Hatha Yoga Unterrichtstechniken

Aus Yogawiki
Korrektur - Chakrasana - Das Rad

Hatha Yoga Unterrichtstechniken - Wie unterrichte ich Hatha Yoga, um den Teilnehmenden die Erfahrung von Yoga, nämlich Einheit und Harmonie zu ermöglichen.

Hatha Yoga Unterrichtstechniken – Grundlagen im Yoga Vidya Stil

Hilfestellung - Mayurasana - Der Pfau

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Wenn du an einer Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung teilnimmst, lernst du dort, diese Grundlagen umzusetzen. Wenn du die Ausbildung schon gemacht hast, bekommst du hier nochmal Anregungen für das bereits Gelernte, und wenn du Yogalehrer/Yogalehrerin einer anderen Tradition bist, bekommst du hier vielleicht zusätzliche Anregungen und Denkanstöße – vielleicht sogar etwas Inspiration.

Das Wort „Yoga“ heißt „Harmonie, Verbindung, Einheit“. Yoga kann in fünf Hauptpraktiken unterteilt werden:

Wenn du Yoga unterrichtest, dann unterrichtest du letztlich immer drei dieser Praktiken, nämlich Körperübungen/Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung. Ab und zu kannst du Meditation einfügen. Du kannst in den Yogastunden auch immer wieder Tipps geben für positives Denken im Alltag, und es gilt auch, dann und wann hinzuweisen auf die richtige Ernährung: vegetarisch und vollwertig. Wenn du Yoga unterrichtest, ist es wichtig, dass du selbst diese fünf Punkte beachtest, denn nur dann kannst du sie authentisch den Teilnehmern nahe bringen.

Grundlagen einer Yogastunde

Zunächst der Aufbau der Yoga Vidya Grundstunde, nämlich:

Vier Dinge zusammenbringen

Körperliche Korrektheit, Entspannung, tiefe Atmung und Konzentration in der Asana führen zu tiefen Erfahrungen

Dann ist es wichtig, in der Yogastunde immer folgende vier Dinge zusammen zu bringen:

  • 1. Die körperliche Korrektheit einer Übung: Zwar beschreibt eines der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien die Selbstverantwortung der Teilnehmenden, aber du als Yoga Unterrichtender achtest darauf, dass die Übung trotzdem gut ausgeführt wird.
  • 2. In einer Asana gibt es geistige und körperliche Entspannung. Sehr wichtig ist, dass die Teilnehmenden die Yogastunde nicht als Wettbewerb ansehen. Es geht nicht darum, besser zu sein, als andere. Es geht darum, dass du stattdessen eine Atmosphäre schaffst, in welcher der Teilnehmer/die Teilnehmerin ganz loslassen kann und in jeder Asana so entspannt wie möglich ist. Gewiss gibt es anstrengende Asanas, zum Beispiel die Heuschrecke, aber auch in der Heuschrecke sollten die Teilnehmenden entspannte Augen, ein entspanntes Gesicht haben.
  • 3. Die Atmung ist der Schlüssel zur Prana-Erfahrung, und auch für die meditative Erfahrung in den Asanas. Daher: Weise deine Teilnehmenden immer darauf hin, dass die Asanas mit ruhiger und tiefer Atmung verbunden sind. Zu Anfang ist das immer die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist auch die vollständige Yogaatmung dabei.
  • 4. Die geistige Konzentration und Aufmerksamkeit: Die Teilnehmenden sollen bei den Asanas sein. Was die Tiefe der Erfahrungen deiner Teilnehmenden besonders prägt, wenn du unterrichtest, ist das Maß, in dem es dir gelingt, die Teilnehmenden im Hier und Jetzt zu halten. Wenn du zum Beispiel so sprichst, dass es für die Teilnehmenden langweilig ist, dann denken sie an alles Mögliche. Daher ist es sehr wichtig, dass du lernst, die Yogastunde so zu geben, dass die Teilnehmenden ganz dabei sind.

Allgemeine Prinzipien des Lehrens von Yoga

Yoga zu unterrichten ist etwas anderes, als Mathematik oder eine Sprache zu lehren. Yoga lehren bedeutet letztlich, den Schülern eine Einstellung zu vermitteln, die eine innere Erfahrung und Einheit ermöglicht. Yoga heißt schließlich Einheit, Yoga heißt Harmonie, und eine gute Yogastunde lässt den Teilnehmenden/die Teilnehmende diese Einheit erfahren, eine Harmonie erfahren. Eine Yogastunde ist immer eine besondere Erfahrung für einen Teilnehmenden.

