Besitz

Aus Yogawiki

Der Besitz ist die Gesamtheit der Güter, die ein Mensch geerbt oder gekauft hat und die er sein eigen nennt und darüber verfügt. Rein rechtlich gesehen, heißt es, dass allein die Herrschaft über eine Sache, sie schon zu einem Besitz macht, auch wenn die rechtliche Sachlage diesbezüglich nicht geklärt ist. Das heißt, wenn ein Dieb eine Sache entwendet, ist er im Besitz dieser Sache, auch wenn sie ihm rechtmäßig nicht gehört. Wenn ein Mensch eine Sache sein eigen nennt, sein Besitz, dann hängt damit auch eine gewissen Identifikation zusammen. Sukadev spricht im Folgenden über diese Identifikation und beleuchtet sie auf interessante Art und Weise.

Identifikation mit Besitz?

Identifikation mit Besitz überwinden

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Jnana Yoga, der Yoga des Wissens, als Hilfe zur Gelassenheit stellt auch die Frage: „Wer bin ich“? Indem du dich löst, von Identifikationen und Verhaftungen, kannst du ein gelasseneres Leben führen. Ein Beispiel dafür wäre eine Uhr. Wenn du sagst, dies ist meine Uhr, wenn du dich sehr identifizierst mit der Uhr, dann wirst du dir wegen der Uhr immer wieder Sorgen machen. Du hast Angst, dass die Uhr nicht mehr geht, dass sie dir geklaut wird oder dass sie kaputt geht. Du hoffst, dass andere die Uhr loben. Du ärgerst dich, wenn jemand die Uhr nicht schön findet. Erkenne, dass die Uhr nur ein Leihgegenstand ist, den du beschränkt oder für eine unklare Zeit nutzen kannst. Jederzeit kann die Uhr dir weggenommen werden. Dann kannst du damit wieder gelassener umgehen.

Oder angenommen, du identifizierst dich mit deinem Auto. Viele Menschen kaufen ja ein Auto, dass ihnen genau entspricht und Menschen verbringen zum Teil mehr Zeit damit als mit ihrem Partner, für viele Menschen ist ihr Auto ja sogar wie ihr zweites zu Hause. Wenn du dich mit dem Auto identifizierst, kommst du in alle möglichen Probleme. Das Auto wird irgendwann nicht mehr funktionieren. Es muss in die Werkstatt, Menschen können es klauen, du kannst es dir nicht mehr leisten, usw. Wenn du erkennst, dass du das Auto nur für eine beschränkte Zeit hast und du dich in dieser Zeit darum kümmern wirst, dann kannst du verhaftungslos mit dem Auto umgehen.

König Janaka verschenkt sein Königreich

Eine kleine Geschichte, die dir vielleicht helfen kann, auf dem Weg der Gelassenheit mit Besitz umzugehen. Es ist eine Geschichte aus dem alten Indien, aus mehrere tausend Jahre alten indischen Schriften. Es war einmal ein König namens Janaka. Dieser König war noch recht jung, und er dachte, er will einige Zeit zu einem großen Meister in die Lehre gehen. Der größte Meister, den Jnanaka kannte, hieß Ashtavakra. Ashtavakra galt als ein ganz großartiger Meister. Und Ashtavakra stimmte zu, Janaka als Schüler aufzunehmen. Jnanaka organisierte seine Vertretung in seinem Königreich für einige Zeit. Er ging für einige Zeit zu Ashtavakra in die Lehre und lernte über Yoga und Meditation. Er lernte, wie er seinen Geist unter Kontrolle bringen konnte, und er lernte alle spirituellen Prinzipien. Er lernte viel über Gelassenheit.

In Indien ist es üblich, dass am Ende einer Lehrperiode der Schüler dem Meister ein Geschenk gibt, ein sogenanntes "Dakshina". Und es gibt keine festen Sätze, sondern man gibt, was man kann. Janaka war ein König, er konnte recht viel geben. Aber er wusste auch, Ashtavakra hatte alles, was er brauchte. Und Ashtavakra war als großer Meister sogar recht zufrieden. Er schien nichts zu brauchen, und so fragte Janaka Ashtavakra: „Meister, ich würde dir gerne einen Dakshina, eine Gabe geben, ein Lehrgeld geben. Was kann ich dir geben? Du weißt, ich habe große Mittel, ich kann dir alles geben, was du willst.“ Und Ashtavakra sagte: „Du weißt nicht, worauf du dich einlässt. Du sagst, du willst geben, was auch immer ich will. Ist das wirklich so?“ Janaka sagte: „Ja, mein Wort als König gilt. Was auch immer du willst, und wenn es mir möglich ist, ich werde es dir geben. Du hast mir so viel Großartiges gegeben, so großartiges Wissen, so großartige Techniken. Was auch immer du willst, ich werde es dir geben.“

