Unsterblichkeit der Seele

Aus Yogawiki
Die Seele ist unsterblich

Unsterblichkeit der Seele: Die meisten Religionen und spirituellen Traditionen gehen davon aus, dass die Seele unsterblich ist. Gerade im Yoga Vedanta wird von dem unsterblichen, unveränderlichen Wesenskern, dem Atman, dem Selbst, als unsterblich gesprochen. Es gilt als Ziel des Lebens, dein wahres Ich, den Atman zu erfahren, Atmajnana, Erkenntnis des Selbst zu erlangen. Das Resultat ist Moksha, Befreiung, und damit Verwirklichung der Unsterblichkeit der Seele.

Mehr dazu auch unter den Hauptartikeln Unsterblichkeit, Reinkarnation, Leben nach dem Tod.

Die Unsterblichkeit der Seele

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zum 2. Kapitel der Bhagavad Gita

Dieser Vortrag ist auch Teil der Vortragsreihe über die BG, Teil der 2-jährigen Yoga-Vidya-Yogalehrerausbildung, Begleitmaterial und Teil der Yoga Vidya Schulung.

Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zu einem Vortrag zur Bhagavad Gita - dies ist die Fortsetzung zum Hintergrundsvortrag zur Bhagavad Gita. Jetzt möchte ich die Verse 10 bis 30 des 2. Kapitels der Bhagavad Gita kommentieren.

Die Bhagavad Gita", der Gesang des Erhabenen", oder "die von Gott gesungene". Dies ist ein wunderbares Werk, um zu verstehen, wer du wirklich bist. Und das 2. Kapitel ist vielleicht das wichtigste Kapitel. Es schreibt praktisch über alles, was das spirituelle Leben ausmacht.

Der physische Tod berührt die Seele nicht

Vers 10:

Die Seele ist unsterblich. Nichts kann der Seele passieren. Der physische Tod berührt die Seele nicht.

Sanjaya (der Erzähler) sprach: Nachdem Arjuna zu Hrishikesha (also: Krishna) gesprochen hatte, sagte er: "Oh Krishna, ich will nicht kämpfen!" und verstummte. "Bitte sage mir, was zu tun ist. Aber … ich will nicht kämpfen!".

Manchmal wenden sich Schüler an einen Lehrer und sagen, "bitte sage mir, was ich tun soll" und dann beantworten sie paradoxerweise mit "aber, ich weiß schon, was ich nicht will!".

Zu dem Verzweifelten, der zwischen den beiden Armeen stand, sprach Krishna, beinahe lächelnd, die folgenden Worte: „Arjuna ist verzweifelt, er weiß nicht, was er tun soll. Er rauft sich das Haar, hat die Waffen weggeworfen“. Und Krishna lächelt weise.

Der Schüler ist verzweifelt, der Lehrer ist liebevoll, aber lächelt. Es ist Mitgefühl da, zerfließt aber nicht in Mitleid. Er geht nicht ganz in diesen Sumpf hinein, er behält die übergeordnete Perspektive.

Krishna holt Arjuna aus seiner Froschperspektive heraus. Arjuna ist gefangen. Er weiß nicht, was er tun soll. Egal was er tut, es wird immer falsch sein.

Krishna sagt ihm, "du erzählst weise Worte, aber du bist unsterblich, alle sind unsterblich. In Wahrheit wird nichts passieren. Du magst jetzt denken, du tötest und andere werden getötet, aber in Wahrheit passiert nichts. Die Weisen sorgen sich weder um die Lebenden, noch um die Toten. Es gab nie eine Zeit, in der ich nicht war oder auch du oder auch dieser Herrscher und in Wahrheit werden wir auch in Zukunft niemals aufhören zu sein“.

Wenn du verzweifelt bist, mache dir bewusst, dass du unsterblich bist, dass dir nichts passieren kann, egal, ob du Liebeskummer hast, einen Konflikt mit dem Partner, dem Chef, ob du eine unheilbare Krankheit hast oder jemand schlecht über dich spricht, was auch immer. Du bist unsterblich, unberührt von allem.

