Achtsamkeit

Aus Yogawiki

Achtsamkeit ist die heutzutage übliche Bezeichnung für einen geistigen Zustand. Ihn prägt Folgendes:

Achtsamkeit ist schon seit tausenden von Jahren ein aktuelles Thema
  • Bewusstheit im Hier und Jetzt
  • Gesteigerte Aufmerksamkeit
  • Kein Analysieren, sondern bewusstes Erfahren
  • Kein bewusstes Erzeugen von Gedanken/Gefühlen, sondern Annehmen von allem, was von selbst auf der Oberfläche des Geistes erscheint
  • Kein Beurteilen, sondern Annehmen was kommt
  • Kein Identifizieren mit dem Gedachten, Erlebten, Erfahrenen, sondern Beobachten, idealerweise sogar quasi neutrales Beobachten

Achtsamkeit ist die Fähigkeit, im hier und jetzt sehr aufmerksam zu sein. Achtsamkeit kann mit Intensität und starkem Erleben verbunden sein. Achtsamkeit kann aber auch mit innerem Abstand verbunden sein, die Beobachterrolle einzunehmen ohne zu urteilen, zu analysieren oder zu reagieren.

Im weiteren Artikel erfährst du mehr über Achtsamkeit als Tugend. Was ist Achtsamkeit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Achtsamkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Achtsamkeit? Mit vielen praktischen Tipps, Videos und Anleitungen.

Heilung durch Achtsamkeit

Interview mit Adriaan van Wagensveld

Entnommen aus dem Yoga Vidya Journal Nr.34 - Sommer 2017

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Adriaan van Wagensveld gibt seit vielen Jahren Seminare, Ausbildungen und Weiterbildungen bei Yoga-Vidya. Wir freuen uns, dass er sich uns für ein Interview zur Verfügung gestellt hat.

Was ist Achtsamkeitspraxis?

Von Siddhartha Gautama, dem Buddha, sind einige Lehrreden über Achtsamkeitspraxis überliefert. Sie sind vor zweieinhalbtausend Jahren ausgesprochen und im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung aufgeschrieben worden. Diese Vorträge formen authentische Wurzeln für spirituelle Praxis. Achtsamkeitspraxis ist das, was auf dieser Wurzel wächst.

Was hat Achtsamkeit mit einem gesunden Lebensstil zu tun?

Gesundung findet in der Achtsamkeit automatisch statt. Wir nehmen wahr, was wirklich aufkommt und wieder vergeht in unserem Körper, den Gefühlen, den Stimmungen und den Gedanken. Uns fällt dabei auf, was nicht ganz rund läuft. Diese Einsicht führt automatisch zur Gesundung.

Wie sieht dies konkret aus?

Das Hauptproblem in unserem Alltag ist, dass wir die Wirklichkeit nicht wahrnehmen so wie sie tatsächlich ist. Wir schauen immer durch „wechselnde bunt gefärbte Brillen“. Dabei fehlen uns meistens auch noch die Ruhe und der Weitblick, die wir brauchen, um das Ganze in seiner Vielfalt wahrzunehmen. Wir befinden uns fast ständig in einem Zustand von Verblendung oder Verwirrung. Was wir Wahrnehmung nennen, ist oft nicht mehr als Vorstellung.

Buddha zeigt in seinem Vortrag über die vier Übungsbereiche der Achtsamkeit, wie wir unsere Aufmerksamkeit beim Spüren unserer Atmung zur Ruhe bringen können. Wenn wir uns die Erlaubnis geben, lange genug beim Atem spüren zu verweilen, kommt unser Geist zur Ruhe und wird klar. Dann wird es möglich, der Wirklichkeit entsprechend wahrzunehmen was jetzt gerade aufkommt und wieder vergeht. Wir erwerben so Einsicht in das Ticken unseres Geistes. Ich nenne Buddhas Vortrag deshalb gerne „Betriebsanleitung Mensch“ oder „IKEA-Anleitung zur Befreiung im Leben“.

Und reicht diese Einsicht aus, um einen gesunden Lebensstil zu führen?

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Ja, wenn beharrlich geübt wird, sicher. Unsere Krankheiten sind Gier, Hass und Verblendung. Ganz konkret ist ein großer Teil unserer sogenannten Krankheiten nicht die Krankheit sondern das Symptom. Bei „Zuckerkrankheit“ z.B. ist der gestörte Insulinspiegel oft nur ein Symptom der Krankheiten Gier und Unwissenheit. Deshalb können wir Diabetes auch nicht durch Veränderungen des Insulinspiegels heilen. Wenn wir aber unsere Gier und Unwissenheit heilen, normalisiert sich auch oft der Insulinspiegel.

Du bist Buddhist. Wie kommst du als Buddhist zurecht im hinduistischen Yoga Vidya?