Ashtavakra lächelte und sagte: „Okay, dann überschreibe mir dein Königreich. Ich will dein Königreich haben.“ Janaka schluckte einen Moment. Damit hatte er nicht gerechnet, aber er wusste, er hatte sein Wort gegeben und jetzt sagte er: „Okay, mein Wort gilt, ich überschreibe dir das Königreich.“ Sie setzten das gleich um, und Ashtavakra nahm ein Pergament und Janaka unterzeichnete. Er schrieb: "Hiermit überschreibe ich mein Königreich an Ashtavakra. Ich ernenne Ashtavakra zu meinem Nachfolger. Ashtavakra ist jetzt der König." Ashtavakra hatte einige Schüler, die als Zeugen unterschrieben. Jnanaka machte sein Siegel darauf und übergab Ashtavakra auch seinen Siegelring und noch ein paar Insignien der Macht. Nachdem das alles gemacht wurde, lächelte Ashtavakra und sagte: „Okay Jnanaka, du kannst jetzt gehen.“

Jnanaka wusste jetzt nicht, was er weiter machen sollte. Er hatte nur gelernt, König zu sein, aber dachte, irgendwas wird sich schon finden und ging weiter. Als er fast außer Hörweite war, rief Ashtavakra laut: „Janaka, bitte komm doch nochmal her.“ Janaka kam nochmal zurück und Ashtavakra sagte: „Weißt du, ich fühle mich ja hier im Wald momentan ganz wohl, ich weiß ja gar nicht, wie man ein Königreich regiert. Könntest du nicht das Königreich für mich regieren? Du regierst das Königreich für mich unter zwei Bedingungen: 1. Du wirst so tun, als ob du der König wärst, du wirst weiterhin der König genannt und 2. Du weißt, in jedem Moment kann es geschehen, dass ich zu dir komme und das Königreich regiere.“ Janaka lächelte und stimmte zu. So ging Jnanaka zurück in sein Königreich, eigentlich nicht mehr in sein Königreich, sondern in Ashtavakras Königreich.

Er tat gegenüber allen anderen so, als ob er der König wäre, wurde auch als König angesehen, lebte im Palast, saß auf dem Thron des Königs, machte alle Handlungen, die ein König auch machte, wusste aber tief im Inneren, es ist nicht sein Königreich, sondern es ist Ashtavakras Königreich. Und alle paar Monate kam Ashtavakra mal vorbei und lächelte und sagte: „Janaka, na, wie geht es dir? Ich überlege gerade, ob ich das Königreich übernehmen soll, aber ich glaube, du kannst noch eine Weile weiter regieren.“ So regierte Janaka das Königreich mit großem Engagement, denn für seinen Guru, für seinen Meister wollte er alles tun. So regierte er das Königreich so gut er konnte, und er regierte auch das Königreich mit den ethischen Prinzipien seines Gurus, also Gerechtigkeit, Geschicktheit, Frieden, Ausgleich, usw. Er regierte es so, aber er wusste, jederzeit kann das Königreich von ihm genommen werden, und er wusste auch, letztlich ist es ja Ashtavakras Königreich. Wenn Ashtavakra mit seiner Regierung nicht zufrieden ist, könnte er ja jemand anderen einsetzen. So konnte er verhaftungslos regieren.

Er konnte gut regieren, er konnte engagiert regieren, er brauchte keine Angst zu haben, Dinge falsch zu machen, denn er wusste, es ist ja eigentlich Ashtavakras Königreich, und er identifizierte sich nicht damit. So konnte Jnanaka zeigen, wie man mit einer spirituellen Lebenseinstellung sehr gut und engagiert lebt. Janaka als König lebte auch wie ein König. Er genoss auch den Luxus eines Königs, denn letztlich, brauchen die Menschen das auch, damit sie den König bewundern können. Aber Janaka wusste auch, in jedem Moment kann es sein, dass er nichts mehr besitzen würde. So heißt es, dass Jnanaka als König inmitten des Luxuslebens und inmitten aller Verantwortung, allen Stresses der Regierung eines Königreiches, die höchste Verwirklichung erreicht hatte.

Und Janaka gilt in der Mythologie und in vielen Geschichten eben als ein Beispiel für jemanden, der in der Welt ist, aber nicht von der Welt ist. Der engagiert ist, aber nicht verhaftet. Der genießen kann, aber nicht an etwas hängt. Das war natürlich ein guter Kunsttrick von Ashtavakra, dass er den Jnanaka auf eine solche Weise ausgebildet hatte. Aber das ist nicht nur Ashtavakra und Janaka, im Grunde ist es bei uns ja auch so. Uns gehört nichts. Angenommen, dir besitzt ein Haus, dann gehört dir das Haus nicht wirklich. Das Haus gehört Mutter Erde, gehört Gott, der göttlichen Mutter, wie auch immer du es sehen willst. Du hast keine volle Kontrolle darüber. Es kann dir jederzeit weggenommen werden.

Es kann dir weggenommen werden durch ein Erdbeben. Es kann dir weggenommen werden durch eine finanzielle Katastrophe. Es kann dir weggenommen werden, weil irgendwo irgendwas kaputt geht. Es gehört dir nicht, dir wurde es nur für eine bestimmte Zeit anvertraut. Du kümmerst dich um das Haus, du kümmerst dich um alles, was drin ist, du tust nach außen so, als ob es dir gehört. Du bist ja auch offiziell der Besitzer, aber du weißt, jederzeit kann es dir weggenommen werden.

