Geistige Einstellung und Stress
Geistige Einstellung und Stress - Stress hat Einfluss auf die Psyche und die Psyche hat Einfluss darauf, wie schnell eine äußere Situation als unangenehmer Stress erlebt wird. Erfahre mehr über die vier Faktoren, die die Stress-Resilienz erhöhen, um nicht so schnell in ein Gefühl der Hilflosigkeit, Angst oder Frustration zu geraten, wenn außergewöhnliche Herausforderungen kommen oder der Stress des Alltags immer mehr wird.
Geistige Einstellung und Stress
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
- Welche geistigen Eigenschaften gilt es zu fördern und zu entwickeln, um vom Stress des Alltags nicht so schnell überwältigt zu werden?
- Welche geistigen Eigenschaften sind nicht so förderlich?
- Und wie kannst du mit Hatha Yoga Übungen deine innere Einstellung so verändern, dass du mit mehr Stress besser umgehen kannst?
Darum soll es im heutigen Vortrag gehen.
Om Namah Shivaya und herzlich Willkommen zum 2. Vortrag aus der Reihe Entspannung und Stressbewältigung als eines der Erklärungsmodelle warum Yoga wirkt. Heute möchte ich einen kurzen Überblick über die verschiedenen geistigen Einstellungen geben und dann gibt es eine kleine Vortragsreihe darüber, was das im Einzelnen heißt.
Ich hatte beim letzten Vortrag über Entspannung und Stressbewältigung als ein Erklärungsmodell gesprochen, warum Yoga wirkt. Yoga wirkt, weil es dem Stresssyndrom entgegenwirkt. Yoga wirkt, weil wenn man Hatha Yoga übt, gibt es den Menschen Zugang zu ihren inneren Instinkten. Menschen, die Yoga üben, werden auch sonst ihre Ernährung verbessern, und fast von selbst ein gesundheitsbewussteres Verhalten üben. Yoga hilft die Entspannungsreaktion durch die Tiefenentspannungstechniken auszulösen, durch Tipps für Kurzentspannungstechniken im Alltag und eben auch indem Yoga sehr gründlich die Muskeln entspannt.
Aber das Interessante ist auch, dass Yoga hilft eine geistige Einstellung zu entwickeln, mit mehr Stress besser umzugehen. Ich hatte beim letzten Mal auch das Modell vorgestellt, dass Menschen unterschiedlich auf erhöhten Stress reagieren. Ich hatte diese alte, aus den 70iger Jahren stammende Stresstheorie gezeigt. Manche würden sagen es ist eine veraltete Vorstellung, aber eigentlich gilt sie bis heute. Es gibt die Person X, die bei etwas mehr Anforderungen letztlich in der Leistung steigt und irgendwann ab einem gewissen Stressniveau zusammenbricht. Die Person Y wird in ihrer Leistung und Freude und Energielevel immer mehr aufblühen je mehr Anforderungen und Stress sie hat. Sie kann also mit sehr viel mehr Stress viel besser umgehen. Und so gab es eben die Untersuchung: was unterscheidet Person X von Person Y? Hier ist eben auch die Aussage: Hatha Yoga hilft, Verhalten und psychische Einstellungen zu entwickeln, die den Menschen letztlich von Person X zu Person Y werden lässt. Das heißt der Mensch kann mit mehr Anforderung und mehr Stress besser umgehen.
Resilienzförderliche Faktoren
Was sind jetzt diese Faktoren, die man herausgefunden hat? Folgende Einstellungen sind hilfreich, um mit Stress besser umzugehen oder anders ausgedrückt, sind der Resilienz förderlich. Man kann dort 4 herausgreifen:
- das eine ist Engagement,
- das zweite ist Selbstverantwortung/Selbstwirksamkeit,
- das dritte ist Sinn und
- das vierte ist Liebe.
Es gibt mehrere Faktoren, die resilienzmindernd sind: dazu gehören zum einen
- die innere Antreiber,
- zweitens Schwarzmalerei und
- drittens zu hohes Anspruchsniveau.
