Pflicht: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. Oktober 2013, 07:53 Uhr

Swami Sivananda

Swami Sivananda über Pflicht

Artikel aus dem Buch: How to Cultivate Virtues und Eradicate Vices

Pflicht ist das, woran man durch irgendeine Verbindlichkeit gebunden ist. Tue deine Pflicht und überlasse Gott den Rest. Wer seine Pflicht kennt, aber sie nicht ausführt, ist der schlimmste Mensch auf dieser Welt. Du bist nicht auf dieser Welt, um das zu tun, was du willst. Du musst wollen, das zu tun, was deine Plicht ist.

Betrachte alle Pflichten als heilig. Tu deine Pflicht uneigennützig. Dann wird sie aufhören belastend zu sein, sie wird freudvoll. Tue deine Pflicht in deinem Geschäft, in deiner Küche, in deinem Büro, in deiner Schule, in deinem Haus sehr ehrlich. Widme dein ganzes Herz der Ausübung, auch wenn du nur Kleinigkeiten erledigst wie das Ordnen deiner Papiere, das Reinigen deines Raumes, das Sortieren deiner Kleidung. Pflicht ist das sofortige und ehrliche Ausführen der täglichen Arbeiten, die vor dir liegen.

Pflicht ist die die großartigste Idee, da sie die Idee von Gott, von der Seele, von der Freiheit, von Verantwortung und von der Unsterblichkeit beinhaltet. Das ehrenwerte Ausführen der Pflichten in jeder Altersstufe beschert dem Menschen Ehre. Sei akkurat im Tun auch in den geringen Pflichten. Du wirst daraus mehr Freude und Glück ziehen. Keine Pflicht ist minderwertig. Pflicht ist Gottesdienst. Alle Handlungen sind heilig. Pflichterfüllung ist Religionsausübung.

Ausgeführte Pflicht ist ein moralisches Stärkungsmittel. Es kräftigt deinen Geist und dein Herz. Menschliches Glück und moralische Pflicht sind untrennbar miteinander verbunden. Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Handle so, wie du wünscht, behandelt zu werden. Dies ist ein großes moralischen Gesetz.

Du bist nicht geboren, um die Problem des Universums zu lösen. Du bist geboren, um herauszufinden, was deine Pflicht ist. Diese Lebensspanne ist dir für erhabene Pflichten gegeben und nicht für Selbstsucht, nicht zum wertlosen Vergeuden oder mit nutzloser Klatscherei, essen, trinken und schlafen, sondern um dich zu vervollkommnen, um Tugenden zu kultivieren, der Menschheit selbstlos zu dienen und Gotteserkenntnis zu erlangen.

Pflichten des Menschen

Artikel von Swami Sivananda aus dem Buch "Practice of Karma Yoga"

Der Mensch hat in seinem Leben bestimmte wichtige Pflichten und Verantwortungen. Er muss sich durch die richtige Erfüllung dieser Pflichten sowohl moralisch als auch spirituell entwickeln. Er muss gemäß dem Gottesgesetz handeln und leben. Er muss die Regeln des Verhaltens und das Maß seiner Verantwortungen herausfinden. Er muss ein solides Wissen des moralischen Codes von Manu oder Yajnavalkya haben und entsprechend dieser Regeln handeln. Erst dann hat er das Recht, Mensch genannt zu werden.

Der Mensch hat Pflichten gegenüber seinen Eltern, Kindern und anderen Familienmitgliedern. Er hat Pflichten gegenüber der Gesellschaft und dem Land. Er hat Pflichten des Varnashrama. Er hat Pflichten sich selbst gegenüber und nicht zuletzt hat er wichtige Pflichten Gott gegenüber. Er muss alle Lebensaufgaben erfüllen. Erst dann erlebt er Fortschritt in seinem Leben und er genießt wirklich Seelenfrieden.

