Dalai Lama

Aus Yogawiki

Der Dalai Lama ist der höchste Lama in der Schule der Gelug oder der “Gelbmützen” des Tibetischen Buddhismus, der von Tsongkhapa (1357 – 1419) gegründet wurde. Der Name ist die Verbindung des mongolischen Wortes „dalai“, das „Ozean“ bedeutet und des tibetischen Wortes „bla-ma“ (mit einem leisen „l“), das „Guru, Lehrer“ bedeutet.

Tenzin Gyatsho, der XIV. Dalai Lama

Entsprechend der tibetisch-buddhistischen Doktrin, ist der Dalai Lama die Wiedergeburt in einer Reihe von „Trülkus“, die man als Manifestationen des „Boddhisattva“ des Mitgefühls (Avalokiteshvara) betrachtet. 49 Tage nach dem Tod des Dalai Lama inkarniert sich seine Seele im Körper eines Knaben wieder. Der Dalai Lama wird häufig als der Leiter der Gelug Schule angesehen, diese Stellung nimmt allerdings der Ganden Tripa ein. Die Linie der Dalai Lamas begann in einer Nachfolge spiritueller Lehrer. Der V. Dalai Lama übernahm die politische Autorität in Tibet.

Seit dem 17. Jahrhundert bis 1959 war der Dalai Lama das Staatsoberhaupt der tibetischen. Tenzin Gyatsho, der XIV. Dalai Lama, blieb danach das Staatsoberhaupt für die Zentrale Tibetische Regierung (im Exil) bis er im März 2011 in Rente ging. Er hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Institution des Dalai Lama abgeschafft werden kann und dass der nächste Dalai Lama auch außerhalb Tibets gefunden werden und sogar weiblich sein könnte. Die chinesische Regierung wies dies zurück und behauptete, dass nur sie selbst die Autorität habe, um den nächsten Dalai Lama auszusuchen.

Die Suche nach der Reinkarnation

1252 gewährte Kublai Khan Drogön Chögyal Phagpa und Karma Pakshi, dem II. Karmapa, eine Audienz. Karma Pakshi wollte jedoch die Schirmherrschaft von Möngke Khan. Vor seinem Tod 1283 schrieb Karma Pakshi in seinem Testament, dass er die etablierten Interessen seiner Sekte beschützen wollte, indem er seine Schüler beauftragte, einen Jungen zu finden, der die schwarze Mütze erben sollte. Seine Anweisung baute auf die Prämisse, dass die buddhistische Ideologie ewig ist und dass Buddha Ausstrahlungen senden würde, um die Mission zu vervollständigen, die er begonnen hatte. Karma Pakshis Schüler handelten dem Testament entsprechend und fanden den wiedergeborenen Jungen ihres Meisters. Dieses Ereignis war der Beginn des Lehrerinkarnationssystems für die Linie der schwarzen Mützen des tibetischen Buddhismus. Zur Zeit der Ming Dynastie, verlieh der Kaiser den Titel „Großer kostbarer Prinz von Dharma“ dem ersten Prinzen von Dharma, und zwar Karmapa mit schwarzer Mütze. Unterschiedliche Sekten des tibetischen Buddhismus reagierten auf das Lehrerinkarnationssystem, indem sie eine ähnliche Nachfolge erschufen.

Nach der Tradition des Himalaya ist “Phowa” die Disziplin, die den Gedankenfluss zum geplanten Körper trägt. Nach dem Tod des Dalai Lama und der Befragung des Nechung Orakels, wird die Suche nach dem „Yangsi“ oder der Wiedergeburt des Dalai Lama in die Wege geleitet. Ursprünglich sah die Tradition vor, dass die Hohen Lamas der Gelug Tradition und die tibetische Regierung, die Verantwortung hatten, die Wiedergeburt zu finden. Der Prozess kann ungefähr zwei bis drei Jahre dauern, bis man den Dalai Lama gefunden hat, und um den XIV. Dalai Lama, Tenzin Gyatsho, zu finden, brauchte man vier Jahre. Die Suche nach dem Dalai Lama wurde bisher auf Tibet beschränkt. Tenzin Gyatsho hat schon erklärt, dass er nicht in der Volksrepublik China wiedergeboren wird, allerdings hat er auch erwähnt, dass er überhaupt nicht wiedergeboren wird. Damit wollte er wohl sagen, dass die Funktion des Dalai Lama überholt ist.[1]

