Sapta Bindu Meditation
Sapta Bindu Meditation, auch genannt Sapta Bindavah Meditation ist eine Meditationstechnik, bei der man sich hintereinander auf 7 Energiepunkte entlang der oberen Kopfhälfte konzentriert. Sapta Bindu Meditation hilft die einzelnen Hirnregionen zu harmonisieren, zu normalisierem bzw. innere Kräfte zu aktivieren. Vom Ayurveda Standpunkt aus werden diese Energiepunkte als Marmas bezeichnet. Vom Kundalini Yoga Standpunkt aus sind es Chakren.
In der Sapta Bindu Meditation gehst du durch die sieben Energiepunkte, genannt Sapta (sieben) Bindus (Punkte). Am besten bleibst du mit deinem Bewusstsein in jedem der 7 Punkte jeweils mindestens 9 langsame und tiefe Atemzüge. Dabei spürst du den entsprechenden Bindu, bringst deine Konzentration dorthin. Evtl. spürst du ein Pulsieren dort, siehst ein Licht oder visualisierst dir ein Licht dort. Oder du wiederholst ein Mantra wie zum Beispiel Om und spürst die Kraft des Mantras dort vibrieren.
Sapta Bindu Meditationsanleitung Video
Hier eine Anleitung zur Sapta Bindu Meditation, auch genannt Saptabindu Dharana, सप्तबिन्दुधारणा saptabindudhāraṇā, bzw. Saptabindu Dhyana, सप्तबिन्दुध्यान saptabindudhyāna:
Die Bezeichnung der sieben Bindus gemäß Kundalini Yoga
- Bhrumadhya Bindu: Punkt zwischen den Augenbrauen
- Uttara Trikuti Bindu: Punkt am Haaransatz an der Stirn, wörtlich "Oberer 3. Auge-Punkt"
- Brahmarandhra Bindu: Scheitelpunkt, Punkt an der Fontanelle etwa in der Mitte des Scheitels
- Shikha Bindu: Haarlocken-Punkt, also Punkt am Haarwirbel bzw. in der Mitte der Tonsur am oberen Hinterkopf
- Soma Bindu: Punkt des Nektars, bzw. Punkt am hintersten Teil des Hinterkopfs, auf gleicher Höhe wie der Punkt zwischen den Augenbrauen
- Chidakasha Bindu: Punkt in der Mitte des Kopfes, zwischen Bhrumadhya Bindu und Soma Bindu, Punkt des Raumes des Bewusstseins
- Parama Bindu: Höchster Punkt, Bereich oberhalb des Kopfes bzw. Punkt 10 cm oberhalb des Scheitelpunktes Brahmarandhra Bindu
Die Bedeutung der Sapta Bindus
- Der erste der Sapta Bindus befindet sich im Punkt zwischen den Augenbrauen. Konzentration auf diesen Punkt führt zur Stärkung der Willenskraft, Entschlossenheit, klare Sichtweise als Grundlage guter Entscheidungen
- Der zweite Energiepunkt befindet sich oben auf der Stirn, am Haaransatz. Dieser steht für die Erfahrung der Gegenwart, ist eine Art Radar für Informationen aus dem Kosmos. Konzentration auf diesen Punk kann Präkognition erzeugen - aber auch zu Übererregtheit und Verwirrung
- Der dritte Bindu befindet sich in der Mitte des Kopfes, im Gehirn, in der Gegend der Zirbeldrüse. Hier ist das Zentrum der inneren Vision, das Bewusstsein des "Ich bin". Durch Aktivierung dieses dritten Bindus können mystische Erfahrungen entstehen - aber auch Halluzinationen
- Der vierte Bindu befindet sich am Hinterkopf, also da wo der Kopf auf dem Boden ruht, wenn man sich ohne Kissen auf den Rücken legt, z.B. in der Entspannungslage Shavasana. Dieser vierte Bindu steht für das Unterbewusstsein, die Samskaras, also Eindrücke aus der Vergangenheit. Konzentration auf diesen Punkt kann zum Auftauchen von Bildern aus der Vergangenheit führen.
- Der fünfte der Sapta Bindus befindet sich ca. acht Zentimeter oberhalb des vierten. Er befindet sich da, wo die einzige Haarlocke bei Brahmacharis und Vaishnavas sich befindet, die ansonsten ihren Kopf rasieren. Konzentration auf diesen Punkt führt zur Erfahrung des Gewissens und Aktivierung des kollektiven Gedächtnisses. Übermäßige Stimulierung dieses Punktes kann zur Aktivierung von kollektiven Ängsten, auch Phobien gegenüber Spinnen, Ratten, Schlangen sowie kollektiver Kriegserfahrungen führen.
