Swami Sivananda

Aus Yogawiki
Sadguru - Swami Sivananda

Swami Sivananda war einer der größten Yoga Meister des 20.Jh. Er gehörte zu dem Dutzend Yoga-Meister und Yoga-Meisterinnen, die die Renaissance des Yoga eingeleitet haben. Swami Sivananda war insbesondere ein selbstverwirklichter Meister, ein gottverwirklichter Meister.

Das zu beschreiben, was Swami Sivananda wirklich ausmachte, ist äußerst schwierig, weil das was ihn ausmacht, die Gottverwirklichung ist und diese ist nicht in Worte zu fassen.

Auf den Internetseiten von Yoga Vidya gibt es bereits viele Videos über Swami Sivananda, wo oft über einen bestimmten Aspekt von ihm gesprochen wurde, dieser Artikel soll einen Gesamtüberblick über das Leben und Wirken von Swami Sivananda geben.

Swami Sivananda – Leben & Werk

Frühe Kindheit und Familie

Swami Sivananda wurde am 8.September 1887 in Pattamadai geboren, einer kleinen Stadt in Tamil Nadu in Südindien. Swami Sivananda wurde in einer Familie geboren, die Brahmanen waren, der Vater war Hofbeamter am Hof eines indischen Maharajas. Swami Sivananda lebte zur Zeit der Kolonialherrschaft in Indien, zumindest den größten Teil seines Lebens.

Die Engländer hatten damals Indien in Provinzen eingeteilt, die sie direkt regierten und in Provinzen, die sie von Lokalfürsten, den sogenannten Maharajas unter Oberherrschaft der Engländer regieren ließen. Bei solch einem Maharaja diente Swami Sivanandas Vater am Hof. Der Vater war sowohl Traditionalist als auch offen für Modernes. Traditionell führte er jeden Tag Puja aus, Verehrungsrituale, modernerweise schickte er seine Kinder auf englische Missionsschulen, nicht auf traditionelle, damit aus ihnen etwas werden konnte. Swami Sivananda liebe es, die Pujas mit seinem Vater mitzumachen. Er hatte währenddessen öfters Visionen des Göttlichen. So hat Swami Sivananda gesagt, dass Gott durch die schöne Erfahrung von Freude, Licht, der Gottesgegenwart bei diesen Pujas in sein Leben gekommen ist.

Missionsschule

Swami Sivananda wurde dann auf eine Missionsschule geschickt, d.h. auf eine Schule, wo es eigentlich darum ging, die indischen Jungen und Mädchen zu Christen zu erziehen. Zwar ist Swami Sivananda weiter Hindu geblieben, aber er hat einiges mitgenommen von dieser Schule, unter anderem eine große Liebe zur Bergpredigt, zu bedingungsloser Liebe und Gewaltlosigkeit und das in Verbindung mit Vergebung und Gleichmut, auch wenn andere schlecht über einen sprechen. Swami Sivananda hat auch gerne indische Schriften darüber zitiert, aber es scheint, dass in der Schule, wo er gelernt hatte, besonders gern über die Bergpredigt gesprochen wurde.

Swami Sivananda als Heranwachsender

Swami Sivananda war ein sehr eifriges Kind, er hat viel gelernt, es heißt, er was Klassenbester, heute würde man sagen, er war Hochbegabter. Er war gleichzeitig auch sehr sportlich, recht groß, wohl über 1,90m, wo es in der damaligen Zeit in Indien hieß, das er alle um einen Kopf überragte. Er war auch jemand der jovial war, fröhlich war und dem es ganz leicht fiel, mit anderen zu sprechen. Er war so etwas wie eine geborene Führungspersönlichkeit.

Swami Sivananda hat eine große Wissbegierde an den Tag gelegt, sie war breit ausgelegt, schon als Jugendlicher interessierte er sich für Philosophie, Meditation, Medizin, Heilkunde und vieles mehr. Gleichzeitig hatte er Interesse an Sport, er war ein sehr guter Leichtathlet, liebte es zu laufen, auch zu Turnen, Barren, Reck, Bodenturnen usw. Er liebte es sich körperlich zu betätigen und hatte gleichzeitig ein spirituelles Interesse. Es heißt, dass er auch als Jugendlicher meditiert hat und sich für indische Arten der Körperübung interessierte, so kam er unter anderem auch auf das Hatha Yoga und Kalari Yoga, die südindische Selbstverteidigungskunst.