Der Dalai Lama zur Weltlage

Die Hohen Lamas setzten ganz unterschiedliche Strategien ein, um die Chance zu erhöhen, die Wiedergeburt des Dalai Lama zu finden. Sie gingen oft zu Lhamo La-tso, einem See im Zentrum von Tibet, und hielten Ausschau nach einem Zeichen, das der See ihnen gibt. Dies konnte eine Vision sein oder irgendein Hinweis für die Richtung, in die die Suche gehen sollte - so wurde auch Tenzin Gyatsho, der XIV. Dalai Lama, gefunden. Es heißt, dass Palden Lhamo, der weibliche Schutzgeist des heiligen Sees Lhamo La-tso, dem I. Dalai Lama, Gendun Drup, in einer seiner Visionen versprach, dass sie die Reihe der Wiedergeburten der Dalai Lama beschützen würde. Seit der Zeit von Gendun Gyatsho, dem II. Dalai Lama, der das System formalisierte, gingen die Regenten und andere Mönche zum See, um Führung zu bekommen und die nächste Reinkarnation durch Visionen zu empfangen, während sie dort meditierten.[2]

Lhamo Latso liegt wie ein glänzender azurfarbener Edelstein in einem Ring aus grauen Bergen. Die Erhöhung und die umliegenden Gipfel führen dazu, dass es dort ein sehr stark wechselndes Klima gibt, und der immerwährende Wechsel von Wolken und Wind erschafft ein sich permanent veränderndes Muster auf der Oberfläche des Wassers. Auf dieser Oberfläche erscheinen jenen Menschen Visionen, die sie im richtigen Geisteszustand suchen.[3] Hier empfing 1935 der Regent Reting Rinpoche eine klare Vision von drei tibetischen Buchstaben und einem Kloster mit einem jadegrünen und goldenen Dach, einem Haus mit türkisfarbenen Dachziegeln, was zu der Auffindung von Tenzin Gyatsho, dem XIV. Dalai Lama führte.

Die Hohen Lamas können auch eine Vision durch einen Traum empfangen oder bei der Einäscherung des einen Dalai Lama der Rauchrichtung folgen, um den zukünftigen Dalai Lama zu finden. Sobald die Hohen Lamas das Haus und den Jungen, den sie für die Reinkarnation halten, gefunden haben, muss der Junge eine Reihe von Tests bestehen, um seine Wiedergeburt zu bestätigen. Sie zeigen ihm ein paar Artefakte, von denen nicht alle dem vorhergehenden Dalai Lama gehörten, und wenn der Junge, die Gegenstände aussucht, die dem vorhergehenden Dalai Lama gehört hatten, wird dies als ein Zeichen betrachtet und zusammen mit den anderen Hinweisen für eine Bestätigung der Reinkarnation gehalten.

Wenn nur ein einziger Junge gefunden wird, werden die Hohen Lamas, lebende Buddhas der drei großen Klöster, sekuläre Geistliche und beamtete Mönche einladen, um ihren Fund zu bestätigen und dann der zentralen Regierung durch den tibetischen Minister zu melden. Später werden die drei wichtigsten Diener des Dalai Lama, hohe Amtspersonen, zusammen mit einem Gefolge den Jungen und seine Familie abholen und ihn nach Lhasa bringen, wo der Junge dann im Normalfall ins Kloster Drepung gebracht wird, um die buddhistische Sutra zu studieren und die Rolle des spirituellen Führers in Tibet zu übernehmen.

Wenn es mehrere mögliche Inkarnationen gibt, dann haben Regenten, hohe Amtspersonen, die Mönche von Jokhang in Lhasa und der Minister von Tibet die Namen aller möglichen Kandidaten in eine Urne gelegt und haben so den Nachfolger des Dalai Lama gewählt.