Das ist einfach. Sukadev, der Gründer von Yoga Vidya, ist ein Mann mit einer sehr besonderen Kombination von Eigenschaften. Er hat keine Angst vor anderen Traditionen. Ich finde es groß, dass Sukadev Verschiedenheit erlaubt, um seine Vision zu verwirklichen. Es war von Anfang an klar, dass ich Buddhayoga übe und in meinem Unterricht vermittle. Das ist nie ein Problem gewesen. Bedingung ist dabei natürlich, dass ich das Yoga-Vidya-System zuerst genauestens geübt und erforscht habe. Ich gebe in Bad Meinberg Yogastunden, die bis ins kleinste Detail die Yoga-Vidya Unterrichtsprinzipien verkörpern. Gleichzeitig ist es 100% buddhistischer Meditationsunterricht.

Was bietest du konkret jährlich in Bad Meinberg an?

Die Yogalehrerweiterbildung „Meditative Tiefe in deinen Unterricht bringen“ und die "Achtsamkeitspraxis Lehrer Ausbildung" gebe ich nun zum zum siebten Mal und gehe jedes Mal offen und neugierig in die Seminare. So haben sich da zwei sehr verschiedene Seminare entwickeln können. In der Yogalehrerweiterbildung steht Didaktik und Methodik zentral. Du lernst die Yoga Vidya Grundreihe nochmal ganz neu kennen. Von deiner Vorbereitung deines Unterrichtes bis zum Abschied der Teilnehmer lernst du, in allen Aspekten Meditation zu unterrichten.

In der Achtsamkeitspraxis Lehrer Ausbildung geht es darum, Achtsamkeit in den Alltag zu bringen. Die Teilnehmer kommen mit sehr verschiedenen Hintergründen und Wünschen. Die einen möchten Achtsamkeit in ihren Reitunterricht einfließen lassen, andere in die Praxis als Psychotherapeut, Masseur oder Sänger. Manch eine/r ist nur für die eigene Praxis da. Das macht diese Woche sehr bunt.

Du nennst dein Yoga „Buddhayoga“. Was hast du vor mit Buddhayoga?

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Buddhayoga ist mein Leben. Vom Aufwachen bis zum Einschlafen übe ich mit meiner Frau Kati und jedem, der mit uns unterwegs ist. Eigentlich habe ich meinen Alltag zu meinem Kloster gemacht. Wir leben in einem Rhythmus, wo wir alle zwei Monate mit einer Gruppe zehn Tagen in die Stille gehen. Viele Teilnehmer kommen schon seit Jahren regelmäßig und es ist eine richtige Praxisfamilie entstanden.

Von dem Zenmeister Thich Nhat Hanh habe ich gelernt, dass der sanfte Weg wirkt. Wir brauchen in der Meditation nicht über Strenge und Disziplin zu gehen. Wir brauchen als Yoga- oder Meditationslehrer nicht die Strenge von Vater oder Mutter darzustellen. Reine Betrachtung, Beharrlichkeit und liebevolle Annahme führen uns auch ins Hier und Jetzt. Wir brauchen das Puzzle unseres Lebens nicht durch Denken und Planen zu lösen. Wenn wir spüren und bei der Sache bleiben, wird alles wahrnehmbar so wie es wirklich ist. Das wunderbare an diesem Leben ist, dass Heilung natürlich ist. Heilung findet statt, wenn wir zur Ruhe kommen und wahrnehmen was wirklich abläuft in unserem Körper, unseren Gefühlen und Stimmungen und in unserem Denken.

Der erste Satz den ich von Thich Nhat Hanh hörte, trägt mich noch immer: „Wenn wir alle lernen würden langsam zu gehen ... würde es keine Kriege mehr geben.“ Unsere Praxis ist letztlich eine gemeinsame Praxis. Ich erfahre Buddhayoga als eine Gemeinschaft. Es ist meine Wahlfamilie, meine spirituelle Heimat. Wenn du einmal angekommen bist in der Achtsamkeitspraxis, gibt es keine „nicht-Praxis“ mehr. Auch wenn du abends vor der Glotze hängst mit einer Tüte Chips so ist das Yoga. Dein Couch Potato-Yoga. Und was da raus kommt ist bekannt - ein Kartoffelsack. Da bevorzuge ich es zu üben, „‚Mensch“ zu werden und dieses unermessliche Geschenk menschliche Geburt in seinem vollen Potential zur Entfaltung zu bringen.

Vielleicht noch ein letzter Gedanke zum Thema gesunder Lebensstil: Mach dir keine Sorgen, dieser Körper hat eine Geburt und dieser Körper wird sterben. Mach dir keine Illusionen, diese Welt ist nicht gerecht. Es werden immer wieder Sachen im Leben nicht rund laufen. Wir können aber lernen nicht mehr so sehr darunter zu leiden.

Über den Autor

Adriaan van Wagensveld gibt seit 2008 von ihm selbstentwickelte Seminare, Ausbildungen und Weiterbildungen bei Yoga Vidya. Sein spirituelles Zuhause ist die buddhistische Einsichtsmeditation - oft bekannt als Achtsamkeitspraxis. Er hat bei Zenmeister Thich Nhat Hanh in Plum-Village gelebt und als Novize direkt unter ihm den sanften Weg der Achtsamkeit gelernt.