Swami Sivananda und der Kalari-Meister

Es gab im Ort Pattamadai einen Meister dieser Selbstverteidigungskünste, dieser war allerdings ein Kastenloser. Swami Sivananda wollte von ihm lernen, doch der Lehrer meinte ihn nicht lehren zu können, da er Brahmane sei und es nicht gern gesehen wäre, wenn er ihn lehre.

Swami Sivananda wollte aber vom Besten lernen, selbst wenn auch seine Eltern ihm dies nicht erlaubten. Swami Sivananda dachte darüber nach und meditierte und in seinem Buch „Autobiografie“ beschreibt er eine mystische Erfahrung: Während er meditierte sah er plötzlich, dass Shiva in diesen kastenlosen Kalari-Lehrer hineinging und ihn erleuchtete und so wusste Sivananda, dass der Lehrer eine Manifestation von Shiva war.

Es gibt eine Schriftpassage, die sagt: „Der Mensch, in dem du Gott siehst und durch den Gott wirkt, der ist dein Guru.“ Swami Sivananda nahm das als göttliches Zeichen, er nahm übliche Gaben, wie Obst, Blumen, Kleidung und eine Geldspende, brachte sie diesem Lehrer, verneigte sich vor ihm und bat um Aufnahme als Schüler. Es spricht für seinen Vater und seine ganze Familie, dass dies akzeptiert wurde und dass sie diese Schriftaussage „Der Mensch, durch den Gott wirkt, der ist dein Guru“ unabhängig von Kaste so annahmen.

All dies als Einblick über Swami Sivananda als Jugendlicher. Er war auch jemand, der Nachhilfeunterricht gab, der bei Mannschaftssport dabei war, der eine Schauspielgruppe ins Leben rief; also ein sehr aktiver, energetischer Mensch, der viel getan und bewirkt hatte.

Medizinstudium

Dr. Kuppuswami

Sein Vater wollte, dass Swami Sivananda dann in den Verwaltungsdienst gehen würde. Vielleicht hatte er erhofft, dass er einer der führenden Beamten werden würde, da er ein so kluger und energetischer Mensch war, eine geborene Führungspersönlichkeit. Swami Sivananda aber sah keinen Sinn darin, einem Maharaja zu dienen, der im Dienst der englischen Kolonialherrschaft war. Um Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. war die indische Unabhängigkeits- Bewegung bereits im Gange.

Swami Sivananda dachte nach und entschied, dass das, was er von den Engländern lernen könnte, Medizin wäre und diese könnte er auch gut einsetzen. So war die nächste Phase der tiefe Wunsch Medizin zu lernen und zu studieren. Er ging auf eine medizinische Hochschule in Südindien und studierte dort Medizin. Er konnte auch schon die Grenzen der Schulmedizin sehen, ihn interessierte noch mehr als die Schulmedizin, er beschäftigte sich intensiv mit Ayurveda, auch mit Hatha Yoga und Yogatherapie und ebenfalls mit der westlichen Naturheilkunde.

In seinem späteren Buch „Nature’s Cure“ – Naturheilkunde- beschreibt er auch die Kneipp Anwendungen, Kaltwasseranwendungen, Kräuterwickel u.v.a. Er hat sich also ein breites Wissen angeeignet, die integrierende Medizin im Sinne von „Wer heilt, hat Recht“. Er wollte alles wissen, was es über Medizin zu wissen gab: Prävention, Hygiene, Heilung, westliche Schulmedizin, westliche Naturheilkunde, Ayurveda, das südindische Sedantha-System, wie auch Heilung durch den Geist. In dieser Zeit entdeckte Swami Sivananda auch, dass er heilende Fähigkeiten hatte, denn zur Medizinausbildung gehörte auch schon, dass er im Krankenhaus bei Operationen, Visiten usw. dabei war und dass seine Berührung dabei den Patienten oft mehr Gutes tat, als die Medikamente an sich.