Weisheit - Lernen von Buddha

Der ursprüngliche Gebrauch des Namens „Dalai Lama“

1578 vergab der mongolische Herrscher Altan Khan Sonam Gyatsho den Titel „Dalai Lama“. Der Titel wurde nachträglich den zwei Vorgängern seiner Reinkarnationslinie vergeben, an Gendun Drup und Gendun Gyatsho. Gendun Gyatsho war auch der Amtsvorgänger von Sonam Gyatsho als Abt im Kloster Drepung. Der XIV. Dalai Lama behauptet, dass Altan Khan nicht die Absicht hatte, einen Titel als solchen zu vergeben, sondern einfach nur den Namen „Sonam Gyatsho“ ins Mongolische zu übersetzen. Viele Schriftsteller hätten die Wortszusammensetzung „Dalai Lama“ fälschlicherweise als „Ozean der Weisheit“ übersetzt. Der ganze mongolische Titel heißt: „der wundervolle Vairadhara, der gute glanzvolle lobenswerte Ozean“, der von Altan Khan vergeben wurde ist ursprünglich eine Übersetzung der tibetischen Worte „Sonam Gyatsho“, wobei „Sonam“ „Verdienst“ bedeutet.[4]

Der 14. Dalai Lama meinte dazu: „Der Name jedes einzelnen Dalai Lama, angefangen beim zweiten Dalai Lama, schloss das Wort “Gyatsho” mit ein, was im Tibetischen „Ozean“ bedeutet. Auch jetzt ist es so. Ich heiße Tenzin Gyatsho. Der Vorname ändert sich, aber der Nachname (das Wort “Ozean”) bleibt und wird ein Teil von dem Namen des Dalai Lama. Alle Dalai Lama, beginnend mit dem zweiten, hatten diesen Namen. Ich stimme dem also nicht wirklich zu, dass die Mongolen daraus einen Titel gemacht haben. Es war ursprünglich nur eine Übersetzung.“[5]

Was auch immer die ursprüngliche Absicht war, der mongolische “Dalai”, der im Tibetischen vom Wort her keine Bedeutung hat, wurde weitestgehend als Titel verstanden. Der Name oder der Titel „Dalai Lama“ im Mongolischen, könnte sich auch vom Titel ableiten, den Temüjin oder Genghis Khan angenommen hat, als er zum Kaiser eines vereinten mongolischen Staates 1206 ausgerufen wurde. Temüjin nahm den Namen Cingis Qaghan oder „Fürst des Ozeans“ an, was im Deutschen Dschingis Khan bedeutet.[6] Die Tibeter titulieren den Dalai Lama als “Gyalwa Rinpoche” („Edler Sieger“), „Kundun“ („Präsenz“), „Yishin Norbu“ („Juwel, das Wünsche erfüllt“) usw.[7]

Sonam Gyatsho war ein Abt des Klosters Drepung. Er wurde als einer der bedeutendsten Lamas seiner Zeit angesehen. Obwohl Sonam Gyatsho als erster Lama den Titel „Dalai Lama“ trug, war er der dritte seiner Linie, und er wurde als dritter „Dalai Lama“ bekannt. Der Titel wurde seinen vorhergehenden Inkarnationen nachträglich verliehen.

Yonten Gyatsho (1589 – 1616) war der IV. Dalai Lama und kein Tibeter. Er war der Enkelsohn von Altan Khan. Die Trülku-Tradition des Dalai Lama hat sich zu einer Institution hin entwickelt und wurde auch als solche begründet.

Die Institution des Dalai Lama wurde über die Jahrhunderte hinweg zu einem wichtigen Mittelpunkt der kulturellen tibetischen Identität, eine symbolische Verkörperung des tibetischen nationalen Charakters. Heutzutage sind der Dalai Lama und das Büro des Dalai Lama wichtige Institutionen in ihrem Kampf für die Unabhängigkeit und, noch viel dringender, für ihr kulturelles Überleben. Der Dalai Lama wird als die wichtigste Inkarnation von Chenrezig angesehen (in Indien spricht man über ihn als Ayalokiteshvara), als Boddhisattva des Mitgefühls und Schutzgottheit von Tibet. In dieser Rolle hat der Dalai Lama sich dafür entschieden, Frieden und Mitgefühl einzusetzen – sowohl gegenüber seinen eigenen Leuten und auch gegenüber ihren Unterdrückern. In diesem Sinne ist der Dalai Lama eine Verkörperung eines Ideals tibetischer Werte und ein Eckpfeiler tibetischer Identität und Kultur.[8]

Verhaegen erwähnt den “überpolitischen” Einfluss, den die Institution des Dalai Lama in historischen Regionen wie Westchina, Mongolei, Ladakh zusätzlich zu den anderen Königreichen des Himalayas hat: „Die Dalai Lama haben auch als wichtigste spirituelle Führer vielen Königreichen gedient, die an Tibet angrenzen (China, Mongolei und Ladakh). Die literarischen Werke des Dalai Lama haben über Jahrhunderte hinweg mehr als fünfzig Millionen Menschen in diesen Regionen inspiriert. Diese Schriften, die die Verbindung zwischen buddhistischer Philosophie und dem gelebten tibetischen Buddhismus reflektieren, wurden zu einem der weltgrößten Speicher spirituellen Denkens.[9]

Der XIV. Dalai Lama wird häufig „Seine Heiligkeit“ genannt, was als Analogie zum Papst zu verstehen ist, obwohl es sich nicht ins Tibetische übersetzen lässt.

