Geschichten: Unterschied zwischen den Versionen

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Prunkvoll reisten die Pandits, die Schriftgelehrten, von weit her an. Chudulai sagte zu ihrem Mann: „Du selbst musst während der Veranstaltung anwesend sein, sonst ist das eine Beleidigung für alle.“ Er jedoch fragte: „Reicht es nicht, wenn du dabei bist? Du bist doch die Königin.“ „Nein“, sagte sie, „das reicht nicht. Die Leute erwarten dich.“ „Gut“, seufzte er. Ja, ja, was tut man nicht alles für den Ruhm des Königreiches und vor allem für den eigenen!  
Prunkvoll reisten die Pandits, die Schriftgelehrten, von weit her an. Chudulai sagte zu ihrem Mann: „Du selbst musst während der Veranstaltung anwesend sein, sonst ist das eine Beleidigung für alle.“ Er jedoch fragte: „Reicht es nicht, wenn du dabei bist? Du bist doch die Königin.“ „Nein“, sagte sie, „das reicht nicht. Die Leute erwarten dich.“ „Gut“, seufzte er. Ja, ja, was tut man nicht alles für den Ruhm des Königreiches und vor allem für den eigenen!  


Als Erster trat ein Pandit auf, der sprach: „O König, alles Leben ist [[Leiden]]. Geboren zu werden, ist Leiden, denn kein Kind kommt lachend auf die [[Welt]], sondern ein jedes schreit mit den ersten Atemzügen. Hilflos sind die Kinder danach für Jahre, die ihnen endlos erscheinen. Als ältere Kinder sodann wollen sie schnellstens erwachsen werden. Erinnere dich, o König, eine der schlimmsten Drohungen aus der Kindheit ist: ‚Wenn du jetzt nicht brav bist, wirst du nicht groß und stark.’ Und auch die Jugendlichen wollen möglichst schnell selbständig und erwachsen werden, aber zäh verrinnen die Jahre. So voller [[Emotionen]] sind die Heranwachsenden, dass sie nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Der Erwachsene verbringt das ganze Leben in der Familie und im Beruf. Und der alte Mensch schließlich bedauert, dass er in seinem Leben nicht das gemacht hat, was er eigentlich hätte machen sollen oder wollen. Eine Krankheit nach der anderen befällt ihn und zum Schluss ist er tot. Oh König, alles Leben ist Leiden.“ Nach ihm ergriff der nächste Schriftgelehrte das Wort: „O König“, sagte er, „alle Wünsche führen zum Leiden. Es gibt nämlich drei Möglichkeiten: Entweder, man will etwas und bekommt es nicht – die Konsequenz ist Leiden. Oder man will etwas, bekommt es und verliert es wieder – die Konsequenz ist noch mehr Leiden.“ Oder man will etwas, bekommt es und verliert es wieder – die Konsequenz ist noch mehr Leiden.
Als Erster trat ein Pandit auf, der sprach: „O König, alles Leben ist [[Leiden]]. Geboren zu werden, ist Leiden, denn kein Kind kommt lachend auf die [[Welt]], sondern ein jedes schreit mit den ersten Atemzügen. Hilflos sind die Kinder danach für Jahre, die ihnen endlos erscheinen. Als ältere Kinder sodann wollen sie schnellstens erwachsen werden. Erinnere dich, o König, eine der schlimmsten Drohungen aus der Kindheit ist: ‚Wenn du jetzt nicht brav bist, wirst du nicht groß und stark.’ Und auch die Jugendlichen wollen möglichst schnell selbständig und erwachsen werden, aber zäh verrinnen die Jahre. So voller [[Emotionen]] sind die Heranwachsenden, dass sie nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Der Erwachsene verbringt das ganze Leben in der Familie und im Beruf. Und der alte Mensch schließlich bedauert, dass er in seinem Leben nicht das gemacht hat, was er eigentlich hätte machen sollen oder wollen. Eine Krankheit nach der anderen befällt ihn und zum Schluss ist er tot. Oh König, alles Leben ist Leiden.“  


Und das Dritte ist, man will etwas, bekommt es und es bleibt mit einem – Konsequenz: Es mag ein paar Tage Freude bereiten, aber dann ist doch wieder Leiden, denn man erkennt, dass man nicht so glücklich damit wird, wie man es sich eigentlich vorgestellt hat.“ Dann trat ein nächster Gelehrter auf: „O König, alle Menschen denken, dass andere glücklicher sind als sie selbst. Die Menschen auf dem Lande denken, dass die Menschen in der Stadt glücklicher sind. Die Menschen in der Stadt denken, dass die Reichen glücklicher sind. Die Reichen denken, dass die Mächtigen glücklicher sind. Die Mächtigen denken, dass du, o König, am glücklichsten bist. Aber ich glaube nicht, dass du glücklich bist, o König; keiner ist glücklich auf dieser Welt.“ In dieser Art wurde die Debatte weitergeführt. Schließlich aber betrat ein Weiser den Saal, stellte sich vor den König und sagte: „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Alles klar?„Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Jetzt klar? „Nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendwelche Praktiken, nicht durch irgendwelche Rituale wird Unsterblichkeit erreicht, sondern allein durch Entsagung.“ Der König versank in Gedanken. Irgendwie hatte all dieses, was gesagt worden war, einen Nerv in ihm getroffen. Er war zwar noch körperlich anwesend, aber er hörte dem Gespräch gar nicht mehr zu. Schließlich sagte er zu seiner Frau: „Sag schon, wer gewonnen hat. Gib ihm den Preis.“ Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen. Er überlegte und dachte nach und am nächsten Morgen war sein Entschluss gefasst: Er wollte allem entsagen und das Königreich verlassen. Das war nun nicht gerade das, was die Königin hatte bewirken wollen. Sie rief aus: „Aber das ist nicht der Sinn des spirituellen Lebens! Bleibe im Königreich, regiere, erfülle deine Pflichten und erkenne, dass sich hinter allem noch etwas anderes verbirgt. Wer wegläuft, erreicht nicht die Selbstverwirklichung.“
Nach ihm ergriff der nächste Schriftgelehrte das Wort: „O König“, sagte er, „alle Wünsche führen zum Leiden. Es gibt nämlich drei Möglichkeiten:
 
* Entweder, man will etwas und bekommt es nicht – die Konsequenz ist Leiden.
* Oder man will etwas, bekommt es und verliert es wieder – die Konsequenz ist noch mehr Leiden.“
* Und das Dritte ist, man will etwas, bekommt es und es bleibt mit einem – Konsequenz: Es mag ein paar Tage Freude bereiten, aber dann ist doch wieder Leiden, denn man erkennt, dass man nicht so glücklich damit wird, wie man es sich eigentlich vorgestellt hat.“  
 
Dann trat ein nächster Gelehrter auf: „O König, alle Menschen denken, dass andere glücklicher sind als sie selbst. Die Menschen auf dem Lande denken, dass die Menschen in der Stadt glücklicher sind. Die Menschen in der Stadt denken, dass die Reichen glücklicher sind. Die Reichen denken, dass die Mächtigen glücklicher sind. Die Mächtigen denken, dass du, o König, am glücklichsten bist. Aber ich glaube nicht, dass du glücklich bist, o König; keiner ist glücklich auf dieser Welt.“ In dieser Art wurde die Debatte weitergeführt.  
 
