Muskelgewebe

Aus Yogawiki

Muskelgewebe Wie ist das Muskelgewebe aufgebaut? Welche Funktionen hat das Muskelgewebe? Wie wirkt Yoga auf das Muskelgewebe? Darum geht es hier in diesem Artikel mit dem Thema "Anatomie und Physiologie des Muskelgewebes".

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Aufbau des Muskelgewebes

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Ein Muskel ist in seiner groben Struktur so aufgebaut, dass Festigkeit und Funktionalität optimal unterstützt werden. Wie bei einem Seil, das aus einzelne Fäden besteht, setzt sich der Muskel aus einzelnen Strukturen, Myofibrillen, Zelle/Faser, Faserbündel, Muskelstrang (Seil) zusammen. Von innen nach außen gesehen ergibt sich folgender Aufbau:

  • Die Muskelfaser ist der grundlegende Baustein jedes Skelettmuskels. Sie besteht aus einer Zelle, die mehrere Zellkerne hat (die glatte Muskulatur hat nur einen Zellkern/Zelle). Eine einzige Muskelfaser/-zelle kann bis zu 25 (30) Zentimeter lang und bis ca. 0,1 (0,2) Millimeter dick sein. Die Muskelfaser/-zelle ist umgeben von einer bindegewebigen Hülle aus dem Endomysium (endo - innen).
  • Mehrere Muskelfasern/-zellen werden zu Muskelfaserbündeln zusammengefasst. Ein Muskelfaserbündel wird von starkem Bindegewebe umfasst, dem Perimysium (Peri - zwischen).
  • Der ganze Muskel besteht aus vielen Muskelfaserbündeln. Diese werden umhüllt vom Epimysium (Epi - oben/außen).

Muskefaszie

Die Muskelfaszie umfasst dann nochmal das Epimysium, eine sehr feste Muskelhülle, die den Muskel in seiner äußeren Form hält. Die Faszie geht am Ende des Muskelbauches in die Sehne über, wie auch das Epimysium, das Perimysium und das Endomysium mit der Sehne verbunden sind, sodass durch einen Impuls eine sofortige Wirkung, eine Verkürzung, durch Kontraktion erfolgen kann.

Im weiteren Sinne gehört alles zu den Faszien, was eine Muskeleinheit umfasst und entsprechend zusammenwirkt. Als Faszien werden über dem Muskelsystem des Körpers auch alle anderen Systeme des Körpers über das Fasziensystem, was seit 2014 nun mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht und von Dr. Robert Schleip, hier ein Auszug seiner Aussagen:

„Faszien und Yoga“

Yoga kann genau dort ansetzen und helfen, die Faszien geschmeidig zu halten sowie verfilzte Faszien zu entspannen und zu lösen. Denn Faszien reagieren auf Dehnung und Zug im Körper. Doch Yoga kann sehr unterschiedlich ausgeführt werden, gerade wenn man versucht, sich in Positionen zu drücken, die (noch) nicht möglich sind.“

Wie kann ich meine Yogapraxis sanfter und “faszienfreundlicher” gestalten?

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...Verallgemeinern lässt sich im Yoga nichts, doch kann es helfen, die persönliche Haltung und Einstellung dazu zu ändern. Versuche dich nicht in Positionen zu drängen und zu drücken, die unangenehm sind oder für die der Körper noch nicht bereit ist. Das kann auch tagesabhängig sein. Atme tief und bewusst während jeder einzelnen Bewegung, nehme jede dieser Bewegungen wahr und schaue wie sie sich anfühlt. Je tiefer und intensiver die Bewegung wahrgenommen wird, umso besser lernst du deinen Körper kennen. Habe das Gefühl, du würdest dich in jeder Position innerlich auseinanderziehen. Genieße dieses Gefühl. Wenn wir morgens aus dem Bett aufstehen, strecken wir uns meistens ausgiebig. Das tut gut und hilft uns, uns richtig mobil zu fühlen. Genau dieses Gefühl der Streckung kannst du auf deine Übungen übertragen, ohne dich dabei zu überdehnen. (Von Dr. Robert Schleip)

Blutgefäße und Nerven

Blutgefäße und Nerven versorgen den Muskel, Bindegewebe geben dem Muskel die Form und halten ihn zusammen.

