Ahimsa: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ahimsa''' ([[Sanskrit]]: अहिंसा ahiṃsā ''f.'') wörtl.: Nicht-Verletzen, ist das [[Konzept]] der Gewaltlosigkeit, d.h. der Nichtschädigung anderer in Gdanken, Worten und Taten. Im "klassischen" [[Raja Yoga]] nach [[Patanjali]] steht Ahimsa an erster Stelle der fünf [[Yama]]s. Ahimsa schließt seelisches Nicht-Verletzen ein und geht in dem Sinn noch vor [[Satya|Wahrhaftigkeit]]: Wahrheit darf möglichst nie verletzen, ist manchmal eventuell zu verschweigen.
'''Ahimsa''' ([[Sanskrit]]: अहिंसा ahiṃsā ''f.'') wörtl.: [[Nansamasa|Nicht]]-[[Himsa|Verletzen]], ist das [[Konzept]] der Gewaltlosigkeit, d.h. der Nichtschädigung anderer in Gedanken, Worten und Taten. Im "klassischen" [[Raja Yoga]] nach [[Patanjali]] steht Ahimsa an erster Stelle der fünf [[Yama]]s. Ahimsa schließt seelisches Nicht-Verletzen ein und geht in dem Sinn noch vor [[Satya|Wahrhaftigkeit]]: Wahrheit darf möglichst nie verletzen, ist manchmal eventuell zu verschweigen.


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Version vom 21. Mai 2015, 12:05 Uhr

Ahimsa (Sanskrit: अहिंसा ahiṃsā f.) wörtl.: Nicht-Verletzen, ist das Konzept der Gewaltlosigkeit, d.h. der Nichtschädigung anderer in Gedanken, Worten und Taten. Im "klassischen" Raja Yoga nach Patanjali steht Ahimsa an erster Stelle der fünf Yamas. Ahimsa schließt seelisches Nicht-Verletzen ein und geht in dem Sinn noch vor Wahrhaftigkeit: Wahrheit darf möglichst nie verletzen, ist manchmal eventuell zu verschweigen.

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Raja Yoga Sutras von Patanjali

अहिंसासत्यास्तेयब्रह्मचर्यापरिग्रहा यमाः ||2.30||

ahiṃsā-satyāsteya-brahmacaryāparigrahā yamāḥ ||2.30||

Die Regeln der äußeren Disziplin (yama) bestehen aus Nichtverletzen (ahiṃsā), Wahrhaftigkeit (satya), Nichtstehlen (asteya), Enthaltsamkeit (brahmacarya) und Unbestechlichkeit (aparigraha).

Die Hatha Yoga Pradipika (1.1.17) schreibt ahiṃsā ebenso selbstverständlich vor.

Wie weit ist persönliche oder kollektive Selbstverteidigung angemessen? Religionen und innerhalb derer verschiedene Traditionen unterscheiden sich da seit Jahrtausenden.

Sukadev über Ahimsa

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ahimsa

Die Liebe zu allen Wesen

Ahimsa, das erste der fünf Yamas, das erste der fünf Gebote, das erste der fünf Empfehlungen im Umgang mit anderen. Ahimsa, das Gegenteil von Himsa, Himsa heißt Verletzen. Positiv ausgedrückt ist Ahimsa Maitri bzw. Maitri Bhavana, Wohlwollen, das Gefühl der Freundschaft, Mitgefühl, Nächstenliebe, Liebe. Ahimsa ist der eine Ausdruck und Ahimsa heißt Nicht-Verletzen, im engeren Sinn heißt es auch Nicht-Töten. Zunächst mal geht es darum, nicht töten. Nicht töten in Gedanken, Worten und Taten. Ahimsa heißt, dass du verzichtest auf das Faustrecht, jemanden zu töten, der dir nicht passt. Ich nehme an, das ist jetzt für dich nicht die Frage.

