Tägliche Lesung Sivananda Juli 01

Aus Yogawiki

Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im Juli 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.

Singe voller Hingabe!

01.07.01 DAS LIED DER UNSTERBLICHKEIT

Ram Ram Ram Ram, Jaya Sita Ram Jaya Jaya Radheshyam.
Wendet die Blickrichtung, zieht die indriyas (Sinnesorgane, Wahrnehmungsfähigkeit) zurück,
Beruhigt den Geist, schärft den Intellekt;
Chanted Om voller Gefühl, meditiert auf atma (das Selbst),
Chanted Ram voller Gefühl, meditiert auf Sitaram,
Chanted Shyam voller Gefühl, meditiert auf Radheshyam.

Oh Kinder des Lichts, wollt ihr nicht drinken,
Wollt ihr nicht trinken, den Nektar der Unsterblichkeit?

(Ram Ram.......)

Alle karmas jetzt verbrannt,
Wurdet ihr zu einem jivanmukta (ein zu Lebzeiten Erleuchteter),
Dieser gesegnete Zustand turiyatita (dieser Zustand entspricht weitgehend dem
Zustand des samadhi = Erfahrung des reinen Bewusstsein; d.Ü.),
Keine Worte können ihn beschreiben.

Oh Kinder des Lichts, wollt ihr nicht trinken,
Wollt ihr nicht trinken, den Nektar der Unsterblichkeit?

(Ram Ram ......)

Das Gras ist grün, die Rose ist rot und der Himmel ist blau,
Aber der atman ist farblos,
Formlos und auch guna-los (ohne die Grundeigenschaften der drei gunas, d.Ü.).

Oh Kinder des Lichts, wollt ihr nicht trinken,
Wollt ihr nicht trinken, den Nektar der Unsterblichkeit?

(Ram Ram ......)

Das Leben ist kurz, die Zeit ist vergänglich,
Die Welt ist voller Elend,
Zerschneidet den Knoten der avidya (Unwissenheit),
Und trinkt die süße nirvanische (= turiyatita) Glückseligkeit.

Oh Kinder des Lichts, wollt ihr nicht trinken,
Wollt ihr nicht trinken, den Nektar der Unsterblichkeit?

(Ram Ram ......)

Fühlt die göttliche Gegenwart überall,
Seht die göttliche Herrlichkeit um euch herum,
Taucht dann tief ein in die göttliche Quelle,
Verwirklicht die unendliche Glückseligkeit.

Oh Kinder des Lichts, wollt ihr nicht trinken,
Wollt ihr nicht trinken, den Nektar der Unsterblichkeit?

(Ram Ram ......)

Macht asanas; kumbak (kumbhaka - eine Methode der Atemregulierung), mudra,
Schüttelt die kundalini;
Und führt sie dann zum sahasrara (Kronenchakra)
Durch die chakras der susumna (Kanal, durch die die feinstofflichen Energien
fließen).

Oh Kinder des Lichts, wollt ihr nicht trinken,
wollt ihr nicht trinken, den Nektar der Unsterblichkeit?

(Ram Ram ......)

02.07.01 DAS LIED VON GOVINDA

Gott ist Wahrheit - Govinda
Gott ist Glückseligkeit - Govinda
Gott ist Frieden - Govinda
Gott ist Wissen - Govinda
Gott ist Liebe - Govinda
Gott ist Licht - Govinda
Kontrolliert den Geist - Govinda
Kontrolliert die Sinne - Govinda
Verwirklicht das Selbst - Govinda
Das ist die Lehre - Govinda
Aller Schriften - Govinda
Ziel des Lebens - Govinda
Ist Gottverwirklichung - Govinda
Praktiziert ahimsa1 - Govinda
Sprecht die Wahrheit - Govinda
Dient, liebt, gebt - Govinda
Seid gut, tut gutes - Govinda
Seid fröhlich - Govinda
Seid mutig - Govinda
Seid geduldig - Govinda
Seid nachsichtig - Govinda
Seid gemäßigt - Govinda
In allem - Govinda
Seid beständig - Govinda
Steht um 4 Uhr morgens auf - Govinda
Fragt nach: Wer bin ich? - Govinda
Es liegt kein Vergnügen - Govinda
In den Sinnesobjekten - Govinda
Studiert täglich - Govinda
Gita und Upanishaden - Govinda
Raucht nicht - Govinda
Trinkt nicht - Govinda
Nehmt keine Bestechungsgelder - Govinda
Das ist schlecht - Govinda
Zeit ist kostbar - Govinda
Verschwendet keine Sekunde - Govinda
Nutzt sie - Govinda
Mit japa2, kirtan3 - Govinda
Mit Meditation - Govinda


1 ahimsa – Nicht-verletzen
2 japa – Wiederholen eines mantras
3 kirtan – Singendes Rezitieren von mantras und bhajans (Liedern)

03.07.01 DAS LIED VON VIBHUTI YOGA

Bhajo Radhe Krishna, Bhajo Radhe Shyama Soham Soham, Sivoham Soham.
Om Om Om Om Om, Om Om Om Om Om. Ich bin weder der Geist, noch der Körper,
Unsterbliche Seele bin ich, ich bin der Zeuge von drei Zuständen (gunas), ich
bin absolutes Wissen.
(Om Om......)

Ich bin der Duft des Jasmins, die Schönheit der Blumen, ich bin die Kühle im
Eis, der Geschmack im Kaffee.
(Bhajo Radhe Krishna......)
Ich bin das Grün der Blätter, die Farben des Regenbogens, ich bin die
Geschmacksknospen der Zunge, die Essenz der Orange.
(Om Om......)

Ich bin das Mental aller Mentale, prana aller pranas, ich bin die Seele aller
Seelen, das Selbst aller Selbst.
(Bhajo Radhe Krishna......)
Ich bin der atman (das Selbst) in allen Geschöpfen, Augapfel aller Augen, ich
bin die Sonne aller Sonnen, das Licht allen Lichtes. (Om Om......)

Ich bin das Pranava (Om) aller veden, Brahman der Upanishaden, ich bin die
Stille in den Wäldern, der Donner aller Wolken.
(Bhajo Radhe Krishna......)
Ich bin die Zeit, Raum, der Deich und dessen Kontrolleur, ich bin der Gott
der Götter, guru und der Direktor.
(Om Om......)

Ich bin die Melodie in der Musik, in rag und raginins (Tonfolgen i. d. ind.
Musik), ich bin der Klang im Äther, die sakti (Energie) des virya (Mut).
(Bhajo Radhe Krishna......)
Ich bin die Energie der Brillanz, die Intelligenz des Geistes, ich bin der
Schein des Feuers, die Buße der Asketen.
(Om Om......)

Ich bin die `Ursache´ der Philosophen, der `Wille´ der jnanis, ich bin das
prem (Liebe) der bhaktas, das samadhi der yogis.
(Bhajo Radhe Krishna......)
Ich bin dieses `Ich Bin´, ich bin dieses `Ich Bin´, ich bin dieses `Ich Bin´,
ich bin dieses `Ich Bin´.
(Om Om......)

04.07.01 DAS GEHEIMNIS VON YOGA SADHANA

Ich versichere euch feierlich, dass die Krankheit von Geburt und Tod nur durch das göttliche Wundermittel, nämlich Beherrschung des Geistes und durch kein anderes Mittel, beseitigt werden kann. Der Pfad der Bereitung des Geistes wird für euch höchst nützlich sein und niemals auch nur den geringsten Schmerz verursachen. Wenn der Geist durch das Unterscheidungsvermögen zerstört wurde, kann maya (Illusion) euch nicht mehr heimsuchen. Es gibt kein anderes Schiff auf dieser Erde, um den Ozean der Wiedergeburten zu durchsegeln, als das Meistern des turbulenten Geistes.

Zähmt den Geist. Sammelt die Gedanken. Haltet den Geist ruhig. Denkt an nichts böses. Ihr werdet das Reich der Unsterblichkeit betreten, Herrschaftsgebiet ewiger Glückseligkeit. Zieht die Sinne von deren Objekten zurück. Sammelt die Strahlen des Geistes. Lenkt den Geist in Richtung des ajna chakra (der Raum zwischen den Augenbrauen) und haltet ihn ständig dort.

Versteht den Geist; wisst, wie ihr ihn zu steuern habt. Der Geist verabscheut die Leere. Abneigung und Begierden sind zwei Affen, die euch binden und auf dem Baum eures Herzens sitzen. Solange sie diesen schütteln und hin- und herbewegen, kann es keinen Frieden geben.

Der Mensch fällt durch seine eigenen Gedanken, durch seine eigene Unwissenheit, in den Kreislauf von Geburt und Tod. Befreiung bedeutet nichts anderes, als die Zerstörung der Unreinheiten des Geistes. Wenn euer Geist frei und rein ist, werdet ihr in keine neue Geburt mehr eintreten.

Kontrolle des Geistes erreicht man nicht an einem Tag, sondern durch konstante Praxis und fortwährende Leidenschaftslosigkeit. Der Sieg wird euer sein. Werdet zu einem wahren Helden. Meistert den Geist. Betretet das unermessliche Reich der Glückseligkeit. Gesegnet ist der, der seinen Geist kontrolliert und sich selbst überwunden hat.

Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungsvermögen, Entsagung und Meditation sind Feinde des Geistes. Ihr könnt den Geist ganz leicht zerstören, wenn ihr diese Tugenden besitzt. Der Geist manifestiert sich selbst als die externe Welt, in der Form von Schmerz und Vergnügen. Der Geist ist subjektiv gesehen das Bewusstsein, aber objektiv gesehen ist er das Universum. Der Geist hat die Fähigkeit, die Welt im Handumdrehen zu erschaffen oder aufzulösen.

05.07.01 DER URSPRUNG DES GEISTES

Erschaffung, Erhaltung, Zerstörung, Verschleierung und Segnung sind Gottes fünf Formen der Handlung. Gott ist der Herrscher, der Kenner des Herzens und der Souffleur. Er hilft den Studenten auf vielfältige Art - durch Träume, die innere Stimme, Sprechen durch die Münder anderer im Gespräch und in Ratschlägen von Freunden.

Ewige Glückseligkeit, höchsten Frieden, ewige Befriedigung, unendliche und ungebrochene Freunde kann man nur in Gott haben. Erlangt durch ausschließliche Hingabe zu einem Aspekt Gottes oder durch Selbsterforschung, Gott-Bewusstsein bzw. Selbstverwirklichung.

Wenn ihr durch das Analysieren eures Geistes von Angesicht zu Angesicht mit etwas kommt, das niemals zerstört werden kann, etwas, das aus seiner eigenen Natur heraus ewiglich rein, vollkommen, selbstleuchtend und unveränderlich ist, werdet ihr euch nicht länger jämmerlich oder unglücklich fühlen. Die Natur Brahmans ist sat-cid-ananda (absolutes Sein - Wissen - Glückseligkeit). Was beschränkt die Sicht der individuellen Seele? Es ist nur der Geist.

Zwischen dem atman (Selbst) und den Sinnesorganen ist ein verbindendes Glied nötig. Wir erkennen die Existenz eines inneren Organs, den Geist, durch welchen die Wahrnehmung erfolgt. Wenn es das innere Organ nicht gäbe, würde daraus entweder andauernde Wahrnehmung oder andauernde Nicht-Wahrnehmung resultieren.

Wahrnehmung findet statt, wenn zwischen dem atman, den Sinnen und dem Geist (das sind die drei Instrumente der Wahrnehmung) eine Verbindung existiert. Würde diese Wirkung ausbleiben, würde daraus fortdauerndes Nicht-Wahrnehmen resultieren.

Wie auch immer, keines von beidem ist der Fall. Wir müssen daher die Existenz eines inneren Organs anerkennen, aufgrund dessen Aufmerksamkeit oder Unaufmerksamkeit, Wahrnehmung oder Nicht-Wahrnehmung stattfinden. Dies ist der Beweis für die Existenz des Geistes.

Der Geist ist nichts anderes als eine Ansammlung von Eindrücken. Er ist ein Bündel aus Gewohnheiten. Er ist eine Sammlung von Begierden, die durch den Kontakt mit verschieden Objekten entstehen. Er ist eine Ansammlung von Gefühlen, die aus weltlichen Beschäftigungen stammen; von Vorstellungen, gesammelt von verschiedenen Objekten. Diese Begierden, Vorstellungen und Gefühle verändern sich konstant.

Manche alte Begierden und Gefühle verlassen ständig das Warenhaus, den Geist, und werden durch andere ersetzt. Dieser ständige Wechsel wirkt keineswegs störend auf die Harmonie der geistigen Vorgänge. Manche Vorstellungen und Gefühle vergehen und die, die verbleiben, arbeiten in gesunder Kooperation mit den neu Ankommenden. Sie arbeiten in Harmonie und diese Harmonie erhält die Identität der geistigen Existenz.

06.07.01 DER GEIST IST ALLES

Der Geist (mind) alleine ist die ganze Welt, mit den damit verbundenen Schmerzen, Alter, Tod, Sünden, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther und all den inneren Organen. Der Geist bindet den Menschen. Derjenige, der seinen Geist unter Kontrolle gebracht hat, ist ein wahrhaftiger Gott auf Erden. Wir leben in einer Welt der Gedanken. Zuerst gibt es den Gedanken und dann folgt der Ausdruck dieses Gedankens durch das Sprachorgan.

Gedanke und Sprache sind vertraulich miteinander verbunden. Liebende Gedanken erheben und ermutigen andere Menschen. Unfreundliche Gedanken, Gedanken des Ärgers, der Verbitterung und der Arglist verletzen andere. Gedanken sind Dinge. Klang, Berührung, Geschmack, Form und Geruch, die Zustände des Wachens, Träumens und Tiefschlafes - alle sind lediglich Produkte des Geistes.

Gedanken wie Leidenschaft, Ärger, Bindung, Zeit - wisst, dass diese alle aus dem Geist resultieren. Das einzige wahre Laboratorium ist der Geist. Studiert ihn, prüft ihn und geht dann über ihn hinaus. Dann werdet ihr die Wahrheit realisieren; dann werdet ihr die verborgene Seele entdecken. Nur wenn euer Geist still ist, werdet ihr euch des Friedens in eurem eigenen Zuhause erfreuen können, so wie ihr euch dieses Friedens in den Wäldern erfreut.

Der Mensch hat ein Mental (engl.: mind). Aber das Mental ist nicht der Mensch. Das Mental, der Geist, ist ein guter Diener. Er ist lediglich ein Instrument. Nutzt es taktvoll und richtig. Die erste Voraussetzung für Glücksgefühle ist die Kontrolle über den Geist oder das niedere Selbst. Euer Gedanke ist auf eurem Gesicht abgedruckt. Das Mental ist die Brücke, die den Menschen mit dem Göttlichen verbindet.

Euer Körper, euer Geschäft, euer Haus, sind alles nur Vorstellungen innerhalb eures eigenen Geistes. Gedanken sind eine dynamische Kraft. Gute Gedanken ist die erste Vervollkommnung; sie sind der wahre Reichtum. Emotionen sind die treibende Kraft auf dem Rücken des Geistes. Willenskraft ist der Universalschlüssel zum Erfolg. Wissen, Gedanken, Intellekt und Verstand sind Eins.

Appetit, Instinkt, Reiz und Begierde sind eins. Gefühle, Ambition, Stimmung und Mut sind eins. Das Mental (mind) ist der Herr des Körpers. Die Seele ist der Herr des Mental. Ihr seid, essenziell, die unsterbliche Seele. Ihr seid höher als Körper und Mental (mind). Erinnert euch stets dieser höchsten Tatsache und lebt in dem Bewusstsein eurer spirituellen Natur.

7.7. - 12.7. nicht gefunden

13.07.01 GEIST UND MATERIE

Der Geist (mind) ist keine grobe Sache, sichtbar und fühlbar; seine Existenz kann nirgends gesehen werden; seine Größe kann nicht gemessen werden; er benötigt keinen Raum, in dem er existieren kann. Geist und Materie sind zwei Aspekte, bzw. Subjekt und Objekt ein- und desselben, vollkommenen Brahman - der selber weder das eine, noch das andere ist und doch beide beinhaltet.

Der Geist geht der Materie voraus; das ist die Theorie des Vedanta. Die Materie geht dem Geist voraus; das ist die Theorie der Wissenschaft. Der Geist ist in dem Sinn immateriell, dass er nicht die Eigenschaften der abwägbarer Materie hat. Er ist aber nicht in dem Sinn immateriell, in dem Brahman (reiner Geist) immateriell ist.

Der Geist ist die subtile Form von Materie. Infolge dessen ist er der Souffleur des Körpers. Der Geist ist aus subtiler, reiner (sattvischer), atomarer Materie gemacht. Der Geist ist ganz und gar Elektrizität. Er wird aus dem subtilsten Teil der Nahrung geformt. Die Seele ist die einzige Quelle der Intelligenz; es ist offensichtlich, dass sie in ihrem eigenen Licht leuchtet.

Die Organe oder Geist und Sinne beziehen ihre Prinzipien der Aktivität und Lebens von der Seele. Von sich aus sind sie leblos. Folglich ist die Seele immer das Subjekt und niemals das Objekt. Der Geist (mind) ist das Objekt der Seele.

Es ist ein Haupt-Grundsatz des Vedanta, dass das, was ein Objekt für ein Subjekt ist, keine Intelligenz haben kann. Selbst das Prinzip des Selbstbewusstseins ist ohne Intelligenz - es existiert nicht aus eigenem Licht heraus, sondern ist ein Objekt der Apperzeption (begrifflich urteilendes Erfassen) der Seele.

Der Geist ist zusammengesetzt aus grober und feiner Materie, entsprechend den Bedürfnissen des mehr oder weniger entfalteten Bewusstseins, welches mit ihm verbunden ist. In dem Gebildeten ist er aktiv und klar definiert. In dem Ungebildeten ist er umwölkt und unklar definiert.

