und Körper sind die Auswirkungen von avidya.
Samadhi ist Einheit mit Gott. Es ist ein Zustand ewiger Glückseligkeit und ewiger Weisheit. Es kann nicht in Worten beschrieben werden. In savikalpa samadhi gibt es die Dreiergruppe: Erkennender, Erkenntnis und Erkennen.
Im samadhi hören Geist (mind; d.Ü.), Intellekt und Sinne auf zu funktionieren. Alle Dualitäten verschwinden gänzlich.
Meditiere unaufhörlich und erfreue dich der höchsten Glückseligkeit des nirvikalpa samadhi.
Bitte beachte den Unterschied zwischen Schlaf und samadhi. Schlaf ist ein träger Zustand. Aber samadhi ist ein Zustand reines Bewußtseins oder reiner Erkenntnis.
Wenn ein Mensch aus dem Schlaf zurückkehrt ist er schwer und abgestumpft. Er hat keine Erfahrung der Kenntnis von atman. Aber wenn der yogi vom Zustand des samadhi herunterkommt, ist er voller Kenntnis von atman.
01.03.2001a
Siehe! Du musst immer gewissenhaft und wachsam sein. Sei nicht nachsichtig mit deinem Geist (mind; d.Ü.).
Sei regelmäßig in deinen Meditationen. Meditation ist die konzentrierte Essenz und Leben jeder sprirituellen sadhanas (sprirituellen Übungen;d.Ü.).
Meditiere auf die Form Sri Krishnas mit der Flöte in Seiner Hand. Konzertriere dich auf Trikuti (den Raum zwischen den Augenbrauen). Wiederhole gedanklich - Om Namo Bhagavate Vasudevaya - .
Möge Sri Krishna dein Zentrum, Ideal und Ziel sein.
Meditation ist eine vernünftige und sichere Methode, durch die du deine innere Kraftquelle aufschließen und Gott-Verwirklichung erreichen kannst.
Wenn du dich in Meditation befindest, wirst du in einem Blitz der Erleuchtung die Ebene des kosmischen Bewußtseins berühren.
Du wirst wissen, dass das Leben ewig ist und dass du ewig bist. Gott ist die einzige Realität. Gott ist die einzige Wahrheit. Gott alleine existiert. Wisse das; realisiere das.
Gott ist Liebe. Er wohnt in unseren Herzen. Wiederhole Seinen Namen ständig. Besinge Seine Herrlichkeit, übe kirtan (singen und rezitieren).
Erobere die ganze Welt durch Wahrheit und Liebe.
Nur in der Stille kannst du Kommunion mit Gott halten. Wenn du Konflikte bei deinen Pflichten hast, sitze und meditiere. Höre die innere Stimme und handle sofort.
Während der Meditation erreicht man einen Halbschlaf-ähnlichen Zustand, der tandra genannt wird. Wenn man wirklich meditiert, wird der Körper leicht und der Geist vergnügt.
Wenn man schläft, wird der Körper schwer, der Geist wird schwerfällig und die Augenbrauen werden schwer.
Während tiefer Meditation wirst du zuerst die äußere Welt und dann deinen Körper vergessen. Du wirst fühlen, als wäre da kein Körper. Du wirst immense Freude empfinden und unbeschreiblichen Frieden.
Natürliches Anhalten den Atems, ohne Ein- oder Ausatmen, wird von selbst kommen.
Meditiere am Anfang auf eine konkrete Form. Meditiere auf irgendeine Form des Herrn. Denke an Seine Eigenschaften wie: Allmacht, Reinheit, Vollkommenheit usw.. Allmählich wird der Geist (mind; d.Ü.) darauf vorbereitet, sich mit der höheren, formlosen Meditation zu beschäftigen.
Sei geduldig. Sei beharrlich. Entwickle brennende Leidenschaftslosigkeit, brennendes Verlangen nach Gott. Allmählich wirst du tiefe Meditation und samadhi erreichen.
02.03.2001
Jetzt werde ich euch erzählen, was vicara ist. Vicara bedeutet Nachforschung, Untersuchung. Es ist eine Nachforschung in die Natur von Brahman (Gott; d.Ü.) oder atman (Seele; d.Ü.). Nachforschung in das "Wer bin ich" ist also vicara.
Was ist Knechtschaft? Was ist Freiheit? Was ist die Beziehung zwischen jiva (die Seele, die sich mit dem Körper identifiziert; d.Ü.) und Brahman ? Wie wurde dieses Universum geboren? Wer ist der Schöpfer? Dies stellt vicara dar.
Vicara führt zu Brahma jnana (Realisierung des Unendlichen).
Wegen deiner Identifikation mit dem Körper bist Du für eine lange Zeit in diesem Käfig aus Fleisch eingesperrt. Zerschneide diese Illusion mit dem Schwert des Wissens. "Ich bin der all-durchdringende sat-chit-ananda Brahman" - und sei immer glückselig.
Gib das "Ich-Sein, Mein-sein", das Gefühl, dass du der Handelnde , der Tuende bist, auf. Werde ein stiller Zeuge. Das ist Weisheit.
Brahman oder das Absolute ist die einzige Realität. Der Geist (mind, d.Ü.) und das Universum sind unwirklich. Der Geist (mind; d.Ü.) alleine ist das Universum. Handlungen des Geistes alleine sind Karma.
Verzicht auf Egoismus und Leidenschaften machen wirklichen Verzicht aus. Das führt zu atma-jnana (Wissen um das Selbst). Praktiziere Brahma vicara und du wirst bald Selbst-Verwirklichung erlangen.
Identifikation mit dem Körper ist Knechtschaft. Identifikation mit atman oder Seele ist Befreiung.
"Ich bin der Körper", "Das ist Meins", "Er ist Mein Sohn", "Sie ist meine Frau" - das ist Knechtschaft.
"Ich bin die all-durchdringende unsterbliche Seele", "Nichts gehört mir", "Alles ist Brahman" - das ist Befreiung.
Wenn der Geist (mind; d.Ü.) Objekten zugeneigt ist, das ist Knechtschaft. Wenn er von Ihnen unabhängig ist, das ist Befreiung.
Wo es keine Dualität gibt, da ist Unsterblichkeit. Wenn die drei Knoten zerschnitten sind, erreicht man Unsterblichkeit.
Wenn der Zweck deines Lebens Unsterblichkeit ist, meide Sinnes-Objekte wie du Gift meidest. Wo es nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zum darüber nachdenken gibt, da ist Unsterblichkeit.
Unsterblichkeit ist die wahre Natur von atman. Die Strasse zur Unsterblichkeit ist steil und dornig. Die Hilfe eines verwirklichten Weisen ist bei jedem Schritt notwendig.
03.03.2001
Gehe den Weg Brahman´s. Brahmacarya (Reinheit in Gedanken und Taten, Keuschheit; d.Ü.) ist Gehen mit Gott oder Brahman. Brahmacarya ist der Weg Brahman´s.
Betrachte eine Frau als Mutter oder Devi (Göttin). Das ist Brahmacarya der Augen. Höre nicht auf lustvolle Reden. Das ist Brahmacarya der Ohren. Sprich nicht von Frauen. Das ist Brahmacarya der Zunge. Pflege keine lustvollen Gedanken. Das ist Brahmacarya des Geistes (mind; d.Ü.).
Brahman ist höchste Güte. Rajas und tamas sind die Ursache für das Böse. Das Böse ist bloß eine Erscheinung. Es existiert, um das Gute zu verherrlichen. Das Böse ist eine Art Wissen, das über den Vergleich die Überlegenheit des Guten zeigt.
Ein böser Mensch ist ein Heiliger der Zukunft. Sehe gutes in allem. Zerstöre die Böses suchenden Eigenschaften. Entwickle die Gutes suchenden Eigenschaften. Erhebe dich über Gut und Böse.
Deine wahre Natur ist essentiell satchidananda Brahman. Du bist der unendliche, all-durchdringende, selbst-leuchtende, ewige atman, die höchste Seele.
Tat Twam Asi. Du bist Das.
Brülle OM OM OM - Sivoham. Soham. Satchidananda Sivaroopoham. Komm aus diesem Kafig aus Fleisch.
Kenne Deine essentielle heilige Beschaffenheit. Du bist das Ganze, das Unendliche, das Absolute, das Ewige, das Unsterbliche.
Du bist über Vergnügen und Schmerz, Freude und Sorgen, über allen Gegensätzen.
Klopfe innen an. Suche innen. Starre nach innen. In dir ist die unsterbliche Seele.
Erstrebe Vervollkommnung. Kämpfe mutig den Kampf des Lebens. Lebe weise. Stärke deine Entscheidungskraft. Werde Eins mit dem Ewigen.
Sei zäh in deinen Absichten. Klettere auf die Spitze der Vollkommenheit. Selbst-Verwirklichung ist hier und jetzt. Erreiche das Ziel des Lebens.
Wenn du vollständiges physisches brahmacarya (Zölibat) einhältst, wirst du deine Stimmungen kontrollieren können. Du wirst nicht reizbar werden. Allmählich kannst du versuchen, durch japa (Wiederholen des Namens Gottes), Meditation, Unterscheidung und Nachfragen geistiges brahmacarya zu erlangen.
Brahmacarya ist die erste Erfordernis für Gott-Verwirklichung. Brahmacarya ist die Bahn in das Königreich Gottes.
Mögest du gefestigt in perfektem brahmacarya sein.
04.03.2001
Selbstverwirklichung ist kein Prozeß. Sie ist kein "Werden". Sie ist pures Sein. Sie ist nicht eine neue Sache, die erworben werden muß.
Der Anwärter weiss, dass er die all-durchdringende, unsterbliche Seele ist. Das zu wissen ist das zu werden.
Selbstverwirklichung ist direkte, intuitive Wahrnehmung von atman (der Seele; d.Ü.) Alle Unterschiede verschwinden. Der Weise ist von Furcht, Sorgen und Schmerz befreit.
Bekomme keine falsche Zufriedenheit. Bilde dir nicht ein, dass du den höchsten Zustand des nirvikalpa erreicht hast und dein sadhana (Praxis, Übung) einstellen kannst.
Zerstöre spirituellen Stolz. Vermeide die Gesellschaft mit weltlichen Menschen, die ständig über Sexualität, Geld und weltliche Themen sprechen.
Halte dich an die Gesetze der Gesundheit und der Hygiene. Sei mässig beim Essen und Trinken. Überarbeite dich nicht. Das würde Ermattung herbeiführen.
Kämpfe mutig diesen Kampf des Lebens. Sei kühn. Sei fröhlich. Sei geduldig. Sei weise.
Bewaffne dich mit dem Schild der Unterscheidung und dem Schwert der Leidenschaftslosigkeit. Marschiere mutig vorwärts, O tapferer spiritueller Soldat. Gib den Versuchungen nicht nach.
