Vedanta Unterteilungen

Aus Yogawiki
Swami Sivananda unterweist enge Schüler

Vedanta Unterteilungen - Erfahre mehr über die Inhalte der Vedanta Philosophie und ihre Unterteilungen im Sanskrit Prakriya genannt.

Die Unterteilungen in der Vedanta

Shankaracharya (ca. 788 bis 820) - Lehrer des Vedanta

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

Einführung

Die Ethik und Metaphysik der Vedanta basiert grundlegend auf den verschiedenen Unterteilungen (Prakriyas) in der Vedanta-Philosophie. Sie berücksichtigen sowohl das Unmanifestierte als auch das Manifestierte, Brahman, Maya, Ishvara, Jiva und das Universum. Die Hauptthemen der Vedanta behandeln das Wesen der Realität, die Eigenschaften der Welt der Phänomene und den Aufbau des individuellen Selbst.

Gemäß Sri Sankaracharya (Vedanta-Philosoph) muss man die vier Qualifikationen eines Schülers beherrschen, bevor man mit dem Studium von Tattva Bodha (Klassifikationen der Vedanta-Lehre) und der Natur des Atman beginnen kann. Ernsthafte Aspiranten mit starkem Streben, Glauben, Beharrlichkeit and reinem Bewusstsein werden mit Hilfe dieses Wissens einen Weg finden, ihr Selbst zu transformieren. Ein tieferes Verständnis all dieser Einteilungen ist nötig, bevor mit dem Studium der eigentlichen Advaita Vedanta (Philosophie der Non-Dualität) begonnen werden kann. Diese zeichnet sich durch klare Logik und eindringliche Argumentation über die ewigen Wahrheiten der Existenz aus.