Achtsamkeit, brennendes Verlangen

Strebe nach Samadhi, das für die Erforschung erforderlich ist

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Das Ziel der Selbst-Erforschung, der ständige Genuss der glückseligen Fülle meiner Natur und das Mittel hierzu, die Achtsamkeit, sind einander ähnlich. Wenn mit Hilfe der Lehre das Wissen um meine wunschlose Fülle unerschütterlich geworden ist, bedarf die unveränderliche Erfahrung meiner Grenzenlosigkeit keiner Pflege; ich habe die guṇas überwunden und erlebe Fülle unabhängig von meinem Geisteszustand. Aber um dorthin zu gelangen, was eigentlich kein Ort oder Zustand ist, den man erreicht, brauche ich Achtsamkeit. Achtsamkeit ist ein Zustand intensiver Konzentration auf das Ziel, die Freiheit, verursacht vom brennenden Wunsch, von Objekten frei zu sein.

Ein Objekt ist alles, außer dem guṇa-freien Selbst: Körper, Geist und Emotionen, einzelne Erfahrungen, ebenso Aktivitäten sowie die Erfahrung von physischen Objekten. Frei von Objekten zu sein, ist nicht die Erfahrung einer lebensverneinenden Leere, einer der vielen Ängste, denen spirituelle Suchende begegnen. Im Gegenteil, das Selbst ist grenzenlose Glückseligkeit, die Essenz der Erfahrung. Und da das unsterbliche Selbst allgegenwärtig ist und du nicht von ihm getrennt bist, ist die guṇa-Transzendenz gleichbedeutend mit grenzenloser Glückseligkeit.

Nichts kann erreicht werden ohne Verlangen. Doch das Verlangen nach Objekten zerstreut den Geist eines weltlichen Menschen, während es bei engagierten Selbst-Erforschern den Geist auf das Selbst konzentriert, weil sie wissen, dass Objekte genauso viel Schmerz wie Vergnügen bereiten. Der Erfolg jedes Unterfangens erfordert Konzentration, vom Binden der Schnürsenkel bis zum Gewinn der Präsidentschaft. Wenn daher der Wunsch nach Freiheit, die Würdigung der mühelosen, allgegenwärtigen Fülle des einen Subjekts, dem Selbst, das Verlangen nach Objekten in sich vereint, und man weiß, dass das Subjekt immer frei ist, sei es durch nichtduale Offenbarungen oder weil man unbeirrbar an die Worte der Schriften glaubt, die kategorisch und ohne Unterlass behaupten, dass das Subjekt immer ganz und frei ist, bleibt der Geist mehr oder weniger konstant konzentriert, das heißt achtsam.

Im Gegensatz zu den lauwarmen „Achtsamkeitslehren“, die auf dem spirituellen Markt angeboten werden, die versuchen, den Geist mit „der Kraft des Jetzt“, einem traurigen Stellvertreter des Selbst, zu synchronisieren und flüchtige friedliche sattvige Momente zu erzeugen, erzeugt das intensive leidenschaftliche Verlangen nach Befreiung ironischerweise das anhaltende, konzentrierte sattva, bekannt als samādhi, das für eine erfolgreiche Erforschung erforderlich ist.

Achtsamkeit bedeutet also, das Ziel im Auge zu behalten. Das Ziel im Auge zu behalten ist schwierig, wenn es andere Prioritäten gibt, und einfach, wenn guṇa-Transzendenz die einzige Priorität ist.

Yoga muss Achtsamkeitspraxis werden

Ein Interview mit Anna Trökes

Entnommen aus dem Yoga Vidya Journal Nr.35 - Herbst 2017

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Wir haben uns sehr gefreut, dass die bekannte Yogalehrerin und Autorin Anna Trökes uns die Gelegenheit zu einem Interview gegeben hat, als sie bei uns in Bad Meinberg zu Besuch war.

Liebe Anna, wie bist Du zum Yoga gekommen?

Ich habe zuerst mit meiner Mutter zu Beginn der 60er Jahre in einem Kurs an der VHS-Berlin-Moabit geübt. Nach einer schweren Verletzung durch einen Sportunfall mit der Prognose, alsbald im Rollstuhl zu landen, habe ich mit 20 Jahren wieder mit dem Yoga begonnen - und zwar in einem Club Med auf Mallorca! Der stellte sich allerdings heraus als das „Ausbildungs- und Praktikanten-Camp“ des französischen Berufsverbands der Yogalehrenden (FNEY). Deswegen hatte ich von Anfang an exzellente Lehrer und Lehrerinnen, was mich sehr geprägt hat.

Zunehmende Schmerzfreiheit und der Einstieg in die hoch interessanten philosophischen Konzepte des Yoga führten dazu, dass ich sehr schnell gemerkt habe, dass Yoga mein Weg ist. Ende 1974 habe ich dann angefangen, selber Yoga zu unterrichten und zwar für den Hochschulsport der TU und FU Berlin.

Wie kann man Stress reduzieren?

