Lehre der Wiedergeburt

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Lehre der Wiedergeburt - Im Hinduismus gibt es das Gesetz des Karmas. Die Karma Gesetze regeln Leben und Tod. In der Physik nennt sich das Ursache und Wirkung. Eine Ursache wird gesetzt, die Wirkung tritt ein. Ein Gesetz des Karmas wird nicht befolgt und die daraus entstehenden Früchte sind zu ernten. Hier gilt es ethisch zu handeln, sich zu reinigen und mit dem richtigen Verständnis über die Vorstellung der Handelnde zu sein, hinauszugehen, um aus dem Kreislauf von Geburt und Tod auszusteigen.

Die Lehre der Wiedergeburt

Wiedergeburt - Übergang von einer Form in die Nächste

- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Emerson, Plato und Pythagoras glaubten fest an die Lehre der Wiedergeburt, die die Grundlage des Hinduismus und Buddhismus bildet. Auch die alten Ägypter glaubten an diese Lehre, und die griechischen Philosophen machten sie zu einem Hauptbestandteil ihrer Philosophie.

Der Mensch klammert sich sein irdisches Leben; das beweist, dass es eine vorhergehende Erfahrung und Existenz und ein zukünftiges Leben geben muss. Die Menschen lieben ihr Leben über alle Maßen und verlangen darum nach einem Weiterleben.

Einige Menschen werden geboren und sterben schon innerhalb weniger Wochen, Monate oder Jahre, manche sterben schon im Mutterleib, andere hingegen werden hundert Jahre alt. Warum kommen einige Menschen auf die Welt, um nur kurze Zeit zu leben, und warum leben andere länger? Ist das bloßer Zufall, oder gibt es ein Gesetz, das Leben und Tod bestimmt? Werden die Menschen vollkommen willkürlich geboren und müssen dann wieder sterben? Es gibt ein Gesetz, das Leben und Tod regelt - das Gesetz von Ursache und Wirkung.

Dieses höchste Gesetz, das unausweichlich und allmächtig ist, beherrscht alles. Die ganze Welt unterliegt ihm, selbst alle anderen Gesetze der Natur. Das Gesetz des Karma ruft Ursache und Wirkung hervor: nicht Gott ist es, der bestraft, sondern der Mensch erntet die Früchte seines Karma. Das Gesetz von Ursache und Wirkung übt seine Wirkung auf ihn aus: Für seine guten Taten erntet er Freude, für seine bösen Taten muss er Schmerz, Krankheit, Verlust des Eigentums und so weiter erleiden.

Der Instinkt ist durch vergangene Erfahrung entwickelt worden, und die Hindus fanden einen wichtigen Beweis für die Richtigkeit der Lehre in dieser Tatsache. Die Erfahrungen der vorhergehenden Tode bleiben latent in Form von Samskaras oder Eindrücken in der Chitta (Unterbewusstsein) und üben dort ihre Wirkung aus. Die so große Todesangst der Menschen rührt daher, dass die Erfahrung von Schmerz in seinem Unterbewusstsein weiterbesteht.

Wenn ein Mensch sich auf den ersten Blick verliebt, hat er das Gefühl, den geliebten Menschen auch schon früher gekannt zu haben. Ihre Seelen liebten sich schon in früheren Leben, erinnern sich dessen und haben sofort das Gefühl, dass sie sich schon einmal begegnet sind. Solche Liebe beruht nicht auf rein körperlicher Anziehungskraft und bleibt fast immer beständig. Buddha erzählte seiner Frau von ihrer Liebe und Güte zu ihm in einem früheren Leben und konnte auch über die vorhergehenden Leben anderer erstaunliche Einzelheiten berichten.

Jede Wirkung muss eine Ursache haben. Ein Sein kann nicht aus einem Nichts hervorgehen. Das ist das fundamentale Prinzip der modernen Wissenschaft und auch der Philosophie. Du kannst nicht aus einem Nichts entstanden sein, es gibt eine Ursache für deine jetzige Existenz. Einer wird blind geboren, ein anderer als Genie, wieder einer dumm oder reich, arm, gesund oder kränklich. Für alle diese Erscheinungen gibt es eine bestimmte Ursache.

