Sanskrit Kurs Lektion 44: Unterschied zwischen den Versionen

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:Die AMRITA SIDDHI ("Erlangung der Unsterblichkeit") ist ein bisher noch wenig bekannter Ur-Text zum Hatha Yoga, der aus einem asketisch orientierten buddhistischen Umfeld stammt. Niedergeschrieben wurde er vermutlich im 11. Jahrhundert in Indien von Madhava Chandra. Der Verfasser lehrt in 35 kurzen Kapiteln die praktischen und theoretischen Grundlagen
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:In diesem Workshop erlernen und praktizieren wir eine Serie von fünf energetisierenden Übungen, die mit Körper, Aufmerksamkeit und Atmung arbeiten


:Dr phil Oliver Hahn
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 117]]
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Aktuelle Version vom 10. November 2025, 09:10 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Die Korrelativpronomen Yad und Tad (4)

In Lektion 23 haben wir die Korrelativpronomen Yad und Tad behandelt, die sich in einem Satz (Vakya) aufeinander beziehen. Der folgende Beispielvers enthält die von diesen beiden Korrelativpronomen abgeleiteten Adverbien Yada "wenn" und Tada "dann".


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem dritten Kapitel (Upadesha) der Hatha Yoga Pradipika, das der Praxis der Mudras und Bandhas gewidmet ist. Der 2. Vers leitet den Abschnitt der Mudra-Praxis zur Erweckung der Kundalini ein.


सुप्ता गुरुप्रसादेन यदा जागर्ति कुण्डली |
तदा सर्वाणि पद्मानि भिद्यन्ते ग्रन्थयोऽपि च || ३.२ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
suptā guru-prasādena yadā jāgarti kuṇḍalī |
tadā sarvāṇi padmāni bhidyante granthayo'pi ca || 3.2 ||


  • vereinfachte Transkription:
supta guru-prasadena yada jagarti kundali |
tada sarvani padmani bhidyante granthayo'pi cha || 3.2 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
suptā : die schlafende (Supta, Nom. Sg. f.)
guru-prasādena : durch die Gnade, Gunst, Hilfe (Prasada, Instr. Sg. m.) des Meisters (Guru, m.)
yadā : wenn (Yada, Adverb)
jāgarti : erwacht (jāgṛ, Verb)
kuṇḍalī : die Kundali (die "geringelte" Schlangenkraft Kundalini, Nom. Sg. f.)
tadā : dann (Tada, Adverb)
sarvāṇi : alle (Sarva, Nom. Pl. n.)
padmāni : Chakren ("Lotusse", Padma, Nom. Pl. n.)
bhidyante : werden durchstoßen (bhid, Verb)
granthayaḥ : die (drei) Knoten (Granthi, Nom. Sg. m.)
api : auch, sogar (Api, Adverb)
ca : und (Cha, Partikel)


  • Übersetzung:
Wenn die schlafende Kundali(ni) durch die Gnade des Meisters erwacht,
dann werden alle "Lotusse" (Chakren) und auch die "Knoten" (Granthis) durchstoßen.


Erläuterungen

  • Der Instrumental (Tritiya) guru-prasādena bezeichnet das Instrument der Handlung (Karana) und bezieht sich auf das PPP suptā. Es handelt sich hier um ein Kompositum vom Typ Tatpurusha, bei dem das zugrundeliegende Kasusverhältnis zwischen Vorderglied und Hinterglied als Genitiv (Shashthi) aufzulösen ist: "durch die Gnade (-prasādena) des Meisters (guru-)".
  • Das Adverb yadā "wenn" bezieht sich als Korrelativpronomen syntaktisch auf tadā "dann".
  • Der Nominativ (Prathama) kuṇḍalī ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung jāgarti.
  • Das Adverb tadā "dann" bezieht sich als Korrelativpronomen syntaktisch auf yadā "wenn".
  • Das Adjektiv sarvāṇi ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu padmāni und steht daher ebenfalls im Nominativ Plural Neutrum.
  • Der Nominativ Plural padmāni ist das logische Objekt (Karman) der passivisch ausgedrückten Verbalhandlung bhidyante.
  • Die Verbform bhidyante ("werden durchstoßen"), ist die 3. Person Plural Passiv der Gegenwart der Verbalwurzel bhid "spalten, durchbohren". Da das Verb im Passiv (Karmani Prayoga) steht, erscheinen seine logischen Objekte (sarvāṇi padmāni und granthayaḥ) im Nominativ (Plural).
  • Syntax: Die Verbindungspartikeln api "auch" und ca "und" werden im Sanskrit in der Regel dem Wort, auf das sie sich beziehen (hier granthayaḥ "die Knoten"), nachgestellt: granthayo'pi ca - "und auch die Knoten".
  • Sandhi: Im Nominativ Plural sarvāṇi "alle" wird das n der Endung durch das vorangehende r (Repha) zu , d.h. es wird "zerebralisiert". Die Form granthayo'pi steht für granthayaḥ api, da auslautendes -aḥ vor kurzem a zu -o wird. Das kurze anlautende a von api wiederum fällt nach -o aus und wird graphisch durch Apostroph ( ' ) bzw. Avagraha () dargestellt.


Metrische Analyse des 3. und 4. Pada

Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal, oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8
Devanagari दा र्वा णि द्मा नि भि द्य न्ते ग्र न्थ यो ऽपि
Transliteration ta sa rvā ṇi pa dmā ni bhi dya nte gra ntha yo 'pi ca
Silbenlänge kurz lang lang* lang kurz lang* lang lang** lang* lang* lang lang* kurz lang kurz lang**
Symbol υ υ υ υ


Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 3. und 6. Silbe (Pada 3) bzw. der 1., 2. und 4. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in sar-vā und pad-mā bzw. bhid-yan-te und gran-tha.

**Unabhängig von ihrer eigentlichen Kürze oder Länge gilt die 8. bzw. letzte Silbe eines Versviertels stets als lang, da ihr eine Pause folgt.

Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

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