Unterteilungen

1. Es gibt insgesamt vierundzwanzig Tattvas, Prinzipien der Manifestation von Mula Prakriti (Grundlage der Schöpfung; mula = Wurzel; prakriti = Urnatur):
  • die fünf Tanmatras (feinstoffliche Prinzipien der Elemente): Sabda (Klang), Sparsha (Berührung), Rupa (Gestalt), Rasa (Geschmack) und Gandha (Geruch)
  • die fünf Jnana-Indriyas (Sinnesorgane): Shrota (Ohr), Tvak (Haut), Chakshus (Auge), Jihva (Zunge) und Ghrana (Nase)
  • die fünf Karma-Indriyas (Handlungsorgane): Vak (Rede), Pani (Hand), Pada (Füße), Upastha (Genitalien), Paya (Anus)
  • die fünf Pranas: Prana, Apana, Vyana, Udana, Samana
  • das vierfache Antahkarana (Geist; „inneres Instrument“): Manas (Geist), Buddhi (Intellekt), Chitta (Unterbewusstsein), Ahamkara (Ego)
2. Es gibt drei Körper, die Shariras: Sthula-Sharira (grobstofflicher physischer Körper), Sukshma oder Linga-Sharira (feinstofflicher Körper), Karana-Sharira (Kausalkörper)
3. Der Jiva (Individuum) ist von fünf Koshas (Hüllen) umgeben: Annamaya (Nahrungshülle), Pranamaya (Vitalhülle), Manomaya (Mentale Hülle), Vijnanamaya (Intellektuelle Hülle) und Anandamaya (Wonnehülle).
4. Es gibt sechs Bhava-Vikaras (Modifikationen des Körpers): Asti (Existenz), Jayate (Geburt), Vardhate (Wachstum), Viparinamate (Änderung), Apakshiyate (Zerfall) und Vinashyati (Tod).
5. Es existieren fünf grobstoffliche Elemente: Akasha (Raum/Äther), Vayu (Luft), Agni (Feuer), Apah (Wasser) und Prithivi (Erde).
6. Es gibt fünf Upa-pranas (untergeordnete Lebensenergien): Naga, Kurma, Krikara, Devadatta und Dhananjaya.
7. Es gibt sechs Urmis, Wellen im Ozean der Existenz: Shoka (Kummer), Moha (Verwirrung/Täuschung), Kshut (Hunger), Pipasa (Durst), Jara (Zerfall beziehungsweise das Alter) und Mrityu (Tod).
8. Es gibt sechs Vairis, Feinde: Kama (Leidenschaft), Krodha (Wut), Lobha (Gier), Moha (Verwirrung/Täuschung), Mada (Stolz), Matsarya (Eifersucht).
9. Maya hat zwei Naturen: Vidya (Wissen) und Avidya (Unwissenheit).
10. Vidya, das Wissen ist von zweierlei Art: Para (höher) oder Apara (niedriger)
11. Avasthas, Bewusstseinszustände gibt es drei: Jagrat (wach sein), Svapna (träumen) und Sushupti (tief schlafen).
12. Shaktis (Kräfte) gibt es derer zwei: Avarana (Schleier der Unwissenheit) und Vikshepa (Ablenkung).
13. Jnana-Bhumikas, Stufen der Erkenntnis gibt es sieben: Subecha, Vicharana, Tanumanasa, Sattwapatti, Asamshakti, Padarthabhavani und Turiya.
14. Es gibt sieben Ajnana-Bhumikas (Stufen der Unwissenheit): Bija-Jagrat, Jagrat, Maha-Jagrat, Jagrat-Svapna, Svapna-Jagrat und Sushupti.
15. Sadhana ist vierfacher Natur:
  • a) Viveka (Unterscheidungskraft; die Eigenschaften, die ein Aspirant entwickeln muss)
  • b) Vairagya (Leidenschaftslosigkeit)
  • c) Shat-Sampat (sechs Tugenden):
  • Shama (Ruhe des Geistes)
  • Dama (Kontrolle der Sinne)
  • Uparati (Beendigung weltlicher Aktivitäten)
  • Titiksha (Durchhaltevermögen)
  • Shraddha (Glaube an Gott, Guru, Schriften und das Selbst)
  • Samadhana (Einpünktigkeit des Geistes)
16. Atman beziehungsweise Brahman sind dreifacher Natur: Sat (Sein), Chit (Wissen) und Ananda (Glückseligkeit).
17. Die drei Granthis (Knoten im Herzen) sind: Avidya (Unwissenheit), Kama (Begierde) und Karma (Handlung)
18. Die individuelle Seele, Jiva, hat drei Makel: Mala (Unreinheit), Vikshepa (Zerstreutheit), Avarana (Schleier der Unwissenheit)
19. Es gibt zwei Vrittis (Geistesregungen): Vishayakara-Vritti (objektbezogenes Denken) und Brahmakara-Vritti (Denken an Brahman).
20. Es gibt 3 Gunas (Grundeigenschaften) der Erfahrungswelt (Prakriti): Sattwa (Licht und Reinheit), Rajas (Aktivität und Leidenschaft), Tamas (Dunkelheit und Trägheit).
21. Der feinstoffliche Körper setzt sich aus acht Puris („Wohnstätten“) zusammen: Jnana-Indriyas (Sinnesorgane), Karma-Indriyas (Handlungsorgane), Pranas (Lebensenergien), Antahkarana (Geist), Tanmatras (feinstoffliche Elemente), Avidya (Nichtwissen), Kama (Wunsch), Karma (Handlung).
22. Es gibt drei Arten von Karma: Sanchita (Karma-Speicher früherer Leben und Taten), Prarabdha (das in diesem Leben wirksame Karma), Agami (das neu in diesem Leben geschaffene Karma).
