Anpassungsbereitschaft
Anpassungsbereitschaft ist der Wille, sich gegebenen Situationen anzupassen; die dem Menschen angeborene Anpassungsfähigkeit auch zu nutzen; innere Bereitschaft, sich auf Situationen einzustellen, die nicht unbedingt den eigenen Bedürfnissen bzw.
Wünschen entsprechen. Bei mangelnder Anpassungsbereitschaft wird es zu Reibereien kommen. Bei Anpassungsbereitschaft kann es um Anpassung an äußere Gegebenheiten gehen, oder um Anpassung gegenüber anderen Menschen oder Gruppen. Im Allgemeinen meint Anpassungsbereitschaft, zum Zweck eines Zusammenlebens eigene Belange zurückzustecken.
Es wird also verzichtet, aber dafür im Gegenzug auch gegeben. Es kann auch gemeint sein, sich an unabänderliche Gegebenheiten anzupassen, wie z.B. das Klima, oder andere feststoffliche Dinge, welche man (zumindest kurzzeitig) nutzen muss, z.B. Gebäude. Spirituell gesehen verliert der Mensch sehr viel Energie, wenn er mit etwas hadert, wenn er sich durchgehend über etwas ärgert, was er (im Moment) nicht ändern kann.
Anpassung kann hier andere Kleidung sein, technische Anpassungen, phantasievolle Verschönerungen, etc. Somit könnte der unmittelbare Mangelzustand abgestellt sein, und sich nach Abschluss der Arbeiten (oder schon während) ein Gefühl der Zufriedenheit auf das Geleistete einstellen. Eventuell mag hier ein Satz von Buddha das Ganze erhellen: "Wenn Du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, mache es nicht zu einem Problem!"
Anpassungsbereitschaft ist die Bereitschaft sich anzupassen an unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Umwelt, unterschiedliche Entwicklungen. Der Mensch ist ein Organismus, der sich an die Herausforderungen der Umwelt anpasst. Das bewusste Kultivieren von Anpassungsbereitschaft hilft, konfliktfreier zu leben, zufriedener zu sein, mit anderen besser zurecht zu kommen, Chancen schneller erkennen zu können.
Wichtig ist dabei, sich seiner Anliegen bewusst zu sein: Mit Intensität das verfolgen, was einem wichtig ist, und auf dem Weg dahin Anpassungsbereitschaft zu haben, mit den Menschen, die dabei beteiligt sind, zurecht zu kommen, und alle Ereignisse bestmöglich zu nutzen, das kann ein Rezept für langfristigen Erfolg sein.
In einer Zeit, in der immer mehr Menschen als Einzelkinder aufgewachsen sind, ist die Anpassungsbereitschaft der einzelnen gesunken – was aber auch den Vorteil hat, dass Menschen sich weniger gefallen lassen. Anpassungsbereitschaft hat auch seine Grenzen. Mut und Zivilcourage müssen Anpassungsbereitschaft ergänzen.
Anpassungsbereitschaft - eine Tugend. Was ist Anpassungsbereitschaft? Woher stammt das Wort? Wozu ist Anpassungsbereitschaft gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Anpassungsbereitschaft?
Swami Sivananda über Anpassungsbereitschaft
Aus dem Buch: How to Cultivate Virtues und Eradicate Vices
Anpassungsbereitschaft ist eine Tugend oder die Eigenschaft, sich anderen anzupassen oder sich anderen anzugleichen, wie auch immer deren Wesensart sein mag. Ein anpassungsbereiter Mensch kommt anderen entgegen, wie auch immer deren Naturell ist. Dies ist eine sehr erstrebenswerte Gepflogenheit oder Eigenschaft, um Erfolg im Leben zu haben.
Diese Fähigkeit muss langsam entwickelt werden. Die große Mehrheit der Menschen weiß nicht, wie man sich anderen anpasst. Anpassungsbereitschaft ist eine besondere Gabe oder der Mut, um die Herzen anderer zu gewinnen und letztendlich den Kampf im Leben, in dem man sich ein bisschen verbiegt.
Die Ehefrau weiß nicht, wie sie sich ihrem Gatten anpassen soll. Sie verärgert ihn und schafft damit Raum für Streit und so kommt es zur Scheidung. Der Angestellte weiß nicht, wie er sich seinem Vorgesetzten anpassen soll. Er hat mit ihm Auseinandersetzungen, und es kommt zu einer sofortigen Kündigung. Der Schüler weiß nicht, wie er sich seinem Meister anpassen soll.
Der Kaufmann weiß nicht, wie er sich seinen Kunden anpassen soll und daher verliert er seine Kundschaft und sein Geschäft. Der Politiker weiß nicht, wie er sich seinem Volk anpassen soll. Er muss daher den Staatsdienst verlassen. Die Welt basiert auf Anpassungsfähigkeit der Lebewesen. Derjenige, der die Kunst der Anpassung kennt, wird gut im Leben und in dieser Welt vorankommen, und er ist immer zufrieden mit allen Gegebenheiten des Lebens.