Ich möchte heute auf diese Faktoren kurz eingehen, einen Überblick geben und auch darauf eingehen, dass wir als Yogalehrende beachten müssen, dass unsere Art zu unterrichten hilft, die Resilienz zu fördern und dass wir mit unserer Art zu unterrichten nicht im Gegenteil vielleicht sogar Resilienz mindern und vielleicht die fördernden Maßnahmen nicht nutzen. Dann wird es eine weitere Vortragsreihe geben, in der ich auf jeden dieser 7 Faktoren genauer eingehen werde.
Engagement
Zunächst resilienzförderlich ist Engagement. Das sind jetzt Ausdrücke, die aus dem Englischen kommen. Auf Englisch heißt das „involvement“ und bedeutet, wenn wir etwas tun von dem wir annehmen, dass es sinnvoll ist, wenn wir dort mit Herz dabei sind und wenn wir das Gefühl haben, es ist etwas, was wir machen wollen, dann ist es etwas, was resilienzfördernd ist. Das Gegenteil wäre zum Beispiel entfremdet: man hat das Gefühl man macht irgendetwas sinnloses, was überhaupt keinen Sinn macht und wenn dann noch Stress dazu kommt und erhöhter Anspruch, dann kollabiert das System relativ schnell. Dagegen, wenn man etwas macht, wo man merkt, es hat einen Sinn, konzentriert und man ist bewusst dabei und lässt sich darauf ein, dann wird man nicht so schnell kollabieren, wenn die Sache anstrengend wird. In diesem Sinne: inneres Engagement – involvement hilft, dass man besser mit Stress umgehen kann oder umgekehrt führt ein Gefühl der Entfremdung schnell dazu, dass man bei hohen Anforderungen krank wird.
Selbstverantwortung /Selbstwirksamkeit
Das zweite Prinzip ist die Selbstverantwortung/Selbstwirksamkeit (auf Englisch „control“). Das soll heißen, wenn man das Gefühl hat, dass man selbst etwas tun kann, dass man selbst eine gewisse Freiheit hat und manches von einem selbst abhängt, dann ist das etwas, was der Resilienz förderlich ist. Das Gefühl der Hilfslosigkeit und Ohnmacht bringt einen hingegen in den Stress hinein. Es gibt zum Beispiel in der Burnout Forschung den Ausdruck, dass Burn-out „erlernte Ohnmacht“ heißt. Ein Mensch, der das Gefühl hat, er ist hilflos Situationen ausgeliefert, der wird schneller kollabieren als ein Mensch der weiß, ich müsste ja nur noch etwas ändern und ich könnte es auch und dann ist alles wieder gut. In diesem Sinne das Gefühl zu haben, man hat selbst etwas unter Kontrolle, was dann eben auf Deutsch Selbstwirksamkeit oder Selbstverantwortung heißt, dies ist der Resilienz förderlich.
Sinn im Leben
Das dritte ist das Gefühl eines Sinnes (auf Englisch „meaning“). Ein großer Teil der Stressforschung kommt ja letztlich aus Amerika. Das soll heißen, wer das Gefühl hat, dass das was er macht einen Sinn hat oder sogar noch mehr, dass das, was außerhalb der eigenen Kontrolle ist, sinnvoll ist, der leidet auch weniger unter Stress. Wer zum Beispiel einen Job hat und bekommt dann die Kündigung, wer die tiefe Vorstellung hat, dass alles seinen Sinn hat, der wird dann auch davon ausgehen: gut, wenn ich jetzt die Kündigung bekommen habe, dann wartet auf mich etwas Neues und Großartiges. Wer dagegen dort keinen Sinn sieht, der fühlt sich erstens hilflos, er hat die Kündigung bekommen und vielleicht ist sogar eine, die man nicht über Arbeitsgerichtsverfahren wieder rückgängig machen kann, dann wird er verzweifelt sein. Also in diesem dritten Prinzip leidet jemand, der die tiefe innere Einstellung hat, dass hinter den Ereignissen, die man nicht beeinflussen kann, irgendwo ein höherer Sinn ist, weniger schnell unter Stress und wird weniger schnell kollabieren, wenn solche Dinge passieren.
