Einsiedlertum

Aus Yogawiki

Einsiedlertum kann verschiedenes Bedeuten:

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(1) Die Lebensweise eines Einsiedlers, also von jemandem, der allein für sich lebt, oft um sein Leben einem höheren Zweck zu widmen, z.B. spirituelle Entwicklung oder künstlerischem Schaffen. Einsiedlertum gibt es auch als spirituelle Praxis. Z.B. gab es im Frühchristentum die Wüstenväter, die oft Einsiedlertum gelebt haben, ebenso wie es im Hinduismus die religiösen Einsiedler gab und gibt, die oft genug auch das Gelübde des Schweigens (Mauna Vrata) für einen bestimmten Zeitraum oder auch lebenslang kannten und kennen.

(2) Einsiedlertum wird auch verwendet als Charaktermerkmal eines konkreten Menschen, der lieber für sich allein ist und nicht gerne in Gesellschaft mit anderen lebt. Einsiedlertum ist auf dem Spektrum Introversion – Extraversion einer der beiden extremen Positionen. Einsiedlertum ist, im Gegensatz zur Einsamkeit, meist mit einem inneren Gefühl der Zufriedenheit verbunden.

Einsiedlertum - eine Tugend. Was bedeutet das Wort Einsiedlertum? Woher kommt das Wort? Wozu ist Einsiedlertum eine gute Bezeichnung? Was sind Synonyme und Antonyme von Einsiedlertum?

Einsiedlertum als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Einsiedlertum ist ein Wort mit vielfältiger Bedeutung. Einsiedlertum ist natürlich die Lebensweise eines Einsiedlers. Einsiedler ist jemand, der siedelt, aber eben allein. Eins, siedeln, also jemand, der für sich allein lebt, der ist ein Einsiedler. Das Wort "Einsiedler" hat auch eine religiöse, eine spirituelle Bedeutung, man findet in vielen Religionen Menschen, die sich von der Gesellschaft distanzieren, in die Einsamkeit gehen und mindestens eine Weile so in einem Einsiedlertum leben.

Es gibt z.B. im Christentum die Wüstenväter und Wüstenmütter, die in der Wüste waren und oft waren sie erstmal alleine. Es gibt die Einsiedler-Mönche, die nicht in einem großen Kloster sind, sondern die einzeln für sich in einer Hütte gelebt haben, auf einem Berg gelebt haben. Wir finden es in Indien, da gibt es das Konzept der Tapasvins, derjenigen, die intensive Praktiken geübt haben, z.B. in einer Höhle oder auf einem Berg und für sich alleine waren.

Wir finden das auch in der islamischen Tradition, da gibt die Derwische, man kann sagen, die Bettler, die alleine gelebt haben und eben manche, die fernab der Zivilisation waren und ab und zu mal hat ihnen jemand etwas Essen gebracht. Das ist so ein Einsiedlertum, ein religiöses Einsiedlertum, wo Menschen für sich sein wollen. Ob das immer angemessen ist, ist eine andere Frage.

Normalerweise ist der Mensch ein so genanntes Zoon Politicon Echon, das heißt ein vernunftbegabtes, geselliges Wesen, so hat es Aristoteles gesagt und so, auch in den meisten spirituellen Traditionen spielt die Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Im Christentum, wenn du jemals mal in einer Kirche gewesen bist oder öfters oder vielleicht regelmäßig bist, da wird immer von der Gemeinde gesprochen.

Und in der katholischen Kirche wird z.B. immer für die Gemeinde gebetet und für die Kirche gebetet, die werden immer eingeschlossen. Und auch in der evangelischen Kirche wird auch immer von der Gemeinde gesprochen, die spielt eine große Rolle. Oder im Buddhismus spielt die Sangha eine Rolle, die spirituelle Gemeinschaft.

Und auch im Yoga ist auch erstmal das Zusammenleben mit anderen besonders wichtig und im Zusammenleben mit anderen dort lernt und wächst man. Das soll hier auch nochmal gesagt werden. Aber es gibt Menschen, die haben so dieses innere Einsiedlertum und für die ist es angemessen, dieses Einsiedlertum auch zu leben.