Er muss seinen Eltern dienen, die ihm den physischen Körper mit großer Shraddha und Bhava gaben. In der Taittiriya Upanishade findest du: Matrudevo Bhava (verehre deine Mutter als Göttin), Pitrudevo Bhava (Verehre deinen Vater als Gott). Die Eltern sollten als sichtbare Vertreter Gottes auf Erden verehrt werden. Ashutosh Mukerji aus Kalkutta, der frühere Vizekanzler der Universität von Kalkutta, verehrte seine Mutter und trank täglich ihr Charanamrita, bevor er in sein Büro ging. Moderne gebildete Menschen zollen ihren Eltern keine richtige Aufmerksamkeit. Wenn der Vater ungebildet ist und der Sohn in England seine Ausbildung bekam, wird er sagen, dass sein Vater ein Diener des Hauses ist, wenn jemand fragt: „Wer ist dieser alte Mann?“

Kindererziehung als wichtige Pflicht

Ein Vater muss seine Kinder richtig erziehen. Er muss sie gut in Sanskrit, Englisch und technischen Fächern unterweisen. Von klein auf muss er sie mit dem spirituellen Weg vertraut machen. Er muss seiner Ehefrau ergeben sein, die sein Partner im Leben ist und welche die linke Hälfte seines Körpers ausmacht. Religiöse Bräuche haben ohne sie keinen Wert. Er muss sie als sein Helfer auf dem Weg zur Spiritualität betrachten. Sobald ein Sohn geboren wird, wird sie seine Mutter. Die Shrutis (der Teil der Veden, der göttliche Offenbarungen enthält) erklären: „Atma vai jaayate putrah – die Seele ist als Sohn geboren“. Er muss alle Vorstellungen einer Beziehung zu seiner Ehefrau aufgeben sobald ein Sohn geboren ist. Er darf keinen Geschlechtsverkehr mehr haben. Beide sollten ein spirituelles Leben führen. Der Ehemann sollte in seiner Frau nicht nur eine Fortpflanzungsmaschine sehen. Es gibt einen höheren Zweck. Sie muss ihrem Ehemann in seiner spirituellen Entwicklung helfen. Sie muss seinen Wünschen nachkommen. Sie muss ihm in jeder Hinsicht dienen.

Temperament und Pflichterfüllung

Der Mensch muss der Gesellschaft seinem Temperament, seiner Vorliebe und Fähigkeit entsprechend dienen. Dies hilft ihm, seinen Geist zu reinigen. Er muss mit Nishkamya Bhava (Selbstlosigkeit) als Ehrenmitglied dienen. Er sollte keinerlei Entlohnung bekommen. Er muss Patriotismus entwickeln und dem Land dienen. Dienst am Land ist Dienst an Mutter Kali. Es ist reine Mutterverehrung.

Pflichterfüllung und Kastenwesen

Er muss die Pflichten seines Varnashrama ausüben. Ein Brahmin sollte Gelassenheit, Selbstbeherrschung, Reinheit, Vergebung, Aufrichtigkeit, Weisheit, Wissen und Glauben an Gott haben. Ein Kshatriya sollte Tapferkeit, Großartigkeit, Beständigkeit, Stärke, Mut, Großzügigkeit und eine Führernatur besitzen. Der Vaishya sollte sich mit Landwirtschaft, Handel und Viehzucht beschäftigen. Sudras sollten den anderen drei Kasten dienen.

Pflichterfüllung und die vier Ashramas

Ein Brahmachari sollte bis zum fünfundzwanzigsten Lebensjahr religiöse Bücher studieren. Wenn er lebenslanges Zölibat gelobt hat, wenn er ein Naishthika Brahmachari (immerwährend Enthaltsamer) werden will, braucht er das Stadium eines Familienmenschen nicht eintreten. Er sollte ewige Leidenschaftslosigkeit und Unterscheidungsfähigkeit besitzen. Erst dann zieht er wirklich einen Nutzen davon. Er kann sein ganzes Leben den geistigen Belangen widmen.

Wenn er ein lebenslanges Zölibat nicht auf sich nehmen möchte, kann er ein Familienmensch werden. Er kann nach Beendigung seiner Ausbildung heiraten. Er kann seine Ehefrau gelegentlich aufsuchen, um die Generationsfolge aufrechtzuerhalten, aber nicht aus Sinnlichkeit. Er macht sich wie ein Brahmachari zurecht, wenn er sich streng an die obigen Regeln hält. Wenn er das Stadium des Familienmenschen hinter sich gebracht und seinem Sohn eine ordentliche Stellung verschafft hat, kann er alleine oder mit seiner Frau ein Vanaprastha werden. Er sollte nicht bis zum Lebensende im Hause bleiben. Er wird unterschiedliche Ängste und Moha wegen seiner Kinder haben, wenn er im Haus bleibt. Sollte er es schwierig finden, zu gehen, so kann er außerhalb des Hauses in einer Hütte leben. Wenn ihm auch dies Schwierigkeiten bereitet, kann er oben bleiben oder in einem abgelegenen Zimmer und kann nachmittags zwischen fünf und sechs Besucher und Hausbewohner empfangen.