Liebe
Der vierte Punkt im Deutschen Liebe, soziales Beziehungsgeflecht oder soziales Netz, aber die Amerikaner haben keine Hemmungen dies einfach als „love“ zu bezeichnen. Es heißt im Wesentlichen: ein Mensch, der das Gefühl hat, dass er zum einen sich selbst liebt, dass er auch Menschen in seiner Umgebung hat, die er liebt und von denen er geliebt wird. Ein Mensch, der eine gewisse Liebe zur Natur hat der und auch das Gefühl hat, eine Liebe zu haben zu einer höheren Wirklichkeit oder das Gefühl hat, dass Gott ihn liebt. Wenn einiger dieser Faktoren zusammenkommen dann leidet er auch weniger unter Stress. Das Gegenteil wäre das Gefühl der Vereinsamung oder das Gefühl der Ablehnung. Es führt dazu, dass man relativ schnell unter Stress kollabiert. Ein Mensch, der das Gefühl hat, er ist irgendwo aufgehoben und er hat Menschen, die ihm auch wenn es schwierig wird, beistehen, der das Gefühl hat, dass es Gott gibt, der ihm beisteht, wenn es schwierig ist oder wer sich selbst mag, der wird besser mit Stress umgehen können als andere.
Resilienzfördernde Faktoren bezogen auf die Yogastunde
Involvement
Was heißt das jetzt bezogen auf die Yogastunden? Es geht ja jetzt darum, warum Yoga wirkt. Zunächst einmal Yoga entwickelt das „Involvement“. Wenn wir Yoga üben, sind wir voll beim Yoga dabei. Die Aufgabe eines guten Yogalehrers und Yogalehrerin ist es, dass die Teilnehmer so wenig wie möglich an etwas denken, was außerhalb der Yogastunde ist. Eine tolle Yogastunde ist eine, wo man voll konzentriert ist. Wenn man diese eineinhalb Stunden wirklich sehr konzentriert ist, dann führt das dazu, dass man sich insgesamt integriert und im Hier und Jetzt ist. Diese Erfahrung ist eine des Engagements, des „involvements“ im Hier und Jetzt. Wenn man dies in der Yogastunde trainiert, geschieht diese Fähigkeit auch im Alltag. Dies ist heutzutage umso wichtiger, da wir in einer Zeit des Multitaskings sind, wo Menschen gleichzeitig Fernseher gucken, im Internet sind, essen, ihre Facebook Nachrichten schreiben und mit ihren Kindern sprechen und mit ihrem Partner noch zusammen sein wollen und vielleicht das Ganze noch auf einem Hometrainer. Dass dies nicht funktionieren kann, ist klar.
Ich muss gerade daran denken, dass ich vor ein paar Monaten gelesen habe, der Durchschnittserwachsene ist vier Stunden am Tag in sozialen Netzwerken. Woher nehmen die Leute die Zeit? Mir sagen die Menschen ständig, sie haben keine Zeit für die Yogaübungen, warum haben sie die vier Stunden dort. Sie sind natürlich nicht nur dabei – während dem Essen machen sie das, während sie bei der Arbeit sind, während sie Gespräche führen. Im Auto, hoffentlich nicht während sie fahren, aber wenn einmal eine Ampel rot ist. Dies führt natürlich dazu, dass man nie ganz konzentriert ist. Man teilt die Aufmerksamkeit. Diese ständige geteilte Aufmerksamkeit führt zu einer Art Gehetztheit und die führt dazu, dass man schneller gestresst ist. Yoga kultiviert die Fähigkeit zu „involvement“ und Engagement. Eine gute Yogastunde sollte darauf hinauslaufen, dass die Teilnehmer voll in der Yogastunde sind. Da auch ein Tipp an Yogalehrende: sprich nicht zu häufig über den Alltag in der Yogastunde, es ist gut, wenn die Teilnehmenden den Alltag vergessen und nur da sind. Es zeigt sich auch, wer Yoga übt, dem gelingt es auch im Alltag Tätigkeiten engagierter, bewusster und konzentrierter zu machen, häufiger sogenannte Flow-Erlebnisse zu haben, wie wir das in der westlichen Psychologie bezeichnen.