Schließlich aber betrat ein Weiser den Saal, stellte sich vor den König und sagte: „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Alles klar? „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Jetzt klar? „Nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendwelche Praktiken, nicht durch irgendwelche Rituale wird Unsterblichkeit erreicht, sondern allein durch Entsagung.“ Der König versank in Gedanken. Irgendwie hatte all dieses, was gesagt worden war, einen Nerv in ihm getroffen. Er war zwar noch körperlich anwesend, aber er hörte dem Gespräch gar nicht mehr zu. Schließlich sagte er zu seiner Frau: „Sag schon, wer gewonnen hat. Gib ihm den Preis.“ Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen. Er überlegte und dachte nach und am nächsten Morgen war sein Entschluss gefasst: Er wollte allem entsagen und das Königreich verlassen. Das war nun nicht gerade das, was die Königin hatte bewirken wollen. Sie rief aus: „Aber das ist nicht der Sinn des spirituellen Lebens! Bleibe im Königreich, regiere, erfülle deine Pflichten und erkenne, dass sich hinter allem noch etwas anderes verbirgt. Wer wegläuft, erreicht nicht die Selbstverwirklichung.“


Hörte der König jetzt auf seine Frau? Natürlich nicht. „Weißt du“, sagte er, „du bist noch nicht so weit. Ich übergebe dir das Königreich. Regiere es, und wenn du auch so weit gekommen bist wie ich, dann entsage ebenfalls.“ Hier eine kleine Bitte an den Leser: Sage niemals einem Menschen: „Du bist noch nicht so weit!“ Es sei denn, du willst in deiner Partnerschaft eine große Krise erzeugen oder jemand so vor den Kopf stoßen, dass er nie wieder mit dir spricht. Dieser Ausspruch ist die höchste Form von Arroganz, die es gibt. Niemand weiß, wie „weit“ jemand ist oder nicht ist. Vieles kann Illusion sein. Der König sagte also zu seiner Frau: „Du bist noch nicht so weit, ich verlasse jetzt das Königreich.“
Hörte der König jetzt auf seine Frau? Natürlich nicht. „Weißt du“, sagte er, „du bist noch nicht so weit. Ich übergebe dir das Königreich. Regiere es, und wenn du auch so weit gekommen bist wie ich, dann entsage ebenfalls.“ Hier eine kleine Bitte an den Leser: Sage niemals einem Menschen: „Du bist noch nicht so weit!“ Es sei denn, du willst in deiner Partnerschaft eine große Krise erzeugen oder jemand so vor den Kopf stoßen, dass er nie wieder mit dir spricht. Dieser Ausspruch ist die höchste Form von Arroganz, die es gibt. Niemand weiß, wie „weit“ jemand ist oder nicht ist. Vieles kann Illusion sein. Der König sagte also zu seiner Frau: „Du bist noch nicht so weit, ich verlasse jetzt das Königreich.“

Version vom 22. März 2021, 16:36 Uhr

Geschichten sind wesentlicher Bestandteil der kulturellen Identität der Menschheit. Geschichten helfen dem Menschen zu lernen, zu verstehen und sich zu unterhalten. Geschichten haben die Eigenschaft Wissen und Weisheit zu transportieren, das sich im wesentlichen zu analytischen Denken unterscheidet. Hier findest du interessante Geschichten. Falls auch du eine wunderbare Kurz-Geschichte hast, sende sie doch an wiki@yoga-vidya.de. Vielen Dank und viel Freude beim lesen.

Geschichten werden besonders gerne am Feuer erzählt und gehört

Zwei Geschichten über Gelassenheit: Es ist alles zum Besten

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Der Königsweg zur Gelassenheit, Buch von Sukadev Volker Bretz und Ulrike Schöber

Glück oder Pech?

Eine Geschichte ist eine Geschichte aus dem alten Russland. Ein Bauer hatte ein Pferd, einen Hengst. Und eines Tages ist der Hengst über die Koppel drüber gesprungen und war weg. Dann kamen die Nachbarn und haben ihn bedauert: "Oh du Armer, was ein Pech, dass dir dein Zuchthengst weggelaufen ist." Der Bauer sagte: "Glück oder Pech, wer weiß." Ein paar Tage später kam der Hengst wieder zurück – zusammen mit sechs oder sieben Stuten. Sagen die Nachbarn: "Oh, du hast ein Glück, jetzt hast du so viel mehr Pferde." Sagte der Bauer: "Glück oder Pech, wer weiß." Der Bauer hatte einen Sohn und der musste jetzt natürlich die Wildstuten einreiten. Dabei hat eine Stute ihn runtergeworfen und er brach sich ein Bein. Sagten die Nachbarn: "Oh, was hast du für ein Pech." Sagte der Bauer: "Glück oder Pech, wer weiß." Ein paar Tage später kamen die Militärwerber und sie nahmen alle jungen Männer aus dem Dorf mit für den Krieg, aber den Sohn nicht, denn der hatte ein gebrochenes Bein. Sagten die Nachbarn: "Oh, was hast du für ein Glück." Und unser Bauer sagte: "Glück oder Pech, wer weiß." Man kann auch sagen: Wer weiß, wozu es gut ist.

König und Minister

In der zweiten Geschichte geht es um König und Minister. Obgleich ich euch gesagt habe, man muss kein Optimist sein, der Minister war ein optimistischer Minister, und er hat dem König immer wieder gesagt: "Was auch immer geschieht, es ist zum Besten." Wenn Katastrophen kamen, hat der Minister gesagt: "Eure Majestät, Ihr werdet noch sehen, es ist zum Besten." Und der König hat es geliebt, von einem solchen Optimisten umgeben zu sein. Es gab auch Pessimisten, die dort geholfen haben, richtig aufzupassen auf alles, aber am liebsten war ihm die Gesellschaft des Optimisten. Es war schön, mit ihm zusammen zu sein.

Und so – das ist jetzt keine yogische Geschichte, denn die beiden sind auf die Jagd gegangen eines Tages. Yogis üben Ahimsa, haben Mitgefühl mit Tieren und bringen sie nicht um. Aber die beiden sind auf die Jagd gegangen, und der König hatte gerade einen Pfeil losgeschossen und hat nicht aufgepasst, die Sehne des Bogens ist an den kleinen Finger geraten und hat den kleinen Finger abgetrennt. Der Minister kümmerte sich darum, desinfizierte die Wunde und verband sie und sagte dann: "Euer Majestät, ihr werdet sehen, das wird zum Besten sein."

Es gibt Situationen, dann schweigt man besser. Der König hat sich jedenfalls furchtbar darüber aufgeregt: "Wie kannst du das sagen, das soll zu meinem Besten sein. Du hast überhaupt kein Mitgefühl. Ich werde dir zeigen, was für dich am besten ist." Und er ließ ihn in ein Verlies sperren. Gut, zwei Wochen später, die Wunde war andeutungsweise angeheilt, ergriff den König wieder das Jagdfieber. Er ging wieder in den Wald, diesmal ritt er weiter weg, er verirrte sich.

Im Wald gab es eine Gruppe von Dämonenverehrern und diese waren auf der Suche nach einem Menschenopfer. Und sie fanden den König und dachten: "Welch besseres Opfer könnte man haben für die Dämonen als den König des Landes." Und der König wurde gewaschen und neu angekleidet und zum Priester gebracht. Und der Priester wollte gerade sein Beil nehmen, um ihm den Kopf abzuschlagen, dann sah er, dass ein Finger fehlte. Dann sagte der Priester: "Nein, einen unvollkommenen Menschen können wir diesem Dämonen nicht opfern, sonst wird er zornig, und dann bekommen wir Probleme. Aber weil er jetzt schon dem Opfer gewidmet wurde, können wir ihn auch nicht umbringen. Verbindet ihm die Augen und führt ihn wieder raus."

Der König war überglücklich, dass er überlebt hatte. Er rannte zurück zum Gefängnis. Persönlich, mit seinen eigenen Händen öffnete er die Tür zum Verlies des Ministers und sagte: "Oh, Minister, du hattest doch recht gehabt. Es war doch zu meinem Besten, dass ich den Finger verloren hatte." Leicht verschmitzt fragte er noch den Minister: "Aber Minister, wenn alles zum Besten ist, dann muss es ja auch für dich zum Besten gewesen sein, dass ich dich ins Verlies gesperrt habe." Da sagte der Minister: "Ja, Eure Majestät, auch das ist am besten, denn ihr wisst, mein Orientierungssinn ist noch sehr viel schlechter als euer Orientierungssinn. Wenn Ihr mich nicht ins Gefängnis geworfen hättet, dann wäre ich Euch hinterhergeritten und die Dämonenverehrer hätten uns beide aufgegriffen und wenn sie festgestellt hätten, dass Ihr keinen Finger mehr habt, hätten sie mich geopfert. Daher, Eure Majestät, vielen Dank, dass Ihr mich ins Gefängnis geworfen habt." Dieser Minister ist jetzt nicht nur ein Optimist, sondern einer, der auch alles positiv deuten kann, alles positiv sehen.

