Denken: Unterschied zwischen den Versionen
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== Tatsächliches vom Denken == | |||
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'''- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von [[Swami Sivananda]] -''' | |||
: 1. Das Denken wird nicht nur täglich, sondern stündlich er-neuert. Es wechselt jede Minute seine Farbe und Gestalt wie ein Chamäleon. Es ist sehr unstet und flatterhaft. (Chanchalam und Asthiram. Gita Kap. VI, 26). | |||
: 2. Das Denken hat seit undenklichen Zeiten eine sehr schäd¬liche Gewohnheit, sich zu veräußerlichen. Wenn man dauernd die heiligen Namen Gottes wie Hari OM, Narayana, Rama, Siva und so weiter ausspricht, reinigt man das unterbewußte Denken (Chitta) und fördert die Wendung des Denkens nach innen (Antarmukha Vritti). | |||
: 3. Die Zeit ist nur eine Denkform (Kalashakti, das Absolute in zeitlicher Erscheinung). Sie ist ebenso trügerisch wie die Din¬ge. Wenn deine Gedanken tief konzentriert sind, wirkt ein Zeitraum von zwei Stunden wie fünf Minuten. Wenn die Ge¬danken zerstreut und auf Wanderschaft sind, erscheint eine halbe Stunde wie zwei. Das hat schon jeder von uns erlebt. Auch im Traum geschehen ja Ereignisse, die 50 Jahre umfassen, in zehn Minuten. Dem Spiel der Gedanken kommt ein Kalpa (ein Jahr Brahmans, gleich 1,200,000 Himmelsjahre zu je 360 Erdenjahren) wie ein Augenblick vor und umgekehrt. | |||
: 4. Die Wahrnehmung durch den endlichen Verstand oder das Erkenntnisvermögen der Erfahrung arbeitet nach einander und nicht zu gleicher Zeit. Gleichzeitige Erkenntnis gibt es nur im überbewußten Zustand, wo es keine Unterscheidung mehr gibt (Nirvikalpa Samadhi), wo Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart verschmelzen. Nur ein Yogi wird gleichzeitige Erkenntnis haben. Ein weltlicher Mensch mit einem endlichen Verstand kann nur nach einander Erkenntnis gewinnen. Ob-wohl mehrere Dinge zu gleicher Zeit mit den verschiedenen Sinnesorganen in Berührung kommen können, arbeitet der Ver¬stand doch wie ein Torhüter, der immer nur eine Person auf einmal durch das Tor einlassen kann. Der Verstand kann nur eine Art Sinneseindrücke auf einmal nach innen in die Gedan¬kenfabrik schicken, damit eine Wahrnehmung und ein Begriff erzeugt werden. | |||
: 5. Es gibt Absonderungen aus endokrinen Drüsen ohne Ka-näle, zum Beispiel Schilddrüse, Thymusdrüse, Ohrspeicheldrü-se, Zirbeldrüse, Nebennieren und so weiter. Diese Absonderun-gen werden unmittelbar vom Blut aufgenommen. Sie haben entscheidende Bedeutung für das Temperament des Einzelnen. Das Temperament des Menschen kann durch Umgebung, Er-ziehung und Erfahrung weitgehend verändert werden, aber man kann es kaum grundsätzlich ändern. Deshalb heißt es in der Gita: Sadrisham diestate swasyah prakriter jnanavan api, auch der wissende Mensch verhält sich entsprechend seiner Na-turanlage. (III, 33). | |||
: 6. Es dauerte viele Jahre, bis ich das geheimnisvolle, feine Arbeiten des Verstandes begriff. Der Verstand wirkt durch die Fähigkeit der Einbildung so verwüstend. Eingebildete Furcht versdsiedener Art, Übertreibungen, Erfindungen, Dramatisie-rung der Gefühle, Luftschlösser bauen — das alles wird durch die Kraft der Einbildung oder Fantasie verursacht. Auch ein vollkommen gesunder Mensch hat infolge der schöpferischen Fähigkeiten des Verstandes diese oder jene imaginäre Krank¬heit. Ein Mensch hat eine kleine Schwäche oder Unzulänglich¬keit (Dosha). Wenn er dein Feind wird, übertreibst und ver¬größerst du seine Schwäche und Unzulänglichkeit. Ja du hängst ihm noch mehr Schwächen und Doshas an oder erfindest sie. Das alles kommt aus der Fantasie. Eingebildete Furcht kostet sehr viel Energie. | |||
: 7. Vertrauen, Urteilen, Erkenntnis und Glauben sind die vier wichtigen psychischen Prozess. Zuerst hast du Vertrauen zum Arzt, du gehst zu ihm zur Untersuchung und Behandlung. Er untersucht dich und verschreibt dir Arznei. Du nimmst sie. Dann denkst du den Fall durch: „Diese Krankheit ist es also. Der Arzt hat mir Eisen und Jod gegeben. Eisen wird mein Blut verbessern. Jod wird die Lymphdrüsen anregen und Aus¬scheidungen der Leber absorbieren." Wenn du diese Arzneien einen Monat lang nimmst, wird die Krankheit geheilt. Dann gewinnst du Erkenntnis und unbedingten Glauben an die Me¬dizin und den Arzt. Infolgedessen empfiehlst du diesen Arzt und diese Arzneien deinem Freunde. „Ist Dr. Müller nicht ein kluger Mann. Er hat reiche Erfahrung. Huxleys Tonikum ist ein sehr gutes Anregungsmittel für Nerven und Blut." | |||
: 8. Der Verstand möchte immer etwas zu tun haben und wenn er sich den Dingen, die er schätzt, hingibt, fühlt er sich ver¬gnügt und glücklich. Das Kartenspiel zum Beispiel ist nichts besonderes außer daß die Beschäftigung damit Entspannung, Vergnügen bereitet. Es ist sehr schwer, den Verstand, der von Kindheit an sich bedauerlicherweise daran gewöhnt hat, seine Unterhaltung draußen zu suchen, davon abzubringen. Er wird es immer weiter so halten, wenn du ihm nicht etwas Höheres zur Unterhaltung bereitest, das ihm größere Freude macht. | |||
: 9. Die überwiegende Mehrheit der Menschen erlaubt ihrem Verstande, wild zu schweifen und seinem Eigenwillen und Belieben nachzugeben. Er gleicht einem verwöhnten Kinde, dem die Eltern zu viel nachgeben oder einem sdzledht erzogenen Tier. Die Gedanken vieler unter uns gleichen einer Menagerie wilder Tiere, die alle den Eingebungen ihrer Natur nachgeben und ihren eigenen Weg gehen. Der überwiegenden Mehrheit der Menschen ist Gedankenzucht unbekannt. | |||