Swami Sivanandas Zeitschrift „Ambrosia“

Als Swami Sivananda sein Medizinstudium beendete überlegte er, was er weiter machen wollte. In der Zeit seines Medizinstudiums hatte er bereits das Interesse, sein Wissen weiter zu geben. Er dachte, es sei nicht ausreichend, dass nur ein paar Ärzte dieses Wissen haben, sondern, dass alle dieses Wissen haben sollen. So gründete er eine Zeitschrift namens „Ambrosia“, wo viele Artikel über alle Aspekte der Gesundheit erschienen. Es war eine interessante Zeitschrift, da sie alles Wissen über Gesundheit enthielt: Wissen über Hygiene, sowohl aus westlicher, wie aus traditioneller indischer Sicht, Wissen über Prävention und eine gesunde Lebensweise, einfache Hausmittel zur Heilung von Krankheiten aus der westlichen Naturheilkunde, Ayurveda, Hatha Yoga und einfacher Schulmedizin. „Ambrosia“ hatte also eine kunterbunte Themenzusammenstellung, eine Zeitschrift, die damals in Indien außergewöhnlich war. Anfangs soll Swami Sivananda alle Artikel unter diversen Pseudonymen selbst geschrieben haben, später fand er mehr und mehr Autoren, die mitgeschrieben haben.

Zeit in Malaysia

Nach Abschluss seines Studiums wanderte Swami Sivananda nach Malaysia aus, es ist nicht ganz klar, warum, er selbst hat auch nicht sehr viel über seine frühere Lebenszeit berichtet. Das was bekannt ist, haben seine engen Schüler, die später nach Pattamadai gingen ausfindig gemacht, indem sie Menschen gefunden haben, die ihn von damals noch kannten. So kann nur spekuliert werden, was ihn zum Auswandern nach Malaysia brachte. Ein Grund war sicherlich, dass die Engländer auch in Malaysia eine Kolonie errichtet hatten, die aber jünger als die indische war, wo auch Ärzte und Arbeiter gesucht wurden.

Die Politik der Engländer war, die neueren Kolonien durch Inder erfolgreich zu machen, da sie ein fleißiges, umtriebiges Völkchen sind, die versuchen aktiv zu sein und Gutes zu bewirken, wo auch immer sie sind. So gibt es viele indische Auswanderer im ehemaligen Britisch-Guayana, in Australien, in Malaysia, in Indonesien und auch in Kanada. Wo auch immer die Engländer waren, ermutigten sie die Inder hinzukommen. So gab es in Malaysia Kautschuk-Plantagen, wo die meisten Arbeiter indische Arbeiter waren, wo auch indische Priester hinkamen, indische Tempel errichtet wurden und auch indische Ärzte hinkamen. Da in Malaysia auch schon zuvor einige Inder lebten, die vor Jahrhunderten, vielleicht auch Jahrtausenden dorthin ausgewandert waren, gab es dort eine sogenannte Indian Community, in die auch Swami Sivananda zog.

Tätig als Arzt für alle

Swami Sivananda verbrachte einige Jahre in Malaysia, auch in mehreren Krankenhäusern, zuletzt war er in führender Position, vielleicht Leiter oder Oberarzt des Krankenhauses, ein angesehener Arzt, der auch ein gutes Einkommen hatte.

Dies war die Phase, wo Swami Sivananda sich darum bemühte und dafür einsetzte sehr viel Gutes zu bewirken. Zum einen als Arzt im Krankenhaus, und er war ein sehr guter Arzt. Im Krankenhaus integrierte er die westliche Schulmedizin, Naturheilkunde, Ayurveda, Hatha Yoga usw. Er legte auch großen Wert auf gesunde Ernährung, Hygiene und darauf, dass Menschen, die ins Krankenhaus kamen auch Tipps für ein hygienisches und gesundes Leben bekamen, damit sie nicht so häufig krank werden würden. Neben seiner Arzttätigkeit im Krankenhaus war er andererseits ehrenamtlicher Arzt, der Patienten behandelte, die keine Arbeiter der Kautschuk-Plantage waren, die kein Geld für ihre Behandlungen hatten. So behandelte er auch Malaien aus umliegenden Ortschaften, die krank waren und gab seinen eigenen Verdienst aus um für sie Medizin zu bezahlen.

Er sei angeblich auch öfters in Konflikte geraten mit dem Management der Kautschuk-Plantage, eigentlich war gewünscht, dass die Ressourcen des Krankenhauses nur für deren Arbeiter zur Verfügung gestellt werden sollten. Aber Swami Sivananda hatte eine gewinnende Natur und so gelang es ihm auch andere zu behandeln. Dabei entdeckte er weiter seine heilenden Fähigkeiten. In einem seiner Bücher beschreibt er auch, dass jeder Arzt auch seine Hände einsetzen sollte, nicht nur Konsultation, Verschreibung, sondern auch Berührung und Einsatz der heilenden Kräfte. So gibt es einige Berichte von Wunderheilungen von Swami Sivananda in dieser Zeit.