Zwei Geschichten über Gelassenheit, die einen zum Nachdenken bringen. Du kannst selbst in der nächsten Woche überlegen, was kannst du machen, um diese positive Lebenseinstellung zu haben, dass du nicht zu schnell beurteilst, "gut" oder "schlecht" oder "schlimm", sondern dass du sagst, "gutes Schicksal, schlechtes Schicksal, wer weiß, es wird schon herauskommen." Aus allem kannst du lernen, aus allem kannst du wachsen. Wer weiß, wofür es gut ist. Auch aus der zweiten Geschichte kannst du die Essenz nehmen, letztlich ist alles zum Besten. Wir wissen es nicht in dem Moment, wir werden es langfristig sehen. Gehe von dieser Lebenseinstellung aus: Langfristig ist alles zum Besten.

Die Geschichte des Nachiketas

Yama unterweist Nachiketas

- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Ich nehme an, dass ihr alle die Geschichte des Nachiketas, die in der Katha-Upanishad erzählt wird, kennt. Sein Vater Gautama war gerade dabei, ein Opfer zu verrichten, als Nachiketas ihn fragte: "Und wem willst du mich opfern?" Sein Vater antwortete ärgerlich: "Dem Tod gebe ich dich!"

Nachiketas begab sich zur Wohnstätte des Todesgottes und wartete dort drei Tage und drei Nächte ohne Bewirtung, da Yama abwesend war und niemand im Hause war, der ihn hätte empfangen können. Nach drei Tagen kehrte der Todesgott zurück und fand Nachiketas , der seines Vaters Weisung gehorcht hatte, wartend vor.

Yama sprach zu Nachiketas: "O Brahmane! Da du als verehrungswürdiger Gast drei Nächte ohne Bewirtung in meinem Haus warten musstest, will ich dir als Vergeltung drei Wünsche erfüllen."

Nachiketas wünschte sich zuerst, dass sein Vater wieder mit ihm zufrieden sein möchte. Yama antwortete: "Dein Vater wird dich wie vorher aufnehmen und wenn er dich von meinen Banden frei sieht, wird sein Zorn schwinden."

Nachiketas zweiter Wunsch war, Yama sollte ihn ein heiliges Opferfeuer lehren. Yama versprach es ihm und sagte, dass dieses Feuer seinen Namen tragen sollte. Als dritten Wunsch sagte Nachiketas, Yama sollte ihm das Geheimnis des Todes enthüllen. "Ein Zweifel waltet, wenn der Mensch verscheidet. Er ist, sagt dieser - er ist nicht, sagt jener. Das möchte ich gern wissen. Enthülle mir, o Gott des Todes, dein Geheimnis. Kann der Mensch deinem Griff entrinnen?"

Yama antwortete: "Erlass mir diese Frage, denn selbst die Götter sind sich im Zweifel darüber und es ist in Wahrheit schwer zu verstehen, es schwer zu fassen ist. O, Nachiketas, wähle dir einen anderen Wunsch und zwinge mich nicht zu einer Antwort. Ich will dir statt dessen Söhne, Enkel, Gold, Pferde, Land, Reichtum, ein langes Leben, schöne Jungfrauen, Wagen und so weiter geben."

Nachiketas antwortete: "Alle diese Dinge sind vergänglich und schwinden mit der Kraft unserer Sinne. Selbst das längste Leben ist kurz, wenn man es mit der Ewigkeit vergleicht. Mich verlangt nicht nach deinen Wagen, Jungfrauen, nach Tanz und Musik, denn niemand kann durch Reichtum glücklich werden. Erfülle mir den einen Wunsch, den einzigen Wunsch, den ich habe: "Wie kann ich dir entfliehen?"

Gott Yama erkannte, dass der Knabe geeignet war, Jnana oder das Wissen von der Seele aufzunehmen und enthüllte ihm, wie der Mensch der Macht des Todes entrinnen kann. Er sagte: "O, Nachiketas! Vernimm und richte deine ganze Aufmerksamkeit auf das, was ich dich lehre. Ich will dir den Weg zeigen, der zur Unsterblichkeit führt. Der Mensch ist durch Begierden gebunden, die aus den Sinnen geboren sind. So ist er an das Rad von Geburt und Tod gefesselt. Er muss die Begierden und Wünsche vernichten und Geist und Sinne beherrschen lernen. Das ist der erste Schritt. Der Körper ist wie ein Wagen, die Sinne wie Pferde, der Geist gleicht den Zügeln und der Verstand ist der Lenker. Atman oder das Selbst ist der Herr des Wagens. Die Sinnesobjekte sind die Straßen. Die Pferde laufen hinter den Sinnesobjekten her und ziehen dabei den Wagen mit sich fort. Sie müssen auf den richtigen Pfad gebracht werden. Wer keine Unterscheidungskraft besitzt und seinen Geist nicht beherrscht, dessen Sinne (Pferde) sind so unkontrolliert wie die stürmischen Pferde eines Wagenlenkers. Er gelangt nicht zum Ziel des Lebens, sondern wird in den Kreislauf von Geburt und Tod verstrickt. Wer aber Verständnis hat und seinen Geist beherrscht, dessen Sinne sind kontrolliert wie die gehorsamen Pferde eines Wagenlenkers; er erreicht sein Ziel und wird nicht wiedergeboren. Das ist das Ende seiner Wanderung, die höchste Wohnstätte Vishnus."

"Meditiere über das Eine, das Ewige, den Atman, der im Innersten des Herzens wohnt und richte deinen Geist auf das Höchste Selbst. Wenn alle Wünsche und Sinne vernichtet und die drei Knoten der Unwissenheit gelöst sin, erlangst du Unsterblichkeit oder Selbstverwirklichung oder Brahma Jnana. Das ist das Geheimnis des Todes, o Nachiketas, und seiner Überwindung."

"Der Atman kann nicht von dem gefunden werden, der an die Sinne gebunden und schwach ist. Er kann nicht durch den Intellekt und den Verstand gefunden werden, denn das Selbst enthüllt sich nur dem, des es erwählt hat und seine Wahl wird bestimmt durch die Reinheit und Selbstlosigkeit im Leben eines Aspiranten."

"Erhebe dich und erwache! Du hast die großen Lehren gehört, fange an zu lernen und verwirkliche den wunderbaren Atman. Der Pfad, der dorthin führt, ist schmal wie eine Messerschneide und sehr schwer zu gehen, - so sagen die Weisen."

Nachiketas verstand die Lehren, die Yama ihm erteilt hatte und auch alles, was er über Yoga gesagt hatte; er wurde frei von Leidenschaften, Unreinheiten und Tod und erlangte Brahma oder das Unsterbliche Selbst. Das kann jeder Mensch erreichen, der den Atman oder das Unsterbliche Selbst erkennt.

Chudulai und Shikidwaja

Vishvamitra und Vasishtha

Wer bin ich? Unsterblichkeit und Freiheit.

Geschichten und Märchen faszinieren die Menschen seit alters her, deshalb gibt es in allen Kulturen eine Vielzahl mythologischer Geschichten. Sie sind unterhaltsam, rätselhaft, mit unerwarteten Wendungen. Tiefgründig und voll vielschichtiger Weisheit und tiefer spiritueller Bedeutung sind sie ein didaktisches Hilfsmittel der Meister, um tiefe spirituelle Wahrheiten zu verdeutlichen.

