Neid

Aus Yogawiki

Neid - Überlegungen und Tipps. Neid, auch Missgunst genannt, ist eines der verbreitetsten Gefühle im Menschen. Der Mensch hat ein natürliches Gefühl für Gerechtigkeit. Wenn jemand anderes mehr hat als man selbst, dann findet man das nicht ok. Wenn man das will, was ein anderer hat, dann kommt Neid auf. Neid zu überwinden ohne sich ausnutzen zu lassen, gehört zu den Aufgaben eines [spirituell]en Aspiranten.

Neid - Gemälde von Giotto di Bondone in der Scrovegni-Kapelle in Padua (ca. 1305-1306)

Neid wird im Gegensatz zu den Tugenden, die es zum Beispiel durch Yoga oder auch im Buddhismus auszubilden gilt - wie etwa Mitgefühl, Demut, Hingabe und Santosha (vgl. Yamas und Niyamas), als Laster klassifiziert. Neid ist der Wunsch einer Person, über die gleichen materiellen oder immateriellen Dinge wie eine andere Person bzw. über dieses Maß hinausgehende Dinge zu verfügen.

Neidgefühle entstehen, wenn wir uns mit anderen vergleichen und die Bilanz negativ ausfällt. Meist vergleicht man sich mit dem Nächsthöheren oder einer Person, die in irgendeiner Hinsicht ähnlich ist, bzw. man beneidet jemanden um Dinge, die für einen persönlich wichtig scheinen.

Konstruktiver und destruktiver Neid

Neid kann konstruktiv sein, wenn er stimulierend und produktiv wirkt. Damit ist weniger die konsumfördernde Wirkung gemeint (ein größeres Auto, das modernste Kleid…), als vielmehr die Kraft, die hinter dem Wunsch steht, selbst das zu erreichen, was der anderen Person geneidet wird. Dann ist der Neid Ansporn und Motor des Verhaltens.

Allerdings steht in der öffentlichen Wahrnehmung des Begriffes im Allgemeinen die Bedeutung des destruktiven Neids, also der Missgunst, im Vordergrund. Dann vergiften Neid und Missgunst unser Gefühlsleben und unsere Beziehungen zu den Mitmenschen. Sie gehen einher mit Selbstzweifel, Selbstmitleid, innerer Unzufriedenheit und/ oder Wut und Hass. Neid führt oft zu feindseligen Verhaltensweisen, angefangen von Sticheleien und abwertenden Bemerkungen, Verleumdung bis hin zu Mobbing und Aggressionen. Nicht selten gehen in diesem Prozess Partnerschaften, Familienbande oder Freundschaften zu Bruch.

Die Irre oder Porträt einer Frau, die unter zwanghaftem Neid leidet - Gemälde von Jean Louis Théodore Géricault (ca. 1822)

Dem Neidenden wird im Außen unterstellt, dass sein Neid auch dadurch zu befriedigen sei, dass der Beneidete die geneideten Güter verliert oder anderen Schaden erleidet. Die Neider selbst leiden unter Gefühlen von Einsamkeit, Eifersucht, Schmerz, Trauer sowie Schuldgefühlen, Gefühlen des Zurückgesetzt-Seins, dem Gefühl des Nicht-Genügens oder Zu-kurz-Kommens, das möglicherweise seit der Kindheit in ihnen steckt und ihre Leistungsfähigkeit einschränkt. In schlimmen Fällen kommt es zu Schlafstörungen, Depressionen und anderen manifesten Krankheiten. Nicht selten versucht die betroffene Person ihre Gefühle zu unterdrücken, sich mit Alkohol oder zu viel Essen zu betäuben oder sich mit viel Arbeit, Fernsehen und anderen Aktivitäten abzulenken.

Neid in den Religionen

Neid - Hieronymus Bosch (Madrider Todsündentafel, Anfang 16. Jh.)

Christentum

Das Christentum verurteilt Neid: dazu gibt es mehrere Erzählungen in der Bibel. Vor allem die Erzählung von Kain und Abel ist bekannt. Hier ist Neid sogar ein Mordmotiv. Seit dem 6. Jahrhundert ist der Neid eine der sieben Hauptsünden im Christentum. Die sieben Hauptsünden bzw. Hauptlaster sind: Stolz, Neid, Völlerei, Geiz, Faulheit bzw. Trägheit, Zorn und Wollust.