: 10. Ein Erfahrungsbild von einem Baum bekommen wir nur durch den Verstand. Man muß auch Brahman zuerst durch den geläuterten Verstand, intellektuell begreifen, intellektuell Ge¬wißheit davon bekommen und umfassendes Verstehen. Die Hilfe des Verstandes ist immer nötig entweder für die Wahr-nehmung eines Gegenstandes oder für das Verständnis Brah-mans. Meditation geht immer vom Verstande aus. | |||
: 11. Beobachte einmal, wie ein Gedanke oder eine Vorstel¬lung (Sankalpa) sich in kurzer Zeit zu vielen Sankalpas (Vi-sthara, Ausdehnung) erweitert. Nimm einmal an, dir käme der Gedanke (Sankalpa), für deine Freunde eine Teegesell¬schaft zu geben. Der eine Gedanke „Tee" weckt sofort den Gedanken an Zucker, Milch, Teetassen, Tische, Stühle, Tisch¬tuch, Mundtücher, Löffel, Konfekt, Salzmandeln und so wei¬ter. Dieses Wort ist also nur die Erweiterung von Vorstellun¬gen (Sankalpas). Die Erweiterung der Gedanken des Verstan¬des auf verschiedene Dinge ist Bindung (Bandha) . Verzicht auf alle Vorstellungen (Sankalpas) ist Befreiung (Moksha). Du mußt immer sorgfältig darauf achten, daß du die Sankalpas schon im Keime erstickst. Nur dann wirst du wirklich glück¬lich sein. Der Verstand treibt sein Spiel und seinen Scherz mit dir. Du mußt seine Natur, Verfahrensweise und Gewohnheiten zu verstehen suchen. Nur dann kannst du ihn leicht beherr¬schen. | |||
: 12. Der Verstand nimmt die Gestalt eines jeden Gegenstan-des an, über den er angespannt nachdenkt. Wenn er an eine Orange denkt, nimmt er die Gestalt einer Orange an. Wenn er an Krishna denkt, der die Flöte in der Hand hält, nimmt er die Gestalt Krishnas, des Herrn an. Man muß also den Ver¬stand entsprechend schulen und ihm geeignete reine (Sattwa) Nahrung zur Aneignung geben. Schaffe deinem Denken oder deinen Gedankenbildern einen lichten (Sattwa) Hintergrund. | |||
: 13. Wenn du einen Monat lang Ovaltin gekostet hast, bildet sich im Verstande eine „Gedankenbeziehung" zu Ovaltin. Wenn du mit Sannyasins verkehrst, Bücher über Yoga, Ve¬danta und so weiter liest, entsteht im Verstand eine ähnliche Gedankenbeziehung, um Gottbewußtsein zu erlangen. Aber eine bloße Gedankenbeziehung allein genügt nicht. Inbrün¬stiges Verlangen nach Befreiung (Moksha), die Fähigkeit zu geistigen Übungen (Sadhana), intensiver und dauernder Fleiß und Meditation (Nidhidhyasan) sind dazu notwendig. Nur dann ist Selbstverwirklichung möglich. | |||
: '''14.''' Die Form, welche der unendliche Atman, der Höchste Geist durch das Denken (Sankalpa) annimmt, heißt Manas, Verstand, die Fähigkeit zu denken. Durch seinen Feind, das Unterscheidungsvermögen gelangt der Verstand in den Ruhe-zustand Para-Brahman. Zuerst kehrte er der Unterscheidung den Rücken und verfing sich infolgedessen in den Schlingen der Begierden (Vasanas) nach irdischen Dingen. | |||
: '''15.''' Der Verstand wandelt sich dauernd und schweift umher. Diese Unstetigkeit des Verstandes äußert sich auf verschiedene Weise. Du wirst immer auf deiner Hut sein müssen, um diese Zerstreutheit des Denkens in Zucht zu nehmen. Die Gedanken eines Hausvaters schweifen ab zu Kino, Theater, Zirkus und so weiter. Die Gedanken eines Sadhu wandern nach Banaras, Vrindavan und Nasik. Viele Sadhus bleiben während ihrer gei-stigen Übungen (Sadhanas) niemals an einer Stelle. Man muß die Neigung der Gedanken umherzuschweifen in Zucht neh-men, indem man sie an einen Ort, eine Übungsmethode (Sa-dhana), einen Guru und eine Yogaform bindet. Ein rollender | |||
Stein setzt kein Moos an. Wenn du ei Buch nimmst um es zu studieren, musst du erst damit zu Ende kommen, ehe ein Werin du irgendeine Arbeinu*,-ußt du ihr deine ganze ehrliche Aufmerksamkeit schenken d sie abschließen, ehe du etwas anderes beginnst. „Eine Sache nur auf einmal und diese ordentlich« ist ein guter Rat. So muss ein Yogi vorgehen. | |||
: 16. Wenn alle Gedanken ausgeschaltet werden, bleibt nichts mehr, das man als Verstand oder Denken bezeichnen könnte. Also sind die Gedanken der Verstand. Und weiter: es gibt also auch keine Welt unabhängig und losgelöst von unseren Gedanken. | |||
: 17. Der Verstand wird im allgemeinen durch helles Licht, Schönheit, Intelligenz, verschiedene bunte Farben und angenehme Töne angezogen. Lass dich nicht durch diese wertlosen Dinge verführen. Forsche in die Tiefe: Was ist der Hintergrund aller dieser Dinge (Adhisthan) ? Es gibt nur einen Wesensgehalt hinter dem Verstand und hinter allen Gegenständen dieser sinnlichen Scheinwelt. Dieses Wesentliche ist allumfassend (Paripurna) und in sich beschlossen. Dieses Wesentliche ist das Brahman der Upanishaden. Dieses Wesentliche bist du selbst, Tat Tvam Asi, mein lieber Leser. | |||
==Das Denken vor dem Sein== | ==Das Denken vor dem Sein== |
Version vom 2. April 2022, 13:49 Uhr
Denken ist der Prozess, Gedanken zu folgen. Du kannst selbst bestimmen, ob du positiv denken oder negativ denken willst. Yoga kann Dir dabei helfen
Denken
Denken geschieht in der Feinstoffwelt
Denken ist eine machtvolle Kraft. Denken ist eine starke Macht. Denken ist dynamisch. Denken heißt, dass das psychische Prana (Sukshma Prana) auf der Geistsubstanz wirkt. Denken ist eine Kraft sowie Schwerkraft, Elektrizität und Magnetismus. Du bist umgeben von einer gedanklichen Welt. Du treibst im Ozean von Gedanken. Du nimmst dabei immer wieder Gedanken auf und gibst diese wieder ab. Letztlich ist die Gedankenwelt noch realer als das physische Universum.