Diese Geschichte stammt aus der Yoga Vashishta, eine der Jnana Yoga Schriften, über die wir im Rahmen der Bhumikas noch etwas mehr hören werden. Sie lehrt durch viele verschiedene Geschichten

Vorgeschichte zur Yoga Vashishta

Königssohn Rama – (Yoga Geschichten, S. 25)

Die Lebensgeschichte von Rama als Avatar ist im Ramayana beschrieben – Autor ist Valmiki (Ratnakar). Rama wird hier als einfacher Aspirant und nicht als Avatar dargestellt. Er ist der Sohn von Dasharatha in Ayodhya und sollte das Königreich erben. Er begab sich auf Reisen, um sich das Königreich anzusehen und redete danach nicht mehr. Der Weise Vishwamitra brachte ihn zum Reden und stellte fest, dass er sich auf der ersten Stufe zur Selbstverwirklichung (Shubheccha – Wunsch nach Befreiung) befand. Er bestimmte Vashishta zum Lehrer, der den noch jungen Rama durch Geschichten lehrte. Geschichten, die oft ins Paradoxe hineingehen und die Relativität von Zeit und Raum beleuchten und auf vielleicht nicht intellektuelle Weise zum Verständnis des Jnana Yoga hinführen. Eine der Geschichten ist die Geschichte von König Shikidwaja und Königin Chudula.

Geschichte von Chudula und Shikidwaja

Es war einmal … ein König, der hieß Shikidwaja. Er war ein normaler König und bemüht, ein guter und rechtschaffener König zu sein. Er liebte auch Luxus und Berühmtheit und wollte als der größte aller Könige in die Geschichte eingehen.

Chudula, seine Frau war eine große Yogini, eine Yogameisterin, die die Selbstverwirklichung fast erreicht hatte. Sie hatte alle möglichen übernatürlichen Kräfte. Wenn ein Meister weiß, dass er das Unendliche ist, sind die Gedanken so stark, dass sie sich manifestieren, auch wenn das physikalisch sehr schwer ist. Sie wusste, dass ihr Mann spirituelle Samskaras, geistige Eindrücke im Unterbewusstsein aus früheren Leben, hatte und sie versuchte, den König zur spirituellen Praxis zu bewegen. Essen, Trinken, Schlafen, Geld, Reichtum, Regierung, Luxus, Schloss bauen, Reich vergrößern ist nicht alles, es muss mehr geben, strebe doch danach – du musst etwas für deine spirituelle Praxis tun. Männer hören nicht auf Frauen und besonders nicht auf ihre eigenen. „Lass mich doch mit diesem Unsinn in Ruhe, ich praktiziere, ein rechtschaffener König zu sein und du kannst ja gerne deine Praktiken machen.“

Sie ersann eine List. Sie sagte zu ihrem Mann, du hast das schönste Schloss aller Länder, die schönsten Elefanten, den schönsten Rubin an der Krone, das beste Krankenhaus, bist der freigiebigste Spender für die Armen, aber eines fehlt dir noch, um über andere Königreiche zu triumphieren. Du hast noch nicht die großartigste Debatte der berühmtesten Gelehrten. Es gehörte zum Ruhm eines Königshofs dazu, dass große Schriftgelehrte zusammenkamen und diskutierten. Im alten Indien wurde das Wissen hoch geschätzt. Es gab Debatten, um Meinungsverschiedenheiten auszutragen und den anderen von eigenen Ansichten zu überzeugen. Ein neutraler Schiedsrichter verkündete am Ende den Sieger. Dies ist eine Errungenschaft der Zivilisation und Toleranz, anstatt unterschiedliche Ansichten auf dem Schlachtfeld auszutragen. Er überlegte und dachte: „Ja, das brauche ich noch.“ Da er sich nicht auskannte, sollte sie das organisieren. Sie lud die Gelehrten ein und bestimmte das Thema: VairagyaVerhaftungslosigkeit, Wunschlosigkeit, Entsagung. Die einzige Bedingung war, der König musste dabei sein, damit die großen Schriftgelehrten auch kommen und nicht beleidigt sind. Ein großer Preis wurde ausgesetzt (5000 Goldmünzen und 100-1000 Kühe).

Als aufmerksamer Leser wirst du sofort erkannt haben, dass eine derartige Debatte und ein solches Thema ein Widerspruch in sich waren, denn einerseits sollten sich die Schriftgelehrten um Leidenschaftslosigkeit und Entsagung streiten, andererseits würde der Sieger der Redeschlacht Tausende Goldmünzen und Kühe erhalten und sich außer dem mit dem zweifelhaften Ruhm schmücken, der weiseste Mensch aus mehreren Königreichen zu sein.

Prunkvoll reisten die Pandits, die Schriftgelehrten, von weit her an. Chudulai sagte zu ihrem Mann: „Du selbst musst während der Veranstaltung anwesend sein, sonst ist das eine Beleidigung für alle.“ Er jedoch fragte: „Reicht es nicht, wenn du dabei bist? Du bist doch die Königin.“ „Nein“, sagte sie, „das reicht nicht. Die Leute erwarten dich.“ „Gut“, seufzte er. Ja, ja, was tut man nicht alles für den Ruhm des Königreiches und vor allem für den eigenen!

Als Erster trat ein Pandit auf, der sprach: „O König, alles Leben ist Leiden. Geboren zu werden, ist Leiden, denn kein Kind kommt lachend auf die Welt, sondern ein jedes schreit mit den ersten Atemzügen. Hilflos sind die Kinder danach für Jahre, die ihnen endlos erscheinen. Als ältere Kinder sodann wollen sie schnellstens erwachsen werden. Erinnere dich, o König, eine der schlimmsten Drohungen aus der Kindheit ist: ‚Wenn du jetzt nicht brav bist, wirst du nicht groß und stark.’ Und auch die Jugendlichen wollen möglichst schnell selbständig und erwachsen werden, aber zäh verrinnen die Jahre. So voller Emotionen sind die Heranwachsenden, dass sie nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Der Erwachsene verbringt das ganze Leben in der Familie und im Beruf. Und der alte Mensch schließlich bedauert, dass er in seinem Leben nicht das gemacht hat, was er eigentlich hätte machen sollen oder wollen. Eine Krankheit nach der anderen befällt ihn und zum Schluss ist er tot. Oh König, alles Leben ist Leiden.“

Nach ihm ergriff der nächste Schriftgelehrte das Wort: „O König“, sagte er, „alle Wünsche führen zum Leiden. Es gibt nämlich drei Möglichkeiten:

  • Entweder, man will etwas und bekommt es nicht – die Konsequenz ist Leiden.
  • Oder man will etwas, bekommt es und verliert es wieder – die Konsequenz ist noch mehr Leiden.“
  • Und das Dritte ist, man will etwas, bekommt es und es bleibt mit einem – Konsequenz: Es mag ein paar Tage Freude bereiten, aber dann ist doch wieder Leiden, denn man erkennt, dass man nicht so glücklich damit wird, wie man es sich eigentlich vorgestellt hat.“

Dann trat ein nächster Gelehrter auf: „O König, alle Menschen denken, dass andere glücklicher sind als sie selbst. Die Menschen auf dem Lande denken, dass die Menschen in der Stadt glücklicher sind. Die Menschen in der Stadt denken, dass die Reichen glücklicher sind. Die Reichen denken, dass die Mächtigen glücklicher sind. Die Mächtigen denken, dass du, o König, am glücklichsten bist. Aber ich glaube nicht, dass du glücklich bist, o König; keiner ist glücklich auf dieser Welt.“ In dieser Art wurde die Debatte weitergeführt.