Das zweite Tätigkeitsfeld von Swami Sivananda war ein allgemeines Soziales. Swami Sivananda setzte sich für die Rechte der Arbeiter ein, es gab auch Streiks und Unruhen zwischen Management und Arbeitern auf vielen Plantagen, denn letztlich wurden die Arbeiter ausgenutzt und ausgesaugt. Es heißt, dass Swami Sivananda zur erheblichen Verbesserung der Bedingungen auf der Plantage, wo er arbeitete, beitrug, ohne dabei der Profitabilität der Plantage einen Abbruch zu geben. Swami Sivananda kümmerte sich auch um die Verbesserung der Bildung, setzte sich für Schulbildung ein, sorgte für eine Bibliothek und gab als eifriger Leser alle Bücher, die er gelesen hatte, an diese allen zur Verfügung stehende Bibliothek. Bildung lag ihm am Herzen, sich einzusetzen für gute soziale Bedingungen und er hatte ein offenes Herz und eine offene Tür, wann immer jemand ein Problem oder Schwierigkeiten hatte.

Das dritte Gebiet, wo Swami Sivananda tätig war, war das Spirituelle. Er meditierte jeden Tag, übte jeden Tag Asanas und Pranayama und er machte auch Satsang, d.h. er leitete regelmäßige Satsangs mit Meditation, Mantrasingen, Vortrag. Es heißt Swami Sivananda war auch guter Musiker, er konnte Harmonium, Vina, Tanpura usw. spielen. So leitete dort immer er eine Satsang-Gruppe an. Er lehrte auch Hatha Yoga an einzelne Menschen, zum Beispiel seinem Koch, mit dem er auch zusammen übte. Dies ist bekannt, weil dieser Koch ihm später in den Sivananda Ashram folgte, nach Swami Vishnu-devananda der Leiter der Hatha Yoga Abteilung wurde und berichtete, wie Swami Sivananda in Malaysia war.

Vedanta-Lehre bei einem Sadhu

Gegen Ende der Zeit in Malaysia kam Swami Sivananda ins Überlegen. Er versuchte das Leiden der Menschheit zu lindern, aber merkte, wie wenig es ihm tatsächlich gelang. Vorübergehend konnte er Menschen gesund machen, vorübergehend halfen freundliche Worte, vorübergehend half die Bildung, vorübergehend half es, wenn er Menschen half einen Arbeitsplatz zu finden. Aber irgendwann wurden Menschen krank, alt und starben, litten unter zwischenmenschlichen Konflikten, unter Trennungen von anderen, unter dem Tod von anderen.

So wurde die spirituelle Sehnsucht in ihm stärker. Er wollte wissen, wer er wirklich ist, ob es eine höhere Wirklichkeit gibt, wie es in den Schriften steht, und wie er sie erfahren könne.

In dieser Zeit begegnete Swami Sivananda einem kranken Mensch, einem Swami, einem Sadhu, einem Wandermönch. Dieser hatte eine schwere Erkrankung, Swami Sivananda pflegte ihn, gab ihm Medikamente, zahlte dies von seinem eigenen Geld und als der Mönch genesen war, sagte er zu Swami Sivananda: „Ich kann dir nichts zahlen für meine Behandlung, aber ich könnte dich etwas lehren über Vedanta“. Swami Sivananda war froh darüber, dass er jemanden hat, der ihm etwas lehren konnte und nahm Lektionen bei diesem Sadhu, diesem Swami, diesem Vedanta-Meister.

Dann wurde ihm klar: „Ich will Gott verwirklichen und das ist jetzt wichtiger als alles andere“. Er meditierte intensiver und wusste, seine Zeit in Malaysia war vorbei, ein neuer Lebensabschnitt erwartete ihn. So verließ er im Jahr 1923 Malaysia und suchte mit 35 oder 36 Jahren nach seinem Meister in Indien, wollte herausfinden, wie er Gott schnell verwirklichen kann.

Spirituelle Praxis in Rishikesh

In Indien angekommen, zunächst in Tamil Nadu, übergab er Teile seines Besitzes an seine Familie, andere Teile hatte er bereits in Malaysia an Arme und karitative Werke gegeben, dann zog er auf eine Pilgerreise durch Indien, besuchte einige heilige Tempel, einige wichtige Ashrams. Schließlich zog er nach Rishikesh, an die Fußberge des Himalaya, dem Ort, wo die Rishis gelebt haben, wo man besonders gut praktizieren konnte.

