Vegetarismus: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Vegan Gardein Tofu Foods Display.jpg|miniatur|Vegane und vegetarische Speisen mit [[Tofu]]]]
[[Vegetarismus]] ist eine Ernährungsweise, bei der auf [[Fleisch]]- und [[Fisch]]konsum sowie auf alle Lebensmittel,  die durch den [[Tod]] von [[Tier]]en hergestellt werden, verzichtet wird. Zurück geht der Begriff auf den [[Philosophie|Philosophen]] Pythagoras, der die Ansicht vertrat, dass der [[Mensch]] pflanzliche Nahrung anstelle von Fleisch zu sich nehmen sollte. Diese Ernährungsweise steht im Gegensatz zum System des [[Karnismus]], das seit jeher gesellschaftlich als soziale Norm gilt.
'''Vegetarismus''':  Menschen unterlassen oder vermeiden bewusst, Fleisch und Fisch zu essen. Einige schließen auch  beispielsweise Eier, [[Milch]]produkte oder [[Honig]] aus.


Vielen  ''Vegetarier''n schmeckt das einfach - "gesünder" und auch richiger. In der westlichen Welt sind  durchschnittlich 1,5 bis 2,5&nbsp;Prozent  der Bevölkerung  ''Vegetarier'', in [[Indien]] bis zu geschätzte 40&nbsp;Prozent.
[[Datei:MH900227717.JPG|thumb|Frisches auf dem Bio-Markt. Im [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] ernährt man sich nach dem [https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ Ayurveda]]]


Mögliche [[Zitat]]e:
Unterschieden werden der Ovo-lacto Vegetarismus, bei dem auf Fleisch und Fisch zwar verzichtet wird, nicht aber auf [[Ei]]er und [[Milch]].
Im Lacto Vegetarismus werden zusätzlich Eier gemieden, da diese bereits ein ungeborenes Lebewesen darstellen. Diese Form entspricht der typisch yogischen Ernährung. Beim Ovo Vegetarismus werden hingegen Eier gegessen und Milchprodukte gemieden.
:''Vegetarische [[Yoga]] [[Ernährung]]  versorgt [[mehr]]  als den [[Körper]] mit allen wichtigen Nährstoffen [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/].


:''Die Nahrung [[spiel]]t eine wichtige Rolle bei der Entfaltung eines reinen (siehe:) [[Gewissen]]s. Sattvige Nahrung hilft dem Menschen, ein sauberes Gewissen zu haben.''
Weitere Formen sind der [[Veganismus]], der auf alle tierischen Lebensmittel wie zum Beispiel Fleisch, Fisch, Eier, Milch und [[Honig]] verzichtet, und die [[Rohkost]]ernährung, bei der das Essen von [[Gemüse]], [[Obst]], [[Nüsse]]n und Samen in frischer, nicht erhitzter Form im Fokus steht, sodass die vitale [[Energie]] erhalten bleibt. [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/vegetarismus/formen-des-vegetarismus/ Formen vegetarischer Ernährung]


Ca. 8-9% der deutschen Bevölkerung isst vegetarisch. Von den Menschen, die dem Vegetarismus zugeordnet werden, essen wiederum ca. 800.000 Menschen vegan. Am 1. Oktober jeden Jahres ist Welt-Vegetarier-Tag - ein internationaler Aktionstag, der am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der „North American Vegetarian Society“ eingeführt wurde. [https://www.vebu.de/aktuelles/veranstaltungen/1432-weltvegetariertag-vegetarisch-auf-dem-vormarsch VeBu.de: Weltvegetariertag - Vegetarisch boomt]


==Video: Vegetarismus? ==


==Begriffsgeschichte ==
Kurzes Vortragsvideo mit dem Thema "Vegetarismus?"
{{#ev:youtube| 4K7I5dytQlM }}
Vortragsvideo von und mit [[Sukadev Volker Bretz]] rund um das Thema [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/vegetarismus/ Vegegarismus], rund um das Thema [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/yoga-ernaehrung/ Yoga Ernährung].


Bis zum Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts hiess das ''„Vegetarianismus“ und „Vegetarianer“''.
Zum Vgl.:  lateinisch - ''vegetus'' und ''vegetabilis'' („belebend“)  von  ''vegetare'' („beleben“).
Engl.''vegetarian'' ist erstmals 1839 belegt.


== Ausprägungen des Vegetarismus ==
==Geschichte des Vegetarismus==
[[Datei:Vegatarianhotdogdanishstyle.jpg|miniatur|Vegetarischer [[Hot Dog]]]]
[[Datei:MH900430944.JPG|thumb|Vegetarismus lässt sich vielfältig gestalten]]
''Vegetarismus'' - d.h. pflanzliche Lebensmittel - auch Pilze und was  aus Bakterienkulturen - hat vier Formen:  ''ovo-lacto-vegetarische''<ref>aus  den lateinischen [[Präfix]]en ''ovo'' für Ei(er) und ''lacto'' für Milch.</ref> bezieht zusätzlich Eier und Milchprodukte, die ''lacto-vegetarische Kost'' nur Milchprodukte mit ein. Die ''ovo-vegetarische Kost'' wird lediglich durch den Konsum von Eiern ergänzt, während die ''streng vegetarische Kost'' alle Lebensmittel tierischen Ursprungs meidet. Vgl.: [[Frutarier]].


Ein Teil der Vegetarier meiden mit tierischem Lab oder Gelatine hergestellte Käsesorten und Säfte. Manche Ovo-Vegetarier essen (weil unbefruchtet) Eier. Der [[Veganismus]] vermeidet tierische Produkte nicht nur in der Nahrung, sondern in allen Lebensbereichen.  
Der griechische [[Mathematik]]er, [[Philosophie|Philosoph]] und Gelehrte Pythagoras lebte ca. 570-500 v. Chr. Und war der erste berühmte [[Vegetarier]]. Bis zur Begriffseinführung des Vegetarismus 1847 wurden Menschen, die sich [[fleisch]]los ernährten, in deutscher Sprache Pythagoräer genannt. [[Pythagoras]] und seine Anhänger vertraten die Auffassung, dass alles, was ein [[Mensch]] den Tieren antut, auf den Menschen zurückfällt und der Fleischgenuss Menschen aggressiv, gewalttätig und mordlüstern macht. Erst mit dem Vegetarismus, also wenn die Bereitschaft endet, Tiere für den gustatorischen Genuss zu töten, würde der Mensch auch aufhören, Menschen zu ermorden und [[Krieg]] zu führen.


Übergänge zur ''Fleischlosen [[Ernährung]]'' sind etwa nur  Fisch und weitere tierische Produkte zu verzehren. In einigen Lexika<ref>Zum Beispiel Erhard Gorys: ''Das neue Küchenlexikon''.</ref> werden sie den ''Vegetariern'' im weiteren Sinn zugeordnet - ''Vegetarier''verbände grenzen sich  ab.
Im Verlauf der [[Geschichte]] folgten Nachahmer des Vegetarismus wie zum Beispiel Ovid, Plutarch und [[Seneca]]. Mit der [[Zeit]] der [[Aufklärung]] fand der Vegetarismus durch bekanntere Anhänger wie [[Voltaire]] und [[Rousseau]] immer mehr [[Aufmerksamkeit]]. Eine richtige Bewegung des Vegetarismus entwickelte sich in Europa im 19. Jahrhundert. Als Startpunkt könnte man die Gründung des ersten Vegetarismus Vereins 1847 sehen, die „Vegetarian Society of the United Kingdom“. Zwanzig Jahre später folgte die erste deutsche „Vegetarische Vereinigung“. [http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/essen/vegetarier/ Vegetarier 02/2014]


Zeitweiser oder gelegentlicher Fleischkonsum: ''Teilzeitvegetarismus''  oder ''Flexitarismus'' - <ref>HEALTH Part-Time Vegetarians, Advocates call it flexitarianism, but critics say being a little bit vegetarian is like being a little bit pregnant, [http://www.newsweek.com/id/161559 (Teilzeitvegetarier – Befürworter nennen es Flexitarismus, Kritiker vergleichen ''ein wenig vegetarisch'' mit ein ''bisschen schwanger'')] von Karen Springen | NEWSWEEK 29. September 2008.</ref>
{{#ev:youtube|FAws1iJf6s8}}
Die American Dialect Society wählte ''Flexitarian'' zum nützlichsten Wort des Jahres 2003, demnach handelt es sich bei ''Flexitariern'' um Vegetarier, die nur gelegentlich Fleisch essen.<ref>[http://www.msnbc.msn.com/id/4541605/ ''Are you a 'flexitarian?' Meat-eating vegetarians transform the movement'' – AP, 16. März 2004]</ref><ref>Dawn Jackson Blatner, RD, LDN, 2009, The Flexitarian Diet: The Mostly Vegetarian Way to Lose Weight, Be Healthier, Prevent Disease, and Add Years to Your Life, McGraw-Hill Professional. ISBN 0-07-154957-9.</ref>


== Vegetarier? ==
==Gründe für Vegetarismus==
Viele  möchten keineswegs, dass ihretwegen Tiere leiden und sterben. ', 3. Auflage, Reinbek 2002.</ref> Daneben steht die gesundheitliche Motivation derjenigen Vegetarier, die ihre Ernährungsweise für generell gesünder halten als die nichtvegetarische. Ein Teil der Vegetarier empfindet eine Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch.<ref>Siehe z.&nbsp;B. eine [http://www.vegetarierstudie.uni-jena.de/ Befragung von Vegetariern durch die Universität Jena]</ref> Auch ökologische Begründungen werden vorgebracht; so verweisen manche Vegetarier auf die Belastung der Umwelt durch Massentierhaltung und Anbau von Futtermitteln. Sie leiten daraus ab, dass die Fleischproduktion unverantwortlich, da ökologisch nachteiliger, sei als der Anbau von Pflanzen für die menschliche Ernährung. Ferner argumentieren sie, dass diese relativ ineffiziente Nahrungsmittelproduktion angesichts von Hungersnöten in der Dritten Welt unverantwortlich sei.
Für viele [[Vegetarier]] ist insbesondere ihre eigene [[Gesundheit]] Grund, sich dem Vegetarismus anzuschließen. Gesellschaftskrankheiten wie z.B. [[Übergewicht]] entstehen insbesondere durch den Konsum von [[Fleisch]]. Skandale wie Gammelfleisch, Vogelgrippe oder BSE schrecken zusätzlich ab. Auch aus ernährungsphysiologischer Perspektive hilft Vegetarismus, da Erkrankungen wie ein zu hoher [[Cholesterinspiegel]], [[Diabetes]], [[Gicht]], Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie etc. durch eine höhere [[Fett]]- und Eiweißaufnahme entstehen, die vor allem durch erhöhten Fleischkonsum bedingt ist. Auch die Verringerung der Schadstoffaufnahme oder [[Ökologie|ökologische]], [[Religion|religiöse]] oder [[Ethik|ethische]] Aspekte können ausschlaggebend für Vegetarismus sein. Und manchen Menschen schmeckt Fleisch schlichtweg nicht oder sie können den [[Geruch]] nicht gut ertragen. [http://www.gesundheit.de/ernaehrung/alternative-ernaehrung/vegetarisch/vegetarismus Vegetarismus]


In einigen  religiösen Richtungen hat es  Ernährungsregeln, die den Vegetarismus fordern ([[Jainismus]] und einzelne Richtungen des [[Hinduismus]]) oder für seine Ausbreitung günstige Voraussetzungen schaffen ([[Buddhismus]]).
Ethische Aspekte, die zum Vegetarismus führen, sind vor allem die Zustände der [[Massentierhaltung]] und Tiertransporte, die zu enge und lieblose Käfighaltung, der [[Stress]] und [[Adrenalin]]ausstoß bei [[Schlachtung]]en. Um die geschmacklichen Gelüste der Menschen zu befriedigen, werden jährlich weltweit über zwei Milliarden Tiere von der Weide oder aus dem Stall und über 20 Milliarden Geflügeltiere umgebracht.
=== Ethische Aspekte ===
[[Datei:Peter Singer.jpg|miniatur|hochkant|Peter Singer]]
[[Ethik|Ethisch]] motivierte Vegetarier wollen grundsätzlich nicht, dass ihretwegen Tiere getötet werden. Gemein ist den meisten ethischen Argumenten ein [[Naturalismus (Metaethik)|naturalistisches]] Moment, das aus gewissen für einen Rechtsbegriff angeblich relevanten [[Homologie (Biologie)|homologen]], d.h. [[Evolution (Biologie)|evolutionär]] kontinuierlichen, Eigenschaften eine Widerspiegelung im Moral- beziehungsweise Rechtsverständnis fordert. Oft konstituieren Tierrechtsargumente so auch gleichzeitig eine moralphilosophische Herleitung für [[Menschenrechte]]. Aufgrund der naturwissenschaftlich angeblichen Unschärfe des [[Art (Biologie)|Artbegriffs]] auf der Subjektebene, könne allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art niemandem ein [[subjektives Recht]] zugeschrieben oder aberkannt werden. Dieser angebliche Fehlschluss wird als [[Speziesismus|speziesistisch]] bezeichnet.  


Im deutschsprachigen Raum waren vegetarische Strukturen in der Gründerzeit unter den Landreformern und im Zusammenhang mit [[biozentrismus|biozentrischen]] Ideen zu finden.<ref>Joachim Joe Scholz: ''Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926)''. (Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge für Berlin und Brandenburg, Band 3). Berlin: Weidler, 2002, ISBN 3-89693-217-9.</ref> In den Anfängen des modernen Vegetarismus spielte die prinzipielle Ablehnung des Tötens eine wichtige Rolle, wobei zunächst vor allem argumentiert wurde, es fördere im Menschen die Neigung zur Grausamkeit.<ref>Teuteberg (1994) S.&nbsp;53 f.</ref> Im anglophonen Raum hingegen waren [[pathozentrisch]]-[[utilitaristisch]]e Ansätze führend und entsprechende Strukturen mehr unter elitären Strömungen der Linken wie in den Frauenbewegungen und [[Sufragette]]n verwurzelt.<ref>Hilda Kean, ''Animal Rights: Political and Social Change in Britain since 1800''. Reaktion Books, 1998. ISBN 1861890141.</ref> Eine relevante politische Kraft waren beide allenfalls sehr regional beschränkt.
Ökologische Gründe für Vegetarismus beinhalten die Entstehung von Treibhausgasen, die allein durch die Rinderzucht höher ist, als durch alle Autos zusammen und die laut Washingtoner Worldwatch Institute zu über 50% durch die Massentierhaltung bedingt ist. Zudem ist der [[Wasser]]verbrauch ein großes Argument, da die Produktion von 1kg Fleisch so viel Wasser verbraucht, dass man davon 1 Jahr lang jeden Tag duschen könnte. Besorgniserregend ist auch die Rodung von großen Gebieten des Regenwaldes in den Entwicklungsländern, um Weideflächen oder Anbauflächen für Futtermittel zu gewinnen. Auf einer Fläche, die 50kg Fleisch erzeugt, könnten in einem System, das den Vegetarismus lebt, ebenso 6000kg Karotten, 4000kg Äpfel oder 1000kg Kirschen angebaut werden. [http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/essen/vegetarier/ Vegetarier]


Die Philosophien dieser frühen Ansätze unterscheiden sich von den modernen insofern, als dass zum einen die Forschung um die Geisteszustände von Tieren durch neue medizinische, bildgebende Verfahren einige Erkenntnisse gewonnen hat,<ref>vgl. ''The Journal of Ethics'' Number 3 / September, 2007, ''Special issue on Animal Minds''.<br/>vgl. auch Balluch 2005.</ref> andererseits das theoretische Umfeld der Tierrechte, die damals kaum explizit gefordert wurden,<ref group="A">Eine Ausnahme von diesem allgemeinen Prinzip konstituiert das Werk des Briten [[Henry Stephens Salt|Henry Salt]] (1851–1939) ''Animal Rights'' (1892). Zu Zeiten seiner Veröffentlichung wurde es weitestgehend ignoriert. Es erfuhr erst posthum etwas breitere Beachtung.</ref> einen erheblichen Wandel erfahren hat.
{{#ev:youtube|RB0lLlFxft8}}


Klassischerweise wird in [[Peter Singer]]s Buch ''Animal Liberation''<ref group="A">Eine [[Tierbefreiung]]sbewegung gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches praktisch nicht. Die Forderung nach der Befreiung der Tiere ist nach Singer als Metapher zu verstehen. Er fordert eine strikte Gewaltfreiheit (vgl. Vorwort der 1990er-Ausgabe).</ref> von 1975 eine Zäsur gesehen, in dem die Diskussion um den [[Veganismus]] eine neue Qualität gewonnen hat. Darin argumentiert er, es gebe keine moralische Rechtfertigung, das Leid eines Wesens, gleich welcher Natur es sei, nicht in Betracht zu ziehen. Spezielle „nichtmenschliche Tiere“ von diesem ''Gleichheitsprinzip''<ref group="A">Gleichheit versteht Singer nicht als deskriptive Gleichheit von Zuständen, sondern als präskriptive Norm zur gegenseitigen Behandlung</ref> auszuschließen sei so willkürlich, wie Menschen anderer Hautfarbe, Kultur, Religion oder Geschlecht auszunehmen.<ref name="Singer1976">Singer, ''Animal Liberation'' (Harper Collins Publishers 2002): S. 5–9 (Englisch), deutsch: ''Die Befreiung der Tiere,'' Hirthammer, München 1976.</ref>
==Der Mangelmythos==
[[Datei:MH900177942.JPG|thumb|Kartoffeln enthalten wichtige Kohlenhydrate]]