Vor allem durch das Einüben von Achtsamkeit. Da fast der gesamte Stress, den wir in unserem kulturellen Umfeld erfahren, hausgemacht ist, d.h. durch unsere eingeschliffenen Sichtweisen und Denkmuster entsteht, können wir die angemessene Stress-Antwort auch nur aus unserem Geist heraus erkennen und umsetzen. Dazu sind besonders geeignet die Yoga-Mittel der Selbsterkenntnis (svadhyaya), des Jnana Yoga (Entwickeln von Unterscheidungsfähigkeit = viveka und das sich Abkoppeln /De-Identifizieren mit dem Ego) und des Karma Yoga (Handeln, ohne sich vom Erfolg einer Handlung abhängig zu machen).

Was heißt für Dich Achtsamkeit?

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Achtsamkeit bedeutet eine bewusste und nicht wertende Wahrnehmung dessen, was gerade jetzt geschieht, also was wir jetzt gerade machen und was wir denken und fühlen. Damit weicht achtsames Wahrnehmen in zwei bedeutsamen Punkten von unserem alltäglichen Wahrnehmen ab:

wahrzunehmen gäbe, gar nicht wahrnimmt. Es nimmt zum einen ja immer nur das wahr, was ihm bedeutungsvoll erscheint. Zum anderen ist es bei den meisten Menschen kaum darin geübt, die Aufmerksamkeit zu halten. Achtsam sein heißt also, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf jedes äußere oder innere Phänomen richten können und in der Lage sind, in dieser Aufmerksamkeit so lange zu verweilen, wie wir wollen.

  • zum zweiten im Nicht-Werten. In seinem reaktiven Modus wertet unser Gehirn automatisch und blitzschnell. Das ist sehr praktisch im täglichen Leben, weil es uns

hilft, schnell – und eben »ohne groß nachzudenken« - auf das zu reagieren, was wir wahrnehmen. Nicht wertend zu betrachten heißt, überhaupt erst einmal bewusst das wahrzunehmen, was jetzt da ist. Selbst wenn unser Gehirn rein gewohnheitsmäßig sofort seine (Be-)Wertung präsentiert, können wir uns fragen, ob wir dieser Wertung folgen wollen – oder lieber nicht.

Statt einer reaktiven Festlegung durch die Wertung entsteht nun die Möglichkeit, unterschiedliche Sichtweisen zu bedenken und sich für eine zu entscheiden, die uns hilft, den Stress zu mindern oder ihn sogar zu vermeiden. Dadurch wird Energie frei, die wir für das Werten, Analysieren, usw. brau chen und für das Wahrnehmen an sich. Dadurch, dass wir nicht mehr durch die »Brille« unserer Prägungen und vorgefertigter Sichtweisen auf etwas schauen, können wir etwas neu und unvoreingenommen wahrnehmen und das Wahrgenommene hat eine Chance, in seinen »So-Sein« aufzuleuchten.

Wie kann sich Yoga in Zukunft weiter entwickeln?

Yogapraxis muss meiner Ansicht nach Achtsamkeitspraxis werden! Sonst gehen wir mit den Prägungen der Leistungsgesellschaft auf die Yogamatte, zum Zwecke der Selbst- (eigentlich Ego-) Optimierung und um uns wieder fit zu machen für den allgemeinen Konkurrenzkampf. Yoga braucht Entschleunigung, Achtsamkeitsschulung und Raum für Selbstbesinnung und Stille. Nur dann kann er eine Gegenströmung (pratipaksha) zum alltäglichen Stress aufbauen und Menschen helfen, mehr Gelassenheit und Resilienz zu entwickeln.

Achtsamkeit als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Achtsamkeit ist ein Begriff, der sich im Lauf der Zeit gewandelt hat. Früher hieß Achtsamkeit, dass man sehr achtsam im Moment ist, dass man sorgfältig ist, dass man sehr aufmerksam ist. Und das ist auch ein wichtiger Aspekt von Achtsamkeit, im Hier und Jetzt zu sein. Es ist auch eine Vorbeugung gegen Burnout, das zu tun, was jetzt anliegt. Anstatt ständig zu überlegen, was künftig noch alles sein kann und was du noch nicht erledigt hast und deshalb irgendwo diese hohe Differenz zu haben, zwischen Jetzt und Künftig, und zerrissen zu sein, achtsam zu sein bei dem, was jetzt anliegt.

Achtsamkeit in diesem Sinne ist Sorgfalt und Aufmerksamkeit, das zu tun, was jetzt anliegt. Angenommen, du erledigst etwas, du staubsaugst, dann machst du das achtsam und gehst auch in die Ecken hinein. Angenommen, du sprichst mit einem Menschen, du bist achtsam und bist ganz konzentriert bei diesem Menschen. Angenommen, du hast irgendeine Aufgabe am Computer, dann machst du diese.

Achtsamkeit heißt dann, das, was anliegt, wirklich sorgfältig zu machen. Und in dieser Art von Achtsamkeit vergisst du Vergangenheit, vergisst du die Zukunft, blühst auf, bekommst Energie und Kraft. Denn in der Achtsamkeit im Hier und Jetzt, fließt die Energie. Wenn du in der Zukunft lebst oder in der Vergangenheit oder in der Zerrissenheit zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit, dann blockierst du dich.

