Wu wei
Das Taoismus, eine uralte chinesische Philosophie und Lebensart, lehrt uns die Kunst des "Nichtstuns" durch das Konzept des "Wu Wei". Wu Wei wird oft übersetzt als "Nichts-Tun" oder "Handeln durch Nicht-Handeln", aber seine Bedeutung reicht tiefer und trägt eine subtile, kraftvolle Weisheit in sich.
Wu wei - aus dem Daoismus - ist „Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handelns“, so besehen Nichthandeln. Die letzte Wahrheit erfolgt spontan, ohne dualistisches Denken, eins - wo einzugreifen unweise wäre: spontan in Einklang mit dem Notwendigen - ohne Übereifer und blinden Aktionismus. Im Zustand der inneren Stille geschieht zur richtigen Zeit die richtige Handlung ohne Über-Anstrengung des Willens, konzentriert. Der Begriff Wu Wei erschien in der chinesischen Philosophie zum ersten Mal im Daodejing und blieb ein Wesensmerkmal des Daoismus.
Zitate
- Wenn du auf dem Wasser reisen willst, ist ein Boot dafür geeignet, weil ein Boot sich auf dem Wasser in geeigneter Weise bewegt. Wenn du aber an Land gehst, kommst du damit nicht weiter und wirst nur Ärger haben und nichts erreichen als dir selbst Schaden zuzufügen. Zhuangzi XIV
- Niemals machen und doch bleibt nichts ungetan.
- Der Edle tut es ohne Absicht. Daodejing XXXVII
- Ohne Absicht bleibt doch nichts ungefördert; denn man ist nie im Zweifel, was man zu tun hat. I Ging
Was ist Wu Wei?
Wu Wei ist keine passive Untätigkeit, sondern vielmehr eine aktive Form der Präsenz und des Handelns im Einklang mit dem natürlichen Fluss des Lebens. Es geht darum, die Widerstände aufzugeben und im Moment zu sein, ohne übermäßige Anstrengung oder Kontrolle.
Das Paradox des Wu Wei
Im Herzen des Wu Wei liegt ein Paradox: je weniger man sich anstrengt, desto mehr erreicht man. Es geht nicht darum, sich zurückzulehnen und passiv zu sein, sondern vielmehr darum, die Anstrengung auf das zu richten, was spontan und natürlich entstehen möchte.
Die Elemente des Wu Wei im Alltag
- Natürlicher Fluss: Im Wu Wei geht es darum, sich dem natürlichen Fluss des Lebens hinzugeben. Ähnlich wie ein Fluss ohne Widerstand seinen Weg findet, sollen auch wir den natürlichen Rhythmus des Lebens erkennen und uns ihm anvertrauen.
- Intuition folgen: Wu Wei ermutigt dazu, auf die innere Stimme und Intuition zu hören. Anstatt alles mit dem Verstand zu planen, erlauben wir, dass unser Handeln von einem tiefen inneren Wissen geleitet wird.
- Anstrengungsloses Handeln: Es geht nicht darum, faul zu sein, sondern darum, ohne übermäßige Anstrengung zu handeln. Wenn wir im Einklang mit dem Tao sind, wird unser Handeln mühelos und effektiv.
- Achtsamkeit: Wu Wei erfordert Achtsamkeit im gegenwärtigen Moment. Wenn wir uns bewusst sind, können wir spontan und angemessen handeln, ohne von Ängsten oder Begierden getrieben zu werden.
Weitere Gedanken zu Wu Wei
Das Vollkommene - - als leer, weich und spontan gedacht und entsprechend ohne ein Eingreifen des dualistischen Intellektes, passt sich der Lage an und läuft intuitiv: sinnlos, seine Energie in unfruchtbaren Handlungen um der Handlung willen zu erschöpfen. Sondern das Handeln sollte sich auf die geeigneten Umstände und Mittel beschränken. D.h. „Nicht-Eingreifen“ bzw. „Handeln durch Nicht-Handeln“ - eine Art von kreativer Passivität. Die eigene Mitte und sein Mass aus der Mitte immer wieder einüben, um in modernen Traditionslosigkeiten und Fluten von Wissen ritualisiert regelmäßig genau das Stimmige einzubalancieren.........
Aus dieser Haltung des Geschehenlassens resultieren auch Gewaltlosigkeit und Widerstandslosigkeit als natürliche Folge. Natürlich mit ggf. spontan energischem Tun etwa gegen miterlebte Gewalt.
Die Wu Wei-Philosophie in der Natur
Der Taoismus zieht oft Analogien aus der Natur, um seine Prinzipien zu erklären. Betrachten Sie einen Baum, der ohne Anstrengung wächst, oder Wasser, das seinen Weg findet, ohne Widerstand zu leisten. In der Natur sehen wir das perfekte Beispiel für das Wu Wei.
Wu Wei in der modernen Welt
In einer Welt, die oft von Stress, Hektik und übermäßiger Anstrengung geprägt ist, kann das Prinzip des Wu Wei als Gegenmittel dienen. Durch das Loslassen von Kontrolle und das Vertrauen in den natürlichen Fluss des Lebens können wir mehr Gelassenheit und Zufriedenheit finden.
Das Konzept des Wu Wei mag einfach klingen, aber es ist nicht immer leicht in der modernen Welt umzusetzen. Unsere Konditionierung, ständig aktiv zu sein, macht es schwierig, sich dem natürlichen Fluss hinzugeben. Es erfordert Übung und Achtsamkeit.
Die Praxis des Wu Wei im Taoismus erinnert uns daran, dass das Leben seinen eigenen Rhythmus hat, und dass wir oft mehr erreichen, wenn wir weniger kontrollieren. Im "Nichtstun" liegt eine kraftvolle Weisheit, die uns hilft, im Fluss des Lebens zu sein, ohne uns ständig gegen den Strom zu stemmen. Es ist eine Einladung, die Weisheit der Natur zu erkennen und in Harmonie mit ihr zu leben. Wu Wei ist nicht nur eine Philosophie, sondern eine lebendige Praxis, die uns daran erinnert, dass das größte Handeln oft in der Stille und im Loslassen liegt.
Siehe auch
- Nicht-Tun
- Achtsamkeit im Alltag - Das Nicht-Tun
- Laissez-faire
- Sarvakarmasamnyasa
- Waldbaden
- Taoismus
- Buddhismus
Literatur
- J. C. Cooper: Was ist Taoismus. München 1993, ISBN 3-502-62112-8
- Theo Fischer: Wu Wei, die Lebenskunst des Tao. Rowohlt Tb., Januar 2005 ISBN 3-499-61980-6
- Alan Watts: Der Lauf des Wassers. Inselverlag Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-458-34639-2
Weblinks
- Definition, Erklärung, Geschichte
- Wu-Wei in Europe. A Study of Eurasian Economic Thought. von Christian Gerlach, London School of Economics – März 2005 (PDF-Datei; 406 kB)
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