Yoga ist eine genaue Wissenschaft. Es ziehlt auf eine harmonische Entwicklung des Körpers, des Geistes und der Seele.
Du bist heilig. Lebe danach. Fühle und realisiere Deine heilige Natur.
Yoga der Synthese ist ein einzigartiges Yoga. Es ist passend für die grosse Mehrheit der Menschen.
Der Mensch denkt, fühlt und wünscht. Er muss sein Herz, Intellekt und seine Hand entwickeln. Nur dann kann er Vervollkommnung bzw. vollständige Entwicklung erreichen.
Jeder sollte ein Yoga als Basis Yoga haben. Du musst Karma Yoga, Hatha Yoga, Raja Yoga, Bhakti Yoga und Jnana Yoga kombinieren. Das ist das Yoga der Synthese.
05.03.2001
Werde dir über das vergangene Jahr klar. Blättere die Seiten deines spirituellen Tagebuches zurück. Bewerte deinen spirituellen Fortschritt. Achte darauf, wie sehr du in der Kultivierung von Tugenden wie Bescheidenheit, Mut, Wahrhaftigkeit, kosmischer Liebe, Reinheit usw. fortgeschritten bist und in der Kontrolle der Sinne.
Nil desperandum (verzweifle niemals), selbst wenn es in gewissen Dingen einen Rückschritt gibt. Marschiere vorwärts, O spiritueller Held. Schau nicht zurück. Eine strahlende Zukunft erwartet dich.
Gott ist die Quelle allen Glücks. Alle Wesenheiten verweilen in Ihm. Er ist eine Verkörperung des Friedens, Weisheit und Glückseligkeit. Er ist Wahrheit, Liebe, Schönheit und Tugend. Alle Wesenheiten verweilen in Ihm.
Gott ist Eins; Gott und Seine Gesetze sind Eins. Gott ist Liebe und Gesetz. Gott ist reiner Geist (spirit; d.Ü.). Gott ist Weg und Ziel. Gott alleine ist dein wirklicher Vater, Mutter, Freund und Guru.
Realisiere Gott jetzt und hier und sei für immer glücklich.
Je tiefer die Liebe eines Menschen für Gott ist, umso größer ist sein spirituelles Wissen; im gleichen Verhältnis zu der Kapazität und der Tiefe seiner Liebe.
Letztendliche Vollendung der Liebe zu Gott ist die Einheit mit Gott.
Liebe zu Gott ist einem Menschen aufgrund seiner spirituellen Entwicklung angeboren.
Mögest du in Gott leben.
Gott zu verwirklichen ist deine Pflicht. Gott-Verwirklichung ist dein Geburtsrecht. Entwickle starke Sehnsucht nach Gott-Verwirklichung.
Habe Zuversicht in dich selbst. Sei selbstbeherrscht. Sei feurig in deiner Bestimmung. Halte klebrig an deinen Entschlüssen fest.
Kultiviere einen starken Glauben in Gott. Ergib dich Ihm völlig und erlange Seine Gnade.
Mögest du in Gott-Bewußtsein begründet sein.
Ich sollte dir von der Natur atman´s oder Brahmans erzählen.
Das Höchste Selbst oder atman hält sich in den Kammern deines Herzens auf. Es ist die Grundlage der Welt, Geist (mind; d.Ü.), prana (Leben), Körper und Sinne.
Es ist Satchidananda. Es ist unsterblich, unendlich, ewig, immer rein, immer frei, perfekt und unabhängig. Es ist Eins ohne ein Zweites. Es ist Wahrheit und Weisheit. Es ist formlos und eigenschaftslos.
YOGASARA-UPANISHAD MANTRA. JETZT WIRD YOGA ERKLÄRT
von Swami Sivananda
06.03.2001
Yoga ist der Zustand, worin es keinen sankalpa-vikalpa (Gedanke oder Zweifel) gibt. Yoga ist Kontrolle des Geistes (mind; d.Ü.) und seine Veränderung. Yoga ist der gleiche Zustand wie zwischen jivatma (Seele) und paramatma (Gott). Das Wort `Yogi´ bedeutet Aspirant oder Student auf dem Weg des Yoga, als auch den voll entwickelten Eingeweihten des Yoga. Der, der völlig im höchsten nirvikalpa samadhi (Überbewußtsein) verankert ist, ist ein yogi. Der Yoga praktizierende ist auch ein yogi. Der `raja yogi´ ist andererseits bekannt als `dhyana yogi´. Dhyana heisst Meditation. Es ist der kontinuierliche Fluss einer Vorstellung von Gott. Raja Yoga ziehlt auf das Kontrollieren der Gedankenwellen bzw. der geistigen Veränderung. Es beschäftigt sich mit dem Geist (mind), dessen Reinigung und seiner Kontrolle. Daher wird es `raja yoga - König der yogas´ genannt. Es ist ansonsten auch als ashtanga yoga (yoga mit acht Gliedern) bekannt.
Ein `sutra´ ist ein (Leit-)Faden, ein Aphorismus (Gedankensplitter; d.Ü.) oder ein komprimierter Spruch. Jedes sutra ist schwanger mit hohen, erhabenen Ideen. Ohne die Hilfe von Kommentaren ist es schwierig, die Bedeutung der Aphorismen zu verstehen. So wie Blumen oder Perlen auf einer Schnur oder einem Faden aufgereiht sind, so sind philosophische oder spirituelle Ideen in einem sutra oder (Leit-)Faden aufgereiht.
Nahrung (ahara), Schlaf (nidra), Angst (bhaya) und Geschlechtsverkehr (maithuna) sind Menschen und Tieren gemein. Aber der Mensch hat Intelligenz, Unterscheidungsvermögen (viveka) und die Fähigkeit nachzuforschen (vicara sakti). Mit der Hilfe dieser speziellen Energien kann er sein Selbst erkennen und seine wahre Natur. Selbst devas (Götter) sind neidisch auf die Menschen, weil deva-yoni (heilige Spezien) nur bhoga-yoni (Vergnügen) ist. Sie können nur mit einem daivic (göttlichen) Körper genießen. Der Mensch hat sowohl karma-yoni (Aktivität) als auch bhoga-yoni. Er kann nishkamya karma yoga machen (Handeln ohne das Verlangen nach den Früchten; d.Ü.) und jnana (Wissen; d.Ü.) durch cittasuddhi (Reinheit des Geistes) erlangen. Er kann für seine spirituelle Entfaltung auf verschiedene yogische Praktiken zurückgreifen und kann noch in diesem Leben ein voll erblühter yogi werden. Pferde und Hunde besitzen einen Verstand (mind; d.Ü.). Aber sie haben weder Unterscheidungsvermögen, noch Intelligenz, noch vicara sakti. Deshalb ist es für sie nicht möglich, Freiheit zu erlangen.
Du wirst im Yajnavalkya Smrti finden, dass Hiranyagarbha der Ur-Lehrer des yoga war. Patanjali Maharishi ist nur ein Zusammensteller, ein Erklärer der yogischen Prinzipien und Glaubenssätze, die von Hiranyagarbha und anderen geleht und praktiziert wurden.
07.03.01
YOGA IST DAS ZURÜCKHALTEN DER GEDANKEN-WELLEN
Bemerkungen und Kommentare
Ich werde jetzt fortfahren, Euch kurz die Yoga-Philosophie zu erklären und den Lesern die hervorragenden und wesentlichen Punkte des yogischen Systems klar zu machen. Yoga lehrt, wie die vrttis (Gedanken-Wellen) des Geistes (mind; d.Ü.) kontrolliert werden können, um Freiheit zu erlangen. Yoga lehrt, den nach Außen gehenden Geist zu zügeln und den eigenen, reinen Zustand der Glückseligkeit dadurch zu erlangen, dass man über den Geist (mind; d.Ü.) hinaus geht. Yoga lehrt, wie die unregenerierte Natur verwandelt und der Zustand der Heiligkeit erreicht werden kann. Yoga ist eine vollständige Unterdrückung der Tendenz des Geistes (mind; d.Ü:), sich selbst in Objekte, Gedanken usw. zu transformieren.
Raja Yoga ist eine exakte Wissenschaft. Man kann die yogische Leiter erklimmen, indem man geduldig über seine verschiedenen Stufen hinaufsteigt. Der höchste Gipfel der Leiter ist asamprajnata samadhi (Zustand des Überbewußtseins), in welchem alle samskaras (geistigen Eindrücke), die die aufeinander folgenden Geburten bedingen, völlig verbrannt sind. Die acht Glieder des astanga yoga sind: yama (Selbstbeherrschung), niyama (religiöse Bräuche oder Grundsätze), asana(Stellungen), pranayama (Zurückhalten des Atems), pratyahara (Abziehen der Sinne (von äußeren Objekten; d.Ü.)), dharana (Konzentration), dhyana (Meditation) und samadhi (überbewußter Zustand).
Dies ist eine Möglichkeit der Klassifikation von yoga: karma, upasana, raja yoga und jnana. Das ist yogatraya (dreifaltiges yoga). Upasana ist bhakti. Eine andere Klassifikation ist mantra yoga, laya yoga, hatha yoga und raja yoga. Mantra yoga ist das Rezitieren von Mantras wie "Om Namah Sivaya" von Lord Siva, "Om Namo Narayanaya" von Lord Vishnu, Gayatri, usw. Laya yoga ist Kundalini Yoga. Auch nada anusadhana (Konzentration auf anahatha, Klänge des Herzens) ist Laya Yoga. Laya heisst Auflösung. Der Geist (mind; d.Ü.) ist in Gott aufgelöst.
Hatha yoga bezieht sich auf das Zurückhaltens des Atems (pranayama), asanas, bandhas, mudras, etc. `Ha´ und `Tha´ bedeutet Einheit von Sonne und Mond, Einheit von prana und apana. Hatha wird jede hartnäckig asgeübte Praxis benannt, bis das Objekt oder Ende erreicht ist. Hatha meint das Anhaften an einige spirituelle Praktiken. Mauna (Schweigegelübde), trataka (gleichmäßiges Starren), Stehen auf einem Bein (eine Form der Enthaltsamkeit), usw. sind alles hatha-Praktiken. Hatha yoga ist nicht gtrennt von raja yoga. Hatha yoga bereitet den Studierenden darauf vor, sich mit raja yoga zu beschäftigen. Hatha yoga beschäftigt sich mit dem Atem (prana) und dem physischen Körper. Pranayama reinigt die pranamaya kosha (vitale Hülle).
08.03.01
DANN WIRD ES GEMEINSCHAFT MIT DEM HERRN GEBEN
Bemerkungen und Kommentare
Das Wort `Yoga´ kommt von der Sanskrit-Wurzel `Yuj´, was `sich verbinden´ bedeutet. Durch die Praxis von yoga, vereint sich die individuelle Seele (jivatma) mit der höchsten Seele (paramatma). Yoga bedeutet Einheit mit Gott. Dann kommt alles samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) zu einem Ende.
