Meditation - Qualifikationen

Aus Yogawiki
Anpassen – erfüllen – verwirklichen

Meditation - Qualifikationen - Was ist zu tun, um eine tiefe Meditation zu haben, um sich mit der höchsten Wirklichkeit zu verbinden.

Qualifikationen für die Meditation

Swami Sivananda in Meditation

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Assimilieren, saturieren, realisieren

Bevor man den Geist mit Gedanken an brahman erfüllen kann, muss man zuerst göttliche Gedanken und Vorstellungen in sich aufnehmen. Zuerst Assimilation, dann Saturierung. Darauf folgt dann unmittelbar die Verwirklichung. Sei dir dieser Dreiheit also immer bewusst: Anpassen – erfüllen – verwirklichen.

Willenskraft stärken

Mache deinen Willen stark, rein und unwiderstehlich durch

Nutze jeden Moment für deine spirituelle Entwicklung, insbesondere an Sonn- und Feiertagen.

Wenn du einen Monat lang Rasagulla, eine bengalische Süßigkeit, gekostet hast, entsteht eine Anhaftung daran und du möchtest es wieder haben. Ebenso, wenn du in der Gesellschaft von Sannyasin und anderen spirituellen Menschen bist, Bücher über Yoga und Vedanta und so weiter liest, entsteht in ähnlicher Weise eine Anhaftung daran und eine Sehnsucht nach Gottesbewusstsein.

Die Mittel zur Befreiung

Aber dieser innere Wunsch allein reicht nicht aus. Du brauchst entschlossenes Loslassen (vairagya), intensiven Wunsch nach Befreiung (mumukshutva), die Fähigkeit zu spiritueller Praxis und intensive Meditation (nididhyasana). Nur dann ist Selbsterkenntnis möglich.

Ein tugendhaftes, ethisches Leben allein reicht nicht aus zur Gottverwirklichung. Es bereitet das Geist-Psyche-System nur vor und macht es zu einem geeigneten Instrument der Konzentration und Meditation. Diese führen schließlich zur Selbstverwirklichung.

Für die Selbstverwirklichung muss dein ganzes Denken und Fühlen zu einhundert Prozent auf Gott gerichtet sein – manmanah, matparah, wie es in der Bhagavad Gita heißt. Wenn ein Strahl des Geistes woanders hin gerichtet ist, ist Gottesbewusstsein nicht möglich.

Wie man trübes Wasser mittels Brechnuss (strychnos potatorum) reinigt, so läutert man den Geist mit all seiner Unruhe, seinen latenten Wünschen und unbewussten Eindrücken durch Gedanken an das Absolute (brahma-chintana). Nur so wird wahre Erleuchtung möglich.

Eile mit Weile

Erwarte zu Beginn deiner Meditationspraxis nicht sofort Ergebnisse.

Eine junge Dame umrundete eines Tages 108 Mal einen Aswattha-Baum , um ein Kind zu bekommen. Gleich darauf berührte sie ihren Bauch, um zu sehen, ob da jetzt ein Baby war oder nicht. Das ist schlichtweg töricht. Sie muss ein paar Monate warten. Ebenso, wenn du eine Weile lang regelmäßig meditierst, reift der Geist und schließlich erreichst du atma-sakshatkara, Selbstverwirklichung.

Arbeit und Meditation

Fortgeschrittene Aspiranten im Berufs- und Familienleben, die wirklich ernsthaft auf dem Weg sind, sollten ihre weltlichen Tätigkeiten aufgeben, wenn sie in der Meditation weiter fortgeschritten sind. In einem fortgeschrittenen Stadium ist normale Aktivität ein Hindernis. Daher sagt Krishna in der Gita:

„Für den Weisen, der Yoga zu erreichen wünscht, gilt Handeln als der Weg; für denselben Weisen, der Yoga erreicht hat, gilt Nichthandeln als der Weg.“ (BhG VI.3). 

Denn dann sind Tätigsein und Meditation nicht mehr kompatibel, so wenig wie Säure und Lauge, Feuer und Wasser oder Licht und Finsternis.

Sattvige Eigenschaften entwickeln

Arbeite daran, jeden Tag dein Vairagya, die Meditation und sattvige Tugenden wie Geduld, Ausdauer, Mitgefühl, Liebe, Vergebung, Reinheit zu stärken. Vairagya und positive Charaktereigenschaften helfen der Meditation, welche wiederum diese sattvigen Qualitäten verstärkt.