Dort sah er einen Swami, einen Yoga Meister namens Swami Vishwananda, eigentlich aus Varanasi, war Swami Vishwananda gerade auf Wanderschaft in Rishikesh. Swami Sivananda sah in, erkannte in ihm den Guru und Swami Vishwananda erkannte in Swami Sivananda den Schüler und nach einer Zeit der Unterhaltung, Instruktion, Einweisung .- da gibt es unterschiedliche Aussagen darüber, wie lange das gedauert hatte, manche sagen nur ein paar Stunden, manche sagen ein paar Tage -, gab Swami Vishwananda die Einweihung in Sannyas, ins Mönchstum an Swami Sivananda, machte ihn zum Swami und so bekam Swami Sivananda seinen Namen Swami Sivananda Saraswati. Swami Vishwananda zog kurz darauf weiter, die beiden blieben eine Weile in Briefkontakt und Swami Vishwananda instruierte Swami Sivananda. Swami Sivananda blieb auf Geheiß seines Gurus in Rishikesh um intensiv zu praktizieren und auf Empfehlung seines Gurus lernte er auch von einem zweiten großen Meister namens Swami Vishnudevanda (nicht zu verwechseln mit dem Schüler von Sivananda, Swami Vishnu-devananda).

Swami Sivananda - intensive Praxis

Jetzt begann die intensive Phase spiritueller Praxis von Swami Sivananda, er praktizierte jeden Tag viele Stunden Meditation, Asanas und Pranayama. Er las Bücher, bekam Instruktionen zum weiteren Praktizieren. Man kann sagen 1924-1932 oder 1936 war die Phase der ganz intensiven Praxis, wo Swami Sivananda jeden Tag 10-16 Stunden mit spirituellen Praktiken verbrachte.

Gleichzeitig machte er jeden Tag ein paar Stunden am Tag uneigennützigen Dienst. Zum einen erkannte er, dass die medizinische Versorgung fehlte oder kaum vorhanden war, so bot er für eine Stunde am Tag eine medizinische Sprechstunde an, er errichtete eine karitative Apotheke bzw. eine Art Medizinstation für westliche und ayurvedische Mittel, Arzneien. Er gab weiterhin seinen Aspiranten eine Stunde am Tag Rat und lebte in seiner kleinen Hütte für intensive Praktiken.

Schon Ende der 20er Jahre schrieb er sein erstes Buch „Practise of Yoga“, das auch in Indien gleich einen gewissen Erfolg hatte. Ab Ende der 20er Jahre gab es Menschen, die sich als Schüler bei Swami Sivananda niederlassen wollten, doch er war sehr zögerlich und sagte, dass er keine Schüler annimmt, die bei ihm leben. Ab und zu mal wurde er auf Kirtan-Konferenzen oder –Festivals oder auf Yoga Conferences eingeladen, wo er zwar hinging, aber er zögerte, er wollte hauptsächlich praktizieren und nur im Kleinen wirken.

Vision und aktive Verbreitung von Yoga

Dann hatte er eine Vision, eine Vision in der Meditation, eine Vision von Krishna. Krishna erschien Swami Sivananda und sagte ihm: „Swami Sivananda, wache auf! Ich habe den Becher deines Lebens gefüllt mit dem Nektar des Göttlichen Namens. Gehe und teile ihn mit allen, ich werde ihn immer wieder füllen.“ Dieses Zitat ist ein Auszug aus einem Gedicht von Swami Sivananda, wir wissen natürlich nicht, was er wirklich sah und wie die Vision wirklich war, ab diesem Zeitpunkt war Swami Sivananda anders. Er, der die letzten Jahre sehr zurückgezogen gelebt hatte, sehr zögerlich war, den vielen Wünschen anderer aktiver zu sein, zu folgen, wurde jetzt aktiv um Yoga zu verbreiten. So war ab 1934 bis ca. 1957 die Zeit, wo Swami Sivananda sich sehr engagierte, um Yoga weiter zu geben.

In dem Buch „Sivananda – ein moderner Heiliger“ ist dies alles sehr schön und weitaus ausführlicher beschrieben, weitere schöne Bücher von Swami Venkatesananda „Sivananda Yoga“, „Integraler Yoga“, zu den Biografien von Swami Sivananda, wie er war und wie er gelehrt hatte. Hier werden nur ein paar Dinge erwähnt.

Der Sivananda Ashram

Swami Sivananda zog auf die andere Seite des Flusses Ganga, errichtete dort den Sivananda Ashram und begann Yoga zu lehren auf verschiedenste Weisen, er integrierte in seinem Ashram das, was wir heute als ganzheitlichen Yoga bezeichnen.