Schließlich aber betrat ein Weiser den Saal, stellte sich vor den König und sagte: „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Alles klar? „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Jetzt klar? „Nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendwelche Praktiken, nicht durch irgendwelche Rituale wird Unsterblichkeit erreicht, sondern allein durch Entsagung.“ Der König versank in Gedanken. Irgendwie hatte all dieses, was gesagt worden war, einen Nerv in ihm getroffen. Er war zwar noch körperlich anwesend, aber er hörte dem Gespräch gar nicht mehr zu. Schließlich sagte er zu seiner Frau: „Sag schon, wer gewonnen hat. Gib ihm den Preis.“ Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen. Er überlegte und dachte nach und am nächsten Morgen war sein Entschluss gefasst: Er wollte allem entsagen und das Königreich verlassen. Das war nun nicht gerade das, was die Königin hatte bewirken wollen. Sie rief aus: „Aber das ist nicht der Sinn des spirituellen Lebens! Bleibe im Königreich, regiere, erfülle deine Pflichten und erkenne, dass sich hinter allem noch etwas anderes verbirgt. Wer wegläuft, erreicht nicht die Selbstverwirklichung.“

Hörte der König jetzt auf seine Frau? Natürlich nicht. „Weißt du“, sagte er, „du bist noch nicht so weit. Ich übergebe dir das Königreich. Regiere es, und wenn du auch so weit gekommen bist wie ich, dann entsage ebenfalls.“ Hier eine kleine Bitte an den Leser: Sage niemals einem Menschen: „Du bist noch nicht so weit!“ Es sei denn, du willst in deiner Partnerschaft eine große Krise erzeugen oder jemand so vor den Kopf stoßen, dass er nie wieder mit dir spricht. Dieser Ausspruch ist die höchste Form von Arroganz, die es gibt. Niemand weiß, wie „weit“ jemand ist oder nicht ist. Vieles kann Illusion sein. Der König sagte also zu seiner Frau: „Du bist noch nicht so weit, ich verlasse jetzt das Königreich.“

Und er tat, was er angekündigt hatte. An der Grenze der Stadt ließ er seine Kleider fallen und betrat nackt den Urwald. Viele, viele Kilometer wanderte er, um sich schließlich mitten im Urwald an einer Stelle, wo er wusste, dass dort Bananen, Mangos und andere Früchte wuchsen, eine Hütte zu bauen. Damals gehörte Überlebenstraining zur Ausbildung eines Kindes, deshalb kannte er sich mit all diesen Dingen aus. Leicht ging ihm die Arbeit trotzdem nicht von der Hand. Mühselig errichtete er sich aus umgestürzten Bäumen mit Hilfe von Lianen und Bast eine notdürftige Hütte. Auch Kleider fertigte er sich aus Bast. Jetzt war er angekommen, hatte sich eingerichtet und es war gar nicht so unangenehm, im Wald zu leben: Keiner, der ihn ständig etwas fragte. Keiner, den er beeindrucken musste. Ab und zu hatte er vielleicht für ein paar Tage nichts zu essen, weil keine Mango und keine Bananenstaude reif waren, aber insgesamt war das Leben durchaus angenehm. Das unendliche Glück jedoch, die Unsterblichkeit, ließ auf sich warten; in seinem Bewusstseinszustand konnte er keine grundlegende Veränderung erkennen. Irgendetwas, dachte er, müsse er jetzt tun, und so begann er zu meditieren. Als Kind hatte er das ein wenig gelernt. Später, als Jugendlicher, hatte er es aufgegeben und als Erwachsener kaum noch daran gedacht. Nun meditierte er also wieder.

Er erinnerte sich an ein Mantra, und notdürftig rief er sich ein paar Atemübungen und Asanas (Yogaübungen) ins Gedächtnis. Zwar bekam er so einige schöne Energieerfahrungen, die Unsterblichkeit aber ließ weiter auf sich warten.

Schließlich begriff er, allein käme er nicht ans Ziel, sondern er bräuchte einen Guru, einen spirituellen Lehrer. Tief aus dem Innersten betete er: „O Gott, ich weiß nicht, was ich machen soll, denn so komme ich auf meinem Weg nicht weiter. Ich brauche einen Guru. Bitte schicke mir einen spirituellen Lehrer.“

Eine alte Aussage besagt: „Ist der Schüler bereit, ist der Lehrer nicht weit.“

Chudulai, mit ihrem geistigen Auge – es heißt, dass große Meister und Meisterinnen große telepathische und sonstige Fähigkeiten haben, und gleich werdet ihr von noch wunderbareren hören – Chudulai hatte mit ihrem geistigen Auge den Fortschritt ihres Mannes verfolgt. Sie wusste, dass er jetzt bereit war. Aber da sie erfahren hatte, dass er von ihr keine Ratschläge annehmen würde, ersann sie eine weitere List. Zu ihren Ministern sagte sie: „Bitte stört mich während der nächsten Stunden nicht. Ich werde jetzt meditieren. Unter keinen Umständen dürft ihr mich stören.“ Und sie verschloss ihre Kammer, ging in tiefe Meditation und verließ mit dem Astralkörper ihren physischen Körper. So reiste sie zu König Shikidwaja und manifestierte sich als Swami Kumbha in orangenen Gewändern, mit einem langen, wallenden, weißen Bart, einen Meter über dem Boden schwebend.

Der König betete gerade: „Bitte, lieber Gott, schicke mir einen Guru, einen Meister, ich komme allein nicht weiter!“

Als er die Augen öffnete, sah er, wie aus fünfzig Meter Entfernung ein Guru in orangenen Gewändern, mit langem, weißem Bart und im vollen Lotussitz auf ihn zuschwebte. Zwei Meter vor ihm, immer noch schwebend, hielt der Guru an.

Der Guru schaute sehr ernst, hob den Zeigefinger und sagte: „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh!“.

Er hatte weder gegrüßt, noch sich vorgestellt. „Nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendwelche Praktiken, nicht durch irgendwelche Rituale wird Unsterblichkeit erreicht, sondern allein durch Entsagung.“

Der König verneigte sich.

„Ehrwürdiger Swami (selbstverwirklichter Meister), ich habe allem entsagt: Meinem Königreich habe ich entsagt, nackt habe ich diesen Urwald betreten, trotzdem merke ich nichts von irgendeiner Unsterblichkeit.“

Swami Kumba sprach: „Deinem Königreich hast du entsagt?“

„Ja, meinem Königreich!“

„Wieso deinem Königreich?“

„Ich habe es geerbt.“

„Du hattest das Königreich geerbt und nanntest es dann dein! Hast du die Bäume in deinem Königreich gepflanzt?“

„Nein.“

„Hast du die Menschen in deinem Königreich geschaffen?“

„Nein.“

„Hast du die Häuser in deinem Königreich gebaut?“

„Nein.“

„Hast du die Felder in deinem Königreich angelegt und bestellt?“

„Nein.“

„Hat sich das Königreich aufgelöst, nachdem du ihm entsagt hast?“

„Nein.“

„Geht es den Menschen in deinem Königreich sehr viel schlechter, weil du ihm entsagt hast?“

„Vielleicht, aber meine Frau ist klug, vermutlich nicht.“

„O König, dein Reich hattest du als eine bestimmte Aufgabe geerbt, nie hat es dir gehört, nie hattest du die Kontrolle über ein einziges Blatt in ihm, und was dir nicht gehört hat, dem konntest du auch nicht entsagen.“

„Ich habe meinem Palast entsagt.“

„Deinem Palast?“

„Ja, ich habe ihn gebaut.“

„Allein?“

„Nein, natürlich nicht, ich habe ihn bauen lassen.“

„Aha, bauen lassen!“

„Ja, aber ich habe gesagt, wie groß er sein und wie er aussehen sollte.“

„O König, woraus ist der Palast gebaut?“

„Aus Marmor, Gold, Diamanten, Edelsteinen ...“

„Und woher stammt der Marmor, das Gold ...?“

„Aus meinem Königreich.“

„Wir haben doch soeben festgestellt, dass das Königreich nicht wirklich dir gehörte. Du hast also Marmor und Diamanten aus der Natur geholt oder vielmehr holen lassen, die dir nicht gehört. Und wer hat den Palast errichtet?“

„Alle möglichen Arbeiter.“

„Die dir gehörten?“

„Ja, es waren meine Untertanen.“

„Deine Untertanen? Du hast sie geschaffen? Könntest du auch nur einen Finger mehr an ihnen wachsen lassen, wenn du wolltest? O König, kein Mensch war jemals dein Untertan. Du hattest eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, von der du letztlich davongelaufen bist und das ist keine Entsagung. Nichts hast du entsagt!“

„Ich habe meiner Frau entsagt.“

„Deiner Frau?“

„Ja, wessen denn sonst?“

„O König, deiner Frau? Hat sie dir jemals gehört? War sie dein Besitz?“ Wenn zwei Menschen in Indien heiraten, dann heißt es, dass jeder eine Ardha, eine Hälfte ist; der Eine ist die Hälfte des Anderen.

