Manieren
Manieren sind gute Umgangsformen. Gute Manieren heißt gutes Benehmen. Auf der einen Seite sind Manieren etwas Spießiges. Äußerlich gute Manieren haben, aber kein Mitgefühl mit den Menschen, führt zur Entfremdung der Menschen voneinander. Wer hauptsächlich überlegt, ob der andere gute Manieren hat und ob seine eigenen Manieren gut genug sind, stellt keine Herzensverbindung zu seinen Mitmenschen her. Da Manieren meist in der Kindheit gelernt werden, kann ein starkes Bestehen auf Manieren gesellschaftliche Unterschiede zementieren und gesellschaftlichen Aufstieg verhindern. Andererseits meinte Freiherr von Knigge, dass gute Manieren Ausdruck von Rücksicht auf andere Menschen sind. So gilt es einen Mittelweg zu finden: Die Essenz guter Manieren ist Rücksicht auf andere. So sollte auch ein spiritueller Aspirant sich darum bemühen, sein Verhalten den gültigen Manieren der Gesellschaftsgruppe anzupassen, in der er sich befindet.
Gute Manieren sind kontextabhängig
Gute Manieren sind je nach Kontext ganz unterschiedlich:
- In Indien ist das Essen mit den Händen Ausdruck guter Manieren - in Europa nicht
- In Europa ist es akzeptabel, wenn Frauen Hemden tragen, welche die Schultern sichtbar werden lassen, in Indien nicht
- In Indien ist es aber für Frauen ganz ok, den Nabel unbedeckt zu halten - was in Europa als schlechte Manieren gelten kann
- In Yoga Ashrams zeugt es von guten Manieren, keine Straßenschuhe zu tragen. In Cafes in Europa und Amerika wäre es ganz unakzeptabel barfuß zu sein
- In moslemischen Moscheen und in Hindu und buddhistischen Tempeln ist es üblich, die Schuhe vor dem Betreten auszuziehen - in christlichen Kirchen würde das als Gotteslästerung empfunden
Es ist eine gute spirituelle Praxis, sich auf unterschiedliche Kulturen einzustellen und so unterschiedliche Manieren zu lernen. Einfühlungsvermögen und Offenheit werden geschult - Toleranz und Respekt auch.
Swami Sivananda über Manieren
Der indische Yoga Meister Swami Sivananda schreibt in seinem Buch "How to Cultivate Virtues" über Manners, also Manieren:
„Manieren“ ist gutes Verhalten beziehungsweise respektvolles Benehmen. Manieren sind guter Charakter, gute Erziehung.
„Manieren“ ist das Auftreten oder das Verhalten, das typisch für jemanden ist. Es ist die persönliche Haltung. Es ist das Gebaren. Es bedeutet höfliches, anständiges, kultiviertes Benehmen. Ein Mensch mit guten Manieren ist frei von Unhöflichkeit. Er ist wohlerzogen. Er ist zuvorkommend, anständig, höflich und freundlich.
Gute Manieren erzeugen gutes Verhalten. Sie bestehen aus Höflichkeit und Freundlichkeit. Sie sind die Kunst, es den Menschen, mit denen du verkehrst leicht zu machen. Sie machen das Leben farbig. Manieren sind das Ergebnis von sehr viel gesundem Menschenverstand, etwas guter Veranlagung und ein klein wenig Entsagung anderen zuliebe.
Ein Mensch mit guten Manieren ist immer umgänglich und zuvorkommend. Gute Manieren sind die beste Sache in dieser Welt, um einen guten Ruf zu bekommen und Freundschaft zu schließen. Ein Mensch mit guten Manieren isst still, bewegt sich ruhig, lebt friedlich und verliert selbst sein Geld still.
Gute Manieren gehen über rein äußere Gesetze und Regeln hinaus.
Gute Manieren ebnen den Lebensweg. Sie machen einen Vorgesetzten entgegenkommend, einen Gleichgestellten liebenswürdig, einen Untergebenen genehm. Sie ebnen Abgrenzungen, machen Unterhaltung angenehmer und machen jeden in der Begleitung umgänglicher mit sich selbst. Sie erzeugen guten Charakter, gegenseitiges Wohlwollen, beruhigt den Unruhigen, ermutigen den Ängstlichen und vermenschlicht den Erbitterten.
Manieren sind untergeordnete Sitten. Sie sind die Schatten der Tugend. Sie sind ein zu achtender Reisepass. Sie sind die Blüte des guten Menschenverstandes und des guten Gefühls.
Nachlässigkeit, Mangel an Rücksicht, Stolz, Arroganz, Ungeduld sind die wichtigsten Quellen der schlechten Manieren.
Gute Manieren sind immer ein Teil der guten Sitten, sie sind eine seltene Gabe. Sie reifen mühelos und zügig in den Sitten.