Vor dem 20. Jahrhundert haben sich europäische Quellen oft auf den Dalai Lama als „Großen Lama“ bezogen. So machte sich beispielsweise Benjamin Franklin Bache über George Washington lustig, indem er ihn den „Großen Lama seines Landes“ nannte. Manche Menschen glaubten, dass der Dalai Lama von den Tibetern wie eine Gottheit verehrt wird.

Tibet

In den 1630er Jahren wurde Tibet in Machtkämpfe zwischen den aufstrebenden Manchus und unterschiedlichen Mongolen und Oiraten verwickelt. Lidgen Khan von den Chakhar, der sich von den Manchus zurückzog, brach nach Tibet auf, um die Sekte der Gelben Mützen zu vernichten. Er starb 1634 auf dem Weg nach Qinghai (Koko Nur). Sein Vassale Tsogt Taij führte den Kampf fort, selbst nachdem sein eigener Sohn Arslan umgebracht wurde. Tsogt Taij wurde von Güshi Khan 1637 getötet. Dieser wurde dann tibetischer Oberherr und handelte als „Beschützer der gelben Kirche“. Güshi half dem V. Dalai Lama, sich als höchste spirituelle und politische Autorität in Tibet zu etablieren und zerstörte alle potentiellen Rivalen. Der Zeitraum des V. Dalai Lama war aber auch eine Hochphase der kulturellen Entwicklung.

Der Tod des V. Dalai Lama wurde fünfzehn Jahre lang vom damaligen Regenten Sanggye Gyatsho geheim gehalten. Man handelte offenbar so, damit der Potala Palast fertig gestellt werden konnte und um die Nachbarn Tibets davon abzuhalten, die Zeit, in der die Nachfolge des Dalai Lama noch nicht geklärt war, zu ihrem Vorteil zu nutzen.[10]

Tsangyang Gyatsho, der VI. Dalai Lama, wurde erst 1697 ins Amt berufen. Tsangyang Gyatsho genoss einen Lebensstil, der Trinken, Frauengesellschaft und das Schreiben von Liebesliedern mit einschloss.[11] 1705 nutzte Lobzang Khan aus Khoshud die Eskapaden des VI. Dalai Lama als Entschuldigung, um die Kontrolle über Tibet zu übernehmen. Der Regent wurde ermordet und der Dalai Lama nach Beijing geschickt. Auf dem Weg dahin starb der Dalai Lama angeblich an einer Krankheit. Lobzang Khan benannte einen neuen Dalai Lama, der allerdings von der Gelugpa Schule nicht akzeptiert wurde. Kelzang Gyatsho wurde in der Nähe von Koko Nur entdeckt und wurde zum Mitbewerber und Konkurrenten. Die Zungaren brachen in Tibet 1717 ein, entthronten und töteten Lobzang Khans Bewerber für die Position des Dalai Lama. Das wurde weitestgehend akzeptiert. Dennoch begannen sie bald die Plätze von Lhasa zu plündern, was ihnen einen schnellen Gegenschlag von Kaiser Kangxi 1718 einbrachte. Aber seine militärische Expedition wurde durch die Zungaren im Kampf am Salween Fluss in der Nähe von Lhasa zerstört. Eine zweite, größere Expedition, die Kaiser Kangxi lossandte, vertrieb die Zungaren aus Tibet im Jahr 1720, und die Truppen wurden als Befreier bejubelt. Sie brachten Kelzang Gyatsho von Kumbum nach Lhasa, und er wurde als VII. Dalai Lama eingesetzt.