Damit das geschehen kann, bist du als Yogalehrender bescheiden und ein Instrument in den Händen der göttlichen Kraft. Denn ob der oder die Teilnehmende wirklich eine tiefe Yogaerfahrung hat, liegt nicht vollständig bei dir. Du kannst Bedingungen schaffen, damit es möglich ist; aber was sich einstellt, ist nicht nur von dir abhängig. Es wird dir manchmal geschehen, dass du denkst, deine Yogastunde war gar nicht gut, und die Teilnehmenden kommen anschließend voller Dankbarkeit und mit leuchtenden Augen auf dich zu. Und andere Male wird es sein, dass du denkst, du hast wirklich eine tolle Yogastunde gegeben, und anschließend erfährst du, dass Teilnehmende sich über deinen Unterricht beschwert haben. Es liegt nicht nur an dir.

Desweiteren gibt es die sogenannte „Guruparampara“, das heißt die Lehrer-Schüler-Nachfolge, auch „Guru Shishya Parampara“. Wenn du unterrichtest, mache dich zum Instrument, lasse die Energie der Meister durch dich hindurch fließen. Spüre den Segen der Meister durch dich hindurch fließen. Wenn du unterrichtest und dich öffnest, wirst du diese Energie spüren. Es ist vermutlich kaum möglich, eine so gute Karma Yoga Einstellung zu haben, wie beim Unterrichten von Hatha Yoga. Du spürst wie diese Guruparampara Shakti durch dich hindurchströmt.

Die körperlichen Aspekte zu kennen, ist wichtig. Es ist wichtig, zu wissen, wie du die Übungen genau ansagst. Es ist auch wichtig, wie du Korrekturen machst. Aber deine Einstellung ist ganz besonders wichtig. Damit du zu einem Instrument werden kannst, musst du Yogaübender sein, du bist nicht jemand, der nur unterrichtet. Übe jeden Tag Asanas, jeden Tag Pranayama, übe jeden Tag Meditation, übe einen sattvigen Lebensstil, verzichte auf Fleisch und Alkohol, ernähre dich gesund, habe hohe ethische Grundsätze im Alltag. Dann wirst du eine gute Yogalehrerin, ein guter Yogalehrer sein. Dann werden deine Teilnehmenden die tiefe Erfahrung von Einheit, von Harmonie, von Yoga mehr haben, als woanders.

Hilfen eine gute Atmosphäre zu schaffen

Ein sauberer, heller gut gelüfteter Yogaraum schafft eine gute Unterrichts Atmosphäre

Yoga lehren heißt also, Voraussetzungen zu schaffen, dass göttliche Energie fließen kann. Du brauchst dafür Sensibilität und auch die Kenntnis der Methoden dafür. Neben der Yoga Vidya Grundreihe und den sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien gibt es noch weitere Prinzipien, die wichtig sind. Da sind zunächst einige äußere Hilfen, um eine Atmosphäre zu schaffen, dass diese Yogaerfahrung entstehen kann.

Kleidung

Die klassischen Farben des Yogaunterrichtenden in der Yoga Vidya Tradition sind, wie bei Swami Vishnu-devananda, weiße Hose und gelbes Oberteil. Weiß ist die Farbe der Reinheit - du willst als reines Instrument dienen. Gelb ist die Farbe des Lernens und des Lehrens – du wirst wie ein Mond, das heißt du lässt das Licht des Göttlichen in dich hineinstrahlen und durch dich hindurchstrahlen. Farben haben einen großen Einfluss auf den Geist. Wenn du weiß-gelbe Kleidung trägst, wird das deinen Teilnehmenden eine schnellere, tiefere Erfahrung geben, als wenn du einfach in der Alltagskleidung unterrichtest. Auch für dich ist es ein Unterschied. Wenn du weiß-gelb trägst, wirst du in die Rolle des Yogalehrenden hineingehen, dein Geist wird „umswitschen“, und die Prana-Kanäle werden sich öffnen. Daher der Tipp: bleibe auch nach Ende der Ausbildung bei dieser weiß-gelben Kleidung.

Sauberkeit

Für die Atmosphäre ist eine gewisse Sauberkeit wichtig, betreffend dich selbst, und den Raum, in dem du lehrst.