Wenn er die Funktion eines Vanaprastha Sannyasa aufnehmen. Vanaprastha ist nur ein einleitender Schritt hin zum Sannyasa. Der Glanz und die Freiheit eines Sannyasin ist schwer zu beschreiben. Nur ein Sannyasin kann sich von allen Verhaftungen lösen. Bei jedem anderen bleibt immer unterschwellig eine Verbindung bestehen. Hat er einmal die Funktion eines Sannyasin aufgenommen, ist er für die Familie ein Toter. Ansonsten glauben sie immer, etwas von ihm zu bekommen. Eine feine Verhaftung im Geist bleibt immer noch auf beiden Seiten. Das genügt schon, um einen wieder zurück in das Rad von Geburt und Tod zu werfen. Gerade die Farbe orange verleiht Stärke und Reinheit. Ich glaube den Leuten nicht, die sagen: „Wir haben unseren Herzen Farbe gegeben“. Dies ist Schüchternheit und Scheinheiligkeit. In ihnen schleichen immer noch Moha, Raga und Vasanas (Wunsch). Wenn innerlich eine Änderung erfolgt, so lässt die äußere nicht auf sich warten. Ich gebe zu, dass die Ausmerzung des Egoismus, Sankalpas und Ashrama Bheda (Unterschied der verschiedenen Lebensstufen) absolut unverzichtbar sind. Warum sonst nahmen Sri Sankara und Sri Ramakrishna Sannyasa auf? Worin besteht überhaupt die Notwendigkeit? Sannyasa hat seine eigenen Vorteile.

Krishna sagt in der Gita: „Die vier Kasten wurden von Mir gemäß der Unterschiedlichkeit von Guna und Karma geschaffen; obwohl Ich ihr Urheber bin, wisse, dass Ich nicht handle und unwandelbar bin“. Kap. IV-13. Überall auf der Welt gibt es die Einteilung in Kasten. Die katholischen Priester und die ehrwürdigen Kirchenmänner repräsentieren die Brahmin. Sie meditieren und predigen. Die westlichen Soldaten sind die Kshatriyas aus Rajputana. Die Geschäftsleute im Westen sind die Vaishyas. Wer niedrige Dienste verrichtet ist ein Sudra. Die Unterteilung beruht auf den Fähigkeiten der Menschen. Wer sattvig ist, ist Brahmin: rajasig sind Ksatriyas; tamasig sind Sudras. Die Unterteilung beruht auf den Gunas und dem Karma.

Gewissen, die Schriften und Pflichten

Ich werde jetzt etwas über das Bewusstsein sagen. Manche Menschen sagen: „Durch Befragung unseres Gewissens können wir bereits zwischen gut und böse, richtig oder falsch entscheiden.“ Niemand schafft dies durch das Gewissen alleine. Sicher mag es einen Hinweis und Hilfestellung bieten, aber das Gewissen ist kein unfehlbarer Führer. Das Gewissen des Menschen ändert sich entsprechend seiner Erfahrungen und seiner Ausbildung. Das Gewissen ist jedermanns eigene intellektuelle Überzeugung. Das Gewissen eines Menschen äußert sich gemäß seiner Tendenzen, Gepflogenheiten, Leidenschaften, Neigungen, Fähigkeiten und seiner Ausbildung.

Das Gewissen eines Wilden spricht eine Sprache, die von der des zivilisierten Europäers völlig verschieden ist. Das Gewissen eines afrikanischen Schwarzen unterscheidet sich komplett von dem eines ethisch entwickelten indischer Yogis. Frage einen Kassenangestellten: „Worin liegen deine Pflichten?“ Er wird antworten: „Ich muss für meine Familie und meine Eltern Geld verdienen. Ich darf andere nicht verletzen. Ich muss das Ramayana lesen.“ Er kennt die Naturgesetze überhaupt nicht. Er unterwirft sich blind allen Gesetzen, gleich welcher Art sie auch sind. Wenn du ihn fragst: „Welche Pflichten hast du dem Land und der Menschheit gegenüber? Was ist richtig und falsch? Was ist gut und böse?“, dann wird er nur blinzeln. Frage einen Autofahrer: „Was ist deine tägliche Pflicht?“ Er wird antworten: „Ich muss auf jeden Fall 20 Rupien pro Tag verdienen. Ich muss zehn Gallonen Benzin, Reifen, Schläuche und Motoröl kaufen. Die Reifen sind teuer. Ich habe sechs Töchter und fünf Söhne. Ich muss sie beschützen“. Fragst du ihn nach Gott, Tugenden, Moksha, Verhaftung und Freiheit, Recht und Unrecht, verwirrst du ihn.