Yoga stillt alle Arten von Schmerz - Not und Drangsal. Yoga befreit dich von dem Rad des samsara von Geburt und Tod. Yoga gibt dir verschiedene Kräfte und Befreiung durch jnana (Selbsterkenntnis). Trinke daher das Elexier oder Nektar der Unsterblichkeit und werde ein yogi. "Tasmat Yogi bhava Arjuna" (Gita, Kapitel 6, Vers 46). Einheit mit Gott ist das Ziel menschlichen Lebens. Es ist das "alles-sein" und "alles-beenden" unserer Existenz. Es ist das summum bonum (das Höchste Gute; d.Ü.).
Der Gott (Ishvara) des raja yoga ist ein besonderer purusha (Person), der nicht durch die fünf Gebrechen und die Früchte der Handlungen und Begierden berührt wird. Sein Name oder Symbol ist `OM´. Er wird angezeigt durch das einsilbige Om. Er ist allmächtig, allwissend, allgegenwärtig, usw.
LIED DES ECHTEN SADHANA
Macht echtes sadhana, meine lieben Kinder
(Macht echtes sadhana .... )
sadhana - sadhana - sadhana - sadhana
Um dich selbst von Geburt und Tod zu befreien
und höchste Glückseligkeit zu genießen, werde ich euch jetzt den sichersten
Weg nennen
Horcht bitte freundlichst mit grösster Sorgfalt
(Macht echtes sadhana .... )
Erwerbt zuerst sadhana chatushtaya (die vier Prinzipien von sadhana
(spiritueller Übung); d.Ü.)
Dann begib dich zu den Füßen eines Guru
Nachdem ihr sravan (Hören, Studium; d.Ü.) und manan (Reflektion über das
Gehörte und Gelernte; d.Ü.) geübt habt
Praktiziert nidhidhyasan (Meditation; meditatives Erkennen; d.Ü.)
(Macht echtes sadhana .... )
Entfernt zuerst das alte, alte dehaadhyas (Identifizierung mit dem Körper;
d.Ü.)
durch Wiederholen von Sivoham Bhavana
Dann entfernt den Schleier, avarana
Ihr werdet in eurem eigenen swaroop (Wesen, d.Ü.) ruhen
(Macht echtes sadhana ....)
09.03.01
LERNE DAS YOGA UNTER EINEM GURU
Bemerkungen und Kommentare
Lernt das yoga unter einem guru (Lehrer). Nur dann werdet ihr fähig sein, die erhabenen Punkte zu verstehen. Holt euch von ihm auch praktische Lehren. Nur dann werdet ihr schnell wachsen. Er wird eure Zweifel beseitigen und euch den rechten Weg weisen, weil er den Weg schon selbst gegangen ist. Er wird die Fallen, Versuchungen, usw. aufzeigen, die den Anwärter auf dem Weg verleiten und täuschen.
So wie das Wasser von einer höheren Ebene auf eine tiefere Ebene fließt, ebenso fließt die Gnade des Guru zu dem Schüler hin, wenn letzterer eine echte, aufnahmefähige Einstellung und aufrichtigen Glauben an seinen Guru hat. So wie Elektrizität von einer positiv geladenen Batterie zu dem negativen Pol fließt, ebenso fließt die Kraft, Energie, Liebe, Weisheit und spirituelle Strom von dem überragenden Geist eines yogi zu dem niederen Geist des Schülers.
Selbst beim Kochen und Schreibmaschinenschreiben sucht ihr die Führung eines guru. Wenn das schon bei gewöhnlichen Dingen und weltlichen Wissenschaften der Fall ist, was sollte man da bei der Wissenschaft des yoga sagen, die erhabene spirituelle Themen und metaphysische Fragen behandelt? Die Geheimnisse des Wissens werden von dem guru zum Schüler weitergereicht.
Auch Bücher können euch helfen. Sie werden euch inspirieren. Sie können euch bis zu einem gewissen Grad führen. Ihr werdet für euch selbst yama, niyama oder die Regeln des rechten Verhaltens praktizieren müssen, bevor ihr euch einem guru nähern könnt. Ihr könnt beginnen, die unbedeutenderen Praktiken wie asanas, pranayama, manche Konzentrationsübungen usw., mit Hilfe von Büchern zu üben. Bücher, die von verwirklichten Personen geschrieben wurden, können den Zweck eines guru erfüllen, bis ihr in persönlichen Kontakt mit einem verwirklichten yogi oder Eingeweihten kommt. Ihr könnt auch Hilfe von Senior-Anwärtern auf dem Pfad des yoga erhalten.
Macht einen Programmplan eures Lebens. Setzt eine spirituelle Routine auf. Haltet euch systematisch und regelmäßig daran. Wendet sie fleißig an. Verschwendet niemals nur eine Minute. Das Leben ist kurz. Zeit ist flüchtig. Das "morgen" wird niemals kommen - jetzt oder nie.
Steht auf mit einem festen Entschluß: "Ich werde genau jetzt ein yogi werden." Gürtet eure Lenden. Macht hartes, konstantes yoga sadhana oder yoga abhyasa. Wenn ihr sehr aufrichtig in eurer Praxis seid und wenn euer Geist mit brennendem vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und heftigem Verlangen nach Befreiung (mumukshutva) gefüllt ist, könnt ihr innerhalb von sechs Monaten Verwirklichung erlangen.
10.03.01
EIN VRTTI IST EIN STRUDEL IM SEE DES GEISTES
Bemerkungen und Kommentare
Vrtti bedeutet wörtlich Strudel. Es ist eine Gedankenwelle im See des citta. Citta ist der Inhalt des Geistes (mind-stuff; d.Ü.) oder geistige Substanz. Es nimmt verschiedene Formen an. Diese Formen stellen die vrttis dar. Sie werden umgeformt oder verändert (parinama). Diese Umformungen oder Veränderungen sind die Gedankenwellen, Strudel oder vrttis. Wenn der citta an eine Mango denkt, wird der vrtti der Mango in dem See des citta geformt. Dieser wird versinken und ein anderer vrtti wird geformt, wenn er an Milch denkt (Milch-vrtti). Unzählige vrttis steigen auf und versinken im Ozean des citta. Diese vrttis verursachen die Ruhelosigkeit des Geistes. Warum entspringen vrittis dem citta? Wegen der samskaras (Gewohnheiten) und vasanas (Begierden). Wenn ihr alle Begierden zerschlagt, werden alle vrttis von selbst versinken.
Wenn ein vrtti versinkt, hinterläßt er einen eindeutigen Eindruck im Unterbewußtsein, der als samskara oder verborgener Eindruck bekannt ist. Die Gesamtsumme aller samskaras ist bekannt als karmasaya (Gefäß der Tätigkeiten). Dies ist sancita karma (gesammelte Tätigkeiten). Wenn ein Mensch seinen physischen Körper verläßt, trägt er seinen Astralkörper der siebzehn tatvas (Grundprinzipien; d.Ü.) und auch den karmasaya zu der mentalen Ebene. Dieses karmasaya wird durch das höchste Wissen verbrannt, welches durch asamprajnata samadhi erlangt wird.
Veränderung ist ein vrtti im Geist. Wenn der vrtti versinkt, nimmt es den feinen Zustand der (Zeugungs-)Kraft oder samskara im citta oder Unterbewußtsein an. Diese (Zeugungs-)Kraft wird unter passenden Umständen wieder ein vrtti, wenn der Geist in Kontakt mit Sinnesobjekten kommt oder durch Erinnerung an Objekte, die innerlich anregen. Es gibt Stufen in den vrttis oder Veränderungen, die vom Geist aufsteigen. Ihr könnt die niederen vrttis mit Hilfe der höheren vrttis oder Umwandlungen prüfen und kontrollieren. Ein Beispiel: Ärger ist ein niederer vrtti oder ein vrtti der niederen Stufe. Ksama (Vergebung) ist ein vrtti der höheren Stufe. Mit Hilfe von ksama könnt ihr den niederen vrtti (hier: Ärger) kontrollieren. Durch die Kontrolle aller vrttis des Geistes könnt ihr ein yogarudha (einer, der im yoga gefestigt ist) werden. Der yogi vernichtet sich nicht selbst, wenn er alle vrttis oder Veränderungen des Geistes kontrolliert. Durch Unterdrückung der Umwandlungen des Geistes erlangt er große Kräfte. Er wird zum siddha (Eingeweihter oder vollkommenes Wesen).
Obwohl der Geist (mind; d.Ü.) Eins ist, durchläuft er verschiedene Konditionen oder Zustände, da er aus den drei Eigenschaften (gunas) satva, rajas und tamas besteht. Alle diese Eigenschaften gehen eine Vielfalt von Kombinationen ein. Auch die Änderungen oder vrttis des Geistes sind zahlreich. Frieden des Geistes ist ein satvischer vrtti. Lust ist ein rajasischer vrtti. Faulheit ist ein tamasischer vrtti.
11.03.01
EIN VRTTI IST EIN STRUDEL IM SEE DES GEISTES
Durch das Zerstören der vrttis, einen nach dem anderen, gewinnt ihr mehr und
mehr geistige Stärke (manasic bala) und spirituelle Stärke (atma bala).
Praktiziert es und fühlt selbst die Kraft. Die Vernichtung von selbst einem
vrtti wird euch die Kraft geben, den zweiten vrtti zu zerstören, der euch
quält. Geduld, Beharrlichkeit und anhaltendes sadhana sind notwendig. Wie
schwierig ist es den M.A.-Grad (Master of Arts; Magistertitel; d.Ü.) zu
erwerben. Wie viel schwieriger sollte es dann sein, wenn ihr den Zustand der
Unsterblichkeit und absolute Freiheit erlangen wollt? So wie ihr einen
kleinen Kieselstein entfernt, der euch an den Füßen stört, so solltet ihr auf
der Stelle jeden vrtti entfernen, der euren Geist quält. Solange ihr nicht in
der Lage seid dies zu tun, habt ihr keine geistige Stärke oder spirituelle
Kraft erworben. So wie ihr einen Zahn zieht und ihn dann wegschmeißt, so
solltet ihr auch einen störenden vrtti ziehen und fallen lassen. Raja yoga
lehrt, wie man störende Gedanken ziehen oder ausrotten kann. Du wirst einen
hohen Preis zahlen müssen, wenn du diesen yoga meistern willst.