Brahma Bhavana

Versuche, das Gefühl des alldurchdringenden Absoluten (brahma bhavana) immer beizubehalten und sei dir bewusst, dass der Körper nur eine Erscheinung ist.

Wenn du fortgeschritten bist, sollte es nicht nötig sein, dass du nur mit geschlossenen Augen meditieren kannst. Du solltest in der Lage sein, dein inneres Gleichgewicht auch inmitten der Geschäftigkeit in der Stadt aufrecht zu erhalten. Zu Anfang, wenn die Konzentration noch sehr schwer fällt, schließt du die Augen für die Meditation, um Ablenkung zu vermeiden. Später muss alles zur Meditation werden. Du musst in einem meditativen inneren Zustand sein, sogar beim Gehen. Halte an dem Gedanken fest, dass die Welt unwirklich ist, dass es keine getrennte Welt gibt, sondern alles nur das Absolute ist. Wenn du mit offenen Augen über den atman meditieren kannst, bist du wirklich stark. Nichts wird dich mehr so leicht aus der Fassung bringen. Das geht nur, wenn der Geist alle Angst und Furcht hinter sich gelassen hat.

Latente Samen

Um das grobstoffliche Bewusstsein subtil (sukshma) zu machen, braucht es verschiedene Übungspraktiken. Alle zunächst an der Oberfläche ausgeprägten vrittis – Gedanken, Emotionen, Impulse – verwandeln sich unter dem Einfluss von Japa und Meditation zunächst in subtile Eindrücke. Sie werden ausgedünnt. In samadhi werden sie komplett aufgelöst. Erst dann bist du sicher, denn bis dahin schlummern die latenten vrittis und bei passender Gelegenheit kommen sie umso stärker wieder hervor. Deshalb bleibe wachsam und aufmerksam. Widerstehe dem verhängnisvollen Zug nach unten, der von diesen antagonistischen Kräften ausgeht durch regelmäßige Meditation. Verhindere das ziellose Herumwandern des Geistes durch klares, geordnetes Denken. Höre nicht auf die Einflüsterungen der niederen Natur. Richte deinen inneren Blick auf die göttliche Mitte. Habe keine Angst vor den Rückschlägen, mit denen du auf deiner Reise konfrontiert wirst. Sei tapfer. Gehe kühn voran, bis du endgültig in deinem Zentrum ewiger Freude ruhst.

Meditation weckt das innere Gewahrsein

Abends herrscht in einer Stadt reges Treiben und Lärm. Später wird das weniger und schließlich um Mitternacht oder ein Uhr morgens ist es ganz still und friedvoll. Ebenso sind zu Beginn der Praxis zahllose Gedankenwellen im Geist und es herrscht ein ständiges Auf und Ab im Geist. Allmählich werden diese Gedankenwellen weniger und schließlich sind alle mentalen Modifikationen unter Kontrolle und man genießt vollkommene Ruhe.

Auf dem betriebsamen Markt einer großen Stadt gehen schwächere Geräusche unter. Aber wenn du mit ein paar Freunden in einem ruhigen Raum meditierst, nimmst du das leiseste Geräusch wahr, zum Beispiel wenn jemand ganz leicht hustet oder niest. Genauso bist du dir tieferer Strömungen in dir und auch etwaiger Schwächen und unguter Eigenschaften nicht bewusst, wenn du mit allen möglichen Tätigkeiten und Außenaktivitäten beschäftigt bist. Aber in stiller Meditation entdeckst du sie, kommen sie ins Bewusstsein. Erschrick nicht, wenn solche negativen Gedankenwellen in der Meditation aufkommen. Mache mit intensivem Japa und Meditation weiter. Sie werden bald vergehen.

Sei dir dieses Prozesses bewusst. Wenn in der Meditation diese latenten Substrate und die damit verbundene Sinnesenergie auftauchen, gehe nicht auf sie ein. Vermeide die mit ihnen verbundenen Assoziationen und Erinnerungen. Konzentriere die ganze geistige Energie auf das eine Meditationsthema, auf Gott beziehungsweise den atman, ohne jede Beziehung zu anderen Gedanken.

Als ernsthafter Aspirant/in solltest du nicht zu viel Besitz haben, da dies weltliche Versuchungen mit sich bringt. Es ist gut, wenn du ein wenig Geld hast zur Befriedigung der Grundbedürfnisse. Eine gewisse finanzielle und wirtschaftliche Unabhängigkeit entlastet den Geist und du kannst dich unbesorgt deiner Sadhana widmen.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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