Einige Vegetarier verweisen heute in erster Linie auf die geistigen Fähigkeiten mancher Arten, die mit nicht unerheblicher [[Intelligenz]] und [[Schmerz|Leidensfähigkeit]] ausgestattet sind und ein komplexes Sozialverhalten zeigen.<ref>Günther Stolzenberg: ''Weltwunder Vegetarismus,'' München 1980, S. 164 f.; John Lawrence Hill: ''The Case for Vegetarianism,'' Lanham 1996, S. 52–67.</ref> Ein [[pathozentrisch]]er Ansatz wird hauptsächlich von Tierschützern vertreten. Je nach Gewichtung der Relevanz einzelner herangezogener Präferenzen von Individuen kann so ein hinreichendes Argument für eine vegetarische Ernährung oder vegane Lebensweise folgen. Ein weiteres ethisches Motiv bildet das Bestreben, vermeidbares Leid, das mit der Schlachttierhaltung verbunden ist, durch Verzicht auf deren Produkte zu vermeiden. Dabei geht es um Vorgänge vor und während der Schlachtung und um eine nicht [[Artgerechte Haltung|artgerechte Tierhaltung]], vor allem die [[Massentierhaltung]], die von der starken Nachfrage nach Fleisch gestützt werde.<ref>Paul Amato/Sonia Partridge: ''The New Vegetarians'', New York 1989, S. 31 ff.: werten eine internationale Umfrage in englischsprachigen Ländern aus, bei der zwei Drittel der 320 befragten Vegetarier Begründungen dieser Art angaben. Solche Gründe werden auch in der einschlägigen populären Literatur häufig genannt und diskutiert, z.&nbsp;B. Helmut Kaplan: ''Warum Vegetarier?'', Frankfurt 1989, S. 31&nbsp;ff., 61&nbsp;f.; Axel Meyer: ''Warum kein Fleisch?'', München 1990, S.&nbsp;79&nbsp;ff.; vgl. auch Leitzmann (1996) S.&nbsp;16–21; ''Vegetarisch leben'', Hrsg. Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe 1999, S.&nbsp;12&nbsp;f., 23–25.</ref> Der Philosoph [[Tom Regan]] schreibt gewissen Tieren einen ''inhärenten'' (naturgegebenen) Wert zu.<ref group="A">Zentral in Regans Philosophie ist das ''Subjekt-eines-Lebens''-Kriterium (7.5), nach dem allen Tieren mit Präferenzen, Wünschen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Gefühlswelt von mindestens ''Schmerz'' und ''Freude'', der Fähigkeit, aufgrund von Präferenzen Handlungen zu setzen, einer ''psychophysikalische[n] Identität'' (Kap. 2), und eines ''Wohlbefinden[s]'' (Kap. 3) unabhängig von außenstehenden Interessen eine Subjekteigenschaft zustehe. Nach Regan qualifiziere diese Subjekteigenschaft für ein wenngleich relatives, subjektives Recht (eine ''legitime Forderung'' im Sinne von [[John Stuart Mill]]). Aufgrund der angeblich diskreten Subjekteigenschaft könne dieses Recht kategorisch und für alle Subjekte gleichermaßen gültig zugesprochen werden. Wenngleich Regan unter gewissen Umständen eine Abwägung dieser Rechte zulässt, sei Fleischkonsum (9.1) und andere ''Verwertung'' nichtmenschlichen Lebens (9.5) moralisch im Allgemeinen nicht zu rechtfertigen.</ref><ref>Tom Regan: ''The Case for Animal Rights'', Berkeley 1983 (Neuauflage 2004).</ref> [[Martin Balluch]] argumentiert auch für eine angeblich naturwissenschaftliche Kontinuität von Bewusstsein. Ausgehend von einer Kritik am Pathozentrismus<ref>[http://tierethikblog.de/2007/03/15/recht-auf-autonomie-kritik-konsequentialismus-pathozentrismus/ Kritik am Pathozentrismus], [[Martin Balluch]] 2007.</ref> fordert er gewisse Grundrechte, derer zugrundeliegenden Interessen Voraussetzung für alle weitergehenden Interessen seien. Eine hinreichende Voraussetzung für die Grundrechte sieht er im Bewusstsein gegeben.<ref group="A">Ausgehend von einer Charakterisierung von Bewusstsein durch hinreichende Kriterien formuliert er ein [[Deontologie|deontologisches]] Argument, das durch die angeblich implizit gegebenen Interessen qua Bewusstsein arbeitet. Unabhängig von einer Interessengewichtung müssen seiner Ansicht nach gewisse Grundvoraussetzungen (mindestens Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit im Sinne Art. 3 AEMR) für die Erfüllung von (sekundären) Interessen gegeben sein. Indem man diese Voraussetzungen für jemanden fordere, müsse man sie qua eines Universalitätsprinzips für jeden, der dieselben Voraussetzungen erfüllt, mitfordern, und die formulierten „Grundrechte“ würden zu kategorischen Prinzipien.</ref><ref>Martin Balluch: ''Die Kontinuität von Bewusstsein''. Wien 2005.</ref>
Wie die Fleischindustrie oft glauben machen will, sei Vegetarismus einseitig und ungesund, weil nicht genug wichtige [[Nahrung]]sbestandteile aufgenommen würden. Um Mangelerscheinungen durch Vegetarismus zu vermeiden, ist es tatsächlich notwendig, dass die [[Ernährung]] abwechslungsreich gestaltet wird. Sind die wichtigsten Nährstoffe (Vitamin B 12, [[Vitamin]] D, [[Eisen]], [[Kalzium]] und [[Eiweiß]]) enthalten, ist der [[Gesundheit]]szustand im Vegetarismus jedoch deutlich besser als bei Fleischessern. Beispielsweise senkt sich durch die ballaststoffreiche Nahrung des Vegetarismus das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken.  


=== Gesundheitliche Aspekte ===
In der täglichen Nahrung enthalten sein sollte:
Einer vegetarischen Ernährung werden gesundheitlich sowohl Vor- als auch Nachteile zugeschrieben. Der Vegetarierbund beruft sich auf Studien, denen zufolge der durchschnittliche Gesundheitsstatus der untersuchten Vegetarier besser ist als derjenige des Bevölkerungsdurchschnitts.<ref>[http://www.vebu.de/alt/nv/dv/__Studien_mit_Vegetariern.htm Studien mit Vegetariern, Universität Gießen, Krebsforschungszentrum Heidelberg, Bundesgesundheitsamt Berlin]</ref> Einige Studien ergaben, dass Vegetarier seltener an Erkrankungen wie [[Übergewicht]], [[Arteriosklerose]], [[Altersdiabetes]] und [[Krebs (Medizin)|Krebs]] leiden.<ref name="Gesünder leben"/> Das trägt zu ihrem günstigeren Abschneiden bei. In einigen Untersuchungen wurde versucht, einer Verfälschung der Ergebnisse durch solche Nebeneffekte vorzubeugen, wobei man sich zum Beispiel der [[Paarvergleichstechnik]] (Matched Pair-Technik) bediente. Dabei zeigten sich nach manchen Studien immer noch Vorteile bei einer vegetarischen Ernährung.
* [[Wasser]] (mind. 1,5l)
* [[Obst]] und [[Gemüse]] (mind. 500g)
* Getreideprodukte und Kartoffeln
* Milchprodukte und [[Milch]] (je nach Form des Vegetarismus)
* [[Ei]]er und Hülsenfrüchte (je nach Form des Vegetarismus)
* Pflanzenöle und pflanzliche Fette


Kritiker des Vegetarismus verweisen auf Gesundheitsgefahren, die sich bei einer Unterversorgung mit einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen ergeben können. Sie argumentieren, der Mensch könne [[Eiweiße]] aus Fleisch leichter verarbeiten als pflanzliche Eiweiße. Der Durchschnittsdeutsche liegt zurzeit über der von der [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung|Deutschen Gesellschaft für Ernährung]] empfohlenen Eiweißzufuhr, während der Durchschnittsvegetarier der Empfehlung entspricht. Sogar Veganer haben bei richtiger Auswahl und Kombination der Lebensmittel kein Problem mit ihrer Eiweißversorgung.<ref name="Gesünder leben">''UGB: Vegetarismus: Gesünder leben ohne Fleisch''[http://www.ugb.de/vegetarismus]</ref> Hinsichtlich der Versorgung mit den lebenswichtigen acht essentiellen [[Aminosäuren]] berufen sich die Vegetarier auf Untersuchungen, denen zufolge diese Aminosäuren bei einer abwechslungsreichen vegetarischen Ernährung in mehr als ausreichender Menge aufgenommen werden.<ref>Gill Langley: ''Vegane Ernährung'', 1999, S. 27; C. Lee/J. M. Howe/K. Carlson/H. E. Clark: ''Nitrogen retention of young men fed rice with or without supplementary chicken''. In: ''American Journal of Clinical Nutrition'' 24 (1971), S. 318–323.</ref>
Süßes und Zucker sind schnelle Energielieferanten und im Vegetarismus recht beliebt. Da diese aber auch ebenso schnell verbrannt werden, sollten sie nur in Maßen genossen werden. Alternative Speisen, die sich im Vegetarismus anbieten, sind darüber hinaus [[Tofu]] (aus Sojamilch), Tempeh (Soja-Weichkäse), Miso (Soja-Gewürzpaste), Quorn (Pilzprodukt), Seitan (Weizenprodukt), Soja- und Weizeneiweiße.
[http://www.gesundheit.de/ernaehrung/alternative-ernaehrung/vegetarisch/vegetarismus Vegetarismus]


Besonders hervorgehoben wird die Problematik der ausreichenden Versorgung mit dem [[Cobalamine|Vitamin B<sub>12</sub>]], dessen Mangel das Zellwachstum hemmt und [[perniziöse Anämie]] hervorrufen kann. Es ist in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milchprodukten und Eiern enthalten. Bei einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung mit genügend Milch und/oder Eiern gilt eine ausreichende Versorgung als gesichert. Bei den pflanzlichen Vorkommen, die früher angenommen wurden, handelt es sich in der Regel nicht um echtes B<sub>12</sub>, sondern um für den Menschen wertlose B<sub>12</sub>–Analoga, welche die Aufnahme des Vitamins sogar behindern können (siehe Artikel [[Cobalamine]]). Daher kann bei einer starken Reduzierung oder völligen Vermeidung tierischer Nahrung ein Mangel auftreten, dem jedoch durch ein Vitamin-B<sub>12</sub>-Präparat vorgebeugt werden kann.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/238/verwendung_von_vitaminen_in_lebensmitteln.pdf BfR: Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln], S. 212.</ref>
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Weiterhin wird die Versorgung mit [[Eisen]] diskutiert. Die Aufnahmerate ([[Resorption]]) von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln ist niedriger als die aus Fleisch. Pflanzliche Begleitstoffe wie [[Phytinsäure]] und [[Ballaststoff]]e hemmen zudem zusätzlich die Aufnahme. Die meisten Vegetarier weisen dennoch Bluteisenwerte im Normbereich auf, da die Aufnahmerate sich an die geringe Zufuhr anpasst und bestimmte Stoffe aus Obst und Gemüse (Vitamin C, Zitronensäure, Fruktose) die Eisenaufnahme wiederum erhöhen. Außerdem wird vermutet, dass die aktuellen Empfehlungen höher als nötig sind; es bestehen Hinweise, dass Eisenblutwerte im unteren Normbereich vor Infektionskrankheiten schützen.<ref>[http://www.ugb.de/vegan UGB: Vegane Ernährung – Geht’s auch rein pflanzlich?]</ref>
==Mythos Bio-Fleisch==
Was unter fairer [[Massentierhaltung]] verstanden wird, sind Richtlinien, die die Zustände der konventionellen Haltung verbessern, verglichen aber mit der Haltung von Haustieren, sind diese Zustände im Sinne des Vegetarismus immer noch Tierquälerei. [[Bio]]- und Tierschutzsiegel sorgen für eine leichte Verbesserung der Zustände – eine Reaktion auf das kritischere [[Konsum]]verhalten der Verbraucher. Aber selbst die großzügigsten Gütebestimmungen bieten den [[Tier]]en kaum mehr Platz: Ein Schwein verbringt in der Massentierhaltung sein gesamtes Leben im besten Falle auf 1,5qm. Auch in der vom Vegetarismus kaum minder abgelehnten Bio-Massentierhaltung gelten sonst grausame und radikale Regeln, die dafür sorgen, dass Tiere überzüchtet sind, [[Schmerz]]en leiden, ihre [[Mutter|Mütter]] niemals sehen, eingepfercht leben müssen und schließlich gewaltsam umgebracht werden. Ob Bio oder nicht, was der Vegetarismus erkannt hat: Es gibt kein faires Fleisch. Es gibt lediglich eine Marktnische, die das [[Gewissen]] erleichtern soll, ganz nach dem Motto: Besser Bio als gar kein Ernährungsbewusstsein. [http://www.taz.de/Debatte-Vegetarismus/!132556/ Es gibt kein faires Fleisch 02/2014. taz.de]


Laut der [[Ernährungswissenschaft]]lerin Ulrike Becker kommen Vegetarier im Durchschnitt dem von der [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung|Deutschen Gesellschaft für Ernährung]] empfohlenen Nährstoffverhältnis von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß (50–60 %, 25–30 %, 10–15 %) näher als Nichtvegetarier, da sie mehr Kohlenhydrate, oft weniger Fett und weniger Eiweiß zu sich nehmen. Zudem sei die Fettzusammensetzung der vegetarischen Kost günstig, da sie relativ viele ungesättigte und relativ wenige gesättigte Fettsäuren und wenig Cholesterin enthält. Auch die Versorgung mit Vitamin B<sub>1</sub>, B<sub>6</sub>, Vitamin C, Magnesium, Ballaststoffen und [[Sekundäre Pflanzenstoffe|sekundären Pflanzenstoffen]] ist bei Vegetariern, die sich gesundheitsbewusst ernähren, gut.<ref>[http://www.ugb.de/e_n_2_139320.html Vegetarismus: Gesünder Leben ohne Fleisch]</ref>
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Nach einer Langzeitstudie des [[Deutsches Krebsforschungszentrum|Deutschen Krebsforschungszentrums]], die sich über einen Zeitraum von über 21 Jahren erstreckte, leben Vegetarier deutlich länger als der Bevölkerungsdurchschnitt. Im Vergleich mit Personen, die gelegentlich kleine Mengen an Fleisch oder Fisch essen, ergab sich aber kein gesundheitlicher Vorteil der Vegetarier.<ref>[http://www.dkfz-heidelberg.de/de/presse/pressemitteilungen/2003/download/dkfz_pm_03_12.pdf Deutsches Krebsforschungszentrum: Langzeitstudie]</ref>
==Der typische Vegetarier. Eine wissenschaftliche Studie zum Vegetarismus==
An der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde der typische [[Vegetarier]] untersucht. Dabei wurden insgesamt 2517 Vegetarier befragt. Die Auswertung der ersten Welle ergab folgenden Steckbrief des deutschen Durchschnittsvegetariers:


Es kommt vor, dass vegetarische Hunde- und Katzenhalter aus solchen Gründen das gängige Tierfutter ablehnen und ihre Haustiere fleischlos ernähren. Bei Katzen warnen aber Tierschützer vor einer fleischlosen Fütterung, da sie nicht artgerecht sei und zu Mangelerscheinungen führe.<ref>„Kann ich bei der Ernährung meiner Katze ganz auf Fleisch verzichten?“ [http://www.tierschutzbund.de/00782.html Deutscher Tierschutzbund]</ref>
[[Datei:Woman chopping vegetables for salad.JPG|thumb|Junge Vegetarierin bei der Speisenzubereitung]]
* weiblich (zu 70%)
* jung (überwiegend zwischen 20 und 29)
* in einer Großstadt wohnhaft
* überdurchschnittlich gebildet


[[Datei:Quellen täglicher Energiezufuhr in % 2001-2003 (FAO)-2.svg|miniatur|hochkant=2.0|Die berechenbare Zunahme der Tierproduktanteile auf den Tellern in den weniger entwickelten Ländern wird neue Herausforderungen an die globale Landwirtschaft herantragen.<ref>[http://faostat.fao.org/Portals/_Faostat/documents/pdf/sources_of_dietary_energy_consumption.pdf FAO.org]</ref>]]
Die angegebenen Gründe für den eigenen Vegetarismus waren insbesondere die widrigen Zustände bei der [[Massentierhaltung]], den Tiertransporten, der Tierquälerei und der Schlachtung sowie der Einfluss von [[Mensch]]en im näheren Umfeld, welche die betreffenden Personen erst auf den Vegetarismus gebracht haben. Im Vergleich zwischen [[Mann|Männern]] und [[Frau]]en zeigt sich, dass die Beweggründe recht deckungsgleich und in erster Linie [[Moral|moralischer Natur]] ([[Tierschutz]]/Tierrechte) sind.