Unwissende Menschen identifizieren sich mit dem Körper, Geist (mind; d.Ü.) und den vrttis des Geistes. Der Geist und der Körper sind nur Instrumente. Der wahre Mensch ist hinter dem Geist. Wenn ihr Eins mit Geist, Körper und vrtti werdet, bekommt ihr verschiedene Arten der Not und der Leiden. Das ganze Universum wird nur durch die vrttis des Geistes erschaffen. Wenn diese geistigen Wellen oder Gedanken-Wellen sich legen, könnt ihr den absoluten Zustand erlangen. So wie ihr klar den Boden eines See sehen könnt, wenn die Kräuselungen und Wellen sich legen, so könnt ihr auch euer wahres Selbst erkennen, wenn die vrttis, die den Geist aufwühlen, sich legen.
12.03.01
EIN GEDANKE IST EIN GEGENSTAND. EIN GEDANKE IST EINE DYNAMISCHE KRAFT.
Bemerkungen und Kommentare
Ein Gedanke ist genauso ein Gegenstand wie jenes Stück Stein. Er hat Gewicht, Farbe, Gestalt, Größe und Form. Ein Gedanke ist eine dynamische Kraft. Sie wird verursacht durch die Vibration des psychischen pranas (sukshma prana) auf der geistigen Substanz. Sie ist eine Kraft wie Gravitation (Schwerkraft), Kohäsion (Zusammenhangskraft der Moleküle eines Stoffes) oder Repulsion (Abstoßung). Ein Gedanke reist oder bewegt sich. Ein Gedanke hat gewaltige Macht. Ein Gedanke kann Krankheiten heilen. Gedanken können die Mentalität von Menschen verwandeln. Ein Gedanke kann alles tun. Er kann Wunder bewirken. Die Geschwindigkeit eines Gedanken ist unvorstellbar.
Ein Gedanke ist eine feine Kraft. Sie wird uns durch die Nahrung zugeführt. Wenn ihr die Chandogya Upanishad - den Dialog zwischen Uddalaka und Swetaketu - lest, werdet ihr diesen Punkt gut verstehen. Wenn die Nahrung rein ist, werden auch die Gedanken rein. Der, der reine Gedanken hat, kann sehr kraftvoll sprechen und durch seine Rede tiefe Eindrücke im Geist (mind) der Zuhörer verursachen. Er beeinflußt Tausende von Menschen durch seine reinen Gedanken. Ein reiner Gedanke ist schärfer als eine Rasierklinge. Hege immer reine, große Gedanken. Gedanken-Kultur ist eine exakte Wissenschaft.
Es gibt vier Arten des Denkens: symbolisches Denken, instinktives Denken, impulsives Denken und gewohnheitsmäßiges Denken. Denken durch Worte ist symbolisches Denken. Instinkte sind kraftvoller als Impulse. Gedanken an Körper, Nahrung, Trinken, Bad usw. sind gewohnheitsmäßiges Denken. Symbolisches Denken könnt ihr einfach stoppen. Es ist aber schwierig, mit instinktivem oder impulsiven Denken aufzuhören.
Ein Gedanke ist eine große Macht. Ein Gedanke hat gewaltige Energie. Sie kann von einem Menschen zu einem anderen übertragen werden. Durch Gedankenkraft könnt ihr die Welt bewegen. Die mächtigen Gedanken der großen Weisen (rsis) der Vergangenheit sind noch immer im akaska (akasa - Raum; Äther; das feinste der fünf Elemente; d.Ü.) aufgezeichnet (akasische Aufzeichnungen). Yogis, die hellseherische Visionen haben, können diese Gedankenbilder empfangen. Sie können sie lesen. Ihr seid von einem Meer aus Gedanken umgeben. Ihr treibt in einem Meer aus Gedanken. In der Gedankenwelt nehmt ihr gewisse Gedanken auf und stoßt manche ab.
Jeder hat seine eigene Gedankenwelt. Durch die Praxis von yama, niyama, pranayama und Meditation könnt ihr unreine Gedanken in passende, reine Gedanken verändern. Meditation füllt den Geist mit fröhlichen, kraftvollen, sattvischen Gedanken.
13.03.01
CITTA IST DER GEIST - STOFF (mind-stuff), AUS DEM DIE VRTTIS ENTSTEHEN
Bemerkungen und Kommentare
Das Denk-Prinzip ist ein übergreifender Ausdruck entsprechend dem Sanskrit-Begriff antahkarana. Antahkarana ist ein im Vedanta benutzter, umfassender Begriff. Er beinhaltet manas (Geist (mind)), buddhi (Intellekt), citta und ahamkara (Egoismus oder Prinzip der Selbstbehauptung).
Der eine Geist (mind) nimmt die anderen drei Formen, buddhi, citta und ahamkara, an, gemäß den verschiedenen Funktionen, die er verrichtet, so wie ein Mensch ein Richter in einem Gericht ist, ein President in einer sabha (Versammlung, Rat), ein Lagerverwalter in einem Lager und ein General-Sekretär eines geschäftsführenden Kommitees. Manas ist sankalpavikalpatmaka (Wollen und Zweifeln). Er denkt entweder irgendwohin zu gehen oder nicht, entweder jenes zu tun oder nicht und entweder ist das gut oder schlecht. Der Geist (mind) ist von einer zweifelnden Natur.
Buddhi (Intellekt) ist niscayatmaka (Bestimmtheit, Gewissheit). Er ist die Entscheidungen treffende Fähigkeit. Es ist das Licht von buddhi, das einen Weg bestimmt oder einen anderen. "Ich muß mit dem Abend-Zug nach Dehra Dun fahren." "Ich muß diese Arbeit tun." "Das ist gut." Citta erfüllt die Funktion von anusandhana (Kontemplation) und dharana (Konzentration). Auch die Erinnerungsfähigkeit gehört zu citta. Nach der Yoga-Philosophie ist citta der Geist-Stoff (mind-stuff) oder die geistige Substanz, und der Geist (mind), Intellekt und Egoismus sind verschiedene Prozesse in dem Geist-Stoff.
Ahamkara ist das Selbst-fordernde Prinzip. Es erfüllt die Funktion von abhimana (Identifikation). Es kreiert mamata (Gedanke von "das gehört mir"). Das ist der Ursprung von allem menschlichen Leiden. Alle vrttis hängen an diesem einen "Aham Vrtti" ("Ich"-Gedanke). Es ist die Ursache der menschlichen Unwissenheit.
Es sollte im Geist (mind) klar gehalten werden, dass das Denk-Prinzip - Geist (mind) - nicht der atman (Selbst) ist, der die Quelle alles Bewußtseins oder Wissens darstellt. So wie ein Stück Eisen sich in der Gegenwart eines mächtigen Magneten bewegt, so bewegt sich auch der kleine Geist in der Anwesenheit des majestätischen atman. So wie ein Minister in der Gegenwart des Königs mit Furcht arbeitet, so arbeitet auch der Geist in der gleichen Weise in der Gegenwart des Königs der Könige, dem atman. So wie ein Spiegel sein Licht von der Sonne borgt, so borgt auch der Geist sein Licht von dem atman, dem Höchsten Wesen.
14.03.01
WAHRNEHMUNG KOMMT NUR, WENN DER GEIST MIT DEM ZENTRUM UND DEN ÄUSSEREN INSTRUMENTEN VERBUNDEN IST
Bemerkungen und Kommentare
Veränderung des Geistes ist bakannt als parinama. Wenn sich Milch in Joghurt verwandelt, ist das auch parinama. Ebenso verwandelt sich der Geist in ein vrtti, wenn er die Form des Objektes annimmt, welches er wahrnimmt. Kenntnis über die Wahrnehmung ist eine Art der Transformation (parinama) des Geistes.
Manche Menschen schlafen mit offenen Augen. Das Objekt ist da. Das Zentrum des Sehens ist da, und doch können sie das Objekt nicht sehen. Warum? Weil der Geist (mind) nicht da ist. Daher sind drei Dinge für die Wahrnehmung eines Objektes notwendig, nämlich das physische Instrument, die äußeren, fleischlichen Augen, welche als Fenster der Seele dienen; das Zentum des Sehens im Gehirn und der Geist (mind). Es ist der Geist, der wirklich sieht. Er ist der Befehlshaber der fünf Sinne. Die Sinne tragen die Vibrationen von Außen zu dem Geist (mind). Sie sind die Hauptstraßen der Sinnes-Kenntnis.
Gemäß der Sankhya-Philosophie ist es der purusa oder Seele, welche der wirkliche Wahrnehmende eines Objektes ist. Die Sinne übertragen die Vibrationen der Sinne zum Geist und der Geist wiederum überbringt die Vibrationen zum Premierminister der Seele, dem buddhi oder Intellekt, dem Unterscheidungsvermögen, welcher der Seele sehr nahe ist. Jetzt kommen die Reaktionen. Seite an Seite mit der Reaktion von buddhi manifestiert sich Egoismus. Dann wird die ganze Sache dem purusha präsentiert, der wirklich die Objekte wahrnimmt.
Wenn das physische Instrument, das Auge, sich in keinem guten Zustand befindet, z.B. wegen eines Kataraktes (grauer Star) oder anderer Krankheiten, könnt ihr keine Wahrnehmung eines Objektes haben. Das Auge mag in Ordnung sein, aber wenn das Zentrum des Sehens, das sich im okzipitalen Lappen des Gehirnes an der Hinterseite des Schädels befindet, wegen Krankheiten eben dieses gewissen Lappens des Gehirnes nicht richtig funktioniert, in diesem Fall also könnt ihr nur schwerlich irgendeine Wahrnehmung eines Objektes haben. Das Auge und das Zentrum des Sehens mögen sich in gesundem Zustand befinden, aber wenn der Geist nicht mit dem Zentrum und dem äußeren Auge verbunden ist, könnt ihr schwerlich Wahrnehmung eines Objektes haben. Manchmal sagt ein Mensch: "Ich hörte nichts. Ich sah nichts. Mein Geist war irgendwo anders." Ihr werdet solche Fälle aus eurem täglichen Leben kennen.
15.03.01
WAHRNEHMUNG KOMMT NUR, WENN DER GEIST MIT DEM ZENTRUM UND DEN ÄUSSEREN INSTRUMENTEN VERBUNDEN IST - (Fortsetzung)
Wenn ihr in das Lösen eines mathematischen Problems vertieft seid, hört ihr keinen Ton, obwohl eure Freunde nahe an eurer Seite laut rufen. Straßenbahnwagen und Autos fahren auf der Straße. Wenn ihr in irgendetwas vertieft seid, hört ihr sie nicht. Warum? Weil euer Geist (mind) nicht mit dem Organ des Hörens verbunden war. Die indriyas können nichts von sich aus tun. Sie brauchen die Hilfe ihres Meisters, dem Geist (mind), in jedem Augenblick. Es ist der Geist, der sieht, hört, schmeckt, riecht und fühlt. Die Sinne leiten lediglich die Sinnes-Vibrationen von Außen zu dem Geist.