Es ist gut, auch mal nachzudenken, es ist gut, Pläne zu haben, es ist gut, zu reflektieren, aber es ist auch wichtig, Achtsamkeit zu üben. Ich sagte, es gibt eine zweite Bedeutung für Achtsamkeit, das ist der buddhistische Begriff der Achtsamkeit, auch als Vipassana bezeichnet oder auf Englisch Mindfulness, was wir im Yoga als "Sakshi Bhav" bezeichnen. Dieser zweite Begriff der Achtsamkeit heißt, zwar auch im Hier und Jetzt zu sein, aber zu beobachten und unbeteiligt zu beobachten. Diese Art von Achtsamkeit ist beobachten, was geschieht, ohne darauf zu reagieren, ohne es zu beurteilen, ohne es zu analysieren.

Achtsamkeit kann z.B. heißen, du gehst irgendwo vorbei, du siehst es, du nimmst es zur Kenntnis, aber du reagierst nicht. Jemand schimpft dich, du bist dir bewusst, was dort für Worte sind, du bist dir der emotionalen Reaktion bewusst, aber du beobachtest es, du wirst nicht zur emotionalen Reaktion. Auch in der Schmerztherapie hat sich diese Art Achtsamkeit bewährt.

Du spürst Schulterprobleme oder ein Rückenproblem oder ein Kopfweh, du beobachtest es, aber du weißt: "Ich bin nicht der Schmerz." Indem du es beobachtest, löst du dich von diesem Schmerz. Oder in der Meditation: Du sitzt dort und meditierst, Gedanken kommen, Gedanken gehen, Atem kommt, Atem geht, Körperwahrnehmungen kommen, Körperwahrnehmungen gehen, Klangwahrnehmungen kommen, Klangwahrnehmungen gehen. Du nimmst es zur Kenntnis, du beurteilst nichts, du analysierst nichts, du reagierst nicht.

Das wäre dieser Begriff, man könnte sagen, der meditativen Achtsamkeit, eben des Beobachtens. Du siehst also, zwei Pole von Achtsamkeit. Das eine ist, das, was du tust, mit Engagement, mit Bewusstsein zu tun und wirklich achtsam zu sein im Hier und Jetzt. Das kann zum Flow-Erlebnis führen, das kann eine wunderbare Erfahrung sein. Oder eben Achtsamkeit als meditative Achtsamkeit, Sakshi Bhav, Beobachter zu sein. Mal ist das eine wichtig, mal das andere. Und manchmal ist es auch wichtig, zu reflektieren und die Zukunft zu planen.

Drehe deine Achtsamkeit hoch – erfahre intensiv das Hier und Jetzt

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Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

An dieser Stelle wieder eine Übung. Eine Übung zum Thema: "Erfahre das Göttliche jetzt." Indem du deine Achtsamkeit nach oben drehst, indem du deine Bewusstheit nach oben drehst, erfährst du das Göttliche jetzt. Was heißt das? Deine wahre Natur ist Satchidananda, unendliches Sein, unendliches Wissen, unendliche Glückseligkeit. Unendliches Sein ist ohne Grenzen. Chid, reine Bewusstheit, und zwar starke Bewusstheit, nicht begrenzte Bewusstheit. So wie du Sat bist, Sein, aber nicht begrenztes Sein, nicht durch Körper und Geist begrenztes Sein, sondern unendliches Sein, genauso bist du Chid, Wissen, aber nicht begrenztes Wissen, auch nicht begrenztes Bewusstsein, sondern unendliches Bewusstsein. In dem Moment, in dem du Unendlichkeit erfährst, in dem Moment, in dem du dich selbst als unendliches Bewusstsein erfährst, in dem Moment erfährst du deine wahre Natur.

Das kannst du jetzt in diesem Moment probieren. Du kannst es im Sitzen machen, es geht auch im Stehen. Es geht nur dann, wenn du jetzt ruhig sein kannst und bereit bist, die Grenzen deiner Körpererfahrung zu transzendieren. Sitze also ruhig, oder stehe ruhig, und sei dir bewusst, du willst jetzt das Göttliche erfahren, und du willst es erfahren, indem du Brahman wirst, indem du Satchidananda wirst. Dazu gehe davon aus, dass es möglich sein könnte. Es gibt keine Garantie, dass du es jetzt erfahren kannst, aber es könnte möglich sein. Wenn es möglich sein könnte, dann kannst du etwas dafür tun. Wenn du nichts dazu beiträgst, dann geschieht es nicht. Und diese Erfahrung ist das Großartigste überhaupt. Sei dir bewusst, es könnte passieren, dass du jetzt das Göttliche erfährst. Und sei dir bewusst: "Ich will es erfahren." Du weißt nicht, von welcher Richtung aus das Göttliche kommen wird. Wirst du es von vorne spüren, von hinten, von links, von rechts, von innen, von oben, von außen.