Gedanken sind durch Denken entstandene, lebendige Dinge. Jedes Denken verändert die Schwingung der Geistsubstanz. Denken kann Formen annehmen. Diese geistigen Formen können sich auf der physischen Welt manifestieren. Denken geschieht in der Feinstoffwelt. Die Feinstoffwelt ist genau so real wie die physische Welt. Die feinstoffliche Welt ist eine Gedankenwelt. Wenn du einen Gedanken des Hasses hast, dann ist dieser dunkelrot. Wenn du einen selbstsüchtigen Gedanken hast, ist dieser braun. Spirituelle Gedanken können gelb sein.
Deine Gedanken nach dem Tod
Wenn du stirbst, wird dein Denken weitergehen. Die Gedanken leben weiter als subtile Form, als Schwingungen der Atmosphäre. Große weise Rishis vergangener Zeiten haben auf machtvolle Weise gedacht. Ihre Gedankenschwingungen, Gedankenformen, sind weiter in der Akasha Chronik. Du kannst dich mit diesen Gedanken der großen Rishis verbinden und dich inspirieren lassen.
Persönlichkeit formen durch Denken
Denken formt deine Persönlichkeit. Was auch immer du denkst, das hat eine Auswirkung auch auf dich. Denken hat einen Einfluss auf dein Handeln. Denken hat einen Einfluss auf die Gedankenwelt. Denken hat einen Einfluss auf das, was auf dich zukommt. Und Denken schafft deine Persönlichkeit.
Denke, du bist stark, so wirst du Stärke entwickeln. Denke, dass du schwach bist, so wird in dir Schwäche stärker werden. Denke, dass du Mut und Willenskraft hast, so wirst du Mut und Willenskraft haben. Du formst deinen Charakter durch dein Denken. Meditiere über Mut, denke über Mut und denke immer wieder: „Ich werde mutig sein.“ Oder kultiviere den Gedanken: „Ich freue mich darauf, Mut zu zeigen.“ So wirst du Mut entwickeln. Kultiviere Geduld, Selbstlosigkeit, Selbstbeherrschung und [Reinheit] durch entsprechendes Denken. Wenn du edel denkst, dann wirst du edel handeln. Wenn du edel denkst und handelst, dann wird dein Charakter edel werden.
Anziehungskraft des Geistes
Geist hat auch eine Anziehungskraft. Wenn du freundliche Gedanken hast, wenn du mitfühlend denkst, dann wirst du andere mitfühlende Gedanken anziehen. Wenn du deinen Geist auf Gott ausrichtest, wirst du andere Menschen anziehen, die an Gott denken. Wenn du Gutes bewirken willst, wirst du dich mit deinen Gedanken mit den Gedanken anderer verbinden, die Gutes bewirken wollen.
Die dreifache Frucht des Denkens
Ein guter Gedanke ist dreifach gesegnet. Wer Gutes denkt, der wird sich selbst gut fühlen. Wer Gutes denkt, der wird auch dem positive Kraft schenken, an den er denkt. Wer Gutes, Lichtvolles, Barmherziges, Liebevolles denkt, verbessert die allgemeine geistige Atmosphäre und nutzt so der ganzen Menschheit. So ist das Denken mehrfach gesegnet.
Denken führt zur Handlung. Gutes Denken führt zu guten Handlungen, schlechtes Denken zu schlechten Handlungen. Gutes Denken führt zu guten Handlungen, gute Handlungen führen zu guten Gewohnheiten, gute Gewohnheiten führen zu einem guten Charakter, ein guter Charakter führt zu einem guten Schicksal. Beobachte dein Denken sorgfältig und aufmerksam und überwinde negatives Denken.
Überwindung von negativem Denken
Bevor du Negatives tust, kommt erst ein negativer Gedanke. Aus diesem negativen Gedanken entstehen dann Vorstellungen. Aus diesen Vorstellungen kommen Emotionen und Wünsche. Dann entstehen daraus Handlungen. Und so entstehen Sankalpas und Vasanas, Gewohnheiten des Denkens und Wünsche.
Überprüfe das, was du denkst. So wie du merkst, dass ein Gedanke da ist, der nicht gut ist, dann ersetze ihn durch etwas Gutes. Übe das immer wieder. Erlaube deinem Denken nicht, automatisch abzulaufen. Gib auch anderen keine Macht über dein Denken. Bestimme selbst, was du denkst.
Das Denken ist wie Wellen im Meer. So wie es unendlich viele Wellen im Meer gibt, gibt es viele Gedanken im Geist. Wähle selbst aus, welchen Gedanken du folgst, und erzeuge positives Denken. Überwinde schließlich alle Gedanken und die Identifikation aller Gedanken und erfahre die reine Gedankenlosigkeit.
Gottesverwirklichung durch Aufgabe des Denkens
Überwinde das Denken und erfahre die Gottverwirklichung. Patanjali sagt: „yogas chitta vritti nirodhah“ – Yoga ist das Aufhörenlassen des Denkens im Geist. Und weiter: „tada drastuh svarupe vasthanam“ – dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.
Lerne, alles Denken aufzugeben. So wirst du Frieden erreichen. Je weniger Denken bei Klarheit und Bewusstheit in deinem Geist ist, desto größer ist der Frieden. Je weniger Wünsche du hast, um so weniger chaotisch wird dein Denken sein. Reduziere deine Wünsche, das Denken wird ruhiger und du wirst Freude haben. Je weniger chaotisches Denken du hast, um so mehr Kraft und Frieden hast du. Reduziere die verschiedenen Wünsche durch Kultivierung von positivem Denken und schließlich von innerer Ruhe. Durch ständiges intensives Üben kannst du lernen, über Denken hinauszuwachsen. Der Yogi, dem es gelingt, seine Gedanken vollständig zur Ruhe zu bringen, hilft der Welt mehr als ein Mensch am Rednerpult. Wer keine Gedanken mehr hat, strahlt reine Freude und reine Liebe aus, wird zum reinen Instrument des Göttlichen.
Denke zunächst also positiv. Denke liebevoll, denke hilfreich. Dann entwickle Sammlung und Konzentration des Geistes, bewirke viel Gutes und lerne schließlich, ohne Gedanken zu sein. So wirst du zum Instrument Gottes werden.
