Selbstkontrolle: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Selbstkontrolle''' ist die [[Fähigkeit]], sich selbst zu beherrschen, insbesondere seine [[Emotionen]] und seine [[Reaktion]]en. Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, instinktiven und erlernten Reiz-Reaktionsmustern nicht zwanghaft ausgeliefert zu sein. | '''Selbstkontrolle''' ist die [[Fähigkeit]], sich selbst zu beherrschen, insbesondere seine [[Emotionen]] und seine [[Reaktion]]en. Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, instinktiven und erlernten Reiz-Reaktionsmustern nicht zwanghaft ausgeliefert zu sein. | ||
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Selbstkontrolle heißt, eigenverantwortlich wählen zu können, wie man auf Situationen, andere [[Mensch]]en etc. reagiert. Ein zuviel an Selbstkontrolle kann aber auch die [[Kreativität]] und die [[Spontanität]] behindern. Normalerweise ist eine Mischung aus Spontanität, Selbstkontrolle und [[Öffnung]] für [[Intuition]] und eine höhere [[Wirklichkeit]] am besten. Die [[Balance]] zwischen Spontanität, Selbstkontrolle und Intuition ist in jedem Menschen unterschiedlich. | Selbstkontrolle heißt, eigenverantwortlich wählen zu können, wie man auf Situationen, andere [[Mensch]]en etc. reagiert. Ein zuviel an Selbstkontrolle kann aber auch die [[Kreativität]] und die [[Spontanität]] behindern. Normalerweise ist eine Mischung aus Spontanität, Selbstkontrolle und [[Öffnung]] für [[Intuition]] und eine höhere [[Wirklichkeit]] am besten. Die [[Balance]] zwischen Spontanität, Selbstkontrolle und Intuition ist in jedem Menschen unterschiedlich. | ||
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==Selbstkontrolle als hilfreiche Tugend== | ==Selbstkontrolle als hilfreiche Tugend== | ||
'''Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz''' | '''Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz''' | ||
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Selbstkontrolle, eine wichtige Fähigkeit des Menschen. Selbstkontrolle ist etwas, was den Menschen in besonderem Maße auszeichnet. Selbstkontrolle spielt auch im Yoga eine wichtige Rolle. Selbstkontrolle muss natürlich auch ergänzt und verbunden werden mit Hingabe, mit Spontanität, mit Intuition und auch mit Emotionalität. Was den Menschen besonders auszeichnet unter anderem, ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Wenn ein Hund etwa zu fressen sieht, dann wird er hinrennen. Wenn der Hund jemanden sieht, den er nicht mag, wird er anfangen, zu bellen. Wenn der Hund einen anderen Hund sieht, dann wird er, je nachdem wie er riecht und welche Impulse er hat, sofort darauf reagieren. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Angenommen, jemand kritisiert dich, dann mag es sein, dass du sofort schimpfen willst oder dass du wegrennen willst oder den Kram hinwerfen willst. Du kannst aber auch einen Moment lang stoppen und kannst ein paar Mal tief durchatmen und dich zwingen, freundlich zu bleiben. Das ist die Fähigkeit der Selbstkontrolle. Du magst irgendwo an einem Eiskaffee vorbeigehen, du magst sofort den Wunsch haben, Eis zu essen und du hast die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und gehst eben weiter. Es mag sein, dass du irgendwo keine Lust hast, zur Arbeit zu gehen, du hast die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, du gehst trotzdem. Das ist eine besondere Fähigkeit des Menschen, Selbstkontrolle. Aber nur Selbstkontrolle macht dich starr, nur Selbstkontrolle lässt die Energie nicht fließen. Letztlich musst du in der Lage sein, Impulsen zu folgen, wenn angemessen, sie zu beherrschen, wenn angemessen. Das ist das, was z.B. mit dem Begriff „emotionale Intelligenz“ gemeint ist. Emotionale Intelligenz heißt, du kannst die Kraft deiner Emotionen nutzen, du kannst sie durch dich fließen lassen, du kannst sie aber auch kontrollieren. Weder bist du deinen Emotionen hilflos ausgeliefert, noch bist du in einem Chaos deiner Emotionen, noch bist du im Zwang, alles beherrschen zu müssen, mit einem ständigen schlechten Gewissen. Also, die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist auch die Fähigkeit der Steuerung. Selbstkontrolle gehört zum großen Bereich des Raja Yoga. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstbeherrschung. Raja heißt „der Herrscher“, Raja heißt auch „König“, Raj heißt „Herrschaft“. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstbeherrschung und damit auch der Selbstkontrolle und noch mehr der Yoga der Selbststeuerung. Ein Raja Yogi weiß: „Ich bin das unsterbliche Selbst, ich bin das Bewusstsein. Ich habe verschiedene Eigenschaften, ich habe verschiedene Tugenden, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Außerdem manifestiert sich in mir immer wieder eine subtile Intelligenz, die Instinkte sind instinktive Intelligenz, Emotionen sind wie Wissen mit Energie, Wünsche sind wie Handlungsempfehlungen mit Energie.