„O König, deine Frau hat dir niemals gehört. Deine Frau hat sehr wohl vor dir gelebt und sie lebt sehr gut auch jetzt, nachdem du sie verlassen hast. Sie hat ihre eigene Persönlichkeit. Nur dadurch, dass ihr einen Bund der Ehe eingegangen seid, war sie noch lange nicht deine Frau. O König, da deine Frau dir nie gehört hat, konntest du ihr auch niemals entsagen. Was oder wem hast du also entsagt?“

„Ich habe meinen Kindern entsagt.“

Deinen Kindern?“

„Ja, ich habe sie gezeugt.“

„Allein?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Woher stammen die Seelen dieser Kinder?“

Keine Antwort.

"O König, uralt sind ihre Seelen und durch dich haben sie sich nur neu manifestiert, inkarniert. Nicht einmal zur Hälfte hast du ihre Seelen geschaffen. Und ihr

Körper, wie ist ihr Körper gewachsen?“

„Ja, zuerst im Mutterleib.“

„In deinem?“

„Nein, nein, natürlich in dem meiner Frau.“

„Und wie hat deine Frau die Embryos ernährt?“

„Sie hat gegessen und die Embryos so mit ernährt und später hat sie die Kinder gestillt.“

„Und wodurch sind die Kinder danach gewachsen?“

„Ja, indem sie gegessen haben.“

„Was haben sie gegessen?“

„Reis und Dhal, Gemüse und Chapati und manchmal auch gute Nachspeisen.“

„Und woher stammten sie?“

„Aus meinem König..., Entschuldigung, von den Äckern in dem Königreich, das ich früher als mein bezeichnet habe.“

„Oh König, du siehst, die Seelen deiner Kinder haben sich nur neu manifestiert, ihre Körper sind gewachsen dank der Nahrung aus der Natur, sie haben sich nicht in nichts aufgelöst dadurch, dass du ihnen entsagt hast; oh König, deine wunderbaren Kinder haben dir niemals gehört. Als Vater hattest du bestimmte Aufgaben zu erledigen, nichts weiter.“

Swami Kumbha schaute wieder ganz streng und wiederholte: „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh! Nach oben

In einer Woche komme ich wieder. Ich will, dass du dann etwas entsagt hast.“

Über dieses Gespräch dachte der König während der nächsten Woche nach und plötzlich sah er die Natur mit ganz anderen Augen. Er sah die Schönheit des Waldes, er sah das Wunder eines einzelnen Blattes. Und wenn er auf dem Boden Blätter beiseite schob, dann sah er die vielen unterschiedlichen Insekten, die dort lebten. „Ach, wie überheblich war ich“, rief er, „und ich hatte gedacht, das alles gehört mir!“ Seine Meditation wurde ruhiger, tiefer, sie bekam eine ganz neue Qualität.

Der Tag nahte, an dem Swami Kumbha zurückkehren würde. Der König zermarterte sich den Kopf, denn endlich wollte er etwas entsagen, was wirklich ihm gehörte. Meiner Hütte, meiner Kleidung und meinem Essgeschirr werde ich entsagen, beschloss er, und dies gehört nun wirklich mir, denn ich habe es mit meinen eigenen Händen angefertigt. Gedacht, getan: Er verbrannte die genannten Dinge.

Indessen sagte Chudulai wieder zu ihren Ministern: „Bitte stört mich während der nächsten Stunden nicht, denn ich werde mich wiederum in eine tiefe Meditation begeben.“ Sie betrat ihr Zimmer, schloss sich ein, ging in die Meditation, verließ mit ihrem Astralkörper den physischen Körper und manifestierte sich als Swami Kumbha. Streng schaute er dem König in die Augen und sagte: „Om na karmana na prajaya dhanena...! Was hast du entsagt?“

Stolz erwiderte der König: „Ich habe meiner Hütte entsagt.“

„Deiner Hütte?“

„Ja, mit meinen eigenen Händen hatte ich sie gebaut und nun habe

ich sie verbrannt; ich habe ihr entsagt.“

„Woraus hattest du die Hütte gebaut?“

„Aus Bäumen, die umgestürzt auf dem Boden lagen.“

„Und woher stammten diese Bäume?“

„Hier aus dem Wald.“

„Und dieser Wald hat dir gehört?“

„Nein, erstens habe ich ihm schon entsagt und zweitens hat er mir nie gehört.“

Der König hatte also bereits etwas gelernt.

„O König, aus einem Wald, der dir nie gehörte, hattest du also, ohne jemanden zu fragen, Stämme herbeigeholt. Hattest aus ihnen eine Hütte gebaut, die Hütte dann verbrannt, Kleintiere getötet und die Umwelt verräuchert, und das nennst du Entsagung? O König, du hast noch immer nicht verstanden.“

„Ich habe meinem Essgeschirr entsagt.“

Deinem Essgeschirr? “

„Ja, ja, ich weiß schon. Und mit meinem Bastrock wird es das gleiche sein.“ Shikidwaja war niedergeschlagen. Wieder schaute ihn Swami Kumbha streng an. „Om na karmana …!“, rezitierte er seinen Vers. „In einer Woche kehre ich zurück, dann will ich, dass du etwas entsagt hast.“

Obwohl der König ratlos war, schätzte er nun die Natur, in der er lebte, noch höher. Und wenn er sich eine Banane pflückte oder Kräuter sammelte, dann spürte er eine neue Beziehung zu all den Pflanzen und Dingen um sich herum. Dankbar bereitete er sich abends ein Lager aus trockenen Blättern. Zum Glück war gerade keine Monsunzeit und es regnete kaum. Doch die Frage blieb, wem oder was konnte er entsagen? Was war sein? Was war wirklich ganz allein sein? Als Swami Kumbha eine Woche später erneut herbeischwebte, fand er Shikidwaja nicht an der gewohnten Stelle. Er musste eine zweite geistige Vision einschalten und sah dann, dass Shikidwaja auf einem hohen Felsen stand.

Eilends glitt er zu diesem Felsen, hielt über dem Abgrund inne und rief: „König, König, was willst du entsagen?“

„Ich will meinem Körper entsagen!“ Und schon lief Shikidwaja los, um sich hinunter in die Schlucht zu stürzen.

Aber Swami Kumbha war bereits neben ihm, hielt ihn an der Schulter zurück und sagte: „Moment, deinem Körper willst du entsagen?“

„Ja.“

„Wieso deinem Körper?“

„Ja, wessen denn nun sonst?“

„Woher stammt dieser Körper?“

„Nun, Mutter und Vater hatten etwas damit zu tun …“

„Und wie ist der Körper dann gewachsen?“

„Na, das hatten wir schon einmal besprochen, als es um meine Kinder ging. Durch alles mögliche: Getränke, Nahrung …“

„Gut, und wenn du nun dem Körper entsagst, was geschieht dann mit ihm?“

„Die Geier und die Tiger werden ihn fressen.“

„Könntest du deinen Körper auf ewig erhalten?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Wenn du wolltest, könntest du dir eine zweite Nase wachsen lassen?“

„Natürlich nicht.“

„Könntest du dir deine Haare plötzlich grün wachsen lassen?“

Shikidwaja blieb stumm.

„O König, dieser Körper ist ein großartiges Geschenk von Mutter Natur, er ist ein großartiges Wunder. Jeder Atemzug, jeder Blick, jede Wahrnehmung eines Geräusches. Nicht einmal erklären könntest du, wie ein Fingernagel wächst! Du kennst nichts und beherrschst nichts, du sammelst Früchte und Kräuter aus der Natur, stärkst auf diese Weise deinen Körper, nennst diesen Körper dann dein und jetzt willst du dieses großartige Geschenk zerstören? Das nennst du Entsagung? O König, nichts hast du verstanden. In einer Woche kehre ich zurück.“

Den Zustand des Königs kann sich sicher jeder vorstellen. Und doch hatte Shikidwaja auch wieder etwas gelernt: tatsächlich, jeder Atemzug, jeder Schritt, jede Pore seiner Haut, jedes Haar war ein Wunder. Nur das Entsagen bereitete ihm Kopfzerbrechen. Denke ich falsch? Vielleicht sollte ich meinen Wünschen entsagen? Und dann dachte er: „Ich werde meinen Gedanken entsagen.“

Gut. Wie gewohnt erschien Swami Kumbha eine Woche später.