(Nach einem Artikel von Swami Sivananda im Buch Inspiration und Weisheit)
Video zum Thema "Denken
Hier ein Vortragsvideo zum Thema "Denken":
Vier Arten des Denkens
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Das Verständnis der folgenden vier Arten des Denkens ist notwendig, bevor du beginnst, an dir selbst zu arbeiten.
A. Impulsives unfreiwilliges Denken:
Māyā ist sehr subtil, komplex und schwer zu verstehen. Wir betrachten sie aus Sicht der drei guṇas, der grundlegenden Energien, die alle Erfahrungen im Bereich der Existenz erschaffen, aufrechterhalten und zerstören. Zusätzlich zu den drei guṇas, von denen jeder eine positive und eine negative Seite hat, erzeugt Māyā mit ihrer wichtigsten Kraft, viparaya, ein großes Problem. Viparaya ist ein sehr wichtiges Wort, also bitte merke es dir. Es bedeutet „Umkehrung“.
Was kehrt sich um? Es kehrt sich auf katastrophale Weise das Grundverhältnis zwischen dem Selbst, dem Subjekt und den Objekten, die das Selbst erfährt, um. Es ist so, dass der jīva, der Handelnde/Genießer, ein Objekt ist, das dem Selbst bekannt ist. Aber der Handelnde/Genießer denkt, er sei das Subjekt und alles andere ein Objekt! Wenn er vom Selbst erfährt, versteht er das Selbst als ein weiteres Objekt, und wenn er spirituelle vāsanās hat, wird er dazu tendieren, dem Selbst als Objekt hinterherzujagen, obwohl es kein Objekt ist, sondern seine ureigene Essenz. Es ist ein vergebliches Streben, das von den meisten modernen spirituellen Lehrern auch noch unterstützt wird. Der Suchende wird belehrt, dass er oder sie das Selbst erfahren muss und dass die Methoden des Lehrers eine solche Erfahrung ermöglichen werden. Tatsächlich aber erfährt der Suchende zu jeder Zeit das Selbst, weil es nur das Selbst gibt.
Mithilfe von vedānta transzendiert eine erleuchtete Person die guṇas, kehrt die Umkehrung um und bringt das Subjekt und die Objekte in ihre natürliche Ordnung zurück.
Wenn diese erneute Umkehrung geschieht, findet noch eine weitere, sekundäre Umkehrung im System des jīva statt: Die natürliche Beziehung zwischen Emotionen und Intellekt wird gleichfalls umgekehrt. Bei reifen Menschen, weltlichen wie erleuchteten, ist der Intellekt der Chef und die Emotionen nehmen Befehle von ihm entgegen. Aber wenn du schon sehr lange im Bann von Māyā, also den guṇas, stehst, bist du nie richtig gereift und deine Emotionen bestimmen das Geschehen. Du „denkst“ mit deinen Gefühlen.
Gefühle sind nicht etwas, das dein Denken beeinflussen sollte, denn sie halten dich vom Denken ab. Sie sind nur unbewusste Reaktionen auf Ereignisse, die auf deinen Vorlieben und Abneigungen, deinen vāsanās, basieren. Früher verursachte eine bestimmte Situation Wut, die vielleicht gerechtfertigt war oder auch nicht, aber das nächste Mal, wenn eine ähnliche Situation auftritt, wird man wütend, obwohl Wut an der Stelle völlig unangebracht ist.
Wenn dich jemand darauf hinweist, dass du wütend bist, behauptest du normalerweise mit wütender Stimme, dass du nicht wütend bist und begründest ausführlich, warum Wut hier gerechtfertigt sei. Offensichtlich ist impulsives Denken nicht der richtige Weg, wenn man sein Schicksal kontrollieren will.
Vedānta liegt mit Gefühlen und Emotionen nicht im Clinch. Du fühlst immer etwas. Und wenn es dir gefällt, wenn deine Emotionen dich hin und her schubsen, okay. Nur leider genießt niemand negative Emotionen. Negative Emotionen werden durch negative Gedanken erzeugt – Gedanken, die nicht in Harmonie mit der Natur der Realität sind. Die Neigung, deine Gefühle zu verherrlichen und zu romantisieren, hält dich nur davon ab, dir Gedanken auszusuchen, die erfreuliche Gefühle produzieren.
B. Mechanisches, automatisches Denken:
Impulsives Denken, so schmerzhaft es auch sein mag, lässt einen zumindest glauben, dass man am Leben ist, was wahrscheinlich besser ist als mechanisches Denken, das einen mehr oder weniger daran erinnert, dass man praktisch tot ist. Die meisten weltlichen Menschen sind kaum besser als Roboter, die durchs Leben schlafwandeln, weil sie vollständig von ihren vāsanās kontrolliert werden. Sobald du deine Routinen gefunden hast, wird die Last des bewussten Denkens aufgehoben und, nun ja, du tust, was du tust, aber genau so macht es auch deine Armbanduhr. Leider funktioniert das mechanische Denken nicht so gut, so bequem es für die Einfallslosen auch sein mag, denn das dharma-Feld produziert Situationen, die andere Antworten erfordern, als es zum Beispiel Reaktionen auf die Kurse deiner Aktien tun. Wenn du nicht angemessen reagierst, kannst du mit einer guten Portion Schmerz rechnen.
Viveka Chudamani - Brahman ist jenseits von Denken und Sprache
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 240 von Sukadev Bretz -
Das, was nicht weggeworfen oder aufgenommen werden kann, das, was jenseits aller Beschränkungen von Geist und Sprache liegt, was jenseits der Grenzen und unmessbar ist, was ohne Anfang und Ende ist, vollständig und eines Menschen ganz eigenes Selbst, was überstrahlende Pracht ist, das ist Brahman.
Was ist Brahman?
Was ist Brahman? Brahman ist aheyam, es kann nicht aufgegeben werden. Manchmal zweifeln Menschen daran, ob sie den spirituellen Weg weitergehen können. Du kannst den spirituellen Weg nicht aufhören zu gehen, denn Brahman ist da und Brahman wird sich immer wieder melden. Brahman ist anupadeyam, das, was nicht angenommen werden kann. Du kannst nicht sagen, dass du jetzt Brahman annehmen oder aufgeben willst.
Brahman existiert egal, ob du an Brahman glaubst oder nicht glaubst. Du kannst Brahman nicht zufügen oder wegnehmen. Brahman ist immer da. Die dahinterliegende Wirklichkeit. Es ist agocara, das heißt unzugänglich für Manas (Denken) und Vach (Sprache).