Wer nicht die Gesellschaft verlässt, weil er enttäuscht war oder weil er schwierige Erfahrungen hatte, sondern wer die Gesellschaft verlässt, weil er irgendwo spürt, er will allein sein, er braucht niemand sonstiges, für den ist dieses Einsiedlertum gut. Für die Mehrheit der Menschen ist Einsiedlertum eine vorübergehend gute Sache. Z.B. in einer Trauerphase kapseln sich Menschen gerne eine Weile ab und das kann auch gut sein.

Nicht bei allem ist es gut, man weiß aus der empirischen Forschung, für die Mehrheit der Menschen ist nach einer Trauer, einem Verlust durchaus die soziale Unterstützung durch andere hilfreich. Sie brauchen auch mal Rückzug, ein bisschen Einsiedlertum, aber sie brauchen auch Menschen, die mit ihnen sprechen und die ihnen dann Unterstützung geben.

Aber es gibt auch andere, die ziehen sich dann einfach ein paar Wochen oder Monate oder sogar Jahre zurück, um dann regeneriert wieder zurückzukommen. Wir finden diese vorübergehenden Phasen des Einsiedlertums auch in Märchen. Ich habe mal eine Hörsendung gehört, ich glaube es war von einer CD von einer Verena Kast, das ist eine jungsche Psychotherapeutin, ich glaube, sie ist sogar Professorin für Psychologie, jedenfalls ist sie auch Lehrtherapeutin, und sie hat so Interpretationen von Märchen gemacht, das wie eine Art Einsiedlertum ist.

In vielen Märchen gibt es ja, z.B. Schneewittchen und sieben Zwerge, dass Schneewittchen eine ganze Weile scheintot war, würde man sagen, und im gläsernen Sarg gelebt hatte, das heißt, sie hat sich von allem zurückgezogen. Oder man findet, dass jemand in einen Brunnen stürzt und dann weg ist oder sich irgendwo schneidet und dann irgendwo ein paar Jahre oder Jahrzehnte später wieder auf die Welt kommt.

Also, es gibt diese Phasen, wo man aus der normalen Gesellschaft rauskommt, sich regeneriert und wieder ins Leben geht. Es gibt auch die Tradition des Sabbaticals, das heißt, dass man mal, nach einer gewissen Anzahl von Jahren, ein paar Monate oder ein Jahr lang aus allem raustritt und es kann sein, dass man in andere Kontexte hineingeht oder dass man in ein Einsiedlertum kommt.

So hat also Einsiedlertum eine gewisse Funktion und manche Menschen leben gerne so dauerhaft, manche Menschen leben es in kurzen Phasen der Trennung oder der Trauer oder der Trauerbewältigung, der Verlustbewältigung, manche brauchen einfach nach einer Weile starken Bemühens und Ausgepowert-Seins eine Periode der Ruhe.

Wahrscheinlich weil unsere Gesellschaft so etwas nicht so gerne akzeptiert, gibt es viele Menschen, die dann in eine Art Depression hineinfallen, weil sie nicht rechtzeitig eine Periode des Einsiedlertums machen und dann werden sie von der Depression dazu gezwungen, vom Burnout oder von der Depression.

Es gilt, eine gewisse Polarität oder einen Rhythmus herbeizuführen, zwischen Extravertiertheit, nach außen gehen, und einen gewissen Rückzug, Einsiedlertum. Das gibt es täglich, das gibt es im Jahreslauf und das kann es auch über mehrere Jahre geben. So kann ich dich nur ermutigen, schaue, hast du bestimmte Bedürfnisse für Einsiedlertum? Lebst du diese?

Es gibt es aber auch umgekehrt, es gibt Menschen, die übertreiben ihr Einsiedlertum, sie haben Schwierigkeiten, mit anderen zurechtzukommen, auf andere einzugehen, mit anderen zusammen zu wirken. Eigentlich würden sie es gerne, aber sie fühlen sich schnell verletzt und sie wissen nicht wie, haben vielleicht in der Kindheit nicht wirklich gelernt, wie man mit anderen gut auskommt, wie man mit anderen zurechtkommt, wie man auch kleinere oder größere Kränkungen erträgt.