- Der sechste der Konzentrationspunkte befindet sich oben auf dem Kopf (Brahmarandhra, Fontanelle). Dieser Punkt gilt als Tür bzw. Öffnung (Randhra) zu Brahman. Konzentration auf diesen Punkt führt zu einer überirdischen Erfahrung, die schließlich zu Moksha, zur Befreiung führt.
- Der siebte Bindu befindet sich ca. 12 Zentimeter oberhalb des Kopfes. Durch Konzentration auf diesen Punkt kann man das Körperbewusstsein transzendieren, eine Höhere Wirklichkeit erfahren.
Sapta Bindu laut Amadio Bianchi
In seinem Buch „La Scienza della Vita“ beschreibt der Autor, Amadio Bianchi (Swami Suryananda), die Sapta Bindus, die sieben Punkte in Ayurveda Terminologie wie folgt:
Sapta Bindu - die 7 Energiepunkte des Kopfes
Das Gehirn und der Geist als Verbindungsglied zwischen Himmel und Erde
Auszug aus dem Buch „La Scienza della Vita“ von Amadio Bianchi, übersetzt von Christine Henss
Laut einer altindischen Überlieferung ist das Bewusstsein eine Eigenschaft der Schöpfung. Das menschliche Hirn, wenn hinreichend entwickelt, ist demnach ein Werkzeug, das der Anpassung des Menschen an die Lebensumstände dient und ihm ermöglicht, das Potential der sieben verschiedenen Bewusstseinsebenen auszuschöpfen.
Dieses Phänomen ist vergleichbar mit dem Sonnenlicht, das durch ein Prisma in sieben Farbspektren mit einer immer geringeren Wellenlänge von rot bis violett, aufgefächert wird. Die Sonne repräsentiert die kosmische Bewusstheit, das Prisma das Gehirn und die sieben Farbstrahlen die sieben Eigenschaften des Bewusstseins, die sich in den jeweils entsprechenden Hirnregionen befinden. Jeder Bereich gipfelt in einem Schwerpunkt (=Bindu/Marman), der bei korrekter Stimulierung die zugehörigen Funktionen fördern kann.
7 Energiepunkte im Einzelnen
Die im Folgenden beschriebenen sieben Energie- bzw. Konzentrationspunkte können also die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Bereichs besonders steigern und Geist und Psyche beeinflussen, um zu höheren Bewusstseinsebenen zu gelangen:
Sthapani Marman
auch als drittes Auge bekannt, befindet sich zwischen den Augenbrauen und ist der Schwerpunkt des Hirnbereichs der Unterscheidungsfähigkeit. Wenn ordnungsgemäß entwickelt, sind schnelle Entscheidungsfähigkeit gegeben sowie mentale Klarheit, die durch Zweifel hervorgerufenes Leid auflöst.
Stimuliert man dieses Marman, werden außer Unterscheidungsfähigkeit auch Willens- und Entschlusskraft, Durchsetzungsvermögen und eine klare Vision gefördert. Die Inder erinnern sich der Wichtigkeit dieses Punktes bis heute, indem sie sich dort täglich ein Zeichen, das sogenannte Tilaka, setzen. Bei Überfunktion dieses Hirnareals bestätigen einige indische Gurus die Neigung zu Machthunger, Machtmissbrauch und eine Tendenz zu Übergriffigkeit, Gewalttätigkeit und Unterdrückung. Eine Unterfunktion zeigt sich in Zweifel und Unentschlossenheit.
Simanta Marman
(anterior = vorn), liegt auf dem Gipfel der Stirn, ein wenig oberhalb des Haaransatzes und ist Kernpunkt für die Hirnregion, die Bewusstseinserfahrungen von Gegenwart und Zukunft ermöglicht, vergleichbar mit einem Radar, der Informationen aus dem Kosmos erfasst.
Ein gut entwickeltes Sīmanta Marman (anterior) beglückt uns mit Gegenwartserfahrungen (im Hier und Jetzt sein) und guter Konzentrationsfähigkeit.
Eine Überfunktion kann zu Hellsichtigkeit führen, die emotionale Verwirrung und dadurch erschwerte Entscheidungsfindung auslöst. Geistige und körperliche Störungen oder zumindest Unausgeglichenheiten sind nach indischer Überlieferung die Folge.
Eine Unterfunktion äußert sich in Fixierungen und eigenartigen Identifikationen - wie zum Beispiel „Ich bin Napoleon.“. Auf der Körperebene kann es zu häufigem Kopfschmerz kommen.
Adhipati Marman
Das dritte Bindu, das auf der Oberseite des Kopfes, der Fontanelle, liegt, ist der Gipfelpunkt des Gehirnbereichs, der uns die höchsten intuitiven Erfahrungen erlaubt.