=== Ökonomische und ökologische Aspekte ===
Auch [[Gesundheit|gesundheitliche]] (Wohlbefinden, Fleischskandale) und [[Emotion|emotionale Gründe]] (Geschmack von Fleisch) spielen bei einigen eine Rolle für die Entscheidung zum Vegetarismus. Dennoch zeigt sich, dass Frauen häufiger moralische Motive angaben, während Männer ein bisschen öfter als Frauen gesundheitliche Gründe angaben. In erster Linie überwiegen aber die moralischen Beweggründe, mit dem Vegetarismus zu beginnen.
Manche Vegetarier argumentieren, dass Massentierhaltung die Umwelt stärker belaste als der Anbau von Pflanzen.<ref>Spencer S. 330–332.</ref> Neben der Grundwasserbelastung durch tierische Ausscheidungen gilt das auch durch den Stoffwechsel von Wiederkäuern produzierte [[Methan]]gas als wirksames Spurengas beim [[Globale Erwärmung|Klimawandel]]. Eine im Auftrag der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation]] der Vereinten Nationen (FAO) durchgeführte Studie schreibt der Viehwirtschaft mehr [[Treibhausgase|Treibhausgas]]-Ausstoß zu, als dem gesamten [[Verkehrswesen|Transport]]- und [[Verkehr]]sbereich. Die Studie bezieht den [[Regenwald]]verlust und die freigesetzten Treibhausgase bei der Verdauung und aus der [[Gülle]] mit ein, und beziffert den weltweiten Anteil am vom Menschen verursachten Ausstoß mit 18%. Die Autoren zitieren darüber hinaus aus eine US-Studie, nach der eine stärker vegetarisch orientierte Ernährung bei gleichhohem Proteinanteil im Mississippi-Becken zu einer Halbierung des Land- und Düngemittelbedarfs führen könne.<ref>[http://meteo.lcd.lu/globalwarming/FAO/livestocks_long_shadow.pdf FAO-Studie] „Livestock's long shadow“ zu den Umweltauswirkungen der Viehhaltung (2006)</ref>Die zugehörigen Futtermittel werden teilweise in Entwicklungsländern produziert. Einzelne Vegetarier fordern dem durch Einschränkung des Fleischkonsums entgegenzuwirken.<ref>Spencer S. 331f.</ref>


Ein weiteres Argument lautet, dass eine Erhöhung des pflanzlichen Nahrungsanteils erforderlich sei, um den wachsenden Nahrungsbedarf der Weltbevölkerung zu decken. Zur Bildung von einem Kilogramm tierischen Proteins werden etwa fünf bis zehn Kilogramm Pflanzeneiweiß benötigt.<ref name="wolf017">{{Literatur | Autor= Ursula Wolf | Titel= Das Tier in der Moral | Ort= Frankfurt a. M. | Jahr= 2004| Seiten= 17f.}}</ref><ref name="maurer076">{{Literatur | Autor= Donna Maurer | Titel= Vegetarianism: Movement or Moment? | Ort= Philadelphia | Jahr= 2002| Seiten= 76f.}}</ref> Allerdings ist ein zunehmender Fleischkonsum in China und Indien eine mögliche Ursache der [[Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008|Nahrungsmittelpreiskrise 2007 bis 2008]] wie auch ein Zeichen zunehmender wirtschaftlicher Leistung.
Der Ekel vor [[Fleisch]] ist beim emotionalen Vegetarismus und beim moralischen Vegetarismus am intensivsten ausgeprägt, während der Ekel vor anderen, aber verdorbenen Lebensmitteln bei allen Formen des Vegetarismus gleich ausgeprägt ist. Andere Menschen, die Fleisch essen, rufen insbesondere bei Menschen der Kategorie des moralischen Vegetarismus [[Ärger]] hervor, weniger aber bei Anhängern des emotionalen Vegetarismus. [http://www.vegetarierstudie.uni-jena.de/ Ergebnisse der Vegetarierstudie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena]
Der Sachverhalt gewinnt insbesondere global zusehends an Relevanz und Dynamik, da sich zur Zeit die Konsumgewohnheiten vieler Menschen speziell in Entwicklungs- und Schwellenländern berechenbar zu einer Diät mit mehr Tierproduktanteilen hin ändern.<ref>[http://faostat.fao.org/Portals/_Faostat/documents/pdf/sources_of_dietary_energy_consumption.pdf FAO]</ref><ref>[http://www.fao.org/docrep/007/ad513e/ad513e18.htm#bm44.1 FAO]</ref>


=== „Natürlichkeit“ vegetarischer Ernährung ===
Weitere Studien haben überdies ergeben, dass der durchschnittliche Gesundheitsstatus durch den Vegetarismus deutlich besser ist, als der gesamtdurchschnittliche Gesundheitsstatus aller Menschen (Vegetarismus schon mit einrechnet). [http://www.kleiner-kalender.de/event/vegetariertag/13109-welt.html Vegetariertag 2014]
Biologisch gesehen ist der Mensch ein [[Omnivore]] (Allesfresser). Seit den Anfängen der modernen vegetarischen Bewegung argumentieren manche Vegetarier, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.<ref>Eine kulturhistorische Untersuchung dieser These bietet Eva Barlösius: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende'', Frankfurt 1997; siehe auch M. Linnemann/C. Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise'', Erlangen 2001, S. 81–83.</ref> Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.<ref>So z.&nbsp;B. Harvey und Marilyn Diamond: ''Fit fürs Leben'', 5. Auflage, München 1990, S. 120f.</ref> Die Fähigkeit, rohes Fleisch zu reißen, körperfremdes [[Cholesterin]] auszuscheiden und größere Mengen [[Harnsäure]] zu spalten, ist beim Menschen verglichen mit anderen Omnivoren eingeschränkt. Bis weit in das 20te Jahrhundert hinein war man der Ansicht, dass der Mensch der einzige omnivor lebende [[Primaten|Primat]] sei.<ref name="fid">Nick Fiddes: ''Meat – A natural Symbol'' (1993), Routledge, London (Zitiert in de: ''Fleisch - Symbol der Macht'', zweitausendeins S. 36 ff ISBN 3-86150-019-1)</ref> Dies ist inzwischen widerlegt. Einige Affenarten fressen auch Fleisch, jedoch selten und in wesentlich geringeren Mengen als Menschen.<ref name="fid"/><ref>J. Goodall: ''Chimpanzees on the [[Gombe Stream Reserve]]'' in  ''Primate Behavior'' (1985), Holt, Rineheart & Winston<br/>Auch G. Teleki und R. Harding: ''Omnivourous Primates: Gathering and Hunting in Human Evolution'' (1981), Columbia University Presss, New York</ref> Heute spielen von Seiten der Vegetarier Argumentationsmuster der ''Natürlichkeit'' eine untergeordnete Rolle.


=== Religiöse und kulturelle Einstellungen ===
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In außereuropäischen Kulturen ist Vegetarismus nur in Traditionen indischen Ursprungs anzutreffen. Strengen Vegetarismus praktizieren alle Anhänger des [[Jainismus]] und einzelne Richtungen des [[Hinduismus]] sowie manche [[Buddhismus|Buddhisten]]. Die Motivation ist ihnen allen gemeinsam. Es ist in erster Linie das [[Ahimsa|Gebot der Gewaltlosigkeit]], welches das Verletzen und Töten untersagt und daher verbietet, davon auf irgendeine Weise zu profitieren.<ref>Ludwig Alsdorf: ''Beiträge zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien'', Wiesbaden 1962, S. 5ff.</ref> Nichtvegetarische Nahrung wird als Anlass zur Entstehung von schlechtem [[Karma]] aufgefasst. Milch und Milchprodukte sind in allen diesen asiatischen Traditionen erlaubt.<ref>Christian Bartolf: ''Gewaltfreiheit als Opferverwerfung''. In: Christian Bartolf (Hrsg.): ''Die erste Stufe'', Berlin 1996, S. 78–90.</ref> Aus religiösen Gründen dürfen vegetarische Hindus und Buddhisten Fische essen, die durch [[Fischotter]] oder durch [[Kormoranfischerei]] getötet wurden.<ref>Otto Gabriel, Andres von Brandt, [http://books.google.de/books?id=ziAI8AZsmUoC&pg=PA34 Fish catching methods of the world], 4.Auflage, Wiley-Blackwell 2005, Seiten 34–36, ISBN 978-0-85238-280-6</ref>


'''Hinduismus'''<br/>
==Unabsichtlicher Fleischkonsum trotz Vegetarismus==
Im [[Hinduismus]] war ursprünglich Fleischnahrung (einschließlich [[Rindfleisch]]) unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Das Gesetzbuch des Manu, das grundlegende Gesetzeswerk des Hinduismus, erlaubt den Fleisch- und Fischverzehr und legt die Bedingungen fest, an die er geknüpft ist. Im Lauf der Zeit konnte sich jedoch der Lakto-Vegetarismus in streng religiösen Kreisen durchsetzen. In der [[Kolonialismus|Kolonialzeit]] wurde er von der Oberschicht weitgehend befolgt, während die armen, im Kastensystem niedrig eingestuften Menschen für gewöhnlich das aßen, was sie bekommen konnten.<ref>Alsdorf S. 16ff.; J. Jolly: Artikel ''Food (Hindu)'', in: ''Encyclopaedia of Religion and Ethics'', Bd. 6 (1937), S. 63–65.</ref>
Viele vegetarische oder vegane [[Produkt]]e, wie zum Beispiel [[Saft]], Gemüsebrühe oder Chips enthalten in der Regel tierische Bestandteile, wie zum Beispiel einschlägige Fruchtgummi-Sorten, Pudding oder Kuchen mit [[Gelatine]], aber auch Limonaden, die mit Karmin gefärbt sind. Dieser rote Farbstoff ist ebenfalls tierischen [[Ursprung]]s. Der folgende kleine Überblick kann helfen, sich bewusst zu machen, wo und wie diese tierischen Bestandteile trotz angeblicher Eignung für Vegetarismus versteckt sein können:


Strikt lakto-vegetarisch leben die [[Yoga]]-Praktizierenden und die [[Vishnuismus|Vaishnavas]] (Verehrer [[Vishnu]]s).<ref>Renate Syed: ''Das heilige Essen''. In: Perry Schmidt-Leukel (Hrsg.): ''Die Religion und das Essen'', Kreuzlingen 2000, S. 102, 131.</ref> Sie schreiben dem Fleisch unerwünschte Auswirkungen auf Bewusstseinszustand und Charakter des Essenden zu. Nach ihren Lehren sind Fleischspeisen der [[Tamas|Guna Tamas]] zugeordnet, dem Eigenschaftstypus der Trägheit und Verwirrung. Daher und wegen des schlechten [[Karma]]s gilt die Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zur [[Rituelle Reinheit|Reinigung]] und [[Erlösung]].
* Brezeln: enthalten oftmals Schweineschmalz
* [[Obst]], das eingewachst wurde: Schellack wird von Lackschildläusen hergestellt
* Multivitaminsäfte von Hohes C und Valensina: tierische Gelatine
* Valensina: Orange-Mango-Ananas: tierische Gelatine
* Frisch[[käse]] von Rotkäppchen und Bresso: tierische Gelatine
* [[Quark]] von Milram: tierische Gelatine
* Maggi [[Tomate]]n Cremesuppe von Nestlé: Speck
* funny-frisch salzige Snacks: Wild, Lab, Schwein
* Ritter Sport milchfreie Sorten Marzipan und Halbbitter: können Milchzucker enthalten
* Katjes: Yoghurt-Gums: Hersteller verweigert Auskunft
[http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/ernaehrung/in-diesen-vegetarischen-produkten-stecken-tierbestandteil-bid-1.2932932 In diesen vegetarischen Produkten stecken Tierbestandteil. RP online]


Aktuell geben von den religiösen Hindus in Indien 43&nbsp;Prozent an, sich vegetarisch zu ernähren; bei den nicht religiösen Hindus sind es nur 28&nbsp;Prozent.<ref name="thehindu"> [http://www.thehindu.com/2006/08/14/stories/2006081403771200.htm Umfrageergebnis 2006 von thehindu.com]</ref>
Gesetzlich müssen diese Inhaltsstoffe auf den Verpackungen nicht ausgewiesen werden, was den Anhängern des Vegetarismus den Überblick erschwert. Zum einen muss tierische Gelatine nicht als [[Tier]]bestandteil aufgeführt werden, wenn das eigentliche Produkt nicht aus [[Fleisch]] besteht. Zum anderen gibt es eine Reihe von für den Vegetarismus ungeeigneten Lebensmittelzusatzstoffen, sogenannten E-Nummern, die aus Tierischem gewonnen werden, wie zum Beispiel:


'''Buddhismus'''<br/>
* E 120 – Cochenille (auch Karmin): häufig in roten Säften
Auch im Buddhismus ergibt sich aus der Lehre von Ursache und Wirkung (Karma) der Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Daher gilt generell, dass Buddhisten weder ein Schlachttier töten noch bei einer Schlachtung anwesend sein sollen. Sie sollen kein Fleisch von Tieren essen, die eigens ihretwegen geschlachtet wurden.<ref>Lambert Schmithausen: ''Essen ohne zu töten. Zur Frage von Fleischverzehr und Vegetarismus im Buddhismus''. In: Perry Schmidt-Leukel (Hrsg.): ''Die Religionen und das Essen'', Kreuzlingen 2000, S. 150–158; Max Deeg: ''Speisegebote. VII. Buddhismus''. In: ''[[Religion in Geschichte und Gegenwart]]'', 4. Auflage, Bd. 7, Tübingen 2004, Sp. 1556.</ref> Gelübde für Mönche, Nonnen und Laien enthalten entsprechende Selbstverpflichtungen. Es gibt jedoch keine allgemeine Regel, die Fleisch- und Fischnahrung grundsätzlich ausschließt. Daher hat sich der Vegetarismus in der buddhistischen Bevölkerung der ostasiatischen Länder und in den Klöstern nicht auf breiter Basis durchsetzen können. Er wird vielfach gelobt und als moralisch höherwertig betrachtet, jedoch nehmen buddhistische Bettelmönche Fleisch als Almosen an und verzehren es.<ref>Alsdorf S. 5–8.</ref>
* E 322 – Lecithin: Antioxidationsmittel, Emulgator, Mehlbehandlungsmittel und Stabilisator
* E 901 – Bienenwachs weiß und gelb: Überzugsmittel
* E 904 – Schellack: Überzugsmittel (häufig für Süßspeisen)
* E 1105 – Lysozym: Überzugsmittel (häufig für Käse)
[http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/ernaehrung/diese-e-nummern-sind-tierischen-ursprungs-bid-1.3716158 Diese E-Nummern sind tierischen Ursprungs. RP online]
Hilfreich ist es, auf spezielle Vegetarismus Siegel der Produktverpackungen für vegetarische und vegane [[Lebensmittel]] zu achten, die einem bekannt sind und deren Richtlinien man kennt wie z.B. das international geschützte Gütesiegel „V-Label“, das vegetarische und vegane Lebensmittel kennzeichnet.


Manche Lehrschriften des [[Mahayana]] empfehlen den Vegetarismus, wenige schreiben ihn sogar vor, wobei auch die [[Askese]] eine Rolle spielt. Das [[Lankavatara-Sutra]] befürwortet ihn nachdrücklich, und manche heutige buddhistische Lehrer äußern sich in diesem Sinne.<ref>Schmithausen S. 177–193. Eine Zusammenstellung solcher Texte bietet Geshe Thubten Soepa: ''Zwei Texte in der Tradition des Buddha Shakyamuni: Die Udambara-Lotusblume, die das Leben hilfloser Wesen beschützt. Aussagen aus den Sutras zum Thema Fleischessen; und: Buddha-Puja: Rezitation für buddhistische Feiertage'' [deutsch und tibetisch], München o.J.</ref>
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'''Jainismus'''<br/>
==Plädoyer für den Vegetarismus==
Die Anhänger des Jainismus, vor allem die Mönche, sind äußerst konsequent bei der Umsetzung der allgemeinen Gewaltlosigkeit im Alltag. Sie vermeiden jegliche Nutzung von Produkten, die aus toten Tierkörpern gewonnen werden.<ref>Michael Tobias: ''Life Force. The World of Jainism'', Berkeley 1991, S. 20–23, 54–59, 87–95.</ref>
Fleischgenuss kam dadurch zustande, dass zeitweilig – besonders im [[Winter]] – keine andere [[Nahrung]] zugänglich war. Weil der [[Karnismus]] jedoch auch bei einseitiger [[Ernährung]] (nur [[Fleisch]] essen) [[Kraft]] brachte und das Essen einfach schmeckte, setzte sich der Fleischkonsum durch. Später dann waren die besonderen Fleischgerichte auch Zeichen von Wohlstand und sozialer [[Anerkennung]]. Als [[Vegetarier]] gehörte man zu einer sehr kleinen Randgruppe der [[Gesellschaft]] und musste sich mit seinem Außenseitertum anfreunden. Vegetarismus war keine Lebensform, sondern etwas Suspektes. Anekdoten über berufliche Missgeschicke eines vegetarischen Bekannten oder [[Familie]]nmitgliedes wurden zu jener [[Zeit]] sogar allzu gerne mit dem Vegetarismus begründet.