Vollkommenes Bewusstsein ist allen gemein. Es ist eins. Alle Tätigkeiten des Geistes werden dem einen, allen gemeinen, Bewusstsein vorgelegt, das der Zeuge aller geistigen vrittis (Gedankenwellen) ist. Es ist der Geist, der den Menschen begrenzt, der in Tatsache identisch mit Brahman ist.

Diese Realität wird dann realisiert, wenn der Vorhang der Unwissenheit beseitigt wird. Für Brahman ist der Geist ein Objekt der Wahrnehmung. Atman nimmt direkt all die Erscheinungen des Geistes wahr - Begierden, Vorstellungen, Zweifel, Glauben, Scham, Intellekt, Angst, etc. - und verbleibt dabei doch völlig unberührt und ungebunden.

14.07.01 DER GEIST WIRD ZUM KÖRPER

Der Körper mit seinen Organen ist nichts anderes als der Geist (mind). Der physische Körper ist die äußere Manifestation des Geistes. Der Geist ist die subtile Form des physischen Körpers. Der Geist wird selbst zum Körper, indem er über den Körper kontempliert. Dann, verstrickt in die Kontemplation, wird der Geist vom Körper heimgesucht. Alle Körper haben ihren Sitz im Geist. Sollte der Geist gelähmt sein, wird der Körper keinerlei Intelligenz zeigen.

Der Geist vollzieht äußerst schnell alle Handlungen in der linga sharira (subtiler Körper) und schwankt dadurch. Aber der grobe Körper ist völlig unwissend und inaktiv. Sollte sich dieser grobe Körper auflösen, nimmt der Geist schnell einen frischen Körper an. Dieser physische Körper ist sozusagen der Abdruck des Geistes. Er ist durch den Geist gemacht, um die eigene Energie verströmen zu können, um sich selbst zu vergnügen. Dadurch gewinnt er verschiedene Erfahrungen dieser Welt durch die Organe des Wissens oder der Wahrnehmung.

Der Körper ist wirklich nichts anderes als unsere Gedanken, Launen, Überzeugungen und Gefühle, für das nackte Auge sichtbar gemacht. Jede Zelle unseres Körpers leidet oder wächst, empfängt einen Lebensimpuls oder einen Sterbensimpuls, von jedem Gedanken, der in den Geist gelangt. Ihr tendiert dazu, in das Bild des Dinges, an das ihr am meisten denkt, hinein zu wachsen. Wenn der Geist sich stark mit einem gewissen Gedanken beschäftigt, wird eine definierte Schwingung von Materie vorbereitet. Dies wiederum tendiert dazu, sich zu wiederholen, eine Gewohnheit zu werden.

Der Körper folgt dem Geist und ahmt dessen Veränderungen nach. Jede Veränderung in euren Gedanken erzeugt eine Vibration in eurem mentalen Körper und diese verursacht, wenn sie an den physischen Körper weitergeleitet wird, Aktivität im Nervengewebe des Gehirn. Und diese Aktivität im Gehirn und in den Nervenzellen verursacht elektrische und chemische Veränderungen im Körper.

Vedanta fügt dem noch folgendes hinzu: "Seht und fühlt Brahman überall. Ignoriert die Namen und Formen." Dies lehrt euch, mittels vicara (Nachforschung), rechtes Denken und Meditation, atma bhava (das Gefühl, dass das Selbst alles ist) oder Brahma bhava (das Gefühl, dass Brahman alles ist) zu entwickeln.

Wenn ausschließlich ein Gedanke den Geist beschäftigt, kommt ein geistiger Zustand oder bhava auf, der mit der Natur des Gedankens korrespondiert. Denkt an euren Feind - der feindselige bhava manifestiert sich.

Denkt an Gnade und universelle Liebe - prema (Liebe) bhava oder karuna (Mitgefühl) bhava werden sich manifestieren. Denkt an universellen Dienst - seva (Dienen) bhava wird sich manifestieren. Denkt an Lord Krishna und seine lilas (Spiele) - Krishna-prema bhava wird sich manifestieren. Gefühle begleiten immer das Denken; sie sind wie Feuer und Hitze - unzertrennlich.

15.07.01 WIE MAN RECHTES DENKEN KULTIVIERT

Jeder Gedanke birgt eine gewisse Vorstellung, Gestalt, Dimension, Gewicht, Form, Farbe, etc. Ein Gedanke ist ebenso Materie wie ein Stein. Ein Tisch ist eine mentale Vorstellung plus ein äußeres Etwas. Was auch immer ihr Außen seht, besitzt ein entsprechendes Gegenstück im Geist. Die Pupille ist ein kleines, rundes Ding im Auge und die Retina ist eine andere, kleine Struktur im Auge. Wie funktioniert es, dass das Bild eines großen Berges, das durch diese kleine Öffnung gesehen wird, in den Geist gelangt? Wie passt die große Gestalt eines Berges durch das kleine Loch im Auge? Das ist das Wunder aller Wunder. Das Bildnis des Berges existiert bereits im Geist. Der Geist ist wie ein großes Stück Segeltuch, das alle Bilder der außen wahrgenommenen Objekte enthält.

Gedanken bewegen sich und wechseln von einem Menschen zu einem anderen. Gedanken beeinflussen die Leute ganz leicht. Ein Mensch mit starken Gedanken kann ganz leicht Menschen mit schwachen Gedanken beeinflussen. Telepathie ist ein Zweig der okkulten Wissenschaft, in welchem der yogi Botschaften an irgendeinen Menschen in irgendeinem Teil der Erde übertragen kann.

Ein Gedanke des Ärgers oder Hasses sendet Pfeile von der Gedankenfabrik in Richtung der Person, auf die die Gedanken zielen. Sie verletzen die Person, bringen Zwietracht und Disharmonie in die Gedankenwelt und kehren wieder zu dem Absender der Gedanken zurück und verletzen auch ihn. Wenn einer die Wirkung und Macht von Gedanken versteht, wird er viel vorsichtiger in der Erzeugung seiner Gedanken in seinem geistigen Laboratorium werden.

Entwickelt die Fähigkeit, ausschließlich satvische (reine) Gedanken zu produzieren, indem ihr langwierige geistige Disziplin übt und durch diätetische Korrekturen, Wiederholung von guten, bedeutungsvollen Hymnen, durch gute Gesellschaft, das Studium heiliger Bücher, japa (Wiederholung des Namens Gottes), Meditation, Pranayama (yogisches Atmen), Gebete, usw. Ein guter Mensch kann einem Freund alleine schon dadurch helfen, dass er ihm gute Gedanken schickt, selbst wenn Letzterer weit entfernt wohnt. Erlaubt keinen schlechten Gedanken, eure Gedankenfabrik zu betreten. Passt ständig auf eure Gedanken auf. Vermeidet nutzloses Denken. Bewahrt eure geistige Energie.

Um sublime Gedanken zu kultivieren, solltet ihr euch stets mit dem Ausführen von tugendhaften Taten und dem Studium von religiösen Büchern beschäftigt halten. Löscht zufälliges Denken aus. Denkt nur an ein Subjekt und seine verschiedenen Aspekte. Wenn ihr das tut, erlaubt ihr niemals einem anderen Gedanken, den bewussten Geist zu betreten. Zieht den Geist wieder und wieder auf das vorliegende Subjekt zurück. Nehmt dann einen anderen Gedanken auf, wenn ihr den vorherigen erschöpft habt.

Durch diese Praxis werdet ihr organisiertes Denken entwickeln. Die geistigen Bilder werden dadurch große Stärke und Kraft gewinnen; sie werden scharf umrissen und wohl definiert sein. Bei gewöhnlichen Personen sind die geistigen Bilder undefiniert.

16.07.01 ÜBER DIE VRTTI

So kann man sich das vielleicht vorstellen ...

Das geistige Gewebe ist chitta. Es ist eine mentale Substanz. Die vrtti oder Gedankenwelle ist eine Modifikation des geistigen Gewebes. Es ist ein Vorgang. So wie Wellen und Blasen von der Oberfläche des Ozeans aufsteigen, so steigen auch diese vrittis von der Oberfläche des Geist-Ozeans auf. So wie die Sonnenstrahlen von der Sonne ausgehen, so gehen auch diese mentalen Strahlen (Modifikationen der vrttis) von der Geist-Sonne aus. So wie die Sonne sich selbst am Abend mit dem Horizont vereinigt, indem sie all ihre Strahlen sammelt, so müsst auch ihr euch mit der Sonne aller Sonne, mit dem absoluten Bewusstsein, dem ewigen Frieden verbinden, indem ihr all die ausschweifenden geistigen Strahlen sammelt und den Geist selbst auflöst.

Die Funktion der vrtti im Geist ist es, die Beseitigung der Ursache der die Unwissenheit verdeckenden Objekte zu veranlassen. Grobe Unwissenheit verhüllt alle Objekte. Wenn sie beseitigt ist, wird die Wahrnehmung von Objekten möglich.