Ähnlich wie ein Tier große Achtsamkeit hat, wenn es nicht weiß, was passieren wird, so ähnlich kannst du jetzt große Achtsamkeit haben: Kommt Brahman von irgendeiner Seite? Ist das Göttliche irgendwo spürbar? Jetzt und in diesem Moment bringe deine Achtsamkeit überall hin. Bringe sie immer stärker. Große Bewusstheit, große Achtsamkeit, große Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit in alle Richtungen. Und wenn zwischendurch anderes an die Oberfläche des Bewusstseins tritt, irgendwelche Wahrnehmungen, äußere oder innere, irgendwelche Gedanken, dann ignoriere sie. Denn auf einer ganz tiefen Ebene weißt du, es könnte jetzt geschehen. Verwirklichung ist jetzt. Gotteserfahrung ist jetzt. Jetzt und überall. Hier und überall. Jetzt und in Ewigkeit. Drehe deine Aufmerksamkeit hoch. Werde ganz bewusst. Während der nächsten Minuten spüre dieses Unendliche, dieses Ewige, indem du deine Achtsamkeit hochdrehst. Jetzt.

Achtsamkeit in verschiedenen Kontexten

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Im Yoga wird Achtsamkeit als Sakshi Bhava, kurz Sakshi Bhav bezeichnet. Sakshmi Bhav spielt als Meditationstechnik von Vedanta und Sankhya, sowie im Raja Yoga nach Patanjali eine große Rolle. Im Buddhismus ist Achtsamkeit die Bezeichnung für die geistige Einstellung im Rahmen von Vipassana. Erläuterung des Begriffs Achtsamkeit im spirituellen Kontext:

Es ist sicherlich nicht in der Macht des menschlichen Tuns, unser geistiges Potenzial voll auszuschöpfen, vielmehr ist es immer ein Moment der Gnade. Gleichwohl beginnt jeder Prozess zu einem bewussteren Leben mit der Würdigung des Augenblicks. Der Mensch kann seine unbewussten, destruktiven Anlagen am schnellsten durch Achtsamkeit transformieren. Dies fängt nach der buddhistischen, hinduistischen Auffassung auf einer körperlichen Ebene an, vorzugsweise mit der Beobachtung des Atems, und erweitert sich dann auf den ganzen Körper. Achtsamkeit baut auf Aufmerksamkeit auf und entwickelt sich, indem man eine neutrale Beobachterposition einnimmt und ganz gegenwärtig ist, ohne zu werten. Die neutrale Beobachterposition ist für den Menschen gewöhnlich schwer aufrechtzuerhalten, da die Körperidentität anfangs sehr stark ausgeprägt ist und sich fortwährend Gedanken und Gefühle melden, die mit der eigenen biographischen Geschichte zu tun haben. In der Regel ist der Mensch erst dazu bereit, sich zu verändern, wenn er erkannt hat, dass gerade diese gedanklichen und emotionalen Verhaftungen viel Unglück in sein Leben bringen. Eine bei der Achtsamkeitslehre häufig gebrauchte Metapher ist eine Töpferscheibe, die aufhört sich zu drehen, indem man sie nicht weiter antreibt - in gleicher Weise kommen unsere Anhaftungen und Gedankenmuster zum Stillstand, wenn wir sie neutral beobachten. Achtsamkeit hilft uns, uns unserer ursprünglichen Bestimmung näherzubringen, sensibilisiert unser Bewusstsein und verbindet uns mehr mit der ganzen Schöpfung.

Aus dieser Sicht ist Achtsamkeit eine Vorstufe zur Meditation. Es ist der Teil, den man lehren kann, während Meditation einen Zustand von Einssein, frei von Gedanken darstellt, welchen sich jeder selbst erschließen muss. Denn jedes echte Wissen ist intuitiv und geht weit über unsere Sinneswahrnehmung hinaus. Doch so lange wir uns damit nicht verbunden fühlen, ist Achtsamkeit unser kostbarster Wegweiser.

Um tiefer in die Achtsamkeitslehre eingeführt zu werden, ist es zu empfehlen, ein geschütztes Umfeld zu wählen (wie ein Kloster oder Seminarhaus), weil man sich dort leichter öffnen kann - denn es geht letztlich nicht um eine intellektuelle Lehre, sondern um eine Erfahrung. Hat man diese Erfahrung einmal gemacht, besitzt man einen neuen Referenzpunkt, der die Perspektive auf den Alltag erweitert und befreit.

Seit etwa 2000 gibt es immer mehr Psychologen, insbesondere aus dem Bereich der Kognitiven Verhaltenstherapie, die Achtsamkeits-Techniken aus dem Buddhismus und Yoga anwenden zur Verbesserung von psychischen Beschwerden. Eine Menge von wissenschaftlichen Studien zeigen, dass Achtsamkeitstechniken sehr wirksam sind bei der Behandlung von

Achtsamkeitsmeditation des Atems

Meditationsanleitung von Swami Nirgunananda

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Sitze aufrecht und gerade, so dass du nach Möglichkeit etwa zwanzig Minuten ruhig und bewegungslos sitzen kannst. Atme tief, regelmäßig, aber lautlos um dich auf die Meditation einzustimmen. Atme tief ein und beobachte das Einströmen des Atems. Beobachte wie die Bauchdecke sich nach außen bewegt mit der Einatmung und wie die Bauchdecke hineingeht mit der Ausatmung.