“ Und so kann man schauen, angenommen, es ist irgendwo Mittag und du bekommst Hunger, dann kannst du sagen: „Aha, Zeit zum Mittagessen, jetzt will ich etwas essen.“ Dann kannst du zum Essen hingehen, vielleicht ist es so wie bei Yoga Vidya, du hast ein großes Buffet, vielleicht bist du irgendwo, wo es so etwas gibt. Und jetzt kannst du dich lenken lassen und du spürst: „Ah, heute hätte ich mal Lust auf den Salat und den Salat, heute hätte ich Lust hierauf und darauf.“ So kannst du dich davon lenken lassen. Wenn du aber plötzlich merkst, nachdem du schon gegessen hast und du merkst, eigentlich ist dein Bauch voll, plötzlich kommt der Impuls, du willst noch ein Marmeladenbrot hinterher und du hast noch einen Nachtisch entdeckt und außerdem gibt es dort noch irgendeinen Shop offen und da willst du auch noch was holen, dann sagst du: „Stopp, ich habe genug gegessen.“ Und so kannst du dich von den Wünschen durchaus lenken lassen, aber du kannst sie kontrollieren. Ähnlich auch, du spürst plötzlich so eine Angst in dir, dann kannst du kurz überlegen: „Ist da eine Information dahinter?“ Und da kommt vielleicht die Information, da musst du vorsichtig sein, da musst du etwas aufpassen, es ist etwas unsicher, da sagst du: „Ok, da will ich ein bisschen mehr Sorgfalt üben.“ Und dann machst du weiter. Eventuell wirst du die Emotionen der Angst nicht unter Kontrolle kriegen, es gibt manchmal so Phasen im Leben, wo irgendwo so eine subtile Bedrohung da ist und die spürst du die ganze Zeit. Aber Selbstkontrolle heißt, du akzeptierst, „so ist es halt“ und es gibt auch gute Gründe, du hast nicht die volle Kontrolle darüber und es ist ok. Aber du musst dein Denken und Handeln davon nicht bestimmen lassen. Eventuell lernst du die ein oder andere Yoga-Technik, du kannst mit Affirmationen arbeiten, mit Visualisierungen, du kannst dich verbinden mit einer höheren Wirklichkeit, du kannst beten usw. Das hilft letztlich auch, das emotionale Befinden zu kontrollieren. Oder angenommen, jemand schimpft dich und du willst sofort ihm an die Gurgel. Gut, in Yogakreisen ist das eher selten, aber mindestens willst du dann schimpfen oder wegrennen oder laut werden oder irgendwas machen, mindestens irgendwas auf den Boden werfen. Du kannst das bemerken, einen Moment innehalten, ein paar Mal tief durchatmen, du kannst durchaus sagen: „Ja, ich habe gute Gründe, mich darüber zu ärgern. Das ist nicht das, was ich erwartet habe, das ist nicht das, was korrekt ist, das empfinde ich als ethisch falsch, das ist ungerecht.“ Und dann ein paar Mal weiter durchatmen und dann eben sagen: „Und vor dem Hintergrund meines Anliegens, nämlich das und das zu erreichen, oder vor dem Hintergrund, dass ich auch künftig mit diesem Menschen weiter zusammenarbeiten will, werde ich jetzt erstmal ein paar Mal durchatmen. Ich weiß, ich müsste mal etwas sagen, aber in der Emotionalität ist oft – nicht immer, aber oft – besser, nicht zu reagieren.“ Ein paar Mal durchatmen und dann entweder einfach das Gespräch fortsetzen, auf was anderes lenken oder sagen: „Ich glaube, es wäre vielleicht jetzt gut, wenn wir jetzt erstmal woanders hingehen.“ Oder man kann sagen: „Ich habe jetzt noch was anderes zu tun.“ All das sind Möglichkeiten der Selbstkontrolle, das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Natürlich, im Yoga gibt es viele Tipps, wie du zur Selbstkontrolle kommen kannst, und auch Tipps, wann du deine Intuition, wann du deine Inspiration, deine Spontanität, die Körperintelligenz, die emotionale Intelligenz auch leben kannst. Und wie du Zugang findest zur so genannten somatischen Intelligenz, dass also dein Körper dir mehr sagt. Selbstkontrolle heißt Zugang zur instinktiven Intelligenz, Zugang zur Intuition, Zugang zu deiner Emotionalität, Zugang zu den inneren Anliegen und dabei aber die Fähigkeit, nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Letztlich gibt es einen Vers im Yoga Sutra, der sagt: „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen aller Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ „Nirodha“ übersetze ich meistens „das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist“. Eine andere Übersetzung von „Nirodha“ heißt auch „Kontrolle“ und „die Fähigkeit zur Kontrolle“. Und „Yogas Chitta Vritti Nirodha“ – „Chitta Vritti“ könnte man auch sagen als relatives Selbst. So ist eine Definition von Yoga: „Yoga ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle.“ Nicht umsonst ist eines der im Englischen meist verkauften Bücher von Swami Sivananda „Mystery of mind control. Das Mysterium der Geisteskontrolle.