Acht Stufen des Yoga

Aus Yogawiki

Acht Stufen des Yoga: Yoga heißt Einheit, Vereinigung, Harmonie und Verbindung. Es gibt einen großen Yogameister namens Patanjali. Dieser hat vermutlich im 3. Jahrhundert nach Christus im Yogasutra die acht Stufen des Yogas beschrieben. Diese acht Stufen werden auch als Ashtanga bezeichnet. Ashta heißt acht. Tanga heißt Stufen. Ashtanga sind die acht Stufen.

Die Yoga Sutras von Patanjali sind das Fundament des modernen Yoga.

Was sind die acht Stufen des Yoga?

Mein Name ist Sukadev von Yoga Vidya. Ich habe auch ein Buch zum Thema Raja Yoga geschrieben, wo die acht Stufen des Yoga sehr detailliert geschrieben sind. Es nennt sich „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Bei Yoga Vidya haben wir zum einen in der Yogalehrerausbildung das Studium des Yogasutra integriert, in jedem Fall das Studium der acht Stufen des Yoga. Auch wenn du bei Yoga Vidya eine Yoga Ferienwoche oder einen Yoga Anfängerkurs oder ein Yoga und Meditation Einführung Seminar, ist dort immer auch Raja Yoga mit dem Studium der acht Stufen des Yoga dabei.

Raja Yoga

Raja Yoga wird auch als Ashtanga Yoga, der Yoga der acht Stufen bezeichnet.

Die acht Stufen sind:

Mehr dazu unter dem Hauptstichwort Ashtangas.

Yama

Yama, die erste der acht Stufen des Yoga. Yama ist im System der acht Stufen des Yoga die Ethik im Umgang mit anderen.

Wenn du zu Yoga, also Einheit und Harmonie, kommen willst, geht das nur, wenn du dich bemühst harmonisch und ethisch zu leben. Die Begründung für die Ethik im Yoga ist, dass du dadurch zu mehr Glück, höherem Wissen kommst und letztlich die Gottverwirklichung erreichen willst. Du willst eben Yoga im Sinne von Verbindung erreichen.

Zum Yama als die erste der acht Stufen gehört Ahimsa, nicht verletzen oder positiv ausgedrückt Mitgefühl und uneigennützige Nächstenliebe. Dann gehört zu Yama auch Satya, Wahrhaftigkeit. Es gehört Asteya, nicht stehlen, anderen nichts wegnehmen, Brahmacharya, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens und Aparigraha, Unbestechlichkeit dazu.

Wenn du diese fünf im Umgang mit Anderen umsetzt, hast du ein Gefühl von Verbundenheit, Einheit und Harmonie.

Patanjali sagt im Yoga Sutra, dass wenn du die Yamas nicht beachtest, das in endlosem Leid und Unwissenheit endet.

Niyama

Niyama ist die zweite der acht Stufen des Yoga. Niyama ist die Ethik im persönlichen Leben.

Man könnte auch sagen die persönliche Disziplin. Was sind die Grundsätze nach denen du deinen privaten Lebensstil ausrichten kannst?

Niyama ist das Gegenteil der Gier, des Anhäufens und der Wunscherfüllung, die in der westlichen Gesellschaft üblich ist. Niyama als zweite der acht Stufen ist eher das Training in Gelassenheit, Zufriedenheit und Einfachheit. Sie ist auch die Fähigkeit zur Disziplin, zu einem bewussten und hingebungsvollen Leben.

Was sind die fünf Niyamas?

  • Saucha (Reinheit)
  • Santosha (Zufriedenheit)
  • Tapas (Disziplin und Askese)
  • Svadhyaya (Selbststudium)
  • Ishvara Pranidhana.

Wenn du also ein Leben in Harmonie und eines, das zur Einheit führt, ist Niyama wichtig.

Lerne es ein reines Leben zu führen. Richte dein Leben nach höheren ethischen Grundsätzen aus. Verzichte auf Alkohol, Fleisch, Fisch und Drogen.

Saucha bedeutet Reinheit und umfasst einen sattwischen Lebensstil.

Als zweites gehört Santosha dazu, die Kultivierung von Zufriedenheit. Du brauchst nicht viel, um glücklich zu sein. Löse dich von diesem Rat Race, diesem Hamsterrad, immer mehr haben zu wollen. Zu glauben, dass du glücklicher wirst, wenn du mehr kaufst oder hast, ist unsinnig. Lerne Zufriedenheit. Mache aus allem das Beste. Gehe davon aus, dass alles, was kommt, Aufgaben sind, die das Karma, das Schicksal oder Gott dir geschickt haben. Wachse daraus. Santosha.

Dritte der Niyamas ist Tapas, Disziplin und Askese. Wenn du auf dem spirituellen Weg Fortschritte machen willst, sei bereit zur Disziplin. Praktiziere deine Praktiken, ob du magst oder nicht. Übe sie mit Hingabe und Intensität. Verzichte ab und zu mal auf etwas und mache ab und zu mal etwas, was du nicht magst. Schon deshalb, weil du es nicht magst. Also, Tapas, die Askese, die Disziplin. Dritte der Niyamas.