Brahman ist nicht wirklich erklärbar
Ich schreibe die ganze Zeit über Brahman, aber letztlich weißt du, dass über die Sprache/Schrift du Brahman nicht wirklich erklären kannst. Die Sprache ist wie ein Finger. Angenommen du willst jemanden den Mond zeigen, dann zeigst du zum Mond. Du nimmst den Finger, zeigst auf den Mond und sagst: „Dort ist der Mond.“ Der Finger ist nicht der Mond, sondern er zeigt zum Mond. Der, der dorthin folgt, wo du hinzeigst, der sieht den Mond und erfährt vielleicht, wie der Mond sich anfühlt. So ähnlich sind Worte wie Finger. Sie zeigen zu Brahman.
Dinge geschehen - Brahman bleibt immer gleich
All das, was Shankara sagt und ich kommentiere, ist nur hinzeigen. Die Worte können Brahman nicht beschreiben und auch mit Denken kannst du Brahman nicht beschreiben. Mit Denken kannst du dein Bewusstsein dort hinrichten, wo Bewusstsein ist. Brahman ist unergründlich (aprameya). Brahman ist ohne Anfang (Anadi), er war immer da und er ist ohne Ende (Anta).
- Du kannst Angst haben.
- Der Körper kann verschwinden.
- Der Körper kann krank werden.
- Du kannst dein Vermögen verlieren.
- Der Mann kann eigene Wege gehen, dich verlassen.
- Unfälle können geschehen.
- Du kannst gekündigt werden.
All das kann geschehen, aber Brahman selbst bleibt immer gleich. Aus dieser Bewusstheit heraus kannst du auch Kraft schöpfen. Wenn du weißt, dass Brahman immer gleich bleibt, dann bekommst du daraus Sicherheit. Brahman ist Purna (Fülle). Und was ist Brahman auch? Aham (Ich bin) ist Brahman auch. Dieses Ich bin ist Brahman.
Lebe aus diesem Geist des Vertrauens
Denke darüber nach und lebe heute in diesem Geist. Vollkommen angstfrei, denn du weißt das, worauf es ankommt, war immer da, ist immer da und wird immer da sein. Du musst dir Gott nicht verdienen, denn Gott ist hinter allem. Du musst auch nicht ein guter Yogi sein, Gott ist immer da. Brahman ist immer da und was auch immer geschieht, Brahman ist immer da.
Kreative Lesung aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“ von Swami Sivananda. Aus dem Kapitel „Gedanken“
Denken ist eine machtvolle Kraft. Denken ist eine starke Macht. Denken ist dynamisch. Denken heißt, dass das psychische Prana (Sukshma Prana) auf der Geistsubstanz wirkt. Denken ist eine Kraft sowie Schwerkraft, Elektrizität und Magnetismus. Du bist umgeben von einer gedanklichen Welt. Du treibst im Ozean von Gedanken. Du nimmst dabei immer wieder Gedanken auf und gibst diese wieder ab. Letztlich ist die Gedankenwelt noch realer als das physische Universum.
Gedanken sind durch Denken entstandene, lebendige Dinge. Jedes Denken verändert die Schwingung der Geistsubstanz. Denken kann Formen annehmen. Und diese geistigen Formen können sich auf der physischen Welt manifestieren. Denken geschieht in der Feinstoffwelt. Die Feinstoffwelt ist genau so real wie die physische Welt. Die feinstoffliche Welt ist eine Gedankenwelt. Wenn du einen Gedanken des Hasses hast, dann ist dieser dunkelrot. Wenn du einen selbstsüchtigen Gedanken ist, ist dieser braun. Spirituelle Gedanken können gelb sein.
Wenn du stirbst, wird dein Denken weitergehen. Und die Gedanken leben weiter als subtile Form, als Schwingungen der Atmosphäre. Große weise Rishis vergangener Zeiten haben auf machtvolle Weise gedacht. Und ihre Gedankenschwingungen, Gedankenformen, sind weiter in der Akasha Chronik. Du kannst dich mit diesen Gedenken der großen Rishis verbinden und dich inspirieren lassen.
Denken formt deine Persönlichkeit. Was auch immer du denkst, das hat eine Auswirkung auch auf dich. Denken hat einen Einfluss auf dein Handeln. Denken hat einen Einfluss auf die Gedankenwelt. Denken hat einen Einfluss auf das, was auf dich zukommt. Und Denken schafft deine Persönlichkeit.
Denke, du bist stark, so wirst du Stärke entwickeln. Denke, dass du schwach bist, so wird in dir Schwäche stärker werden. Denke, dass du Mut und Willenskraft hast, so wirst du Mut und Willenskraft haben. Du formst deinen Charakter durch dein Denken. Meditiere über Mut, denke über Mut und denke immer wieder: „Ich werde mutig sein.“ Oder kultiviere den Gedanken: „Ich freue mich darauf, Mut zu zeigen.“ So wirst du Mut entwickeln. Kultivieren Geduld, Selbstlosigkeit, Selbstbeherrschung und Reinheit durch entsprechendes Denken. Wenn du edel denkst, dann wirst du edel handeln. Wenn du edel denkst und handelst, dann wird dein Charakter edel werden.
Geist hat auch eine Anziehungskraft. Wenn du freundliche Gedanken hast, wenn du mitfühlend denkst, dann wirst du andere mitfühlende Gedanken anziehen. Wenn du deinen Geist auf Gott ausrichtest, wirst du andere Menschen anziehen, die an Gott denken. Wenn du Gutes bewirken willst, wirst du dich mit deinen Gedanken mit den Gedanken anderer verbinden, die Gutes bewirken wollen.
Die dreifache Frucht des Denkens
Ein guter Gedanke ist dreifach gesegnet. Wer Gutes denkt, der wird sich selbst gut fühlen. Wer Gutes denkt, der wird auch dem positive Kraft schenken, an den er denkt. Wer Gutes, Lichtvolles, Barmherziges, Liebevolles denkt, verbessert die allgemeine geistige Atmosphäre und nutzt so der ganzen Menschheit. So ist das Denken mehrfach gesegnet.
Denken führt zur Handlung. Gutes Denken führt zu guten Handlungen, schlechtes Denken zu schlechten Handlungen. Gutes Denken führt zu guten Handlungen, gute Handlungen führen zu guten Gewohnheiten, gute Gewohnheiten führen zu einem guten Charakter, ein guter Charakter führt zu einem guten Schicksal. Beobachte dein Denken sorgfältig und aufmerksam und überwinde negatives Denken.