'''Christliche Vegetarier'''<br/>
Heute sieht die [[Welt]] da offener aus: Es gibt vegetarische Supermärkte, Cafés und Restaurants, [[Prominente|berühmte Persönlichkeiten]], die vegetarisch leben oder sich für den Vegetarismus einsetzen. Es gibt sogar die ein oder andere Subkultur, deren [[Identifikation]] nicht nur über Musik, sondern auch die Ernährung (Vegetarismus oder [[Veganismus]]) stattfindet (Anm. d. Red.: z.B. Straight Edge, [[Krishna]]-core – beides im weitesten Sinne Hardcore Punk).
[[Datei:Great_Chain_of_Being_2.png|miniatur|Historische Ilustration der ''Großen Kette des Seins'' (1579) durch [[Didacus Valades]] in der ''[[Rhetorica Christiana]]''. Die Ilustration stellt die Welt in mehreren gottgegebenen Hierarchieebenen dar, an deren Spitze Gott selbst mit den Menschen und an deren Sockel die Pflanzen und nichtmenschliche Tiere stehen.]]
Biblisch argumentierende christliche Vegetarier betrachten den Vegetarismus als von Gott gewollt und begründen dies unter anderem mit der Stelle Jesaja {{BB|Jes|11|6–9|ELB}}, die ein friedfertiges Leben anpreist.<ref>K.S. Walters/L. Portmess: ''Religious Vegetarianism'', Albany 2001, S. 123ff.; Günther Stolzenberg: ''Weltwunder Vegetarismus'', München 1980, S. 68–70; Richard Alan Young: ''Is God a Vegetarian? Christianity, Vegetarianism, and Animal Rights'', Chicago 1999, S. 15–21, 56–61.</ref> Sie verweisen auf das biblische [[Buch Genesis]] 1,29. Dort spricht Gott zu Adam und Eva und weist den Menschen alle Pflanzen und Früchte als Nahrung zu; Tiere erwähnt er dabei nicht. In Genesis 9,2–3 hingegen, wo Gott sich nach der [[Sintflut]] an [[Noach|Noah]] wendet, gibt er ausdrücklich die Tiere ebenso wie die Pflanzen dem Menschen zur Nahrung. Daraus hat schon der Kirchenvater [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] gefolgert, die Fleischnahrung sei bis zur Sintflut unbekannt gewesen und daher als minderwertig zu betrachten.<ref>Hieronymus, ''Adversus Iovinianum'' 1,18.</ref> Für die Zeit seit Noah zeigen die Ernährungsregeln des Alten Testaments jedoch keinerlei grundsätzlichen Vorbehalt gegen den Fleischverzehr als solchen.<ref>Hubertus Lutterbach: ''Der Fleischverzicht im Christentum''. In: ''Saeculum'' 50/II (1999) S. 180, 185–187.</ref>


Das Neue Testament verbietetr  keine  Nahrungsmittel außer dem Blutverbot (Apostelgeschichte {{BB|Apg|15|28–29|ELB}}). Nach Matthäus 15,11 sagt Jesus: {{"|Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein}} (ebenso {{B|Mk|7|15|ELB}}). Das wird im Christentum gewöhnlich als Aufhebung aller Speisevorschriften gedeutet.<ref>Lutterbach S. 180–183.</ref> Dennoch haben moderne christliche Vegetarier, darunter [[Ellen G. White]], die Mitbegründerin der [[Siebenten-Tags-Adventisten]], das Argument der vegetarischen Ernährung im Paradies aufgegriffen. In der Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten wird Vegetarismus empfohlen.<ref>Karen Iacobbo/Michael Iacobbo: ''Vegetarian America. A History'', Westport (CT) 2004, S. 97–99.</ref>
Im Vegetarismus verbreitet sind Argumente gegen den Fleischkonsum, die oftmals gesundheitliche Aspekte aufzählen, meist unter Andeutung der am häufigsten durch Fleischkonsum entstehenden [[Krankheit]]en, oder die sich auf die immense Treibhausgasemission beziehen, welche zu über 50% durch die Massentierhaltung bedingt ist. Die Frage, die dabei offen bleibt, ist: Darf man [[Tiere]] eigentlich töten?


== Geschichte ==
Seit einiger [[Zeit]] existieren Menschenrechtsgesetze, die das [[Recht]] körperlicher Unversehrtheit des Menschen festlegen, während Tiere beispielsweise bei lebendigem Leibe gekocht, in der [[Massentierhaltung]] der Schädel eines Tieres mit einem Metallbolzen zerspalten wird oder sie kopfüber gehängt in ein elektrisches [[Wasser]]bad getaucht werden. Bleibt die Frage, ob wir uns nicht seit Jahrtausenden täuschen und die geltende soziale Norm, wie Anhänger des Vegetarismus schon längst meinen, nicht ein riesiger Irrtum ist.
Der Vegetarismus entstand in Indien und unabhängig davon im antiken griechischen Kulturkreis (östlicher Mittelmeerraum, Süditalien). In beiden Regionen war er von Anfang an ein Bestandteil religiös-philosophischer Bestrebungen. Weltweit konnte bisher bei keinem Naturvolk oder [[Indigene Völker|indigenen Volk]] Vegetarismus als kollektive prinzipielle Haltung nachgewiesen werden.


=== Vorchristliche Antike ===
Durchschnittlich vertilgt jeder [[Fleisch]] essende [[Mensch]] in seinem Leben vier Rinder, 46 Schweine, vier Schafe, 46 Truthähne, zwölf Gänse, 37 Enten und 945 Hühner, die er wahrscheinlich selbst zu schlachten nicht imstande gewesen wäre. Argumente für den [[Karnismus]] sind widersprüchlich: Einerseits wird damit argumentiert, dass Menschen nicht anders können, weil sie selbst nur Tiere sind und es dem Kreislauf der natürlichen Nahrungskette entspreche, dass Tiere eben Tiere töten. Auf der anderen Seite wird mit der evolutionären Überlegenheit der Menschheit als Freiticket zum Tieretöten argumentiert.  
In der [[Antike]] wurde der Vegetarismus als ''Enthaltung vom Beseelten'' (griechisch {{Polytonisch|ἀποχὴ ἐμψύχων}}) bezeichnet.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S. 85, 101, 318.</ref> Er blieb stets auf eine relativ kleine Zahl von Anhängern beschränkt, die der gebildeten, philosophisch interessierten Oberschicht angehörten. Die große Masse der Bevölkerung ernährte sich notgedrungen fleischarm, da sie sich Fleisch nur gelegentlich leisten konnte; Fisch hingegen war ein beliebtes Volksnahrungsmittel.<ref>Alfred C. Andrews: ''Ernährung: Nichtchristlich''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'' Bd. 6, Stuttgart 1966, Sp. 222f., 226–228.</ref>


'''Mythos'''<br/>
Die Aussage „es liegt in der Natur der/des...“ ist ein Argument, dass nicht nur Diskussionen über Vegetarismus schnell beendet, wenn es im Sinne der genetischen Determination, Gottgegebenheit o.ä. verwendet wird, übrigens auch beim Thema „Natur der Frau“, „Natur der Schwarzen“ usw. Jedoch ist das Argument für den [[Karnismus]], nämlich dass die Urahnen es schon so lebten, in den meisten Fällen ein Argument, das umgekehrt, nämlich gegen ein bestimmtes Verhaltensmuster, verwendet wird: In der Regel ist der Mensch sehr stolz auf seine Zivilisation, [[Kultur]] und technischen [[Fortschritt]]e, mit denen er sich vom Urmensch abgrenzen kann. Auch aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive spricht rein gar nichts gegen den Vegetarismus.
Erstmals taucht die Idee einer rein pflanzlichen Ernährung des Menschen im Mythos auf, wobei von ganzen Völkern die Rede ist. [[Homer]] ([[Odyssee]] 9, 82–104) erzählt von den [[Lotophagen]] („Lotosessern“), einem märchenhaften, friedfertigen [[Naturvolk]], das sich von der süßen Frucht der Vergessen schenkenden Zauberpflanze Lotos ernährt habe. Allerdings behauptet erst [[Herodot]] (4, 177) ausdrücklich, der Lotos sei die einzige Nahrung der Lotophagen gewesen. [[Diodor]] (3, 23–24) beschreibt Völker in [[Äthiopien]], die „Wurzelesser“, „Samenesser“ und „Holzesser“, deren Kost auf bestimmte Pflanzen beschränkt gewesen sei. Diese Berichte, von denen es in der Antike noch weitere gab,<ref>Haussleiter S. 26–33.</ref> tragen sagenhafte Züge und gelten daher nicht als glaubhaft; teilweise ist der Märchencharakter offenkundig. Meist werden den angeblich ohne Fleischnahrung lebenden Völkern in den Quellen positiv bewertete Eigenschaften wie Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Friedlichkeit zugeschrieben.


Verbreitet war in der Antike die Ansicht, in einem vergangenen [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Zeitalter]] habe es noch keine Fleischkost gegeben und die Erde habe von sich aus alle benötigte Nahrung hervorgebracht. Dieser Mythos findet sich bei [[Hesiod]] (''Werke und Tage'' 109&nbsp;ff.), [[Platon]] (''Staatsmann'' 271–2), [[Ovid]] (''Metamorphosen'' 1,89&nbsp;ff.; 15,96&nbsp;ff.) und anderen.
Für andere Karnisten ist hingegen die kulturelle Überlegenheit (der Mensch kann Beethoven genießen und auf einer Yacht segeln) das Argument gegen den Vegetarismus. Schon früh wurde im [[Christentum]] die Legende verbreitet, dass [[Tiere]] keine [[Seele]] hätten und der Schöpfer das tierische [[Leben]] für unseren Nutzen angepasst hätte. Seltsam ist dann nur, dass die [[Intelligenz]] der Affen ausreicht, sie zu dressieren, der [[Mensch]] mit [[Pferd]]en flüstert und jede [[Gefühl]]sregung des eigenen Haustieres von den [[Auge]]n abliest.


'''Historische Entwicklung'''<br/>
Kommunikation zwischen Tieren und Menschen ist also sehr gut möglich und aufgrund letztlich sehr geringer Unterschiede in der [[Genetik|Erbinformation]] eigentlich auch nicht überraschend. Das Paarungsverhalten, Zusammenleben in Gruppen und Familiengefügen, das gesamte Nervensystem, die [[Fähigkeit]] zu [[Emotion]]en, [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst], [[Panik]] oder [[Schmerz]]empfinden sind bei Menschen und Tieren gleich. Wir mögen in der Hinsicht kognitiver Fähigkeiten überlegen sein. In der Differenziertheit der [[Sinne]]swahrnehmungen, dem implementierten Navigationssystem, der inneren [[Balance]], der Anmut ihrer Bewegungen und ihrer Genügsamkeit jedoch sind Tiere uns sogar ganz unabhängig vom Vegetarismus weit überlegen.
Als historisches Phänomen ist der Vegetarismus in Europa erstmals im 6. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Vegetarier waren die [[Orphiker]], eine religiöse Bewegung, die sich damals in Griechenland verbreitete, sowie [[Pythagoras]] und zumindest der engere Kreis der [[Pythagoreer]]. In beiden Traditionen wurde auf Eier und auf die damals allgemein üblichen rituellen Tieropfer verzichtet.<ref>Haussleiter S. 79–157; Rudolf Arbesmann: ''Fasten''. In: ''Reallexikon für Antike und Christentum'' Bd. 7, Stuttgart 1969, Sp. 466f.</ref> Die Motivation der Orphiker und der Pythagoreer war religiös; die Seelenwanderungslehre, die sie vertraten, führte zu einer höheren Einschätzung des Werts tierischen Lebens. Im 5. Jahrhundert v. Chr. trat [[Empedokles]] als radikaler Vertreter des Vegetarismus und einer allgemeinen Verschonung der Tiere hervor.<ref>Haussleiter S. 157–163.</ref>


Die antiken Vegetarier betrachteten Fleischnahrung als nachteilig für ihre asketischen und philosophischen Bestrebungen. Großenteils waren sie ethisch motiviert, verwarfen Tieropfer und betonten die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier (während ihre Gegner die Unterschiede hervorhoben). Die Frage, ob es [[Tierrechte|ethische Pflichten gegenüber den Tieren]] gibt, wurde kontrovers diskutiert.<ref>Haussleiter S. 198–342; Urs Dierauer: ''Vegetarismus und Tierschonung in der griechisch-römischen Antike''. In: M. Linnemann/C. Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus'', Erlangen 2001, S. 20–49, 55, 56.</ref> Oft war der Vegetarismus mit religiösen Überzeugungen verbunden.<ref>Dierauer S. 15–20.</ref>
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Unter den [[Platonismus|Platonikern]] war der Anteil der Vegetarier und Tierfreunde relativ hoch, in den anderen Philosophenschulen ([[Peripatos|Peripatetiker]], [[Stoa|Stoiker]], [[Epikureismus|Epikureer]]) sehr klein oder nicht vorhanden. Die Stoiker waren fast alle entschieden antivegetarisch. Wegen der Vernunftlosigkeit der Tiere waren sie der Überzeugung, dass der Mensch gegenüber der Tierwelt keinerlei ethische Pflichten habe.<ref>Haussleiter S. 245–272.</ref> Die extreme Anspruchslosigkeit der [[Kynismus|Kyniker]] bewog sie zu weitgehend fleischloser Ernährung, jedoch machten sie daraus kein Prinzip.<ref>Haussleiter S. 167–184.</ref>
In den einen [[Kultur]]en werden [[Hund]]e und [[Katze]]n verzehrt, die hierzulande als Haustiere geliebt und gehätschelt werden, in anderen Kulturen werden [[Kuh|Rinder]] verspeist, die andernorts als heilig gelten. Welche Tiere nun getötet werden dürfen, ist festgelegt von Sitten, Geschmack und Mode. Der grausamen [[Vorstellung]], das eigene Haustier zu essen, möchte sich selbst ohne ein [[Leben]] im Vegetarismus niemand bis zum letzten [[Gedanke]]n unterziehen – vielleicht weil die [[Liebe]] zum Tier auch die [[Akzeptanz]] der eigenen tierischen Anteile des Menschen in sich birgt.  


In der Platonischen Akademie traten die [[Scholarch]]en [[Xenokrates]] und (wahrscheinlich) [[Polemon von Athen|Polemon]] für den Vegetarismus ein,<ref>Haussleiter S. 198–201, 205.</ref> unter den Peripatetikern [[Theophrastos]].<ref>Haussleiter S. 237–244.</ref> Ein Teil der prominenten kaiserzeitlichen Platoniker und Neuplatoniker lebte vegetarisch, darunter [[Plutarch]] (mutmaßlich nur zeitweilig), [[Apollonius von Tyana|Apollonios von Tyana]], [[Plotin]] und [[Porphyrios]].<ref>Haussleiter S. 212–228, 299–312, 315–337.</ref> Porphyrios verfasste eine umfangreiche Schrift ''Über die Enthaltung vom Beseelten''<ref>''Peri apochés empsýchōn'', lateinisch ''De abstinentia'', ins Englische übersetzt von Gillian Clark: ''Porphyry: On Abstinence from Killing Animals'', Ithaca (N.Y.) 2000.</ref> zur Begründung des Vegetarismus. Da er darin auf Einwände eingeht, sind durch ihn auch Argumente aus nicht erhaltenen gegnerischen Schriften überliefert.
Umso schlimmer ist es, dass wir diese immanente [[Kraft]] in uns beim Mittagstisch regelmäßig wieder wegbeißen und den inneren Konflikt der Selbstakzeptanz schon an dieser trivialen Stelle nicht aufzulösen vermögen. Müsste man die Tiere für das eigene [[Essen]] selbst töten, würde der Fleischkonsum drastisch zurückgehen – ein gutes Zeichen für unsere nach wie vor vorhandene [[Empathie]]fähigkeit, die leider durch die [[Fleisch]]industrie manipuliert wird: abgepackte, gesäuberte und zerkleinerte Tiere sind als solche nicht mehr zu erkennen. Der Bezug zur realen Tierwelt, auf den im Vegetarismus so viel Wert gelegt wird, geht verloren. Stattdessen füllen einzelne, auserkorene Haustiere, Kuscheltiere und Comic-Helden die Lücke. Ein [[Glück]]sschwein aus Plüsch – letztlich ein Stück Stoff – bekommt des [[Kind]]es volle Liebe, welches, dem Vegetarismus nicht angehörend, am selben Tag das echte, reale Schwein verspeist, das auf grausame Weise sein Leben geben musste.