Die Ursache ist die unsichtbare Vorbedingung für die Wirkung, und die Wirkung ist die sichtbare Erscheinungsform der Ursache, und die Saat ist die Wirkung. Der Dampf ist die Ursache, der Regen ist seine Wirkung. Der ganze Baum ist schon im Samenkorn latent enthalten, ebenso wie der gesamte Mensch in unsichtbarer Form in der Samenzelle. Die Saat eines Bananen-Baumes kann nur einen Bananen-Baum, nicht aber einen Mango-Baum hervorbringen, und der menschliche Samen kann nur einen Menschen, nicht aber ein Pferd erzeugen. Aus einer winzigen Samenzelle entsteht ein großer Mensch mit all seinen Gliedern und vielen Organen. Was für ein Wunder ist das! Aus einem kleinen Samenkorn wird ein riesiger Bananen-Baum. Schließe einmal deine Augen und denke über dieses Geheimnis nach. Du wirst voll Ehrfurcht und Bewunderung sein.

Innerhalb dieses groben physischen Körpers besteht noch ein anderer feiner Körper (Linga Sharira oder Sukshma Deha). Dieser feine Körper tritt zur Zeit des Todes mit all seinen Eindrücken und Neigungen aus dem groben, physischen Körper heraus. Man kann ihn nicht mit bloßem Auge sehen, da er wie Dampf ist. Nur der feine Körper geht zum Himmel und manifestiert sich danach wieder in einer groben Form. Diese Wiedererscheinung des feinen Körpers (Astralkörpers) im groben Leib wird Wiedergeburt genannt. Du kannst dieses Gesetz leugnen, es wirkt trotzdem, und du kannst ihm nicht entgehen. Ein Nicht-Anerkennen zeigt nur deutlich deine Unwissenheit. Ob du es nun erkennst oder nicht, es wirkt unabhängig davon, so wie das Sonnenlicht immer da ist, wenn die Eule es auch nicht sieht.

Du erlangst dein Wissen durch Erfahrungen. Wenn ein Mensch Harmonium spielt, legt er anfangs bewusst die Finger auf die einzelnen Tasten und wiederholt das immer wieder, bis nach einiger Zeit die Bewegung der Finger zur Gewohnheit wird. Er vermag dann eine Melodie zu spielen, ohne auf die Tasten zu sehen. Ebenso sind deine Neigungen in diesem Leben das Ergebnis deiner vorherigen bewussten Handlungen.

Sri Sankaracharya und Sri Gyana Dev (bedeutender Yogi) kannten schon in ihrer Kindheit die Veden und die Shastras. Es hat Fälle gegeben, in denen Kinder meisterhaft Klavier spielten oder über die Gita Vorlesungen hielten. Der große deutsche Dichter Goethe beherrschte siebzehn Sprachen. Diese Genies erlernten das nicht alles in einem einzigen Leben, sondern müssen schon in vergangenen Leben Erkenntnisse gesammelt haben.

Jedes Kind wird mit besonderen Abneigungen und Zuneigungen, die sich aus vergangenen bewussten Handlungen herleiten, geboren. Kein Kind kommt mit einem vollkommen unberührten Verstand, der einer tabula rasa (einem unbeschriebenen Blatt) gleicht, auf die Welt. Wir haben schon früher gelebt. Die großen Weisen, Rishis und Yogis der Vergangenheit und Gegenwart heilen das, auch Jesus Christus glaubte daran, denn er sagt in der Bibel: "Bevor Abraham war, war ich", und die Wiedergeburt taucht auch im alten Testament auf, zum Beispiel wurde Elias als Johannes der Täufer wiedergeboren.

Mit der Erblichkeit können nicht alle Ungleichheiten, Verschiedenheiten und Fälle von Genialität erklärt werden, den meistens sind die Eltern, Brüder und Schwestern dieser Genies ganz durchschnittliche Menschen. Neigungen sind das Ergebnis vergangener Handlungen und beruhen nicht auf Vererbung. Die Genies haben ihre Talente in früheren Leben erworben.

Wenn sich deine Wünsche unter den gegenwärtigen Bedingungen in diesem Leben nicht erfüllen können, wirst du zu ihrer Erfüllung wieder auf diese Erde zurückkommen müssen. Wenn du bis zum Ende dieses Lebens den starken Wunsch hast, ein großer Künstler zu werden, es dir aber nicht möglich ist, so wird dich dieser Wunsch in eine für dieses Streben günstige Umgebung und entsprechende Verhältnisse auf die Erde zurückbringen. Du wirst deine Kindheit mit dem Wunsch, Künstler zu werden, beginnen.