Political Independance for Tibet - Der Dalai Lama in Washington 1993

Nach ihm starben der VIII., der IX. und der X. Dalai Lama noch bevor sie das Erwachsenenalter erreichten. Der XI. und der XII. Dalai Lama waren schon beide in Amt und Würden, sie starben allerdings kurze Zeit danach. Somit ist seit 113 Jahren die oberste Behörde unter der Leitung eines Dalai Lama. Eine Ausnahme bilden zwei Jahre, als ein Adliger das Amt innehatte und in der Zeit des Übergangs vom XI. zum XII. Dalai Lama.

Es wurde manchmal behauptet, dass diese Sachlage immer wieder von den Ambans, den kaiserlichen Residenten in Tibet, vorgebracht wurde, die behaupteten, dass es leichter wäre Tibet durch einen politischen Staatsregenten im Griff zu haben als durch einen Dalai Lama. Die Ambans waren nach ihrem ersten Rausch 1750 immer weniger interessiert und effizient. Tibet wurde für sie zu einem Exil von der Urbanität und der Kultur Pekings. Die Ambans erlaubten es, dominiert zu werden. Der Ehrgeiz und die Machtgier der Tibeter führten dazu, dass die nächsten fünf Dalai Lama Opfer ständiger Vormundschaft wurden.

Thubten Jigme Norbu, der ältere Bruder des jetzigen XIV. Dalai Lama, beschreibt diese unglücklichen Ereignisse folgendermaßen: „Es ist wahrscheinlich mehr als ein Zufall, dass zwischen dem VII. und dem XIII. Amtsinhaber, nur ein einziger ein höheres Alter erreichte. Der VIII., Gyampal Gyatsho, starb in seinen Dreißigern, Lungtog Gyatsho starb als er elf Jahre alt war, Tsultrim Gyatsho im Alter von achtzehn, Khadrup Gyatsho und Krinla Gyatsho ebenfalls im Alter von achtzehn. Man kann davon ausgehen, dass einige, wenn nicht alle, vergiftet worden sind.[12]

Thubten Gyatsho, der XIII. Dalai Lama, übernahm die Herrschaft von den Klöstern, die vorher (1895) einen großen Einfluss auf den Regenten hatten. Aufgrund der zwei Zeiträume des Exils von 1904 – 1909, um der britischen Invasion zu entfliehen und von 1910 – 1912, um der chinesischen Invasion zu entkommen, wurde er sich sehr wohl der Komplexität internationaler Politik bewusst. Er war der erste Dalai Lama, der sich der Bedeutung ausländischer Beziehungen bewusst war. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Indien und Sikkim im Januar 1913, übernahm der XIII. Dalai Lama die Regulierung der ausländischen Beziehungen. Der XIII. Dalai Lama verhandelte direkt mit dem Maharaja, mit dem britischen politischen Beamten in Sikkim, mit dem König von Nepal anstatt es dem Kashag oder dem Parlament zu überlassen.[13]

Thubten Gyatsho veröffentlichte im Sommer 1912 eine Unabhängigkeitserklärung von China für sein Königreich in Zentral Tibet und entwarf eine tibetische Flagge, obwohl kein anderer unabhängiger Staat diese Unabhängigkeit anerkannte.[14] Der XII. Dalai Lama verwies die Ambans und alle zivilen Chinesen des Landes und führte viele Maßnahmen ein, um Tibet zu modernisieren. Dies beinhaltete auch Maßnahmen, um die exzessiven Forderungen an die Bauern zu drosseln, die von Klöstern und den Adligen an sie gestellt wurden. In den 1920er Jahren baute der XII. Dalai Lama eine unabhängige Polizei-Gewalt auf, schaffte die Todesstrafe ab, baute die säkulare Erziehung und die Stromversorgung in der Stadt Lhasa aus.[15] Thubten Gyatsho, der XIII. Dalai Lama, starb 1933.

Der XIV. Dalai Lama wurde erst zum 17. November 1950 ins Amt berufen, als die Volksrepublik China in das Land einfiel. 1951 akzeptierte der XIV. Dalai Lama und die tibetische Regierung formell die Sieben-Punkte-Vereinbarung, durch die Tibet offiziell in die Volksrepublik China eingeschlossen wurde. Da der Dalai Lama 1959 am Anfang einer Revolte Angst um sein Leben hatte, floh er nach Indien, wo er seitdem eine Regierung im Exil führte. 2001 gab der XIV. Dalai Lama seine absolute Macht über die Regierung an ein gewähltes Parlament der Tibeter im Exil ab. Sein ursprüngliches Ziel war die vollkommene Unabhängigkeit Indiens in den späten 1980er Jahren, stattdessen strebte er nach einer hohen Autonomie.[16] Der XIV. Dalai Lama strebt immer noch nach einer größeren Autonomie von China, obwohl Dolma Gyari, der stellvertretende Sprecher des Parlamentes im Exil meinte: „Wenn der Mittelweg kurzfristig scheitert, werden wir dazu gezwungen, uns für die vollkommene Unabhängigkeit oder für Selbstbestimmung durch die UN-Charta einzusetzen.“[17]