Durch eigene Anstrengung nimmt der Geist die Form jedes beliebigen Objektes an und konzentriert sich auf sich selbst. Wenn der Geist an Brahman denkt, wird der einzige, letzte Gedanke an Brahman geformt. Seid wachsam. Beobachtet den Geist und seine Aktivitäten. Das Objekt bindet euch nicht - es ist die vrtti, die [Identifikation]] mit der vrtti, die Anhaftung und Bindung verursacht.

Wenn ihr mit Geist, Körper und vrttis eins werdet, werdet ihr verschiedene Arten der Not und des Leides erfahren. Das ganze Universum wurde alleine durch vrttis geschaffen. Wenn diese geistigen Gedankenwellen nachlassen, könnt ihr den absoluten Zustand höchsten Friedens und Glückseligkeit erlangen. So, wie Seife den physischen Körper reinigt, so reinigen japa (Wiederholung) eines jeden mantra, dhyana (Meditation) und kirtan (rhythmisches Rezitieren), zusammen mit der Praxis der yama und niyama (Disziplin), den Geist von allen Unreinheiten. So wie ihr den physischen Körper mit Nahrung erhaltet, so werdet ihr auch dem Geist Nahrung geben müssen, sowie der Seele spirituelle Nahrung.

Nur wenn die Modifikationen vergehen, betretet ihr die Stille. Realisiert das. Schließt die Augen, zieht die Sinne zurück, beruhigt den Geist, stillt die Gedanken, schärft den Intellekt, läutert das citta, meditiert über Om und rezitiert es mit Gefühl. Betretet die Stille. Stille ist atman, das Zentrum - sie ist in der Herz-Höhle. Wenn der Geist von einem Objekt zum nächsten rennt, gibt es einen Moment zwischen den Intervallen, in dem ihr ohne den Geist (mind) seid - das ist Brahman.

17.07.01 DIE WELLEN DES GANGES

Erfahrung ist niemals ohne Bewusstsein möglich. Alles was ewig ist, muss unendlich und unbegrenzt sein. Bewusstsein ist unbegrenzt; das Bewusstsein der Begrenzung zeigt, dass Bewusstsein größer ist als Begrenzung. Vollkommenheit ist das Erlangen unsterblichen Lebens oder reines Bewusstsein. Das Nachforschen nach "Wer bin ich?" führt zur Selbstverwirklichung (Brahma-jnana). Göttliche Weisheit kann nur von denen erlangt werden, die mit Reinheit ausgestattet sind. Zerreißt den Schleier. Verwirklicht die Realität.

Schmerz stellt sich ein, wenn man etwas nicht hat, was man haben möchte, oder wenn man etwas hat, was man nicht haben möchte. Brahman ist ohne ein Zweites. In Brahman ist weder Schmerz, noch Wollen. Daher ist Schmerz im Absoluten nicht möglich. Kontakt ist die Mutter des Schmerzes. Das Absolute kann keine Kontakte haben und daher - kein Schmerz. Brahman ist frei von allem Wollen und Begehren, weil es alles in sich enthält. Deshalb ist es eine Verkörperung von Glückseligkeit.

Glückseligkeit ist keine Eigenschaft. Es ist die wesentlichste Essenz des Selbst oder atmans. Da das Selbst von Natur aus absolut ist, ist auch seine Glückseligkeit absolut. Mit Brahman verhält es sich genauso.

Zerschlagt das Ego. Erreicht hier und jetzt das Ziel. Nehmt die innere Essenz und erlangt Vollkommenheit. Lockert nicht die scharfe Wachsamkeit gegenüber euren subtilsten Feinden - Selbstsucht und Begierde. Wo könnt ihr den Herrn sehen? Ich fand den Herrn, wo das "Ich" nicht existierte.

Befreiung gibt es dort, wo es keine Wahrnehmung eines "Ich" gibt. Die Wahrnehmung von "Ich" und "Mein" bedeutet Unfreiheit. Identifiziert euch mit der all-durchdringenden Seele(atman). Ihr werdet Unsterblichkeit erlangen. Das ist das Geheimnis des unsterblichen Lebens.

Mit dem Wachsen und der Ausweitung eures innersten Wesens, erreicht ihr größere Vollkommenheit und Erfüllung, und Glückseligkeit ist das Ergebnis hiervon. Säubert euch von Selbstsucht und Egoismus. Entflieht den Begrenzungen von Raum und Zeit. Verliert jedes Gefühl der Getrenntheit. Vereint euch mit Brahman bzw. dem Absoluten. Die Praxis der Gegenwart Gottes wird das Auflösen des Ego-Schleiers bewirken.

Jetzt wird sich göttliche Liebe manifestieren und ewige Glückseligkeit wird in euch fließen. Die Gnade des Herrn ist immer mit den aufrichtigen, selbstlosen Seelen.

18.07.01 WIE SICH EINDRÜCKE BILDEN

Eine Erfahrung auf der Sinnesebene sinkt in die Tiefen des Unterbewusstseins. Dort wird es zu einem samskara (ein Eindruck). Der Eindruck einer Erfahrung formt sich im citta (Unterbewusstsein) zu genau dem Zeitpunkt, an dem der Geist die Erfahrung erlebt. Zwischen der gegenwärtigen Erfahrung und der Bildung des samskara im Unterbewusstsein existiert keine Lücke.

Eine spezifische Erfahrung hinterlässt ein spezifisches samskara und die Erinnerung an diese Erfahrung entspringt dann eben diesem bestimmten samskara, das sich aus der bestimmten Erfahrung geformt hat.

Wenn ihr das erste Mal eine Orange erhaltet und sie probiert, erhaltet ihr Wissen über die Orange. Sofort wird ein samskara im Unterbewusstsein geformt. Dieses samskara kann jederzeit eine Erinnerung an das Objekt, die Orange und das Wissen über die Orange erzeugen. Das heißt, das Objekt und der Akt des Wissens sind nicht unterscheidbar, sie sind sogar untrennbar.

Samskaras sind auch als die `zurückbleibende Kraft´ bekannt. Wenn alle vrttis oder Gedanken hinwegsterben, bleibt der Rahmen des Geistes übrig, mit den samskaras. Dies wird als der `potenzielle Geist´ bezeichnet. Alle samskaras koexistieren im Geist. Vrttis klingen langsam ab, Spuren im Geist hinterlassend. Diese Spuren sind die samskaras. Von denen entspringt die Erinnerung.

Wenn ihr die yogische Sicht habt, könnt ihr ganz plastisch die Wunder wahrnehmen, die in der mentalen Fabrik eines Individuums geschehen. Ihr könnt sehen, wie die vrttis aus dem Geist-See aufsteigen. Ihr könnt sehen, wie sie sich senken. Ihr werdet völlig verwundert sein. Samskaras sind wie Kräfte, sie helfen oder hemmen einander.

Die Gesamtsumme aller samskaras ist als karmasaya (Behälter aller Arbeiten) bekannt und das wird sancita karma (angesammelte Arbeit) genannt. Wenn ein Mensch seinen physischen Körper verlässt, trägt er seinen Astralkörper, der siebzehn tatvas (Elemente) und den karmasaya auf die geistige Ebene. Der karmasaya wird durch das höchste Wissen, das man durch das asamprajnata samadhi (der non-duale überbewusste Zustand) erlangt, gänzlich verbrannt.

19.07.01 MACHT EUCH DAS UNTERBEWUSSTSEIN ZUNUTZE

Die geistigen Prozesse sind nicht alleine auf den Bereich des Bewusstseins begrenzt. Der Bereich des Unterbewusstseins hat ein viel größeres Ausmaß, als der Bereich des Bewusstseins. Wenn Botschaften bereit sind, kommen sie wie ein Blitz durch die Falltür des Unterbewusstsein an die Oberfläche des Bewusstseins. Nur zehn Prozent der geistigen Aktivitäten kommen in den Bereich des Bewusstseins. Wenigstens neunzig Prozent unseres geistigen Lebens ist unterbewusst.

Wir sitzen und versuchen ein Problem zu lösen. Wir versagen. Wir schauen uns um. Wir versuchen es wieder und wieder, aber wir versagen. Plötzlich steigt die Idee auf, die zur Lösung des Problems führt. Die unterbewussten Prozesse waren tätig. Das Unterbewusstsein ist euer ständiger Begleiter und aufrichtiger Freund. Selbst im Schlaf arbeitet er pausenlos. Es arrangiert, klassifiziert, vergleicht, sortiert die Fakten und Zeichen und arbeitet eine zufriedenstellende Lösung aus.

Mit Hilfe eures Unterbewusstseins könnt ihr eure lasterhafte Natur ändern. Durch das Kultivieren von gesunden, tugendhaften Eigenschaften könnt ihr eure lasterhafte Natur überwinden. Wenn ihr die Angst zu bewältigen sucht, verneint geistg, dass ihr Angst habt. Konzentriert eure Aufmerksamkeit auf die gegenteilige Eigenschaft, das Ideal des Mutes. Wenn sich Mut entwickelt hat, verschwindet die Angst von selbst. Positives überwindet Negatives. Ihr könnt in eurem Unterbewusstsein neue Gewohnheiten entwickeln, neue Ideen, neue Geschmäcker und einen neuen Charakter, einfach indem ihr die alten ändert.