23. Jedes Ding hat fünferlei Naturen: Asti (Existenz), Bhati (Bewusstsein), Priya (Freude), Nama (Name), Rupa (Form).
24. Es gibt drei Bhedas (Unterschiede): Svagata , Sajatiya (Unterschied zwischen zwei Individuen derselben Spezies), Vijatiya (Unterschied zwischen verschiedenen Spezies).
25. Es gibt zwei Lakshanas (Definitionen der Natur Brahmans): Svarupalakshana (mit Form) und Tatasthalakshana (Umschreibung, nebensächliche Definition).
26. Es gibt sieben Dhatus (Bestandteile des Körpers): Rasa (Verdauungssaft), Asra (Blut), Mamsa (Fleisch), Medas (Fett), Asthi (Knochen), Majja (Mark) und Shukla (Samen).
27. Es gibt vier Stufen eines verwirklichten Weisen (Jnani): Brahmavit (Kenner Brahmans), Brahmavidvara (der die fünfte Bhumika, Asamshakti, erreicht hat), Brahmavidariyan (der die sechste Bhumika, Padarthabharana, erreicht hat), Brahmavidvarishtha (voll verwirklicht, siebte Bhumika = Turiya).
28. In der Vedanta kennt man vier Anubandhas (Hauptthemen): Adhikari (würdiger Aspirant), Vishaya (Subjekt), Sambandha (Verbindung) und Prayojyna (Ergebnis oder Frucht).
29. Es gibt sechs Lingas (Zeichen) einer perfekten Darstellung oder eines perfekten Textes:
a) Upakarma-Upasamhara-Ekavakyata (einheitlicher Gedanke an Anfang und Ende)
b) Abhyasa (Wiederholung, Reiteration)
c) Apurvata (Innovative und ungewöhnliche Beweise)
d) Phala (Frucht beziehungsweise Ergebnis der Lehre)
e) Arthavada (Lobpreisung der Lehre, überzeugende Darstellung)
f) Upapatti oder Yukti (Illustrierung und Begründung)
30. Die drei Bhavanas (Vorstellungen des Geistes) sind: Samshayabhavana (Zweifel), Asambhavana (Gefühl der Umöglichkeit), Viparitabhavana (pervertiertes oder falsches Denken).
31. Die dreizehn Malas, Unreinheiten des Geistes lauten: Raga (Mögen), Dvesha (Nichtmögen), Kama (Wunsch), Krodha (Ärger), Lobha (Gier), Moha (Täuschung), Mada (Stolz), Matsarya (Eifersucht), Irshya, Asuya (Neid), Dambha (Heuchelei), Darpa (Stolz), Ahamkara (Ego).
32. Kleshas (weltliche Verstrickungen; Ursachen von Leiden) gibt es fünf: Avidya (Unwissenheit), Asmita (Egoismus), Raga (Zuneigung), Dvesha (Abneigung), Abhinivesha (Verhaftung an Körper und weltlichem Leben; Angst vor dem Tod).
33. Es gibt drei Tapas (Arten von Leiden): Adhidaivika (höhere Gewalt), Adhibhautika (physisch-körperliche), Adhyatmika (eigene geistige).
34. Es gibt sechs Mittel der Erkenntnis (Pramanas): Pratyaksha (Sinneswahrnehmung), Anumana (logischer Schluss), Upamana (Vergleich), Agama (Schriften), Arthapatti (Annahme), Anupalabdhi (Nicht-Anwendbarkeit).
35. Der Geist kann von zweierlei Qualität sein: Ashuddha (unrein) und Shuddha (rein).
36. Es gibt zwei Arten von Meditation: Saguna (konkret) und Nirguna (abstrakt).
37. Es gibt zwei Muktas (Befreite): Jivanmukta (in diesem Körper befreit) und Videhamukta (körperlos; nach dem physischen Tod).
38. Es gibt zwei Muktis (Befreiung): Krama-Mukti (schrittweise) und Sadyo-Mukti (sofortig).
39. Es gibt zwei Arten von Samadhi: Savikalpa (Bewusstsein von Erkennendem und Erkanntem ist noch da) und Nirvikalpa (völliges Aufgehen; ohne Bewusstsein von „Ich“).
40. Jnana (Wissen) ist zweifach: Paroksha (indirekt) und Aparoksha (direkt).
41. Prakriti (Urnatur) ist zweifach: Para (hoch) und Apara (niedrig).
42. Apara Prakriti (niedere Natur) ist achtfacher Natur: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Geist, Intellekt und Ego.
43. Prasthanas (fundamentale Vedanta-Schriften) gibt es drei: Upanishaden (Shruti), Brahmasutras (Nyaya), Bhagavadgita (Smriti).
44. Es gibt zwei Arten von Granthas (Texten): Pramana-Granthas (autoritative) und Prameya-Granthas (argumentative). Diese sind jeweils unterteilt in zwei Bereiche: Prakriya-Granthas und Shastra-Granthas.
45. Eshanas (Begierden) gibt es derer drei: Daraishana (Begehren einer Frau), Vittishana (Begehren von Wohlstand) und Lokaishana (Begehren dieser Welt und des Jenseits).
46. Es gibt vier Arten von Wesen: Jarayuja (geboren im Mutterleib), Andaja (im Ei gebrütet), Svedaja (aus Schweiß/Wärme geboren; Insekten) und Udbhijja (in der Erde geboren).
47. Die vier Wächter am Tor zur Befreiung lauten: Shanti (Frieden), Santosha (Zufriedenheit), Vichara (Betrachtung) und Satsang (Nähe zu Weisen).