“ Swami Sivananda hat mehr von Geisteskontrolle gesprochen als von self control, denn „Selbst“ hat im Yoga ja auch eine besondere Bedeutung. Selbst ist auch das kosmische Selbst, Selbst ist deine wahre Natur, dieses Selbst muss nicht kontrolliert werden, sondern durch dieses Selbst willst du handeln. Du kannst aber auch sagen, Selbstkontrolle heißt, dass du selbst lernen willst, deine Psyche zu kontrollieren, deine Emotionen irgendwo zu steuern und auch, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das waren jetzt viele Gedanken zum Thema „Selbstkontrolle“, einem wichtigen Aspekt im Yoga, einem wichtigen Konzept im Yoga und auch eine wichtige Übung im Yoga. Selbstkontrolle muss aber auch mit Demut verbunden werden und manchmal im Bewusstsein: „Alles habe ich noch nicht in der Hand. Ich lasse los und manchmal muss ich auch mit dem Gefühl durch die Gegend gehen, ich kriege nicht alles geschafft und das ist auch ok. Denn langfristig praktiziere ich ja Yoga, langfristig praktiziere ich Meditation, langfristig werde ich meinen Geist unter Kontrolle bringen. Und jetzt geht es noch nicht vollständig und das ist auch ganz ok. Ich bete zu Gott, ich praktiziere und bringe alles Gott dar, sogar die Gedanken und Emotionen, die ich noch nicht unter Kontrolle habe.“ | Selbstkontrolle, eine wichtige Fähigkeit des Menschen. Selbstkontrolle ist etwas, was den Menschen in besonderem Maße auszeichnet. Selbstkontrolle spielt auch im Yoga eine wichtige Rolle. Selbstkontrolle muss natürlich auch ergänzt und verbunden werden mit Hingabe, mit Spontanität, mit Intuition und auch mit Emotionalität. Was den Menschen besonders auszeichnet unter anderem, ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Wenn ein Hund etwa zu fressen sieht, dann wird er hinrennen. Wenn der Hund jemanden sieht, den er nicht mag, wird er anfangen, zu bellen. Wenn der Hund einen anderen Hund sieht, dann wird er, je nachdem wie er riecht und welche Impulse er hat, sofort darauf reagieren. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Angenommen, jemand kritisiert dich, dann mag es sein, dass du sofort schimpfen willst oder dass du wegrennen willst oder den Kram hinwerfen willst. Du kannst aber auch einen Moment lang stoppen und kannst ein paar Mal tief durchatmen und dich zwingen, freundlich zu bleiben. Das ist die Fähigkeit der Selbstkontrolle. Du magst irgendwo an einem Eiskaffee vorbeigehen, du magst sofort den Wunsch haben, Eis zu essen und du hast die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und gehst eben weiter. Es mag sein, dass du irgendwo keine Lust hast, zur Arbeit zu gehen, du hast die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, du gehst trotzdem. Das ist eine besondere Fähigkeit des Menschen, Selbstkontrolle. Aber nur Selbstkontrolle macht dich starr, nur Selbstkontrolle lässt die Energie nicht fließen. Letztlich musst du in der Lage sein, Impulsen zu folgen, wenn angemessen, sie zu beherrschen, wenn angemessen. Das ist das, was z.B. mit dem Begriff „emotionale Intelligenz“ gemeint ist. Emotionale Intelligenz heißt, du kannst die Kraft deiner Emotionen nutzen, du kannst sie durch dich fließen lassen, du kannst sie aber auch kontrollieren. Weder bist du deinen Emotionen hilflos ausgeliefert, noch bist du in einem Chaos deiner Emotionen, noch bist du im Zwang, alles beherrschen zu müssen, mit einem ständigen schlechten Gewissen. Also, die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist auch die Fähigkeit der Steuerung. Selbstkontrolle gehört zum großen Bereich des Raja Yoga. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstbeherrschung. Raja heißt „der Herrscher“, Raja heißt auch „König“, Raj heißt „Herrschaft“. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstbeherrschung und damit auch der Selbstkontrolle und noch mehr der Yoga der Selbststeuerung. Ein Raja Yogi weiß: „Ich bin das unsterbliche Selbst, ich bin das Bewusstsein. Ich habe verschiedene Eigenschaften, ich habe verschiedene Tugenden, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Außerdem manifestiert sich in mir immer wieder eine subtile Intelligenz, die Instinkte sind instinktive Intelligenz, Emotionen sind wie Wissen mit Energie, Wünsche sind wie Handlungsempfehlungen mit Energie.“ Und so kann man schauen, angenommen, es ist irgendwo Mittag und du bekommst Hunger, dann kannst du sagen: „Aha, Zeit zum Mittagessen, jetzt will ich etwas essen.“ Dann kannst du zum Essen hingehen, vielleicht ist es so wie bei Yoga Vidya, du hast ein großes Buffet, vielleicht bist du irgendwo, wo es so etwas gibt. Und jetzt kannst du dich lenken lassen und du spürst: „Ah, heute hätte ich mal Lust auf den Salat und den Salat, heute hätte ich Lust hierauf und darauf.“ So kannst du dich davon lenken lassen. Wenn du aber plötzlich merkst, nachdem du schon gegessen hast und du merkst, eigentlich ist dein Bauch voll, plötzlich kommt der Impuls, du willst noch ein Marmeladenbrot hinterher und du hast noch einen Nachtisch entdeckt und außerdem gibt es dort noch irgendeinen Shop offen und da willst du auch noch was holen, dann sagst du: „Stopp, ich habe genug gegessen.“ Und so kannst du dich von den Wünschen durchaus lenken lassen, aber du kannst sie kontrollieren. Ähnlich auch, du spürst plötzlich so eine Angst in dir, dann kannst du kurz überlegen: „Ist da eine Information dahinter?“ Und da kommt vielleicht die Information, da musst du vorsichtig sein, da musst du etwas aufpassen, es ist etwas unsicher, da sagst du: „Ok, da will ich ein bisschen mehr Sorgfalt üben.