Altar

Ein Altar in einem Yogaraum ist wichtig. Ein Altar schafft eine Atmosphäre, ein Altar dient als „Energie-Ausstrahler/-Sender“. So ähnlich, wie ein Radiogerät Radiowellen aufnimmt, so nehmen auch deine Teilnehmenden Energie auf. Und so, wie das Radio eine Sendestation dazu braucht, braucht es auch eine Sendestation in einer Yogastunde. Ein Altar mit seinen Murtis (Götterfiguren) wirkt wie eine Sendestation, und deine Teilnehmenden spüren das. Man findet heute gar nicht selten zum Beispiel in Thermen oder Physiotherapie-Praxen, oder sogar in Geschäften, hinduistische oder buddhistische Murtis, dort gibt es überhaupt keine Hemmungen. Paradoxerweise haben Yogalehrende Hemmungen, Murtis aus ihrer Tradition in den Yogaraum zu stellen. Habe keine solchen Hemmungen! Heute besteht eine große Offenheit für die verschiedenen Kulturen, und es macht einen Unterschied, ob du einfach in einem kahlen Raum bist, oder ob dort die Bilder deines Meisters/deiner Meisterin hängen, und vielleicht die eine oder andere Murti deiner Tradition steht.

Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Angenommen, du unterrichtest in einem christlichen Kontext, dann musst du schauen, was dort angemessen ist. Angenommen du unterrichtest für Krankenkassen oder in einem schulischen Kontext, dann musst du dich erkundigen, was dort möglich ist. Aber im Allgemeinen ist es gut, einen Altar zu haben, mindestens habe eine Kerze, mindestens habe etwas, was den Geist erhebt.

Raumklima

Du kannst auch mit Düften arbeiten. Zum Beispiel könntest du eine Duftlampe anzünden mit spirituell erhebendem Duft (achte darauf, keinen Duft zu verwenden, der unter Umständen mit Badezimmer konnotiert ist). Eventuell zünde eine Kerze/Duftkerze an, eventuell ein Räucherstäbchen. In der Zeit, in der die Teilnehmer eintreffen, kannst du vor der Yogastunde eventuell eine meditative Musik/Mantramusik abspielen. Tue irgendetwas, was dazu führt, dass die Teilnehmenden bei ihrer Ankunft gleich in eine Atmosphäre hineinkommen. Menschen brauchen heute oft auch eine „exotische“ Atmosphäre, um den Alltag zu vergessen.

Mantras

Sie werden am Anfang und am Ende der Yogastunde rezitiert/gesungen. Ein Tipp von Sukadev: Bevor du eine Yogastunde unterrichtest, übe selbst spirituelle Praktiken. Wenn irgend möglich, übe vor dem Hatha Yoga Unterricht entweder Meditation, oder wiederhole Mantras, oder übe Pranayama und Asanas. Mache eventuell eine Tiefenentspannung, gerade wenn du vorher einen anstrengenden Tag hattest, und danach ein paar Minuten Yogaübungen. Wenn du keine Zeit für formelle Yogaübungen hast, dann sorge dafür, dass du auf dem Weg zur Yogastunde ein Mantra wiederholst, ein Gebet sprichst, dich öffnest für göttliche Führung: damit du, wenn du dann in Kontakt zu den Teilnehmenden kommst, schon ein subtiles Prana hast, Liebe hast und geben kannst. Spätestens, wenn die Teilnehmenden in der Anfangsentspannung vor dir liegen, öffne dich selbst für göttlichen Segen, bitte um Führung, öffne dich für die doppelte Liebe – Liebe zum Meister, der Liebe zu dir hat, und Liebe zu deinen Teilnehmenden. Lass diese Liebe, dieses Licht fließen. Wenn ihr dann gemeinsam Om sagt und das Mantra wiederholt, dann spürst du diese Verbindung, und dann kann Yoga entstehen.

Hinweise

Soweit die Grundlagen des Unterrichtens von Hatha Yoga, wobei es hierzu an anderer Stelle noch mehr Informationen gibt. Diese und viele andere Unterrichtstechniken lernst du in der Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung und in Yoga Vidya Weiterbildungen. Wenn du relativ neu im Yoga bist, hast du jetzt einige „Interna“ gehört; die Grundlagen des Yoga lernst du in Yogakursen in den Yoga Vidya Zentren und bei von Yoga Vidya ausgebildeten Yogalehrern /Yogalehrerinnen, und in den Yoga Vidya Ashrams. Informationen über die Yoga Vidya Zentren und Ashrams, sowie ein großes Yogalehrer-Verzeichnis findest du auf den Yoga Vidya Internetseiten.

Video - Hatha Yoga Unterrichtstechniken

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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Du möchtest auch Fortgeschrittene in Yoga unterrichten? In Woche 4 der Yogalehrer Ausbildung kannst du als angehender Yogalehrer auch lernen, wie man Meditationen anleitet und Hatha Yoga variiert. Wo…
Shankari Winkelbauer, Ananda Devi Ruprecht, Patrick Vopel, Tara Devi Anja Schiebold
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Mahavira Wittig, Vincent Pippich