Alle Handlungen, Vergnügungen und Erfahrungen hinterlassen ihre Eindrücke im Unterbewusstsein in der Form von subtilen Eindrücken oder zurückbleibenden Kräften. Samskaras sind der Hauptgrund für das Leben und die Erfahrung von Vergnügen und Schmerz. Die Erweckung von samsaras rufen die Erinnerung hervor. Der Yogi taucht tief nach innen und kommt in direkten Kontakt mit diesen samskaras.

Er empfängt sie durch seine innere, yogische Schau. Wenn ihr euch an etwas zu erinnern wünscht, müsst ihr euch darum bemühen. Ihr müsst hinunter in die Tiefen des Unterbewusstseins steigen und dann die richtige Sache aus einer wunderlichen Mischung aus vielfältigen, irrelevanten Gegenständen herauspicken.

20.07.01 ÄNDERT EURE GEWOHNHEITEN

Der Geist (mind) ist ein Bündel von Gewohnheiten. Schlechte Gewohnheiten und Vorurteile, verborgen in der eigenen Natur, werden an die Oberfläche des Geistes gebracht, wenn sich eine Gelegenheit dafür ergibt. Wenn ihr eure Gewohnheiten ändert, ändert ihr auch euren Charakter. Ihr sät eine Gewohnheit und erntet eine Charaktereigenschaft. Ihr sät einen Charakter und erntet ein Schicksal.

Gewohnheiten entspringen dem bewussten Geist, aber wenn sie sich durch konstante Wiederholung festsetzen, sinken sie in das Unterbewusstsein und werden zu einer `zweiten Natur´. Gewohnheiten können dennoch durch eine neue, gesunde und angenehme Gewohnheit, mit einer stärkeren Beschaffenheit, geändert werden. Gegenwärtig denkt ihr: "Ich bin der Körper". Denkt: "Ich bin Brahman". Im Laufe der Zeit werdet ihr euch im Brahmischen Bewusstsein etablieren.

Seid kein Sklave eines Konzeptes. Wann immer ihr eine neue, gesunde Idee habt, müssen die alten Vorstellungen aufgegeben werden. Im Geist findet ein innerer Kampf statt zwischen `Natur´ und `Willen´, zwischen alten, weltlichen Gewohnheiten und neuen, spirituellen Gewohnheiten.

Im Fall der Aspiranten (des spirituellen Weges; d.Ü.), findet der Kampf zwischen alten samskaras der Sinneswelt und neuen, spirituellen samskaras statt. Es ist ein Kampf zwischen den guten Eindrücken der Vergangenheit und den schlechten Eindrücken der Vergangenheit. Es ist ein Kampf zwischen viveka (Weisheit) und instinktivem Geist und indriyas (Sinne).

Schließlich wird der Wille, der rein, stark und beständig ist, zwangsläufig siegen müssen. Darüber gibt es keinen Zweifel. Während eure Vernunft wächst und ihr weiser und weiser werdet - durch Studium, durch Kontakt mit den Weisen und durch Meditation - muss euer Geist wohl vorbereitet sein, um neue, gesunde, rationale Ideen aufnehmen zu können und die alten, krankhaften zu meiden.

Der Geist ist euer Werkzeug. Wenn Emotionen aufsteigen, separiert sie, studiert sie, analysiert sie - aber identifiziert euch nicht mit ihnen. Meistert eure Impulse, Emotionen und Launen. Erhebt euch von der Position des Sklaven zu der eines spirituellen Königs.

So wie die Wiederholung eines Gedankens oder einer Tat zur Vervollkommnung führen, so führt auch die Wiederholung des selben Prozesses oder der selben Idee, zur Vervollkommnung von Abstraktion, Konzentration und Meditation.

Gebt Gott euren ganzen Geist hin. Nur dann werdet ihr euch verwirklichen. Selbst wenn nur ein Strahl des Geistes nach außen geht, wird es unmöglich sein, Gottverwirklichung zu erlangen. Ihr könnt euch keines Friedens des Geistes erfreuen, ihr könnt keine Meditation praktizieren, wenn der Geist hin- und hergeschleudert wird. Vernichtet weltliche Begierden durch Leidenschaftslosigkeit und ergebt euch dem Herrn.

21.07.01 DIE GEISTIGE FABRIK

Nun werde ich euch zu der äußerst wundervollen geistigen Fabrik mitnehmen. Sie ist euch sehr nahe; sie ist das Wunder aller Wunder. Selbst ein überzeugter Materialist wird, wenn er sehr aufrichtig ist, augenblicklich in einen vollkommenen Theisten verwandelt werden, wenn er seine Augen für einen Moment schließt und ernsthaft über die Arbeit in dieser wunderbaren Fabrik reflektiert. Die Kena Upanishad beginnt mit folgenden Zeilen: "Wer ist der Direktor des Geistes? Wer gibt Licht und Kraft an den Geist?" Sie fährt fort: "Brahman ist der Geist des Geistes (mind of minds; d.Ü.), das prana (Leben) der pranas, das Auge der Augen, das Ohr der Ohren."

Welch kühne Philosophie. Mit einem Mal erhebt sie den Menschen zu einer unfehlbaren Lösung für all die verschiedensten Probleme des Lebens. Die vier mahavakyas (große Äußerungen): Prajnanam brahma (Bewusstsein ist das Absolute); aham brahmasmi (Ich bin das Absolute); tat twam asi (Das bist Du); ayam atma brahma (das Selbst ist das Absolute); flößen Kraft und Freude in die Herzen aller Hörer. Sie produzieren drastische Änderungen in eurem Leben. Dann werdet ihr lachen über den eitlen Pomp, die leere Herrlichkeit und das künstliche und miserable Leben eines reichen Menschen.

Die Augen und die Ohren sind die Torwächter dieser geistigen Fabrik - sie sind der `Weg nach Innen´ und der Mund ist der `Weg nach Außen´. Augen und Ohren bringen die geistige Materie zur Fertigung in die Fabrik. Licht- und Klangschwingungen werden durch diese zwei Zugänge nach Innen gebracht.

Zuallererst werden sie durch den Geist zu Empfindungen gemacht. Sie werden dann dem Intellekt präsentiert. Der Intellekt formt diese Empfindungen dann in Begriffe oder Ideen um. Diese Ideen werden durch den äußeren Torwächter, das Sprachorgan, ausgedrückt.

Die äußeren physischen Augen und Ohren sind bloße Instrumente. Aber die wirklichen Seh- und Gehörzentren befinden sich im Gehirn und im Astralkörper - das sind die wahren Sinne. Versteht diesen Punkt gut. Der Intellekt empfängt diese Materialien vom Geist und legt sie dem purusa oder atman (das Selbst) vor, der hinter der Leinwand ist.

Der Geist ist der Chef-Sekretär dieser mentalen Fabrik. Er hat zehn Angestellte: zum einen sind da die fünf jnana indriyas (Sinne), um Neuigkeiten von den Sachverhalten von Außen zu liefern. Die Sachverhalte werden durch den Geist dem Intellekt vorgelegt, der sie dem purusa (inneres Selbst) vorlegt. Vom purusha kommt eine Botschaft zurück an den buddhi (Intellekt). Buddhi untersucht und entscheidet und gibt dann die Antwort zur Ausführung zurück zum Geist. Dann sind da die fünf karma indriyas (Sprachorgane, Hände, Füße, Genitalien und Anus), die die Anordnung des Geistes, der ihr Meister ist, ausführen.

22.7. nicht gefunden

23.07.01 MEHR ÜBER DAS INNERE INSTRUMENT

Werdet euch über den Geist im klaren

Wenn ihr klarsichtig die innere Arbeit dieser geistigen Fabrik visualisieren könnt, werdet ihr sehen, dass es wie ein großes Fernsprechamt ist; die Nachrichten kommen aus verschiedenen Häusern und Firmen in das Zentralamt. Der Telefonist steckt, verbindet und unterbricht mit den verschiedenen Schaltern. So steckt, verbindet und unterbricht auch der Geist. Wenn ihr etwas sehen wollt, steckt der Geist einen Stecker in die anderen vier Sinne (Zentren des Hörens, Schmeckens, Riechens und Tastens). Wenn ihr etwas hören wollt, steckt der Geist den Stecker in die anderen vier Zentren.

Der Geist funktioniert mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Im Unterbewusstsein befinden sich zahllose Sortierfächer, wo verschiedene Arten von Dingen in vollkommener Ordnung aufgezeichnet sind. Dort sind sie in akkurater Präzision klassifiziert, gruppiert und gekennzeichnet.

Ein Eindruck entsteigt als eine Gedankenwelle und kommt an sie Oberfläche des Geistes. Sie reizt den jiva (das Individuum) zur Handlung. Ihr könnt auch verschiedene Farben in den Gedanken sehen - spirituelle oder heilige Gedanken sind in einer wundervollen gelben Farbe getönt. Wenn es Gedanken des Zornes gibt, schießen dunkelrote Pfeile aus dem Geist heraus. Im Kosmos gibt es eine perfekte Ordnung - das Arbeiten findet glatt und harmonisch statt, weil da der antaryami (innerer Kontrolleur) hinter der Arbeit steht, der sie dirigiert und leitet. In der bloßen Anwesenheit des inneren Führers, der innewohnenden, völlig durchdringenden Gegenwart, arbeiten der Geist und die anderen inneren Fakultäten ohne jede Reibung.