Das kann man lernen und vielleicht braucht es auch dafür eine Therapie oder eine bewusste Anstrengung, aus seinem Einsiedlertum, das einen nicht glücklich macht, wieder auszubrechen. Auch da kannst für dich überlegen, gehörst du vielleicht eher in die Kategorie übertriebener Einsiedler und es wäre vielleicht mal überlegenswert, wie du mit anderen besser zurechtkommst.

Zurück zur Ursprungsbedeutung vom Einsiedlertum. Ursprünglich ist der Einsiedler ein Mensch in einer spirituellen oder religiösen Tradition, der sein Leben ganz Gott widmen will und irgendwo keine Notwenigkeit verspürt, mit anderen Menschen dabei zusammen zu sein. Er will einfach leben, erhaben denken, Gott erfahren und verwirklichen und zieht sich deshalb von allen zurück.

Diese Art von Einsiedlertum ist nur für sehr wenige Menschen geeignet, aber manche Menschen erreichen dadurch die Gottverwirklichung, die Gotteserfahrung, die vollkommene Verbundenheit und Einheit mit einer höheren Wirklichkeit. Du kannst jetzt selbst überlegen, ob von dem, was ich dir gesagt habe, etwas für dich von Relevanz ist.

Einsiedlertum - Antonyme, Synonyme und und andere Persönlichkeitsmerkmale

Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Einsiedlertum in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Einsiedlertum - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Einsiedlertum, also Synonyme zu Einsiedlertum sind z.B. Einsiedlerleben, Zurückgezogenheit, Klausur, Alleinsein.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Einsiedlertum übertrieben kann ausarten z.B. in Vereinsamung, Eigenbrötlerdasein, Macke. Daher braucht Einsiedlertum als Gegenpol die Kultivierung von fest im Leben stehen, Kommunikation, Gemeinschaftssinn.

Gegenteil von Einsiedlertum - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Einsiedlertum, Antonyme zu Einsiedlertum :

Einsiedlertum Antonyme auf einen Blick

Antonyme Einsiedlertum sind fest im Leben stehen, Kommunikation, Gemeinschaftssinn, Ausschweifung, Exzess, Gelage,.

Einsiedlertum als Teil von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Bewusste Kultivierung von Einsiedlertum

Einsiedlertum kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Einsiedlertum als Fähigkeit in dir zu stärken. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Einsiedlertum in dir wachsen zu lassen, stärker zum Ausdruck zu bringen.
  • Fasse den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die die Eigenschaft Einsiedlertum wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein einsiedlerischerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, täglich mindestens etwas zu tun, was Einsiedlertum ausdrückt. Lebe jeden Tag so, als ob du diese Eigenschaft besitzt - und handle entsprechend.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: Ich entwickle Einsiedlertum.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin einsiedlerisch.

Affirmationen zum Thema Einsiedlertum

Hier einige Affirmationen für mehr Einsiedlertum. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Einsiedlertum

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin einsiedlerisch.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin einsiedlerisch. Om Om Om.
  • Ich bin ein Einsiedler, eine Einsiedle OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Einsiedlertum

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin einsiedlerisch " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Einsiedlertum.
  • Ich werde einsiedlerisch.
  • Jeden Tag werde ich einsiedlerischer.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Einsiedlertum.

Dankesaffirmation für Einsiedlertum

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag einsiedlerischer werde.

Wunderaffirmationen Einsiedlertum

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr einsiedlerisch. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Einsiedlertum entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr einsiedlerisch zu sein.
  • Ich bin jemand, der einsiedlerisch ist.

Gebet für Einsiedlertum

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Einsiedlertum:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Einsiedlertum.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein einsiedlerischer Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Einsiedlertum mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Frage dich: Was müsste ich tun, um Einsiedlertum zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Einsiedlertum zu entwickeln?
  • Wie könnte ich einsiedlerisch werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Einsiedlertum.
  • Angenommen, ich will einsiedlerisch sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre einsiedlerisch, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Einsiedlertum kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als einsiedlerischer Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

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Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Einsiedlertum

Eigenschaften im Alphabet nach Einsiedlertum

Literatur

Weblinks

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