Selbstverantwortung
Das zweite ist Selbstverantwortung/Selbstwirksamkeit. Menschen in einer Yogastunde merken, sie können selbst etwas ändern. Menschen wissen zum Beispiel wenn sie Kopfweh haben, müssen sie eine Tiefenentspannung machen und dann geht’s ihnen besser. Wenn sie gestresst und ziemlich unruhig vom Alltag sind, müssen sie bloß in die Yogastunde gehen, nachher sind sie ruhig. Ich kenne Menschen, die mir sagen, sie gehen nur einmal die Woche zum Yoga, aber sie wissen schon am Montag wenn sie am Donnerstag in die Yogastunde gehen, dann sind sie wieder ruhig in ihrer Kraft und es geht ihnen gut. Wenn sie am Montag Neigungen zur Verzweiflung haben, sagen sie am Donnerstag ist alles wieder gut. Einfach das Wissen, dass sie nur in die Yogastunde gehen müssen damit es ihnen besser geht, ist etwas, das ihnen ein Gefühl der Kontrolle gibt, ein Gefühl der Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit.
Hier ist es auch wichtig, dass eine Yogastunde so beschaffen ist, dass die Teilnehmenden auch dieses Gefühl von Selbstverantwortung/Selbstwirksamkeit tatsächlich haben. Es ist wichtig, dass Menschen in der Yogastunde auch selbst ihre Yogaübung etwas abwandeln können. Wer zum Beispiel weiß, er müsste in der Kobra nur die Arme ganz ausstrecken und dann wird die Wirbelsäule auseinandergezogen, dann gehen die Probleme im oberen Rücken weg, der hat ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung. Weshalb ich auch empfehle, dass nicht der Yogalehrende den Teilnehmenden vorschreiben sollte, wie sie die Übungen machen. Sondern gerade je mehr die Teilnehmenden in ihrem Yoga wachsen umso mehr sollten sie selbst entscheiden, wie sie üben. Anfänger wollen wir nicht überfordern sondern wir geben ihnen Übungen, die für die Mehrheit gut ist und für fast niemanden schlecht ist. Aber im Laufe der Zeit entwickeln die Menschen Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit.
Ich habe gerade bei Yoga für Rückenkursen bemerkt, je mehr ich Teilnehmenden Variationen zeige umso mehr haben sie das Gefühl: ich muss nur das und das ändern und schon ist es anders. In der Kobra nur die Fersen zusammengeben oder in der Vorwärtsbeuge nur den Rücken gerade halten aber die Knie beugen. Den Drehsitz vielleicht ein bisschen anders machen. Das Gefühl, ich habe es in der Hand und ich entscheide, was für mich besonders gut ist, wirkt dann auch wieder als Transfer im Alltag. Hier zeigt sich, Menschen, die Yoga üben, werden selbstbewusster und sie sehen selbst Handlungsalternativen und haben auch den Mut, sie zu nutzen.
In diesem Kontext gab es eine interessante empirische Studie, die auf einem unserer Kinderyoga-Kongresse vorgestellt wurde. In einer sogenannten Brennpunkt-Schule waren vier Parallelklassen und in zwei davon wurde Yoga geübt und in den anderen zwei nicht. Dann hat man festgestellt wozu das führt, wenn die Menschen vier Jahre in der Grundschule Yoga üben. Dann hat man gemerkt, dass bei denjenigen Kindern, die Yoga übten, die Anzahl der Empfehlungen für Kinder, die eine Gymnasium-Empfehlung hatten, doppelt so hoch wie in den Parallelklassen war, was bemerkenswert ist. Aber als man dann die Lehrer gefragt hat, ob diese Gruppe angenehmer war, als die anderen, sagten sie, dass sie nicht angenehmer waren sondern fordernder. Die Kinder, die Yoga geübt haben, also die 6- bis 10-jährigen haben sich von den Lehrern keinen langweiligen Unterricht mehr bieten lassen. Sie haben gesagt, wenn ihnen etwas nicht passt, wenn sie etwas interessiert und sie haben Vorschläge gemacht. Sie waren herausfordernd für die Pädagogen. Und dies ist, was wir immer wieder beim Yoga bemerken. Menschen kommen zu ihrer inneren Kraft und fordern dann auch Dinge ein.