Ein Wortführer der Gegner des Vegetarismus war Clodius von Neapel. Er verfasste im 1.&nbsp;Jahrhundert v. Chr. eine Schrift ''Gegen die Verächter der Fleischkost'', die nicht erhalten ist. Einige seiner Argumente sind jedoch überliefert. Clodius verwies unter anderem darauf, dass manche tierische Nahrungsmittel auch für Heilzwecke benötigt würden. Ein anderes, möglicherweise von Clodius angeführtes Argument der Gegner war, dass zwischen Menschen und Tieren ein naturgegebener und gerechter Krieg herrsche, da manche Tiere Menschen angreifen oder die Ernte zerstören; daher sei es legitim, die Feinde zu töten. Ferner wurde von gegnerischer Seite vorgebracht, für den menschlichen Körper sei Fleischnahrung vorteilhaft, was man daran erkenne, dass sie von Athleten bevorzugt und von Ärzten für die [[Rekonvaleszenz]] empfohlen werde.<ref>Porphyrios, ''De abstinentia'' 1,14f.; 1,17. Zu Clodius siehe Haussleiter S. 288–296 und Gillian Clark: ''Porphyry: On Abstinence from Killing Animals'', Ithaca (N.Y.) 2000, S. 123 Anm. 13.</ref>
Aus alledem folgt nun, dass der [[Karnismus]] sich eher durch Unbewusstheit, Lust am Genuss und Bequemlichkeit trägt, als durch eine tatsächliche Notwendigkeit zum Überleben, die den Vegetarismus ernsthaft in [[Frage]] stellen würde, und dass die [[Massentierhaltung]] zu boykottieren ist. Verzicht auf [[Fleisch]] hilft den Menschen und den Tieren und wird zumindest schon mal einige [[Problem]]e dieser [[Welt]] lösen. Es ist sicherlich selbst durch Vegetarismus oder [[Veganismus]] schwer möglich, eine totale [[Gerechtigkeit]] im Zusammenleben mit Tieren herzustellen, da es eine solche schon unter den Menschen nicht wirklich gibt. Aber daraus sollte man nicht schließen, dass die absolute Ungerechtigkeit legitimiert sei. Dass sich aus dem gelebten Vegetarismus dann wieder neue Fragen ergeben, bleibt nicht aus. Sie sind es aber wert, gestellt zu werden. [http://www.zeit.de/2010/33/Vegetarismus-Essay Tiere sind auch nur Menschen 08/2010. Iris Radisch, Zeit Online.]


Bei den [[Manichäismus|Manichäern]] waren die ''[[Electus|Electi]]'' (Auserwählte) ethisch motivierte Vegetarier, die auch keine Eier aßen und grundsätzlich nicht töteten; für den breiteren Kreis der ''[[Auditor]]es'' (Hörer) galten weniger strenge Regeln.<ref>Dierauer S. 52f.</ref>
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=== Christliche Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit ===
==Was kann man vegetarisch essen, kochen und auch grillen?==
Im Urchristentum der apostolischen Zeit gab es Befürchtungen, das Fleischessen könne zu einer kultischen Verunreinigung führen. Der Apostel Paulus wandte sich nachdrücklich gegen diese Auffassung (Röm 14,2–21; vgl. 1 Kor 8,8–9, Kol 2,20–22).<ref>Hubertus Lutterbach: ''Der Fleischverzicht im Christentum''. In: ''Saeculum'' 50/II (1999) S. 181–183.</ref>
Vegetarisch bedeutet auf [[Fleisch]] und [[Fisch]] zu verzichten. Auch ohne [[Tier]]e zu essen, bleibt eine ganze Reihe von [[Nahrungsmittel]]n wie [[Obst]], [[Gemüse]], [[Salat]]e, [[Getreide]] und Hülsenfrüchte.  


Unter den [[spätantike]]n Christen und in der mittelalterlichen Kirche verzichteten viele Mönche und Einsiedler im Rahmen der [[Askese]] auf Fleischverzehr.<ref>Lutterbach S. 189–194.</ref> Zu ihnen gehörte der Kirchenvater [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] († 419), auf den sie sich meist beriefen.<ref>Lutterbach S. 185–189.</ref> Den [[Benediktiner]]n gestattete ihre Ordensregel das Fleisch vierfüßiger Tiere nur im Krankheitsfall; Fisch und Geflügel waren ihnen jedoch erlaubt.<ref>''[[Regula Benedicti]]'' 36,9 und 39,11, hrsg. Rudolph Hanslik, Wien 1975, S. 96 und S. 100.</ref> Viele andere Ordensregeln enthielten ähnliche Fleischverbote und dehnten sie zum Teil auf Geflügel aus, jedoch niemals auf Fisch. Dabei ging es den Mönchen und Nonnen um bescheidene Lebensweise, freiwillige Entbehrung und Abtötung der Begierden.<ref>Lutterbach S. 194–198, 203–208; Theodor Klauser: ''Ernährung: Christlich''. In: ''Reallexikon für Antike und Christentum'' Bd. 6, Stuttgart 1966, Sp. 232–237.</ref> Für einen ethisch motivierten Vegetarismus aus Rücksichtnahme auf die Tiere gibt es im kirchlichen Christentum der Antike und des Mittelalters keine Belege. Mitunter wird der heilige [[Franz von Assisi|Franziskus]] wegen der Einbeziehung der Tiere in seine religiöse Gedankenwelt irrtümlich zu den Vegetariern gezählt; er hat aber in Wirklichkeit Vegetarismus weder praktiziert noch propagiert.<ref>John Passmore: ''The Treatment of Animals''. In: ''Journal of the History of Ideas'' 36 (1975) S. 199–200; Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S. 172–174.</ref>
Im weiteren [[Sinne]] gibt es, zum Beispiel, noch [[Eier]] und [[Milchprodukte]], wobei es [[Mensch]]en gibt, die vollständig auf tierische Produkte verzichten (wozu auch Milchprodukte und Eier zählen) und sich [[vegan]]“ ernähren. [[Veganer]] sind also Menschen, die vollständig auf tierische Produkte verzichten und demnach auch keine Eier und Milchprodukte konsumieren.


Viele [[Häresie|Häretiker]] der Antike wie die [[Enkratiten]], [[Ebioniten]] und [[Eustathianer]] betrachteten den Verzicht auf Fleisch als notwendigen Teil ihrer Askese.<ref>Rudolf Arbesmann: ''Fasten''. In: ''Reallexikon für Antike und Christentum'' Bd. 7, Stuttgart 1969, Sp. 473 und 475.</ref> Auch mittelalterliche Häretiker wie die [[Bogomilen]] und die [[Katharer]] lehnten Fleischnahrung ab.<ref>Spencer S. 154–168.</ref>
===Vegetarisches Kochen===


Erst in der frühen Neuzeit traten wieder prominente Persönlichkeiten für einen ethisch begründeten Vegetarismus ein. Zu ihnen zählten [[Leonardo da Vinci]] (1452–1519)<ref>Spencer S. 190–192.</ref> und [[Pierre Gassendi]] (1592–1655).<ref>Tristram Stuart: ''The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times'', New York 2007, S. 138–150.</ref> Der führende Theoretiker des Vegetarismus im 17. Jahrhundert war der Engländer Thomas Tryon (1634–1703).<ref>Spencer S. 206–209; Stuart S. 60–77.</ref> Andererseits vertraten einflussreiche Philosophen wie [[René Descartes]]<ref>Spencer S. 201f.; Stuart S. 131–137.</ref> und [[Immanuel Kant]]<ref>Ursula Wolf: ''Das Tier in der Moral'', 2. Auflage, Frankfurt a.M. 2004, S. 33–38.</ref> die Auffassung, dass es keine ethischen Pflichten gegenüber der Tierwelt geben könne.
Vegetarisches [[Kochen]] ist ganz einfach und es gibt viele Nahrungsmittel zur Auswahl. Angefangen bei verschiedenen Nudeln, mit beispielweise einer Tomatensauce, [[Gemüse]] und [[Salat]] bis zu diversen „Fleischersatz Produkten“, die auch gebraten und gegrillt werden können. Viele Vegetarier bevorzugen jedoch eine natürliche [[Ernährung]], ohne „Ersatz Produkte“. Wenn du zum Beispiel für einen Vegetarier kochen möchtest, dann frag doch einfach, was er oder sie gerne essen möchte. Im Prinzip kann alles gekocht werden, eben ohne [[Fisch]] und [[Fleisch]] und besser noch ohne Milchprodukte.


=== Entwicklung im 19. Jahrhundert ===
===Vegetarisch Grillen===
[[Datei:George bernard shaw.jpg|miniatur|hochkant|George Bernard Shaw]]
Im angelsächsischen Raum war die Bereitschaft zum ''Vegetarischen'' am größten. Schon im 18.&nbsp;Jahrhundert kritisierten in England und Nordamerika kleine christliche Gemeinschaften aus asketischen und ethischen Motiven  „unnatürlich“e  Fleischkost ein.<ref>Hans-Jürgen Teuteberg: ''Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus''. In: ''Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 81 (1994) S. 43–45.</ref> 1801 wurde in London der erste ''Vegetarier''verein gegründet, dem bald ähnliche in anderen englischen Städten folgten. Im frühen 19.&nbsp;Jahrhundert war der prominenteste Wortführer des ethisch motivierten ''Vegetarismus'' der Dichter [[Percy Bysshe Shelley|Shelley]].<ref>Spencer S. 244–251; Stuart S. 372–398.</ref> 1847 kam es zur Gründung der ''Vegetarian Society''. Ein typischer Repräsentant des in der Öffentlichkeit aktiven englischen Vegetarismus war [[George Bernard Shaw]].<ref>Spencer S. 279–282. Eine gründliche Darstellung des frühen englischen Vegetarismus bietet James Gregory: ''Of Victorians and Vegetarians. The Vegetarian Movement in Nineteenth-century Britain'', London 2007.</ref> Im 19.&nbsp;und frühen 20.&nbsp;Jahrhundert handelte es sich in der Regel um Ovo-lacto-Vegetarismus; nur vereinzelt traten Anhänger einer völlig tierproduktfreien Ernährung auf.<ref>Gregory (2007) S. 11, 76f.</ref>


In Russland war [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi]] (1828–1910) der prominenteste Befürworter des Vegetarismus.<ref>Peter Brang: ''Ein unbekanntes Rußland. Kulturgeschichte vegetarischer Lebensweisen von den Anfängen bis zur Gegenwart'', Köln 2002, S. 59–113.</ref>
Vielleicht möchtest du eine Grillparty veranstalten und dazu auch Vegetarier einladen. Zu beachten wäre dabei, dass manche Vegetarier ungern etwas von einem Grill essen möchten, auf dem gleichzeitig [[Fleisch]] gegrillt wird. Von der anderen Seite stellt sich auch die [[Frage]], was du für andere grillen kannst, wenn du Vegetarier/in bist. Inzwischen gibt es viele verschiedene vegetarische Würste, vegetarische und vegane „Steaks“ und „Filets“, etc. in Naturkostläden, Reformhäusern und sogar in manchen Supermärkten.


Als Begründer der ''vegetarischen'' Bewegung in Deutschland gilt [[Gustav Struve]] (1805–1870), den [[Jean-Jacques Rousseau]]s Roman ''Émile''  dazu motivierte.<ref>Eva Barlösius: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende'', Frankfurt 1997, S. 47–57.</ref> 1868 gründete er mit Gesinnungsgenossen aus Stuttgart und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 erschien sein Werk ''Pflanzenkost – die Grundlage einer neuen Weltanschauung,'' das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Der religiös motivierte Vegetarier und [[freireligiöse Bewegung|freireligiöse]] Pfarrer [[Eduard Baltzer]] (1814–1887) gründete 1867 einen „Verein für natürliche Lebensweise“, der rasch wuchs und 1869 in „Deutscher Verein für naturgemäße Lebensweise (Vegetarianer)“ umbenannt wurde.<ref>Barlösius S. 36–47; Teuteberg S. 48f.</ref> Baltzer gab auch eine einflussreiche Vegetarierzeitschrift heraus, die nach seinem Tod den Namen ''[[Thalysia]]'' erhielt, in Anknüpfung an das 1872 erschienene Buch ''Thalysia oder Das Heil der Menschheit'', die deutsche Fassung eines 1840–1842 veröffentlichten Werks des führenden französischen Vegetariers Jean-Antoine Gleizes.
Es gibt also ausreichende Möglichkeiten zum Grillen. Möchtest du jedoch ganz „natürliche“ Produkte grillen, dann eignen sich auch [[Zucchini]] und [[Karotte]]n gut zum grillen. Auch [[Aubergine]]n und Stockbrot eignen sich sehr gut sowie auch [[Kartoffel]]n und [[Tofu]]. Das alles sind sehr interessante und gut schmeckende Sachen. Mittlerweile gibt es auch im [[Internet]] viele Informationen über die vegetarische und vegane Lebensweise sowie viele Rezepte zum Kochen und Grillen.


Im letzten Drittel des 19.&nbsp;Jahrhunderts vergrösserte sich  die ''vegetarische'' Bewegung;  Vereine gründeten sich. 1892 schlossen sich zwei Dachverbände zum „Deutschen Vegetarier-Bund“ mit Sitz in Leipzig zusammen.
==Berühmte Vegetarier==
[[Datei:MH900430659.JPG|thumb|Vegetarismus: Frisch und lecker muss es sein]]


1893 wurde von Anhängern der [[Lebensreform]]bewegung in [[Oranienburg]] bei Berlin die vegetarische [[Obstbaugenossenschaft Eden]] gegründet. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten fast 1.000&nbsp;Menschen im [[genossenschaft]]lich organisierten „Eden“.
* Pythagoras
* Leonardo da Vinci
* Leo Tolstoi
* [[Friedrich Nietzsche]]  
* Franz Kafka
* [[Swami Sivananda]]  
* [[Albert Einstein]]  
* Paul McCartney
* Martina Navratilova
* Sinéad O'Connor
* Brad Pitt
* Leona Lewis
* Morrissey
[https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/vegetarismus/beruehmte-vegetarier/ Berühmte Vegetarier]


Die Begründungen für eine fleischlose Lebensweise waren unterschiedlich. Der „hygienische“ Vegetarismus führte vor allem physiologisch-anatomische Argumente ins Feld und behauptete, dass der Fleischkonsum für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich sei. Andere Vegetarier begründeten den Verzicht auf Fleischkonsum sozioökonomisch. Oft waren ihre Konzepte mit einer scharfen Zivilisationskritik verbunden und trugen stark romantische oder gar utopische Züge.<ref>Teuteberg S. 46–64.</ref> Eine dritte Richtung, die im Kaiserreich von einer Vielzahl von Initiativen und Gruppen vertreten wurde, betonte die Aspekte des Tierschutzes und einer für möglich gehaltenen Veredelung der Menschheit durch Verzicht auf Fleischgenuss. Ein prominenter Vorreiter dieser Strömung war – unter dem Einfluss von Gleizes – [[Richard Wagner]].<ref>Hannu Salmi: ''Die Sucht nach dem germanischen Ideal. Bernhard Förster (1843–1889) als Wegbereiter des Wagnerismus''. In: ''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft'' 6, 1994, S. 485–496.</ref> Er forderte eine allgemeine Abkehr vom Fleischverzehr sowie von Tierversuchen, ernährte sich selbst aber erst in seinen letzten Lebensjahren vegetarisch.<ref>Karl Richter: ''Richard Wagner: Visionen'', Vilsbiburg 1993, S. 335–351.</ref> Bei manchen Vertretern dieser Richtung spielten [[Judenfeindlichkeit|antisemitische]]<ref>So bei [[Bernhard Förster]]: ''Der Vegetarismus als ein Theil der socialen Frage,'' Hannover 1882.</ref> und [[Völkische Bewegung|völkische]] Konnotationen eine wichtige Rolle.
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=== Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert ===
==Radikaler Vegetarismus ==
Nicht nur die Dramatik der Lyrik des [[Gegenwart]]spoeten, Sänger und Gründer der „Smiths“ Morrissey ist radikal, auch seine Ansicht über den Verzehr von [[Fleisch]]. Er nimmt den Vegetarismus sehr ernst. Gegessen wird schon längst nicht mehr, um zu leben, sondern weil es gut schmeckt. Weil der Fleischverzehr zum Erhalt von [[Körper]] und [[Gesundheit]] in der heutigen [[Zeit]] hierzulande nicht mehr nötig ist, setzt sich Morrissey stark für [[Tier]]e und den Vegetarismus ein. Seine Vergleiche sind drastisch; so sei Grillen nicht nur [[Gewalt]], sondern Burger King wie der Holocaust und Tiere essen generell wie [[Pädophilie]]. Er bricht ein Konzert ab, wenn er Fleischgeruch wahrnimmt. Lernt er jemanden kennen, der [[Lebewesen]] isst, verlässt er die Situation. [http://www.welt.de/kultur/pop/article123636421/Fleisch-essen-ist-wie-Kinder-schaenden.html Fleisch essen ist wie Kinder schänden]


Nachdem sich bereits im neunzehnten Jahrhundert mehrere nationale Vegetarierverbände gebildet hatten, entstand im Jahr 1908 die [[Internationale Vegetarier-Union]] als Dachverband. In Deutschland war die Mitgliederzahl des Vegetarierbunds bis zum Jahr 1905 auf 1550 angestiegen,<ref>Teuteberg S. 50.</ref> doch zur Zeit der Weimarer Republik war sie stark rückläufig. 1935 löste sich der Bund auf, um seiner geplanten [[Gleichschaltung]] durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen. Die „[[Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung|Genossenschaft Eden]]“ hingegen, die sich schon zur Zeit des Ersten Weltkriegs [[Völkische Bewegung|völkischem]] und rassistischem Gedankengut geöffnet hatte, konnte weiterbestehen. [[Adolf Hitler]] wurde von der NS-Propaganda als asketisch lebender Nichtraucher, Vegetarier und Tierfreund dargestellt. Er ernährte sich stark fleischreduziert, wenn auch nicht vollständig fleischlos.<ref>Christoph Drösser: [http://www.zeit.de/2001/17/200117_stimmts.xml Fleischloser Führer], ''Die Zeit'' 17, 2001.</ref> Hitler und andere nationalsozialistische Sympathisanten des Vegetarismus waren dabei von Wagners Schrift ''[[Religion und Kunst]]'' beeinflusst, in der Fleischkonsum und Kochen als semitisches, nichtarisches Erbe kritisiert wurden.<ref>[[Joachim Fest|Joachim C. Fest]]: ''Hitler. Eine Biographie'', Frankfurt a. M. 1973, S.74ff.</ref>
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In der Schweiz war es der Arzt [[Maximilian Oskar Bircher-Benner]] (1867–1939), der eine vegetarische [[Vollwertkost]] als Heilmethode vertrat. Das von ihm entwickelte laktovegetabile [[Birchermüesli]] hat nicht nur bei Vegetariern internationale Verbreitung gefunden.
==Kreative Lesung aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“ von Swami Sivananda. Aus dem Kapitel „Vegetarismus“==


1946 wurde die „Vegetarier-Union Deutschlands“ gegründet, die zeitweilig (1974–1985) den Namen „Bund für Lebenserneuerung“ trug und nach 1985 „Vegetarier-Bund Deutschlands“ hieß. Seit März 2008 trägt der Verein den Namen „[[Vegetarierbund Deutschland]]“.
Fleischessen macht krank, macht den [[Geist]] unruhig und materialistisch. Fleischessen ist grausam. Das ist die Essenz der Aussage von Swami Sivananda im Kapitel „Vegetarismus“ aus dem [https://shop.yoga-vidya.de/de/search?page=search&page_action=query&desc=on&sdesc=on&keywords=inspiration+und+weisheit&x=0&y=0 Buch] „Inspiration und Weisheit“.