Überwindung von negativem Denken
Bevor du Negatives tust, kommt erst ein negativer Gedanke. Aus diesem negativen Gedanken entstehen dann Vorstellungen. Aus diesen Vorstellungen kommen Emotionen und Wünsche. Und dann entstehen daraus Handlungen. Und so entstehen Sankalpas und Vasanas, Gewohnheiten des Denken und Wünsche.
Überprüfe das, was du denkst. Und so wie du merkst, dass ein Gedanken da ist, der nicht gut ist, dann ersetze ihn durch etwas Gutes. Übe das immer wieder. Erlaube deinem Denken nicht, automatisch abzulaufen. Und gib auch anderen keine Macht über dein Denken. Bestimme selbst, was du denkst.
Das Denken ist wie Wellen im Meer. So wie es unendlich viele Wellen im Meer gibt, gibt viele Gedanken im Geist. Wähle selbst aus, welchen Gedanken du folgst, und erzeuge positives Denken. Überwinde schließlich alle Gedanken und alle Identifikation aller Gedanken und erfahre die reine Gedankenlosigkeit.
Überwinde das Denken und erfahre die Gottverwirklichung. Patanjali sagt: „yogas chitta vritti nirodhah“ – Yoga ist das Aufhörenlassen des Denkens im Geist. Und weiter: „tada drastuh svarupe vasthanam“ – dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.
Lerne, alles Denken aufzugeben. So wirst du Frieden erreichen. Je weniger Denken bei Klarheit und Bewusstheit in deinem Geist ist, desto größer ist der Frieden. Je weniger Wünsche du hast, um so weniger chaotisch wird dein Denken sein. Reduziere deine Wünsche, das Denken wird ruhiger und du wirst Freude haben. Je weniger chaotisches Denken du hast, um so mehr Kraft und Frieden hast du. Reduziere die verschiedenen Wünsche durch Kultivierung von positivem Denken und schließlich von innerer Ruhe. Durch ständiges intensives Üben kannst du lernen, über Denken hinauszuwachsen. Der Yogi, dem es gelingt, seine Gedanken vollständig zur Ruhe zu bringen, hilft der Welt mehr als ein Mensch am Rednerpult. Wer keine Gedanken mehr hat, strahlt reine Freude und reine Liebe aus, wird zum reinen Instrument des Göttlichen.
Denke zunächst also positiv. Denke liebevoll, denke hilfreich. Dann entwickle Sammlung und Konzentration des Geistes, bewirke viel Gutes und lerne schließlich, ohne Gedanken zu sein. So wirst du zum Instrument Gottes werden.
Video - Selektives Denken
Wähle aus, was du denken willst, welchen Gedanken du folgen willst. Hier ein Video Vortrag zum Thema Selektives Denken als Mittel zur Herrschaft über den Geist:
Tatsächliches vom Denken
- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -
- 1. Das Denken wird nicht nur täglich, sondern stündlich er-neuert. Es wechselt jede Minute seine Farbe und Gestalt wie ein Chamäleon. Es ist sehr unstet und flatterhaft. (Chanchalam und Asthiram. Gita Kap. VI, 26).
- 2. Das Denken hat seit undenklichen Zeiten eine sehr schäd¬liche Gewohnheit, sich zu veräußerlichen. Wenn man dauernd die heiligen Namen Gottes wie Hari OM, Narayana, Rama, Siva und so weiter ausspricht, reinigt man das unterbewußte Denken (Chitta) und fördert die Wendung des Denkens nach innen (Antarmukha Vritti).
- 3. Die Zeit ist nur eine Denkform (Kalashakti, das Absolute in zeitlicher Erscheinung). Sie ist ebenso trügerisch wie die Din¬ge. Wenn deine Gedanken tief konzentriert sind, wirkt ein Zeitraum von zwei Stunden wie fünf Minuten. Wenn die Ge¬danken zerstreut und auf Wanderschaft sind, erscheint eine halbe Stunde wie zwei. Das hat schon jeder von uns erlebt. Auch im Traum geschehen ja Ereignisse, die 50 Jahre umfassen, in zehn Minuten. Dem Spiel der Gedanken kommt ein Kalpa (ein Jahr Brahmans, gleich 1,200,000 Himmelsjahre zu je 360 Erdenjahren) wie ein Augenblick vor und umgekehrt.
- 4. Die Wahrnehmung durch den endlichen Verstand oder das Erkenntnisvermögen der Erfahrung arbeitet nach einander und nicht zu gleicher Zeit. Gleichzeitige Erkenntnis gibt es nur im überbewußten Zustand, wo es keine Unterscheidung mehr gibt (Nirvikalpa Samadhi), wo Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart verschmelzen. Nur ein Yogi wird gleichzeitige Erkenntnis haben. Ein weltlicher Mensch mit einem endlichen Verstand kann nur nach einander Erkenntnis gewinnen. Ob-wohl mehrere Dinge zu gleicher Zeit mit den verschiedenen Sinnesorganen in Berührung kommen können, arbeitet der Ver¬stand doch wie ein Torhüter, der immer nur eine Person auf einmal durch das Tor einlassen kann. Der Verstand kann nur eine Art Sinneseindrücke auf einmal nach innen in die Gedan¬kenfabrik schicken, damit eine Wahrnehmung und ein Begriff erzeugt werden.
- 5. Es gibt Absonderungen aus endokrinen Drüsen ohne Ka-näle, zum Beispiel Schilddrüse, Thymusdrüse, Ohrspeicheldrü-se, Zirbeldrüse, Nebennieren und so weiter. Diese Absonderun-gen werden unmittelbar vom Blut aufgenommen. Sie haben entscheidende Bedeutung für das Temperament des Einzelnen. Das Temperament des Menschen kann durch Umgebung, Er-ziehung und Erfahrung weitgehend verändert werden, aber man kann es kaum grundsätzlich ändern. Deshalb heißt es in der Gita: Sadrisham diestate swasyah prakriter jnanavan api, auch der wissende Mensch verhält sich entsprechend seiner Na-turanlage. (III, 33).
- 6. Es dauerte viele Jahre, bis ich das geheimnisvolle, feine Arbeiten des Verstandes begriff. Der Verstand wirkt durch die Fähigkeit der Einbildung so verwüstend. Eingebildete Furcht versdsiedener Art, Übertreibungen, Erfindungen, Dramatisie-rung der Gefühle, Luftschlösser bauen — das alles wird durch die Kraft der Einbildung oder Fantasie verursacht. Auch ein vollkommen gesunder Mensch hat infolge der schöpferischen Fähigkeiten des Verstandes diese oder jene imaginäre Krank¬heit. Ein Mensch hat eine kleine Schwäche oder Unzulänglich¬keit (Dosha). Wenn er dein Feind wird, übertreibst und ver¬größerst du seine Schwäche und Unzulänglichkeit. Ja du hängst ihm noch mehr Schwächen und Doshas an oder erfindest sie. Das alles kommt aus der Fantasie. Eingebildete Furcht kostet sehr viel Energie.