“ Und dann machst du weiter. Eventuell wirst du die Emotionen der Angst nicht unter Kontrolle kriegen, es gibt manchmal so Phasen im Leben, wo irgendwo so eine subtile Bedrohung da ist und die spürst du die ganze Zeit. Aber Selbstkontrolle heißt, du akzeptierst, „so ist es halt“ und es gibt auch gute Gründe, du hast nicht die volle Kontrolle darüber und es ist ok. Aber du musst dein Denken und Handeln davon nicht bestimmen lassen. Eventuell lernst du die ein oder andere Yoga-Technik, du kannst mit Affirmationen arbeiten, mit Visualisierungen, du kannst dich verbinden mit einer höheren Wirklichkeit, du kannst beten usw. Das hilft letztlich auch, das emotionale Befinden zu kontrollieren. Oder angenommen, jemand schimpft dich und du willst sofort ihm an die Gurgel. Gut, in Yogakreisen ist das eher selten, aber mindestens willst du dann schimpfen oder wegrennen oder laut werden oder irgendwas machen, mindestens irgendwas auf den Boden werfen. Du kannst das bemerken, einen Moment innehalten, ein paar Mal tief durchatmen, du kannst durchaus sagen: „Ja, ich habe gute Gründe, mich darüber zu ärgern. Das ist nicht das, was ich erwartet habe, das ist nicht das, was korrekt ist, das empfinde ich als ethisch falsch, das ist ungerecht.“ Und dann ein paar Mal weiter durchatmen und dann eben sagen: „Und vor dem Hintergrund meines Anliegens, nämlich das und das zu erreichen, oder vor dem Hintergrund, dass ich auch künftig mit diesem Menschen weiter zusammenarbeiten will, werde ich jetzt erstmal ein paar Mal durchatmen. Ich weiß, ich müsste mal etwas sagen, aber in der Emotionalität ist oft – nicht immer, aber oft – besser, nicht zu reagieren.“ Ein paar Mal durchatmen und dann entweder einfach das Gespräch fortsetzen, auf was anderes lenken oder sagen: „Ich glaube, es wäre vielleicht jetzt gut, wenn wir jetzt erstmal woanders hingehen.“ Oder man kann sagen: „Ich habe jetzt noch was anderes zu tun.“ All das sind Möglichkeiten der Selbstkontrolle, das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Natürlich, im Yoga gibt es viele Tipps, wie du zur Selbstkontrolle kommen kannst, und auch Tipps, wann du deine Intuition, wann du deine Inspiration, deine Spontanität, die Körperintelligenz, die emotionale Intelligenz auch leben kannst. Und wie du Zugang findest zur so genannten somatischen Intelligenz, dass also dein Körper dir mehr sagt. Selbstkontrolle heißt Zugang zur instinktiven Intelligenz, Zugang zur Intuition, Zugang zu deiner Emotionalität, Zugang zu den inneren Anliegen und dabei aber die Fähigkeit, nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Letztlich gibt es einen Vers im Yoga Sutra, der sagt: „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen aller Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ „Nirodha“ übersetze ich meistens „das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist“. Eine andere Übersetzung von „Nirodha“ heißt auch „Kontrolle“ und „die Fähigkeit zur Kontrolle“. Und „Yogas Chitta Vritti Nirodha“ – „Chitta Vritti“ könnte man auch sagen als relatives Selbst. So ist eine Definition von Yoga: „Yoga ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle.“ Nicht umsonst ist eines der im Englischen meist verkauften Bücher von Swami Sivananda „Mystery of mind control. Das Mysterium der Geisteskontrolle.“ Swami Sivananda hat mehr von Geisteskontrolle gesprochen als von self control, denn „Selbst“ hat im Yoga ja auch eine besondere Bedeutung. Selbst ist auch das kosmische Selbst, Selbst ist deine wahre Natur, dieses Selbst muss nicht kontrolliert werden, sondern durch dieses Selbst willst du handeln. Du kannst aber auch sagen, Selbstkontrolle heißt, dass du selbst lernen willst, deine Psyche zu kontrollieren, deine Emotionen irgendwo zu steuern und auch, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das waren jetzt viele Gedanken zum Thema „Selbstkontrolle“, einem wichtigen Aspekt im Yoga, einem wichtigen Konzept im Yoga und auch eine wichtige Übung im Yoga. Selbstkontrolle muss aber auch mit Demut verbunden werden und manchmal im Bewusstsein: „Alles habe ich noch nicht in der Hand. Ich lasse los und manchmal muss ich auch mit dem Gefühl durch die Gegend gehen, ich kriege nicht alles geschafft und das ist auch ok. Denn langfristig praktiziere ich ja Yoga, langfristig praktiziere ich Meditation, langfristig werde ich meinen Geist unter Kontrolle bringen. Und jetzt geht es noch nicht vollständig und das ist auch ganz ok. Ich bete zu Gott, ich praktiziere und bringe alles Gott dar, sogar die Gedanken und Emotionen, die ich noch nicht unter Kontrolle habe.“ |
Version vom 11. März 2016, 15:55 Uhr
Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, sich selbst zu beherrschen, insbesondere seine Emotionen und seine Reaktionen. Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, instinktiven und erlernten Reiz-Reaktionsmustern nicht zwanghaft ausgeliefert zu sein.