„Was, König, willst du entsagen?“

„Ich will meinen Gedanken entsagen.“

Deinen Gedanken? Ah, deinen Gedanken! Du hast also deine Gedanken im Zaum?

Du kannst sie vollständig steuern, beherrschen?“

Nun, wer kann seine Gedanken schon vollständig beherrschen? Es heißt zwar, Yogis könnten das, aber wenn, dann höchstens während der Meditation. Niemand kann seine Gedanken ständig steuern. Man stelle sich vor, jeden einzelnen Gedanken müsste man hervorrufen oder nicht hervorrufen...

Swami Kumbha sagte: „O König, zeitweise wirst du deine Gedanken vielleicht zur Ruhe bringen, doch nicht für längere Zeit. Deine Gedanken kommen und gehen, du kannst ihnen nicht entsagen. Überlege aber: Was ist die Ursache der Gedanken? In einer Woche werde ich wieder erscheinen.“

Während der König in der folgenden Woche meditierte, beobachtete er das Spiel seiner Gedanken und musste zuweilen lächeln. Was für eigenartige Bilder, Erinnerungen, Pläne, Wünsche tauchten da auf! Er erkannte, dass seine Wünsche die Ursache seiner Gedanken waren.

Und so sagte er zu Swami Kumbha, als dieser nach einer weiteren Woche erschien: „Vielleicht, o Herr, sollte ich meinen Wünschen entsagen.“

Swami Kumbha erwiderte: „O König, auch deine Wünsche sind nicht wirklich dein. Weder hast du sie willkürlich geschaffen, noch kannst du sie willkürlich ändern. O König, auch diese Wünsche sind einfach nur da. In einer Woche werde ich dich erneut besuchen.“

Der König meditierte während der nächsten Woche darüber und erkannte, wie die Wünsche in seine Gedanken hineingelangten. Tatsächlich stiegen oft die verschiedensten Wünsche in ihm auf: mal nach einer guten Mango, mal nach einer reifen Banane, und dann dachte er an seine Frau, an seinen Schimmelhengst, auf dem er früher so gern geritten war oder an seine Elefanten. Er stellte fest, die Wünsche tauchten zwar auf, aber sie gehörten ihm nicht. Er konnte ihnen auch nicht einfach so entsagen. Erfreut beobachtete er allerdings, dass sie, wenn er sich nicht mit ihnen identifizierte, schwächer wurden. Und dann entdeckte er, dass es etwas gab, was die Wünsche zusammenhielt: das Ego. Das Ego hielt die Wünsche zusammen.

Demütig sagte er zu Swami Kumbha, als dieser wieder herbeischwebte: „Vielleicht sollte ich meinem Ego entsagen.“

Der Heilige lächelte. „Was ist das Ego ohne Wünsche, ohne Verhaftung und ohne Identifikation?“, fragte er und verschwand.

In tiefer Meditation kam der König während der nächsten Woche zu dem Schluss, das Ego sei so etwas wie eine Zwiebel, denn wenn man von einer Zwiebel alle Schalen entfernt, was bleibt dann übrig? Nichts! Und wenn man vom Ego alle Wünsche und Identifikationen entfernt, dann bleibt ebenfalls nichts übrig, nichts, was man als Ego bezeichnen könnte. Das erzählte der König Swami Kumbha, als dieser nach einer Woche wieder schwebend im Lotussitz vor ihm saß.

Swami Kumbha sagte: „Nun, dann versuche noch zu erfahren, was jenseits von den Wünschen und Gedanken, jenseits vom Ego ist.“

Der König meditierte über diese Frage. Er hatte sich inzwischen vom Körper, von Gedanken, Wünschen, Emotionen und äußeren Besitzidentifikationen lösen können. Er erfuhr, dass es jenseits von all dem viel Licht und Wonne, Weisheit und Intuition gab. Am Ende der Woche erzählte er das Swami Kumbha.

Dieser schaute ihn nur kurz an und sagte: „Tat twam asi – das bist du.“ Der König fiel in tiefe Meditation. Swami Kumbha verschwand.

Chudulai rief nach einer weiteren Woche ihre Minister zusammen und diesmal befahl sie, dass alle Minister und der gesamte Hofstaat mit allen Pferden und Elefanten sich bereit machen sollten zu einem Ausflug. Auch der Schimmelhengst des Königs sollte gesattelt mitgeführt werden. Und so zogen sie dann hinaus in den Urwald, Chudulai auf einem weißen Elefanten.

Der König befand sich noch immer im überbewussten Zustand, in Samadhi. Er hatte verwirklicht: „Aham brahma asmi, ich bin Brahman, ich bin das unendliche Bewusstsein, ich bin eins mit dem Unendlichen.“

Alle Verhaftungen, Identifikationen und Wünsche hatte er transzendiert und seine wahre Natur erkannt.

Chudulai trat vor den König. Mit dem Mantra „Ooooooommm“ holte sie ihn aus der tiefen Meditation in das Normalbewusstsein zurück. Er erkannte, dass er selbstverwirklicht war und dass Chudulai vorher als Swami Kumbha sein Meister gewesen war.

Er verneigte sich vor ihr und sagte: „O Liebling, danke, dass du mich auf meinem Weg begleitet und mich belehrt hast; du bist mein Guru. Nun habe ich die Unsterblichkeit erreicht, nichts mehr gibt es zu tun.“

Lächelnd erwiderte Chudulai: „Lieber, wieder irrst du, dein Karma ist noch nicht zu Ende. Kehre zurück, zusammen wollen wir das Königreich regieren und uns um unsere Kinder kümmern. Dieser Aufgabe können wir uns nun in dem vollen Bewusstsein stellen, dass unsere wahre Natur Brahman (das Absolute) ist, dass die Natur hinter allem Brahman ist, dass die ganze Welt eine Manifestation Brahmans, des Göttlichen, ist.“

Der König nickte. Dann fragte er: „Was eigentlich war zu entsagen?“ Die Königin lächelte nur. In einer anderen Version: eigentlich war nur der Vorstellung zu entsagen, dass es etwas gibt, was zu entsagen ist).

Wie sieht Frieden aus?

Wasserfall in Neuseeland

Es war einmal ein König, der alle Künstler/innen seines Landes dazu einlud, den Frieden zu malen. Das beste Bild sollte eine hohe Belohnung bekommen.

Alle Maler/innen machten sich eifrig an die Arbeit und brachten dem König ihre Bilder. Zwei davon gefielen dem König besonders gut. Das erste war ein perfektes Abbild eines ruhigen Sees, in dem sich malerische Berge und die Wolken des Himmels spiegelten. Jeder, der das Bild sah, dachte sofort an den Frieden. Das zweite Bild war anders. Auch hier waren Berge zu sehen; diese aber waren zerklüftet, rau und kahl. Am düsteren grauen Himmel über den Bergen waren dunkle Wolken, Regen und Blitz zu sehen. An einem der Berge stürzte ein tosender Wasserfall in die Tiefe, der Bäume, Geröll und kleine Tiere mit sich riss. Keiner verstand, wieso es hier um Frieden gehen sollte. Doch der König entdeckte dass auf der zerklüfteten Felswand hinter dem Wasserfall ein winziger Busch wuchs. In diesem hatte ein Vogel sein Nest gebaut. Dort in dem wütenden Unwetter an diesem unwirtlichen Ort saß der Muttervogel auf seinem Nest - in perfektem Frieden.

Welches Bild gewonnen hat? Der König wählte das zweite und begründete das so: 'Lasst euch nicht von schönen Bildern in die Irre führen: Frieden braucht es nicht dort, wo es keine Probleme und keine Kämpfe gibt. Wirklicher Frieden bringt Hoffnung, und heißt vor allem, auch unter schwierigsten Umständen und größten Herausforderungen, ruhig und friedlich im eigenen Herzen zu bleiben.'

Verfasser unbekannt, gefunden bei mymonk.de

Eine weise Geschichte über Vertrauen und Gelassenheit

Entwickle Gottvertrauen

- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 41, II/2020 - Urheber unbekannt, Hinweise sind willkommen -

In der Hauptstadt seines Landes lebte ein guter und gerechter König. Oft verkleidete er sich und ging unerkannt durch die Straßen, um zu erfahren, wie es um sein Volk stand.