Dann folgt Svadhyaya, vierte der Niyamas. Svadhyaya heißt zum einen Lesen der Schriften. Wörtlich heißt Svadhyaya Selbststudium. Lesen der Schriften, immer wieder auch heilige Schriften, Schriften von selbstverwirklichten Meistern lesen. Es geht nämlich nicht nur darum einfach eine New Age Spiritualität zu praktizieren. Sondern lies die klassischen Schriften. Svadhyaya heißt aber auch Selbststudium, Introspektion, seine Motive analysieren und zu schauen, wie man besser an sich arbeiten kann. Sich selbst zu verstehen, auch auf einer relativen Ebene, und an sich zu arbeiten ist Svadhyaya.

Und fünftes der Niyamas als zweiter Stufe des Yoga ist Ishvara Pranidhana, Hingabe an Gott. Hingabe zu einer höheren Wirklichkeit. Liebe zu einer höheren Wirklichkeit.

Asana

Asana ist die dritte der acht Stufen des Yoga. Asana heißt wörtlich Haltung. Asanas ist zum einen die Sitzhaltung für die Meditation und heißt auch, sich letztlich regelmäßig für die Meditation hinzusetzen. Asanas sind aber auch die Körperübungen im Hatha Yoga wie Vorwärtsbeuge, Kobra, Fisch und so weiter.

Asana ist auch eine Haltung im Alltag. Zum einen kannst du über Körperhaltung deine Stimmung beeinflussen. Es gibt zum Beispiel eine Aussage im Alltag: Brustkorb raus, aufgerichtet und Schultern nach hinten ist eine gute Haltung. Aber manchmal ist vielleicht auch eine Demutshaltung gut. Aber es ist eben auch eine Haltung der Neugier, Bewusstheit und Aufnahmefähigkeit. Asana hat also verschiedene Bedeutungen.

Pranayama

Die vierte der acht Stufen, Pranayama, ist die Atmung und die Meisterschaft über das Prana. Pranayama heißt zum einen, dass du deinen Gemütszustand über Atmung beeinflussen kannst. Mit den Atemübungen kannst du natürlich auch mehr Energie bekommen, deinen Geist konzentrieren, deine Lungen gesund halten und dich besser fühlen. Du kannst mit Atemübungen über Lampenfieber und Alltagsärger hinauswachsen.

Pratyahara

Pratyahara ist die fünfte der acht Stufen des Yoga. Pratyahara ist wörtlich Rückzug. Pratyahara heißt Rückzug der Sinne und des Geistes. Es heißt, dass du öfters in die Lage kommst dein Prana, deine Sinne und deinen Geist nach innen zu ziehen. Der Alltag ist oft nach außen gerichtet. Du hast einiges zu tun, musst einiges beobachten.

Du willst Erfolg haben und auch Gutes bewirken. Du willst schauen, wie es anderen Menschen geht und was deine Aufgaben dort sind. Und deine Sinne und Wünsche ziehen dich nach außen. Manchmal gilt es, dich aus dem Ganzen zurückzuziehen.

Es gibt verschiedene Formen von Pratyahara zum Beispiel die Tiefenentspannung. Du lernst es, dich zu entspannen und glücklich zu sein, indem du dich einfach entspannst. Pratyahara kann auch heißen, im Alltag öfters einen Moment der Ruhe einzunehmen. Pratyahara kann auch heißen, dass du deine Sinne bewusst nach innen ziehst, wenn sie dich nach außen ziehen wollen. Pratyahara ist auch die Fähigkeit, den Geist zu Beginn der Meditation in einen meditativen Zustand zu bringen. Das geht zum Beispiel über eine Affirmation, ein Gebet, Gedanken des Wohlwollens oder Beobachtung von dem, was ist.

Dharana

Dharana ist die sechste Stufe des Yoga. Dharana heißt Konzentration, sie ist die Fähigkeit Konzentration zu entwickeln. Dharana wird auch als das Halten des Geistes an einen Ort oder in einer bestimmten Region definiert. Dharana heißt, die Fähigkeit zu kultivieren den Geist bei etwas zu halten. Das gilt zum Beispiel im Alltag. Du könntest zum Beispiel sagen: „Während der nächsten 30 Minuten will ich mich nur damit beschäftigen.“. Dharana als sechste Stufe der Meditation würde sagen, du nimmst dir das vor und bleibst dabei. Dharana heißt auch zum Beispiel, wenn du mit einem Menschen sprichst bei dem Menschen zu sein und nicht während du sprichst an etwas anderes zu denken. Dharana ist auch so etwas wie eine Selbstdisziplin, wo du dir immer wieder vornimmst konzentriert bei etwas zu sein. Natürlich ist Dharana auch die Meditation, wo du dir bewusst vornimmst dich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren.

