Handeln im Nichthandeln
Handeln im Nichthandeln bedeutet, dass man nicht das Gefühl hat etwas zu tun, während man doch seiner Verantwortung gerecht wird. Handeln im Nichthandeln bezieht sich auch darauf, so sich zu verhalten, dass geschieht was geschehen soll. Nicht eingreifen ist das Ziel, sondern sich als Teil des Ganzen zu sehen. Es ist ein wichtiges Konzept aus der Bhagavad Gita sowie im Taoismus, hier genannt Wuwei.
Handeln und Nichthandeln in der Bhagavad Gita
Insbesondere im 4. Kapitel sagt Krishna dem Arjuna: Sie handeln im Nichthandeln und nichthandeln im Handeln''., Wer Handeln im Nichthandeln sieht und Nichthandeln im Handeln, der ist ein Yogi. Was soll das heißen? Man kann dies wörtlich und spirituell verstehen.
Handeln im Nichthandeln Angenommen, du hilfst einem Menschen nicht, der deiner Hilfe bedarf, dann hast du nicht gehandelt. Aber du hast trotzdem etwas gemacht – du hast dem Menschen Schaden zugefügt. Deshalb kann es manchmal etwas Schlimmes sein, einfach nichts zu tun.
Nichthandeln im Handeln Du tust einfach, was zu tun ist, aber du hast das Gefühl, dass Gott durch dich wirkt. Nicht du warst es, der etwas getan hat, sondern du hast es als Instrument Gottes getan.
Karma und handeln
Bei diesem Prinzip „Handeln im Nichthandeln – Nichthandeln im Handeln“ ist natürlich auch das Karma wichtig. Karma heißt sowohl Handeln als auch Karma. In der Bhagavad Gita geht es ja letztlich auch darum, dass Arjuna wissen will, wie er handeln soll – Karma. Und wie soll er handeln, ohne negatives Karma zu erzeugen, sprich ohne negative Reaktionen zu bekommen. Er will kein papa (keine Schuld) auf sich laden. In diesem Sinne sagt Krishna:
- "Wenn du äußerlich nichts tust (akarma), aber dabei deine Pflicht vernachlässigst, schaffst du neues Karma."
Wie in diesem Beispiel, wo du siehst, dass jemand Hilfe braucht, und du hilfst ihm nicht – damit schaffst du neues Karma. Es wäre deine Aufgabe oder Pflicht, hier etwas zu tun oder zu machen (zu handeln), du machst es nicht (Nichthandeln), aber du schaffst neues Karma, was dich später dazu führt, wieder handeln zu müssen.
Instrument sein und Aufgabe erfüllen
Umgekehrt: Du siehst einen Menschen in Not. Obgleich du eigentlich den ganzen Tag meditieren und schweigen willst, sagst du in diesem Moment zu Gott: „Oh, du bist gerade zu mir gekommen in Gestalt dieses Menschen. Und du willst, dass dieser Körper und diese Psyche diesem Menschen helfen.“ Dann öffnest du dich und sagst: „Ich will es als dein Instrument sein.“ Und dann machst du das, was zu tun ist, ohne dir darauf etwas einzubilden. Du hast das Gefühl, dass du deine Pflicht und deine Aufgabe erfüllst, aber letztlich wirken die Gunas (die Eigenschaften der Natur) durch diesen Körper und diese Psyche und du hast nichts gemacht. Du bist anschließend nicht stolz darauf, du bildest dir nichts darauf ein, und wenn du fertig bist ist es einfach ok.
Geschichte von 2 buddhistischen Mönchen
Es gibt ja die Geschichte von zwei buddhistischen Mönchen. Sie gingen des Weges und kamen an einen Fluss, den sie überqueren wollten. Dort war auch eine junge Frau, sie sah unglücklich aus. Die Mönche fragten, was los sei, und sie sagte: „Ich muss auf die andere Seite des Flusses gehen, aber ich kann nicht schwimmen, bin zu schwach und habe Angst, durch das Wasser zu gehen.“ Einer der Mönche sagte kurz entschlossen: „Ich bin stark und groß. Gehe einfach auf meinen Rücken.“ Er nahm sie huckepack und trug sie über den Fluss. Hier muss man verstehen, dass es im alten Indien für Mönche als unzüchtig galt, eine Frau zu berühren. Dass eine Frau auf dem Rücken eines Mönches sitzt ist natürlich etwas ganz Schlimmes, das darf man nicht tun. Der Mönch hatte trotzdem die Frau auf den Rücken genommen, ist mit ihr auf die andere Seite gegangen und hat sie anschließend dort abgesetzt. Sie hat sich bedankt, er hast sich verabschiedet und ihr alles Gute gewünscht, dann sind sie weiter gegangen. So wanderten sie einige Stunden, und irgendwann fiel dem Mönch auf, dass sein Bruder seit Stunden nicht mehr mit ihm gesprochen hat. „Was ist denn los, warum sprichst du nicht mit mir?“ Der andere Mönch antwortete: „Du hast gegen unsere Gelübde verstoßen. Du hast eine Frau berührt, sie sogar einige Minuten lang auf deinem ganzen Körper gehabt.“ Unser Mönch lächelte und sagte: „Ich hatte die Frau nur ein paar Minuten an mir – du hast sie jetzt schon seit einigen Stunden an dir.“
Handeln und loslassen
Auch dies ist ein Beispiel von Handeln im Nichthandeln. Tun, was zu tun ist, weil es getan werden muss, und nicht, um sich was einzubilden. Einfach danach loslassen, und dann ist es gut. Dann wirst du die Freiheit bekommen. Dies beschreibt auch Krishna, wenn er sagt:
- Wer Handeln im Nichthandeln sieht und Nichthandeln im Handeln, der ist ein Yogi. Er führt all seine Handlungen aus, tut all seine Pflichten, schafft kein neues Karma und erreicht die Befreiung.
Mehr zu diesem Thema natürlich in der Bhagavad Gita.
Video Handeln im Nichthandeln
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Handeln im Nichthandeln :
Sprecher/Autor/Kamera/Produktion: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.
Handeln im Nichthandeln Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Handeln im Nichthandeln :
<html5media>https://yoga-meditation-kurzvortrag.podspot.de/files/Handeln_im_Nichthandeln.mp3</html5media>
Handeln im Nichthandeln - Bhagavad Gita
Im 4. Kapitel, Vers 18 steht der berühmte Vers:
Wer Handeln sieht im Nichthandeln und Nichthandeln sieht im Handeln, der ist weise unter den Menschen. Er ist ein wahrer Yogi, während er das tut, was zu tun ist.
Siehe auch
Weitere interessante Vorträge und Artikel zum Thema
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Karma Seminare
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