Islam

Auch im Islam ist der Neid eine schlechte Eigenschaft. Der Neid wird im Koran erwähnt. Um den Neid zu bezwingen, sollte man bei sich selbst beginnen. Der Prophet Mohammed sagt, dass Neid zu Unheil und zum Tod führen kann. Gebete und Schutzverse sollen den Gläubigen vor Neid schützen.

Hinduismus

Nach dem Verständnis des Hinduismus ist gesellschaftliche Ungleichheit die Folge des individuellen Karmas. Neid sei dabei das nicht akzeptierte Karma. Das eigene Karma, die eigene Kaste anzuerkennen kann in diesem oder einem nächsten Leben mit der Wiedergeburt in eine höhere Kaste belohnt werden.

Buddhismus

Im Buddhismus wird Neid als ein „leidbringender Geisteszustand“, ein „Störgefühl“ bezeichnet, das aus Unwissenheit oder Nicht-Erkennen entsteht, dass die wahre Natur des Menschen wie der offene unbegrenzte Raum ist, frei von einer Ich-Vorstellung. Durch Achtsamkeitsübung, z.B. Meditation, kann man herausfinden, wann das Gefühl im Geist auftaucht und Besitz ergreift. Dann kann Neid auch ein Wegweiser sein, denn der Neidende wird nur neidisch, wenn er es selbst für möglich hält, diese Eigenschaft zu verkörpern (niemand ist neidisch auf Barack Obama oder den Dalai Lama). Das Leben lädt dazu ein, die geneideten Qualitäten in sich zu entdecken.

Neid im Yoga

Buchcover der "Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute" von Sukadev Volker Bretz

Yoga ist ein komplexes System von "Handlungsanweisungen", die in mehreren Stufen zur Selbsterkenntnis und zur Befreiung von Angst, Neid und Selbstsucht führen können.

Yoga ist das "Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geiste". (Patanjali)

1. Jnana Yoga - der "Yoga der Erkenntnis und der Weisheit"

Der Übende schult sich im Reflektieren für seine Selbstbewusstheit und Kontemplation und erlangt intuitive innere Erfahrung durch Studium der heiligen Schriften und der Philosophie.

Der Weg führt über die Annahme und Betrachtung der Situation sowie über das wertungsfreie "Loslassen".

2. Bhakti Yoga - der "Yoga der liebenden Hingabe an das Göttliche"

Hier geht es um die Erfüllung der individuellen Lebensaufgabe. Dabei ist auf diesem Weg der Entwicklung bzw. der Klärung des Bewusstseins das Handeln immer der Maxime der Liebe unterstellt. Mit Bhakti Yoga übt man, durch Hingabe und Loslassen der eigenen Wünsche sowie der Begierden Freiheit (Moksha) zu erlangen.

Mit der liebenden Hingabe an das Göttliche gelangt der Übende auch in die Liebe des Selbst und kann sich so annehmen, wie er ist.

3. Karma Yoga - der "Yoga des aktiven entschlossenen Handelns"

Der Übende handelt frei von Selbstsucht und Konzentration auf das eigene Ego sowie unabhängig von Erfolg und Misserfolg. Er entwickelt eine Bewusstheit zum Wohl aller Wesen.

Im selbstlosen Handeln zum Wohl Aller werden Gefühle des Zurückgesetzt-Seins, des Nicht-Genügens, der Einsamkeit etc. überwunden und die Liebe zum Nächsten entwickelt.

Mit Asanas ins Gleichgewicht kommen - der Baum

4. Raja Yoga - der "Yoga des Geistes (Königlicher Yogaweg)"

Raja Yoga bedeutet die Beherrschung der eigenen Gedanken und Überwindung von Leidenschaft, Gier, Ärger, Zorn, Begierde, Täuschung, Stolz, Eifersucht und Neid.