Aber Ahimsa heißt auch, deinen eigenen Körper nicht zu töten, also auch keinen Suizid zu begehen. Ahimsa heißt auch, Tiere nicht zu töten. Ahimsa kann heißen, Vegetarier zu sein, Ahimsa kann sein, Veganer zu sein. Ahimsa heißt aber auch, Nicht-Verletzen der Gefühle von anderen. Vollständiges Ahimsa ist kaum möglich, denn Menschen setzen sich auseinander, Menschen wollen dies, Menschen wollen jenes, es gibt jede Menge Missverständnisse. Trotzdem, vom Herzen her kannst du Ahimsa wollen. Du kannst so handeln, dass nach Möglichkeit du aus Liebe handelst, andere nicht physisch verletzt. Ahimsa heißt, in Worten. Das heißt, versuche, freundliche Worte zu sprechen, versuche, soweit es geht, mit Menschen freundlich zu sprechen. Ahimsa heißt schließlich auch, in Gedanken und damit auch im Gefühl. Entwickle für Menschen ein Gefühl des Wohlwollens.

Entwickle für Menschen ein Gefühl des Mitgefühls, der Nächstenliebe. Ahimsa in diesem Sinne ist das tiefe Bewusstsein, du bist eins mit allen Wesen und du willst niemandem etwas Schlechtes, denn du weißt, wir sind alle eins. Und so bist du in der Liebe, so bist du in Maitri Bhavana, du bist in Prema, in dieser Liebe. Aber zunächst mal heißt Ahimsa Nicht-Verletzen. Ahimsa ist auch etwas im zwischenstaatlichen Bereich, Ahimsa heißt dort, keine Kriege führen, keine Bürgerkriege führen. Ahimsa heißt auch, selbst wenn du dich für die gute Sache einsetzt, es gewaltlos zu tun. Mahatma Gandhi hat gezeigt, dass Ahimsa, das Prinzip der Gewaltlosigkeit, auch tyrannische Regimes zum Zusammenbruch bringen kann. Mahatma Gandhi hat aus diesem Konzept von Ahimsa ein politisches Konzept gemacht. Seit dem wissen Menschen, es muss keinen Bürgerkrieg geben, um die Verhältnisse umzukehren.

Man kann mit Ahimsa vieles machen. Martin Luther King hat gezeigt, dass das geht. Es hat die deutsche Friedensbewegung einiges bewirkt und die Menschen in Ostdeutschland haben 1989 die Berliner Mauer zum Fall gebracht, vorher die Solidarnosc in Polen und in vielen anderen Ländern. Mit Ahimsa ist vieles bewirkbar. Und natürlich, jetzt für dich selbst gilt es, Ahimsa, von tiefen Inneren her, fühle, dass du anderen helfen willst, vom tiefen Inneren her wünsche Gutes, sprich Gutes und tue Gutes! Patanjali sagt über Ahimsa: "Wer fest verankert ist in Ahimsa, der trifft auf keine Feindschaft." Wenn du tief im Inneren dieses tiefe Gefühl hast, du willst anderen Menschen helfen und dienen, dann wirst du nichts, was Menschen tun, als feindlich erleben. Sogar Jesus hat gesagt, als er am Kreuz gepeinigt wurde: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Er hat mit denen gefühlt, die etwas Schlimmes gemacht haben. In diesem Sinne, Ahimsa stammt auch aus der festen Überzeugung, dass tief im Inneren jeder Mensch das Gute will. Und weil du das tief im Inneren weißt, selbst wenn Menschen nicht so Gutes tun, hast du dennoch kein Empfinden von Himsa, du hast immer das Empfinden von Ahimsa. Ahimsa bedeutet also Gewaltlosigkeit, Nicht-Töten, Nicht-Verletzen.

Swami Sivananda über Ahimsa

In Gedanken, Wort und Tat keinen Schaden zuzufügen, heißt Ahimsa. Dies ist das bedeutsamste Anliegen in der Yogaschulung des Patanjali Maharshi . Darum steht es dort am Anfang. Wenn man Nicht-Gewaltsamkeit ausübt, kommen alle anderen Eigenschaften von selbst. Hierfur muß man die Selbstsucht zerstören. Man muß sich selbst abtöten und ein Felsblock werden, man muß seine Erregungen und Impulse beherrschen. Der Mensch ist schlimmer als eine Kobra oder ein Skorpion. Er hat ein Schwert in seiner Zunge, mit dem er die Gefühle anderer verletzen kann. Er hat Freude daran, anderen Schaden zuzufügen. Wer Ahimsa übt, hat einen starken Willen. In seiner Nähe hört jede Feindschaft auf. In seiner Gegenwart vertragen sich feindliche Tiere und leben in Eintracht zusammen.