Jeder Muskel ist mit Nerven und Blutgefäßen versorgt. Die zuführenden Arterien dringen durch das Bindegewebe in den Muskel ein und verzweigen sich dort zu einem feinen Kapillarnetz. Dieses Kapillarnetz befindet sich im Endomysium jeder einzelnen Muskelfaser/-zelle. Die ausführenden Venen sind analog angelegt. Auch die Nerven teilen sich ähnlich wie die Blutgefäße auf. Beide können durch gezieltes Training mehr innervieren, das heißt, sich vergrößern durch höhere Vernetzung, bzw. sich vermehren. Ein Nerv und die dazugehörende Muskelfaser mit der motorischen Endplatte werden auch als motorische Einheit bezeichnet.

Feinstruktur: Jede Muskelfaser besteht aus vielen Myofibrillen

Die Feinstruktur einer jeden Muskelfaser besteht aus den Eiweißketten: Myosin-, Aktin- und Titinfilbrillen. Diese bilden die Sarkomere, die durch einen dünnen Streifen getrennt sind, der sich Z-Scheiben oder Z-Bande nennt. Als kleinste kontraktile Einheit des Muskels ist sie für die Verkürzung durch Kontraktion zuständig, die durch einen elektrochemischen Impuls und durch Energieverbrauch (ATP zu ADP abgebaut) umgesetzt wird. Für das Dehnen und Strecken ist dann der jeweilige Antagonist des Muskels, der Gegenspieler verantwortlich, da sich der Muskel nur verkürzen, nicht aber verlängern und dehnen kann.

Aktin und Myosin

Aktin und Myosin sind verantwortlich für die Muskelkontraktion/Gleittheorie/Tauziehprinzip.

Das Sarkomer ist - funktionell betrachtet - die kleinste funktionelle Struktur einer Muskelfaser. Jedes Sarkomer ist aus drei Myofilamenten zusammengesetzt: dem Myosin-, Aktin- und dem Titin-Filament. Die Aktinfilamente sind dünne Strukturen, die auf jeder Seite von den Z-Streifen aus in die Mitte ragen. Dabei berühren sich Myosin und Aktin aber nicht. Das Titinfilament zieht durch das Myosinfilament durch und verbindet so die beiden Z-Scheiben, ist aber auch mit dem Aktinfilament verbunden.

In die dünnen Aktinfilamente hinein ragt das Myosinfilament. Das Myosin ist ähnlich wie ein Bündel Golfschläger mit einem Gelenk gebaut. Die "Golfschlägerköpfe" ragen in die dünnen Aktinfilamente hinein. Durch den elektrochemischen Reiz (Aktionspotential...) entsteht dann die Muskelkontraktion, die eine direkte Verbindung der Myosinköpfchen mit dem Aktin eingehen und die Köpfe kippen, durch Energieumwand-lung/-verbrauch. Die Köpfe gleiten dann an den Aktinfilamenten vorbei ( Tauzieh- Prinzip) und verkürzen so die Muskelzelle und durch die Vielzahl der kontrahierten Sarkomere in den Muskelzellen dann den Muskel.

...bei äußerster Dehnung/Streckung der Sarkomere baut sich eine entsprechende „Zug-/Spannungs-energie“ auf, die die Sarkomere wieder zusammenziehen lässt. Dies geschieht aufgrund eines elektrochemischen Impulses oder auch eines Spannungsimpulses, der mit dem Dehnanspannungsreflex „gekoppelt“ sein kann oder ist. (Sportmedizinische Sichtweisen verfolgen dies noch...)

Muskelkraft und Flexibilität

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Die Struktur des Muskels im Sinne der Kontraktion ist wichtig, um die Anpassungsleistungen, die für die Leistungssteigerung (Super-/Hyperkompensation) verantwortlich sind, zu verstehen sowie auch die Unterschiede der Kontraktionsformen, der Kraftentwicklung und der Dehnfähigkeit des Muskels.

Die Kraft ist eher die Sache der Myofibrillen, aber auch der Dehnung (durch den Antagonisten und die Titinfilamente, die eine Spannungsenergie aufbauen).

Die Dehnung oder auch die Beweglichkeit ist eher eine Sache der Faszien, bzw. der Bindegewebs-strukturen im, bzw. um den Muskel. Aber auch eine Sache des Gegenspielers (Antagonisten) wie auch der Gelenksstruktur und dem gesamten Zusammenwirken der einzelnen Rezeptoren des Nervensystems, wo dann auch noch die Koordination ins Spiel kommt. Beim Dehnanspannungsreflex findet dies besondere Beachtung. In der Anatomie und Physiologie wird hierauf noch einmal genauer eingegangen.