Eines Abends geht er vor die Tore der Stadt. Er sieht aus einer Hütte einen Lichtschein fallen und erkennt durch das Fenster: Ein Mann sitzt allein an seinem zur Mahlzeit bereiteten Tisch und ist gerade dabei, den Lobpreis zu Gott über das Mahl zu singen. Als er geendet hat, klopft der König an der Tür: „Darf ein Gast eintreten?“ „Gerne“, sagt der Mann, „komm, halte mit, mein Mahl reicht für uns beide!“ Während des Mahles sprechen die beiden über dieses und jenes. Der König – unerkannt – fragt: „Wovon lebst du? Was ist dein Gewerbe?“ „Ich bin Flickschuster“, antwortete der Mann. „Jeden Morgen gehe ich mit meinem Handwerkskasten durch die Stadt und die Leute bringen mir ihre Schuhe zum Flicken auf die Straße“.

Der König: „Und was wird morgen sein, wenn du keine Arbeit bekommst?“ „Morgen?“, sagte der Flickschuster, „Morgen? Gott sei gepriesen Tag um Tag!“

Als der Flickschuster am anderen Tag in die Stadt geht, sieht er überall angeschlagen: Befehl des Königs! In dieser Woche ist auf den Straßen meiner Stadt jede Flickschusterei verboten! Sonderbar, denkt der Schuster. Was doch die Könige für seltsame Einfälle haben! Nun, dann werde ich heute Wasser tragen; Wasser brauchen die Leute jeden Tag.

Am Abend hatte er so viel verdient, dass es für beide zur Mahlzeit reichte. Der König, wieder zu Gast, sagt: „Ich hatte schon Sorge um dich, als ich die Anschläge des Königs las. Wie hast du dennoch Geld verdienen können?“ Der Schuster erzählt von seiner Idee, Wasser für jedermann zu holen und zu tragen, der ihn dafür entlohnen konnte. Der König: „Und was wird morgen sein, wenn du keine Arbeit findest?“ „Morgen? Gott sei gepriesen Tag um Tag!“

Als der Schuster am anderen Tag in die Stadt geht, um wieder Wasser zu tragen, kommen ihm Herolde entgegen, die rufen: Befehl des Königs! Wassertragen dürfen nur solche, die eine Erlaubnis des Königs haben! Sonderbar, denkt der Schuster, was doch die Könige für seltsame Einfälle haben. Nun, dann werde ich Holz zerkleinern und in die Häuser bringen. Er holte seine Axt, und am Abend hatte er so viel verdient, dass das Mahl für beide bereitet war. Und wieder fragte der König: „Und was wird morgen sein, wenn du keine Arbeit findest?“ „Morgen? Gott sei gepriesen Tag um Tag!“

Am anderen Morgen kam dem Flickschuster in der Stadt ein Trupp Soldaten entgegen. Der Hauptmann sagte: „Du hast eine Axt. Du musst heute im Palasthof des Königs Wache stehen. Hier hast du ein Schwert, lass deine Axt zu Hause!“

Nun musste der Flickschuster den ganzen Tag Wache stehen und verdiente keinen Pfennig. Abends ging er zu seinem Krämer und sagte: „Heute habe ich nichts verdienen können. Aber ich habe heute Abend einen Gast. Ich gebe Dir das Schwert...“ – er zog es aus der Scheide – „... als Pfand! Gib mir, was ich für das Mahl brauche.“ Als er nach Hause kam, ging er zuerst in seine Werkstatt und fertigte ein Holzschwert, das genau in die Scheide passte.

Der König wunderte sich, dass auch an diesem Abend wieder das Mahl bereitet war. Der Schuster erzählte alles und zeigte dem König verschmitzt das Holzschwert. „Und was wird morgen sein, wenn der Hauptmann die Schwerter inspiziert?“ „Morgen? Gott sei gepriesen Tag um Tag!“

Als der Schuster am anderen Morgen den Palasthof betritt, kommt ihm der Hauptmann entgegen, an der Hand einen gefesselten Gefangenen: „Das ist ein Mörder. Du sollst ihn hinrichten!“ „Das kann ich nicht“, rief der Schuster voll Schrecken aus. „Ich kann keinen Menschen töten!“ „Doch, du musst es! Es ist Befehl des Königs!“ Inzwischen hatte sich der Palasthof mit vielen Neugierigen gefüllt, die die Hinrichtung eines Mörders sehen wollten. Der Schuster schaute in die Augen des Gefangenen. Ist das ein Mörder? Dann warf er sich auf die Knie und mit lauter Stimme, so dass alle ihn beten hörten, rief er: „Gott, du König des Himmels und der Erde: Wenn dieser Mensch ein Mörder ist und ich ihn hinrichten soll, dann mache, dass mein Schwert aus Stahl ist und in der Sonne blitzt! Wenn aber dieser Mensch kein Mörder ist, dann mache, dass mein Schwert aus Holz ist!“

Alle Menschen schauten atemlos zu ihm hin. Er zog das Schwert, hielt es hoch – und siehe: es war aus Holz. Gewaltiger Jubel brach aus. In diesem Augenblick kam der König von der Freitreppe seines Palastes, ging geradewegs auf den Flickschuster zu, gab sich zu erkennen, umarmte ihn und sagte: „Von heute an sollst du mein Ratgeber sein!“

Die Geschichte von der Taube

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 37 Herbst 2018 -

Eine Momentaufnahme von Christine Endris, beim Shivalaya-Meditations-Retreat in Bad Meinberg

Die Taube als Friedenssymbol

In den Tannenbäumen vor der Terrasse hüpfen kleine Wald- und Wiesenvögelchen kreuz und quer durch die Wipfel. Fröhliches Zwitschern. Plötzlich – panisches Geflatter und Geschrei - eine Taube kommt angesegelt. Die kleinen Piepmätze suchen das Weite, so rasch sie können.

Alle Bäume sind wie ausgestorben, die Taube hat die freie Platzwahl. Sie wählt die allerhöchste Spitze des allerdünnsten Tannenbaumes, den es weit und breit gibt. (Ich bin im 4. Stock des Shivalaya Retreatzentrums in Bad Meinberg und habe die Tannenspitzen direkt vor mir.)

Bei der versuchten Landung erweist sich das Täubchen als zu schwer für den schmächtigen Ast. Er dreht ab, immer tiefer und tiefer und fängt dann an zu wippen, hoch, runter, hoch runter. Auch Tauben haben ihren Stolz! Diese versucht als erstes, Haltung zu bewahren! Sie klammert sich verzweifelt an ihr Zweiglein. Aber – die Reise geht im Sturzflug nach unten, dann wieder pfeilschnell nach oben, kopfüber runter, ganz, ganz tief, dann wieder hoch, dann auch noch leicht schräg. Schon beim Hinsehen kann es einem schlecht werden! - Es sieht sehr lustig aus!

Endlich keine Bewegung mehr. Da sitzt sie nun, die Taube. Niemand da, der oder die ihre Schmach petzen könnte, bei den kleinen Piepmätzen womöglich noch! Oder sie gar auslachen! Sie putzt sich dezent die Federn. Dann bleibt sie ganz still sitzen. Kein Mucks, nichts.

Vielleicht hat sie mich doch wahrgenommen? Vielleicht war sie extra für mich, die kleine Flugshow? Ich bin so fröhlich, innerlich. Vorhin musste ich unwillkürlich sogar lauthals lachen. Habe ich jetzt mein meditatives Schweigen gebrochen? Andererseits, ein spontanes Lachen hat etwas Himmlisches. Natürlich: „Lachen ist die Musik der Seele.“

Ausgelacht habe ich sie jedenfalls auf gar keinen Fall! Und ich darf sie sogar fotografieren.

Irgendwann fliegt sie weg, die Taube, in hohem Bogen und mit zwei ganz besonders gelungenen Schlenkern. Liebe Taube, ich grüße dich.

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Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Meditation

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Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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Meditation über Gleichmut und Gelassenheit

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