Es gibt verschiedene Regionen für Empfindungen, Gefühle, Instinkte und Reize. Im Geist gibt es Hoch- und Tiefebenen. Dort befindet sich die spirituelle Ebene und dort sind die Ebenen des instinktiven Geistes und des Intellektes. Auf der anderen Seite tritt der Wille hinzu, um einen gewissen starken Wunsch des Geistes auszuführen. Die anderen Fakultäten, wie z.B. die Erinnerung und die Fähigkeit zu Urteilen und zu reflektieren stehen dahinter, in einer disziplinierten Aufstellung, um ihrem Meister, dem Willen, zu helfen. Nachdem der Wille die Anordnung ausgeführt hat, kommt die Vorstellungskraft hervor und spekuliert. Die Erinnerung hilft der Vorstellungskraft.

Dann zeigen die drei gunas (Eigenschaften der Natur), die mannigfaltigen Verfahren und die dreizehn schlechten vrttis (Sinneslust, Ärger, etc.) ihr Gesicht in verschiedenen Farben. Sie kommen zu dem Schauplatz, tun ihre Arbeit und ziehen sich für eine Pause zurück. Worte können nicht beschreiben, wie aufregend diese Szene ist. Entwickelt diese scharfsichtige astrale Sicht durch Läuterung und Konzentration.

Vergesst nicht den inneren Führer, der selbst dann wach ist, wenn die geistige Fabrik zeitweise geschlossen ist. Läutert den Geist. Praktiziert Konzentration. Entwickelt die Kraft des Geistes. Schließlich werdet ihr mit Ihm verschmelzen.

24.07.01 SUBTILE BEGIERDEN

Das höchste Gut der Existenz ist das Erlangen von Wissen über das Selbst, die Verwirklichung des einen homogenen Selbst. Das Wissen über das Selbst kann nur dann entstehen, wenn all die vasanas gelöscht werden. Vasanas sind subtile Begierden; sie sind von Natur aus grausam. Manche Philosophen definieren vasanas als Neigungen oder Veranlagungen. Andere sagen, dass sie blindes Anhängen an Sinnesobjekten sind, hervorgerufen durch intensives Verlangen oder Begehren, ohne Überlegung oder Denken.

Es gibt zwei Arten von vasanas - die reinen und die unreinen. Reine vasanas befreien einen von der Wiedergeburt. Unreine vasanas veranlassen den Geist zu schwanken, indem sie Aufregung im Geist und Neigungen für Objekte erzeugen. Wenn euch reine vasanas leiten, werdet ihr schon bald den unsterblichen Sitz unbeschreiblicher Pracht erreichen. Die vasanas, die von euch in vergangenen Leben erzeugt wurden, werden euch in späteren Leben anhaften. Aber wenn reine vasanas an euch haften, werdet ihr ganz leicht Wissen über das Selbst erlangen, durch welches ihr Befreiung erlangen werdet. Wenn euch die unreinen vasanas anhaften, werdet ihr Schmerzen und Sorgen erfahren; ihr werdet in diese Welt wiedergeboren werden, wieder und wieder.

Der Baum-Geist (tree-mind) hat zwei Samen - eine ist vasana und der andere ist die Fluktuation von prana (Leben). Die Samen bringen einen großen Baum hervor und der Baum produziert wieder Samen. Ebenso steigt auch die Schwingung von prana durch vasanas auf und die vasanas operieren durch die Bewegung von prana. Wenn einer von beiden zugrunde geht, werden beide bald dahinscheiden.

Selbstsucht ist der erste asurische (dämonische) Sohn von avidya (Unwissenheit). Selbstsucht hat zwei asurische Töchter - raga und vasana. Zwischen vasana und raga existiert eine vertrauliche Beziehung. Raga ist Anhaftung. Mamata (Besitzdenken) wird durch raga verursacht. Wenn ihr raga und vasana töten möchtet, müsst ihr die Selbstsucht vernichten. Wenn ihr die Selbstsucht vernichten möchtet, müsst ihr zuerst avidya vernichten. Zerstört zuerst avidya - raga und vasana werden von selbst sterben.

Der Geist (mind) ist die Ursache für Sklaverei und Freiheit. Ein Geist, gefüllt mit unreinen vasanas, führt zur Sklaverei, wohingegen ein Geist, der an vasanas verarmt ist, zur Freiheit tendiert. Wenn der Geist (durch die Zerstörung der vasanas) zum Nicht-Geist wird, werdet ihr unbekümmert. Wenn ihr unbekümmert werdet, dämmert die Intuition und ihr werdet mit dem Auge der Weisheit ausgestattet sein. Ihr werdet euch unbeschreiblichen Friedens erfreuen.

25.07.01 DIE WELT DER GEGENSÄTZE

Eine Sache, die euch im einen Moment süß und angenehm vorkommt, bringt in einem anderen Moment genau die entgegengesetzte Empfindung hervor. Wer hat das noch nicht erlebt, in dieser Welt der Gegensätze? Objekte, nach denen man sich gesehnt hat, sind angenehm; hat man sich nicht nach ihnen gesehnt, sind sie bitter. Deshalb sind vasanas (Neigungen) die Ursache für sinnliches Vergnügen. Das Vergnügen wird aufhören, wenn ihr eure Befriedigung in ihnen gefunden habt, aber wenn vasanas enden, wird der Geist zugrunde gehen und alles andere wird zerstört werden. Vernichtet deshalb diese vasanas, die Feinde von atma-jnana (Selbsterkenntnis) und Unsterblichkeit.

Der Geist hängt an Sinnesobjekten. Wenn die vasanas vergehen, hört der Geist auf, an Objekte zu denken und wir erreichen den Zustand der Gedankenlosigkeit. Ihr werdet auch trotz widriger Umstände und vielen Hindernissen einen ausgeglichenen Geist haben. Vasanas scheiden durch Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungsvermögen, Kontrolle der Sinne, Nachforschen über "Wer bin ich?" und Meditation, dahin.

Die unreinen vasanas bleiben und widersetzen sich. Sie schleichen auf eine mysteriöse Weise im Geist herum. Sie spielen euch Streiche. Sie können ihre Farbe wie ein Chamäleon verändern. Unter dem Druck von yogischen Praktiken werden sie für einige Zeit unterdrückt, aber wenn ihr in eurer Meditation nicht regelmäßig seid, wenn vairagya (Leidenschaftslosigkeit) schwindet, werden sie euch mit verdoppelten Kräften attackieren. Ihr müsst einen scharfen Intellekt haben, um ihre Gegenwart zu erkennen. Vasanas sind durch Vergnügungen in vielen tausend Leben entstanden. Sie sind sehr mächtig. Sie gehen nur durch langwierige spirituelle Praktiken zugrunde, wie japa (Wiederholung des Namens Gottes), kirtan (rhytmisches Rezitieren), Meditation, Selbstbefragung, Unterscheidung (von förderlich oder hinderlich für den spirituellen Weg; d.Ü.), sama (Kontrolle des Geistes, dama (Kontrolle der Sinne), pratyahara (Rückzug des Geistes) und pranayama (yogisches Atmen).

Ihr müsst durch ständige Bemühungen die unreinen vasanas in reine umwandeln. Verändert die Strömung der unreinen vasanas und erlaubt ihnen, in die Kanäle der reinen vasanas zu laufen. Aber reine vasanas sind auch Fesseln, goldene Fesseln. Ihr müsst die unreinen vasanas mithilfe der reinen vasanas zerstören, dann müsst ihr auch diese reinen aufgeben. Auch der Wunsch nach Befreiung (moksa vasana) muss schließlich sterben. Nur dann werdet ihr Das werden.

Trennt euch von den Objekten. In der Abwesenheit von Objekten existiert das "Ich" nicht; und diese Objekte existieren nicht in der Abwesenheit des "Ich". Hegt die starke Überzeugung, dass das "Ich" nicht zu den Objekten gehört, dass die Objekte nicht zu dem "Ich" gehören. Identifiziert euch mit dem unendlichen "Ich" (dem satcidananda Brahman) - und gebt die Last des physischen Körpers auf. Werdet zu einem videha mukta (Befreiten und Körperlosen) - alle Belastungen werden jetzt vergehen.

26.07.01 MEINE AUFGABE IST VOLLENDET

Meine Absicht ist erreicht. Der gesamte Zyklus von Geburt und Tod ist vorüber. Ich habe die vollkommene Glückseligkeit des atman (die Seele) verwirklicht. Ich habe mich selbst als Brahman erkannt. Ich bin frei. Ich bin vollkommen. Ich bin unabhängig. Ich erfreue mich steter Glückseligkeit. Ich erfreue mich an der Glückseligkeit der unsterblichen Seele.