Der Mensch muss nachgiebig sein, wenn er sich anpassen will. Man benötigt kein großes Wissen oder Genialität, um Anpassungsfähigkeit zu entwickeln. Wenn der Angestellte die Handlungsweisen, Gewohnheiten und das Naturell seines Vorgesetzten versteht und er sich dementsprechend anzupassen weiß, wird er Platz für seinen Angestellten in seinem Herzen schaffen
Du wirst sein Liebling. Er wird alles tun, was du willst. Er wird deine Fehler entschuldigen. Ein egoistischer, stolzer Mensch wird es sehr schwer finden, sich anzupassen. Er wird immer in Schwierigkeiten geraten. Seine Bemühungen werden erfolgslos sein. Egoismus und Stolz sind die beiden wesentlichen und unüberwindlichen Hindernisse auf dem Weg, wenn man Anpassungsfähigkeit entwickeln will.
Wenn ein Schüler nicht weiß, wie er sich seinen Mitschülern anpassen soll, mit denen er zusammenlebt, entstehen Reibereien, und die Freundschaft steht auf dem Spiel. Anpassungsfähigkeit führt dazu, dass eine Freundschaft lange besteht. Ein anpassungsfähiger Mensch kann mit jedem überall auf der Welt zurechtkommen. Jeder liebt diesen Menschen unbewusst. Anpassungsfähigkeit verleiht unermessliche Stärke und grenzenlose Freude. Anpassungsfähigkeit entwickelt Willenskraft.
Ein anpassungsfähiger Mensch muss Opfer bringen. Er bezwingt die Selbstsucht. Ein anpassungsfähiger Mensch wird mit anderen das teilen, was er besitzt. Er muss Kränkungen und Beschimpfungen ertragen. Ein anpassungsfähiger Mensch entwickelt das Gefühl der Einheit oder des Einsseins mit dem Leben. Für das vedantische Sadhana stellt es eine unermessliche Hilfe dar.
Derjenige, der sich anpasst, muss die Gefühle von Mitleid, Abneigung, Verachtung (Ghrina), Geringschätzung und die Idee der Überlegenheit bekämpfen. Er muss mit allen Umgang pflegen. Er muss alle umarmen. Anpassungsfähigkeit einwickelt universelle Liebe und tötet Hass.
Ein anpassungsfähiger Mensch muss alle unfreundlichen Worte gegenüber seinen Mitmenschen meiden. Er muss Geduld und Ausdauer entwickeln. Diese Tugenden werden sich von alleine entwickeln, wenn er bemüht ist, sich einzufügen und anzupassen. Ein anpassungsfähiger Mensch kann in jeder Umgebung leben. Er kann die Hitze Benares‘ (ehem. Fürstenstaat in Uttar-Pradesh, Indien, Anm. des Autors) oder Afrikas ertragen, er kann in einer Baracke leben. Er kann an einem frostigen kalten Ort leben. Er entwickelt das Gleichgewicht des Geistes. Er kann extreme Hitze und Kälte verkraften. Anpassungsfähigkeit bringt ihm eventuell Atmajnana. Derjenigen, der diese vornehme Tugend hat, ist ein großer Mensch in allen drei Welten. Er ist immer heiter und erfolgreich.
Anpassungsbereitschaftals hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Der Mensch ist ein Organismus, der sich an die Herausforderungen der Umwelt anpasst, so lautet das allgemeine Anpassungsprinzip, das Hans Selye definiert hat, letztlich beschrieben hat, schon in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Der Mensch reagiert auf außergewöhnliche Belastungen mit dem Wunsch, sich daran anzupassen. Und diese Anpassungsbereitschaft ist zum einen eine Bereitschaft des Organismus. Also, angenommen, es wird wärmer, dann wird dein Körper einiges ändern, dass die Temperatur drinnen irgendwie gleich bleibt.
Angenommen, du gehst in die Sauna, dann wird der Puls steigen, Blutdruck steigen und die Schweißdrüsen werden mehr Schweiß absondern und so bleibst du auch in der Sauna bei normalen Körpertemperaturen. Du gehst anschließend in eine Kühlkammer, also irgendwo, wo es dann halt kalt ist, dann wirst du abgekühlt oder du gehst kalt abduschen, der Körper wird sich anpassen an die geänderte Temperatur.
Bis zu einem gewissen Spektrum kann der Mensch sich anpassen an verschiedene Temperaturen. Der Mensch hat auch eine Anpassungsbereitschaft auf Verschiedenes. Der Mensch kann ein großes Spektrum von verschiedenen Nahrungsmitteln zu sich nehmen, der Mensch hat die Fähigkeit, auf unterschiedliche Herausforderungen zu reagieren.
Man könnte sogar sagen, der Mensch ist vielleicht der Organismus, der die größte Anpassungsfähigkeit hat. Der Mensch kann sehr intellektuell sein, er kann sehr intensiv tätig sein, er kann seine Muskeln entwickeln, seine Ausdauer entwickeln, seine Aufmerksamkeit entwickeln, der Mensch ist fähig, Autos zu fahren, Flugzeuge zu fliegen, er kann Handys und Smartphones bedienen und erfinden usw. Der Mensch kann also auf viele verschiedene Herausforderungen hervorragend eingehen, das ist das, was Menschsein ausmacht.