The Power of Women

Die Residenz

Beginnend mit dem V. Dalai Lama und bis zum Auszug des XIV. Dalai Lama ins Exil 1959, verbrachten die Dalai Lama den Winter im Potala Palast und den Sommer im Norbulingka Palast und Park. Beide Paläste befinden sich in Lhasa oder in einem Umkreis von drei Kilometern. 1959, nach dem fehlgeschlagenen Aufstand in Tibet, suchte der XIV. Dalai Lama Zuflucht in Indien. Der damalige indische Premierminister, Jawajarlal Nehru, ließ Funktionäre beim Dalai Lama und im tibetischen Parlament zu. Der Dalai Lama lebt seitdem im Exil in Dharamshala, im Staat Himachal Pradesh in Nordindien, wo die zentrale tibetische Verwaltung auch ihren Sitz hat. Tibetische Flüchtlinge haben viele Schulen und buddhistische Tempel in Dharamshala erbaut und eröffnet.[18]

Liste der Dalai Lama

Es gab vierzehn anerkannte Dalai Lama:

  1. Gendung Drup (1391 – 1474)
  2. Gendun Gyatsho (1475 – 1542)
  3. Sonam Gyatsho (1543 – 1588)
  4. Yonten Gyatsho (1589 – 1617)
  5. Ngawang Lobsang Gyatsho (1617 – 1682)
  6. Tsangyang Gyatsho (1683 – 1706)
  7. Kelzang Gyatsho (1707 – 1757)
  8. Jamphel Gyatsho (1758 – 1804)
  9. Lungtok Gyatsho (1805 – 1815)
  10. Tsultrim Gyatsho (1816 – 1837)
  11. Khendrup Gyatsho (1838 – 1856)
  12. Trinley Gyatsho (1857 – 1875)
  13. Thubten Gyatsho (1876 – 1933)
  14. Tenzin Gyatsho (geb. 1935)

Es gab auch einen Dalai Lama, der nicht anerkannt war - Ngawang Yeshey Gyatsho. Er wurde am 28. Juni 1707 im Alter von 25 Jahren von Lha-bzang Khan als der „wahre“ VI. Dalai Lama erklärt. Er wurde allerdings niemals richtig als solcher vom Volk akzeptiert.[19]

Die Zukunft der Position

Mitte der 1970er Jahre erzählte Tenzin Gyatsho, der XIV. Dalai Lama, einer polnischen Zeitung, dass er denkt der letzte Dalai Lama zu sein. In einem späteren Interview, das in der englischen Presse veröffentlicht wurde, sagte der Dalai Lama: „Das Amt des Dalai Lama war eine Institution, die gegründet wurde, um anderen zu dienen. Es kann gut sein, dass sie bald ihren Sinn erfüllt hat.[20]

Diese Äußerungen riefen Unruhen unter den Tibetern in Indien hervor. Viele konnten nicht glauben, dass das auch in Betracht gezogen werden könnte. Man hatte den Eindruck, dass es nicht die Entscheidung des Dalai Lama war, sich wieder zu inkarnieren. Sie hatten vielmehr den Eindruck, dass der Dalai Lama eine nationale Institution ist und dass das tibetische Volk darüber entscheiden sollte, ob der Dalai Lama sich wieder inkarniert.[21]

Die Regierung der Volksrepublik China beansprucht die Macht, hohe Inkarnationen in Tibet zu bestätigen. Sie beruft sich dabei auf eine Entscheidung, die Kaiser Qianlong aus der Qing Dynastie getroffen hatte. Kaiser Qianlong führte ein Wahlsystem für den Dalai Lama und für den Panchen Lama ein, bei der wie beim Lotto Namen aus einer goldenen Urne gezogen werden. Diese Methode wurde ein paar Mal für beide Positionen benutzt, geriet dann aber immer mehr in Vergessenheit. 1995 wollte der Dalai Lama, die Wahl des XI. Panchen Lama ohne die goldene Urne durchführen, wobei das chinesische Parlament darauf bestand, sie zu benutzen. Dies führte zu zwei sich rivalisierenden Panchen Lamas: Gyaincain Norbu, der von der chinesischen Regierung mit der Urne gewählt wurde und Gedhun Choekyi Nyima, der vom Dalai Lama gewählt wurde.