Am Rande bemerkt, ich leite einen Yoga-Ashram voller Menschen, die in die Selbstverantwortung hineingehen und dann sich auch nicht Dinge gefallen lassen, was es auch herausfordernd macht in einer solchen Gemeinschaft zu leben und diese zu strukturieren. Die Menschen, die Yoga üben, passen sich eben nicht oberflächlich so schnell an und lassen alles mit sich machen bis sie irgendwann in Ohnmacht kollabieren. Sondern sie entwickeln ein Gefühl von Selbstbewusstsein, Selbstverantwortung, Selbstwirksamkeit und fordern das auch ein.
Sinn
Ein dritter Punkt in der Yogastunde ist Sinn also „meaning“. Eine gute Yogastunde führt dazu, dass die Teilnehmenden tief nach innen gehen, dass sie etwas in ihrem Herzen spüren. Yogis haben ja das optimistischste aller Weltbilder: sie sagen, tief im Inneren ist der Mensch gut. Im Inneren hat der Mensch eine Intuition. Ich kenne es aus Yogakursen, die ich gegeben habe, dass mir Menschen manchmal fast mit Tränen in den Augen gesagt haben, ihnen wurde in der Yogastunde plötzlich aus dem Nichts klar, warum ihnen irgendwas vor ein paar Jahren passiert ist. Oder plötzlich sind sie im Frieden mit etwas, was ihr Ex-Partner gemacht hat oder ein früherer Chef gemacht hat, plötzlich haben sie die Bedeutung verstanden.
Yoga hilft nach Innen zu gehen, Yoga hilft einen Sinn zu verstehen. Aber es gibt nicht nur Yogaübungen, die nach innen führen wie die Vorwärtsbeuge sondern es gibt auch Übungen, die in die Weite führen, wie der Halbmond, das Rad oder der Fisch. Aus dieser Weite kommt auch ein Gefühl der Geborgenheit in einer höheren Wirklichkeit. Diese Erfahrung der Verbindung in einer höheren Wirklichkeit oder auch ein Gefühl des Getragenseins durch Mutter Erde zum Beispiel in der Bauchentspannungslage oder ein Gefühl der Inspiration oder Regeneration durch den Himmel und den Himmelsenergien in der Rückenentspannungslage führt zu einer Geborgenheit und ein gewisses Vertrauen. Dieses Kapitel „Sinn“ und „meaning“ ist letztlich ein Vertrauen, dass es einen höheren Sinn gibt. So hilft diese Erfahrung in einer Yogastunde, dass auch Menschen im Alltag mehr Vertrauen in einen Sinn haben.
Liebe
Förderlich für die Resilienz ist auch Liebe und eben „love“ und soziale Beziehungen. Hier ist Yoga auch wieder sehr hilfreich. Menschen, die in einen Yogakurs gehen finden neue Freunde und Bekannte. Für Yogalehrende ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie schnell sich Teilnehmende nahekommen. In einer Yogastunde entspannen die Menschen. Man redet im Yoga nicht, trotzdem fühlen sich am Ende der Yogastunde alle sehr vertraut miteinander. Ihr Energiefeld hat sich verbunden, ihre Herzen öffnen sich, sie sind entspannt.
Nach einer Yogastunde lieben es auch Menschen miteinander zu reden. Wenn es irgendwie möglich ist, empfehle ich, dass man Yogazentren so gestalten soll, dass Teilnehmende etwas früher kommen können, Wasser oder Kräutertee zu sich nehmen und auch nach der Yogastunde da sein können. Sie machen neue soziale Beziehungen, sie lernen irgendwo, sich mit anderen auszutauschen. Es gibt auch Menschen, die das nicht wollen: also nicht verpflichtend machen. Wer will geht, andere bleiben, und die Mehrheit bleibt. Das Gefühl der Öffnung und auch der psychischen Öffnung bleibt auch, wenn die Menschen dann nach Hause kommen. Mir haben schon öfter Menschen gesagt, dass der Yogakurs ihre Beziehung gerettet hat, weil sie wieder in der Lage waren, Liebe zu spüren. Wenn sich in der Yogastunde das Herz öffnet zum Beispiel in der Kobra, im Fisch, im Halbmond oder wenn der Mensch zur Ruhe kommt und nicht mehr so zu Kritik neigt, weil er loslässt zum Beispiel in der Vorwärtsbeuge oder voller Vertrauen in der Rückenentspannungslage ist, dann fällt es ihm auch leichter auf Menschen zuzugehen und das Herz zu öffnen.