Keinen Schaden zuzufügen (Ahimsa Paramo Dharmah) ist die höchste aller Tugenden. Ein Sannyasin sollte sich nicht verteidigen, wenn er angegriffen wird. Er sollte zu seiner Abwehr keine Waffen bei sich tragen . Ein Sannyasin sagt: »lch bin nicht der Körper, sondern der unsterbliche Atman. Ein Hausvater kann sich verteidigen, wenn er in Gefahr ist. Wenn er aber Ahimsa in Gedanken, Wort und Tat übt, sollte er sich auch wie ein Sannyasin benehmen.

Es liegt eine verborgene Kraft in Ahimsa, die alle beschützt, die sich diesem Gelöbnis anvertrauen. Die unsichtbare Hand Gottes schützt. Man braucht sich nicht zu fürchten. Was können Pistolen und Schwerter tun? Zuerst beherrsche deinen Körper. Bleibe ruhig, wenn ein Mensch dich schlägt. Unterdrücke deine Gefühle. Folge den Befehlen Jesu Christi in der Bergpredigt. Jesus spricht: "So dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den anderen auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem lasse auch den Mantel.« (Math. 5; 39,40) Zuerst ist dies sehr schwer. Die alten Samskaras der Rache: »Zahn um Zahn und Auge um Auge« oder: "Mit gleicher Münze heimzahlen«, wollen dich zwingen, das Unrecht zu vergelten. Du mußt dich beruhigen und warten, nachdenken und meditieren. Dann benutze deine Unterscheidungskraft.

Die Gedanken werden ruhig und auch dein wütender Gegner wird sich beruhigen, weil du ihm keinen Widerstand bietest. Er wird staunen und sich entsetzen, weil du wie ein Weiser dastehst . Langsam wirst du eine ungeheure Kraft empfangen. Halte dir dieses Ideal vor Augen und versuche, wenn auch mit strauchelnden Füßen, Stufe um Stufe zu erreichen. Mache dir ein klares mentales Bild von Ahimsa und seinen unschätzbaren Vorteilen.

Erinnere dich an die Handlungen großer Weiser aus alten Zeiten. Jayadeva, der Autor der Gitagovinda, machte seinen Feinden, die ihm die Hände abschnitten, große und reiche Geschenke und erflehte die letzte Befreiung für sie im Gebet. Er betete: "Oh, Herr, du hast die Befreiung deinen Feinden Ravana und Kamsa gegeben. Warum kannst du sie nicht auch meinen Feinden schenken?« So ist das großzügige Herz der Heiligen und Weisen. Pavhari Baba brachte einen Sack mit Geschirr dem Dieb, dem er nacheilte, und sagte: "0 Dieb Narayana, ich wußte gar nicht, daß du meine Hütte aufgesucht hast. Bitte nimm diese Dinge mit.« Der Dieb war zutiefst erstaunt. Er gab von dieser Stunde an seine schlechte Gewohnheit auf und wurde Schüler von Pavhari Baba. Wenn du dich an die edlen Handlungen solcher Heiligen erinnerst, mußt du ihren Grundsätzen und Idealen nachfolgen.

Nachdem du deinen Körper beherrscht hast, zügle deine Rede. Fasse den harten Entschluss, von nun an nie mehr einem Menschen ein unfreundliches Wort zu sagen. Zahllose Male wirst du versagen, aber wenn dein hundertster Versuch erfolgreich ist, hast du schon das Ziel erreicht. Zügle die Impulse des Redens. Beobachte Schweigen, übe Vergebung (Kshama). Sage zu dir selbst: »Er ist eine ganz kindliche Seele, er ist unwissend. Darum hat er dies getan. Ich möchte ihm verzeihen. Was habe ich davon, wenn ich ihn beschimpfe. Irren ist menschlich, aber vergeben ist göttlich.« Gib langsam den Wahn des Ichbewusstseins (Abhimana) auf, denn es ist die grundlegende Ursache von allem. Denke niemals daran, einem anderen weh zu tun. Du solltest nicht Tiere töten, sondern deine Selbstsucht, deine "Ichheit" und »Meinheit«. Wer den armen stummen Tieren das Leben nimmt, wird fürchterliche Qualen in den Höllen erleiden. Er wird in den Feuersee geworfen und dort geröstet. Aktion und Reaktion sind in gleicher Stärke einander entgegengesetzt. Es gibt Menschen, die meinen, Gott habe Vögel und Tiere ihnen zur Nahrung geschaffen. Wenn aber die Tiger aufstehen würden mit der Behauptung, Gott habe den Menschen ihnen zur Beute erschaffen, welche Antwort können wir törichten unwissenden Menschen ihnen geben? In der vegetarischen Kost liegt bessere Ernährung, auch für den Intellekt. Selbst heute noch gibt es Menschen, die keiner Fliege und Ameise etwas zuleide tun. Diese Menschen haben ein sanftes Herz und werden das geistige Ziel erreichen.