Der Tisch den ihr seht, ist eine geistige kalpana (Einbildung). Dieser Tisch, obwohl ihr ihn Außen seht, existiert wirklich in eurem Geist. Ein geistiges Bild oder Vorstellung plus äußeres Irgendetwas ist der Tisch. Das, was außen existiert, ist unbekannt und unwissend. Der Geist reagiert auf äußere Schwingungen und ihr seht das äußere Universum. Wenn es keinen Geist gibt, gibt es kein Universum. Wo ist die Welt für euch während tiefen Schlafs? Daher wird diese Welt als manomatra jagat oder manahkalpita jagat bezeichnet. Der Geist ist das Universum. Es gibt keine vom Geist getrennte Welt.
Wie kann eine winzige Linse das große Abbild eines Berges erzeugen? Die Linse, die Netzhaut und das Seh-Zentrum erzeugen ein kleines Abbild. Es ist der Geist, der es entwickelt und vergrößert. Alle Bilder existieren bereits im Geist. Was ihr außen als einen großen Berg wahrnehmt, ist nur ein geistiges Bild plus ein äußeres, unbekanntes Etwas.
Wenn ihr sagt: "da ist nichts draußen", warum rennt ihr dann nach Nahrung und Wasser, wenn ihr hungrig und durstig seid? Wenn alles innen ist, dann solltet ihr Befriedigung von Hunger und Durst auch nur von Innen erhalten. Aber das ist nicht der Fall. Da ist etwas draußen, nennt es avivrata (Erscheinung) von Brahman, vilasa (Ausweitung) von maya, camatkara (Trick) von avidya (Unwissenheit), parinama (Modifikation) von Vishnu, elektrische Wellen von Wissenschaftlern, Verbindung von anus (Atomen) von Kanaada (Begründer der Vaisheshika-Philosophie) oder tatva (elementare) vilasa (Erscheinung). Es spielt keine große Rolle.
16.03.01
VERGNÜGEN MUSS WIE SCHMERZ AUFGEGEBEN WERDEN
Bemerkungen und Kommentare
Vergnügen, das von Sinnes-Objekten abstammt, schmerzt denjenigen, der unterscheiden kann. Weltlich gesinnte Menschen, die das Unterscheidungsvermögen verloren haben, erfreuen sich an Sinnes-Objekten wegen des Fehlens der Unterscheidung. Sie werden im Alter weinen. Ihr weint, wenn ihr geboren werdet. Ihr weint, wenn ihr sterbt. Ihr weint auch in der Zwischenzeit. Wo ist da das Vergnügen in der Welt? Lernt zu unterscheiden. Werdet zum yogi. Yoga wird allen Arten von Schmerz ein Ende bereiten. Yoga wird alle klesas (Kummer, Gebrechen) zerstören. Wacht auf. Öffnet eure Augen. Praktiziert yoga, meine Kinder!
Sinnliches Vergnügen ist momentan, trügerisch, illusorisch und imaginär. Ein Senfkorn von Vergnügen ist gemischt mit einem Berg von Schmerz. Genuss kann keine Befriedigung einer Begierde hervorrufen. Im Gegenteil, nach dem Genuss wird der Geist durch intensive Sehnsucht ruheloser (trisnas (Gier) und vasanas (Wünsche, Neigungen)). Sinnliches Vergnügen ist die Ursache von Geburt und Tod. Dieser Körper ist nichts als eine Masse aus Fleisch, Knochen und alle Sorten von Schmutz.
Plaziert vor euren Geist die Früchte der Selbstverwirklichung, oder Leben in der Seele, oder das Ewige wie Unsterblichkeit, ewige Glückseligkeit, höchsten Frieden und unendliches Wissen. Wenn ihr euch immer dieser Punkte erinnert, wird der Geist von der Begierde nach sinnlichem Vergnügen entwöhnt. Vairagya, viveka und mumukshatva (Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidung von Wirklichem und Unwirklichem und starkes Verlangen nach Befreiung von Geburt und Tod) wird sich zu entwickeln beginnen. Ihr solltet ernsthaft die Mängel von sinnlichem Vergnügen und die unwirkliche Natur weltlichen Lebens sehen.
So wie reines Gold, welches durch die Behandlung im Schmelztiegel mit Borax etc. geläutert wurde, glänzend scheint, so wird auch der yogi, dessen Geist durch die Mittel vairagya (Leidenschaftslosigkeit, Loslösung) und abhyasa (Praxis) geläutert wurde, eine glänzende Person
17.03.01
PRAKRITI WIRKT DURCH DIE DREI GUNAS
Bemerkungen und Kommentare
Sattva, rajas und tamas sind die drei gunas oder Eigenschaften des Geistes. Satva ist Reinheit oder Licht des Wissens. Rajas ist Leidenschaft oder Aktivität. Tamas ist Trägheit oder Dunkelheit. Durch das in Schach halten von rajas und tamas könnt ihr satva steigern. Wenn das satva gesteigert ist, wird der Geist ruhig wie die Flamme einer Lampe an einem windstillen Platz. Wer satvisch ist, kann wahre Konzentration und Meditation ausüben und leicht in samadhi (überbewusster Zustand) eintreten. Ein rajasischer Mensch liebt die Macht und Sinnes-Objekte. Ein tamasischer Mensch führt auf Grund seiner Unwissenheit brutale Handlungen aus. Satva kann nicht für sich selbst stehen. Es ist vermischt mit dem störenden rajas und tamas. Wenn es ein Übergewicht von satva gibt, können rajas und tamas kontrolliert werden. Dennoch lauern sie ständig im Geist.
Wo es eine Steigerung von satva gibt, ist Glanz, Helligkeit, Freude, Reinheit, Stärke, Frieden und Erleuchtung. Eure wichtige Pflicht ist es, satva zu steigern und die Sinne und den Geist zu kontrollieren. Andere Pflichten sind nur zweitrangig. Nur ein vernünftiger Mensch kann diesen Punkt verstehen.
Der Geist wandert (ksipta) und ist schwankend durch die störende Energie von rajas (Leidenschaft), welche den Geist hinter zahlreichen Sinnes-Objekten hinterher rennen lässt. Der Geist wird vergesslich (mudha), wenn er mit tamas (Trägheit) gefüllt ist. Aufgrund eines Übermasses an tamas kommt tiefer Schlaf hinzu.
18.03.01
DHARANA (KONZENTRATION) BEDEUTET, DEN GEIST AN EINE IDDE, EINEN PUNKT ODER EIN OBJEKT ZU HEFTEN, ENTWEDER INNERLICH ODER ÄUSSERLICH
Bemerkungen und Kommentare
Es ist sehr schwierig zu sagen, wo Konzentration aufhört und Meditation beginnt. Reinigt den Geist (mind) zuerst durch die Praxis von yama (Selbstkontrolle) und niyama (Disziplin). Dann beginnt mit der Praxis von dharana. Konzentration ohne Reinheit ist nutzlos. Es gibt Okkultisten, die in der Konzentration sehr fortgeschritten sind. Aber sie haben keinen guten Charakter. Das ist der Grund, warum sie keinerlei Fortschritte auf dem spirituellen Weg machen. Manche törichte, ungeduldige Yoga-Studenten beginnen mit dharana, ohne sich des vorbereitenden ethischen Trainings zu unterziehen. Sie wollen einen weiten Sprung machen. Sie brechen sich ihre Beine und fallen herunter. Das ist ein ernsthafter Fehler. Ethische Vervollkommnung ist von grösster Bedeutung.
Konzentration ist Standhaftigkeit des Geistes. Wenn ihr alle Ursachen von Ablenkungen entfernt, wird sich eure Konzentrationskraft steigern. Ein wahrer brahmachari (im Zölibat lebender Unverheirateter), der sein virya (Lebenskraft) bewahrt hat, wird eine wunderbare Konzentration haben. Aufmerksamkeit spielt eine herausragende Rolle bei der Konzentration. Der, der seine Fähigkeit zur Aufmerksamkeit entwickelt hat, wird eine gute Konzentration haben. Ihr solltet in der Lage sein, das Objekt der Konzentration auch in seiner Abwesenheit sehr klar zu visualisieren. Ihr müsst das geistige Bild in einem Augenblick hervorrufen können. Wenn ihr in der Konzentration gut geübt seid, könnt ihr das ohne Schwierigkeiten tun. Derjenige, der durch das Zurückziehen der indriyas (Sinne) von den verschiedenen Objekten Erfolg in pratyahara (Rückzug) gewonnen hat, wird eine gute Konzentration haben. Ihr werdet den spirituellen Weg Schritt für Schritt, Stufe für Stufe zurücklegen müssen. Legt das Fundament und startet mit yama (rechtes Benehmen), niyama, asana (Stellungen), pranayama und pratyahara. Die Über-Konstruktion aus dharana (Konzentration), dhyana (Meditation) und samadhi wird nur dann erfolgreich sein.
Asana ist bahiranga sadhana (äusserliche Praxis), dhyana ist antaranga sadhana (innerlich). Wenn man es mit dhyana und samadhi vergleicht, ist sogar dharana bahiranga sadhana. Derjenige, der beständig in seinen asanas ist und seine yoga-nadis (Energiekanäle) und die pranamaya kosha (vitale Hülle) durch pranayama gereinigt hat, wird sich leicht konzentrieren können.
19.03.01
DHARANA (KONZENTRATION) BEDEUTET, DEN GEIST AN EINE IDDE, EINEN PUNKT ODER EIN OBJEKT ZU HEFTEN, ENTWEDER INNERLICH ODER ÄUSSERLICH
Ihr könnt euch innerlich auf irgendeines der sieben Nervengeflechte (plexus) oder chakren oder Zentren der spirituellen Energie konzentrieren, oder auf die Nasenspitze oder die Spitze der Zunge oder äußerlich auf ein Bild irgendeiner devata (Gottheit), Hari, Hara, Krishna oder Devi. Ihr könnt euch auf das Tick-Tack-Geräusch einer Uhr oder die Flamme einer Kerze, auf einen schwarzen Punkt an der Wand oder einen Schreibstift, eine Rose oder irgendeinen anderen angenehmen Gegenstand konzentrieren. Das ist konkrete Konzentration. Es kann keine Konzentration ohne irgendetwas geben, worauf der Geist ruhen kann. Der Geist kann einfach auf einen angenehmen Gegenstand, wie einer Jasminblüte, Mango, Orange oder einen geliebten Freund fixiert werden. Es ist am Anfang schwierig, den Geist an einem Gegenstand, den er nicht mag, festzumachen, wie zum Beispiel Fäkalien, Kobra, Feind, hässliches Gesicht usw. Praktiziert Konzentration, bis der Geist auf dem Objekt der Konzentration fest fundiert ist. Wenn der Geist von dem Objekt der Konzentration abwandert, bringt in wieder und wieder zurück zu dem Gegenstand. Lord Krishna sagt: " So oft der ruhelose und unstete Geist zu wandern beginnt, zügele ihn und bringe ihn zurück; lass ihn (den Geist) unter die Kontrolle des Selbst bringen." (Gita Ch. VI - 26.)
