Schulung der Gedanken

Aus Yogawiki
Schule deine Gedanken und folge nicht deinen Wünschen

Schulung der Gedanken - Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab, ist eine Aussage von Marc Aurel.

Im Talmud ist es folgendermaßen beschrieben:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn Sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Wir sind selbst verantwortlich für unser Schicksal, darum ist es wichtig die Gedanken gezielt auszuwählen, denn den Anfang machen die Gedanken und daraus entwickelt sich alles weitere...

Wie es geht, kannst du in dem untenstehenden Beitrag von Swami Sivananda lesen.

Schulung der Gedanken

Lerne den Geist zu beherrschen

- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -

Auch dies ist ein sehr wichtiges Thema. Nur wenige Menschen kennen diese Kunst. Selbst sogenannte gebildete Menschen wissen nichts oder eher selten etwas über die großartige Wissenschaft, die Gedanken zu beherrschen und zu lenken.

Die meisten Menschen denken aufs Geratewohl. Alle möglichen oberflächlichen Gedanken kommen und gehen. Es fehlen Ordnung und Harmonie, Rhythmus und Überlegung. Es ist kein abgestimmtes oder organisiertes Denken am Werk, weder System noch Disziplin. In ihrer Gedankenwelt herrschen Chaos und Unordnung. Die Gedanken werden nicht geklärt, und die meisten Menschen können nicht systematisch und geordnet auch nur zwei Minuten lang an etwas denken. Mangels Kenntnis und Verständnis der Gesetze des Denkens und des mentalen Bereichs herrscht inwendig ein vollkommenes Durcheinander.

Die verschiedenen Sinnesorgane lösen bestimmte Gedankenmuster aus, die miteinander kämpfen, um in der Denksubstanz die Oberhand zu gewinnen:

  • Das Auge zum Beispiel ringt darum, seine eigenen Eindrücke anzubringen: Es ist schaulustig und verlangt danach, alles Mögliche zu sehen.
  • Das Sinnesorgan Ohr will Musik hören
  • Die Nase will angenehme feine Düfte
  • Die Haut will Weiches, Angenehmes tasten
  • Die Zunge will Schmackhaftes zu essen.

In den meisten Menschen existieren nur instinktive, von den Sinnesorganen hervorgerufene Gedanken, wunschgetriebene Überlegungen, Gedanken von Hass, Eifersucht und Angst, und so weiter. Kaum einmal können sie einen Augenblick lang einen edlen göttlichen Gedanken festhalten. Ihr Denken ist so beschaffen, dass die ganze mentale Energie in die außenorientierten sinnesgesteuerten Kanäle einströmt.

Jede/r hat seine/ihre eigene mentale Welt, seine/ihre eigene Art des Denkens, seine/ihre eigenen Wege des Verständnisses und Handelns. Ebenso wie Gesicht und Stimme jedes Menschen sich von anderen unterscheiden, ist auch die Art des Denkens und Verstehens bei jedem Menschen unterschiedlich. Aus diesem Grund entstehen leicht Missverständnisse zwischen Freunden und in der Kommunikation allgemein. Man ist nicht in der Lage, die Ansichten eines anderen richtig aufzunehmen und zu verstehen. So kommt es zu Bruch, Reibung und Zwistigkeiten selbst zwischen nahen Freunden. Man müsste auf die Denkschwingungen und mentalen Bewegungen des anderen Menschen eingestellt sein, nur dann kann man ihn verstehen. Gedanken von Gier, Hass, Eifersucht und Ichbezogenheit rufen verzerrte Bilder im Denken hervor, überschatten das Verständnis, filtern die Kommunikation und führen zu einer Trübung des Intellekts und zu Verwirrung.

Jeder Gedanke hat ein Bild, eine Form, eine Dimension, Gewicht, Farbe und so weiter. Der Gedanke ist ebenso Materie, wenn auch feinstofflicher Materie, wie die physische Welt. Gedanke ist Kraft und Bewegung. Gedanke ist Dynamik. Er bewegt sich und geht von einem Menschen zum anderen. Das Denken beeinflusst die Menschen. Menschen mit starken Gedanken können Menschen mit schwach ausgeprägtem Denken in der Regel leicht beeinflussen.

Es gibt verschiedene Arten von Gedanken:

  • instinktive,
  • visuelle (Bildgedanken),
  • auditive (Wortgedanken)
  • emotional bedingte
  • symbolische
  • abstrakte Gedanken.

Es gibt eine sehr nahe Beziehung zwischen Denken und Atmung, ebenso zwischen dem Denkorgan und Prana, der feinstofflichen Lebensenergie. Wenn die Gedanken konzentriert sind, wird die Atmung langsamer. Beim schnellen Denken atmet man auch schneller.