48. Es gibt fünf Geisteszustände: Kshipta (abgelenkt), Mudha (stumpf), Vikshipta (leicht zerstreut, sammelnd), Ekagra (konzentriert) und Niruddha (einpünktig).
49. Der Körper hat neun Ein-/Austrittsstellen: zwei Ohren, zwei Augen, Mund, Nase, Nabel, Genitalien und Anus.
50. Avarana-Shakti (die Kraft der Verschleierung) existiert zweifach: Asattva-Avarana und Abhana-Avarana.
51. Vikshepa-Shakti (Kraft der Zerstreuung) ist dreifach: Kriyashakti (Kraft des Handelns), Iccashakti (Kraft des Willens beziehungsweise Wunsches) und Jnanashakti (Kraft des Wissens).
52. Satta, die Existenz, ist dreierlei Art: Paramarthika (absolut real), Vyavaharika (phänomenal), Pratibhasika (Illusion).
53. Es gibt zwei Arten von Wissen: Svarupajnana (Wissen um die essentielle Natur) und Vrittijnana (intellektuelles und psychologisches Wissen).
54. Es gibt vier Hindernisse zu Samadhi (überbewusster Zustand): Laya (Trägheit), Vikshepa (Ablenkung), Kashaya (Anhaftung) und Rasasvada (Sinnesfreuden).
55. Die kosmische (Samashti) Seele (Ishwara) ist dreifacher Natur: Virat (physisches manifestes Universum), Hiranyagarbha (kosmischer Geist und kosmisches Gemüt) und Ishwara (Gott als herrschendes Prinzip).
56. Die Natur der individuellen (Vyashti) Seele (Jiva) ist dreifach: Vishva, Taijasa und Prajna (entsprechend den 3 Bewusstseinszuständen Wachen, Träumen, Tiefschlaf und jeweils den obigen Manifestationen von Ishwara entsprechend).
57. Wahrnehmung erfolgt durch zwei Faktoren: Vritti-Vyapti (Durchdringung der Psyche) und Phala-Vyapti (Bewusstsein des Resultats).
58. Das Tat-Tvam-Asi Mahavakya („Das bist Du.“) hat zwei Bedeutungen: Vachyartha (wörtliche Bedeutung) und Lakshyartha (implizite Bedeutung).
59. Vedantisches Hinterfragen wird durch folgende Methoden praktiziert: Anvaya-Vyatireka (anveya = Koexistenz; vyatireka = Negierung, Trennung, Methode von Behauptung und Negierung), Atadvyavritti (Erkenntnismethode durch Gegenteiliges, zum Beispiel das Selbst unterscheidet sich von den drei Körpern), „neti-neti“ („nicht dies – nicht das“)-Lehrsatz, Adhyaropa-Apavada (Negieren der Überlagerung), Nyayas (Veranschaulichung) und so weiter.
60. Die Bedeutung des großes Lehrspruchs Tat-Tvam-Asi wird durch Anwendung von Techniken wie Jahadajahal-lakshana (nur ein Teil der direkten Wortbedeutung wird zurückbehalten und betrachtet) oder Bhagatyaga-lakshana (dasselbe wie Jahadajahal-lakshana ), Samanadhikarana (gleichheit in Bezug auf eine gemeinsame Essenz, Substrat), Visheshanavisheshyabhava (Betrachtung von Vielheit – Nichtvielheit; scheinbarer Vielheit) und Lakshya (übertragene Bedeutung)-lakshanasambandha (Eliminieren von Widersprüchen durch Beibehaltung eines Teils der direkten Bedeutung) erforscht.
61. Die wichtigsten Vedas der Vedanta sind: Vivartavada (Doktrin der Non-Dualität, die die Schöpfung als illusorische Erscheinung des Absoluten sieht), Ajativada (Theorie der Nicht-Evolution), Drishti-Srishtivada (Theorie, dass die Welt nur ein Ergebnis subjektiver Wahrnehmung ist), Srishti-Drishtivada, Avacchedavada (Lehre von den Begrenzungen des höchsten Selbst durch die Hüllen), Pratibimbavada (Lehre, dass die Seele eine Reflektion des höchste Selbst im Intellekt ist), Ekajivavada (Lehre von der Einheit der Einzelseele), Anekajivavada (Lehre von der scheinbaren Vielfalt der relativen Erscheinungen) und Abhasavada (ständige Wiederholung).
62. Die Vedanta kennt drei Arten der Betrachtung: Sravana (Hören, Lesen über Brahman, die höchste Wahrheit), Manana (darüber Nachdenken) und Nididhyasana (darüber tief meditieren).

Siehe auch

Literatur

Seminare

Vedanta

26.05.2024 - 31.05.2024 Vedanta Meditation Kursleiter Ausbildung
Vedanta Meditationen zielen darauf ab, die Identifikation mit seiner Person zu hinterfragen, die Aufmerksamkeit auf das Selbst auszurichten und klare geistige Instrumente zu entwickeln. Wir behandeln…
Vedamurti Dr Olaf Schönert, Prashanti Grubert
12.07.2024 - 14.07.2024 Yoga der drei Energien: Vedanta und Gunas
Sattva, rajas und tamas sind die drei Energien, aus denen die Welt besteht. Sie finden sich in allem was dich umgibt: die wunderschöne Intelligenz in einer Sonnenblume (sattva), die transformierende…
Katrin Nostadt