Wenn ihr eure Konzentrationskraft erhöhen wollt, werdet ihr eure weltlichen Aktivitäten verringern müssen. Ihr werdet zwei Stunden täglich mauna (Schweigegelübde) einhalten müssen. Ein Mensch, dessen Geist mit Leidenschaft und allen Arten von absurden Wünschen gefüllt ist, kann sich nur schwerlich auch nur für eine Sekunde auf einen Gegenstand konzentrieren. Sein Geist wird schwingen wie ein Ballon. Regelt und meistert den Atem. Unterwerft die Sinne und macht dann den Geist an irgendeinem angenehmen Gegenstand fest. Vereinigt die Begriffe der Heiligkeit und Reinheit mit dem Gegenstand.
Ihr könnt euch auf den Raum zwischen den Augenbrauen (trikuti) konzentrieren. Ihr könnt euch auf die mystischen Klänge (anahata dhvani) konzentrieren, die ihr mit eurem rechten Ohr hören könnt. Ihr könnt euch auf das Bild von OM konzentrieren. Das Bild von Lord Krishna mit Flöte in der Hand und das Bild von Lord Vishnu mit Muschelschale, Wurfscheibe, Streitaxt und Lotus, sind sehr gut für die Konzentration. Ihr könnt euch auf ein Bild eures Gurus oder auch eines anderen Heiligen konzentrieren. Vedantins versuchen ihren Geist auf atman zu fixieren, dem inneren Selbst. Das ist deren dharana.
Dharana ist die sechste Stufe oder Glied des astanga yoga oder Raja Yoga von Patanjali Maharshi. In dharana werdet ihr nur ein vrtti oder Welle in dem See des Geistes haben. Der Geist nimmt nur die Form von einem Gegenstand an. Alle anderen Tätigkeiten des Geistes werden gesperrt oder gestoppt. Derjenige, der für eine halbe oder eine Stunde wahre Konzentration praktizieren kann, wird gewaltige psychische Kräfte haben. Auch sein Wille wird sehr kraftvoll sein.
20.03.01
DHARANA (KONZENTRATION) BEDEUTET, DEN GEIST AN EINE IDEE, EINEN PUNKT ODER EIN OBJEKT ZU HEFTEN, ENTWEDER INNERLICH ODER ÄUSSERLICH
Wenn hatha yogis ihren Geist auf die sechs Stützen (die sad-cakras) konzentrieren, konzentrieren sie ihren Geist auch auf die jeweiligen, den Vorsitz führenden, Gottheiten, nämlich Ganesha, Brahma, Visnu, Rudra, Isvara und Sadasiva. Kontrolliert euren Atem durch pranayama. Unterwerft eure Sinne durch pratyahara und fixiert dann euren Geist entweder auf eine Form oder den formlosen Brahman. Gemäss der Hatha-Yoga-Schule kann ein yogi, der seinen Atem durch kumbhaka (eine Methode der Atemregulierung, beruhend auf das Anhalten des Atems zwischen der Aus- und der Einatmung; d.Ü.) für zwanzig Minuten einstellen kann, sehr gute dharana (Konzentration) haben. Er wird einen sehr ruhigen Geist haben. Pranayama festigt den Geist, beseitigt viksepa (Ablenkung) und steigert die Konzentrationskraft. Die, welche khechari mudra ausüben, indem sie das frenum lingue* durchschneiden, dadurch die Zunge verlängern und sie in der Höhle des Gaumens durch ihr Heraufnehmen fixieren, werden gute dharana haben.
Die, die Konzentration praktizieren, entwickeln sich schnell. Sie können jede Arbeit mit wissenschaftlicher Genauigkeit und grosser Effektivität ausführen. Was andere in sechs Stunden erledigen, kann einer, der Konzentration hat, in einer halben Stunde tun. Konzentration reinigt und beruhigt die wogenden Emotionen, stärkt den Gedankenstrom und klärt die Vorstellungen. Konzentration hilft einem Menschen auch in seinem materiellen Fortschritt. Er wird eine sehr gute Arbeitsleistung in seinem Büro oder Geschäftshaus bringen können. Was vorher bewölkt und verschwommen erschien, wird klar und bestimmt. Was vorher schwierig war, wird jetzt leicht und was vorher vielschichtig, irremachend und verwirrend war, wird jetzt leicht vom Geist begriffen. Ihr könnt Alles durch Konzentration erreichen. Nichts ist unmöglich für einen Menschen, der regelmässig Konzentration übt. Es ist sehr schwierig Konzentration zu praktizieren, wenn jemand hungrig ist oder unter einer akuten Krankheit leidet. Der, der Konzentration übt, wird eine gute Gesundheit und eine sehr klare, geistige Vision haben.
Wenn ihr mit Konzentration die Bhagavad Gita, das Ramayana oder das elfte skandha des Bhagavatam mehrere Male gelesen habt, werdet ihr jedes Mal neue Gedanken bekommen. Durch Konzentration werdet ihr durchdringende Einsichten erlangen. Feine, esoterische Inhalte werden im Feld des geistigen Bewusstseins aufblitzen. Ihr werdet innere Tiefen von philosophischer Bedeutung verstehen. Wenn ihr euch auf irgendeinen Gegenstand konzentriert, ringt nicht mit dem Geist. Vermeidet Anspannungen, sowohl im Körper, als auch im Geist. Denkt in unaufhörlicher Weise liebevoll an den Gegenstand. Erlaubt dem Geist nicht abzuwandern.
Anmerkung des Übersetzers: Trotz intensiver Suche konnte ich bisher leider nicht herausfinden, worum es sich bei dem o.g. `frenum lingue´ handelt. Ich vermute, dass es sich hierbei um die Sehne in der Mitte der Zungenunterseite handelt. Sollte ich hierüber genauere Informationen besitzen, werde ich sie in einer Extra-Mail nachreichen. Entschuldigt bitte .... :-)
21.03.01
DHARANA (KONZENTRATION) BEDEUTET, DEN GEIST AN EINE IDDE, EINEN PUNKT ODER EIN OBJEKT ZU HEFTEN, ENTWEDER INNERLICH ODER ÄUSSERLICH
Für einen Neuling ist die Praxis von Konzentration am Anfang widerlich und ermüdend. Er hat neue Furchen in seinen Geist und sein Gehirn zu schneiden. Nach einigen Monaten wird er grosses Interesse in die Konzentration bekommen. Er wird sich an einer neuen Art des Glücks erfreuen, dem Konzentrations-Ananda. Er wird ruhelos werden wenn er verpasst, sich dieser neuen Art des Glücks auch nur für einen Tag nicht zu erfreuen. Konzentration ist der einzige Weg, um weltliches Elend und Trübsal loszuwerden. Eure einzige Pflicht ist, Konzentration zu praktizieren. Ihr habt diese physische Form angenommen, um Konzentration zu üben und durch die Konzentration das Selbst zu verwirklichen. Wohltätigkeit (rajasuya yagna) ist nichts, verglichen mit Konzentration; es ist nur ein Spielzeug.
Durch vairagya (Sachlichkeit, Leidenschaftslosigkeit), pratyahara (Rückzug (der Sinne)) und Praxis von Konzentration werden die ausschweifenden Strahlen des herumziehenden Geistes langsam gesammelt. Durch stetige Praxis wird er fokusiert. Wie glücklich und stark ist der yogi, der einen fokusierten Geist hat! Er kann umfangreiche Arbeiten im Zeitraum eines Augenblinzelns ausführen.
Diejenigen, die Konzentration ab und zu praktizieren, werden nur gelegentlich einen stabilen Geist haben. Manchmal wird der Geist zu wandern beginnen und dadurch völlig ungeeignet für den Einsatz sein. Ihr müsst einen Geist haben, der euch zu allen Zeiten ergeben gehorcht und alle eure Befehle jederzeit in der bestmöglichen Weise ausführt. Stetige und systematische Praxis von raja yoga wird den Geist sehr gehorsam und gewissenhaft machen.
Es gibt fünf yoga bhumikas oder fünf Stufen des Geistes, nämlich ksipta (wandernd), mudha (vergesslich), viksipta (sammelnder Geist), ekagra (fokusiert) und niruddha (kontrolliert oder gut in Schranken gehalten). Durch schrittweise und gut regulierte, tägliche Praxis von Konzentration, werden die Strahlen des herumziehenden Geistes gesammelt. Er wird fokusiert. Schliesslich ist er richtig gezügelt. Er kommt unter echte Kontrolle.
Wenn der Anwärter Dingen nachgeht, die unpassend sind, ist sein Fortschritt schmerzhaft und schleppend. Derjenige, der den passenden Dingen nachgeht, wird einfach Fortschritte machen und eine schnelle Intuition bekommen. Derjenige, der keine vergangenen spirituellen samskaras (Veranlagungen) aus früheren Geburten hat, entwickelt sich nur schmerzhaft weiter. Einer, der solche samskaras hat, macht leicht Fortschritte. Für einen, dessen Natur momentan verdorben ist und dessen kontrollierenden Fähigkeiten schwach sind, ist Fortschritt schmerzhaft und seine Intuition ist schwerfällig. Aber einer, der scharfe kontrollierende Fähigkeiten hat, macht schnellen Fortschritt und hat eine prompte Intuition. Einer, der von Unwissenheit überwältigt ist, hat eine schleppende Intuition; einer, der davon nicht überwältigt ist, hat eine schnelle Intuition.
22.03.01
nicht gefunden
23.03.01
DHYANA ODER MEDITATION HEISST: EINE IDEE SO FLIESSEN ZU LASSEN WIE ÖL FLIESST
Bemerkungen und Kommentare
Es gibt zwei Arten der Meditation, nämlich die Konktrete und Abstrakte. Wenn ihr auf ein Bild eines konkreten Gegenstandes meditiert, ist es konkrete Meditation. Wenn ihr auf eine abstrakte Idee meditiert, oder irgendeine Eigenschaft (wie Barmherzigkeit, Toleranz etc.), ist es abstrakte Meditation. Ein Anfänger sollte konkrete Meditation praktizieren. Für manche ist abstrakte Meditation einfacher als konkrete Meditation.
Der Anwärter kann mit der Praxis von Meditation anfangen, nachdem er in pratyahara (Abziehen der Sinne) und Konzentration aufgestiegen ist. Wenn die Sinne unruhig sind, wenn der Geist nicht auf einen Punkt fixiert werden kann, ist keine Meditation möglich, nicht einmal innerhalb von hundert Jahren. Man sollte Stufe für Stufe, Schritt für Schritt vorwärts gehen. Wenn der Geist zu rennen beginnt, sollte er wieder und wieder zurückgezogen werden. Man sollte seine Bedürfnisse reduzieren und jeder Art von wilden, nutzlosen Begierden entsagen. Nur ein wunschloser Mensch kann ruhig sitzen und Meditation praktizieren. Satvische (reine), leichte Kost und brahmacharya (Keuschheit) sind die Voraussetzungen für die Praxis von Meditation.