Jetzt gibt es aber auch eine besondere Bedeutung des Wortes "Anpassungsbereitschaft". Anpassungsbereitschaft ist auch eine Tugend oder eine Fähigkeit, die auch zum Laster werden kann. Anpassungsbereitschaft hier heißt die Bereitschaft, sich anzupassen an bestimmte Normen und an bestimmte Gepflogenheiten einer bestimmen Gruppe.
Und da gibt es Menschen, die haben eine höhere Anpassungsbereitschaft und solche, die haben ein größeres Rebellentum. Man kann sagen, Anpassungsbereitschaft und Rebellentum, das sind so die zwei Extreme von menschlichen Verhaltenseigenschaften. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die rebellisch sind, die stellen immer wieder alles in Frage und sorgen dafür, dass Dinge verbessert werden und dass man immer neue und bessere Dinge entwickelt.
Und es ist gut, dass es auch diejenigen gibt, die bereit sind, sich anzupassen, die bereit sind für Anpassungsbereitschaft. Und diese Menschen haben auch ihre Funktion, auch diese sind wichtig, denn damit man gemeinsam etwas bewirken kann, braucht es auch Menschen, die in großem Maße sich engagieren für eine gute Sache. Es braucht eben Menschen, die Dinge von ganzem Herzen tun, aber auch bereit sind, das eine oder andere in Frage zu stellen.
Insofern, Anpassungsbereitschaft ist dort wichtig. Du kannst jetzt selbst überlegen, bist du jemand, der eher zum Rebellentum neigt, oder bist du jemand, der eher anpassungsbereit ist? Bist du auch bereit, zwischendurch dich anzupassen, selbst wenn du rebellisch bist? Und selbst wenn du eher bereit bist, dich anzupassen, bist du öfters auch mal bereit für gesunde Skepsis?
Unterschiedliche Menschen sind unterschiedlich, aber der gleiche Mensch hat auch einen gewissen Anteil von Rebellentum und Anpassungsbereitschaft. Und manchmal kannst du auch überlegen: "In der Situation, in der ich jetzt gerade bin, ist jetzt Rebellentum angemessener oder Anpassungsbereitschaft?"
Rebellentum, um des Rebellierens willen, bringt dich nicht weiter, aber einfach alles mitzumachen, ohne in Frage zu stellen, ist auch nicht gut. Je nach Situation ist es manchmal besser, Anpassungsbereitschaft zu üben und manchmal ist es besser, Rebellentum zu üben.
Und jetzt überlege selbst, wo auf dieser Skala bist du und gerade, wo du jetzt bist, ist es vielleicht angemessen, deine Anpassungsbereitschaft mehr zu fördern, oder wäre es jetzt angemessen, eher rebellisch zu sein? Und übrigens, es ist gut, Yoga und Meditation zu üben.
Yoga und Meditation verhilft dir zum einen, Energie zu haben, Energie zu haben, dich zu wehren, wenn nötig. Yoga und Meditation verhelfen dir aber auch zu tieferem Einfühlungsvermögen, so dass du dich auf andere besser einstimmen kannst. Auch das hilft, dass du dann besser gehört wirst und hilft auch, dass du die Anliegen anderer ernstnehmen kannst.
Entwicklung von Anpassungsbereitschaft
Anpassungsbereitschaft kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Anpassungsbereitschaft in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Anpassungsbereitschaft zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Anpassungsbereitschaft kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein anpassungsbereiterer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Anpassungsbereitschaft ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Anpassungsbereitschaft ".
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin anpassungsbereit ".
Anpassungsbereitschaft in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Anpassungsbereitschaft in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Anpassungsbereitschaft
Ähnliche Eigenschaften wie Anpassungsbereitschaft, also Synonyme zu Anpassungsbereitschaft sind z.B. Anpassungsfähigkeit, Wandlungsfähigkeit, Beweglichkeit, Flexibilität.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Anpassungsbereitschaft übertrieben kann ausarten z.B. in kriecherisch, schleimig, unterwürfig. Daher braucht Anpassungsbereitschaft als Gegenpol die Kultivierung von Klarheit, Freiheit, Unabhängigkeit.
Gegenteil von Anpassungsbereitschaft
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Anpassungsbereitschaft, Antonyme zu Anpassungsbereitschaft:
- Positive Gegenteile von Anpassungsbereitschaft, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Klarheit, Freiheit, Unabhängigkeit
- Negative Gegenteile von Anpassungsbereitschaft, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Starrheit, Unanpassungsfähigkeit, Sturheit, Dogma
Anpassungsbereitschaft im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Anpassungsbereitschaft gehört zur Tugendgruppe 5 Höflichkeit, Respekt, Ehrerbietung. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Höflichkeit und Respekt
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Anpassungsbereitschaft zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Anpassungsbereitschaft zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Anpassungsbereitschaft zum Vata-Kapha Temperament bzw. Dosha.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Anpassungsbereitschaft
Eigenschaften im Alphabet nach Anpassungsbereitschaft
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
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