Wir wollen heute meditieren mit der reinen Achtsamkeit. Das heißt, sei ganz achtsam und konzentriert, im Hier und Jetzt, in diesem Moment, bei dir, in diesem Körper. Und nimm während der ganzen Meditation wahr, was da ist, ohne dich auf ein inneres Urteil, Werten, Identifizieren, Planen, Sorgen machen usw. einzulassen. All diese "Besucher" mögen da sein. Lass sie da sein, kümmere dich nicht weiter um sie. Registriere sie einfach ohne zu werten. Zum Beispiel ein Geräusch im Außen: Nimm es wahr und kehre dann zurück zu der Achtsamkeit und Beobachtung des Atems. Das ist die Haupttechnik dieser Meditation. Oder wenn du merkst, da ist ein Gedanke - sowie dir bewusst wird, du hast wieder angefangen, dich auf das analysierende, wertende Denken einzulassen, lass den Gedanken einfach los, lass ihn schweben. Wenn du willst, kannst du dir auch vorstellen, du lässt ihn dahinziehen wie eine Wolke am Himmel und kehrst zurück zur Beobachtung des Atems. Einströmen des Atems, Ausströmen des Atems.

Sei dir dabei bewusst, mit dem Atem verbindest du dich sowohl mit deiner Umgebung über die Atemluft im Raum, wie auch mit dem kosmischen Prana, der Lebensenergie. Du kannst dir auch vorstellen, dass du dich nach oben hin öffnest. Mit jeder Einatmung kannst du dir vorstellen oder spüren, dass Licht, Prana, Segen in dich hineinfließen und mit der Ausatmung, dass dieser Segen, Licht, Prana dich ganz erfüllt, ganz auflädt und dass du Segen, Licht, Prana in alle Richtungen ausstrahlst.

Wenn du merkst, dass besonders viele Gedanken dich besuchen wollen, kannst du auch versuchen dich ganz besonders auf den winzigen Moment zwischen Ein- und Ausatmung zu konzentrieren. Auf diesen winzigen Moment der absoluten Stille und Bewegungslosigkeit nach der Einatmung und nach der Ausatmung.

Meditiere so in der Stille während der nächsten 15 Minuten.

Entwicklung von Achtsamkeit

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Achtsamkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Achtsamkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Achtsamkeit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Achtsamkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein achtsamerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Achtsamkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Achtsamkeit '. Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation: "Ich bin achtsam ".

Affirmationen zum Thema Achtsamkeit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Achtsamkeit Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Achtsamkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin achtsam

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin achtsam . Om Om Om.
  • Ich bin ein Achtsam Seiender, eine Achtsam Seiende

Entwicklungsbezogene Affirmation für Achtsamkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin achtsam " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation: * Ich entwickle Achtsamkeit

  • Ich werde achtsam
  • Jeden Tag werde ich achtsamer
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Achtsamkeit

Dankesaffirmation für Achtsamkeit :

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag achtsamer werde.

Wunderaffirmationen Achtsamkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr achtsam . Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Achtsamkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr achtsam zu sein.
  • Ich bin jemand, der achtsam ist.

Gebet für Achtsamkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Achtsamkeit:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Achtsamkeit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein achtsamer Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Achtsamkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Achtsamkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Achtsamkeit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich ich achtsam werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Achtsamkeit
  • Angenommen, ich will achtsam sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre achtsam, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Achtsamkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als achtsamer Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Achtsamkeit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Achtsamkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Achtsamkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Achtsamkeit, also Synonyme zu Achtsamkeit sind z.B. Aufmerksamkeit, Sorgfalt, Pflichtbewusstsein, Gründlichkeit, Interesse, Gewissenhaftigkeit .

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Achtsamkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Hyperkorrektheit . Daher braucht Achtsamkeit als Gegenpol die Kultivierung von Vorsorge, Spontanität, Träumerei .

Gegenteil von Achtsamkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Achtsamkeit, Antonym zu Achtsamkeit :

Achtsamkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Vortragsmitschnitt zu Achtsamkeit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Achtsamkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Gedanken zur Achtsamkeit

von Parvati Ruth Burbach

aus: Yoga Vidya Journal Nr. 11, Sommer 2004

Sei achtsam zu jeder Zeit

Gelebte Achtsamkeit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für unsere Entwicklung. Wir müssen wissen, was mit uns, in uns und um uns passiert, und das am Besten in jeder Sekunde unseres Lebens. Achtsames Wahrnehmen ist Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, ohne Verdrängung, ohne Wertung, jetzt ganz Dasein in unseren Gedanken, Worten und Handlungen.