Es gibt zwei Arten von Bewusstsein: fokussierendes Bewusstseins und marginales Bewusstsein. Wenn ihr euch auf das trikuti, den Raum in der Mitte zwischen den Augenbrauen, konzentriert, fokussiert ihr das Bewusstsein auf das trikuti. Wenn während der Meditation einige Fliegen auf eurer linken Hand sitzen, jagt ihr sie mit der rechten Hand fort. Wenn ihr euch der Fliegen bewusst werdet, wird das marginales (an-der Grenze-befindliches, d.Ü.) Bewusstsein genannt.
Ein Samen, der sich für eine Sekunde im Feuer befand, wird unzweifelhaft nicht zu sprossen beginnen, selbst wenn ihr sie in fruchtbare Boden sät. Ebenso wird ein Geist (mind), der für einige Zeit meditiert hat, aber aufgrund seiner Unstetigkeit auf Sinnes-Objekte zurennt, nicht die vollen Früchte des Yoga einbringen.
24.03.01
ES GIBT ZWEI ARTEN DES SAMADHI: SAMPRAJNATA UND ASAMPRAJNATA
Bemerkungen und Kommentare
Samadhi bedeutet den überbewussten Zustand, in dem der Yogi übersinnliche Erfahrungen macht. Es gibt zwei Arten des samadhi, nämlich samprajnata oder sabija oder savikalpa und asamprajnata oder nirbija oder nirvikalpa. Im savikalpa samadhi gibt es triputi (Dreiheit) - den Wissenden, das Wissen und das, was man wissen kann. Für den Geist gibt es hier alambana (Stütze), an dem er sich anlehnen kann. Die samskaras (Neigungen, Tendenzen) sind nicht verbrannt. Im nirvikalpa gibt es weder triputi, noch alambana. Die samskaras sind alle verbrannt. Nur das nirvikalpa samadhi kann Geburt und Tod zerstören; es bringt das Höchste Wissen und Glückseligkeit. Es gibt verschiedene Arten des savikalpa samadhi: savitarka und nirvitarka, savicara und nirvicara, sa-ananda und asmita.
Wenn ihr durch den Eintritt in asamprajnata samadhi (Zustand des nirvikalpa) vollen Erfolg oder Perfektion (siddhi) im Raja Yoga bekommt, werden alle samskaras und vasanas (Konditionierung), die Geburt und Tod hervorbringen, völlig verbrannt. Alle vrttis (geistige Modifizierungen), die aus dem Geist-See aufsteigen, werden gezügelt. Die fünf Leiden avidya (Unwissenheit), asmita (Selbstsucht), raga-dvesa (Liebe und Hass) und abhinivesa (Hängen am Leben) werden zerstört und die Bindung an das karma wird vernichtet. Kontrolliert den Geist und die Sinne, werdet wunschlos, entwickelt die Kraft des Ertragens, kontempliert darauf, das Selbst im Selbst zu sehen. Samadhi bringt Höchstes Gut (nisreyas) und Erhöhung (abhyudaya) hervor. Es bringt moksa (Befreiung vom Rad von Geburt und Tod). Die Leiden, wie Selbstsucht usw., haben ihre Wurzel in avidya (Unwissenheit). Mit dem Anbruch des Wissens über das Selbst verschwindet die Unwissenheit. Mit dem Verschwinden der Kern-Ursache werden auch Unwissenheit, Selbstsucht usw. verschwinden.
Im asamprajnata samadhi sind alle Modifikationen des Geistes völlig unter Beherrschung. Alle übrig gebliebenen samskaras sind völlig verbrannt. Das ist das höchste samadhi des Raja Yoga. Es ist auch bekannt als nirbija samadhi (ohne Samen*) und nirvikalpa samadhi. Dharma megha im raja yoga bedeutet "die Wolke der Tugend". So wie aus Wolken Regen fällt, so fällt aus diesem dharma-megha samadhi Allwissenheit und alle Sorten von siddhis (Kräfte) auf den yogi. Karma ist der Samen für den Lebensstand, Lebensdauer undLebenserfahrung. Nirbija samadhi wird alle Samen verbrennen.
D.h., dass die Samen zukünftigen Karmas, die verantwortlich sind für Geburt und Tod, zerstört sind (Anm.d.Übers.)
25.03.01
DER YOGI SÄTTIGT SICH SELBST VON DEN DREI GUNAS (EIGENSCHAFTEN) UND ERLANGT KAIVALYA
Bemerkungen und Kommentare
Durch erhöhen der satvischen Modifizierung des Geistes, wie ksama (Geduld), Liebe, Barmherzigkeit, Grossherzigkeit, Edelmut, Wahrhaftigkeit, Keuschheit, könnt ihr die rajasischen und tamasischen geistigen vrttis zerstören. Innerer Kampf geht immer zwischen den gunas vor sich - satva, rajas und tamas, zwischen guten vrttis und schlechten vrttis.
Wenn satva im Geist vorherrscht, werden sich Gedanken an Gott oder Brahma-vicara (Nachforschen nach der Wahrheit) manifestieren. Der Geist wird fokusiert sein. Die meditative Stimmung wird ohne jede Anstrengung von selbst kommen. In spirituellen Neulingen wird der satvische Zustand des Geistes nicht lange andauern. Rajas und tamas werden versuchen hereinzudrängen. Ihr werdet sehr vorsichtig und wachsam sein müssen. Ihr werdet den Geist durch vorsichtige Selbstprüfung beobachten müssen. Eure wichtige Pflicht ist es, satva im Geist zu erhöhen. Ein satvischer Mensch wird immer tugendsam sein, Gott liebend, leidenschaftslos und kraftvoll. Ein rajasischer Mensch wird immer mit weltlichen Aktivitäten beschäftigt sein. Er möchte über andere herrschen. Er hat eine dominierende Einstellung. Er möchte Macht. Er ist seiner Frau, seinen Kindern und seinem Besitz sehr zugetan. Die Schlacken oder Unreinheiten des Geistes - rajas und tamas - sollten durch Erhitzen des Geistes im Feuer von vairagya und abhyasa (Leidenschaftslosigkeit und spirituelle Praxis von sadhana) entfernt werden. Nur dann werdet ihr zum dhyana yogi werden.
Schliesslich realisiert der purusa (Seele) seinen eigenen, angeborenen Zustand der heiligen Pracht, Isolierung oder völligen Unabhängigkeit (kaivalya). Er hat sich selbst völlig von prakriti und dessen Auswirkungen losgemacht. Er spürt seine totale Freiheit und erreicht kaivalya, das höchste Ziel des raja yogi. Alle klesha-karmas sind jetzt zerstört. Die gunas, deren Wünsche nach Objekten des Vergnügens und der Entwicklung nun erfüllt sind, hören gänzlich auf zu wirken. Er hat jetzt zeitgleiches Wissen. Die Vergangenheit und die Zukunft vermischen sich zur Gegenwart. Alles ist "Jetzt". Alles ist "Hier". Er hat Zeit und Raum transzendiert. Die Gesamtsumme alles Wissens der drei Welten, aller weltlicher Wissenschaften, ist nichts, nichts im Vergleich mit dem unendlichen Wissen eines yogi, der kaivalya erlangt hat. Ruhm und Herrlichkeit für solch hohen yogis. Mögen ihre Segnungen mit uns allen sein!
26.03.01 DAS HÖCHSTE GESCHENK
Yoga ist das Höchste Geschenk Indiens an die Welt als Ganzes. Yoga streitet nicht mit der Wissenschaft; es ergänzt sie. Yoga ist ein methodischer Weg, um durch die Kontrolle der verschiedenen Elemente der menschlichen Natur, sowohl physischer, als auch psychischer, Vollkommenheit zu erlangen.
Yoga ist die Höchste Wissenschaft der anknüpfenden Realität. Es ist Perfektion in der Handlung. Es ist Gleichmut in der Einstellung. Es ist vollkommener Frieden. Yoga ist Einheit mit Gott.
Yoga ist nicht eine Sache, von der man nur hören muss. Yoga ist eine Sache, die assimiliert und im täglichen Leben praktiziert werden muss. Die Praxis von yoga ermöglicht es einem, Einheit mit der ganzen Welt zu verwirklichen. Es ist Leben im Einklang mit Gott.
Yoga heisst, getreu den Prinzipien der Wahrheit zu leben und den Pfad der Unwahrheit zu vermeiden. Yoga ist eine Wissenschaft, die für das Studium der Reflektion gedacht ist. Es ist für jene, die davon überzeugt sind, dass die Welt der Sinne nichts Substanzielles zu bieten hat.
Yoga ist ein Prozess der stetigen Transformation. Die innere Vervollkommnung der Selbstverwirklichung kann nur durch Erfahrung offenbart werden. Das geschieht nur stufenweise. Die Umformung der eigenen Persönlichkeit wird über Stufen erreicht.
Wenn ihr im yoga fortschreitet, wird das Ego stufenweise durch die Seele (spirit) ersetzt. Dadurch kann der Wille Gottes wirken. Durch die Praxis von yoga wird der sadhaka (Sucher) von der Tyrannei des niederen Geistes (mind) befreit und wird göttlich. Auf einer späteren Stufe nimmt die Transformation die Form einer progressiven Entfaltung der Seele (spirit) an.
Ein Unterweisender oder guru ist für die Praxis von yoga unabdingbar. Der Anwärter sollte demütig, einfach, sanft, geläutert, tolerant, barmherzig und freundlich sein. Ihr werdet keinen Erfolg im yoga haben, wenn ihr den Wunsch hegt, psychische Macht zu erlangen. Yoga besteht weder daraus, sechs Stunden mit gekreuzten Beinen zu sitzen, noch im Anhalten des Herzschlages, noch in der Fähigkeit, sich für eine Woche oder einen Monat im Boden begraben lassen zu können.
27.03.01 YOGA IST EWIGES LEBEN
Yoga ist ein vollkommenes und praktisches System der Selbst-Kultur. Yoga ist eine exakte Wissenschaft; es zielt auf eine harmonische Entwicklung des Körpers, des Geistes und der Seele.
Yoga ist die Abkehr der Sinne vom objektiven Universum und deren Konzentration auf den innewohnenden Geist (mind). Yoga ist ewiges Leben in der Seele.
Yoga zielt auf das Kontrollieren des Geistes und seiner Modifikationen. Der Weg des Yoga ist ein innerer Weg, dessen Einfahrt euer Herz ist.
Yoga ist die Disziplin des Geistes, der Sinne und des physischen Körpers. Es hilft, die subtilen Kräfte innerhalb des Körpers zu kontrollieren und zu koordinieren.