Beispiele aus dem täglichen Leben

Angenommen, du hast ein Geschäft, z.B. ein Naturkostladen. Du hast einen Naturkostladen, aber du weißt, dir gehört der Naturkostladen nicht wirklich. Denn du hast ihn zwar aufgebaut, aber die Vorstellung, dass einem irgendetwas gehört, ist schon etwas komisch. Selbst wenn du sogar das Haus mit deinen eigenen Händen gebaut hättest, hättest du es aus Materialien gebaut, die von Mutter Erde kommen. Typischerweise bist du aber auch nur zur Miete da, das heißt, dir gehören die Räume nicht. Und selbst wenn dir die Räume gehören, vielleicht hast du sie ja gekauft, aber selbst dann gehören sie dir nicht. Der Naturkostladen selbst gehört dir nicht. Du bist vielleicht Eigentümer im Sinne von Einzelunternehmen oder als GmbH und du zahlst Steuern darauf. Aber es ist nicht in deiner Hand, ob er läuft oder nicht läuft, einen gewissen Einfluss hast du, aber nicht den vollen Einfluss. Es braucht bloß ein paar Blocks weiter ein Naturkost-Supermarkt aufmachen, dann kann es relativ schnell sein, dass du deinen Naturkostladen verlierst. Es kann sein, dass irgendwelche gesetzlichen Bestimmungen sich ändern, und dann wird es unmöglich, dass du den Naturkostladen aufrecht erhältst. Es kann sein, dass deine Hauptmarke in Skandalgeschichten verwickelt wird und schon wird nicht mehr gekauft, und du kannst den Naturkostladen verlieren. So viel kann passieren.

Und es ist wirklich wichtig, dass du dir dessen bewusst bist. Der Naturkostladen gehört dir nicht, er ist dir anvertraut worden. Du hast eine Aufgabe damit zu erledigen. Du hast etwas zu tun. Du machst es so gut wie du kannst, und weil es deine Aufgabe ist, machst du sie gut. Vielleicht kannst du sogar sagen, die Aufgabe ist mir von Gott oder der höheren Wirklichkeit für einen guten Zweck, für eine gewissen Weile anvertraut worden. Aber du weißt, er kann jeden Moment von dir genommen werden.

Jedenfalls kannst du jetzt selbst noch überlegen, woran hängst du, was gehört dir, was ist vielleicht dein Besitz? Womit identifizierst du dich? Vielleicht identifizierst du dich mit deinem Auto, mit deiner Kleidung, mit deinem Haus, mit deinem Garten, mit deiner Firma, vielleicht mit etwas anderem. Überlege und sei dir dessen bewusst, dass dir nichts gehört - auch keine Aktien, auch kein Vermögen, keine Altersversicherung, nichts. Es ist dir alles nur anvertraut worden für eine gewisse Zeit.

Duu kannst dir sagen: "Ich will es so gut nutzen, wie ich kann, zum Wohl von anderen und kann es auch genießen. Ich darf es auch genießen, aber es kann jederzeit von mir genommen werden." Wenn du diese Grundeinstellung hast, macht es dir dann auch nichts aus, wenn es von dir genommen wird. Dann sagst du: "Ah, der Moment ist gekommen, die Nutzungsdauer ist vorbei."

Kein Besitzempfinden

In Wahrheit gehört dir nichts

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Menschen, die erleuchtet sind, verstehen, dass ihr Körper, ihr Verstand und ihre Beziehungen zur Welt gehören. Alle Ehefrauen und Ehemänner, Mütter und Väter, Kinder und Verwandte sind ihre eigenen.

Was ist der größte Besitz?

Ein Videovortrag von und mit Sukadev zum Thema: Was ist der größte Besitz? Was ist das Wertvollste, was der Mensch besitzen kann, sein Eigentum nennen kann? Dieser Vortrag ist inspiriert durch einen Vortrag des indischen Yoga Meisters Swami Chidananda.

Besitz

Verlass dich nur auf Gott

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Wohlstand (artha) ist in Wirklichkeit anartha. Um zu Wohlstand zu kommen, muss man sich anstrengen. Den Besitzstand zu wahren, ist noch belastender. Wenn man etwas davon verliert, leidet man – noch mehr, wenn man alles verliert. Reichtum und Besitz bringen eine Menge Ängste mit sich. In der Regel ist es nicht möglich, auf ethische Weise sehr viel Geld zu verdienen.

Pensionierte Beamte sitzen am Ufer des Ganges und üben jahrelang Japa und [1], ohne wirkliche Fortschritte zu machen. Warum? Weil sie ihre Rente nur für sich selbst und ihre Kinder verwenden, ohne etwas für wohltätige Zwecke zu tun. Verlasse dich nicht auf Geld, sondern auf Gott.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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