Jeder Gedanke hat nicht nur Worte, sondern auch ein Bild. Das Wort „Tisch“ formt sofort ein gedankliches Bild. Was immer du im Außen siehst, hat sein Gegenstück im Mentalen. Sobald einmal ein Eindruck von etwas Bestimmten entstanden ist, wird der Eindruck im Denkorgan gespeichert und künftig durch ähnliche äußere Eindrücke oder Situationen aktiviert. Das Denkorgan gleicht einer großen Leinwand, auf der alle Bilder der Gegenstände eingetragen sind, die außen wahrgenommen werden.

Wenn du die Gesetze des Denkens kennst, wie das Gesetz der Assoziation, der Relativität und das Gesetz der Berührung, kannst du das Denken leicht trainieren.

Wenn du deine Gedankenkraft geschult hast, kannst du mittels Telepathie jemand anders irgendwo auf der Welt Gedanken zukommen lassen. Telepathie ist gewissermaßen das erste bekannte telegraphische oder telefonische System dieser Welt, von dem die Yogis und Okkultisten alter Zeiten wussten.

Starke fokussierte Gedanken von Ärger oder Hass sind wie Pfeile, die bei dem Menschen, auf den sie gerichtet sind, Disharmonie in seiner Gedankenwelt hervorbringen und ihm unter Umständen sogar Schaden zufügen können. Später kommen sie nach dem Naturgesetz von Ursache und Wirkung zum Sender zurück und fügen auch ihm Schaden zu.

Ein guter Mensch kann durch gute Gedanken zum Beispiel seinem Freund/seiner Freundin helfen, auch wenn er/sie weit entfernt ist.

Wissend, dass Gedanken eine starke Kraft und Wirkung haben, gehe sorgfältig mit deinen Gedanken um. Arbeite daran, ein rein sattviges (reines) Denken zu entwickeln, zum Beispiel mit folgenden Techniken:

Gib destruktiven, nicht hilfreichen Gedanken nicht den Weg in deinen mentalen Bereich frei.

Übung:

Denke gezielt; lasse das willkürliche Schweifen der Gedanken nicht mehr zu. Zur Übung nimm einen Gegenstand und denke über seine verschiedenen Aspekte und Erscheinungsformen nach. Lasse währenddessen keinen anderen Gedanken in das Bewusstsein eindringen. Hole immer wieder die Gedanken zu dem augenblicklichen Thema zurück.

Beginne zum Beispiel mit dem Gedanken an das Leben und die Lehren von Shankaracharya (Meister und Philosoph des Vedanta). Denke an

  • seinen Geburtsort,
  • an seine Jugend,
  • seinen Charakter,
  • seine Persönlichkeit,
  • seine Tugend,
  • seine Lehren,
  • seine Schriften,
  • seine Philosophie,
  • an die Kräfte, die gemäß der Überlieferung besaß,
  • an seine vier Schüler,
  • seine vier Maths (Klöster),
  • an seine Kommentare über die Bhagavad Gita, die Upanishaden und die Brahma Sutras.

Denke nacheinander an diese Themen und in der richtigen Reihenfolge. Schöpfe sie wieder und wieder aus. Dann nimm ein anderes Thema.

Durch solche Übungen entwickelst du ein geordnetes systematisches Denken. Die mentalen Bilder gewinnen intensive Stärke und Kraft. Sie werden klar geformt und genau abgegrenzt. Beim untrainierten Durchschnittsmenschen sind sie unklar, nicht fest umgrenzt, schwankend und wechselhaft.

Sei konzentriert bei allem, was du tust:

  • Wenn du an einen Gegenstand denkst, lasse keinen anderen eindringen.
  • Wenn du an eine Rose denkst, dann denke nur an die verschiedenen Arten von Rosen, an nichts anderes.
  • Denkst du an Barmherzigkeit, tue nur dies und denke nicht an Vergebung und Toleranz.
  • Während du die Bhagavad Gita studierst, denke nicht an Tee oder Fußball.

Eine hilfreiche Vorstellung kann auch Napoleons Methode sein. Er sagte: “Wenn ich an erfreulichere Dinge denken möchte, schließe ich die Schubladen meiner Gedanken, in denen die weniger erfreulichen Dinge des Lebens liegen und öffne die Schubladen, die erfreulichere Gedanken enthalten. Wenn ich schlafen will, schließe ich alle Schubladen des Denkens."

Zum Üben setze dich in einer Yogastellung hin, im Lotussitz, im Schneidersitz oder im Fersensitz. Wiederhole dein Mantra oder ein Mantra, zum Beispiel: Om oder Ram oder Hari Om zehn Minuten lang. Dann übe die Schulung der Gedanken, zum Beispiel durch Konzentration auf ein bestimmtes Thema. Wiederhole dasselbe vor dem Einschlafen und wenn du nachts aufwachst.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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