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Selbstkontrolle heißt, eigenverantwortlich wählen zu können, wie man auf Situationen, andere Menschen etc. reagiert. Ein zuviel an Selbstkontrolle kann aber auch die Kreativität und die Spontanität behindern. Normalerweise ist eine Mischung aus Spontanität, Selbstkontrolle und Öffnung für Intuition und eine höhere Wirklichkeit am besten. Die Balance zwischen Spontanität, Selbstkontrolle und Intuition ist in jedem Menschen unterschiedlich.
Selbstkontrolle ist die Kontrolle des eigenen Tuns und Verhaltens. Selbstkontrolle bedeutet Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin. Selbstkontrolle bedeutet insbesondere, seinen Wünschen und Emotionen Einhalt gebieten zu können, und nicht nach Lust und Laune zu handeln, sondern das umzusetzen, was man für richtig erkannt hat. In Yoga und Meditation erlernt man entspannte Selbstkontrolle, die auch Raum für Spontanität, Kreativität und die Fähigkeit zu handeln wie die Kinder mit einschließt.
Selbstkontrolle - eine Tugend. Was ist Selbstkontrolle ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Selbstkontrolle gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Selbstkontrolle ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
Selbstkontrolle als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Selbstkontrolle, eine wichtige Fähigkeit des Menschen. Selbstkontrolle ist etwas, was den Menschen in besonderem Maße auszeichnet. Selbstkontrolle spielt auch im Yoga eine wichtige Rolle. Selbstkontrolle muss natürlich auch ergänzt und verbunden werden mit Hingabe, mit Spontanität, mit Intuition und auch mit Emotionalität. Was den Menschen besonders auszeichnet unter anderem, ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Wenn ein Hund etwa zu fressen sieht, dann wird er hinrennen. Wenn der Hund jemanden sieht, den er nicht mag, wird er anfangen, zu bellen. Wenn der Hund einen anderen Hund sieht, dann wird er, je nachdem wie er riecht und welche Impulse er hat, sofort darauf reagieren. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Angenommen, jemand kritisiert dich, dann mag es sein, dass du sofort schimpfen willst oder dass du wegrennen willst oder den Kram hinwerfen willst. Du kannst aber auch einen Moment lang stoppen und kannst ein paar Mal tief durchatmen und dich zwingen, freundlich zu bleiben. Das ist die Fähigkeit der Selbstkontrolle. Du magst irgendwo an einem Eiskaffee vorbeigehen, du magst sofort den Wunsch haben, Eis zu essen und du hast die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und gehst eben weiter. Es mag sein, dass du irgendwo keine Lust hast, zur Arbeit zu gehen, du hast die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, du gehst trotzdem. Das ist eine besondere Fähigkeit des Menschen, Selbstkontrolle. Aber nur Selbstkontrolle macht dich starr, nur Selbstkontrolle lässt die Energie nicht fließen. Letztlich musst du in der Lage sein, Impulsen zu folgen, wenn angemessen, sie zu beherrschen, wenn angemessen. Das ist das, was z.B. mit dem Begriff „emotionale Intelligenz“ gemeint ist. Emotionale Intelligenz heißt, du kannst die Kraft deiner Emotionen nutzen, du kannst sie durch dich fließen lassen, du kannst sie aber auch kontrollieren. Weder bist du deinen Emotionen hilflos ausgeliefert, noch bist du in einem Chaos deiner Emotionen, noch bist du im Zwang, alles beherrschen zu müssen, mit einem ständigen schlechten Gewissen. Also, die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist auch die Fähigkeit der Steuerung. Selbstkontrolle gehört zum großen Bereich des Raja Yoga. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstbeherrschung. Raja heißt „der Herrscher“, Raja heißt auch „König“, Raj heißt „Herrschaft“. Raja Yoga ist der Yoga der Selbstbeherrschung und damit auch der Selbstkontrolle und noch mehr der Yoga der Selbststeuerung. Ein Raja Yogi weiß: „Ich bin das unsterbliche Selbst, ich bin das Bewusstsein. Ich habe verschiedene Eigenschaften, ich habe verschiedene Tugenden, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Außerdem manifestiert sich in mir immer wieder eine subtile Intelligenz, die Instinkte sind instinktive Intelligenz, Emotionen sind wie Wissen mit Energie, Wünsche sind wie Handlungsempfehlungen mit Energie.“ Und so kann man schauen, angenommen, es ist irgendwo Mittag und du bekommst Hunger, dann kannst du sagen: „Aha, Zeit zum Mittagessen, jetzt will ich etwas essen.“ Dann kannst du zum Essen hingehen, vielleicht ist es so wie bei Yoga Vidya, du hast ein großes Buffet, vielleicht bist du irgendwo, wo es so etwas gibt. Und jetzt kannst du dich lenken lassen und du spürst: „Ah, heute hätte ich mal Lust auf den Salat und den Salat, heute hätte ich Lust hierauf und darauf.“ So kannst du dich davon lenken lassen. Wenn du aber plötzlich merkst, nachdem du schon gegessen hast und du merkst, eigentlich ist dein Bauch voll, plötzlich kommt der Impuls, du willst noch ein Marmeladenbrot hinterher und du hast noch einen Nachtisch entdeckt und außerdem gibt es dort noch irgendeinen Shop offen und da willst du auch noch was holen, dann sagst du: „Stopp, ich habe genug gegessen.“ Und so kannst du dich von den Wünschen durchaus lenken lassen, aber du kannst sie kontrollieren. Ähnlich auch, du spürst plötzlich so eine Angst in dir, dann kannst du kurz überlegen: „Ist da eine Information dahinter?