So können wir sagen, Yoga entwickelt Einstellungen, die helfen resilienter zu sein, eigentlich schon fast eine Banalisierung von diesen tieferen Dingen. Aber Yoga hilft gesünder zu sein, weil es Einstellungen kultiviert, die für Gesundheit und ein selbstverantwortliches Leben hilfreich sind. Umgekehrt müssen wir aber auch aufpassen, dass wir im Yoga nicht Einstellungen fördern, die auch schädlich sein können, die resilienzmindernd sind. Normalerweise sollte Yoga helfen, dass dies nicht passiert, aber es gilt auch manchmal als Yogalehrende sich selbstkritisch zu fragen, ist mein Unterricht so?
Die inneren Antreiber
Dort kommen wir zum einen auf die inneren Antreiber, die sagen:
- du musst gut sein,
- du musst vollkommen sein,
- alle müssen dich mögen und
- du musst schnell sein und
- du musst stark sein.
Das sind so die inneren Antreiber, die viele Menschen haben. Typischerweise im Yogaunterricht lernen wir davon loszukommen. Menschen, die erstmals in den Yogaunterricht gehen und sich überlegen: “bin ich gut genug, bin ich schlechter als alle anderen, schauen mich alle an, bin ich zu steif, zu dick, zu jung, bin ich vielleicht ein Mann in einer Frauengruppe, was auch nicht so gut ist oder bin ich die einzige Alte oder hab ich die richtige Kleidung an usw.“ Menschen denken diese Dinge.
Aufgabe des Yogalehrenden ist es, Menschen zum Loslassen zu bringen, aufzuhören zu schauen, was andere machen, aufzuhören zu schauen, ob sie gut genug sind. Wir lernen es im Yoga, bewusst zu atmen und der Atem ist gut. Wir lernen es in die Dehnung hineinzugehen und so weit wir kommen, so ist es gut. Wir lernen es im Hier und Jetzt zu sein und das ist gut. Normalerweise sollte eine gute Yogastunde sein, wo Menschen eine Pause bekommen von den inneren Antreibern und merken, es tut gut. Das kann dann eben auch dazu führen, dass Menschen weniger Sklave dieser inneren Antreiber sind. Innere Antreiber müssen ja nicht nur schlecht sein. Sie können einem auch sagen, du musst genügend Yoga machen usw. aber man sollte kein Sklave sein.
Hier ist es dann aber wichtig, dass der Yogalehrende aufpasst, dass jetzt nicht diese inneren Antreiber nicht wieder Futter bekommen. Wenn man den Teilnehmenden zuviel sagt: “ihr müsst mehr üben oder du musst dich mehr in die Vorwärtsbeuge anstrengen, du musst mehr den Kopfstand, Skorpion usw.“ Ermutigen ist gut, aber nicht soweit, dass der Übende die Übende wieder das Gefühl hat, dass sie den Ansprüchen nicht gerecht wird.
Zu hohes Anspruchsniveau
Hier sind wir beim zu hohen Anspruchsniveau. Es gibt ja immer wieder die Frage, die Menschen stellen: wenn ich so steif bin darf ich Yoga machen? Oder Menschen sagen, ich kann kein Yoga machen, weil ich zu dick, zu alt oder was auch immer bin. Sie haben ein hohes Anspruchsniveau. Hier gilt es, dass wir als Yogalehrende uns darum kümmern, dass die Teilnehmenden loslassen und entspannen. Es geht im Yoga nicht darum sehr flexibel zu sein, den Kopfstand unbedingt zu können. Es geht darum, das was man tut, bewusst und entspannt zu machen und dabei ruhig zu atmen.
Gerade am Anfang ist dies ganz besonders wichtig. Nach einer Weile haben die Menschen hoffentlich dieses hohe Anspruchsniveau gesenkt, die inneren Antreiber humorvoll zur Kenntnis genommen und entspannen. Dann kann man sie auch auffordern sich jetzt wieder durchaus etwas zu bemühen, häufiger zu kommen usw. Diese automatisierten inneren Antreiber wie ein hohes Anspruchsniveau gilt es in der Yogastunde zu überwinden. Wenn sie überwunden sind, dann braucht es wieder Engagement damit letztlich dieses Flow-Erlebnis kommt und man nicht in eine Trägheit und Nachlässigkeit kommt, die natürlich auch nicht hilfreich ist.