- 7. Vertrauen, Urteilen, Erkenntnis und Glauben sind die vier wichtigen psychischen Prozess. Zuerst hast du Vertrauen zum Arzt, du gehst zu ihm zur Untersuchung und Behandlung. Er untersucht dich und verschreibt dir Arznei. Du nimmst sie. Dann denkst du den Fall durch: „Diese Krankheit ist es also. Der Arzt hat mir Eisen und Jod gegeben. Eisen wird mein Blut verbessern. Jod wird die Lymphdrüsen anregen und Aus¬scheidungen der Leber absorbieren." Wenn du diese Arzneien einen Monat lang nimmst, wird die Krankheit geheilt. Dann gewinnst du Erkenntnis und unbedingten Glauben an die Me¬dizin und den Arzt. Infolgedessen empfiehlst du diesen Arzt und diese Arzneien deinem Freunde. „Ist Dr. Müller nicht ein kluger Mann. Er hat reiche Erfahrung. Huxleys Tonikum ist ein sehr gutes Anregungsmittel für Nerven und Blut."
- 8. Der Verstand möchte immer etwas zu tun haben und wenn er sich den Dingen, die er schätzt, hingibt, fühlt er sich ver¬gnügt und glücklich. Das Kartenspiel zum Beispiel ist nichts besonderes außer daß die Beschäftigung damit Entspannung, Vergnügen bereitet. Es ist sehr schwer, den Verstand, der von Kindheit an sich bedauerlicherweise daran gewöhnt hat, seine Unterhaltung draußen zu suchen, davon abzubringen. Er wird es immer weiter so halten, wenn du ihm nicht etwas Höheres zur Unterhaltung bereitest, das ihm größere Freude macht.
- 9. Die überwiegende Mehrheit der Menschen erlaubt ihrem Verstande, wild zu schweifen und seinem Eigenwillen und Belieben nachzugeben. Er gleicht einem verwöhnten Kinde, dem die Eltern zu viel nachgeben oder einem sdzledht erzogenen Tier. Die Gedanken vieler unter uns gleichen einer Menagerie wilder Tiere, die alle den Eingebungen ihrer Natur nachgeben und ihren eigenen Weg gehen. Der überwiegenden Mehrheit der Menschen ist Gedankenzucht unbekannt.
- 10. Ein Erfahrungsbild von einem Baum bekommen wir nur durch den Verstand. Man muß auch Brahman zuerst durch den geläuterten Verstand, intellektuell begreifen, intellektuell Ge¬wißheit davon bekommen und umfassendes Verstehen. Die Hilfe des Verstandes ist immer nötig entweder für die Wahr-nehmung eines Gegenstandes oder für das Verständnis Brah-mans. Meditation geht immer vom Verstande aus.
- 11. Beobachte einmal, wie ein Gedanke oder eine Vorstel¬lung (Sankalpa) sich in kurzer Zeit zu vielen Sankalpas (Vi-sthara, Ausdehnung) erweitert. Nimm einmal an, dir käme der Gedanke (Sankalpa), für deine Freunde eine Teegesell¬schaft zu geben. Der eine Gedanke „Tee" weckt sofort den Gedanken an Zucker, Milch, Teetassen, Tische, Stühle, Tisch¬tuch, Mundtücher, Löffel, Konfekt, Salzmandeln und so wei¬ter. Dieses Wort ist also nur die Erweiterung von Vorstellun¬gen (Sankalpas). Die Erweiterung der Gedanken des Verstan¬des auf verschiedene Dinge ist Bindung (Bandha) . Verzicht auf alle Vorstellungen (Sankalpas) ist Befreiung (Moksha). Du mußt immer sorgfältig darauf achten, daß du die Sankalpas schon im Keime erstickst. Nur dann wirst du wirklich glück¬lich sein. Der Verstand treibt sein Spiel und seinen Scherz mit dir. Du mußt seine Natur, Verfahrensweise und Gewohnheiten zu verstehen suchen. Nur dann kannst du ihn leicht beherr¬schen.
- 12. Der Verstand nimmt die Gestalt eines jeden Gegenstan-des an, über den er angespannt nachdenkt. Wenn er an eine Orange denkt, nimmt er die Gestalt einer Orange an. Wenn er an Krishna denkt, der die Flöte in der Hand hält, nimmt er die Gestalt Krishnas, des Herrn an. Man muß also den Ver¬stand entsprechend schulen und ihm geeignete reine (Sattwa) Nahrung zur Aneignung geben. Schaffe deinem Denken oder deinen Gedankenbildern einen lichten (Sattwa) Hintergrund.
- 13. Wenn du einen Monat lang Ovaltin gekostet hast, bildet sich im Verstande eine „Gedankenbeziehung" zu Ovaltin. Wenn du mit Sannyasins verkehrst, Bücher über Yoga, Ve¬danta und so weiter liest, entsteht im Verstand eine ähnliche Gedankenbeziehung, um Gottbewußtsein zu erlangen. Aber eine bloße Gedankenbeziehung allein genügt nicht. Inbrün¬stiges Verlangen nach Befreiung (Moksha), die Fähigkeit zu geistigen Übungen (Sadhana), intensiver und dauernder Fleiß und Meditation (Nidhidhyasan) sind dazu notwendig. Nur dann ist Selbstverwirklichung möglich.
- 14. Die Form, welche der unendliche Atman, der Höchste Geist durch das Denken (Sankalpa) annimmt, heißt Manas, Verstand, die Fähigkeit zu denken. Durch seinen Feind, das Unterscheidungsvermögen gelangt der Verstand in den Ruhe-zustand Para-Brahman. Zuerst kehrte er der Unterscheidung den Rücken und verfing sich infolgedessen in den Schlingen der Begierden (Vasanas) nach irdischen Dingen.