Hatha Yoga im Sivananda Ashram
  • Es gab Sadhana Intensiv Wochen, wo Menschen in einer Woche systematisch Yoga lernen konnten.
  • Er entwickelte eine Ayurveda Abteilung, die später selbständig gemacht wurde.
Ashram - Musiker
  • es gab eine Sanskrit-Abteilung und es gab auch immer wieder Gastlehrer, die kamen.
  • Es wurden Konferenzen, Kongresse und Festivals organisiert,

Im Grunde genommen hat Swami Sivananda in den 30er, 40er und 50er Jahren all das entwickelt, was du auch heute bei Yoga Vidya in den Ashrams findest, das war damals etwas Außergewöhnliches, charakteristisch war also hohe Spiritualität auch mit Heilwirkung und auch mit Persönlichkeitsentwicklung. Ebenfalls charakteristisch war das Konzept von Swami Sivananda ‚Erfolg in Leben und Selbstverwirklichung‘, wie auch der Titel des Buches ist, das in den 50er Jahren sein meistverkauftes Buch war und auch in Deutschland in den 60er Jahren eines der populärsten Yoga Bücher war.

Swami Sivananda wusste auch schon, dass Yoga für die ganze Welt bedeutsam wäre, er schickte einige seiner Schüler, wie Swami Vishnu-devananda in den Westen, hieß westliche Aspiranten in seinem Ashram willkommen und ermutigte sie dann in der ganzen Welt zu unterrichten. Dazu gehörten zum Beispiel auch Swami Sivananda Radha, André Van Lysebeth, Boris Sacharow, welchen er über Korrespondenz ermutigte zu unterrichten und über Briefkontakt neue Tiefen des Yoga vermittelte.

Swami Sivananda - heiße alle willkommen

Swami Sivananda war insbesondere auch der Praktiker, der sagte „Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie“. Für ihn war auch wichtig, dass das Mittel des Yoga Unterrichtes Englisch war, nicht Hindi, nicht Sanskrit, wie das in anderen indischen Ashrams zu seiner Zeit üblich war, denn er erkannte, dass Yoga für die ganze Welt wichtig war und musste dazu die englische Sprache als entstehende Weltsprache nutzen.

Swami Sivananda war es wichtig, dass es keine Kastengrenzen in seinem Ashram gibt und dass Menschen aller Kasten, aller Religionen, aller Kulturen willkommen geheißen werden und dass alle bei allem dabei sein konnten. Swami Sivananda war es auch wichtig, dass Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem finanziellen und Bildungshintergrund Yoga üben und praktizieren konnten und Gott verwirklichen konnten.

So lebte Swami Sivananda bis 1963 und etwa ab Mitte der 50er Jahre gab er die Leitung des Ashrams an andere ab, lehrte immer mehr, schrieb noch mehr Bücher, war weiter bei Satsangs dabei um schließlich 1963 seinen Körper zu verlassen.

Om Namo Bhagavate Sivanandaya - Bhajan gesungen von Swami Chidananda für seinen geliebten heiligen Meister Swami Sivananda

Wirken und Bedeutung von Swami Sivananda

Swami Sivananda und enge Schüler

Wenn man heute über Swami Sivananda nachdenkt, schreibt und spricht, gibt es vieles zu überlegen. Zum einen war er ein selbstverwirklichter Meister, der in seinem Leben aus dem Geist der Liebe und der Einheit gehandelt hat. Es gibt so viele wunderschöne Geschichten darüber, die in seinen Biografien zu finden sind. Zum anderen war Swami Sivananda einer der Meister, die für die Renaissance des Yoga verantwortlich sind, insbesondere durch seine große Betonung auf der Praxis. Ihm war die Theorie weniger wichtig, sondern die Praxis zählte. Er betonte groß, dass jeder Mensch Yoga üben kann, und auch, dass jeder Mensch sich heraussuchen kann, was für ihn besonders wichtig ist.

Als Arzt erkannte er, wie wichtig Yoga für Gesundheit ist, besonders in einem stressvollen Leben. Er erkannte auch, dass Yoga und die Raja Yoga Techniken sehr gut sind um geistige Energie zu haben, seine Persönlichkeit zu kultivieren und viel zu bewirken. Er erkannte auch, dass Techniken zur Harmonie und Techniken zur Aktivierung der eigenen Fähigkeiten auch hilfreich sind, um zum eigentlichen Göttlichen zu kommen.

