AAP
AAP ist die Abkürzung für "Allgemeines Anpassungsprinzip", General Adaptation Principle, wie es vom Stressforscher Hans Selye definiert wurde. Hier in diesem Artikel geht es um das Allgemeine Anpassungsprinzip (AAP) insbesondere in Bezug auf Trainingslehre und Sportmedizin.
Das Allgemeine Anpassungsprinzip = (AAP) ist Teil der Trainingslehre aus der Sportmedizin,bzw. der Sportphysiologie, und besteht aus:
Alarm – Widerstand – Anpassung - Zusammenbruch
Sportliches Training ist das planmäßig wiederholte Ausführen von Bewegungsabläufen mit dem Ziel, die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern oder über längere Zeit zu erhalten. Dabei wird der Organismus stärker belastet und herausgefordert. Auf diese neuen Trainingsreize reagiert der Organismus mit Anpassung, die sowohl aufbauend (Hypertrophie) als auch abbauend (Atrophie) sein können.
Die Vier Phasen des AAP
- Der Fluchtkampfmechanismus (FKM) wird aktiviert. Der Organismus reagiert mit erhöhtem Pulsschlag (Herzfrequenz), die Muskulatur wird angespannt, die Haut fängt an zu schwitzen, die Augenpupillen stellen sich weit, das Verdauungssystem fährt herunter, die mental - körperliche Einstellung schaltet auf Flucht, Kampf oder beides sowie erhöhte Wahrnehmung der Sinnesorgane = Alarmphase
- Dabei werden der Körper und Geist belastet (körperlicher und geistiger Widerstand), das homöostatische Gleichgewicht wird durch den Trainingsreiz gestört (Zerstörung der Zellstruktur/Muskelkater...) = Widerstandsphase
- Die Organsysteme des Organismus zeigen unter dieser Belastung in Abhängigkeit von Quantität und Qualität des Trainingsreizes bestimmte (morphologische/physiologische) Veränderungen und Anpassungen in ihrem Aufbau, die ihre Funktion verbessern (Super-/Hyperkompensation oder auch Überanpassung). „Neuaufbau“ der Zellstrukturen = Anpassungsphase
- Wichtig ist es, bei allen Trainingsarten und -einheiten das richtige Maß zu treffen und einzuhalten, um einen Zusammenbruch oder gar Tod zu vermeiden.
Wie sieht Yoga das AAP?
Die ersten drei Phasen des AAP wirken im Yoga gleich. Der letzte Punkt wird „vermieden“, bzw. ausgeschlossen, siehe Hans Selye:“...eigene Grenzen kennen und zu achten,...“!
„Im Yoga vermeiden wir bei aller Leistungsbereitschaft, die auch immer mit einer Leistungssteigerung einhergeht, einen Leistungsdruck. Manchmal geht es hier schon los: ...Alarm kann schon dass ausrollen der Yogamatte bedeuten, was mit einem kleineren oder größeren Widerstand verbunden ist. Hier heißt es dann bereits, sich entscheiden (FKM), von der Yogamatte weglaufen oder kämpfen und üben... Aber nach der Anfangsentspannung kommt dann schnell die mentale Anpassungsphase und das Praktizieren macht Spaß und Freude... Nach der Endentspannung erfährt der Yogaübende dann die tollen Wirkungen des Praktizierens...(siehe auch Abhyasa und Vairagya/Patanjali - I.12,-16)
Die Anfangs-, Zwischen- und Endentspannungen sind Teil der Regenerationsphase, die erst die gewünschten Anpassungen, wie die Steigerung der Kraft, der Beweglichkeit und Flexibilität, der Ausdauer und der Koordination, gewährleistet. Die Regenerationszeit wird verkürzt und ein Zusammenbruch vermieden.
Anpassung in Abhängigkeit der Regenerationszeit ist im Sport als auch im Yoga für den Übenden wichtig zu verstehen und zu berücksichtigen, um die geeigneten Mittel des Trainings zu wählen, damit der gewünschte Effekt erfolgen und das gesetzte Ziel erreicht werden kann.
Wirkungen durch AAP
Es gibt Morphologische und physiologische Anpassungen. Yoga erhöht neben der körperlichen auch die emotionale, geistige, intellektuelle und spirituelle Belastbarkeit. Da diese Anpassungen, bzw. Veränderungen der Organe und Organsysteme, alle mit erhöhtem Sauerstoff- und Energiebedarf der arbeitenden Muskulatur zusammenhängen, erhält die Skelettmuskulatur (quergestreifte Muskulatur) eine zentrale Stellung.
Aber auch die inneren Organe erfahren Anpassungen, ohne die eine Leistungssteigerung nicht möglich wäre. Dies ist im Yoga besonders wichtig, da spiritueller Fortschritt auch immer mit diesen motorischen Fähigkeiten in engem Zusammenhang steht = physiologische Anpassungen aus dem Blickwinkel des Yoga werden neben den motorische Fähigkeiten auch die mentalen Fähigkeiten entsprechend angehoben und angepasst(Patanjali Sutren Kap.3 Samyama...). So kann hier durchaus von einer mentalen Superkompensation gesprochen werden.