[[Albert Schweitzer]] setzte sich seit seiner Jugend intensiv mit der ethischen Problematik der Anwendung tödlicher Gewalt gegen Tiere auseinander. Das von ihm entwickelte Prinzip der ''Ehrfurcht vor dem Leben'' spielt noch heute in einschlägigen Diskussionen eine Rolle.<ref>Michael Hauskeller: ''Verantwortung für alles Leben? Schweitzers Dilemma''. In: M. Hauskeller (Hrsg.): ''Ethik des Lebens'', Zug 2006, S. 210–236.</ref> Er selber ging jedoch erst kurz vor seinem Tod zur vegetarischen Ernährung über.<ref>Albert Schweitzer in einem Brief von 1964, zitiert von Gotthard M. Teutsch: ''Mensch und Tier – Lexikon der Tierschutzethik'', Göttingen 1987, S. 47.</ref> Ein weiterer prominenter Befürworter des Vegetarismus war [[Mohandas Karamchand Gandhi|Gandhi]].<ref>M. K. Gandhi: ''Die ethische Grundlage der vegetarischen Ernährung,'' in: Christian Bartolf (Hrsg.): ''Die erste Stufe'', Berlin 1996, S. 72–76; Stuart S. 424–430.</ref>
Fleischessen macht krank. Fleischessen schafft viele Probleme wie [[Gicht]], [[Rheuma]], Herzprobleme, erhöht die Wahrscheinlichkeit für [[Krebs]], [[Nierenversagen]] und vieles andere. Fleischessen ruiniert die [[Gesundheit]], reduziert [[Kraft]] und [[Vitalität]]. Fleischessen macht den Geist unruhig und führt zu vielem Leid im Menschen. Fleischessen sollte man sein lassen.


Mitte der 1970er Jahre entstand die sogenannte [[Tierrechte|Tierrechtsbewegung]], als deren Auslöser [[Peter Singer]]s Buch ''Animal Liberation'' gilt.<ref name="Singer1976">[[Peter Singer]]: ''Animal Liberation'', deutsch: ''Die Befreiung der Tiere,'' München 1976.</ref> Singer und andere Tierrechtler wie [[Tom Regan]] und [[Helmut F. Kaplan]] fordern eine vegetarische und als Endziel eine [[Veganismus|vegane]] Ernährung.
Fleischessen ist grausam für Tiere. Mache dir bewusst: Fleischessen ist grausam. Fleischessen lässt Tiere leiden. Fleischessen führt zur Tierhaltung, zur Gefangenschaft von Tieren. Fleischessen führt zum Töten von unschuldigem Leben. Fleischessen bringt viel Leid in die geistige Atmosphäre.


== Kennzeichnung vegetarischer Produkte ==
George Bernard Shaw, der große irische Dramatiker und Literaturpreisträger, sagte: "Solange Menschen Tiere quälen, töten und ihr Fleisch essen, werden wir Krieg haben. Fleischessen ist grausam gegenüber Tieren. Jeder, der Fleisch isst, isst Grausamkeit. Jeder, der Fleisch isst, schafft Leiden in die Atmosphäre. Und das Leiden der Tiere in der Atmosphäre begünstigt dann Kriege und zwischenmenschliche Streitigkeiten. Diese Welt könnte friedvoll sein, wenn Menschen Schlachthäuser abschafften."
Manche Fertigprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel enthalten nichtvegetarische Bestandteile wie [[Gelatine]] und [[Lab]]. Zur Kennzeichnung vegetarischer Produkte werden unterschiedliche Erkennungssymbole verwendet. Die [[Europäische Vegetarier-Union]] hat ein Label eingeführt, das sogenannte ''[[V-Label]]''<ref>[http://www.v-label.info/ Europäisches Vegetarismus Label]</ref>, mit dem für Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet werden.


<gallery>
Fleischessen ist nicht natürlich. Der [[Mensch]] ist geschaffen als ein Wesen, das Frucht isst. Der menschliche Organismus ist anders als der von Fleischessern. Der Mensch hat andere innere Organe, andere Zähne und einen anderen Darm als Fleischesser. Die großen, starken Menschenaffen ernähren sich von Früchten, Getreiden und Nüssen. Genauso ist auch der Mensch von Natur aus ein [[Vegetarier]].
  Datei:Logo V-Label 2.svg|Kennzeichnung vegetarischer Lebensmittel in Europa
Datei:India_vegetarian_labels.svg|Kennzeichnung in Indien, links für vegetarische, rechts für nicht-vegetarische Produkte
Datei:Veganismus logo.svg|Kennzeichnung veganer Lebensmittel und Produkte
</gallery>


== Zahl der Vegetarier ==
Wenn du ein Tier vor dir siehst, dass sich an dich anschmiegt, ist dein natürlicher Instinkt, dich zu freuen, das Tier zu streicheln. Du hast nicht den natürlichen Instinkt, sobald ein Huhn auf dich zukommt, darauf zuzurennen und deine Zähne in seinen Hals hineinzubeißen. Wenn du eine Kuh siehst, die sich an dich anschmiegt, dann willst du sie streicheln. Du bewunderst ihre Schönheit, Grazie und Anmut.
Nach der [[Nationale Verzehrsstudie II|Nationalen Verzehrsstudie]] von 2007 mit 20.000 Teilnehmern ernähren sich in Deutschland 1,6&nbsp;Prozent der erwachsenen Bevölkerung (Männer 1&nbsp;Prozent, Frauen 2,2&nbsp;Prozent) fleischlos (entweder vegetarisch oder mit Einbeziehung von Fisch). 0,1&nbsp;Prozent der Studienteilnehmer bezeichneten sich als vegan.<ref name="zahl-bmelv">[http://www.bmelv.de/cln_045/nn_1196770/SharedDocs/downloads/03-Ernaehrung/NVS2/NVS__Ergebnisbericht.html__nnn=true Bericht vom 30. Januar 2008]</ref>


Eine Studie des ''Marktforschungsinstituts Produkt + Markt'' ermittelte im Jahr 2006 die Zahl der Personen in Deutschland, welche sich zumindest teilweise nach vegetarischen Ernährungsgrundsätzen ernähren.<ref>[http://www.bioboom.de/themen/aktuell.htm Zitat des Mitarbeiters Christoph Fritsch zum Inhalt der Studie]</ref> Die Ergebnisse werden unterschiedlich interpretiert. Die [[Europäische Vegetarier-Union]] geht aufgrund dieser Studie davon aus, dass 9&nbsp;Prozent der deutschen Bevölkerung, etwa 7,4 Millionen, vegetarisch leben.<ref name="zahl-european-vegetarian">[http://www.euroveg.eu/lang/en/info/howmany.php European Vegetarian Union]</ref> Die Tierschutzorganisation [[People for the Ethical Treatment of Animals|PETA]] nennt 6 Millionen Vegetarier in Deutschland als Ergebnis dieser Studie.<ref>[http://www.peta.de/vegetarismus/vegetarismus_essen_frs_leben.149.html peta.de]</ref>
Wenn eine Katze eine Maus sieht, rennt sie hin, um sie zu töten. Sieht ein Hund einen Hasen, rennt er hinterher, um ihn zu fangen. Der Mensch hingegen hat als natürlichen [[Instinkt]], freundlich zu Tieren zu sein. Und er muss diese Freundlichkeit überwinden, um grausam zu sein, um Fleisch zu essen.


Nach Umfragen der [[Statistik Austria]] (2006/2007) ernähren sich in Österreich ca. 1,4 Prozent der Männer vegetarisch, davon 0,8 Prozent pesco-vegetarisch und 0,2 Prozent vegan. Frauen insgesamt ca. 3,9 Prozent, davon 2,2 Prozent pesco-vegetarisch und 0,2 Prozent vegan. 47% der Befragten gaben an, Mischkost mit wenig Fleisch zu essen.<ref>Anima, Zeitschrift der österr. Vegetarier Union (www.vegetarier.at), Frühjahr 2009, S. 16.</ref>
Eine ausgewogene [[Ernährung]] ist eine Ernährung ohne Fleisch. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus [[Vollkorn]], [[Getreide]], Hülsenfrüchten, [[Gemüse]], [[Salat]]en, [[Nüsse]]n, Saaten und so weiter. Eine ausgewogene Ernährung verhilft dem Menschen zu einem gesunden Körpergewicht, [[Leistungsfähigkeit]] und [[Vitalität]] sowie einem hohen Niveau von Elan und Kraft.


Die Angaben für die USA sind sehr unterschiedlich, da bei den Erhebungen oft keine Klarheit über die Definition des Vegetarismus besteht. Die [[The New York Times|New York Times]] gibt für 2007 die Zahl der Vegetarier mit 4,7 Millionen an, was 1,6&nbsp;Prozent der erwachsenen Bevölkerung entspricht.<ref>[http://travel.nytimes.com/2007/11/18/travel/18Choice.html Artikel der NYT vom 18. November 2007]</ref> Dagegen gibt eine Studie der ''Vegetarian Resource Group'' für diese Bevölkerungsgruppe einen Wert von 6,7&nbsp;Prozent an, der sich fleischlos ernährt.<ref>[http://www.vrg.org/journal/vj2006issue4/vj2006issue4poll.htm Umfrage 2006 der VRG]</ref> Die Ergebnisse anderer Studien schwanken je nach Fragestellung. Sechs Umfragen im Zeitraum 1980–1993 ergaben Werte zwischen 2&nbsp;Prozent und 8,2&nbsp;Prozent, wenn nur gefragt wurde „Sind Sie Vegetarier?“; fünf Umfragen im Zeitraum 1992–2000 ergaben Werte zwischen 1&nbsp;Prozent und 2,5&nbsp;Prozent, wenn den Befragten eine genaue Definition des Begriffs „Vegetarier“ gegeben wurde.<ref>Donna Maurer: ''Vegetarianism: Movement or Moment?'', Philadelphia 2002, S. 16f. mit detaillierten Zahlen und Quellennachweisen.</ref>
Gib das Fleischessen auf. Diskutiere nicht darüber, streite nicht darüber. Höre auf, Fleisch zu essen. Du musst auch nicht mit anderen darüber diskutieren. Lebe selbst vegetarisch und durch deine eigenen Gesundheit und positive Ausstrahlung überzeugst du andere.


In [[Indien]] liegt der Anteil der Vegetarier laut dem Vegetarierbund Deutschlands zwischen 15 und 20&nbsp;Prozent der Bevölkerung (150–200 Millionen) und somit deutlich höher, was unter anderem mit religiösen Einstellungen zu erklären ist. Laut dem Anthropological Survey of India ASI aus dem Zeitraum 1985–1992 sind in Indien 220 Millionen Einwohner Vegetarier. Eine Studie von ''The Hindu-CNN-IBN'' ermittelte im Jahr 2006 den aktuellen Stand. 40&nbsp;Prozent der Befragten gaben an, Vegetarier zu sein, darunter überproportional viele Hindus, Frauen und ältere Menschen.<ref name="thehindu"> [http://www.thehindu.com/2006/08/14/stories/2006081403771200.htm Umfragergebnis 2006 von thehindu.com]</ref>
Wenn du Fleisch isst, kannst du auch meditieren. Auch kannst du [https://www.yoga-vidya.de/ Yoga] üben. Aber wenn du deine [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] vertiefen willst, wenn du subtilere Erfahrungen im Yoga machen willst, dann verzichte mal einen Monat auf Fleisch. Du wirst feststellen, wenn du auf das Fleischessen verzichtest, wird die Meditation tiefer, deine Yogaerfahrung subtiler. Dein [[Herz]] öffnet sich mehr, [[Gott]] wird mehr erfahrbar. Verzichte auf Fleischessen. So machst du gute Fortschritte auf dem spirituellen Weg.


== Organisationen ==
Fleischkost ist grausam. Um Fleisch zu essen, müssen Tiere getötet werden. Fleischessen heißt verantwortlich zu sein für Leiden von lebenden Tieren. Schlachten und Blutvergießen zur Fleischkost ist ein großes Unglück für die Zivilisation und die Kultur. Das Töten von Tiere, um sich zu ernähren, ist eine Schande. Die Geisteshaltung, die Fleischkost ermöglicht, ist beladen mit vielen Gefahren für die ganze Menschheit. George Bernard Shaw, der große Dichter, hat gesagt: "Solange Menschen Tiere quälen, töten und ihr Fleisch essen, werden wir Krieg haben."
In Deutschland informiert der [[VEBU|Vegetarierbund Deutschland e.V.]], kurz VEBU, über die vegetarische Lebensweise. Er gibt die Zeitschrift ''natürlich vegetarisch'' heraus und ist in Regionalgruppen organisiert. In der Schweiz besteht die [[Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus]] (SVV). Sie gibt die Zeitschrift Vegi-Info heraus. In Österreich gibt es die Österreichische Vegetarier Union (ÖVU). Dort kann das vierteljährlich erscheinende Magazin ''anima'' gegen freiwillige Spende bestellt werden.
 
Der ''Weltvegetariertag'' (1. Oktober) ist ein internationaler Aktionstag. Er wurde am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der „North American Vegetarian Society“ eingeführt.
 
===Sonstiges===
* [[Bedürftigkeit|Arme Wurst]] bedeutet jemand mit [[Sorge]], was im [[Yoga]] bei großem Fortschritt [[eigentlich]] [[Eignung|entfallen]] darf; Stichwort [[vairagya]] bzw. [[Messung|ein wenig]] [[Eßstörung|Wurst]] aus Marzipan vielleicht zu [[Weihnachten]].


Schaffe die Schlachthäuser ab und überwinde das Anhaften an Fleischkost. Schaue dir einmal mit eigenen Augen an, in welch einem schrecklichen Todeskampf Tiere im Schlachthaus leiden und sterben. Wenn du immer noch Tiere isst, dann lass dich mal in ein Schlachthaus führen. Schaue, wie grausam das Ganze ist. Lass Mitgefühl und Sympathie dein Herz durchdringen. Sei dir bewusst: Fleischkost ist unethisch, grausam und durch nichts zu rechtfertigen. Fleischkost schafft viele Probleme, ist unnötig, unnatürlich und ungesund.