Dhyana

Dhyana ist die siebte der acht Stufen des Yoga. Dhyana wird oft als Meditation übersetzt. Insofern wird manchmal gesagt, dass Meditation die siebte Stufe des Yoga ist. Aber so ganz korrekt ist das auch nicht. Denn schon wenn du dich hinsetzt (Asana), ist das schon Meditation. Wenn du dabei deinen Atem regulierst (Pranayama), ist das auch Meditation. Und auch die fünfte Stufe des Yoga Pratyahara (Zurückziehen, den Geist nach Innen bringen, vielleicht durch Affirmationen, Gebet, usw.) ist ja der Beginn der Meditation. Auch Dharana (das Bemühen um Konzentration) ist eine Meditation.

Was ist jetzt Dhyana als siebte Stufe des Yoga besonders? Dhyana als siebte der acht Stufen des Yoga ist die Absorption. Das ist ein außergewöhnlicher Gemütszustand. Du bist absorbiert bei dem, was du tust. Deine Gedanken, Gefühle und alles gehen in eine bestimmte Richtung. Dhyana ist auch mit einem Gefühl der Freude verbunden. Manchmal wird auch gesagt, dass Dhyana etwas mit dem Flow-Zustand zu tun hat. Den Flow Zustand hat der ungarische Psychologe Mihály Csíkszentmihálya postuliert und beschrieben hat. Menschen freuen sich besonders, wenn sie im Flow sind. Ganz absorbiert im Hier und Jetzt. Das ist Dhyana. Ich übersetze daher Dhyana als die siebte der acht Stufen der Meditation gerne als Absorption. Und diese gilt es im Alltag öfters zu haben.

Du kannst zum Beispiel dich vollkommen mit einem Menschen verbunden fühlen, wenn du mit ihm zusammen bist. Ideale Partnerschaft schafft immer Moment von Dhyana. Dhyana kann auch heißen, dass du eine Arbeit hast, wo du ab und zu Mal Momente hast, wo du alles vergisst und voll dabei bist. Oder wenn du bei der Gartenarbeit bist, ein Buch liest, ein Instrument spielst oder deine Yogaübungen machst und voll absorbiert bist, ist das auch Dhyana. Also du kannst auch, wenn du Asanas (die Yogastellungen) übst, in einen Dhyana Zustand fallen. Aber besonders ist Dhyana die tiefe der Meditation. Ein Zustand der Meditation, wo du vollständig absorbiert bist.

Samadhi

Samadhi das Überbewusstsein ist die achte Stufe des Yoga. Samadhi bedeutet, dass du vollkommen verschmilzt. Es gibt noch verschiedene Stufen des Samadhi. Patanjali zum Beispiel unterscheidet in sieben verschiedene Stufen des Samadhi: Savitarke, Nirvitarke, Savichara, Nirvichara, Sananda, Sasmita und Asamprajnata Samadhi. Insofern gibt es wieder sieben Stufen des Samadhi. Aber ich möchte hier nicht auf einzelne eingehen. Wenn du willst, dann gehe auf wiki.yoga-vidya.de und suche dort nach Samadhi. Und dort findest du auch die sieben verschiedenen Stufen des Samadhi. Also Samadhi die achte Stufe des Yoga ist die tiefe Verschmelzung in der Meditation, die Kulminierung von Dhyana (Meditation). Dieses Samadhi führt schrittweise zu Moksha (zur Befreiung), zu Kaivalya (zur vollkommenen Freiheit), zu Atma Jnana (zur Erkenntnis des Selbst), zu Brahma Jnana (zur Verwirklichung Gottes). Führt zu Aparoksha Anubhuti (die vollständige Verwirklichung des Einen).

Zusammenfassung

Zusammenfassend sind die acht Stufen des Yoga: Yama (Ethik im Umgang mit anderen), Niyama (Persönliche Lebensführung der Einfachheit, Gelassenheit, Zufriedenheit, Bewusstheit und der Hingabe), Asana (Körperhaltung und Yogastellungen), Pranayama (Atemübungen, Meisterschaft über das Prana), Pratyahara (Rückzug, Fähigkeit nach Innen zu gehen, Tiefenentspannung, sich selbst in einen meditativen Zustand versetzen), Dharana (Konzentration), Dhyana (Absorption, tiefe Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein, Verschmelzung).

Ashtanga Yoga als Yogaweg

Manche Yogawege werden auch als Ashtanga Yoga bezeichnet, weil sie eben acht Stufen haben. Zu diesen Ashtanga Yogawegen gehört eben auch der Raja Yoga, wie er von Patanjali herstammt. Auch Hatha Yoga und Kundalini Yoga gehören zum Ashtanga Yoga. Zum Beispiel beschreiben die Hatha Yoga Schriften wie die Hatha Yoga Pradipika acht Stufen: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. Manche Kundalini Yoga Schriften beschreiben diese acht Stufen auch.

Videos Acht Stufen des Yoga

Vortragsvideos mit dem Thema Acht Stufen des Yoga :

Autor/Sprecher/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Seminarleiter zu Yoga und Meditation.

Acht Stufen des Yoga Audio Vortrag

Hier die Audiospur des oberen Videos zu Acht Stufen des Yoga :

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Siehe auch

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