Für seine Schüler ist am allerwichtigsten, dass er mit seinem physischen Tod nicht gestorben ist, physisch ist er gestorben, aber seine Gedanken, sein Licht, seine Liebe ist weiter spürbar. Seine engeren Schüler und auch alle, die seinen Lehren folgen, fühlen, wie Swami Sivananda sie von einer höheren Ebene aus lenkt und leitet. Wenn man sich an Swami Sivananda richtet, sein Bild anschaut, eine Frage hat, ein Gebet spricht, um Führung bittet, kann man spüren, wie Swami Sivananda einen lenkt und leitet.

Swami Sivananda am Ganges

Wenn ich zum Beispiel Vorträge gebe, öffne ich mich immer für Swami Sivananda und bitte darum, dass meine Worte letztlich durch ihn inspiriert sein mögen und dass seine Energie durch meine Worte wirken möge und dass seine Kraft wirken möge, wann immer ich unterrichte. Wann immer ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe, bitte ich um seine Führung. Wann immer ich denke, ich sollte etwas tun, frage ich Swami Sivananda ob es das richtige ist. Obgleich ich Swami Sivananda persönlich nie gekannt habe, ist er mir dennoch sehr sehr vertraut und ich fühle mich ihm sehr nah und ich bitte darum, dass er durch mich wirkt und natürlich auch durch alles, was wir bei Yoga Vidya machen.

So verdanken wir Swami Sivananda sehr viel und ich bin der festen Überzeugung, dass Swami Sivanandas Energie und Segen noch lange weiter wirkt.

Ich möchte dich ermutigen, ein Foto von Swami Sivananda aufgestellt zu haben, vielleicht auf deinem Altar oder Meditationstisch und es öfters mal auf dich wirken zu lassen.

Vielleicht die Biografien von Swami Sivananda zu lesen, die es sowohl als Buch gibt, als auch deren Auszüge, die im Internet gefunden werden können. Auch auf unseren Internetseiten sind viele kleinere und größere Bücher von und über Swami Sivananda auf deutsch erhältlich. Auf den Internetseiten der Divine Life Society gibt es inzwischen ca. 150 Bücher von und über Swami Sivananda kostenlos online zu lesen. Es gibt Fotos von Swami Sivananda, Videos, Audios, auch auf unseren Yoga Vidya Seiten. Du kansnt dich öffnen für den großen Meister, du kannst über ihn meditieren oder vor der Meditation einfach seinen Segen erbitten.

  • Om Namo Bhagavate Sivanandaya.
  • Om Namo Bhagavate Sivanandaya.
  • Om Namo Bhagavate Sivanandaya.

(nach einem Vortrag von Sukadev Bretz 2018)

Video - Swami Sivananda - Leben und Werk

Swami Sivanandas Leben erzählt von Sukadev – mit vielen Fotos aus seinem Leben.

Video - Swami Sivananda - Leben und Werk - Quintessenz

Video - Swami Sivananda gefilmt in Rishikesh, Indien

Filmed by the Divine Life Society in Rishikesh, India

Schüler Swami Sivanandas

Erste Schüler bei Swami Sivananda

Swami Sivananda hatte diese intensive spirituelle Praxiserfahrung von 1924 bis 1932 gehabt, wo er viele, viele Stunden meditiert hatte, Pranayama geübt hatte, aber auch gelesen hatte, Phasen hatte, wo er bis zu achtzehn/zwanzig Stunden am Tag praktiziert hatte, andere Phasen, wo auch das uneigennützige Dienen auch als Arzt oder als spiritueller Ratgeber wichtig waren.

Aber es war sicherlich eine Zeit, wo es kaum einen Tag unter zwölf Stunden spirituelle Praktiken gab. Swami Sivananda bekam dann die ersten Schüler in den 30er Jahren oder schon in den 20er Jahren. Zu Anfang lehnte Swami Sivananda alle Schüler ab. Menschen wollte zu ihm kommen und Swami Sivananda hatte ja nur eine kleine Hütte und dann sagte er ihnen: „Ja, ihr könnt ein paar Tage bei mir sein, ihr könnt in der Nähe sein.“ Man konnte ja auch damals, mindestens im Frühjahr und Herbst am Ganges-Ufer auch so schlafen. „Ihr könnte dort ein paar Tage sein, ihr könnt euch dort verpflegen.“ In dem Swarg Ashram, in dem Swami Sivananda gelebt hatte. „Ich werde euch ein paar Tipps geben, ihr könnt mit mir zusammen meditieren und anschließend praktiziert selbst weiter.“

Menschen, die eine intensivere Führung haben wollten, die schickte Swami Sivananda meistens zur Ramakrishna Mission oder auch zu anderen Gurus, er hatte so eine Liste von einem halben Dutzend Yogameister, die er empfahl, oder auch spirituelle Gemeinschaften, die er empfahl, damit Menschen systematisch etwas lernen konnten.