Im September 2007 sagte die Regierung, dass alle Mönche von der Regierung anerkannt werden müssen, was auch die Wahl des XV. Dalai Lama nach dem Tod von Tenzin Gyatsho mit einschließt. Die Tradition besagt, dass der Panchen Lama die Reinkarnation des Dalai Lama anerkennen muss, was eine andere mögliche Methode der Kontrolle darstellt.

Als Antwort auf dieses Szenarium erwiderte Tashi Wangdi, der Stellvertreter des XIV. Dalai Lama, dass die Wahl der chinesischen Regierung bedeutungslos sei: „Man kann einem Imam, einem Erzbischof oder einem Heiligen nicht einfach eine Religion aufzwingen … man kann diese Dinge nicht jemand anderem politisch auferlegen. Es muss die Entscheidung der Menschen sein, die in der Tradition stehen. Die Chinesen können ihre politische Macht nutzen. Das bedeutet dennoch nichts – genau so wie ihr Panchen Lama. Und sie können ihren Panchen Lama nicht in Tibet festhalten. Sie versuchten ihn mehrmals zu seinem Kloster zu bringen, aber die Menschen wollten ihn nicht sehen. Wie kann man einen solchen religiösen Führer haben?[22]

Der Dalai Lama sagte schon 1969, dass die Tibeter entscheiden, ob die Institution des Dalai Lama weiter bestehen soll.[23] Er hat darauf hingewiesen, dass eine mögliche Abstimmung aller tibetischen Buddhisten zeigen könnte, ob sie seine Wiedergeburt anerkennen.[24] Als Antwort auf die Möglichkeit, dass die chinesische Regierung seinen Nachfolger wählen will, sagte der Dalai Lama, dass er nicht in einem Land geboren wird, das von der Chinesischen Volksrepublik kontrolliert wird und dass der Dalai Lama in keinem Land wiedergeboren wird, dass nicht frei ist.[25]

Robert D. Kaplan meint, dass dies bedeuten könnte, dass der nächste Dalai Lama aus dem tibetischen kulturellen Raum kommen könnte, der sich über Indien, Nepal und Bhutan erstreckt, so dass der Dalai Lama dann noch mehr für Indien und gegen China eingestellt ist.[26] Der Dalai Lama hat mit viel Begeisterung die Möglichkeit untermauert, dass seine nächste Inkarnation weiblich sein könnte.[27]

Gedanken

  • "Der Dalai Lama hat versprochen alle Wesen zu retten. Aber der Dalai Lama tut es auf seine Art. Er geht schlendernd durch das Leben. Der Dalai Lama übt etwas, rettet etwas die Welt, lehrt etwas die Weisheit und lacht vor allem viel. Der Dalai Lama überzeugt die Menschen im Westen, weil er ein Buddha der Freude ist."
  • "Der größte Witz des Dalai Lama ist die Behauptung, dass er nicht erleuchtet ist. Der Dalai Lama liebt es, bescheiden aufzutreten. Dadurch wird er von allen Menschen geliebt. Seine Lehre ist ganz einfach: "Sei ein guter Mensch. Wenn alle Menschen gut sind, gibt es eine gute Welt. Es ist egal, ob du Christ, Atheist oder Buddhist bist. Wichtig ist es nur, dass wir alle uns bemühen, gute Menschen zu werden."
  • "Der Buddhismus ist ein rationales System. Der Dalai Lama erklärte: "Wenn die Wissenschaft etwas anderes herausfindet, werden wir den Buddhismus ändern." Das Ziel des Buddhismus ist die Erleuchtung. Erleuchtung bedeutet Auflösung der inneren Verspannungen. Daraus entstehen innerer Frieden und inneres Glück. Der Weg dahin ist die konsequente Gedankenarbeit und die regelmäßige Meditation."