Warum gibt es einen so großen Unterschied zwischen der Stimme des Gewissens zweier Menschen der gleichen Kaste, Religion oder des gleichen Glaubens? Die Stimme des Gewissens allein reicht nicht aus, einen Menschen dahin zu bringen, die Gesetze Gottes, Recht und Unrecht, Gut und Schlecht sowie andere Pflichten des Lebens zu begreifen. Nur die Shastras und die Verwirklichten (Apta Vakyam) können einen Menschen bei der Erfüllung seiner Pflichten auf wirksame Weise leiten.

Deshalb erklärt Krishna nachdrücklich: „Wer die Gebote der Schriften missachtet und unter dem Einfluss von Wünschen handelt, erreicht weder Vollkommenheit, noch Glück, noch das höchste Ziel. Daher müssen die Schriften maßgeblich sein, wenn es zu bestimmen gilt, was zu tun und was zu unterlassen ist. Nachdem du verstanden hast, was in den Geboten der Schriften geschrieben steht, musst du dementsprechend in dieser Welt handeln.“ (Kap. XVI-23,24.)

Kshatriyapflicht

Ausschnitt aus dem Buch "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Eine Übersetzung der Bhagavadgita von Paul Deussen. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911. S. 13/14. Krishna belehrt Arjuna über seine Pflicht als Krieger aus der Kriegerkaste (Kshatriya).

Krishna und Arjuna mit dem Streitwagen
31. (909.) Aber auch wenn du an die dir obliegende Pflicht denkst, darfst du nicht schwanken, was du zu tun hast. Denn für einen Kshatriya gibt es nichts Höheres als einen pflichtmäßigen Kampf.
32. (910.) Und mit Freuden, o Sohn der Pritha, begrüßen die Kshatriyas gleichwie eine zufällig sich ihnen darbietende offene Himmelspforte einen derartigen Kampf.
33. (911.) Wenn du hingegen diesen als Pflicht dir obliegenden Kampf nicht auf dich nehmen wirst, dann vernachlässigst du deine Pflicht und deinen Ruhm und wirst in Schuld geraten.
34. (912.) Auch wird alles dich mit ewiger Schmach überhäufen, für einen Mann von Ehre aber ist Schmach schlimmer als Tod.
35. (913.) Auch werden sie, welche auf großen Streitwagen einherfahren, argwöhnen, dass du aus Furcht vom Kampfe abgelassen hast, und so wirst du bei solchen, die dich bisher hoch verehrten, in Geringschätzung verfallen.
36. (914.) Diejenigen aber, welche dir Übel wollen, werden viele schmähliche Reden über dich führen und deine Befähigung tadeln; was aber wäre schmerzlicher als das?
37. (915.) Entweder du fällst und gehst zum Himmel ein, oder du siegst und genießest die Herrschaft über die Erde, darum stehe auf, o Sohn der Kunti, und entschließe dich zu kämpfen.

Siehe auch


Literatur

  • Swami Sivananda: How to Cultivate Virtues und Eradicate Vices
  • Paul Deussen: "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Übersetzung der Bhagavadgita. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911.

Weblinks

Seminare

Multimedia

Die wichtigste Pflicht, Gott als lebendig zu erfahren Bh.G.V III 14

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Sattwige Arbeit ist eine heilige Pflicht – BG.XVIII 23

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Zaudere nicht angesichts deiner Pflicht – Bh.G II 31

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Die Natur der vorgeschriebenen Pflichten – BG.XVIII 41

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Pflicht der Brahmana ist höchstes Wissen zu geben XVIII42

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Vollbringung deiner Pflicht führt zu Vollkommenheit – BG.XVIII 45

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Einklang mit seinen Pflichten macht das Bewusstsein frei für Gott – BG.XVIII 47

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Hingabe an die eigene Pflicht befreit von jeder Verunreinigung – BG.XVIII 48

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Die Natur drängt dich die Pflicht deiner Aufgaben zu tun – BG.XVIII 59

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