In der Yogapraxis wird der enge Zusammenhang von Körper, Geist und Seele miteinbezogen. So werden die mentale Unterstützung und die Vorstellungskraft miteingebracht, die auch ohne physische „Arbeit“ Anpassungsleistungen ermöglichen können. Man wird resistenter gegen Ermüdung, Erschöpfung, Depressionen usw. Die „äußeren organischen“ Anpassungen gehen auch immer mit der „inneren geistig mentalen“ Anpassung einher, d.h. geistig mentale Stärke, Ausdauer, Flexibilität, Beweglichkeit, Koordination usw. Sie wirken sich auch immer auf den Gemütszustand aus = psychische Anpassungen
Im Yoga kann der Übende auch mittels „mentalen Krafttrainings“, z.B. die Muskelkraft oder des „mentalen Ausdauertrainings“ die Ausdauer (längeres Halten der Asana) erhöhen... Dies nimmt auch im Sport eine immer größer werdende Komponente ein, die der Sportler oft während des Trainings miteinbringt, besonders aber bei Veranstaltungen = Anpassungen der Synapsenverbindungen des Gehirns durch mentales Training.
Die Muskeln ermöglichen nicht nur die aktive, zielgerichtete und sportliche Bewegung. Denn praktisch auch alle Ausdrucksformen des lebenden Menschen gegenüber seiner Umwelt lassen sich auf die Bewegungen der Skelettmuskulatur zurückführen, wie: „Sprache, Mimik, Gestik, Rhythmik sowie auch künstlerische Ausdrucksformen in Musik, Tanz und Kunst als auch intuitive Ausdrucksweisen im täglichen Leben. = Muskelaktivitäten/reize durch akustische und visuelle Wahrnehmungen = geistige Motivation
Alle Bewegungen der Skelettmuskulatur werden durch das Zusammenspiel des motorischen und sensorischen Nervensystems angeordnet und überwacht. Durch die Informationen über gesetzte Trainingsreize (sensorische Reize, Druck, Bewegung, Dehnung/Streckung und Temperatur...), der verschiedenen Rezeptoren in der Muskelzelle (Kraftreize) und der Muskelfaszien und Sehnen (Flexibilitätsreize/Beweglichkeit) wie auch der Knochenhaut (Periost) und der Gelenkstrukturen (Propriorezeptoren/Eigenreflexe) werden bei richtig eingehaltener Regenerationszeit die optimalen Anpassungsleistungen des Organismus erreicht. Die in der Yoga Vidya Grundreihe vorgegebene Anfangs-,Zwischen- und Endentspannung erhöht und beschleunigt die Anpassungen und verkürzt die Regenerationszeit.
Sport und Hatha Yoga: Gemeinsamkeiten im AAP und der Kondition
Die Anpassungsleistungen besorgt der Organismus über die Steuerungsvorgänge des Gehirns in Zusammenarbeit mit dem Nerven-, Hormon-, Immun-, Atem-, Verdauungs-, Muskel-, Skelett-, Haut- und Herzkreislaufsystems. Insgesamt erfährt der Mensch Verbesserungen in Gesundheit, Wohlbefinden, Gelassenheit und der allgemeinen Lebensqualität = soziale Anpassungsleistung. Das Ergebnis aus dem Zusammenwirken von Kraftausdauer-, Sprung- und Maximalkraft-, Flexibilitäts-, Beweglichkeits-, Herzkreislauf- und Koordinationstraining und eben den daraus folgenden Anpassungsleistungen ergeben eine gute = Kondition
Durch diese Verbesserungen/Anpassungen lassen sich dann Technik, Stil, Taktik und Strategie, je nach Sportart und Yogaart so optimieren, dass die gewonnene Kondition voll ausgenutzt werden kann = POW (Punkt des optimalen Wirkungsgrades). Sport und Hatha Yoga als Spaß und Freude an Bewegung für die Gesundheit erhöhen das allgemeine körperliche und seelische Wohlbefinden = Lust am Leben
Siehe auch
Alle Artikel aus dem Buch Hatha Yoga und Sport
Dieser Artikel ist ein Auszug des Buches "Hatha Yoga und Sport" von Keshava Schütz, einem ehemaligen Sevaka. Hier kommst du zu allen Kapiteln dieses Buches:
Allgemeine Prinzipien der Trainingslehre
- Etwas über Sport-Sportmedizin-Sportphysiologie-Trainingslehre
- Stressforscher Hans Selye und das Allgemeine Anpassungsprinzip (AAP)
- Kurze Zusammenfassung der Sportmedizinischen (kleinen) Trainingslehre: Allgemeines Anpassungsprinzip, Physiologische Anpassungen des Organismus, Hyperplasie, Atrophie, Leistungssteigerung, Regenerationszeiten, Trainingsreize, Wechselnde Trainingsreize
- Trainingsreize als Voraussetzungen für die physiologischen Anpassungen
- Kontraktionsformen
- Muskeltypen
- Etwas Anatomie: Aufbau des Muskelgewebes
Kultivierung der motorischen Hauptfähigkeiten
- Die 5 motorischen Hauptfähigkeiten (Trainingsformen):Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit/Flexibilität/Dehnen
- Muskelkraft entwickeln: Kraftausdauer - Maximalkraft - Muskelwachstum - Sprungkraft
- Ausdauer entwickeln: Herz- Kreislauf -Training
- Flexibilität, Dehnfähigkeit, Beweglichkeit
- Koordination entwickeln
- Entspannungstraining
Hatha Yoga und Sport - Spezialfragen
- Unfallgefahren und Kontraindikationen im Yoga
- Maßnahmen bei Sportverletzungen
- Wie ernährt man sich richtig?
- Allgemeines über Aufwärmen...
- Warum Zwischenentspannungen und Endentspannungen
- Allgemeine Hinweise für Yogalehrer
- Die sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien
- Yoga Vidya Prinzipien für Unterrichten bei besonderen Beschwerden
- Trainingsprinzipien
- Wie man sich fit und gesund hält von Swami Sivananda
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