“ Und da kommt vielleicht die Information, da musst du vorsichtig sein, da musst du etwas aufpassen, es ist etwas unsicher, da sagst du: „Ok, da will ich ein bisschen mehr Sorgfalt üben.“ Und dann machst du weiter. Eventuell wirst du die Emotionen der Angst nicht unter Kontrolle kriegen, es gibt manchmal so Phasen im Leben, wo irgendwo so eine subtile Bedrohung da ist und die spürst du die ganze Zeit. Aber Selbstkontrolle heißt, du akzeptierst, „so ist es halt“ und es gibt auch gute Gründe, du hast nicht die volle Kontrolle darüber und es ist ok. Aber du musst dein Denken und Handeln davon nicht bestimmen lassen. Eventuell lernst du die ein oder andere Yoga-Technik, du kannst mit Affirmationen arbeiten, mit Visualisierungen, du kannst dich verbinden mit einer höheren Wirklichkeit, du kannst beten usw. Das hilft letztlich auch, das emotionale Befinden zu kontrollieren. Oder angenommen, jemand schimpft dich und du willst sofort ihm an die Gurgel. Gut, in Yogakreisen ist das eher selten, aber mindestens willst du dann schimpfen oder wegrennen oder laut werden oder irgendwas machen, mindestens irgendwas auf den Boden werfen. Du kannst das bemerken, einen Moment innehalten, ein paar Mal tief durchatmen, du kannst durchaus sagen: „Ja, ich habe gute Gründe, mich darüber zu ärgern. Das ist nicht das, was ich erwartet habe, das ist nicht das, was korrekt ist, das empfinde ich als ethisch falsch, das ist ungerecht.“ Und dann ein paar Mal weiter durchatmen und dann eben sagen: „Und vor dem Hintergrund meines Anliegens, nämlich das und das zu erreichen, oder vor dem Hintergrund, dass ich auch künftig mit diesem Menschen weiter zusammenarbeiten will, werde ich jetzt erstmal ein paar Mal durchatmen. Ich weiß, ich müsste mal etwas sagen, aber in der Emotionalität ist oft – nicht immer, aber oft – besser, nicht zu reagieren.“ Ein paar Mal durchatmen und dann entweder einfach das Gespräch fortsetzen, auf was anderes lenken oder sagen: „Ich glaube, es wäre vielleicht jetzt gut, wenn wir jetzt erstmal woanders hingehen.“ Oder man kann sagen: „Ich habe jetzt noch was anderes zu tun.“ All das sind Möglichkeiten der Selbstkontrolle, das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Natürlich, im Yoga gibt es viele Tipps, wie du zur Selbstkontrolle kommen kannst, und auch Tipps, wann du deine Intuition, wann du deine Inspiration, deine Spontanität, die Körperintelligenz, die emotionale Intelligenz auch leben kannst. Und wie du Zugang findest zur so genannten somatischen Intelligenz, dass also dein Körper dir mehr sagt. Selbstkontrolle heißt Zugang zur instinktiven Intelligenz, Zugang zur Intuition, Zugang zu deiner Emotionalität, Zugang zu den inneren Anliegen und dabei aber die Fähigkeit, nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Letztlich gibt es einen Vers im Yoga Sutra, der sagt: „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen aller Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ „Nirodha“ übersetze ich meistens „das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist“. Eine andere Übersetzung von „Nirodha“ heißt auch „Kontrolle“ und „die Fähigkeit zur Kontrolle“. Und „Yogas Chitta Vritti Nirodha“ – „Chitta Vritti“ könnte man auch sagen als relatives Selbst. So ist eine Definition von Yoga: „Yoga ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle.“ Nicht umsonst ist eines der im Englischen meist verkauften Bücher von Swami Sivananda „Mystery of mind control. Das Mysterium der Geisteskontrolle.“ Swami Sivananda hat mehr von Geisteskontrolle gesprochen als von self control, denn „Selbst“ hat im Yoga ja auch eine besondere Bedeutung. Selbst ist auch das kosmische Selbst, Selbst ist deine wahre Natur, dieses Selbst muss nicht kontrolliert werden, sondern durch dieses Selbst willst du handeln. Du kannst aber auch sagen, Selbstkontrolle heißt, dass du selbst lernen willst, deine Psyche zu kontrollieren, deine Emotionen irgendwo zu steuern und auch, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das waren jetzt viele Gedanken zum Thema „Selbstkontrolle“, einem wichtigen Aspekt im Yoga, einem wichtigen Konzept im Yoga und auch eine wichtige Übung im Yoga. Selbstkontrolle muss aber auch mit Demut verbunden werden und manchmal im Bewusstsein: „Alles habe ich noch nicht in der Hand. Ich lasse los und manchmal muss ich auch mit dem Gefühl durch die Gegend gehen, ich kriege nicht alles geschafft und das ist auch ok. Denn langfristig praktiziere ich ja Yoga, langfristig praktiziere ich Meditation, langfristig werde ich meinen Geist unter Kontrolle bringen. Und jetzt geht es noch nicht vollständig und das ist auch ganz ok. Ich bete zu Gott, ich praktiziere und bringe alles Gott dar, sogar die Gedanken und Emotionen, die ich noch nicht unter Kontrolle habe.“
Atma Samyama Yoga – Der Yoga der Selbstkontrolle
Artikel von Sri Swami Sivananda
Selbstkontrolle ist ein unverzichtbares Requisit für ein wahrhaftiges spirituelles Leben. Du magst zwar erhabene Überzeugungen und noble Absichten besitzen, aber wenn du nicht zusätzlich Selbstkontrolle pflegst, bleibst du ein Sklave deiner niederen Leidenschaften. Du wirst jeder Versuchung erliegen und endlos falsche Taten begehen. Vielleicht willst du ein spirituelles Leben führen, aber wegen deines schwachen Willens, deines Mangels an Selbstkontrolle scheiterst du. Selbstkontrolle führt zu den höchsten Errungenschaften und ist eine ewige menschliche Pflicht. Sie übertrifft, was den Verdienst anbelangt, sogar Werte wie Wohltätigkeit, Opferbereitschaft und das Studium der Veden.