- 15. Der Verstand wandelt sich dauernd und schweift umher. Diese Unstetigkeit des Verstandes äußert sich auf verschiedene Weise. Du wirst immer auf deiner Hut sein müssen, um diese Zerstreutheit des Denkens in Zucht zu nehmen. Die Gedanken eines Hausvaters schweifen ab zu Kino, Theater, Zirkus und so weiter. Die Gedanken eines Sadhu wandern nach Banaras, Vrindavan und Nasik. Viele Sadhus bleiben während ihrer gei-stigen Übungen (Sadhanas) niemals an einer Stelle. Man muß die Neigung der Gedanken umherzuschweifen in Zucht neh-men, indem man sie an einen Ort, eine Übungsmethode (Sa-dhana), einen Guru und eine Yogaform bindet. Ein rollender
Stein setzt kein Moos an. Wenn du ei Buch nimmst um es zu studieren, musst du erst damit zu Ende kommen, ehe ein Werin du irgendeine Arbeinu*,-ußt du ihr deine ganze ehrliche Aufmerksamkeit schenken d sie abschließen, ehe du etwas anderes beginnst. „Eine Sache nur auf einmal und diese ordentlich« ist ein guter Rat. So muss ein Yogi vorgehen.
- 16. Wenn alle Gedanken ausgeschaltet werden, bleibt nichts mehr, das man als Verstand oder Denken bezeichnen könnte. Also sind die Gedanken der Verstand. Und weiter: es gibt also auch keine Welt unabhängig und losgelöst von unseren Gedanken.
- 17. Der Verstand wird im allgemeinen durch helles Licht, Schönheit, Intelligenz, verschiedene bunte Farben und angenehme Töne angezogen. Lass dich nicht durch diese wertlosen Dinge verführen. Forsche in die Tiefe: Was ist der Hintergrund aller dieser Dinge (Adhisthan) ? Es gibt nur einen Wesensgehalt hinter dem Verstand und hinter allen Gegenständen dieser sinnlichen Scheinwelt. Dieses Wesentliche ist allumfassend (Paripurna) und in sich beschlossen. Dieses Wesentliche ist das Brahman der Upanishaden. Dieses Wesentliche bist du selbst, Tat Tvam Asi, mein lieber Leser.
Das Denken vor dem Sein
Artikel von Rami Julia
Vor dem Sein, ist meistens das Sein im Denken. Ich habe gelernt zu denken, zu urteilen, zu analysieren, abzuwägen. Ein Ziel zu verfolgen, etwas zu erzwingen, weil ich es will, doch das ist nicht das, was das Göttliche von mir will. Jedenfalls meistens. Das Göttliche will, dass ich glücklich bin, dass ich frei bin, dass ich sein kann im Fluss des Lebens. Doch oftmals sind meine Wünsche meinem Denken entsprungen. Natürlich kann ich mich von Anderen inspirieren lassen und doch ist mein Lebensweg, ganz individuell. Da gibt es Rockstars, SchriftstellerInnen, die ich toll finde und ich kann ihnen nacheifern, aber in meinem Leben gibt es nur meinen ganz individuellen Weg.
Paulo Coelho schreibt in seinem Roman „Der Alchimist“ von der Weltenseele, die, wenn wir unseren ganz eigenen Wünschen folgen, uns mit Hilfe von Zeichen führt. Ich habe zum Beispiel einmal, als das Coronavirus gerade begann sich auszubreiten, in einem Auto gesessen und wollte zu einer Fußgängerzone fahren, um zu flanieren, es gab mehrere Orte in die ich hätte fahren können. Da gab es plötzlich einen Regenschauer und ich sah einen Regenbogen, dessen Ende ganz nah sein musste. Ich hatte noch nie das Ende eines Regenbogens gesehen. So fuhr ich mit dem Auto zu einem Schulgelände hinter dem ein Feld war, wo das Ende des Regenbogens zu sehen sein musste. Ich war ganz fasziniert davon, von dem gelb des Regenbogens insbesondere. Während ich so im Auto saß und das Ende des Regenbogens betrachtete, schaute ich auf die Uhr und die digitale Anzeige zeigte mir 17:17 an. Ich deutete es nicht gleich als ein Zeichen der sogenannten Weltenseele, aber dann ging plötzlich das Radio an und es liefen die Nachrichten, in denen wurde von Schul- und Universitätsschließungen berichtet und von dem Coronavirus, und so entschloss ich mich nicht in eine Stadt zu fahren, um in der Fußgängerzone zu flanieren. Zu dieser Zeit gab es noch keine Masken. Ich glaube es war genau das Richtige nicht zu fahren, denn ein paar Tage später wurde ich sehr heftig krank. Ich weiß zwar nicht genau, ob es der Coronavirus war, an dem ich erkrankt war, doch da meine Hausmitbewohnerin kurz danach auch krank und positiv getestet wurde, gehe ich davon aus. Wäre ich nun in eine Stadt gefahren, hätte ich vielleicht andere Menschen angesteckt. Für mich war das ein Zeichen des Göttlichen oder der Weltenseele, wie es im Alchimisten so schön heißt. Mein vernunftgesteuertes Denken hätte mich in meiner Entscheidung wahrscheinlich dazu gebracht, einfach trotzdem in eine Fußgängerzone zu fahren, doch die Zeichen brachten mich dazu, dies nicht zu tun und das war für mich jetzt im Nachhinein, das Beste, was ich hätte tun können, da ich jetzt die Zukunft von diesem Moment kenne.
Das angelernte Denken kann uns blockieren. Es kann dazu führen, dass unser Geist gar nicht zur Ruhe findet oder wir falsche Entscheidungen treffen. Doch natürlich kann das Denken auch sehr nützlich sein. Das Patanjali Mantra kann hier reinigend wirken, wenn wir es chanten oder rezitieren. Es reinigt unseren Geist von dem Leid uns mit unserem Leid zu identifizieren und führt uns zum wirklichen Selbst, das aus reinem Gewahrsein besteht. Wir werden gereinigt von egoistischen Motiven und können uns frei davon in der Welt bewegen und dort leben und handeln.
Patanjali Mantra
yogena cittasya padena vācāṁmalaṁ śarīrasya ca vaidyakena |yo'pākarot taṁ pravaraṁ munīnāṁpatanjaliṁ prānjalir ānato'smi ||
ābāhu puruṣākāraṁśaṅkhacakrāsi dhāriṇam |sahasra śirasaṁ śvetaṁpraṇamāmi patañjalim ||hariḥ oṁ
Übersetzung: Ich verneige mich mit gefalteten Händen vor Patañjali, dem höchsten Weisen, der die Unreinheiten des Geistes durch den Yoga, die Unreinheiten der Sprache durch die Grammatik und die Unreinheiten des Körpers durch die Medizin beseitigte. Ihn dessen Oberkörper menschliche Gestalt hat, der ein Muschelhorn und einen Diskus trägt, der weiß ist und tausend Köpfe besitzt, diesen Patañjali verehre ich.
Julia Sander
Siehe auch
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
Seminare
Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft
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Meditation
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