Yoga bringt Vollkommenheit, Frieden und immerwährende Fröhlichkeit. Yoga hilft euch in eurer Firma und auch in eurem täglichen Leben. Durch Yoga habt ihr einen ruhigen Geist und einen friedvollen Schlaf.
Durch Yoga könnt ihr auch erhöhte Energie, Kraft, Vitalität, Langlebigkeit und einen hohen Gesundheitsstandart haben. Yoga verwandelt eure animalische Natur in göttliche Natur. Es erhebt euch auf den Gipfel göttlicher Herrlichkeit und Pracht.
Die Praxis von Yoga wird euch helfen, eure Emotionen und Leidenschaften zu kontrollieren. Es wird euch die Kraft geben, Versuchungen zu widerstehen und störende Elemente des Geistes zu beseitigen.
Yoga befähigt euch, immer einen ausgeglichenen Geist zu bewahren. Es beseitigt Müdigkeit. Es verleiht euch Klarheit, Gemütsruhe und wundervolle Konzentration. Es wird euch ermöglichen, Kommunion mit dem Herrn zu halten und so Selbstverwirklichung zu erlangen.
Wenn ihr Erfolg im Yoga haben möchtet, werdet ihr alle weltlichen Vergnügungen aufgeben müssen. Ihr werdet tapas (Entbehrungen) und brahmacharya (Keuschheit) praktizieren müssen.
Um den Geist zu zügeln, müsst ihr intelligente und vernünftige Methoden benutzen, weil, wenn ihr Gewalt benutzt, er nur unruhiger und bösartig wird. Jene, die versuchen den Geist mit Gewalt zu kontrollieren, sind wie die, die sich bemühen einen wütenden Elefanten mit einem seidenen Faden anzubinden.
28.03.01 WAS IST YOGA ?
Yoga ist die Wissenschaft, die uns den Weg, den effektivsten Weg, lehrt, wie wir unsere Mängel und Schwächen beseitigen und Vollkommenheit, Freiheit und überbewusste Seligkeit erreichen können. Den Zustand, in dem es Einheit mit dem Absoluten gibt.
Yoga befähigt seine Studenten, vollkommene Kontrolle über den physischen Körper, den Geist (mind) und die Sinne zu erlangen. Yoga zeigt euch die wunderbare Methode des Aufsteigens vom Bösen zum Guten und vom Guten zur Göttlichkeit, und dann von der Göttlichkeit zu göttlicher Pracht.
Yoga ist eine Suche nach Wahrheit. Es erhebt den Menschen zu spiritueller Hoheit. Diese Form der Selbsterziehung wird Yoga genannt. Der Yogi befolgt das Gesetz der Mässigung zu allen Zeiten. Er geht den mittleren Pfad. Er foltert nicht seinen Körper, aber er reguliert sein Essen und Schlafen. Er reguliert sein Reden und Arbeiten.
Yoga ist euer einmaliges Erbe. Geht auf diesem Pfad schrittweise und stetig voran. Nichts kann über Nacht erreicht werden. Aber stete Praxis wird euch langfristig gewiss grossen Segen bescheren. Yoga hat eine beispiellose Nützlichkeit und heilenden Wert, der bisher noch nicht von den modernen medizinischen Wissenschaften angezapft wurde.
Die Praxis von Yoga steht keiner Religion entgegen. Es steht keiner heiligen Kirche entgegen. Es ist rein spirituell und universell in seinen Lehren. Es widerspricht nicht dem aufrichtigen Glauben von irgend jemandem.
Yoga will euch nicht vom Leben abbringen; es verlangt eine Spiritualisierung des Lebens. Yoga bringt, Seite an Seite, physische und spirituelle Entwicklung hervor. Und letztlich ermöglicht Yoga dem Anwärter, glückselige Einheit mit dem Höchsten Wesen zu erlangen. Wenn Yoga reift, wird es zum überbewussten Zustand. Es wird zum `nirvikalpa samadhi´ (Verwirklichung des Absoluten) genannten Zustand.
Befleissigt euch hartnäckig in der Nachforschung nach eurem Selbst und in der Meditation. Seid wachsam. Seid gewissenhaft. Tötet Gedanken an und Verlangen nach der Welt durch heiliges Verlangen. Erschlagt unheilige Gedanken mit heiligen Gedanken. Siegt so über euer Schicksal. In euch befindet sich ein weiter Ozean des Wissens. Entfaltet euch. Werdet zum jivanmukta (eine befreite Seele). Erinnert euch: Gott hilft denen, die sich selbst helfen.
29.03.01 VERSTEHT DIE NATUR
Jederman sollte ein umfassendes Verständnis der Gesetze der Natur und ihrer Handlungsweisen haben. Dann kann man in dieser Welt reibungslos und glücklich umherziehen. Man kann die helfenden Kräfte in bestmöglicher Weise benutzen, um den eigenen Zwecken dienlich zu sein. Man kann die feindseligen oder widerstreitenden Strömungen neutralisieren. So, wie der Fisch gegen den Stom schwimmt, so wird man selbst auch fähig sein, gegen den feindseligen Strom zu schwimmen, indem man sich selbst durch passende, vorbeugende Methoden richtig reguliert und absichert. Ansonsten wird man zum Sklaven. Man wird durch die verschiedenen Strömungen hilflos hierhin und dorthin geschleudert werden. Verschiedene feindliche Kräfte schleifen einen in unterschiedliche Ecken. Man treibt wie eine hölzerne Planke in einem Fluss. Obwohl man möglicherweise reich ist und alles besitzt, was die Welt zu bieten hat, fühlt man sich doch jämmerlich und unglücklich.
Der Kapitän eines Dampfers, der einen Seefahrts-Kompass, Kenntnisse über das Meer, die Routen und die Meeresströmungen hat, kann reibungslos segeln. Andernfalls wird sein Dampfer hilflos hierhin und dorthin treiben und zerschellen, indem er an einen Eisberg oder einen Felsen geschleudert wird. Gleicherweise wird der kluge Segler im Ozean des Lebens, der genaue Kenntnisse über die Gesetze des karma und der Natur hat, sanft segeln und das Ziel des Lebens erreichen. Wenn ihr die Gesetze der Natur versteht, könnt ihr euren Charakter formen oder schärfen, wie immer ihr wollt. "Wie ein Mensch denkt, so wird er", ist eines der grossen Gesetze der Natur. Denkt, dass ihr rein seid; rein werdet ihr werden. Denkt, dass ihr edel seid; edel werdet ihr werden. Denkt, dass ihr ein menschliches Geschöpf seid; ihr werdet menschlich sein. Denkt, dass ihr Brahman seid; Brahman werdet ihr werden.
Derjenige, der Fröhlichkeit verbreitet, wird immer günstige Umstände bekommen, die ihm Fröhlichkeit bringen können. Der, der an andere Schmerz verteilt, wird nach dem Gesetz der Natur zweifellos solche ungünstigen Umstände bekommen, dass sie ihm Elend und Schmerz bringen werden.
Folglich erschafft der Mensch seinen eigenen Charakter und Umstände. Mittels guter Gedanken kann der schlechte Charakter in einen guten Charakter umgewandelt werden und ungünstige Umstände können durch gute Taten in günstige Umstände geändert werden.
O Ram! Ihr müsst die Gesetze der Natur verstehen und weise und glücklich werden.
30.03.01
doppelt
31.03.01 NATURGESETZE
Das Gesetz des Ausgleiches wirkt überall in den Erscheinungen der Natur. Der Samen bricht und ein grosser Baum erwächst aus ihm. Es gibt keinen Verlust beidem Brechen des Samens. Treibstoff brennt. Der Treibstoff ist zerstört. Gemäss des Gesetzes des Ausgleichs aber, gibt es Hitze. Viele Sachen werden aufgrund der Hitze über dem Feuer gekocht.
Das Gesetz des Ausgleiches arbeitet auch auf der geistigen Ebene. Es hält das Gleichgewicht aufrecht und begründet Frieden, Übereinstimmung, Ausgeglichenheit, Harmonie und Gerechtigkeit in der Natur. Denkt tief, überlegt und reflektiert. Ihr werdet sehen, dass das Gesetz des Ausgleiches überall in den Phänomenen der Natur wirkt. Es ist unerbittlich und unveränderlich. Niemand kann diesem unnachgiebigem und unwiderstehlichem Gesetz trotzen. Wenn ihr eine schlechte Handlung ausführt, werdet ihr zum Ausgleich eine schlechte Frucht ernten.
Wenn ihr das individuelle Leben als ein isoliertes Ereignis anseht, das mit der Geburt des physischen Körpers beginnt und mit seinem Tod endet, werdet ihr keinerlei korrekte Erklärung oder Lösung für die Angelegenheiten des Lebes finden.
Ihr werdet in Dunkelheit und Verzweiflung herumtasten. Euer gegenwärtiges Leben ist nichts im Vergleich mit dem ganzen Seelenleben. Es ist vorübergehend - ein blosses Bruchstück. Wenn ihr die Ursache oder das Vorhergehende für irgendetwas herausfinden möchtet, werdet ihr tief in die Angelegenheiten des ewigen Seelenlebens eindringen müssen. Alleine dann wird es völliges Gleichgewicht von Ursache und Wirkung, von Vorausgehendem und Auswirkung, geben. Das Leben endet nicht mit dem Zerfall dieses physischen Körpers. Es gibt Reinkarnation. Es hat zahllose frühere Leben gegeben. Ihr werdet die weitestgehende Betrachtung des Seelenlebens annehmen müssen. Dann werdet ihr eine vollkommene, befriedigende Lösung für all die verwickelten und komplizierten Angelegenheiten des Lebens finden.
Jede falsche Handlung oder Untat bringt seine eigene Bestrafung in Übereinstimmung mit dem Gesetz der Vergeltung. Das Gesetz der Ursache, das Gesetz der Aktion und Reaktion, das Gesetz des Ausgleichs und das Gesetz der Vergeltung - alle arbeiten zusammen. Derjenige, der einen anderen verletzt, verletzt zuerst sich selbst.
Erinnert euch, dass Gott weder unvollständig, noch ungerecht ist. Erinnert euch, dass Gott nicht verantwortlich für den Reichtum des einen Menschen, oder die Armut des anderen ist. Ihr leidet aufgrund eurer eigenen verruchten Taten. Es gibt nichts chaotisches oder launenhaftes in dieser Welt. In diesem Universum geschehen Dinge nicht durch Zufall oder Unglück in einer unordentlichen Weise. Sie geschehen in geordneter Folge und Ereignisse folgen einander in geregelter Ordnung. Es gibt eine Art der festen Verbindung zwischen dem, was jetzt durch euch getan wird und dem, was in Zukunft geschehen wird. Sät immer die Samen, die wohltuende Früchte hervorbringen und die euch jetzt und in der Zukunft glücklich machen werden.