Selbstkontrolle steigert auch deine Energie und ist in höchstem Maße heilig. Durch sie wirst du von all deinen Sünden gereinigt und erreichst in Folge die höchste Segnung. Durch sie kannst du die höchste Seligkeit sowohl in dieser als auch in der nächsten Welt genießen. Ein Mensch, der sich selbst kontrollieren kann, schläft glücklich ein und wacht glücklich auf: Er ist immer gut gelaunt. Ein Mensch, der sich nicht selbst kontrollieren kann, leidet immer unter allem Möglichen. Er stolpert von einer Misere in die nächste, und alle hat er durch seine Fehler selbst verursacht. Versöhnlichkeit, Geduld, Gewaltlosigkeit, Unparteilichkeit, Wahrhaftigkeit, Ernsthaftigkeit, Kontrolle der Sinne, Klugheit, Mildtätigkeit, Mäßigung, Standhaftigkeit, Großzügigkeit, Freiheit von Zorn, Zufriedenheit, Liebenswürdigkeit, Gutwilligkeit, Arglosigkeit - all das zusammen bildet die Selbstkontrolle.
Außerdem besteht sie aus dem Respekt vor dem Lehrer und dem Mitgefühl für alle Geschöpfe Gott es.
Die unendliche Ebene Brahmans, das Ziel vedischer Buße, kann nur über Selbstkontrolle erreicht werden. Der Mensch, der Selbstkontrolle beherrscht, wird niemals von weltlichen Bindungen und Überzeugungen gefangen gehalten.
Es gibt nur einen einzigen Nachteil der Selbstkontrolle: Der Mensch, der sie ausübt, wird von den anderen Menschen als Schwächling betrachtet. Aber durch Vergebung erlangt der Selbstkontrollierte leicht die Herrschaft über die drei Welten.
Jede Art von Aufregung wird heimlich, still und leise von der Selbstkontrolle überwacht: Der selbstkontrollierte Mensch sieht seine zahllosen Feinde wie zum Beispiel Lust, Begierde und Zorn so, als ob sie sich in einem separaten Körper aufhalten würden. Ein selbstkontrollierter Mensch sollte sich selbst mit nobler Zurückhaltung, einem friedlichen Naturell, Zufriedenheit, Glaube, Versöhnlichkeit, Einfachheit, Schweigsamkeit, Demut, Respekt vor Älteren, Gutmütigkeit, Mitgefühl und Ehrlichkeit ausstatten und sich des Tratsches über Könige und andere Autoritäten enthalten, weiters aller falschen, sinn- und nutzlosen Themen und auch des Beifalls oder der Kritik anderer. Er widmet sich ganz der universellen Güte. Er fühlt niemandem gegenüber auch nur die geringste Feindseligkeit. Begierde und Zorn überwindend, das Gelübde Brahmacharyas praktizierend und ein vollkommemer Meister über seine Sinne werdend, sollte sich der Brahmana geduldig die härtesten Bußen auferlegen und die strengsten Regeln befolgen. Er sollte friedlich in dieser Welt leben und auf seinen Zeitpunkt warten, so wie einer, der zwar scheinbar einen Körper hat, aber trotzdem ohne Zweifel weiß, dass er selbst unzerstörbar ist.