Wer die tiefe Wahrheit des Lebens einmal begriffen hat, der wird seinen Neid nicht verdrängen, sondern ihn als Alarmsignal seiner Seele ernst nehmen, seinen Gedanken auf den Grund gehen und ihn so überwinden.

5. Hatha Yoga - der "Yoga der Kraft"

Die verschieden Körperübungen (Asanas), Atemtechniken (Pranayama) und Meditation (Dhyana) schulen Kraft, Ausdauer und Geduld und führen zu einem Gleichgewicht der unterschiedlichen Energien, die im Körper wirken.

Hatha Yoga trägt dazu bei, Körper, Emotionen und Geist in Harmonie zu bringen und gesund zu halten.

6. Kundalini Yoga - der "Yoga der Energie"

Der Kundalini Yoga-Weg ist ein zugleich sicherer wie auch machtvoller Weg für mehr Energie im Alltag, zur Entfaltung der Persönlichkeit und zur Erweiterung des Bewusstseins. Er beantwortet Fragen wie "Wer bin ich?", "Woher komme ich?", "Wohin gehe ich?" und "Was ist der Zweck des Lebens?".

Den Kundalini Yoga-Weg zu beschreiten setzt voraus, dass der Übende seine aktive Kraft bei der Gestaltung seines Lebens erkannt hat und diese weiterentwickeln möchte. Yoga ist eine starke Aufforderung, aktiv zu werden.

Umgang mit dem Neid anderer

Vertrauen ist ein Gegenpol zu Neid

Menschen haben eine Neigung zu Neid, Menschen wollen gerne das haben was andere haben. Wie gehst du damit um, wenn du bei einem anderen Menschen Neid erkennst? Angenommen er/sie ist neidisch auf dich, dann kannst du dich erst einmal glücklich schätzen. Man sagt so schön Mitgefühl oder Mitleid bekommt man geschenkt und Neid muss man sich verdienen.

Wenn du etwas hast, was gut ist auch wenn du es dir selbst erarbeitet hast. Oder noch mehr wenn es dir zugefallen ist, dann kann das den Neid auf sich ziehen. Das ist etwas ganz natürliches. Damit musst du auch umgehen lernen. Der Preis des Erfolgs ist Neid. Wie gehst du jetzt damit um? Eine Möglichkeit ist es zu ignorieren. Zweite Möglichkeit ist dass du mit dem anderen teilst was du hast. Die dritte Möglichkeit ist, du gibst dem anderen auch Tipps, wie er oder sie selbst erfolgreich sein kann.

Angenommen du siehst jemanden der neidisch auf jemand anderen ist als auf dich, dann könntest du ihm oder ihr auch sagen: Wenn du das erreichen willst kannst du es auch erreichen, du musst dich dort engagieren. Du könntest ihm Tipps geben wie er oder sie sich engagiert, um das zu bekommen wofür er andere beneidet. Oder du kannst dem anderen auch sagen, du magst bedauern nicht das zu haben, was der andere hat. Aber sei dir bewusst vieles hat einen Preis. Wenn jemand das und das erreicht hat, dann wird er mit anderen umgehen können. Würdest du das wollen, wärst du bereit den Preis des Erfolgs zu bezahlen? So kann man auch vieles neidisch sein, aber man kann sich auch dafür engagieren und man kann sich für eine gerechtere Welt einsetzen.

Synonyme und Antonyme zu Neid

Neid in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Neid gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Neid - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Neid sind zum Beispiel Eifersucht, Misstrauen, Missgunst, .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Antonyme Neid - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Neid sind zum Beispiel Anerkennung, Neidlosigkeit, Respekt, Wertschätzung, Gönnerhaftigkeit . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Neid, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Neid, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Neid stehen:

Eigenschaftsgruppe

Neid kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Neid sind zum Beispiel das Adjektiv neidisch, das Verb neiden, sowie das Substantiv Neider.

Wer Neid hat, der ist neidisch beziehungsweise ein Neider.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/raja-yoga-positives-denken-gedankenkraft/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/yoga-ausbildung/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS

Multimedia

MP3-Meditation: Negative Gefühle auflösen

<mp3player>http://yoga-psychologie.podspot.de/files/Meditation_negative_Gefuehle_aufloesen.mp3</mp3player>