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Karnismus]]
*[[Veganismus]]
*[[Veganismus]]
*[[Ernährung]]
*[[Ernährung]]
*[[Sattvige Ernährung]]
*[[Prominente]]


== Literatur ==
==Literatur==
* [[Helmut Kaplan]]: ''Warum ich Vegetarier bin – Prominente erzählen''. Rowohlt Verlag, Reinbek 1995, ISBN 3-499-19675-1
* Leitzmann, Claus (2012): Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken. C.H.Beck-Verlag, 2. Auflage. [http://www.amazon.de/Vegetarismus-Grundlagen-Vorteile-Claus-Leitzmann/dp/3406447767 ISBN: 978-3406447761]
* Wolfgang R. Krabbe: ''Gesellschaftsveränderung durch Lebensreform. Strukturmerkmale einer sozialreformerischen Bewegung im Deutschland der Industrialisierungsperiode''. Göttingen 1974
* Risi, Armin/Zürrer, Ronald: Vegetarisch leben - Die Vorteile einer fleischlosen Ernährung. Govinda Verlag, 10. Auflage. [http://vegetarisch-leben.de/vegetarismus.html ISBN: 978-3906347776]
* [[Claus Leitzmann]], Andreas Hahn: ''Vegetarische Ernährung.'' Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 978-3-8252-1868-3
* [http://www.sge-ssn.ch/media/medialibrary/2013/02/merkblatt_vegetarische_ernaehrung_2013.pdf Schweizerische Gesellschaft für Ernährung: Merkblatt vegetarische Ernährung. 02/2013]
* Manuela Linnemann, Claudia Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise.'' Harald Fischer Verlag, Erlangen 2001, ISBN 3-89131-403-5
* [http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegetarismus-brauchen-wir-eigentlich-noch-fleisch-a-871217.html Zittlau, Jörg: Vegetarismus - Warum der Mensch auch fleischlos kann 12/2012]
* Hans-Jürgen Teuteberg: ''Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus''. In: ''Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 81 (1994), S. 33–65
* Ronald Zürrer, [[Armin Risi]]: ''Vegetarisch leben''. 6. Auflage, Govinda Verlag, Jestetten 2006, ISBN 978-3-906347-77-6
* Steven Rosen: ''Die Erde bewirtet euch festlich. Vegetarismus und die Religionen der Welt''. Adyar, Satteldorf 1992, ISBN 3-89427-218-X
* Hans Günter Kugler (Hrsg.): ''Vegetarisch essen – Fleisch vergessen. Ärztlicher Ratgeber für Vegetarier und Veganer''. Verlag Das Wort, Marktheidenfeld 2007, ISBN 3-89201-239-3
 
== Dokumentarfilme ==
* ''[[Earthlings]]'' (2005, kommentiert von [[Joaquín Phoenix]] und mit Musik von [[Moby]])
* [http://video.google.de/videoplay?docid=-3333326765097792903&q=Devour+the+Earth&total=119&start=0&num=10&so=0&type=search&plindex=0 Die Ausbeutung der Erde] ([[Adobe Flash]] Video) Dokumentation der englischen Vegetarierorganisation (VSUK) aus dem Jahre 1995, kommentiert von [[Paul McCartney]] (mit Untertiteln)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commons|Category:Vegetarian food|Vegetarische Lebensmittel}}
* [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/vegetarismus/formen-des-vegetarismus/ Formen des Vegetarismus]
{{Wiktionary|Vegetarismus}}
* [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/yoga-ernaehrung/ Vegetarische Yogaernährung]
{{wikiquote|Vegetarismus}}
* [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/vegetarische-rezepte/ Vegetarische Rezepte]
* [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/yoga-ernaehrung/die-drei-gunas/ Die drei Gunas – Nahrung in drei Qualitäten]
* [http://www.vegetarierbund.de/ Vegetarierbund Deutschland]
* [http://www.vegetarierbund.de/ Vegetarierbund Deutschland]
* [http://www.vegetarier.at/ Österreichische Vegetarier Union]
* [http://www.vegetarier.at/ Österreichische Vegetarier Union]
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* [http://www.euroveg.eu/ Europäische Vegetarier Union (EVU)]
* [http://www.euroveg.eu/ Europäische Vegetarier Union (EVU)]
* [http://www.ivu.org/german/ Internationale Vegetarier-Union (IVU)]
* [http://www.ivu.org/german/ Internationale Vegetarier-Union (IVU)]
* [[Veganismus]]
* [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/ Vegetarisch Leben Portal]
* [https://www.yoga-vidya.de/vegetarisch-leben/ Vegetarisch Leben Portal]
* [https://vebu.de/ Vegetarierbund Deutschland]
* [https://vebu.de/ Vegetarierbund Deutschland]
* [http://www.vegane-beratung.com/vegetarier.html Vegane Beratung: Vegetarier]
* [http://www.vegetarismus.ch/ Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus]
* [https://www.peta.de/ PeTA]
* [https://www.peta.de/web/kaninchen.6126.html Vorduck Protestbrief gegen Kaninchen in Mastanlagen]
* [http://www.fischen-tut-weh.de Fischen tut weh]
* [https://www.peta.de/web/hummer.409.html Freieheit für Hummer]
* [http://www.vis.bayern.de/ernaehrung/ernaehrung/ernaehrung_gruppen/vegetarismus_jugendliche.htm Vegetarismus für Jugendliche]
* [https://www.vebu.de/menschen/geschichte-des-vegetarismus Geschichte des Vegetarismus]


== Fußnoten ==
==Seminare und Ausbildungen==
;Anmerkungen
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:25 Uhr

Vegetarismus ist eine Ernährungsweise, bei der auf Fleisch- und Fischkonsum sowie auf alle Lebensmittel, die durch den Tod von Tieren hergestellt werden, verzichtet wird. Zurück geht der Begriff auf den Philosophen Pythagoras, der die Ansicht vertrat, dass der Mensch pflanzliche Nahrung anstelle von Fleisch zu sich nehmen sollte. Diese Ernährungsweise steht im Gegensatz zum System des Karnismus, das seit jeher gesellschaftlich als soziale Norm gilt.

Frisches auf dem Bio-Markt. Im Yoga ernährt man sich nach dem Ayurveda

Unterschieden werden der Ovo-lacto Vegetarismus, bei dem auf Fleisch und Fisch zwar verzichtet wird, nicht aber auf Eier und Milch. Im Lacto Vegetarismus werden zusätzlich Eier gemieden, da diese bereits ein ungeborenes Lebewesen darstellen. Diese Form entspricht der typisch yogischen Ernährung. Beim Ovo Vegetarismus werden hingegen Eier gegessen und Milchprodukte gemieden.

Weitere Formen sind der Veganismus, der auf alle tierischen Lebensmittel wie zum Beispiel Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Honig verzichtet, und die Rohkosternährung, bei der das Essen von Gemüse, Obst, Nüssen und Samen in frischer, nicht erhitzter Form im Fokus steht, sodass die vitale Energie erhalten bleibt. Formen vegetarischer Ernährung

Ca. 8-9% der deutschen Bevölkerung isst vegetarisch. Von den Menschen, die dem Vegetarismus zugeordnet werden, essen wiederum ca. 800.000 Menschen vegan. Am 1. Oktober jeden Jahres ist Welt-Vegetarier-Tag - ein internationaler Aktionstag, der am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der „North American Vegetarian Society“ eingeführt wurde. VeBu.de: Weltvegetariertag - Vegetarisch boomt

Video: Vegetarismus?

Kurzes Vortragsvideo mit dem Thema "Vegetarismus?"

Vortragsvideo von und mit Sukadev Volker Bretz rund um das Thema Vegegarismus, rund um das Thema Yoga Ernährung.


Geschichte des Vegetarismus

Vegetarismus lässt sich vielfältig gestalten

Der griechische Mathematiker, Philosoph und Gelehrte Pythagoras lebte ca. 570-500 v. Chr. Und war der erste berühmte Vegetarier. Bis zur Begriffseinführung des Vegetarismus 1847 wurden Menschen, die sich fleischlos ernährten, in deutscher Sprache Pythagoräer genannt. Pythagoras und seine Anhänger vertraten die Auffassung, dass alles, was ein Mensch den Tieren antut, auf den Menschen zurückfällt und der Fleischgenuss Menschen aggressiv, gewalttätig und mordlüstern macht. Erst mit dem Vegetarismus, also wenn die Bereitschaft endet, Tiere für den gustatorischen Genuss zu töten, würde der Mensch auch aufhören, Menschen zu ermorden und Krieg zu führen.

Im Verlauf der Geschichte folgten Nachahmer des Vegetarismus wie zum Beispiel Ovid, Plutarch und Seneca. Mit der Zeit der Aufklärung fand der Vegetarismus durch bekanntere Anhänger wie Voltaire und Rousseau immer mehr Aufmerksamkeit. Eine richtige Bewegung des Vegetarismus entwickelte sich in Europa im 19. Jahrhundert. Als Startpunkt könnte man die Gründung des ersten Vegetarismus Vereins 1847 sehen, die „Vegetarian Society of the United Kingdom“. Zwanzig Jahre später folgte die erste deutsche „Vegetarische Vereinigung“. Vegetarier 02/2014

Gründe für Vegetarismus

Für viele Vegetarier ist insbesondere ihre eigene Gesundheit Grund, sich dem Vegetarismus anzuschließen. Gesellschaftskrankheiten wie z.B. Übergewicht entstehen insbesondere durch den Konsum von Fleisch. Skandale wie Gammelfleisch, Vogelgrippe oder BSE schrecken zusätzlich ab. Auch aus ernährungsphysiologischer Perspektive hilft Vegetarismus, da Erkrankungen wie ein zu hoher Cholesterinspiegel, Diabetes, Gicht, Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie etc. durch eine höhere Fett- und Eiweißaufnahme entstehen, die vor allem durch erhöhten Fleischkonsum bedingt ist. Auch die Verringerung der Schadstoffaufnahme oder ökologische, religiöse oder ethische Aspekte können ausschlaggebend für Vegetarismus sein. Und manchen Menschen schmeckt Fleisch schlichtweg nicht oder sie können den Geruch nicht gut ertragen. Vegetarismus

Ethische Aspekte, die zum Vegetarismus führen, sind vor allem die Zustände der Massentierhaltung und Tiertransporte, die zu enge und lieblose Käfighaltung, der Stress und Adrenalinausstoß bei Schlachtungen. Um die geschmacklichen Gelüste der Menschen zu befriedigen, werden jährlich weltweit über zwei Milliarden Tiere von der Weide oder aus dem Stall und über 20 Milliarden Geflügeltiere umgebracht.

Ökologische Gründe für Vegetarismus beinhalten die Entstehung von Treibhausgasen, die allein durch die Rinderzucht höher ist, als durch alle Autos zusammen und die laut Washingtoner Worldwatch Institute zu über 50% durch die Massentierhaltung bedingt ist. Zudem ist der Wasserverbrauch ein großes Argument, da die Produktion von 1kg Fleisch so viel Wasser verbraucht, dass man davon 1 Jahr lang jeden Tag duschen könnte. Besorgniserregend ist auch die Rodung von großen Gebieten des Regenwaldes in den Entwicklungsländern, um Weideflächen oder Anbauflächen für Futtermittel zu gewinnen. Auf einer Fläche, die 50kg Fleisch erzeugt, könnten in einem System, das den Vegetarismus lebt, ebenso 6000kg Karotten, 4000kg Äpfel oder 1000kg Kirschen angebaut werden. Vegetarier

Der Mangelmythos

Kartoffeln enthalten wichtige Kohlenhydrate

Wie die Fleischindustrie oft glauben machen will, sei Vegetarismus einseitig und ungesund, weil nicht genug wichtige Nahrungsbestandteile aufgenommen würden. Um Mangelerscheinungen durch Vegetarismus zu vermeiden, ist es tatsächlich notwendig, dass die Ernährung abwechslungsreich gestaltet wird. Sind die wichtigsten Nährstoffe (Vitamin B 12, Vitamin D, Eisen, Kalzium und Eiweiß) enthalten, ist der Gesundheitszustand im Vegetarismus jedoch deutlich besser als bei Fleischessern. Beispielsweise senkt sich durch die ballaststoffreiche Nahrung des Vegetarismus das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken.

In der täglichen Nahrung enthalten sein sollte:

  • Wasser (mind. 1,5l)
  • Obst und Gemüse (mind. 500g)
  • Getreideprodukte und Kartoffeln
  • Milchprodukte und Milch (je nach Form des Vegetarismus)
  • Eier und Hülsenfrüchte (je nach Form des Vegetarismus)
  • Pflanzenöle und pflanzliche Fette

Süßes und Zucker sind schnelle Energielieferanten und im Vegetarismus recht beliebt. Da diese aber auch ebenso schnell verbrannt werden, sollten sie nur in Maßen genossen werden. Alternative Speisen, die sich im Vegetarismus anbieten, sind darüber hinaus Tofu (aus Sojamilch), Tempeh (Soja-Weichkäse), Miso (Soja-Gewürzpaste), Quorn (Pilzprodukt), Seitan (Weizenprodukt), Soja- und Weizeneiweiße. Vegetarismus

Mythos Bio-Fleisch

Was unter fairer Massentierhaltung verstanden wird, sind Richtlinien, die die Zustände der konventionellen Haltung verbessern, verglichen aber mit der Haltung von Haustieren, sind diese Zustände im Sinne des Vegetarismus immer noch Tierquälerei. Bio- und Tierschutzsiegel sorgen für eine leichte Verbesserung der Zustände – eine Reaktion auf das kritischere Konsumverhalten der Verbraucher. Aber selbst die großzügigsten Gütebestimmungen bieten den Tieren kaum mehr Platz: Ein Schwein verbringt in der Massentierhaltung sein gesamtes Leben im besten Falle auf 1,5qm. Auch in der vom Vegetarismus kaum minder abgelehnten Bio-Massentierhaltung gelten sonst grausame und radikale Regeln, die dafür sorgen, dass Tiere überzüchtet sind, Schmerzen leiden, ihre Mütter niemals sehen, eingepfercht leben müssen und schließlich gewaltsam umgebracht werden. Ob Bio oder nicht, was der Vegetarismus erkannt hat: Es gibt kein faires Fleisch. Es gibt lediglich eine Marktnische, die das Gewissen erleichtern soll, ganz nach dem Motto: Besser Bio als gar kein Ernährungsbewusstsein. Es gibt kein faires Fleisch 02/2014. taz.de

Der typische Vegetarier. Eine wissenschaftliche Studie zum Vegetarismus

An der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde der typische Vegetarier untersucht. Dabei wurden insgesamt 2517 Vegetarier befragt. Die Auswertung der ersten Welle ergab folgenden Steckbrief des deutschen Durchschnittsvegetariers:

Junge Vegetarierin bei der Speisenzubereitung
  • weiblich (zu 70%)
  • jung (überwiegend zwischen 20 und 29)
  • in einer Großstadt wohnhaft
  • überdurchschnittlich gebildet

Die angegebenen Gründe für den eigenen Vegetarismus waren insbesondere die widrigen Zustände bei der Massentierhaltung, den Tiertransporten, der Tierquälerei und der Schlachtung sowie der Einfluss von Menschen im näheren Umfeld, welche die betreffenden Personen erst auf den Vegetarismus gebracht haben. Im Vergleich zwischen Männern und Frauen zeigt sich, dass die Beweggründe recht deckungsgleich und in erster Linie moralischer Natur (Tierschutz/Tierrechte) sind.

Auch gesundheitliche (Wohlbefinden, Fleischskandale) und emotionale Gründe (Geschmack von Fleisch) spielen bei einigen eine Rolle für die Entscheidung zum Vegetarismus. Dennoch zeigt sich, dass Frauen häufiger moralische Motive angaben, während Männer ein bisschen öfter als Frauen gesundheitliche Gründe angaben. In erster Linie überwiegen aber die moralischen Beweggründe, mit dem Vegetarismus zu beginnen.

Der Ekel vor Fleisch ist beim emotionalen Vegetarismus und beim moralischen Vegetarismus am intensivsten ausgeprägt, während der Ekel vor anderen, aber verdorbenen Lebensmitteln bei allen Formen des Vegetarismus gleich ausgeprägt ist. Andere Menschen, die Fleisch essen, rufen insbesondere bei Menschen der Kategorie des moralischen Vegetarismus Ärger hervor, weniger aber bei Anhängern des emotionalen Vegetarismus. Ergebnisse der Vegetarierstudie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Weitere Studien haben überdies ergeben, dass der durchschnittliche Gesundheitsstatus durch den Vegetarismus deutlich besser ist, als der gesamtdurchschnittliche Gesundheitsstatus aller Menschen (Vegetarismus schon mit einrechnet). Vegetariertag 2014

Unabsichtlicher Fleischkonsum trotz Vegetarismus

Viele vegetarische oder vegane Produkte, wie zum Beispiel Saft, Gemüsebrühe oder Chips enthalten in der Regel tierische Bestandteile, wie zum Beispiel einschlägige Fruchtgummi-Sorten, Pudding oder Kuchen mit Gelatine, aber auch Limonaden, die mit Karmin gefärbt sind. Dieser rote Farbstoff ist ebenfalls tierischen Ursprungs. Der folgende kleine Überblick kann helfen, sich bewusst zu machen, wo und wie diese tierischen Bestandteile trotz angeblicher Eignung für Vegetarismus versteckt sein können:

  • Brezeln: enthalten oftmals Schweineschmalz
  • Obst, das eingewachst wurde: Schellack wird von Lackschildläusen hergestellt
  • Multivitaminsäfte von Hohes C und Valensina: tierische Gelatine
  • Valensina: Orange-Mango-Ananas: tierische Gelatine
  • Frischkäse von Rotkäppchen und Bresso: tierische Gelatine
  • Quark von Milram: tierische Gelatine
  • Maggi Tomaten Cremesuppe von Nestlé: Speck
  • funny-frisch salzige Snacks: Wild, Lab, Schwein
  • Ritter Sport milchfreie Sorten Marzipan und Halbbitter: können Milchzucker enthalten
  • Katjes: Yoghurt-Gums: Hersteller verweigert Auskunft

In diesen vegetarischen Produkten stecken Tierbestandteil. RP online

Gesetzlich müssen diese Inhaltsstoffe auf den Verpackungen nicht ausgewiesen werden, was den Anhängern des Vegetarismus den Überblick erschwert. Zum einen muss tierische Gelatine nicht als Tierbestandteil aufgeführt werden, wenn das eigentliche Produkt nicht aus Fleisch besteht. Zum anderen gibt es eine Reihe von für den Vegetarismus ungeeigneten Lebensmittelzusatzstoffen, sogenannten E-Nummern, die aus Tierischem gewonnen werden, wie zum Beispiel:

  • E 120 – Cochenille (auch Karmin): häufig in roten Säften
  • E 322 – Lecithin: Antioxidationsmittel, Emulgator, Mehlbehandlungsmittel und Stabilisator
  • E 901 – Bienenwachs weiß und gelb: Überzugsmittel
  • E 904 – Schellack: Überzugsmittel (häufig für Süßspeisen)
  • E 1105 – Lysozym: Überzugsmittel (häufig für Käse)

Diese E-Nummern sind tierischen Ursprungs. RP online Hilfreich ist es, auf spezielle Vegetarismus Siegel der Produktverpackungen für vegetarische und vegane Lebensmittel zu achten, die einem bekannt sind und deren Richtlinien man kennt wie z.B. das international geschützte Gütesiegel „V-Label“, das vegetarische und vegane Lebensmittel kennzeichnet.