Kontrolliere deinen Zorn, indem du Kshama, Liebe, Dharya und Nirabhimanata (Abwesenheit von Egoismus) übst. Wenn der Zorn kontrolliert wird, verwandelt er sich in eine Energie, mit der man die ganze Welt aus den Angeln heben kann. Zorn ist eine Abart von Leidenschaft. Wenn du die Begierde unter Kontrolle bringen kannst, ist damit automatisch auch der Zorn überwunden. Trink ein bisschen Wasser, wenn du zornig wirst. Es wird dein Gehirn abkühlen und deine aufgeregten, gereizten Nerven beruhigen. Wiederhole zehn mal "Om Shanti" und zähle anschließend bis zwanzig: Wenn du damit fertig bist, wird sich der Zorn gelegt haben. Versuche den Zorn zu fassen, wenn er versucht, aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche des Bewusstseins zu kommen. Beobachte den kleinen Impuls bzw die kleine Welle der Irritation sorgfältig. Dann wird es leichter sein, damit umzugehen. Triff alle Vorsichtsmaßnahmen und erlaube dem Zorn nicht, auszubrechen und wilde Formen anzunehmen. Wenn du es extrem schwierig findest, ihn zu kontrollieren, verlasse sofort den Ort, an dem du dich gerade befindest und mache einen halbstündigen, flotten Spaziergang. Bete zu Gott. Singe dein Mantra. Meditiere über Gott. Das wird dir immense Kraft geben. Sei vorsichtig in der Wahl deiner Gesellschaft. Suche dir kongeniale Freunde und umgib dich mit Sannyasins, Bhaktas und Mahatmas. Lies die Gita und die Yoga Vasishta. Befolge Brahmacharya. Nimm sattwiges Essen zu dir, Milch und Früchte und so weiter, und gib scharfe Curries, Chutnies, Fleisch, Alkohol und das Rauchen auf. Tabak irritiert dein Herz und vergiftet es mit Nikotin. Sprich wenig. So viel Energie wird durch leeren Klatsch und Angeberei vergeudet. Alle Energien müssen konserviert und in Ojas Shakti oder spirituelle Energie verwandelt werden. Das wird deine Meditation unterstützen. Befolge jeden Sonntag für drei Stunden ein Schweigegebot. Schweigen entwickelt deine Willenskraft, prüft die Stärke deines Sankalpa und schenkt dir geistigen Frieden. Du wirst dadurch Durchhaltevermögen entwickeln, keine Lügen erzählen und die Kontrolle über deine Sprache erlangen. Deine Energie bleibt gesammelt und wird den Impus zu sprechen drosseln. Das wahre Mowna stellt sich nur in der Abwesenheit von Dualität und Trennung ein, wenn alle mentalen Vrittis (die sich ständig verändernden Gedankenwellen) enden. Wenn du nur über spirituelle Themen sprichst und ermutigende Worte, um deprimierte Mitmenschen aufzumuntern, so gilt das ebenso als Mowna.
Der selbstkontrollierte Mensch entwickelt eine Sehnsucht nach Befreiung. Still nimmt er gegenwärtige Freuden und Leiden hin und fühlt sich nie übermäßig enthusiastisch oder niedergeschlagen über das, was die Zukunft in Aussicht stellt. Er ist ausgeglichen, hat gute Manieren und meistert seine Leidenschaften auf perfekte Art und Weise. Er erreicht Ehre und Ansehen in der Welt indem er dafür sorgt, dass alle Geschöpfe das erreichen, was sie ohne seine Hilfe nicht erreichen können. Daran hat er seine Freude - das ist sein ganzes Glück.
Selbstkontrolle in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Selbstkontrolle in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Selbstkontrolle
Ähnliche Eigenschaften wie Selbstkontrolle, also Synonyme zu Selbstkontrolle sind z.B. Selbstdisziplin, Selbstbehrrschung, Zucht, Moral, Gelassenheit.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Selbstkontrolle übertrieben kann ausarten z.B. in [[]]. Daher braucht Selbstkontrolle als Gegenpol die Kultivierung von Spontanität, Intuition, Herzlichkeit, Offenheit, Flexibilität, Einfühlungsvermögen, Herzlichkeit, Emotionalität.
Gegenteil von Selbstkontrolle
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Selbstkontrolle, Antonyme zu Selbstkontrolle :
- Positive Gegenteile von Selbstkontrolle, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Spontanität, Intuition, Herzlichkeit, Offenheit, Flexibilität, Einfühlungsvermögen, Herzlichkeit, Emotionalität
- Negative Gegenteile von Selbstkontrolle, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Rigorosität, Schonungslosigkeit, Unbarmherzigkeit, Selbstherrlichkeit, Rücksichtslosigkeit, Unbeherrschtheit
Selbstkontrolle im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Selbstkontrolle gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Selbstkontrolle zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, [[organisiert, verlässlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Selbstkontrolle zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Selbstkontrolle zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Selbstkontrolle
Selbstkontrolle kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Selbstkontrolle in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Selbstkontrolle zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Selbstkontrolle kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein selbstkontrollierterer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Selbstkontrolle ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Selbstkontrolle.
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin selbstkontrolliert.
Affirmationen zum Thema Selbstkontrolle
Hier einige Affirmationen für mehr Selbstkontrolle. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.
Klassische Autosuggestion für Selbstkontrolle
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin selbstkontrolliert.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin selbstkontrolliert. Om Om Om.
- Ich bin ein Selbstkontrollierter, eine Selbstkontrollierte OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Selbstkontrolle
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin selbstkontrolliert " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Selbstkontrolle.
- Ich werde selbstkontrolliert.
- Jeden Tag werde ich selbstkontrollierter.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Selbstkontrolle.
Dankesaffirmation für Selbstkontrolle
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag selbstkontrollierter werde.
Wunderaffirmationen Selbstkontrolle
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr selbstkontrolliert. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Selbstkontrolle entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr selbstkontrolliert zu sein.
- Ich bin jemand, der selbstkontrolliert ist.
Gebet für Selbstkontrolle
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Selbstkontrolle:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Selbstkontrolle.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein selbstkontrollierter Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Selbstkontrolle mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Was müsste ich tun, um Selbstkontrolle zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Selbstkontrolle zu entwickeln?
- Wie könnte ich selbstkontrolliert werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Selbstkontrolle.
- Angenommen, ich will selbstkontrolliert sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre selbstkontrolliert, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Selbstkontrolle kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als selbstkontrollierter Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Selbstkontrolle - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Selbstkontrolle, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> http://tugenden.podspot.de/files/Selbstkontrolle-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3 </mp3player>
Quellen
- www.dlshq.org/saints/siva.htm
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Selbstkontrolle
Eigenschaften im Alphabet nach Selbstkontrolle
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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