Ich bin randvoll mit beständiger Freude. Ein selbstleuchtendes Licht brennt in meinem Herzen. Ich habe alle illusorischen Beziehungen abgebrochen. Jetzt gibt es da weder Ehemann, noch Ehefrau. Jetzt gibt es weder Cousin, noch Großvater. Es ist alles nur eine homogene Essenz der Glückseligkeit. Jetzt ist meine Aufgabe vollendet.

Ich bin frei von Zweifeln. Ich bin frei von Täuschung. Warum sollte ich die Schriften studieren? Ich ruhe in meiner eigenen, essentiellen Natur. Wo gibt es jetzt die Notwendigkeit zur Meditation? Ich handle wie jedes andere menschliche Wesen auch. Ich bade, ich schlafe, ich singe, ich antworte den Rufen der Natur, ich arbeite, ich schreibe, ich gehe, ich esse und ich rede. Und doch verrichte ich überhaupt keine Tätigkeit.

Ich bin der Zeuge all dieser Prozesse. Ich bin identisch mit Brahman. Diese Handlungen sind keine Behinderungen für mich. All diese Transaktionen sind vollkommen harmlos. Ich bin nicht anfällig für viksepa (die Störung der Ausgeglichenheit des Geistes).

Wo gibt es für mich die Notwendigkeit für samadhi? Viksepa und samadhi sind lediglich Funktionen des Geistes. Ich habe den Geist ausgelöscht. Ich erfahre kontinuierlich die Befriedigung, die aus samadhi resultiert.

Lasst die Leute irgendeine Meinung über mich haben. Lasst sie mich verherrlichen. Lasst sie mich verunglimpfen. Es macht nur wenig. "Shivoham. Sivoham. Sivoham. Sivah Kevaloham."

Ich habe mich über meine Unwissenheit erhoben. Ich habe mich über mein Wissen über dieses scheinbare Universum erhoben. Es ist nicht nur Flucht vor Elend und Kummer. Ich erfreue mich der ewigen Freude, der unaussprechlichen Freude, der höchsten Freude, der unbegrenzten Freude.

Was ist diese Freude, die ich fühle? Wer soll sie messen? Ich kenne nichts außer grenzenloser und unbegrenzter Freude.

27.07.01 LEITFADEN FÜR SADHAKAS

Die erste Sache, die ein spiritueller Aspirant zu erwerben hat, ist Meisterschaft über den Geist. Wie ein blinder Mensch - auf die Objekte schauen. Wie ein tauber Mensch - Klänge hören. Erlaubt den Sinneserfahrungen nicht, in euch einzudringen. Der Geist wird gemästet, weil er mit Sinnesobjekten gefüttert wird. Bändigt eure Sinne durch den Prozess des pratyahara (Zurückziehen der Sinne).

Warum sollt ihr euch abmühen, um euren Geist zu zügeln? Seine Kraft ist weit größer als jede andere Kraft, aber er wird euer Sklave werden, wenn ihr euch dem Herrn hingebt und Seiner göttlichen Kraft erlaubt, durch euch zu wirken. Die Kontrolle von prana (Lebensenergie) sollte die natürliche und stete Pflicht eines jeden spirituell gesinnten Menschen sein. Es ist die Kontrolle über prana, die den Weg für das Nicht-Nachdenken über alles Äußerliche und den Sieg über den Tod pflastert.

Beständigkeit in der Praxis der makellosen, non-dualen Prinzipien, Kontrolle von prana und die Unterwerfung des Geistes - diese drei sind die Wege, um die Bedeutung von moksa zu realisieren. Von diesen drei sollte einer gründlich gemeistert werden. Dann werden die Auswirkungen von allen drei erlangt, weil alle drei untrennbar miteinander verbunden sind.

Wenn Geist und prana aufhören zu existieren, werden auch die Gedanken aufhören aufzusteigen - denn diese beiden sind eins, so wie die Blume und ihr Duft, oder der Same und das Öl in ihm, eins sind. Prana und Geist stehen zueinander in einer Beziehung wie der Unterstützende und der Unterstützte. Wenn einer von beiden erschlagen wird, wird auch der andere aufhören zu existieren. Die Zerstörung von beiden wird euch moksha verleihen.

Spirituelles Leben beginnt mit Reue. Spirituelles Leben beginnt mit Sehnsucht. Aufrichtige Sehnsucht ist die Voraussetzung für Erfolg im Führen eines spirituellen Lebens. Sehnsucht ist in der Tat die Frucht von guten Handlungen in der Vergangenheit. Schützt eure spirituelle Sehnsucht sehr sorgfältig. Verstärkt sie durch viveka (Weisheit), sadvicara (reines Nachforschen) und satsanga (heilige Gesellschaft).

Hingabe zu Gott und guru, Praxis von Disziplin, regelmäßige Meditation - dies wird euch schnell zur Selbstverwirklichung führen. Selbstlose Arbeit dient der Reinigung des Geistes. Selbstverwirklichung wird durch Unterscheidung, Leidenschaftslosigkeit, Entschlossenheit und Meditation hervorgebracht. Derjenige, der an die Wahrheit glaubt und der eifrig Meditation praktiziert, der sich zur Meditation nach Innen wendet, wird auf den letzten Weg gestellt, der zur Selbstverwirklichung führt.

28.07.01 NIRODHA

Geist und Atem sind wie Milch und Wasser. Raja yoga ist die Kontrolle des Geistes. Derjenige, der ein vollkommener yogi werden und den wundervollen Zustand des samadhi (überbewusster Zustand) erfahren möchte, muss Geist und Atem kontrollieren. Er muss kontinuierlich yoga praktizieren und die Regeln befolgen. Er muss die fünf tatvas (Elemente) völlig überwinden.

Das Zügeln des Geistes (nirodha) führt zu jnana. Nirodha ist der Höhepunkt von yoga und sankhya (zwei Wege zur Befreiung). Es ist nirodha, das allem sadhana (spirituelle Praktiken) zugrunde liegt. Das Zügeln des Geistes ist die Essenz jeder Verehrung. Das ist jnana (Weisheit) und dhyana (Meditation). Das Höchste wird durch das Zügeln des Geistes erreicht. Der Geist sollte vollkommen von Objekten abgezogen werden, bis er sich im Herzen auflöst.

Atman oder Brahman ist euer unsterbliches Selbst. Es ist die einzige, leuchtende Realität. Nur wenn ihr diesen atman kennt, könnt ihr Vollkommenheit erlangen. Vollkommenheit könnt ihr in eben diesem Leben erlangen. Atman muss von euch, durch samadhi, als euer innerstes Wesen erkannt werden.

Nur wenn ihr den atman kennt, der die letzte Realität, oder Vollkommenheit, ist, wird euer Leben nützlich und eine wirkliche Existenz werden. Der Kenner des atman, der inneren Vollkommenheit, überschreitet alle Sorgen und wird frei. Wenn ihr diesen atman nicht kennt, ist das ein großer Verlust für euch.

Samadhi ist nicht ein bloßer emotionaler Enthusiasmus oder ein berauschendes Gefühl; es ist die direkte, einzigartige, intuitive Erfahrung der Wahrheit oder absolutes Bewusstsein oder die ultimative Realität. Es steht über allem Gefühl, Herzklopfen und Erregung. Der Aspirant ruht jetzt in seinem Zentrum - dem Ziel seiner Suche - und verwirklicht die absolute Freiheit, Unabhängigkeit und Perfektion.

Der Aspirant sollte den brennenden Wunsch haben, sich selbst vom Feuer des samsara (weltliches Leben) zu befreien. Nur dann wird er in der Lage sein, in tiefe Meditation und samadhi zu gelangen. Der Geist, geläutert und in den Zustand des samadhi gebracht, wird zu eben diesem Brahman. Im samadhi gibt es keine Wahrnehmung von Dualität, der Ursache von Angst. Avidya (Unwissenheit) ist in diesem Zustand völlig abwesend.

Um höchste Glückseligkeit zu erlangen, müsst ihr Geduld, Ausdauer, Eifer, Klarheit, Reinheit, einen fokusierten Geist und brennende Sehnsucht haben. Derjenige, der nicht nach (Selbst-) Verwirklichung strebt, lebt vergebens - obwohl er von seiner Erscheinung her ein Mensch ist, ist er in Wirklichkeit ein Tier.

29.07.01 WAHRE ENTSAGUNG

Der Geist (mind) ist alles. Die Meisterschaft über ihn führt zur Entsagung von allem. Wahre Entsagung liegt in der Verleugnung des Geistes. Sie besteht aus dem Entsagen aller Wünsche und der Selbstsucht, aber nicht der weltlichen Existenz. Durch eine solche geistige Verleugnung werdet in in der Lage sein, euch selbst von jedem Schmerz zu befreien. Dann wird Unsterblichkeit in euer Leben treten - das Erfreuen an der unendlichen Wonne der vom Ego befreiten Existenz, gegründet auf der Einheit von allem in Brahman.