Sei still wie zu dir selbst.
Zitiert nach: Swami Sivananda: "How to Cultivate Virtues", Divine Life Society
Was sind gute Manieren?
Manieren : Was ist Manieren ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Manieren gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Manieren ? Manieren sind Umgangsformen, Benehmen, insbesondere gutes Benehmen. In früheren Zeiten waren Manieren insbesondere in den sogenannten gehobenen Schichten von besonderer Bedeutung. Dazu gehörten Tischmanieren, eine bestimmte Form des Sprechens, der Gestik, der Mimik, der Kleidung. Manieren bestimmten, wer zuerst einen Raum betritt, wer zuerst spricht, wer wem die Tür aufmacht. In den 1960er und 1970er Jahren wurde gegen die Scheinheiligkeit der Manieren geschimpft. Heutzutage weiß man, dass gute Manieren auch ihr Gutes haben: Sie regeln menschliches Verhalten, verhelfen dazu, dass Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt als Ausdruck der Liebe geübt werden können. Manieren in Verbindung mit innerlich empfundener Liebe sind auch für einen spirituellen Aspirant wichtig - auch wenn es im Yoga, Zen und der jüdischen Mystik viele Geschichten von Meistern gibt, die alle weltlichen Manieren und Gepflogenheiten missachtet haben.
Manieren und andere Tugenden
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Manieren in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Manieren
Ähnliche Eigenschaften wie Manieren, also Synonyme zu Manieren sind z.B. Sittlichkeit, Höflichkeit, Gute Kinderstube.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Manieren übertrieben kann ausarten z.B. in Scheinheiligkeit, Heuchelei, Oberflächlichkeit. Daher braucht Manieren als Gegenpol die Kultivierung von Freiheit, Spontanität, Authentizität, Wahrhaftigkeit, Bodenständigkeit.
Gegenteil von Manieren
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von guten Manieren, Antonym zu Manieren :
- Positive Gegenteile von Manieren, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Freiheit, Spontanität, Authentizität, Wahrhaftigkeit, Bodenständigkeit
- Negative Gegenteile von Manieren, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Rücksichtslosigkeit, Primitivität, Grobheit
Manieren im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Manieren gehört zur Tugendgruppe 5 Höflichkeit, Respekt, Ehrerbietung. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Höflichkeit und Respekt
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Manieren zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, [[organisiert, verlässlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Manieren zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Abgeklärtheit zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Guten Manieren
Gute Manieren kann man sehen als Kulturfähigkeit, die man als Kind und Jugendlicher erwirbt. Eine Gute Kinderstube hilft, gute Manieren zu bekommen. Allerdings kann man in jedem Alter daran arbeiten seine Manieren zu verbessern. Es werden Kurse in Manieren angeboten, es gibt Benimmes-Bücher, ganze Internetseiten über gute Manieren, und was man darunter versteht.
Man kann gute Manieren auch als Tugend, als innere Einstellung, begreifen. Wenn dir innerlich daran gelegen ist, gute Manieren zu kultivieren, dann geht vieles von selbst. Hier einige Tipps, wie du dich dazu motivieren kannst, bessere Manieren zu kultivieren:
- Nimm dir vor, eine Woche lang gute Manieren zu kultivieren.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich gute Manieren zeigen. Ich freue mich darauf, eine Woche in jeder Situation gute Manieren zu zeigen."
- Nimm dir vor, jeden Tag gute Manieren zu leben. Wenn du isst, iss mit Messer und Gabel. Auch wenn du aufstehst, gehe rücksichtsvoll mit deinem Partner/Partnerin um. Sprich respektvoll mit deinen Kindern. Sei höflich zu deinen Kollegen, sage "Guten Tag", lächle, tue anderen einen Gefallen.
- Wann immer du gute Manieren gezeigt hast, dann lobe dich selbst. Sage dir selbst: "Gut gemacht".
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Heute zeige ich gute Manieren".
Affirmationen zum Thema Manieren
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Manieren. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.
- Ich habe gute Manieren
- Ich bin jemand mit guten Manieren
- Ich entwickle gute Manieren
- Ich freue mich darauf, bald sehr gute Manieren zu haben
Gebet für Manieren Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Manieren :
- Lieber Gott, bitte hilf mir dabei, gute Manieren zu entwickeln.
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um gute Manieren zu entwickeln?
- Angenommen, ich wollte gute Manieren entwickeln, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte ab morgen großartige Manieren, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als Mensch mit guten Manieren, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Manieren
Eigenschaften im Alphabet nach Manieren
Vortragsmitschnitt zu Manieren - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Manieren, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> http://tugenden.podspot.de/files/Manieren-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3 </mp3player>
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