Krishna relativiert plötzlich den Konflikt, in dem Arjuna ist und sagt ihm, das spiele keine große Rolle.

Sei unberührt von den Wechselfällen des Lebens

Vers 13

So wie in diesem Körper das Verkörperte durch Kindheit, Jugend und Alter geht, so geht es auch in einen anderen Körper. Der unerschütterliche Mensch sorgt sich nicht darum.

Du als Bewusstsein bist schon in diesem Körper durch verschiedene Stadien gegangen. Wenn du alte Fotos hast, siehst du dich als Baby, als Schüler, Jugendlicher. Du bist in diesem Körper durch verschiedene Stadien hindurchgegangen, aber du als das Ich hast dich nicht verändert! Und irgendwann stirbt dieser Körper, aber Du bleibst bestehen.

Oh Arjuna, die Kontakte der Sinne mit den Objekten, die Hitze und Kälte, Vergnügen und Schmerz hervorrufen, haben ein Anfang und ein Ende. Sie sind nicht dauerhaft - Titikshasva. Ertrage sie tapfer, oh Arjuna. Schönes geschieht, weniger schönes geschieht, Menschen sind freundlich, mal weniger freundlich, du hast mal Erfolge, dann wieder Misserfolge. Halte es aus, lerne es, dich nicht davon berühren zu lassen. Es spielt keine Rolle.

Dieser unerschütterliche Mensch, den all dies nicht berührt, dem Vergnügen und Schmerz gleichbedeutend sind, der ist geeignet, Unsterblichkeit zu verwirklichen. So sagte er, du bist das Unsterbliche selbst, du bist der Atman. Um diesen zu verwirklichen, bewahre Gleichmut in den Wechselfällen des Lebens.

Die relative Welt ist nicht wirklich

Was du siehst sind deine eigenen Bewertungen

Vers 16:

Das Unwirkliche hat kein Sein, es gibt kein nicht-Sein des Wirklichen! Wer die Wahrheit kennt, hat erkannt, was an beidem wahr ist. Diese relative Welt ist nicht wirklich wirklich. Es ist eine Illusion, Maya. Und das Absolute wird niemals zur relativen Welt und die relative Welt existiert nicht wirklich. Erkenne das und lächle in dieser relativen Welt.

Identifiziere dich nicht mit Körper und Psyche

Vers 17:

Erkenne das als unzerstörbar, welches all' das durchdringt. Niemand kann die Zerstörung des unvergänglichen bewirken. Es heißt, diese Körper, die das ewige, unzerstörbare und unermessliche Selbst umgeben hätten ein Ende.

„Kämpfe, oh Arjuna. Körper haben ein Ende“.

Kämpfe kann man so interpretieren: höre auf, dich zu identifizieren. Du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche. Bemühe dich, das zu verwirklichen.

Vers 19:

Weder derjenige, der das Selbst für den Tötenden hält noch derjenige, der denkt, es, das Selbst werde getötet, erkennt, dass das Selbst weder tötet noch getötet werden kann.

Nichts kann dir passieren, nichts kann deinen Angehörigen passieren. Wenn dein Vater oder deine Mutter stirbt oder dein Kind gestorben ist oder du erfährst, dass du eine unheilbare Krankheit hast, dann mache dir bewusst, dass nicht DU, dein Vater, deine Mutter oder dein Kind gestorben ist, sondern der Körper. Das Selbst ist unsterblich, mache dir das bewusst.

Vers 20:

Es, das Selbst wurde nicht geboren und stirbt auch niemals. Nachdem Es diese materielle Welt verlässt, hört es dennoch nicht auf zu Sein.

Als ungeborenes, ewiges, unveränderliches und uraltes Selbst kann Es nicht getötet werden, selbst dann nicht, wenn der Körper getötet wird. Wenn ein Mensch jedoch erkennt, dass das Selbst unzerstörbar, ewig ungeboren und unerschöpflich ist, wie kann der Mensch dann töten oder Tod verursachen?