Die großen Religionen über Ahimsa

In allen Religionen spielt Ahimsa eine zentrale Rolle:

  • Lass niemanden Leben verletzten, sondern sei so gewissenhaft, das Leben anderer zu ehren wie dein eigenes. Denn Gewaltlosigkeit gegenüber allem Lebendigen ist das höchste Gesetzt. Tirthankara Mahavira
  • Lasst uns zu allen Lebewesen, groß oder klein, ein unendliches Herz und Geist entwickeln. Lasst uns Lieben entwickeln tun für die ganze Welt. Gautama Buddha
  • Du sollst nicht töten. Moses
  • Was du nicht willst das man dir tu das füg auch keinem anderen zu. Jesus Christus
  • Derjenige, der ein Leben schützt, soll so behandelt werden als habe er die gesamte lebende Menschheit gerettet. Kein Getier gibt es auf der Erde, keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch. Mohammed (Koran,VI-38)
  • Ein Mensch soll das Gute dem Leid, gute Handlungen der Sünde, die Tugend dem Laster, das Licht der Dunkelheit vorziehen. Zarathustra
  • Das Eigene Selbst lebt in allen. Alles sind Offenbarungen des einen Gottes. Wenn du einen anderen verletzt, verletz du dich selbst. Wenn du einem andren Menschen dienst, dienst du dir selbst. Liebe alle Menschen. Diene alle Menschen. Hasse niemanden. Beleidige keinen. Verletze niemand nicht in Gedanken, mit Worten oder Taten. Hinduismus

Swami Sivananda über Ahimsa

Auszug aus "Die Botschaft" von Swami Sivananda:

"Es gibt keine Buße, die der Ahimsa-Übung gleichkommt. Es gibt keinen Schwur, der der Aussage der Wahrheit gleichkommt. Es gibt keine Zucht, die der Zucht über Sinne und Gedanken gleichkommt. Ahimsa-Übungen entwickeln Liebe. Ahimsa ist ein anderer Name für Wahrheit und Liebe. Darum entwickle sie ohne Unterlass.

Gewaltlosigkeit ist ein großes und anfeuerndes Ideal. Gedanklicher Verzicht ist die erste und wesentlichste Bedingung der Ausübung von Gewaltlosigkeit. Wer den Wunsch nach Reichtum, Namen und Ruhm aufgegeben hat, kann Gewaltlosigkeit üben. Gewaltlosigkeit kann nicht von Schwächlingen geübt werden. Sie ist eine Tugend der Starken. Sie ist eine Waffe der Starken.

Wenn jemand dich mit deinem Stock schlägt, solltest du keinen Gedanken an ein Zurückschlagen noch irgendein unfreundliches Gefühl gegen den Peiniger aufkommen lassen. Du siehst, wie schwer die Übung von Ahimsa ist. Vergib dem Menschen, der dich verletzt hat. Gib Liebe für Hass. Vergelte Böses mit Gutem. So wirst du an das Göttliche herankommen. Wer Gewaltlosigkeit übt, muss notwendigerweise demütig sein. Gewaltlosigkeit ist eine Tugend der Starken und Mutigen. Sie ist ein Laster des moralisch Schwachen, der ein Feigling ist."

Ahimsa als Spiritueller Name

Ahimsa kann auch als Spiritueller Name vergeben werden. Wer Ahimsa als Name erhält, bekommt die besondere Aufgabe, Mitgefühl zu entwickeln und allen Wesen mit Respekt und Liebe zu begegnen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Angst

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Indische Schriften

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Multimedia

Ahimsa – Nichtverletzen und Güte – mp3 Kurzvortrag

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Sukadev über Ahimsa

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