Achtsamkeit fließt... ohne Anfang und ohne Ende... Achtsamkeit kämpft nicht... Achtsamkeit ist pure Energie... jetzt eingesetzt... ganz einfach... annehmen was ist... kein Ankämpfen gegen das, was nicht sein soll... wahrnehmen und akzeptieren...das ist alles, sonst nichts. Bevor wir Andere anleiten können, müssen wir zuerst an uns selbst arbeiten, bis wir erfahren und ganz klar verstehen im bewussten Hier und Jetzt zu leben. Nur wenn wir selbst achtsam sind, können wir andere anleiten. Achtsamkeit hört nicht auf, und während wir versuchen Achtsamkeit zu lehren, müssen wir selbst achtsam sein... wir müssen uns selbst belehren... uns selbst sehen... wir müssen selbst Bescheid wissen... wir müssen selbst verstehen.

Manchmal gelingt es uns achtsam zu sein und manchmal nicht. Aber das ist nicht so schlimm. Wichtig ist, dass wir es merken. Wir müssen ganz bewusst merken, dass wir nicht achtsam sind. Das ist der Weg um achtsam zu werden. Diese Übung läuft rund um die Uhr. Wenn wir einmal den Entschluss gefasst haben Achtsamkeit zu üben, sollten wir einfach damit anfangen, ohne uns unter Druck zu setzen. Wir beobachten einfach unsere Gedanken und gehen unseren alltäglichen Dingen nach. Wir achten auf unsere Bewegungen und Empfindungen, ohne Beurteilung und erleben alles ganz bewusst... Wenn wir handeln, arbeiten, üben oder irgendetwas tun, dann sollten wir:

  • Wirklich Dasein mit unserer Achtsamkeit
  • Dabei sein mit all unseren Gedanken und Gefühlen
  • Bewegung, Haltung und Atmung bewusst wahrnehmen
  • Wachsamkeit entwickeln für alles, was uns behindert und hemmt
  • Offen sein für die inneren und äußeren Lebenskräfte

Achtsamkeit bedeutet: „vorsätzliches, bewusstes Aufmerksam-Sein“ Wenn wir uns darauf einlassen, werden wir in kurzer Zeit positive Zeichen entdecken. Die Achtsamkeit durchdringt alle Bereiche unseres Lebens. Wir können achtsamer arbeiten und achtsamer mit uns selbst und anderen umgehen. Es sollte unser Ziel sein, jeden Augenblick wahrhaft in voller Aufmerksamkeit zu erleben, dann nämlich können wir die Tiefe im Leben erkennen, Zufriedenheit und Ruhe erreichen und müssen uns nicht durch ängstliche Gedanken und rastloses Tun selbst unsere Lebensqualität vermindern. Wenn wir wahrhaft achtsam sind, beurteilen wir nicht und sind nur Beobachter. Wir haben Geduld, denn wir wissen, dass Entwicklungen Zeit benötigen. Wir lassen los und genießen die Erfahrung des Augenblicks in vollem Vertrauen. Denn es gibt nur diesen einen Augenblick, sonst nichts. Alles andere ist gewesen oder noch nicht da.

Es kommt nur darauf an, das Jetzt zu erleben, dort, wo es kein Denken gibt. Im Jetzt brauchen wir nicht mehr zu grübeln. Wir sind frei und stark. Wir erleben und erkennen sofort. Und dann lassen wir es los, ganz leicht lassen wir es hinter uns, ohne noch einmal darüber nachzudenken und das Erleben zu benennen. Wir kümmern uns einfach nicht weiter darum. Im nächsten Moment hat sich der Gedanke sowieso wieder verändert.

Achtsamkeit ist reines Erleben, ohne Denken, ununterbrochen. Das bloße Erleben beobachten, und wenn man es erkannt hat, einfach wieder loslassen. Wir brauchen uns nur dafür zu entscheiden, an jedem Tag, in jeder Stunde, in jeder Sekunde unseres Lebens. Das ist unser Schlüssel zu innerer Gelassenheit. Wir können so jeden Augenblick als das akzeptieren was er ist – neu und unwiederbringlich. Wir können immer wieder neu anfangen, uns von Sekunde zu Sekunde neu erschaffen und unser Leben intensiv leben, bewusst und aufmerksam in der Großzügigkeit des Hier und Jetzt.

Achtsamkeit ist nicht Stillstand... Achtsamkeit ist nicht Warten...Achtsamkeit ist Sein, in seiner höchsten Form. Wenn wir bewusst achtsam sind, gibt es kein Warten mehr auf eine andere Situation, weil wir einfach sind. Und während wir in einer Warteschlange an der Kasse stehen, haben wir nicht mehr das Gefühl, dass wir unsere Zeit vergeuden, dass wir Zeit verlieren... sondern wir sind bewusst und wissen um die Bedeutung des Augenblicks, den wir nutzen. Allein dieses Wissen um die Vergänglichkeit des Augenblicks lässt uns liebend und achtsam sein. Wartezeit ist geschenkte Zeit... sie war nicht eingeplant... Wartezeit kann ein Gewinn sein... Achtsamkeit ist Liebe... Liebe der gegenwärtigen Situation, dem „JETZT“ gegenüber. Was gibt es sonst mehr?

Artikel von Parvati Ruth Burbach, unter den Eichen 22, 56470 Bad Marienberg (Yogalehrerin BYV, Dipl. Ayurveda-Therapeutin).

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