So wie abgetragene Kleider abgelegt und neue angelegt werden, so wirft auch das verkörperte Selbst abgetragene Körper ab und betritt andere und Neue. So wie du verschiedene Kleider anziehst und nachher wieder ausziehst, so wirst du Körper anziehen und wieder ausziehen. Die Kleidung wechselst du, deinen Körper wechselst du. Bist du jemand anderes, wenn der Körper stirbt? Nein.. Auf gewisse Weise machst du das ja jeden Tag. Nachts verlässt du diesen Körper, schaffst dir deine Traumwelt, verlässt die Traumwelt, gehst in den Tiefschlaf. Am nächsten Morgen betrittst du wieder deinen Körper. Nachts legst du wieder das Körperbewusstsein ab. Der Körper muss gewaschen und gereinigt werden, der Körper braucht Asanas, Pranayama, gute Ernährung. Immer wieder. Und irgendwann geht dieser Körper kaputt.

Ich erlebe es leider immer wieder bei Yoga-Aspiranten, dass dies in der Theorie zwar gut klingt, wenn aber jemand nahe Angehörige wie Mutter, Vater oder der Partner verliert oder man eine gefährliche Krankheit hat, dann ist man vollkommen verzweifelt. Das ist menschlich nachvollziehbar, aber du solltest im Hinterkopf behalten, dass die Seele unsterblich ist. Der Seele passiert nichts.

Und auch wenn du mal entscheiden musst, zum Beispiel bei Krebs, ob Chemotherapie ja oder nein, Biologika nehmen ja oder nein, Operationen ja oder nein, Bestrahlung ja oder nein, es ist nicht erheblich. Tue das, was du denkst und was am besten helfen kann, dass der Körper weiter lebt.

Aber, du bist das unsterbliche Selbst. Nicht so viel hängt von deiner Entscheidung ab, nur, ob du dieses Körperkleid noch etwas länger oder kürzer hast. Es ist nicht so wichtig.

Vers 23:

Waffen schneiden es nicht, Feuer verbrennt es nicht, Wasser befeuchtet es nicht, Wind trocknet es nicht.

Das kann man deuten als die vier Elemente.

  • Waffen stehen für die Erde und alles, was damit zusammenhängt,
  • Feuer steht auch für das Feuer und alles, was passieren kann, Verletzungen und Kränkungen, Ärger usw.
  • Wasser befeuchtet es nicht - Wasser könnte auch stehen für Emotionen und Gefühle usw..
  • Wind trocknet es nicht aus. Luft steht auch für Gedanken usw. Egal, was geschieht, das Selbst ist unberührt.

Vers 24:

Das Selbst kann nicht zerschnitten, verbrannt, befeuchtet oder getrocknet werden. Es ist ewig, alldurchdringend, fest, unverrückbar, ohne Anfang und ohne Ende. Von ihm, dem Selbst heißt es, es sei nicht sichtbar, gedanklich nicht.

Das Selbst ist unzerstörbar

Vers 27:

Denjenigen, die geboren wurden, ist der Tod gewiss, sowie die Geburt für diejenigen, die gestorben sind. Sei nicht besorgt über das Unvermeidliche. Zu Beginn sind Wesen unsichtbar, in ihrer Mitte sichtbar, oh Arjuna, und am Ende sind sie wieder unsichtbar. Warum sollte man sich also sorgen? Der eine sieht dies, das Selbst als Wunder an, der andere spricht darüber wie von einem Wunder, ein anderer hört davon wie von einem Wunder und obwohl sie davon gehört haben, versteht das Selbst doch keiner. Dies, das im Körper jedes Menschen wohnende, ist stets unzerstörbar, oh Arjuna, deshalb: sorge dich nicht.

Das sind wunderbare Verse, mit denen Arjuna die Unsterblichkeit der Seele beschreibt. Spüre das, lasse diese Worte auf dich wirken. Lies die Bhagavad Gita, 2. Kapitel 10 ff immer wieder und gerade auch dann, wenn du einmal in einer schwierigen Situation bist.