Plädoyer für den Vegetarismus

Fleischgenuss kam dadurch zustande, dass zeitweilig – besonders im Winter – keine andere Nahrung zugänglich war. Weil der Karnismus jedoch auch bei einseitiger Ernährung (nur Fleisch essen) Kraft brachte und das Essen einfach schmeckte, setzte sich der Fleischkonsum durch. Später dann waren die besonderen Fleischgerichte auch Zeichen von Wohlstand und sozialer Anerkennung. Als Vegetarier gehörte man zu einer sehr kleinen Randgruppe der Gesellschaft und musste sich mit seinem Außenseitertum anfreunden. Vegetarismus war keine Lebensform, sondern etwas Suspektes. Anekdoten über berufliche Missgeschicke eines vegetarischen Bekannten oder Familienmitgliedes wurden zu jener Zeit sogar allzu gerne mit dem Vegetarismus begründet.

Heute sieht die Welt da offener aus: Es gibt vegetarische Supermärkte, Cafés und Restaurants, berühmte Persönlichkeiten, die vegetarisch leben oder sich für den Vegetarismus einsetzen. Es gibt sogar die ein oder andere Subkultur, deren Identifikation nicht nur über Musik, sondern auch die Ernährung (Vegetarismus oder Veganismus) stattfindet (Anm. d. Red.: z.B. Straight Edge, Krishna-core – beides im weitesten Sinne Hardcore Punk).

Im Vegetarismus verbreitet sind Argumente gegen den Fleischkonsum, die oftmals gesundheitliche Aspekte aufzählen, meist unter Andeutung der am häufigsten durch Fleischkonsum entstehenden Krankheiten, oder die sich auf die immense Treibhausgasemission beziehen, welche zu über 50% durch die Massentierhaltung bedingt ist. Die Frage, die dabei offen bleibt, ist: Darf man Tiere eigentlich töten?

Seit einiger Zeit existieren Menschenrechtsgesetze, die das Recht körperlicher Unversehrtheit des Menschen festlegen, während Tiere beispielsweise bei lebendigem Leibe gekocht, in der Massentierhaltung der Schädel eines Tieres mit einem Metallbolzen zerspalten wird oder sie kopfüber gehängt in ein elektrisches Wasserbad getaucht werden. Bleibt die Frage, ob wir uns nicht seit Jahrtausenden täuschen und die geltende soziale Norm, wie Anhänger des Vegetarismus schon längst meinen, nicht ein riesiger Irrtum ist.

Durchschnittlich vertilgt jeder Fleisch essende Mensch in seinem Leben vier Rinder, 46 Schweine, vier Schafe, 46 Truthähne, zwölf Gänse, 37 Enten und 945 Hühner, die er wahrscheinlich selbst zu schlachten nicht imstande gewesen wäre. Argumente für den Karnismus sind widersprüchlich: Einerseits wird damit argumentiert, dass Menschen nicht anders können, weil sie selbst nur Tiere sind und es dem Kreislauf der natürlichen Nahrungskette entspreche, dass Tiere eben Tiere töten. Auf der anderen Seite wird mit der evolutionären Überlegenheit der Menschheit als Freiticket zum Tieretöten argumentiert.

Die Aussage „es liegt in der Natur der/des...“ ist ein Argument, dass nicht nur Diskussionen über Vegetarismus schnell beendet, wenn es im Sinne der genetischen Determination, Gottgegebenheit o.ä. verwendet wird, übrigens auch beim Thema „Natur der Frau“, „Natur der Schwarzen“ usw. Jedoch ist das Argument für den Karnismus, nämlich dass die Urahnen es schon so lebten, in den meisten Fällen ein Argument, das umgekehrt, nämlich gegen ein bestimmtes Verhaltensmuster, verwendet wird: In der Regel ist der Mensch sehr stolz auf seine Zivilisation, Kultur und technischen Fortschritte, mit denen er sich vom Urmensch abgrenzen kann. Auch aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive spricht rein gar nichts gegen den Vegetarismus.

Für andere Karnisten ist hingegen die kulturelle Überlegenheit (der Mensch kann Beethoven genießen und auf einer Yacht segeln) das Argument gegen den Vegetarismus. Schon früh wurde im Christentum die Legende verbreitet, dass Tiere keine Seele hätten und der Schöpfer das tierische Leben für unseren Nutzen angepasst hätte. Seltsam ist dann nur, dass die Intelligenz der Affen ausreicht, sie zu dressieren, der Mensch mit Pferden flüstert und jede Gefühlsregung des eigenen Haustieres von den Augen abliest.

Kommunikation zwischen Tieren und Menschen ist also sehr gut möglich und aufgrund letztlich sehr geringer Unterschiede in der Erbinformation eigentlich auch nicht überraschend. Das Paarungsverhalten, Zusammenleben in Gruppen und Familiengefügen, das gesamte Nervensystem, die Fähigkeit zu Emotionen, Angst, Panik oder Schmerzempfinden sind bei Menschen und Tieren gleich. Wir mögen in der Hinsicht kognitiver Fähigkeiten überlegen sein. In der Differenziertheit der Sinneswahrnehmungen, dem implementierten Navigationssystem, der inneren Balance, der Anmut ihrer Bewegungen und ihrer Genügsamkeit jedoch sind Tiere uns sogar ganz unabhängig vom Vegetarismus weit überlegen.

In den einen Kulturen werden Hunde und Katzen verzehrt, die hierzulande als Haustiere geliebt und gehätschelt werden, in anderen Kulturen werden Rinder verspeist, die andernorts als heilig gelten. Welche Tiere nun getötet werden dürfen, ist festgelegt von Sitten, Geschmack und Mode. Der grausamen Vorstellung, das eigene Haustier zu essen, möchte sich selbst ohne ein Leben im Vegetarismus niemand bis zum letzten Gedanken unterziehen – vielleicht weil die Liebe zum Tier auch die Akzeptanz der eigenen tierischen Anteile des Menschen in sich birgt.

Umso schlimmer ist es, dass wir diese immanente Kraft in uns beim Mittagstisch regelmäßig wieder wegbeißen und den inneren Konflikt der Selbstakzeptanz schon an dieser trivialen Stelle nicht aufzulösen vermögen. Müsste man die Tiere für das eigene Essen selbst töten, würde der Fleischkonsum drastisch zurückgehen – ein gutes Zeichen für unsere nach wie vor vorhandene Empathiefähigkeit, die leider durch die Fleischindustrie manipuliert wird: abgepackte, gesäuberte und zerkleinerte Tiere sind als solche nicht mehr zu erkennen. Der Bezug zur realen Tierwelt, auf den im Vegetarismus so viel Wert gelegt wird, geht verloren. Stattdessen füllen einzelne, auserkorene Haustiere, Kuscheltiere und Comic-Helden die Lücke. Ein Glücksschwein aus Plüsch – letztlich ein Stück Stoff – bekommt des Kindes volle Liebe, welches, dem Vegetarismus nicht angehörend, am selben Tag das echte, reale Schwein verspeist, das auf grausame Weise sein Leben geben musste.

Aus alledem folgt nun, dass der Karnismus sich eher durch Unbewusstheit, Lust am Genuss und Bequemlichkeit trägt, als durch eine tatsächliche Notwendigkeit zum Überleben, die den Vegetarismus ernsthaft in Frage stellen würde, und dass die Massentierhaltung zu boykottieren ist. Verzicht auf Fleisch hilft den Menschen und den Tieren und wird zumindest schon mal einige Probleme dieser Welt lösen. Es ist sicherlich selbst durch Vegetarismus oder Veganismus schwer möglich, eine totale Gerechtigkeit im Zusammenleben mit Tieren herzustellen, da es eine solche schon unter den Menschen nicht wirklich gibt. Aber daraus sollte man nicht schließen, dass die absolute Ungerechtigkeit legitimiert sei. Dass sich aus dem gelebten Vegetarismus dann wieder neue Fragen ergeben, bleibt nicht aus. Sie sind es aber wert, gestellt zu werden. Tiere sind auch nur Menschen 08/2010. Iris Radisch, Zeit Online.

Was kann man vegetarisch essen, kochen und auch grillen?

Vegetarisch bedeutet auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Auch ohne Tiere zu essen, bleibt eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Salate, Getreide und Hülsenfrüchte.

Im weiteren Sinne gibt es, zum Beispiel, noch Eier und Milchprodukte, wobei es Menschen gibt, die vollständig auf tierische Produkte verzichten (wozu auch Milchprodukte und Eier zählen) und sich „vegan“ ernähren. Veganer sind also Menschen, die vollständig auf tierische Produkte verzichten und demnach auch keine Eier und Milchprodukte konsumieren.

Vegetarisches Kochen

Vegetarisches Kochen ist ganz einfach und es gibt viele Nahrungsmittel zur Auswahl. Angefangen bei verschiedenen Nudeln, mit beispielweise einer Tomatensauce, Gemüse und Salat bis zu diversen „Fleischersatz Produkten“, die auch gebraten und gegrillt werden können. Viele Vegetarier bevorzugen jedoch eine natürliche Ernährung, ohne „Ersatz Produkte“. Wenn du zum Beispiel für einen Vegetarier kochen möchtest, dann frag doch einfach, was er oder sie gerne essen möchte. Im Prinzip kann alles gekocht werden, eben ohne Fisch und Fleisch und besser noch ohne Milchprodukte.

Vegetarisch Grillen

Vielleicht möchtest du eine Grillparty veranstalten und dazu auch Vegetarier einladen. Zu beachten wäre dabei, dass manche Vegetarier ungern etwas von einem Grill essen möchten, auf dem gleichzeitig Fleisch gegrillt wird. Von der anderen Seite stellt sich auch die Frage, was du für andere grillen kannst, wenn du Vegetarier/in bist. Inzwischen gibt es viele verschiedene vegetarische Würste, vegetarische und vegane „Steaks“ und „Filets“, etc. in Naturkostläden, Reformhäusern und sogar in manchen Supermärkten.

Es gibt also ausreichende Möglichkeiten zum Grillen. Möchtest du jedoch ganz „natürliche“ Produkte grillen, dann eignen sich auch Zucchini und Karotten gut zum grillen. Auch Auberginen und Stockbrot eignen sich sehr gut sowie auch Kartoffeln und Tofu. Das alles sind sehr interessante und gut schmeckende Sachen. Mittlerweile gibt es auch im Internet viele Informationen über die vegetarische und vegane Lebensweise sowie viele Rezepte zum Kochen und Grillen.

Berühmte Vegetarier

Vegetarismus: Frisch und lecker muss es sein

Berühmte Vegetarier

Radikaler Vegetarismus

Nicht nur die Dramatik der Lyrik des Gegenwartspoeten, Sänger und Gründer der „Smiths“ Morrissey ist radikal, auch seine Ansicht über den Verzehr von Fleisch. Er nimmt den Vegetarismus sehr ernst. Gegessen wird schon längst nicht mehr, um zu leben, sondern weil es gut schmeckt. Weil der Fleischverzehr zum Erhalt von Körper und Gesundheit in der heutigen Zeit hierzulande nicht mehr nötig ist, setzt sich Morrissey stark für Tiere und den Vegetarismus ein. Seine Vergleiche sind drastisch; so sei Grillen nicht nur Gewalt, sondern Burger King wie der Holocaust und Tiere essen generell wie Pädophilie. Er bricht ein Konzert ab, wenn er Fleischgeruch wahrnimmt. Lernt er jemanden kennen, der Lebewesen isst, verlässt er die Situation. Fleisch essen ist wie Kinder schänden

Kreative Lesung aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“ von Swami Sivananda. Aus dem Kapitel „Vegetarismus“

Fleischessen macht krank, macht den Geist unruhig und materialistisch. Fleischessen ist grausam. Das ist die Essenz der Aussage von Swami Sivananda im Kapitel „Vegetarismus“ aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“.

Fleischessen macht krank. Fleischessen schafft viele Probleme wie Gicht, Rheuma, Herzprobleme, erhöht die Wahrscheinlichkeit für Krebs, Nierenversagen und vieles andere. Fleischessen ruiniert die Gesundheit, reduziert Kraft und Vitalität. Fleischessen macht den Geist unruhig und führt zu vielem Leid im Menschen. Fleischessen sollte man sein lassen.

Fleischessen ist grausam für Tiere. Mache dir bewusst: Fleischessen ist grausam. Fleischessen lässt Tiere leiden. Fleischessen führt zur Tierhaltung, zur Gefangenschaft von Tieren. Fleischessen führt zum Töten von unschuldigem Leben. Fleischessen bringt viel Leid in die geistige Atmosphäre.

George Bernard Shaw, der große irische Dramatiker und Literaturpreisträger, sagte: "Solange Menschen Tiere quälen, töten und ihr Fleisch essen, werden wir Krieg haben. Fleischessen ist grausam gegenüber Tieren. Jeder, der Fleisch isst, isst Grausamkeit. Jeder, der Fleisch isst, schafft Leiden in die Atmosphäre. Und das Leiden der Tiere in der Atmosphäre begünstigt dann Kriege und zwischenmenschliche Streitigkeiten. Diese Welt könnte friedvoll sein, wenn Menschen Schlachthäuser abschafften."

Fleischessen ist nicht natürlich. Der Mensch ist geschaffen als ein Wesen, das Frucht isst. Der menschliche Organismus ist anders als der von Fleischessern. Der Mensch hat andere innere Organe, andere Zähne und einen anderen Darm als Fleischesser. Die großen, starken Menschenaffen ernähren sich von Früchten, Getreiden und Nüssen. Genauso ist auch der Mensch von Natur aus ein Vegetarier.

Wenn du ein Tier vor dir siehst, dass sich an dich anschmiegt, ist dein natürlicher Instinkt, dich zu freuen, das Tier zu streicheln. Du hast nicht den natürlichen Instinkt, sobald ein Huhn auf dich zukommt, darauf zuzurennen und deine Zähne in seinen Hals hineinzubeißen. Wenn du eine Kuh siehst, die sich an dich anschmiegt, dann willst du sie streicheln. Du bewunderst ihre Schönheit, Grazie und Anmut.

Wenn eine Katze eine Maus sieht, rennt sie hin, um sie zu töten. Sieht ein Hund einen Hasen, rennt er hinterher, um ihn zu fangen. Der Mensch hingegen hat als natürlichen Instinkt, freundlich zu Tieren zu sein. Und er muss diese Freundlichkeit überwinden, um grausam zu sein, um Fleisch zu essen.

Eine ausgewogene Ernährung ist eine Ernährung ohne Fleisch. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus Vollkorn, Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse, Salaten, Nüssen, Saaten und so weiter. Eine ausgewogene Ernährung verhilft dem Menschen zu einem gesunden Körpergewicht, Leistungsfähigkeit und Vitalität sowie einem hohen Niveau von Elan und Kraft.

Gib das Fleischessen auf. Diskutiere nicht darüber, streite nicht darüber. Höre auf, Fleisch zu essen. Du musst auch nicht mit anderen darüber diskutieren. Lebe selbst vegetarisch und durch deine eigenen Gesundheit und positive Ausstrahlung überzeugst du andere.

Wenn du Fleisch isst, kannst du auch meditieren. Auch kannst du Yoga üben. Aber wenn du deine Meditation vertiefen willst, wenn du subtilere Erfahrungen im Yoga machen willst, dann verzichte mal einen Monat auf Fleisch. Du wirst feststellen, wenn du auf das Fleischessen verzichtest, wird die Meditation tiefer, deine Yogaerfahrung subtiler. Dein Herz öffnet sich mehr, Gott wird mehr erfahrbar. Verzichte auf Fleischessen. So machst du gute Fortschritte auf dem spirituellen Weg.

Fleischkost ist grausam. Um Fleisch zu essen, müssen Tiere getötet werden. Fleischessen heißt verantwortlich zu sein für Leiden von lebenden Tieren. Schlachten und Blutvergießen zur Fleischkost ist ein großes Unglück für die Zivilisation und die Kultur. Das Töten von Tiere, um sich zu ernähren, ist eine Schande. Die Geisteshaltung, die Fleischkost ermöglicht, ist beladen mit vielen Gefahren für die ganze Menschheit. George Bernard Shaw, der große Dichter, hat gesagt: "Solange Menschen Tiere quälen, töten und ihr Fleisch essen, werden wir Krieg haben."

Schaffe die Schlachthäuser ab und überwinde das Anhaften an Fleischkost. Schaue dir einmal mit eigenen Augen an, in welch einem schrecklichen Todeskampf Tiere im Schlachthaus leiden und sterben. Wenn du immer noch Tiere isst, dann lass dich mal in ein Schlachthaus führen. Schaue, wie grausam das Ganze ist. Lass Mitgefühl und Sympathie dein Herz durchdringen. Sei dir bewusst: Fleischkost ist unethisch, grausam und durch nichts zu rechtfertigen. Fleischkost schafft viele Probleme, ist unnötig, unnatürlich und ungesund.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare und Ausbildungen

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Der Ernährung wird im Ayurveda eine hohe Bedeutung beigemessen. Sie ist Teil jeder Therapie.
Michaela Schwidder
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Manikaran Goel, Annedore Kurzweil-Goel