Sanyasa (Entsagung) ist nur ein geistiger Zustand. Sie ist gerua (oder Färben) des Herzens und nicht alleine der Kleidung. Der ist ein sanyasi, der frei von Leidenschaft und Egoismus ist, der alle satvischen Eigenschaften besitzt, selbst wenn er mit der Familie und in der Welt lebt. Wenn ihr einen fleckenlosen Geist habt, seid ihr ein sanyasi (ein Entsagender), ob ihr nun im Wald lebt oder in einer Stadt, ob ihr nun weiße Kleidung tragt oder eine orangene Robe, ob ihr nun euren Kopf rasiert oder lange Haare tragt.

Rasiert den Geist. Das besteht aus dem Loswerden aller Anhaftungen, Leidenschaften, Selbstsucht, Verblendung, Wollust, Gier, Zorn, etc. Vedanta fordert nicht von euch, der Welt zu entsagen; es fordert, dass ihr eure geistige Einstellung ändert. Es fordert euch auf, das täuschende Gefühl des "Ich-seins" und "Mein-seins" aufzugeben.

Der Geist ist eine Masse aus vergegenständlichten Wünschen. Der im Geist entstandene Wunsch zu essen hat sich als Zunge, Zähne und Magen manifestiert. Der im Geist entstandene Wunsch zu gehen hat sich als Beine und Füße manifestiert. Kontrolliert den Geist und ihr kontrolliert die Wünsche. Augen können nur sehen. Ohren können nur hören. Die Zunge kann nur schmecken. Die Nase kann nur riechen. Die Haut kann nur berühren. Die fünf Sinne sind im Geist vermengt; der Geist sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt unmittelbar. Er tut das völlig unabhängig von den Sinnen.

Versteht klar das Ziel eures Lebens. Skizziert die Art von Arbeit, die mit eurem Ziel geistesverwandt ist. Dann solltet ihr hart daran arbeiten, dieses Ideal zu erreichen. Habt dieses Ideal immer vor euren Augen und versucht jede Sekunde nach ihm zu leben.

Entwickelt den starken Wunsch, alle Nachlässigkeit und Achtlosigkeit aus eurem Charakter zu entfernen. Habt Vertrauen in eure eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Haltet euer geistiges Gleichgewicht in der Welt, ohne Fehlschläge zu berücksichtigen, ohne Gewinn oder Verlust, Vergnügen oder Schmerz abzuwägen.

Seid mit eurem Geist, inmitten aller Aktivitäten des Lebens, stets in Gott verwurzelt.

30.07.01 DAS FASTEN DES HERZENS

Bildet die Gewohnheit der tiefen Introspektion (Selbstbetrachtung). Gute Aspiranten, die in tiefe Meditation gelangen, gehen auch noch im Schlaf voran. Unmäßiges Essen, oder Essen zu den falschen Zeiten, wirkt sich auf euer System aus und macht Meditation schwierig. Führt ein Leben der Selbstbeschränkung und unterstützt es mit Meditation, japa (Wiederholung des Namens Gottes), pranayama (yogisches Atmen) und asanas (Stellungen). Fasten ist förderlich. Ihr könnt gut und ernsthaft meditieren, während ihr fastet. Das bedeutsamste Fasten ist das Fasten des Herzens - das heißt, die Entsagung von Wünschen und Begierden.

Der Geist (mind) kann in einen Zustand der Inaktivität fallen und der Aspirant denkt, dass er das Ziel erreicht hat. Das ist ein trauriger Fehler. Entblößt euch selbst von Ärger, Gier und Anhaftung an Sinnesobjekte und deren Vergnügungen. Seid frei von `Liebe´ und `Hass´ von anderen. Entblößt euch von allen Neigungen für Objekte. Folgt einer angemessenen Diät, einfachen Stellungen, Reinheit des Geistes und des Körpers.

Wenn die Schritte auf dem Pfad nicht stetig sind, macht mehr japa, intensiviert euer vairagya (Leidenschaftslosigkeit), sitzt an einem Ort und meditiert. Dient. Habt unerschütterlichen Glauben in den Herrn. Klammert euch an des Herrn göttlichen Namen. Gebt euch dem göttlichen Herrn hin. Betet aufrichtig zu Ihm. Der Geist wird seine Macht verlieren. Gebt die Verantwortung über euren Körper an den Herrn ab und hört auf, an ihn (den Körper) zu denken. Der Herr ist überall. Er kontrolliert alles. Er wird euch vor allen Gefahren beschützen.

Stützt euch alleine auf den Herrn. Wenn ihr nur ein Hundertstel dessen, was ich euch sage, in die Praxis umsetzt, werdet ihr sicherlich Jetzt und Hier Gottverwirklichung erlangen.

Ein großer Kaiser erstand ein Pferd für zehntausend Rupien. Das Pferd war unruhig und niemand war in der Lage, es zu reiten. Schließlich sagte sein Sohn Sikandar: "Geliebter Vater, ich kann das Pferd reiten". Er setzte sich auf das Pferd und ritt los in Richtung der Sonne. Das Pferd galoppierte. Der Kaiser war sehr erstaunt. Er sagte: "Oh Sikandar, wie hast du das angestellt, dass du das Pferd reiten kannst?" Sikandar antwortete: "Das Pferd fürchtete sich vor seinem eigenen Schatten, also ließ ich es in Richtung der Sonne reiten." So ruhelos ist auch der `Pferde-Geist´. Wenn ihr ihn in Richtung des atman (das Selbst) wendet, wird er friedlich werden. Wenn ihr ihn in Richtung der maya (Täuschung) wendet, wird er springen und tanzen.

31.07.01 TRÜGERISCHER GEIST

Der Geist ist äußerst trügerisch. Er schleudert euch hinunter in den Abgrund der Unwissenheit. Er wird euch sagen: "Pitva pitva punar pitva punar janma na vidyate". (Trinkt, trinkt wieder, es gibt keine Wiedergeburt). Er wird sagen: "Gebt euer sadhana (spirituelle Praxis) auf, ihr werdet nichts daraus gewinnen. Es gibt keine Glückseligkeit jenseits der Sinne. Die Welt ist real, es gibt nichts außer sinnlichem Vergnügen, erfreut euch aus Herzenslust daran."

Hört nicht auf diese Stimme des Geistes. Schwimmt gegen die Strömung des Geistes. Der Geist (mind) ist euer bitterer Feind. Trennt euch selbst vom Geist - werdet zu seinem stillen Zeugen, zu seinem Beobachter. Werdet nicht eins mit dem Geist und den Sinnen. Praktiziert Introspektion (Innenschau) und Selbstanalyse. Auf diese Weise wird der Geist allmählich gezähmt. Er wird zu eurem gehorsamen Diener.

Sinnliche Vergnügungen sind am Anfang wie Nektar, werden aber am Ende zu Gift. Hier ist ein Weg, den Geist auszudünnen, ein Weg, ihn zu kontrollieren. Wenn der Geist sagt: "Esst Eier und Fleisch", esst nur Spinat, Früchte und Milch. Wenn der Geist sagt: "Lest Romane und Zeitungen", lest nur die Gita, die Upanishaden und praktiziert Karma Yoga. Wenn der Geist sagt: "Beteiligt euch an Glücksspielen", wacht und macht kirtan (rhytmisches Rezitieren des Namens Gottes oder von mantras) während der ganzen Nacht.

Oh bequemer Geist (mind), oh boshafter Kobold: Ich bin es überdrüssig, dir Ermahnungen zu geben. Du bist wie der schamlose Schwiegersohn, der faul im Haus seines Schwiegervaters sitzt, isst und trinkt, und all die Zurechtweisungen und Schläge mit dem Besen erträgt.

Es ist schwierig, das Gemüt ohne die Gnade des Herrn zu kontrollieren. Alleine der Souffleur der Gedanken kann diesen wilden Geist bezwingen. Ich verehre den Souffleur und verneige mich vor ihm.

Höre, oh Gemüt, auf diesen Ratschlag: Versinke nicht im Sumpf von samsara (weltlichem Leben), in dem gefährlichen Ozean von Geburt und Tod. Mische dich nicht in die weltlichen Angelegenheiten. Iss nicht die Früchte von Schmerz und Sorgen. Nimm nicht wieder und wieder eine neue Geburt an. Verkümmere nicht durch böse Taten. Geht es bei deiner Suche nicht um ewige Glückseligkeit? Kommuniziere jetzt mit dem Herrn der Glückseligkeit. Vergiss den Körper und seine Verbindungen und ruhe friedvoll in glückseliger Freude. Verweile in deinem höchsten Wohnsitz. Jetzt wird es ein Ende der Geburten geben.

Begehre weder Name noch Ruhm, Prestige, Position, Titel, Ehre oder Rang. Sorge dich nicht, oh Gemüt, um irdische Neigungen, Liebe und freundliche Worte, Respekt, schöne Kleidung und Zierrat, die Gesellschaft von Damen und ihren Gesprächen. Bleibe standhaft. Betrachte den Herrn, der in der Höhle deines Herzens wohnt - ihn, der deine Zuflucht ist, dein Trost, Ursprung und Zentrum, der Zeuge und der Wohnsitz, der Herr und die Auflösung.

Siehe auch