Die Struktur des Muskels mit besonderer Aufmerksamkeit auf intra- und interzellulärer Sichtweise

Nach heutigen sportmedizinischen Erkennntnissen liegen die Kraft- und Dehnungsaktivitäten in beiden Strukturen, die sowohl Kontraktionen (auch im Faszien- und Bindgewebe) als auch aus elastischem Blickwinkel über Spannungsenergie (in den Bindegewebseinheiten der Fasern und Faserbündel und den Titinfibrillen der Sarkomere) den Muskel verkürzen (kontrahieren) und in die Ausgangshaltung zurück- bringen.

Kraftentwicklung und Dehnfähigkeit

Zu den muskelformenden Strukturen, aber auch zur Kraftentwicklung und zur Dehnfähigkeit gehört folgendes:

Zwischen den Muskelfasern findet sich Bindegewebe als Endomysium, das diese mit der einstrahlenden Sehne verbindet. Mehrere Muskelfasern zusammen werden durch ein Perimysium internum bindegewebig gefasst und so als Primärbündel bezeichnet. Einige Primärbündel ergeben zusammen ein Sekundärbündel, wenn sie von einem gemeinsamen Perimysium externum umschlossen werden. Um diese Sekundärbündel spannt sich schließlich das Epimysium, welches den Muskel als ganzen einfasst, geht in die Muskelfaszie über, die auch mehrere Muskeln in einer Muskelloge zusammenfassen kann und trennt bei Verschiebungen gegenüber der Umgebung.

Die Aufgabe der bindegewebigen Strukturen ist es also, den Muskel kraftschlüssig, reißfest und verschiebbar abgegrenzt einzubinden sowie seine Versorgung zu sichern. Das Endomysium besteht zum Großteil aus retikulären Fasern, das Perimysium aus parallelen Kollagenfasern. In diesem verlaufen die versorgenden Blutgefäße, ableitenden Lymphgefäße und impulsgebenden Nerven.

Siehe auch

Alle Artikel aus dem Buch Hatha Yoga und Sport

Dieser Artikel ist ein Auszug des Buches "Hatha Yoga und Sport" von Keshava Schütz. Hier kommst du zu allen Kapiteln dieses Buches:

Einleitung

  1. Einleitung Hatha Yoga und Sport

Allgemeine Prinzipien der Trainingslehre

  1. Etwas über Sport-Sportmedizin-Sportphysiologie-Trainingslehre
  2. Stressforscher Hans Selye und das Allgemeine Anpassungsprinzip (AAP)
  3. Kurze Zusammenfassung der Sportmedizinischen (kleinen) Trainingslehre: Allgemeines Anpassungsprinzip, Physiologische Anpassungen des Organismus, Hyperplasie, Atrophie, Leistungssteigerung, Regenerationszeiten, Trainingsreize, Wechselnde Trainingsreize
  4. Trainingsreize als Voraussetzungen für die physiologischen Anpassungen
  5. Kontraktionsformen
  6. Muskeltypen
  7. Etwas Anatomie: Aufbau des Muskelgewebes

Kultivierung der motorischen Hauptfähigkeiten

  1. Die 5 motorischen Hauptfähigkeiten (Trainingsformen):Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit/Flexibilität/Dehnen
  2. Muskelkraft entwickeln: Kraftausdauer - Maximalkraft - Muskelwachstum - Sprungkraft
  3. Ausdauer entwickeln: Herz- Kreislauf -Training
  4. Flexibilität, Dehnfähigkeit, Beweglichkeit
  5. Koordination entwickeln
  6. Entspannungstraining

Hatha Yoga und Sport - Spezialfragen

  1. Unfallgefahren und Kontraindikationen im Yoga
  2. Maßnahmen bei Sportverletzungen
  3. Wie ernährt man sich richtig?
  4. Allgemeines über Aufwärmen...
  5. Warum Zwischenentspannungen und Endentspannungen
  6. Allgemeine Hinweise für Yogalehrer
  7. Die sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien
  8. Yoga Vidya Prinzipien für Unterrichten bei besonderen Beschwerden
  9. Trainingsprinzipien
  10. Wie man sich fit und gesund hält von Swami Sivananda

Seminare mit Keshava Schütz

Keshava leitet viele Seminare, Ausbildungen, Yogastunden und Satsangs. Hier eine Übersicht der nächsten Seminare mit Keshava:

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