Der Weg zur Erleuchtung (englisch)

  • "Der Dalai Lama wurde am 6. Juli 1935 in Tibet geboren. Nach der Invasion der Chinesen zog er nach Dharamsala in Nordindien. Von dort aus bereist er regelmäßig die ganze Welt und hält viele Vorträge. 1989 erhielt der Dalai Lama für sein Bemühen um den Weltfrieden den Friedensnobelpreis. Der Dalai Lama ist das Oberhaupt aller Traditionslinien des tibetischen Buddhismus."
  • "Die wichtigste Lehre des Dalai Lama an alle westlichen Menschen ist: "Die Menschheit ist eine große Familie. Wir müssen alle Verantwortung für unsere Erde übernehmen, damit eine Welt des Friedens und der Liebe entstehen kann. Alle positiven Menschen sollten für das große Ziel einer glücklichen Welt zusammenarbeiten."
  • "Als spezielle Botschaft für alle Yogis erklärte der Dalai Lama: "Im tibetischen Buddhismus gehen wir davon aus, dass es im Kosmos erleuchtete Wesen gibt. Wenn man sie anruft, bekommt man Hilfe. Wir sollten uns jeden Tag mit den erleuchteten Meistern oder mit unseren persönlichen spirituellen Objekten (heilige Bücher, Statuen, Bilder) verbinden, damit wir alle eines Tages das große Ziel des inneren Glücks erreichen."

Die 19. Weisheiten des Dalai Lama

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Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • [1] "The Dalai Lama". BBC. 2006-09-21.
  • [2] Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York, S. 264 – 265.
  • [3] Hilton, Isabel. (1999). The Search for the Panchen Lama. Viking Books. Reprint: Penguin Books. (2000), S. 39–40.
  • [4] Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York, S. 142.
  • [5] Ebenda, S. 143.
  • [6] Roux, Jean-Paul. (2003). Genghis Khan and the Mongol Empire, Thames & Hudson, London, S. 25.
  • [7] Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." In: The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989, S. 23.
  • [8] Verhaegen, Ardy (2002): The Dalai Lamas: The Institution and Its History. Emerging Perceptions in Buddhist Studies, Nr. 15. Neu Delhi, India: D. K. Printworld, S. 5/6.
  • [9] Ebenda, S. 6.
  • [10] Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York, S. 181/182.
  • [11] Karenina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, München 2006, S. 109–122.
  • [12] Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books, New York, S. 311.
  • [13] Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV, Nr. 3. Herbst 1989, S. 24, 29.
  • [14] Ebenda, S. 20.
  • [15] Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books, New York, S. 317-318.
  • [16] Burke, Denis (2008-11-27). "Tibetans stick to the 'middle way'". Asia Times. Retrieved 2010-08-07.
  • [17] Saxena, Shobhan (2009-10-31). "The burden of being Dalai Lama". The Times of India. Retrieved 2010-08-06.
  • [18] “Dispatches from the Tibetan Front: Dharamshala, India," Litia Perta, The Brooklyn Rail, April 4, 2008.
  • [19] Chapman, F. Spencer. (1940). Lhasa: The Holy City, Readers Union Ltd. London, S. 127.
  • [20] Glenn H. Mullin, "Faces of the Dalai Lama: Reflections on the Man and the Tradition," Quest, Bd. 6, Nr. 3, Autumn 1993, S. 80.
  • [21] Verhaegen, Ardy (2002). The Dalai Lamas: The Institution and Its History. Emerging Perceptions in Buddhist Studies, Nr. 15. New Delhi, India: D. K. Printworld, S. 5.
  • [22] Interview with Tashi Wangdi, David Shankbone, Wikinews, November 14, 2007.
  • [23] "Dalai's reincarnation will not be found under Chinese control". Government of Tibet in Exile.
  • [24] Dalai Lama may forgo death before reincarnation, Jeremy Page, The Australian, November 29, 2007.
  • [25] "Dalai's reincarnation will not be found under Chinese control". Government of Tibet in Exile ex Indian Express July 6, 1999.
  • [26] Kaplan Robert, Foreign Affairs, "The Geography of Chinese Power" http://www.foreignaffairs.com/articles/66205/robert-d-kaplan/the-geography-of-chinese-power.
  • [27] "A Female Dalai Lama? Why It Matters". The Huffington Post. http://www.huffingtonpost.com/michaela-haas/female-dalai-lama-why-it-matters_b_2982005.html.