Wenn man bei Swami Sivananda wirklich näherer Schüler sein wollte, dort musste man hartnäckig sein, man musste immer wieder herkommen, man musste Briefverkehr zu ihm halten, Swami Sivananda antwortete dann auch, und man musste vor allem das umsetzen, was Swami Sivananda gesagt hatte.

Auf gewisse Weise gilt das auch heute, Yoga Vidya ist nicht so sehr auf Schüler aus. Es ist nicht so, dass wir jetzt sagen: „Du musst jetzt Schüler von Swami Sivananda sein.“ Oder manchmal werde ich (Sukadev Bretz), ich bin ja der Gründer und Leiter von Yoga Vidya, gebeten: „Ja, ich möchte gerne dein Schüler sein. Und wie kann ich dein Schüler sein?“ Da bin ich durchaus eher wie Swami Sivananda und sage: „Ich bin nicht wirklich auf der Suche nach persönlichen Schülern. Ich kann ein paar Anleitungen geben, ein paar Anweisungen geben, ich antworte auch mal, aber im Wesentlichen, du kannst im Ashram leben oder du kannst zu Seminaren kommen, du kannst zu Ausbildungen kommen und so kannst du dich mit mir verbinden oder viel besser noch, verbinde dich direkt mit Swami Sivananda.“

Und Swami Sivananda stellt auch Menschen oft etwas auf die Probe, er testet sie. Um zu Swami Sivananda tiefer zu kommen, ist es auch heute notwendig, dass du dich mit Hingabe ihm näherst, dass du praktizierst, was in seinen Lehren ist. Zwar war Swami Sivananda in späteren Jahren sehr darauf aus, viele Menschen zum Yoga zu bringen, aber eben nicht darauf aus, viele Menschen zu seinen Schülern zu machen. So ähnlich ist auch Yoga Vidya heute darauf aus, viele Menschen zu inspirieren zum Yoga, viele Menschen dazu zu bringen, Yoga zu üben. Aber wir sind eben nicht so sehr darauf aus, dass Menschen sich jetzt genau als unsere Schüler ansehen.

Selbst die Mantra-Weihe, die ja oft die Aufnahme als Schüler beinhaltet, ist jetzt bei Yoga Vidya nicht das, sondern die Mantra-Weihe ist mehr verbunden mit dem Versprechen des Schülers, täglich zwanzig Minuten lang zu meditieren und einem Öffnen des Kanales, damit der Schüler sich dabei öffnet für das Göttliche, für die Tiefen des Selbst und wenn er will, auch zu der Energie der Meister.

Daher ist Yoga Vidya auch eine recht offene Lebensgemeinschaft. Wir wollen nicht Menschen bekehren, sondern wir wollen, dass Menschen praktizieren und auf diese Weise an sich arbeiten. Wenn du aber wirklich persönliche Führung brauchst, kannst du sie bekommen, du musst aber etwas hartnäckiger sein. Wenn du eine tiefere Beziehung haben willst zu Swami Sivananda oder auch zu mir, dann musst du auch etwas hartnäckiger sein. Und die Beziehung wird immer so sein, die Hauptverantwortung behältst du, die Hauptverantwortung und auch die eigene Unterscheidungskraft für deine Praxis behältst du.

Das war immer das Schöne bei Swami Sivananda, er hatte nicht das Leben seiner Schüler leben wollen, er hatte ihnen zwar auch manchmal konkrete Aufgaben gegeben, aber wie die Schüler diese Aufgaben nachher umsetzten und letztlich, wie sie langfristig praktizierten, blieb immer im Verantwortungsbereich des Schülers.

Das waren ein paar meiner Gedanken heute zum Thema „Lebensgemeinschaft“, insbesondere aus der Phase von Swami Sivananda, in der zweiten Hälfte der 20er, erste Hälfte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts und wie Swami Sivananda damals mit seinen Schülern umgegangen ist, insbesondere sie zur Selbstverantwortung inspiriert hatte.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Swami Sivananda lehrt die Einheit aller Religionen (Wikibook)

Seminare

Indische Meister

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