Aus verzweifelten Situationen rauskommen

Mit dem Kopf unter Wasser sieht man die Umgebung nicht

In einer verzweifelten Situation gilt es erst einmal, rauszukommen aus der bisherigen. Wenn auch alle um dich herum verzweifelt sind und lamentieren, schau dir den übergeordneten Standpunkt an. Du bist unsterblich! Der Körper vergeht, alles auf dieser Welt hat ein Anfang und ein Ende.

Die Bhagavad Gita hört hier nicht auf, es geht ja noch 16 1/2 Kapitel weiter und so reicht es auch nicht aus, um die ethisch korrekte Antwort zu geben auf ethische Dilemma.

Man könnte sagen, das sind alles Kapitel, in denen Krishna Arjuna erst einmal Grundeinstellungen vermittelt. Damit kann er aber noch nichts entscheiden.

Zuerst also:

Jnana-Yoga, Vedanta

Darin erzählt er ihm über die Unsterblichkeit der Seele. - Er erzählt Arjuna, dass die Seele unsterblich ist und sagt ihm, dass er sich nicht so viele Gedanken machen und die Emotionalität verlassen soll, seine Verzweiflung sei überflüssig. Er sagt: „Egal, wie du dich entscheidest, die Seele ist unsterblich. Es hängt nicht davon ab, was du denkst“.

Karma-Yoga

Tue, was zu tun ist, ohne verhaftet zu sein, gib alles Gott dar. - Krishna erzählt Arjuna, mit welcher Einstellung solltest du so handeln, dass du dich nicht bindest? Identifiziere dich nicht, sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg, hänge nicht an den Früchten der Handlung und fühle dich als Instrument. Gib alles Gott dar. Und dabei spielt es auch keine Rolle, was du tust.

Bhakti-Yoga

Bringe alles Gott dar, erkenne Gott, fühle Gott, entwickle Gottesliebe. - Krishna sagt Arjuna, bringe alles Gott dar. Verehre Gott, sieh in allem Gott, verneige dich vor Gott, bitte Gott um Hilfe.

Raja-Yoga, Yoga des Geistes

Lerne, deinen Geist zur Ruhe zu bringen. Entwickle Gelassenheit in Erfolg und Misserfolg, in Lob und Tadel, in Hitze und Kälte, wenn es schön und weniger schön ist. Lerne zu meditieren, mache deinen Geist ruhig.

Und nachdem Arjuna all das verstanden hat, erst danach, letztlich erst ab dem 13./14. Kapitel, gibt Krishna Arjuna auch konkrete Kriterien an die Hand, anhand derer Arjuna entscheiden kann.

Die drei Gunas

Er erzählt ihm von Sattwa, Rajas und Tamas und rät ihm, tue das Sattwige. Er spricht zu ihm über Sura und Asura (oder Daiva und Asura), das ist das Lichtvolle, das ist das Ungute oder das Ethische und das Unethische. Tue das Ethische.

Erledige dein Dharma, deine Pflicht

Dann spricht er zu ihm über Dharma, Verantwortung. Er gibt ihm Kriterien, worin er erkennt, was seine Verantwortung und Pflicht ist. Er spricht über Swarupa und sagt ihm, höre auf dein Herz und spüre, was du tief im Inneren für richtig hältst.

Und dann sagt er ihm, nachdem du all das abgewogen hast, bringe alles Gott dar. Lass los, triff eine Entscheidung und dann wird dir nichts Schlimmes passieren.

Video - Unsterblichkeit der Seele laut Bhagavad Gita

Hier ein Vortrag zum Thema Unsterblichkeit der Seele laut Bhagavad Gita von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Hier kommentiert Sukadev das zweite Kapitel der Bhagavad Gita, insbesondere die Verse, die von der Ewigen Seele, dem Unveränderlichen im Menschen, handeln.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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