Der Einwand: "Warum erinnern wir uns nicht an unsere Vergangenheit?" wird oft gegen die Lehre der Wiedergeburt vorgebracht. Du entsinnst dich gewiss nicht dessen, was du in deiner Kindheit tatest. Wenn die Erinnerung der einzige Beweis für deine Existenz wäre, könntest du damals nicht gelebt haben, weil du dich nicht mehr dessen entsinnst. Die Einzelheiten sind deinem Gedächtnis entfallen, aber das Wissen, das du durch vorhergehende Erfahrungen erworben hast, ist ein Teil deines Wesens geworden. Diese Erfahrungen ruhen noch als Eindrücke in deinem Unterbewusstsein (Chitta).

Wenn du dich immer an deine Vergangenheit erinnern könntest, dann würdest du die Gegenwart vernachlässigen. Ein verhasster Feind deines vergangenen Lebens kann in dieses als dein Sohn geboren werden. Wenn du dich an deine Vergangenheit erinnern könntest, würdest du ihn sofort umbringen, denn die alten Gefühle der Feindschaft werden wieder sehr stark in deinem Herzen aufsteigen. Wenn du in die Universität kommst, bringst du dein in der Schule erworbenes Wissen mit und erweiterst und entwickelst es dann in fortgeschrittenen Studien. Du entsinnst dich nicht aller Einzelheiten deiner ersten Schuljahre, doch ist die Gesamterfahrung vorhanden, wenn du in der Universität bist. Ebenso beeinflussen die vorhergehenden Erfahrungen dein gegenwärtiges Leben.

Die Natur hält wohlweislich die Vergangenheit vor dir verborgen, denn es ist nicht wünschenswert, sich ihrer zu erinnern. Nimm an, dass du dich genau an deine Vergangenheit erinnerst und auch weißt, dass du eine sündhafte Tat begangen hast, für die du nun leiden musst. Deine Gedanken werden ständig darum kreisen, deine Sorgen werden kein Ende haben, dein Schlaf wird unruhig sein, und das Essen wird dir nicht schmecken. Darum lehren die Weisen: "Denke nicht an die Vergangenheit und mache keine Pläne für die Zukunft! Lebe in der Gegenwart und nütze sie! Denke gut und tue Gutes, dann wird deine Zukunft besser sein.

Ein Yogi kann sich durch Konzentration auf die Samskaras seiner vorhergehenden Leben erinnern und weiß auch alles über deine Leben, wenn er sich auf die Samskaras oder Eindrücke, die in deinem Unterbewusstsein liegen, konzentriert.

Dein jetziges Leben ist das Ergebnis deiner vergangenen Handlungen, und alle Werke, die du hier tust, werden dein zukünftiges Leben bestimmen. Durch dein Handeln hast du das Gesetz der Ursache in Bewegung gesetzt und bist dadurch im Kreislauf von Geburt und Tod verstrickt. Das ist das Gesetz der Wiedergeburt, das alle Wesen bindet und aus dessen Fesseln man sich nur durch vollkommene Erkenntnis des Unvergänglichen für immer befreien und Vollkommenheit erlangen kann.

Deine Erfahrungen können schwerlich vernichtet werden, denn deine Taten haben eine unsichtbare Kraft (Adrishtam oder Apura genannt), die Wirkungen erzeugen. Die Handlungen offenbaren sich später wieder als Neigungen, wenn du viele barmherzige Taten vollbringst, entwickelst du eine starke Neigung, immer Barmherzigkeit zu üben. Wer also in diesem Leben barmherzig ist, hat schon im vorhergegangenen Leben diese Charaktereigenschaft entwickelt. Wiedergeburt ist abhängig vom Karma. Wenn ein Mensch Handlungen animalischer Natur begeht, wird er als Tier wiedergeboren.

Die Lehre der Wiedergeburt ist so alt wie die Veden oder der Himalaya und löst viele Probleme des Lebens. Mit jedem Wort, jedem Gedanken und jeder Tat bildest du dir einen Vorrat für weitere Leben. Sei darum gut, tue Gutes, habe reine Gedanken, tue tugendhafte Taten, reinige dein Herz und meditiere regelmäßig über den unsterblichen Atman, das höchste Selbst. Du kannst dich selbst vom Kreislauf der Geburten und Tode befreien und schon in diesem Leben Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit erlangen.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Indische Schriften

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