Er wird als Brahmarandhra, „die Tür von Brahma“, angesehen, da man von hier aus auf die außergewöhnlichste Erfahrung zugreifen kann. Dieser Bereich wird dem siebten Chakra zugeordnet, das die gewöhnliche körperliche Ebene übersteigt. Daher wäre dies der Ausgangspunkt für die spirituelle Verwirklichung, die Befreiung von Samsara - Zyklus der Existenzen. Auch die Erfahrung des Bewusstseins der Nicht-Dualität, Erfindungsreichtum und Lösungsorientierung im Alltag werden mit diesem Bindu assoziiert. Besteht hier eine Unterfunktion ergibt sich ein Mangel an Kreativität.
Simanta Marman
(posterior = hinten) Ca. zwei Finger breit hinter dem dritten Marman, dort wo Mönchstonsur und Kippa beheimatet sind und wo einige Gruppierungen, die sich den Kopf kahlscheren, einen kleinen Haarbüschel stehen lassen, gipfelt das vierte Bindu. Der zugehörige Hirnbereich ist der des sozialen Bewusstseins und des kollektiven Gedächtnisses, wie zum Beispiel das genetische und das kollektive.
Empfindsame Menschen können von Phobien zum Beispiel vor Mäusen, Spinnen und Schlangen geplagt werden, die in Anbetracht der derzeitigen Lebensverhältnisse dieser Tiere auf unserem Planeten ungerechtfertigt scheinen. Offensichtlich nähren sich diese Phobien aus kollektiven Erfahrungen, die unsere Vorfahren erlebt und uns subtil übermittelt haben. Die Mäuse waren beispielsweise in der Vergangenheit für die Ausbreitung schrecklicher Seuchen in Europa verantwortlich.
Krikatika Marman
Der fünfte Punkt sitzt am Hinterkopf, dort wo der Kopf auf dem Boden liegt, wenn das Kinn näher an das Brustbein herangeführt wird. Er gilt als Eckpfeiler des Bereichs der Steuerung der Atemfunktionen, des Unterbewusstseins und des individuellen Gedächtnisses. Eine Überfunktion dieser Region kann ein unkontrolliertes Auftauchen der berühmten Samskaras hervorrufen oder auch Eindrücke, die mit einer Sinneserfahrung verbunden sind, wieder erwecken. Ein Kurzschluss - zum Beispiel durch einen Unfall verursacht - würde einen Ausfall des individuellen Gedächtnisses bis hin zur totalen Amnesie verursachen.
Bei Unterfunktion des Kṛkāṭikā Bindu ist das Anhaften an Dinge aus der Vergangenheit charakteristisch; man kann einfach nichts fortwerfen.
Ajñā Marman
Das sechste Bindu befindet sich in der Mitte des Kopfes in der Nähe der Zirbeldrüse und wird mit dem inneren Sehen, dem sogenannten „Aham“ oder „Ich bin“-Bewusstsein assoziiert. Im Falle einer Überreiztheit der zu ājñā-Bindu zugehörigen Hirnregion warnen indische Kenner vor gewissen Halluzinationen, insbesondere den mystischen Visionen, denen einige Meditierende auflaufen. Realitätsentfremdung kann daraus resultieren. Das ājñā-Bindu hat eine Verbindung zum endokrinen System und der Schilddrüsenfunktion.
Trikuṭa Marman
Trikūṭa Bindu, Punkt der dreidimensionalen Vision, ist, wie das Wort andeutet, sogar außerhalb des Körpers zu lokalisieren, etwa 10-12 cm über dem Kopf in der energetischen Prāṇahülle (Pranamaya Kosha) die den ganzen Körper umgibt und trotz extremer Feinstofflichkeit noch absolut stofflich/materiell ist.
Wenn wir eine Bewusstseinserfahrung erleben, die mit diesem Punkt verbunden ist, haben wir das Gefühl, uns außerhalb unseres Körpers zu befinden. Es passiert manchmal in der Meditation oder in bestimmten Bewusstseinszuständen auch traumatischen Ursprungs wie zum Beispiel einem Autounfall, dass das normale Bewusstsein, das mehr mit sensorischer Aktivität verbunden ist, verloren geht (Nahtoderfahrung).
Amadio Bianchi (Swami Suryananda Saraswati) Gründer der Welt-Yoga und Ayurveda-Gemeinschaft, Vorsitzender der internationalen Yoga- und Ayurveda-Bewegung der europäischen Yoga-Föderation, Vizepräsident der Internationalen Yoga Föderation, Gründungsmitglied des europäischen Ayurveda Verbands und der internationalen Schule des Yoga und Ayurveda C.Y. Surya. Er praktiziert Yoga seit 53 Jahren und unterrichtet seit 47 Jahren auch ayurvedische Medizin.
Siehe auch
Literatur
- Amadio Bianchi: La Scienza della Vita
- Sukadev Bretz: Die Kundalini Energie erwecken auch als eBook
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Swami Vishnudevananda:Meditation und Mantras
Seminare
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