Schwarzmalerei
Dann gilt es auch der Tendenz zur Schwarzmalerei entgegen zu wirken. Manchmal muss man auch als Yogalehrende aufpassen, dass wir zum Beispiel nicht sagen: „wenn du dich so weiter ernährst, dann wirst du ganz sicher krank werden“, oder „wenn du die Yogaübungen so machst, dann wirst du deinen Rücken ruinieren.“ Solche Aussagen sollten wir als Yogalehrende grundsätzlich nicht treffen, wir sollten unseren Teilnehmern keine negative Suggestion, keine Schwarzmalerei geben, sondern wir wollen sie positiv ermutigen.
Zusammenfassung
Lerne es in deinen Yogastunden deine Teilnehmende zur Entspannung zu führen und die Getriebenheit von den inneren Antreibern zu lösen. Sprich optimistisch und positiv und vermeide Schwarzmalerei und negative Affirmationen. Gib deinen Teilnehmenden kein zu hohes Anspruchsniveau sondern lass sie die Yogaübung genießen. All das wird dazu helfen, dass die Teilnehmenden das mal erfahren und das vielleicht dann auch in den Alltag transferieren können. So fällt es auch leichter die positiven, resilienzförderlichen Eigenschaften zu entwickeln: Engagement, Selbstverantwortung/Selbstwirksamkeit, Sinn und Vertrauen, Liebe und soziale Beziehungen. So hilft Yoga nicht nur währen der Yogastunde sondern auch im Alltag nicht so schnell krank zu werden, Stress besser zu bewältigen.
So hast du eine kleine Übersicht, warum Yoga, vom Standpunkt Entspannung und Stressmanagement aus, wirkt. Yoga wirkt zum einen, weil es Entspannungstechniken sind, zum zweiten, weil es Lebensstilveränderungen einleitet, die gesund sind und heute habe ich gesprochen, weil eine Yogastunde bestimmte Einstellungen fördert und trainiert, die auch im Alltag gesund sind, den Menschen resilient machen, den Menschen helfen ein engagiertes, erfülltes und freudevolles Leben zu führen. Das ist eine ganze Menge, was eineinhalb Stunden Yoga pro Woche bewirken können und natürlich noch besser, jeden Tag eine halbe Stunde bis 2 Stunden Yogaübungen hat eine ganz große Wirkung für die Gesundheit des Menschen.
Ich werde in den nächsten Vorträgen über die einzelnen Punkte sprechen, nicht nur von der Yogaübung aus, sondern, was auch du selbst im Alltag machen kannst, diese Fähigkeiten zu kultivieren und danach geht es dann weiter mit der Vortragsreihe „warum wirkt Yoga“ und da werde ich auf die sportlichen Wirkungen des Yoga eingehen und dann auch das Konzept „Yoga als psychosomatische Funktionsaktualisierung“.
Willst du diese Einstellungen, die dir helfen, glücklich zu sein, Vertrauen zu entwickeln, konzentriert zu sein, Liebe zu erfahren, kultivieren, dann komme doch mal für eine Woche in einen der Yoga Vidya Ashrams. In denen dort jeden Morgen Yoga übst, meditierst, Mantra singst, in einer liebevollen Umgebung bist mitten in der Natur, kannst du all diese Faktoren, die helfen, nicht so schnell unter Stress zu leiden, kultivieren. Eine Woche oder sogar nur 5 Tage oder ein Wochenende im Yoga Ashram gibt dir viel Kraft und hilft dir auch im Alltag.
Video - Geistige Einstellung und Stress
Siehe auch
- Stress-Modell
- Stress-Syndrom
- Stress Bewältigung
- Stress Burnout
- Stress Definition
- Stress Ade - das Yoga Anti-Stress Programm
- Stress abbauen
- Entspannung für Körper, Geist und Seele
- Entspannung - welche Arten
- Entspannung und Stress Management
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana-Buch
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
Seminare
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